MACHEN WIR´S IN LIEBE/LET´S MAKE LOVE

Zwei Stunden Hollywood pur

Eine Frau in einem überdimensionierten Pullover läßt sich an einer Stange herabrutschen, blickt ins Publikum – aka die Kamera – und macht: Puuuh!

Kein Wunder, daß sich der Milliardär Jean-Marc Clement (Yves Montand) sofort verliebt. Denn es ist keine geringere als Marilyn Monroe in der Rolle der Ramona/Amanda Dell (Vorname je nach Fassung, im Original heißt die Dame Amanda). Um sie zu erobern, akzeptiert Jean-Marc sofort die Rolle seines eigenen Lookalikes in einer Off-Broadway-Produktion, in der die Reichen und Schönen – Elvis, die Callas und eben auch Jean-Marc – parodiert werden sollen.

Es entspinnt sich ein herrliches Verwirrspiel um echt und falsch. Der vollkommen unbegabte Jean-Marc engagiert sich Milton Berle, um zu lernen, wie man Witze erzählt, Bing Cosby, um das Singen und schließlich Gene Kelly, um das Tanzen zu erlernen. Doch hat er das Herz seiner Herzdame natürlich längst erobert, hält sie ihn doch für einen armen Schlucker namens Alexandre Dumas – was ihr irgendwie bekannt vorkommt – der sich so durchs Leben schlägt.

George Cukor, dem immer der Ruf anhing, ein ausgemachter Frauenregisseur zu sein und der das mit LITTLE WOMEN (1933), CAMILLE (1936) und natürlich mit THE WOMEN (1939) längst bewiesen hatte, gelingt im vermeintlichen Herbst seiner Karriere (die dann noch bis in die frühen 80er Jahre ihre Fortsetzung fand) eine der beschwingtesten Komödien des klassischen Hollywood.

Denkt man an Billy Wilders Schilderungen der Dreharbeiten zu SOME LIKE IT HOT (1959), gerade einmal zwei Jahre vor LET`S MAKE LOVE (1960) entstanden, vermag man sich kaum vorzustellen, wie es der Monroe gelungen sein soll, diese hochanspruchsvollen Choreographien zu tanzen, die der Film verlangt. Vielleicht war Cukor zu vornehm, vielleicht gab es auch einfach keinen Tratsch um die Diva, es sind zumindest kaum abträgliche Äußerungen zum Benehmen der Monroe bekannt.

Sie hatte während der Dreharbeiten eine Affäre mit dem Charmeur Montand, der hier in seinem ersten amerikanischen Film auftrat, vielleicht hat sie das beflügelt. Selten sieht man die Monroe derart selbstbewußt, voller Lust und in bester Laune ihr Programm abspulen. Das Songmaterial ist gut, „My Heart Belongs to Daddy“ aus der Feder Cole Porters ist zwar längst ein Hit, doch bringt sie den Song auf den Punkt, die Inszenierung von „Let’smake love“ ist für damalige Verhältnisse erotisch gewagt und einige der Ensemblenummern lassen erahnen, wo Madonna sich für ihre Bühnenauftritte hat inspirieren lassen. Die Gags sind gut, die Wortgefechte zwischen Monroe und Montand ebenso, wie dessen Auseinandersetzungen mit seinem Adlatus Alexander Coffman (Tony Randall, angemessen zerknittert) und dem Geschäftsführer der Unternehmen des Milliardärs, John Wales (Wilfried Clyde-White, angemessen belustigt ob der Eskapaden seines Chefs).

Es ist erstaunlich, daß dem Film kein Erfolg beschieden war. Die Monroe hatte sich etabliert und war mittlerweile anerkannt, auch als ernstzunehmende Schauspielerin. Man sieht es hier ebenso gut, wie in dem Drama MISFITS (1961), das John Huston ein Jahr später vorlegte und das offiziell der letzte Film war, in dem die Monroe spielte. Hier ist ihre Aufgabe aber ungemein schwerer. Wunderbar, wie sie Balance hält zwischen einer angemessen naiven jungen Frau, die mit Begeisterung am Theater arbeitet (und womit sie einen Teil des eigenen Lebens der vergangenen fünf Jahre reflektierte), lernwillig und dabei äußerst talentiert ist, und einer durchaus verführerischen Blondine, die ihre Wirkung auf Männer durchaus richtig einzuschätzen weiß. Dadurch, daß Cukor letzteres vor allem in die Tanzeinlagen verlegt, gibt er der Schauspielerin allerdings auch Handlungsfreiheit zur Ausgestaltung ihrer Rolle abseits der Bühne. Und der gelingt es bravourös, diese Amanda Dell nicht der Lächerlichkeit preiszugeben, wie es frühere Rollen durchaus verlangten, sondern sie dem charmanten Milliardär in ihrem ureigenen Terrain überlegen zu zeigen.

Inhaltlich kann man sich einmal mehr nur wundern, wie Hollywood manchmal auf das Spiel der Geschlechter blickte. Eine junge Frau am Theater, ein Milliardär, der sie gewinnen will und dafür wirklich alles in Bewegung setzt – soweit, so gut. Doch die Grundidee, sich Liebe kaufen zu können, sich per Hilfe der Größten ihres jeweiligen Fachs auf ein annehmbares Niveau nichtvorhandenen Talents hieven zu lassen, offenbart schon ein reichlich zynisches Weltbild.

Dennoch: LET`S MAKE LOVE überzeugt als das, was es sein will: Ein komödiantisches Musical mit einer romantischen Liebesgeschichte, überzeugenden Songs und Gags und gelungenen Tanzeinlagen. Mag es bessere Filme mit der Monroe gegeben haben, mag es sogar bessere Rollen für sie gegeben haben, LET`S MAKE LOVE ist auch heute noch ein wunderbarer Film, wenn man für ca. zwei Stunden aus dem Alltag ab- und in die Traumwelten Hollywoods eintauchen will.

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