DIE WONDERBOYS/WONDER BOYS
Eine äußerst gelungene Literaturverfilmung von Curtis Hanson
Grady Tripp (Michael Douglas) ist Professor für Kreatives Schreiben an einem College in Pittsburgh. Er selbst hat vor Jahren einen Roman veröffentlicht, der bei der Kritik ebenso ankam wie beim Publikum und ihm den PEN/Faulkner-Award eingebracht hat. Nun schreibt er seit Jahren am Nachfolger, hat sich aber mittlerweile in einem mehrere Tausend Seiten umfassenden Wust von einem Manuskript verloren.
Am Morgen des anstehenden Wochenendes wurde Tripp, nach eigener Aussage endgültig, von seiner Frau Emily verlassen. So ganz berührt ihn all das nicht, denn sein steter Marihuana-Konsum entfremdet ihn durchgehend von seiner Umgebung.
Am anstehenden Wochenende ist am College ein jährliches Fest geplant, bei dem Autoren, Lektoren und Verleger Gäste sind und ihre Arbeit vorstellen. Es gibt Vorträge und Lesungen. Am Abend des ersten Tages findet ein Empfang bei der Dekanin des Colleges, Sara Gaskell (Frances McDormand), und ihrem Gatten daheim statt. Schon beim Entree macht Tripp erneut die Bekanntschaft des Hundes der Gaskells, der Tripp nicht leiden kann und ihn regelmäßig angeht.
Das könnte damit zu tun haben, daß der Hund das Geheimnis kennt, das Sara und Tripp verbindet: Sie pflegen seit Jahren eine heimliche Affäre. Doch nun teilt Sara Grady in einem ruhigen Moment mit, daß sie schwanger ist und das Kind nur von ihm sein kann. Er solle sich entscheiden, ob er mit ihr gemeinsam ein neues Leben beginnen wolle, sie sei bereit, ihren Mann trotz des erwartbaren Skandals zu verlassen.
Auf dem Empfang taucht auch Terry Crabtree (Robert Downey Jr.) auf, Tripps Verleger, der ihn einst zum aufsteigenden Star am amerikanischen Literaturhimmel gemacht hatte, nun aber sehen will, wie weit sein Schützling mit dem Nachfolger ist. In seiner Begleitung befindet sich seine „neue Freundin“, Antonia „Tony“ Sloviak (Michael Cavadias), ein Transvestit, den Crabtree eben erst auf seinem Flug kennengelernt hat.
Und auch die junge Studentin Hannah Green (Katie Holmes), der Tripp in seinem Haus Unterschlupf gewährt, ist auf dem Empfang zugegen. Sie himmelt den Professor an und will eindeutig mehr von ihm, als er bereit ist zu geben. Vehement bestreitet Tripps allerdings ihr Interesse an ihm.
Während Tripp im Garten der Gaskell´schen Villa einen Joint raucht, trifft er dort auf James Leer (Tobey Maguire). Leer sitzt in Tripps Kurs und liefert dort regelmäßig hervorragende Geschichten ab, was ihm viele Neider beschert. Tripp hatte Hannah schon am Vormittag nach dem Seminar gebeten, sich ein wenig um Leer zu kümmern, da der ihm doch sehr verloren vorkommt.
Nun, im Garten der Gaskells, entspinnt sich ein Gespräch zwischen dem Professor und seinem Studenten, bei dem auch herauskommt, daß Leer eine Pistole dabeihat, er will sich in dieser Nacht das Leben nehmen, da er keinen Sinn mehr darin erblicken kann. Tripp gibt sich alle Mühe, den jungen Mann davon abzubringen und erzählt ihm von den Schönheiten der Welt. Außerdem solle der Junge mal einen Joint rauchen, das täte ihm gut. Leer lehnt das rundheraus ab.
Tripp, der um Leers fast schon obsessive Bewunderung von allem, das mit Hollywood zu tun hat, weiß, bringt ihn in das Schlafzimmer der Gaskells, in dem er sich erstaunlich gut auskennt, was auch Leer auffällt. Dort öffnet Tripp den Tresor und zeigt Leer die Jacke, die Marilyn Monroe bei ihrer Hochzeit mit Joe DiMaggio getragen hatte. Er hofft, dies könne Leer ein wenig aufmuntern.
Tripp will das Schlafzimmer wieder verlassen und wird erneut vom Hund der Gaskells gestellt. Der verbeißt sich in Tripps Knöchel, Leer kommt hinzu und erschießt den Hund mit seiner Pistole. Da die gesamte Gesellschaft bereits aufgebrochen ist, da der Empfang nun offiziell im College fortgesetzt wird, können Tripp und Leer den toten Hund im Kofferraum von Tripps Wagen verstecken. Wo sie den Kadaver loswerden, wollen sie sich später überlegen.
Erst einmal fahren auch sie zum Empfang. Wegen des Schmerzes und zur Beruhigung nimmt Tripp eine gehörige Dosis Kodein, das er immer im Wagen bei sich hat. Er ermuntert Leer, ebenfalls etwas zu nehmen. Das hat allerdings zur Folge, daß der junge Mann – vollkommen unerfahren in Sachen Drogen – während des Vortrags von Quentin „Q“ Morewood (Rip Torn) in dauerndes Gelächter ausbricht. Morewood wird von Tripp als persönlicher Feind angesehen, da es dem Romancier gelingt, Jahr für Jahr einen Roman zu veröffentlichen und dabei enormen Erfolg hat, was Tripp ihm neidet. Zumal er sich für den weitaus besseren Schriftsteller hält.
Tripp kippt im Flur des Collegegebäudes schließlich um und wird ohnmächtig. Als er erwacht, ist Sara bei ihm. Tripp will ihr nun erklären, daß er ihren Hund getötet hat, Sara mißversteht ihn aber und glaubt, er wolle ihr mitteilen, daß er sich nicht von seiner Frau trennen mag. Sara erklärt, daß sie sich noch nicht entschieden haben, ob sie das Kind auch allein erziehen wolle. Und Tripp wird sich klar, daß er sich seinerseits ebenfalls nicht entscheiden kann oder will. Obwohl er weiß, daß er Sara liebt und eine Zukunft mit ihr nun möglich wäre.
Der Abend setzt sich in verschiedenen Konstellationen fort. Tripp fährt Crabtrees neue „Freundin“ heim, unterwegs erfährt er, daß Crabtree kurz vor seinem Rauswurf beim Verlag steht, da er keine Erfolge mehr liefert. Später treffen sich Tripp und Crabtree in einer Bar, den mehr oder weniger apathischen Leer im Schlepptau, wo sie ein altes Spiel spielen, indem sie sich Geschichten zu den ihnen fremden Gästen ausdenken. Einer von ihnen behauptet, Tripps Wagen sei seiner, der Professor habe ihn geklaut. Es gelingt Tripp, Crabtree und dem sich ihnen anschließenden Morewood, den Mann abzuschütteln. Sie fahren noch einmal zum College, weil Leer seinen Rucksack dort vergessen hat.
Als Tripp mit dem Rucksack aus dem Gebäude kommt, sind die anderen mit seinem Wagen verschwunden. Dafür entdeckt er in Leers Rucksack das Manuskript zu dessen erstem Roman.
Tripp lässt sich vom Hausmeister des Colleges heimfahren, wo er Leer auf seinem Sofa findet. Als Kissen hat der junge Mann sich die Jacke von Marylin Monroe unter den Kopf gesteckt. Die hat er aus dem Tresor der Gaskells entwendet. Tripps Schwierigkeiten nehmen eindeutig zu.
Nun wirft sich Tripp in ein wahnwitziges Unternehmen: Er will noch in dieser Nacht seinen Roman fertigstellen, um Crabtree zu helfen, zudem will er James Leer vor der Polizei schützen. Die nämlich wurde von den Gaskells eingeschaltet, nachdem sie den Diebstahl der wertvollen Jacke festgestellt haben.
Während sich die Geschehnisse zusehends ins Aberwitzige steigern – Tripp schaltet Leers Eltern ein, die sich als ultrareiches und an ihrem Sohn ultra-desinteressiertes Ehepaar entpuppen, vor denen Crabtree und Tripp Leer schützen zu müssen glauben; später verbringt Leer die Nacht mit Crabtree, was Tripp zumindest fragwürdig erscheint; noch später muß Tripp zu seinen Schwiegereltern, wo er seine Noch-Ehefrau trifft, die ihm immer fremder erscheint – liest Hannah Tripps endlosen Roman. Sie konfrontiert ihren Professor mit der Wahrheit, daß dieses Konvolut letztlich exakt sein Leben spiegele: Nie könne er sich entscheiden und anstatt Verantwortung zu übernehmen, drücke er alles und alle von sich weg. Oder türme eben immer weiter Nebenhandlungen und Konflikte aufeinander, ohne je etwas zu lösen.
Grady Tripp sieht ein, daß sie recht hat. Und so beginnt er eine Tour, um all die aufgestauten Probleme zu lösen: Er verschenkt seine restlichen Drogen dem Hausmeister des Colleges, dann stellt er sich Saras Gatten und erklärt ihm, daß er dessen Frau liebe und mit ihr sein Leben verbringen wolle. Daraufhin wird er zwar gefeuert, doch steht einer Zukunft gemeinsam mit Sara nichts mehr im Wege.
Zu guter Letzt wird James Leer am Ende des Literaturfestes gefeiert, weil er als einziger Student dieses Jahrgangs tatsächlich einen Verleger gefunden hat: Terry Crabtree nimmt den jungen Schriftsteller unter Vertrag, sichert damit seine eigene Karriere und bewahrt Leer vor dem Rausschmiss aus dem College. Amerika hat einen neuen Wonder Boy. Und ein neuer Tag bricht an…
Michael Chabon wurde nach der Veröffentlichung seines Erstlings DIE GEHEIMNISSE VON PITTSBURGH (THE MYSTERIES OF PITTSBURGH/1988) schnell zum literarischen Wunderkind ausgerufen. Das geschieht in den USA schnell, jede Saison hat ihren Liebling, doch für den damals 25jährigen bedeutete dies den Start in eine seither zwar produktive, nicht aber immer erfolgreiche Karriere als Schriftsteller. Er liefert alle paar Jahre Panoramen der amerikanischen Gesellschaft, mal gegenwärtig, mal historisiert, immer aber ein Spiegelbild der aktuellen Gesellschaft.
Sein zweiter Roman WONDER BOYS (1995/Dt. 1996) war ein College-Roman und somit einem Genre zugehörig, das es so in Deutschland nicht gibt, weil hier das System der Colleges, die den Universitäten vorgeschaltet sind, schlicht nicht existiert. Für amerikanische Jugendliche – vorgeblich der (weißen) Mittelschicht, das sei an dieser Stelle explizit erwähnt – ist es jedoch ein wesentlicher Bestandteil des Erwachsenwerdens. Man verlässt das heimatliche Nest, macht die ersten Erfahrungen auf eigenen Beinen, ist aber noch nicht dem knallharten Konkurrenzsystem ausgeliefert, das an amerikanischen Universitäten, vor allem den Ivy-League-Universitäten, also den Elite-Hochschulen, herrscht. Dennoch kann auch in den Colleges derjenige verloren gehen, der sich nicht anpasst, der nicht den Ansprüchen derer genügt, die den Ton angeben, wer nicht sozialkompatibel ist.
Das geschieht James Leer, dem in der Verfilmung des Romans von Curtis Hanson aus dem Jahr 2000 Tobey Maguire sein immer adoleszentes Antlitz verleiht. Gut, wenn man in solch einer Situation einen offenen oder stillen Förderer hat, der sich im entscheidenden Moment um einen kümmert. Auch das geschieht James Leer, als er an einem eisigen Freitagabend durch die Straßen Pittsburghs streift mit dem festen Vorsatz, sich das Leben zu nehmen. Doch landet er zunächst vor dem Haus einer der führenden Dozentinnen des Colleges, an dem auch er eingeschrieben ist. Hier findet gerade eine Abendgesellschaft statt, zu der sich auch Grady Tripp eingefunden hat. Tripp lehrt Kreatives Schreiben am College, beherbergt eine junge Studentin – Hannah Green, in die Leer heimlich verliebt ist – in seinem Haus, kifft unablässig und leidet, was aber niemand weiß und auch nicht erfahren soll, gleich gar nicht sein plötzlich eintreffender Agent Terry Crabtree, an einer Schreibblockade, respektive am Gegenteil. Denn Tripp ist selbst ein Wonderboy, ein Wunderkind des literarischen Amerika. Sein Debut war einst eine Sensation. Nun arbeitet der Mann seit Jahren am Nachfolger und der wächst sich zu einem schier unüberschaubaren Konglomerat befüllter Seiten aus, derer Tripp nicht mehr Herr wird.
Dies ist die Ausgangssituation des Romans und des Films. Es entwickelt sich ein turbulentes Wochenende, an dem für alle Beteiligten Weichen gestellt werden, sich Lebensentwürfe verfestigen oder komplett ändern und Tripp, die eigentliche Hauptfigur der Geschichte, muß mit einigen Lebenslügen aufräumen. Wodurch er auch in sein Leben ein wenig Ordnung bringt. Chabon und auf seinen Fersen Drehbuchautor Steve Kloves, verwickelt sein Personal in allerlei amouröse, gesellschaftlich-kulturelle, schließlich sogar kriminelle Wirrungen und bleibt ihm doch immer wohlgesonnen. Hanson, der zuvor mit einigen Thrillern und vor allem der Oscar-gekrönten Verfilmung des James-Ellroy-Romans L.A. CONFIDENTIAL (1997) auf sich aufmerksam gemacht hatte, gelingt eine Inszenierung mit leichter Hand, in der sich der Witz und die Melancholie der Vorlage – nicht zuletzt verarbeitete Chabon anhand von Tripps Schwierigkeiten mit seinem Buch ein eigenes gescheitertes Buch-Projekt; zudem ist auch das Älterwerden und der Verlust eigener Träume, Hoffnungen und Ziele eins der bestimmenden Themen des Romans – die Waage halten. Daß die „alten Säcke“ Tripp und Crabtree dabei weitaus vitaler und vor allem abenteuerlustiger wirken, als die jungen Leute, ist dabei ein gelungenes Scharnier zwischen eben dem Humor der Vorlage und ihrer eher melancholischen Grundstimmung.
Das Geheimnis dieser gelungenen Literaturverfilmung liegt nicht zuletzt darin, daß Buch und Regie die Vorlage – sowohl die Story als auch deren Protagonisten – sehr ernst nehmen trotz aller Albernheiten, die diese sich erlauben. Und trotz der manchmal schon Slapstick-artigen Begebenheiten, denen sie ausgesetzt sind. Oder denen sie sich selbst aussetzen, wenn man so will. Problem türmt sich auf Problem, wie es in jeder guten Komödie der Fall ist. Die Ehefrau hat Tripp morgens verlassen, am Abend erfährt er auf dem Empfang von der Gastgeberin – die auch Kanzlerin des Colleges ist – mit der ihn eine langjährige Affäre verbindet, daß diese schwanger von ihm ist, der Hund der Gastgeber greift Tripp an, Leer kommt ihm mit einer Pistole, die er bei sich trägt um seinem Dasein an diesem Abend ein Ende zu bereiten, zur Hilfe und erschießt den Köter. Nun müssen die beiden also zum offiziellen Empfang im College, fahren dabei den toten Hund durch die Stadt und verwickeln sich immer weiter in Schwierigkeiten, teils selbstgemacht, teils unverschuldet. Drogen – nicht nur das Marihuana, welches Tripp sich ununterbrochen zuführt – spielen dabei eine Rolle, natürlich auch die psychischen Dispositionen der Figuren. Denn neben dem dauerbenebelten Grady Tripp, dem depressiven James Leer und der etwas verhuschten Hannah Green, sind da ja auch noch Tripps Agent, Terry Crabtree, der mitten in einer sexuellen Verwirrung zu stecken scheint und dabei ausblendet, daß seine neue Freundin Antonia ein Transvestit ist. Allerdings entpuppt Antonia sich im Laufe der Handlung als eine der wenigen vernünftigen Personen in diesem Reigen.
Daß das alles so gut funktioniert, liegt auch deutlich an den Schauspielern. WONDER BOYS ist ein Ensemblefilm, der bis in die gehobenen Nebenrollen hervorragend besetzt ist. Angeführt wird das Ensemble von Michael Douglas, der in den 90er Jahren ein Macho-Image kultivierte und nach neuen, leichteren Stoffen suchte. Hier gibt er Grady Tripp in einer furiosen Darbietung, wobei es ihm gelingt, den Professor sympathisch wirken zu lassen und zugleich durchaus seine Schwächen auszustellen. Daß er geläutert aus dem Wochenende hervorgeht und versucht, sein Leben auf die Reihe zu bringen, Verantwortung zu übernehmen und zudem von Lebenslügen Abschied zu nehmen, kann Douglas perfekt vermitteln. Toby Maguire, damals bereits ein aufstrebender Jungstar, dem sein Engagement als Spider-Man noch bevorstand, gibt diesen jungen James Leer als etwas undurchsichtigen, verschwiemelten Studenten und macht das so gut, daß er neben Douglas bestehen kann. Gleiches gilt für Robert Downey Jr. in der Rolle des Lektors Crabtree, der im richtigen Moment beweist, daß er immer noch ein Näschen für den nächsten großen Erfolg hat. So, wie er einst Tripp zum PEN/Faulkner-Award verholfen hat, will er nun Leer groß rausbringen, dessen Manuskript Professor Tripp eher durch Zufall erhalten hat. Und auch Frances McDormand überzeugt einmal mehr in einer der vielen kleinen Rollen, denen sie im Laufe ihrer Karriere großes Leben verliehen hat. Ihre Strenge überzeugt hier, wenn sie als Dekanin des Colleges Tripp vor die Wahl stellt, mit ihr ein neues Leben zu beginnen, oder aber als ungenannter Vater eines Kindes zu fungieren.
Dieses Ensemble – erweitert durch Schauspieler wie Rip Torn oder Katie Holmes – überzeugt komplett. Und verleiht einer überdrehten, manchmal etwas verwinkelten und unübersichtlichen Story Glaubwürdigkeit. Sie alle verleihen ihren Figuren Würde, was in einem würdelosen Umfeld nicht immer ganz einfach sein mag. Denn auch das bietet diese „typische“ College-Komödie: Das ehrenwerte Literaturfestival auf einem ehrbaren Campus, veranstaltet von ehrbaren Professoren und besucht von ehrbaren Autoren, entpuppt sich natürlich als Jahrmarkt der Eitelkeiten, der versteckten kleinen Botschaften, Boshaftigkeiten und Gemeinheiten und entblößt jene, die sich als Intellektuelle bezeichnen lassen, als vollkommen durchschnittliche Menschen, die bei all ihrer Bildung doch an genau den Dingen scheitern, an denen wir alle zu scheitern drohen: Den Widrigkeiten und Niederungen des ganz einfachen, oft emotionalen Lebens. Diese Erkenntnis liegt dem Roman zugrunde und der Film transportiert sie kongenial. Auf filmische Weise, was ebenfalls eine seiner Stärken ausmacht.
Bleibt als einer der wenigen Kritikpunkte am Film seine Länge zu nennen. Obwohl nur von 107 Minuten Dauer, hat er in der Mitte ein paar Hänger und ein paar eingebaute Szenen zu viel, in denen schnell Tripps Entwicklung, seine Läuterung glaubhaft gemacht werden müssen. So muß der Zuschauer leider einige kleinere Durststrecken überstehen, doch trübt das den Gesamteindruck des Films nicht wirklich. WONDER BOYS ist ein herrlich anzuschauender, hochgradig besetzter und hervorragend gespielter College-Film, der ohne die für das Genre typischen pubertären Witze und Schlüpfrigkeiten auskommt, stattdessen eine Gesellschaft zeigt, die sich für ausgesprochen sophisticated hält und dabei andauernd ihre eigenen Schwächen zur Schau stellt. Das ist großer Spaß und dennoch hintergründig und immer wieder auch von tiefer Melancholie. Ein sehr gelungener Film. Und, was so auch unbedingt erwähnt werden sollte, dies ist eine sehr gelungene Literaturverfilmung.