HELD DER PRÄRIE/THE PLAINSMAN

Klassiker des reinen Kinos

Wild Bill Hickock (Gary Cooper) schifft sich in St. Louis ein, um in den Westen zu kommen, wo er sich der Kavallerie als Scout anschließen will. Präsident Lincoln hat verlangt, daß die Grenzen/Frontiers sicher gemacht werden müssten, jetzt, nachdem der Bürgerkrieg beendet sei. Auf der Reise trifft Wild Bill seinen alten Kumpel Buffalo Bill Cody (James Ellison), später Calamity Jane (Jean Arthur), die ihn liebt und die er nicht lieben will. Angekommen, erfährt er, daß die Indianer über Repetiergewehre verfügen, weshalb Hickock seine vordringlichste Aufgabe darin sieht, weitere Waffenlieferungen zu verhindern. Er und Cody machen zunächst gemeinsame Sache, wobei Hickock und Calamity Jane in Indianergefangenschaft geraten, Cody in einen Indianerhinterhalt, nachdem Jane dem Häuptling Yellow Hand (Paul Harvey) den Weg der Kavallerieeinheit, in welcher Cody mitreitet, verraten hat. Sie tat dies, um Hickock zu retten. Hickock kann sich zur Einheit durchschlagen, Jane die Kavallerie informieren, gemeinsam können die Soldaten gerettet werden. Schließlich ist Hickock jedoch gezwungen, einige Armeeangehörige, die im Dienste des Schurken Lattimer (Charles Bickford) standen, zu erschießen. So wendet sich das Blatt – Cody verfolgt nun Hickock, der seinerzeit Lattimer auf den Fersen bleibt. Im Goldgräberstädtchen Deadwood kommt es schließlich zum Showdown.

Gedreht 193&, ist dies einer der frühen Gary-Cooper-Western, gedreht von Cecil B. DeMille, der seinerzeit als „größter Regisseur Hollywoods“ galt, eine Art Steven Spielberg seiner Zeit. Heute wirken viele seiner Filme überholt und vorgestrig, doch einige Werke konnten die Zeit überdauern, so auch dieser Western, der im Original THE PLAINSMAN heißt. Es ist ein Film aus der „heroischen“ Zeit des Hollywoodwesterns, insofern sollte man sich, legt man Wert auf political correctness, von jeglichen dieser Filme fernhalten. Nichts hier ist political correct: Die Indianer sind blutrünstige Sadisten, ihnen Gewehre zu liefern ist eine Art Hochverrat, die Kavallerie (inkl. General Custer, der hier nominell in Kansas agieren soll, zwischendurch aber nach Little Big Horn reitet um dort sein Ende zu finden – und in einer ungewollt komischen Szene dem Begriff „last man standing“ eine ganz eigene, sehr wörtliche Interpretation liefert – , wobei Little Big Horn in Montana und damit ca. 800 Meilen von Kansas entfernt liegt) ist der Retter der Nation (und also heilig), Frauen kann man nicht trauen usw.

Wenn es dem Zuschauer jedoch gelingt, sich darüber hinwegzusetzen und sich klar zu machen, daß man es hier durch und durch mit einem Film zu tun hat, dann macht dieser Film einfach nur Spaß. Er hat enorme Dynamik, ununterbrochen wird Action geboten, wenn nicht Action, wird Spannung aufgebaut, die die nächste Action antipiziert, er hat Witz: sowohl die Szene zu Beginn am Kai, im Hintergrund der Raddampfer und ein enormes Gewimmel aus Menschen, Gütern, Pferden, wenn Cooper den Jungen kennen lernt und sich eine kurze Freundschaft anbahnt zwischen der Legende (Hickock) und der Zukunft (der Junge), dann ist das mit enorm viel Charme und Dialogwitz der beiden umgesetzt; desweiteren kann der Film aber in den entscheidenden Momenten auch Dramatik aufbauen und glaubhaft machen: Während der Belagerung der Einheit, die in den Hinterhalt gerät, ruft ein Offizier nach immerhin 7 Tagen immer noch sämtliche Soldaten mit Namen auf. Die, die sich nicht melden, werden tot sein. Die Soldaten, die noch da sind, begehren dagegen auf, ihre Verzweiflung und Angst kommen dem Betrachter nah, sie wirken glaubwürdig. Auch die Inszenierung der Mrs. Cody überzeugt – ihre Apelle daran, daß Töten als nahezu einzige Konfliktlösung nicht taugen kann, ist zumindest solange angemessen, bis man sie – inzwischen schwanger zur Mutter nach St. Louis reisend – , ihrer Dienste überdrüssig, aus der Handlung expediert. Es zeigt, daß der Film sich seiner selbst doch bewußter ist, als man annehmen würde.

Das alles ist natürlich zu großen Teilen der Besetzung zu danken: Ob Charles Bickford als Lattimer, ob James Ellison als Buffalo Bill, ganz zu schweigen von der großartigen Jean Arthur, die eine erstaunlich gewagte Calamity Jane gibt, dazu eine ganze Reihe eher unbekannter Darsteller für die zweite Reihe – jeder hier liefert eine gute, realistische Leistung ab. Zu Arthur ist allerdings hinzuzufügen, daß sie, bis sie sich irgendwann in ein Kleid zwängen läßt und plötzlich ein Weibchen nach männlicher Vorstellung sein zu wollen scheint, eine enorm emanzipierte Frau im Film, spezifisch im Western, darstellt.

Und Gary Cooper. Es wird heute immer schwieriger nachzuvollziehen, wie einztige Stars des klassischen Films diesen Status erreichen konnten. Ihr Typus ist meist schlicht zu weit von uns entfernt. Wenn man allerdings den jungen Gary Cooper hier sieht, gerade in den ersten Minuten des Films, versteht man, warum ihm einige Jahre lang ganz Hollywood zu Füßen lag. So, wie er hier aussieht und dazu auch spielt – es ist eine sehr gute Leistung – weiß man einfach, daß er auch heute das Potenzial zum Filmstar hätte. Hier liegen sie alle schon, all die Figuren aus HIGH NOON (1952), GARDEN OF EVIL (1954), VERA CRUZ (1954) oder MAN OF THE WEST (1958).

Vielleicht ist THE PLAINSMAN einer der wenigen DeMille-Filme, die fast uneingeschränkt auch heute noch funktionieren. Reine Filme, gewollt unschuldig, klar in ihrer Botschaft, vollkommen überzeugt ihrer selbst. Aber auch –

Großes Kino.

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