AGENTEN STERBEN EINSAM/WHERE EAGLES DARE

Einer jener erfolgreichen Filme, die den Krieg als Abenteuer darstellen

Zum Jahreswechsel 1943/44 erhält Major John Smith (Richard Burton) einen Geheimauftrag des MI6, des britischen Auslandsgeheimdienstes. Er soll mit eineM Kommando über den Alpen abspringen und den amerikanischen Brigadegeneral George Carnaby befreien. Die Maschine des Generals wurde auf ihrem Flug nach Kreta abgeschossen, der General gefangengenommen und nach Schloß Adler, dem Hauptquartier des Alpenkorps der deutschen Wehrmacht, verbracht. Da der General über Geheiminformationen zur bald zu eröffnenden 2. Front verfügt, befürchtet die Armeeleitung der Alliierten, daß er diese unter der Folter der Gestapo oder der SS preisgeben könnte.

Dem Team aus Spezialisten, die allesamt hervorragend Deutsch sprechen, wird ein Amerikaner zur Seite gestellt, Lieutenant Morris Schaffer (Clint Eastwood). Dessen Mitwirken erscheint den Briten zunächst geheimnisvoll, auch er selbst weiß nicht, weshalb er dem Kommando zugeordnet wurde.

Nach einem Tiefflug mit einer JU 52 springen die Männer in der einsetzenden Dämmerung über den Alpen ab. Was sie nicht wissen: Kurz nach ihnen springt eine weitere Person aus dem Flugzeug. Es ist Mary Ellison (Mary Ure), ebenfalls eine Agentin des MI6 – und eng mit Smith verbandelt.

Als der Trupp nach der Landung zusammenkommt, fehlt der Funker. Nach kurzer Suche finden die Männer seinem Leichnam. Nachdem Smith die anderen losschickt, die gesondert abgeworfene Ausrüstung zusammen zu suchen, er selbst müsse prüfen, ob das Funkgerät noch funktionsfähig sei, untersucht er den Leichnam und stellt fest, daß der Mann keineswegs durch den Sprung und die Landung den Tod fand, vielmehr wurde ihm das Genick gebrochen.

Mit deutschen Uniformen ausgestattet, nähert sich der Trupp dem Dorf Werfen. Hier sollen sich die Männer in einem Gasthof einfinden. Smith nimmt Kontakt zu Heidi (Ingrid Pitt) auf, einer Agentin der Briten. Diese soll Mary, die allein in den Gasthof gefunden hat, Zugang zum Schloß verschaffen, wo Mary sich als neue Haushaltskraft ausgeben und den Männern so helfen soll, ins Schloß einzudringen. Mary und Smith sind ein Liebespaar, arbeiten allerdings hochprofessionell zusammen.

Während Smith mit den Vorbereitungen beschäftigt ist, wird ein weiteres Mitglied des Kommandos getötet. Dann taucht eine Einheit der SS auf, die angeblich nach Deserteuren sucht. Smith und die anderen stellen sich und werden verhaftet. Smith und Schaffer werden von den andern getrennt und gesondert in einem Wagen Richtung Schloß gefahren. Sie töten ihre Bewacher und können entkommen.

Wie sie bereits zuvor festgestellt hatten, ist der einzige Zugang zum Schloß eine Seilbahn. Mit einigem Aufwand gelingt es den beiden Agenten, auf der Kabine der Seilbahn zum Schloß zu gelangen. Dort angekommen, müssen sie sich an der steilen Außenmauer hochhangeln, wozu Mary, die mittlerweile im Schloß eingetroffen ist und dort dem SS-Sturmbannführer von Hagen (Derren Nesbitt) mit allerlei Aufmerksamkeiten in Empfang genommen wurde, ein Seil aus einem Fenster herabgelassen hat.

Ins Schloß eingedrungen, bringen Smith und Schaffer auf ihrem Weg durch die Gänge Sprengladungen an neuralgischen Punkten an und töten neben einigen Wachmännern auch den Funker. Dann gelangen sie in den Saal des Schlosses, wo Carnaby mit General Rosemeyer (Ferdy Mayne) und SS-Standartenführer Kramer (Anton Diffring) zu Abend isst. Rosemeyer bittet Carnaby inständig, seine Informationen preiszugeben, bevor er ihn an die Gestapo überstellen müsse, deren Methoden er offenbar nicht goutiert. Doch Carnaby ist stur und wiederholt immer nur seinen Namen und Rang.

Smith und Schaffer treten in die Runde. Smith hält allerdings nicht nur die Deutschen in Schach, sondern fordert auch Schaffer auf, seine Waffen niederzulegen. Die ebenfalls am Tisch sitzenden Männer seines Kommandos, die getrennt ins Schloß gebracht wurden und offenbar ihrerseits Agenten der Deutschen sind, bezichtigt er der Gegenspionage. Vielmehr sei er, Smith, in Wirklichkeit Agent der Deutsche. Sein Name sei Jonathan Schmidt. Er lässt Rosemeyer bei einem deutschen Major in Italien anrufen, der ihn identifizieren könne, was dieser auch tut – Smith hatte als Doppelagent zwei Jahre für ihn gearbeitet.

Carnaby, so teilt er der verdutzten Runde nun mit, sei lediglich ein Schauspieler, der für die Rolle des Generals angeheuert wurde. Nun zeigt er SS-Standartenführer Kramer einen Zettel mit dem Namen des deutschen Meisterspions im Oberkommando der britischen Armee. Kramer bestätigt den Namen. Smith lässt die drei vermeintlichen Doppelagenten die Namen sämtlicher deutscher Spione in England niederschreiben, denn das müssten sie ja wissen, wenn sie, wie sie behaupten, wirklich für die Deutschen arbeiteten.

Derweil hat sich SS-Mann von Hagen um Mary bemüht, ihr das Schloß gezeigt und sich mit ihr zu verabreden versucht. Da der eloquente und gutaussehende Mann es gewohnt ist, daß sich die Damen ihm nicht verweigern, wird er durch Marys Zurückhaltung stutzig. Er kommt nun seinerseits in den Saal, wo er die in seinen Augen seltsame Versammlung antrifft. Er zückt seine Waffe und erklärt, alle Anwesenden hätten sich ruhig zu verhalten, bis die ganze Angelegenheit geklärt sei. Smith, der mittlerweile alle Informationen hat, die er brauchte, gibt Schaffer ein Zeichen und die beiden töten daraufhin alle Anwesenden, bis auf die drei Doppelagenten, die sie nun mitnehmen.

Sie müssen aus dem Schloß fliehen. Unter erheblichem Aufwand setzen sie sich gegen die anstürmenden Wachen zur Wehr, Smith muß sich, damit sie die Seilbahn nutzen können, mit zwei seiner Gefangenen auseinandersetzen, mit denen er schließlich auf der Kabine der Seilbahn, hoch über dem Abgrund hängend, kämpft und sie beide tötet. Der dritte Mann hat schon zuvor den Tod gefunden.

Im Dorf angekommen, nutzen die Fliehenden einen zuvor präparierten Bus, um sich ihren Weg zu einem nahegelegenen Flugplatz freizuräumen und zu -schießen, wo sie von der JU52 abgeholt werden sollen. Da Smith und Schaffer auch im Dorf etliche Sprengladungen angebracht haben, gelingt ihnen die Flucht. Schließlich gelangen sie an Bord der Maschine.

Abgeholt werden sie u.a. von Colonel Wyatt Turner (Patrick Wymark), der neben dem MI6 der führende Kopf hinter dem Kommando gewesen ist. Nun klärt sich endlich auf, worum es eigentlich bei dem ganzen Unternehmen ging: Carnaby wurde bewusst in Gestalt des Schauspielers Cartwright Jones (Robert Beatty) in die Hände der Deutschen gespielt, da man unbedingt herausfinden wollte, wer der Spion im britischen Oberkommando ist. Turner fragt Smith, ob er dies herausgefunden habe? Smith erklärt ihm, daß er wisse, wer es sei: Turner selbst. Nun stellt Smith dem Mann, der vor einem Kriegsgericht die Todesstrafe zu erwarten hat, frei, einen ehrenhaften Abgang zu wählen. Turner springt aus der Maschine. Schaffer bittet darum, zukünftig nicht mehr für rein britische Angelegenheiten angefordert zu werden. Die JU52 kehrt nach England zurück.

Man sollte eine Studie erstellen, wie unterschiedlich populäre Erzählungen zum 2. Weltkrieg in den Vereinigten Staaten, in Großbritannien, in Frankreich oder Deutschland ausfallen. Ohne nun belastbare Belege vorweisen zu können, wäre man wahrscheinlich nicht allzu erstaunt, daß der Krieg in Großbritannien vor allem als Spionage- oder Abenteuererzählung verarbeitet wird. Spezialkommandos und Sonderaufträge sind es, die britische Autoren zu faszinieren scheinen. Einer jener Autoren, der maßgeblich dazu beitrug, daß solch ein Eindruck entsteht, war Alistair MacLean.

MacLean hatte bereits mit seinem zweiten Roman, THE GUNS OF NAVARONE, der 1959 erschien, enormen Erfolg. Das Werk, das von einem Spezialauftrag berichtet, bei dem zwei riesige Kanonen außer Gefecht zu setzen sind, die den Briten die Passage einer Meerenge in der Ägäis versperren, wurde 1961 mit großem Staraufgebot – darunter Gregory Peck, Anthony Quinn, Irene Papas und David Niven – verfilmt. Auch der Film war ein großer Erfolg an den Kinokassen. Als der Produzent Elliott Kastner und der Regisseur Brian G. Hutton sowie Schauspieler Richard Burton, dessen Karriere seit seinem Erfolg mit WHO`S AFRAID OF VIRGINIA WOOLF? (1966) arg ins Stottern geraten war, nach einem Stoff suchten, um einen Hit zu produzieren, lag es nah, einen Autor anzuheuern, der ein Originaldrehbuch schreiben könnte, welches kommerziellen Erfolg versprach. Man trat an MacLean heran, der ein Script mit dem Titel WHERE EAGLES DARE verfasste.

Wieder ist es ein Spezialauftrag des britischen Oberkommandos, diesmal geht es darum, einen amerikanischen General zu befreien, dessen Flugzeug in den Alpen abgeschossen wurde und der sich nun in Gefangenschaft der Wehrmacht befindet. Er wird auf einem Schloß in den Bergen gefangen gehalten. Die Zeit drängt, da der Mann über Geheiminformationen zur 2. Front verfügt und man befürchtet, daß spätestens die Gestapo diese Geheimnisse aus ihm herausfoltern wird. Burton spielt einen britischen Offizier, der das Kommando, das aus Spezialisten des MI6 besteht, anführen soll. Ihm zur Seite wird ein einzelner amerikanischer Offizier gestellt, den der damals gerade auch in seiner Heimat zunehmend als Star betrachtete Clint Eastwood mimte. Eastwood, dessen Star-Status noch fragil war, da er zunächst in Europa in den in Amerika wenig beliebten Italo-Western von Sergio Leone reüssiert hatte, ließ sich allerdings bitten und handelte schließlich eine für damalige Zeiten ungeheure Gage von 800.000 Dollar aus. Doch war sein Mitwirken wichtig, um den Film in den USA entsprechend promoten zu können.

Über eine Lauflänge von nahezu 160 Minuten werden dem Zuschauer wilde Action, jede Menge Blut und eine hanebüchene Story geboten, die sich schließlich vollkommen in ihren Wendungen verliert und alle Beteiligten verwirrt zurücklässt. Denn bald stellt sich heraus, daß das Kommando keineswegs den Auftrag hat, einen General zu befreien – der ist lediglich ein Schauspieler – , sondern vielmehr dazu dient, einen von der deutschen Abwehr bei den Briten positionierten Spion zu enttarnen. Nur der von Burton gespielte Major Jonathan Smith ist darüber im Bilde. Eastwoods Lieutenant Morris Schaffer wird deshalb hinzugezogen, da die Briten sicher sind, daß dieser der Spionage für die Deutschen unverdächtig ist. In einer nicht nur für den Zuschauer verwirrenden Szene im Schloß dreht sich dieser Reigen mehrfach im Kreis, bis nicht nur der Zuschauer nicht mehr weiß, wer nun eigentlich wer ist und in wessen Dienst steht, sondern, beobachtet man die Darsteller genau, auch die Figuren selbst nicht mehr genau verstehen, wer sie eigentlich sind. Eastwoods Mine, wenn Burton sein Verwirrspiel beginnt, scheint weitaus mehr auszusagen, als was sie ausdrücken soll – hier scheint ein Schauspieler sehr deutlich zum Ausdruck zu bringen, was er von dem ganzen Unternehmen hält, in das er da geraten ist.

Doch der Plot des Ganzen spielt für Regisseur Hutton offenbar keine sonderlich wichtige Rolle. Es geht hier um Schauwerte. Schauwerte und Action. Deutsche Soldaten werden getötet, als gäbe es dafür Preise, es rumst und kracht an allen Ecken und Enden, Explosionen erschüttern das Schloß und später die kleine Stadt an dessen Fuße, wenn Smith und Morris sich ihren Weg in Richtung Flugplatz freischießen und -sprengen. Morris´ Anwesenheit erschöpft sich offensichtlich in seinen Qualitäten als Killer, denn das ist das einzige, was man ihn professionell tun sieht – Killen. Eiskalt werden Funker und Wachposten gemeuchelt, mal mit einem Messer, mal mit einer schallgedämpften Pistole, gelegentlich auch einfach mit Sprengstoff. Hutton und seinem Team sind auch historische Akkuratesse nicht sonderlich wichtig, es war schon nach Veröffentlichung des Films ein Spaß unter Aficionados, all die Fehler und Ungenauigkeiten aufzuzählen, die der Film bietet. Da werden Hubschrauber und Flugzeuge genutzt, die 1943/44 – die Zeit, in der der Film angesiedelt ist – noch nicht im Einsatz waren, und wenn, sicherlich nicht bei der deutschen Wehrmacht, gleiches gilt für einige der genutzten Waffen.

All das ficht das Drehbuch nicht an. Wie schon in THE GUNS OF NAVARONE, wird auch in WHERE EAGLES DARE der Eindruck erweckt, daß der 2. Weltkrieg ein großes Abenteuer für große Jungs war und außerdem von einigen unerschrockenen Briten und Amerikanern gewonnen wurde, die einem vertrottelten Gegner gegenüberstanden, dem man technisch, strategisch und taktisch immer überlegen war, der sich leicht täuschen ließ und ansonsten nicht mit Waffen umzugehen verstand. Nimmt man die Zahl der Toten, bleibt festzustellen, daß die Deutschen hier wie die Fliegen dahingemetzelt werden, selbst aber keinen vernünftigen Schuß abgeben. Dementsprechend sind sie entweder steife Generäle oder eitle SS-Männer, respektive Angehörige der Gestapo, wobei der Film es nicht so eng nimmt mit Gattungen, Zugehörigkeiten und den entsprechenden Uniformen. Sie erfüllen letztlich die Funktion, die in frühen Western die Indianer übernahmen: Sie sind da, sie sind gefährlich und dürfen daher auch immer getötet werden.

Worum es Hutton geht, wird in jenen Szenen deutlich, die in und auf der Seilbahn spielen, die den einzigen Zugang zum Schloß bietet. Hier kommt der Film zu sich selbst und kann, gemessen an modernen Actionfilmen, auch heute noch mithalten. Burton und Eastwood, die auf der Kabine hockend sich dem Schloß nähern und dann in einem waghalsigen Manöver die Außenmauern erklimmen, später muß sich Burton auf der Kabine liegend zweier Gegner erwehren, die er natürlich besiegt und in die Tiefe befördert. Es sind diese Momente, die das Publikum fesseln und fesseln sollen. Kameramann Arthur Ibbetson fängt diese Szenen sehr packend und dynamisch ein, es verschlägt einem den Atem, während man um Burton bangt, wohl wissend, daß ein Richard Burton natürlich nicht auf einer Seilbahn in den Alpen sein (filmisches) Ende finden wird. Ibbetson bietet auch zu Beginn des Films atemberaubende Bilder des Flugs der JU 52 über die winterlich verschneiten Alpen. Ansonsten ist der Film allerdings meist ebenso konventionell fotografiert, wie er konventionell inszeniert ist.

Für Richard Burton war es der erhoffte Karriereschub. Als kommerzielles Produkt entworfen und inszeniert, auf maximalen Erfolg getrimmt, konnte der Film genau die Hoffnungen erfüllen, die die Beteiligten in ihn gesetzt hatten. Er war immens erfolgreich. Auch in späteren TV- und Videoauswertungen konnte er immer wieder belegen, daß er als Actionfilm funktionierte. Alistair MacLean verarbeitete die Story in einem ebenfalls erfolgreichen Roman, Burton erkannte, daß es sich vielleicht auszahlen könnte, mehr auf Action, weniger auf Shakespeare zu setzen und Brian G. Hutton konnte noch einige mehr oder weniger erfolgreiche Filme realisieren. An den Erfolg von WHERE EAGLES DARE allerdings konnte er nie wieder anschließen.

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