JEEPERS CREEPERS – ES IST ANGERICHTET/JEEPERS CREEPERS

Ein wenig origineller Horrorstreifen

Trish (Gina Philips) und Darry Jenner (Justin Long) sind unterwegs auf dem Heimweg vom College. Trish hat eine unangenehme Erfahrung mit einem Jungen hinter sich, will aber nicht mit ihrem Bruder darüber reden. Unterwegs werden sie auf einem abgelegenen Highway von einem rostigen alten Lastwagen bedrängt, der sie schließlich überholt. Wenig später kommen die beiden an einer alten Kirche vorbei. Sie beobachten, daß dort ein großer Mann etwas aus dem Lastwagen, der sie eben erst überholt hatte, auslädt und in ein Belüftungsrohr nahe der Kirche wirft.

Darry ist der Meinung, man müsse nachsehen, Trish will lieber weiterfahren und die Polizei informieren. Darry setzt sich schließlich durch und die beiden fahren zurück zur Kirche. Dort angekommen, ruft Darry in das Rohr hinein, hört und sieht aber nichts. Bis schließlich eine schwache Stimme sich meldet. Darry klettert in das Rohr und rutscht ab. Er gleitet bis auf den Grund und findet dort eine Höhle. Während Trish oben wartet und die Umgebung beobachtet, immer darauf gefasst, daß der Lastwagen zurückkehrt, untersucht Darry das Gewölbe, das bis unter die Kirche reicht.

Er macht eine grausige Entdeckung: Menschliche Leiber, darunter ein ihm bekanntes Paar, das einst auf dieser Straße verschwunden sein soll, zieren die Wände. Sie sind miteinander verwoben und vernäht. Auf einer Art Altar liegt das neueste Opfer dessen, der hier haust. Es ist offenbar der- oder diejenige, dessen Abwurf Darry und Trish beobachtet haben.

Es gelingt Darry mit Trishs Hilfe, aus der Höhle zu entkommen. Während sich der Lastwagen nähert, gelingt beiden die Flucht.

Sie gelangen an eine Raststätte und rufen von dort die Polizei. Während sie warten, schellt der öffentliche Apparat. Darry geht dran und wird von einer Frauenstimme gewarnt, er solle, wenn die Melodie des Songs Jeepers Creepers ertönt, um sein Leben rennen. Darry hängt auf. Er erinnert sich jedoch, daß genau dieser Song im Autoradio lief, kurz bevor der Lastwagen sie drangsalierte und dann überholte.

Die Polizei trifft ein und hört sich die Geschichte der Geschwister an. Wirklich Glauben schenkt man ihnen nicht. Trish und Darry sollen den Polizisten zur Wache folgen, doch offenbar wurde ihr Wagen durchsucht, während sie im Restaurant gewartet haben. Sie folgen also den Polizisten. Unterwegs wird deren Wagen angegriffen und beide Officer werden getötet. Trish und Darry werden Zeugen, wie ein rieisger Mann aus dem Polizeiwagen steigt. Er greift den Wagen der Geschwister an, packt sich dann aber den abgetrennten Kopf eines der toten Polizisten und frisst dessen Zunge.

Erneut ergreifen Trish und Darry die Flucht. Sie kommen an ein Haus, in und um das herum etliche Katzen leben. Eine Frau (Eileen Brennan) tritt an die Tür und bedroht sie mit einer Schrotflinte. Die Geschwister können ihr klar machen, daß nicht sie eine Bedrohung darstellen, sondern der Unbekannte. Als der auftaucht und sich zu erkennen gibt, schießt die Frau mehrfach auf ihn, scheinbar vollkommen angstlos. Doch sie wird von dem Riesen getötet. Trish und Darry entkommen.

Nun attackiert der Fremde direkt ihren Wagen. Trish gelingt es, ihn zu überfahren. Mehrfach rollt sie über den leblosen Körper, da sie sicher sein will, ihren Angreifer wirklich getötet zu haben. Als sie in einigem Abstand anhält, um ihr Werk zu betrachten, sehen sie und ihr Bruder, wie sich aus dem Körper des vermeintlich Toten ein riesiger Flügel löst. Doch offenbar kann sich das Wesen nicht mehr aufrichten.

Trish und Darry fahren weiter und erreichen schließlich ein Polizeirevier. Die Beamten wollen ihnen ihre Geschichte nicht so recht glauben. Es taucht eine Frau namens Jezelle Hartman (Patricia Belcher) auf, die sich als jene zu erkennnen gibt, die Darry im Diner am Telefon gewarnt hatte. Sie behauptet, eine Art zweites Gesicht zu haben und „Dinge zu sehen“. Unter anderem habe sie gesehen, daß die Geschwister sich in großer Gefahr befänden, könne aber ihre Visionen nicht wirklich einordnen. Sie erklärt den beiden, daß das Wesen, das sie angegriffen habe, ein „Creeper“ (Jonathan Breck) sei. Es sei ein Dämon, der alle 23 Jahre für 23 Tage in der Gegend auftauche und Menschen angreife, um denen, die er auserkoren habe, weil er etwas an ihnen riechen könne, das ihm gefällt, jene Körperteile zu nehmen und sich einzuverleiben, die er für seinen eigenen Körper brauche. Es sei das Lied Jeepers Creepers, das den Dämon ankündige und wer es höre, sei dem Untergang geweiht.

Der Creeper dringt in das Polizeirevier ein und beginnt, die dort in Arrestzellen Gefangenen aufzufressen, um seinen durch Trishs Angriff malträtierten Körper zu regenerieren. Die Polizisten schießen auf ihn, müssen aber festsstellen, daß ihre Waffen gegen das Wesen nichts ausrichten können. Als der Creeper Jezelle Hartman in den Klauen hat, lässt er sie leben, da sie anscheinend nichts besitzt, das er haben will. Stattdessen packt er sich Darry. In die Enge getrieben, von etlichen Polizisten umstellt, scheint er seine Beute gleich an Ort und Stelle verschlingen zu wollen. Trish bittet die Polizisten, nicht zu schießen und fleht den Creeper an, statt Darrys sie selbst zu nehmen. Der Creeper scheint zunächst ins Grübeln zu kommen, schwingt sich dann aber mit Darry durch ein Fenster hinaus in die Nacht. Trish rennt hinter ihm her, aber der Dämon entschwindet mit seiner Beute am Nachthimmel.

Am folgenden Tag kommen die Darrys, um ihre Tochter abzuholen.

In einer verlassenen Fabrik hört man ein Grammophon eine uralte Aufnahme von Jeepers Creepers abspielen, während der Dämon an einem Tisch sitzt und sich an etwas zu schaffen macht. Darrys offenbar vom Körper abgezogene Haut hängt aufgespannt im Raum. Der Creeper nähert sich von hinten und blickt mit Darrys Augen durch dessen leere Augenhöhlen.

JEEPERS CREEPERS (2001) war ein leidlich spannender, aber sehr erfolgreicher Horrorfilm zu Beginn des neuen Jahrtausends. Produziert von der Firma American Zoetrope, die Francis Coppola gehört, verzichtet der Film unter der Regie von Victor Salva, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, weitestgehend auf allzu explizite Gewaltdarstellungen, müht sich  stattdessen um atmosphärisch dichte Momente und changiert zwischen den vor allem in den 80er Jahren beliebten Horror-Komödien und klassischem Monster-Horror. Er schließt somit an eine Reihe von Filmen an, die heute wie aus der Zeit gefallen wirken, da sie weniger an Eskalation und Spektakel interessiert sind, sondern eher an konventionellem Spannungsaufbau.

Salva orientiert sich inhaltlich an einer lokalen Legende, die vornehmlich in West Virginia erzählt wird. Es handelt sich dabei um die Legende vom Mothman, dem Mottenmann, ein beflügeltes Wesen, das angeblich erscheint, um drohendes Unheil anzukündigen. Salva bietet einen Dämon, der alle 23 Jahre auftaucht und 23 Tage lang Menschen fängt und ihnen jene Teile nimmt und frisst, die er für seine eigene Körperlichkeit gebrauchen kann. So frisst er in einer der heftigeren Szenen des Films die Zunge eines seiner Opfer und zeigt sich vor allem an den Augen eines weiteren interessiert. Allerdings gelingt es Salva nicht, sein Monster wirklich bedrohlich wirken zu lassen, da dieser Dämon zur Fortbewegung auf einen uralten Lastwagen angewiesen ist und ansonsten recht materiell und weltlich wirkt, wenn die Helden des Films – das Geschwisterpaar Trish und Darry Jenner – ihn schlicht überfahren, um sich seiner zu entledigen. Auch wenn das letztlich keinen Erfolg hat. Das ist symptomatisch für den Film: Er scheint in sich nicht geschlossen, er greift Sequenzen anderer, älterer Filme auf, er führt Altbekanntes mit nur wenig Originellem zusammen und wirkt dadurch unentschlossen. Schließlich kostet ihn diese Unentschlossenheit Spannung und auch die Wirkung der so dringlich aufgebauten Atmosphäre, die zumindest momentweise packt.

Salva gibt sein Monster recht früh Preis und nimmt dem Film damit einen wesentlichen Spannungsfaktor. Allerdings ist es eine der Stärken des Films, die Geschwister Jenner schon in einer sehr frühen Szene mit ausgesprochen seltsamen Vorkommnissen zu konfrontieren, die am hellichten Tag am Rande der Straße vor sich gehen und damit einen atmosphärischen Akkord zu setzen, der lange durch den Film trägt. Hier gehen seltsame Dinge vor sich und derjenige, der dafür verantwortlich ist, scheint sich nicht zu scheuen, vor aller Augen in Aktion zu treten. Da dies, wie wir später im Film erfahren, ein Dämon ist, braucht er sich natürlich nicht wirklich um menschliche Belange zu kümmern. Andererseits bezieht er genau daraus seine Bedrohlichkeit. Zumindest ein wenig Bedrohlichkeit, denn wirklich beängstigen kann dieses Wesen eben nicht. Dazu ist es zu konventionell, erinnert an zu viele Monster aus Filmen wie WISHMASTER (1997) oder TROLL (1986).

Ein Plus des Films sind seine Dialoge. In einer längeren Einführungssequenz werden uns die Geschwister auf ihrem Weg nach hause auf den Highways des Hinterlands gezeigt, wie sie sich gegenseitig anfrotzeln und allerlei blödsinnige Spielchen miteinander spielen und doch die ganze Zeit spürbar ist, daß Trish von einem Vorkommnis im College bedrückt wird. Wären die beiden nicht gar so albern, würde man sich als Zuschauer wirklich für sie interessieren. Sie sind aber albern und damit ist ein weiterer Grundton des Films gelegt: Er will wohl gruseln, er will aber nicht zu ernst genommen werden. Damit findet er direkten Anschluß an all jene schon erwähnten früheren Horrorkomödien. Daß Humor ein wesentlicher Teil gerade in Schreckensgeschichten ist, ist eine Binsenweisheit. Salvas Buch wirkt, als habe der Regisseur allerhand Einzelteile zusammengetragen, um sie miteinander zu vermischen, es dabei aber tunlichst vermieden, sein Publikum wirklich nachhaltig zu schockieren, zu verstören oder anzugreifen. Damit ist JEEPERS CREEPERS weit entfernt von jenen Filmen, die nur wenig später, ab Mitte des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrhunderts, unter dem Label Terrorfilme reüssierten. Salva legt einen altmodischen Film vor, was durchaus charmant sein könnte, nur müsste er dafür etwas lustiger, etwas origineller, etwas unheimlicher sein.

Sicher – wenn man Derry Jenner durch jenes Kanalrohr in den Untergrund folgt, wo der junge Mann die Höhle des Dämon entdeckt, wenn man dort mit seinen Augen die Wände der Höhle betrachtet, die aus Menschenleibern gebildet ist, Menschenleibern, die vernäht, starr, tot und zugleich seltsam wächsern und lebendig wirken, dann ist das durchaus ein unheimlicher Moment in diesem Film. Hier gelingt Salva genau die Atmosphäre, auf die er zielt. Fremdartig, bedrohlich, unheimlich und bedrückend sind diese Momente. Doch leider sind es die einzigen Momente des Films, die diese Intensität erreichen.

So kann man konstatieren, daß man es hier mit einem Film zu tun hat, der großartig beginnt und dann leider stark nachlässt, weil er das originelle Niveau dieses Beginns nicht halten kann, stattdessen auf alte, viel zu oft gesehene Wendungen und Entwicklungen setzt. Lediglich das Ende des Films kann da – mit einer gewissen Härte, einer überraschenden Kompromißlosigkeit – noch einmal verblüffen, dient aber zugleich der Vorbereitung eines möglichen zweiten Teils, der dann auch zuverlässig im Jahr 2003 in die Kinos kam.

JEEPERS CREEPERS verschenkt zu viel Potential, traut sich zu wenig, offenbart seine Vorbilder zu offensichtlich und lässt sich zu deutlich anmerken, was er alles sein möchte und doch nicht ist. So bleibt ein eben nur leidlich spannender, sehr konventioneller und nicht wirklich lustiger Horrorfilm, der genau so auch im Jahr1985 oder 1993 hätte entstehen können.

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