ENTSCHEIDUNG AM BIG HORN/THE GREAT SIOUX MASSACRE
Ein Übergangswerk zwischen klassischem Hollywood- und dem Spätwestern
Vor einem Untersuchungsausschuss in Washington D.C. werden die Vorfälle während General Custers Feldzug gegen Die Sioux-Indianer untersucht. Besonderes Augenmerk liegt auf Major Marcus Reno (Joseph Cotten), dem Feigheit vor dem Feind vorgeworfen wird. Captain Bill Benton (Darren McGavin), Renos Schwiegersohn, der selbst vor Ort anwesend war, tritt zu seiner Verteidigung in den Zeugenstand. Er erbittet sich vom Gericht, angehört zu werden. Dieser Bitte wird stattgegeben.
Benton kam einst in den Westen, um unter General Custer (Philip Carey) zu dienen. Er bewunderte den Mann. Doch schon sein erster Auftrag – unterwegs soll er der Familie des Indianer-Agenten Mr. Turner (Stacy Harris) Geleitschutz geben – läuft schief, bei einem Überfall der Sioux werden Mrs. Turner (Louise Serpa) und ihre Kinder entführt.
Der Scout Dakota (John Matthews), der die Indianer hasst, da sie seine Familie massakriert haben, hält Benton davon ab, die Entführten direkt zu verfolgen, da dies lediglich in von den Sioux gestellte Fallen führe.
Dakota und Benton streiten sich darüber, wie man mit den indianern umzugehen habe. Dakota schlägt vor, sie zu internieren und dann einfach umzubringen. Benton lehnt diese Haltung ab und verweist auf den Umgang, den man mit den Indianern pflegt: Sie in Reservate zu sperren und sich selbst zu überlassen. Als der Trupp auf einen verletzten und verängstigten Indianer trifft, will Benton dem Mann helfen, Dakota erschießt ihn und erklärt dann, er habe aus Mitleid gehandelt, damit der arme Kerl nicht in ein Reservat müsse.
Custer zeigt sich wenig beeindruckt von den Vorkommnissen und schickt den erbosten Turner einfach weg. Benton habe richtig gehandelt als er Dakotas Ratschlag gefolgt sei. Man werde am folgenden Morgen einen Suchtrupp zusammenstellen und Mrs. Turner und die Kinder finden und befreien.
Benton trifft im Fort auf Caroline Reno (Julie Sommars), eine junge Frau, die er liebt. Leider ist ihr Vater – eben jener Major Reno, den Benton später verteidigt – ein ehemaliger Sezessionist und hasst Benton, da dieser auf Seiten der Union gekämpft hatte. Dieser Hass steht einer Ehe zwischen Benton und Caroline im Wege.
Am Abend gibt Custer einen Ball, bei dem Reno betrunken auftaucht, verlangt, daß man ihn mit dem Rang anspricht, den er einst in der Südstaatenarmee innehatte und schließlich mit Benton in Handgreiflichkeiten verwickelt wird. Custer gibt sich alle Mühe, die Männer zu versöhnen. Man stehe nun auf derselben Seite und gegen die Indianer. Die Custer selbst aber keineswegs hasst, eher verehrt und achtet er sie.
Am folgenden Tag reiten Custer, Benton, Reno und ein Trupp ins Indianergebiet. Bald werden sie umstellt. Custer wagt einiges, indem er die Häuptlinge Sitting Bull (Michael Pate) und Crazy Horse (Iron Eyes Cody) – Anführer und Sprecher der Sioux – hart zur Rede stellt und mit einem Trick in die Bredouille bringt. Zwar fänden sie alle den Tod, so Custer, aber die Häuptlinge als erste. Die geben schließlich klein bei und Mrs. Turner und deren Kinder frei.
Im Fort selbst wird Benton Zeuge der Art und Weise, wie die Indianer mehr oder weniger „gehalten“ werden. Dafür verantwortlich, so Custer, seien die Agenten, die korrupt sind und sich am Geld, das für die Indianer gedacht war, bereichern, die Eingeborenen dafür aber derart behandelten.
Nachts befreien sich die Krieger und Frauen, die im Fort eingesperrt sind, töten etliche Soldaten und versuchen zu fliehen. Stattdessen befiehlt Reno, mit äußerster Härte gegen sie vorzugehen und alle – gleich ob Männer, Frauen oder gar Kinder – werden abgeschlachtet. Custer – und auch Benton – können es den Indianern nicht verdenken, daß sie versucht haben, auszubrechen.
Custer will nach Washington reisen, wo er das Problem mit den Agenten ansprechen will. Seine Frau Libby (Nancy Kovack) unterstützt ihn dabei. Zudem hat er einen Reporter (House Peters Jr.) bei sich, der seine Ansichten niederschreibt und in diversen Blättern an der Ostküste veröffentlicht, wodurch Custers Haltung allgemein bekannt ist.
In Washington macht Custer aus seinem Herzen keine Mördergrube und verprellt nahezu jeden, der in Indianerangelegenheiten etwas zu sagen hat. Darunter auch Orville Grant, den Bruder des Präsidenten. Bald merkt Custer, daß er, was seine Karriere angeht, wohl einen schweren Fehler begangen hat. Er wird nicht mehr eingeladen und auch seine wochenlangen Versuche, zu Präsident Grant vorzustoßen und mit diesem über die Sache zu reden, ist nicht von Erfolg gekrönt.
Stattdessen wird Custer vor ein Kriegsgericht gestellt und verurteilt. General Terry (Frank Ferguson) bestellt Benton und Reno zu sich ein, erklärt ihnen die Umstände und macht Benton dann zum neuen Kommandeur des 7. Kavallerieregiments, was zugleich eine Beförderung zum Colonel bedeutet. Reno, der bei der Beförderung übergangen wurde, ist außer sich.
Doch Benton will weder den Rang, noch das Kommando. Er verabschiedet sich von Caroline und erklärt ihr, daß er in einer Armee, die einen Mann wie Custer verurteile, nicht weiter dienen wolle. Dann küsst er sie vor den Augen ihres Vaters und gratuliert diesem – der werde ja nun befördert und habe alles, was er je wollte.
Caroline verhöhnt ihren Vater und wirft ihm seinen Hass und all seine negativen Gefühle vor. Da Reno regelmäßig trinkt, gießt auch sie sich etwas ein und macht sich über ihn lustig, man solle doch miteinander anstoßen. Doch Reno begreift seinen Fehler, erklärt, daß er weder Kommando noch Rang wolle und fordert Caroline auf, Benton zu folgen und ihn zu halten. Zudem, so sein Versprechen, würde er das Trinken aufgeben.
Custer, der mit Libby ins heimatliche Ohio zurückgekehrt ist, wird von Senator James G. Blaine (Don Haggerty) besucht und darum gebeten, für die Republikaner als Kandidat in die kommende Präsidentschaftswahl zu gehen. Da Custer momentan keine gute Presse habe, müsse er auf sein Kommando zurückkehren und einen Feldzug gegen die Sioux führen, der ihm bessere Presse einbrächte. Der Journalist, der Custer zuvor schon begleitet habe, solle erneut an seiner Seite sein und seine Berichte an die Blätter im Osten verkaufen, um Custers Reputation aufzubessern. Custer, so Blaine, werde in sein Kommando zurückversetzt.
Kaum zurück im Fort, beginnt Custer einen brutalen Feldzug gegen die Indianer, bei dem er keine Rücksicht mehr auf seine Gegner nimmt. Allerdings nimmt er genau so wenig Rücksicht auf die eigenen Leute. Diese werden in immer neue Kämpfe verstrickt, sind müde, auch des Tötens müde, und mehr und mehr von ihnen desertieren. Custer lässt Deserteure sofort erschießen.
Immer wieder kommt es zu Massekern, doch schließlich überfallen Custer und seine Männer ein Dorf und töten alle, die sie dort antreffen. Während des Kampfes gelingt es Benton mit der Hilfe von Dakota, der seinen Indianer-Hass überwunden zu haben scheint, zumindest einige der Frauen und Kinder zu beschützen und zu retten.
Abends im Lager spürt Benton, daß Dakota türmen will und verlangt von ihm das Versprechen, dies unter keinen Umständen zu tun. Doch Dakota, der sich angewidert gibt von Custers Methoden, hört nicht auf seinen Freund, versucht abzuhauen und wird, wie alle anderen Deserteure, derer Custer habhaft werden konnte, erschossen.
Benton ist außer sich und greift Custer an, schlägt ihn gar nieder. Dafür wird er verhaftet und soll von einer Patrouille ins Fort gebracht werden. Doch unterwegs wird der Trupp von Indianern überfallen. Alle Männer werden getötet, nur Benton nicht, da die Frauen ihn erkennen und wissen, was er für sie getan hat. Deshalb sollen einige Indianer Benton weit wegbringen, wenn der Kampf vorüber sei, könne er zu seinen Leuten zurückkehren.
Unterwegs treffen sie auf eine Kavallerie-Patrouille, die die Indianer tötet. Benton, der die gewaltige Streitmacht gesehen hat, über die Sitting Bull und Crazy Horse verfügen, will Custer warnen, doch der schlägt die Warnungen in den Wind. Stattdessen übergibt er Benton erneut ein Kommando und lässt ihn an der anstehenden Schlacht teilnehmen.
Reno wird mit seinen Leuten in ein Gefecht verwickelt, ebenso Benton mit den seinigen. Schließlich gelingt es Benton, zu Reno durchzustoßen und kann seinen Schwiegervater in spe gerade noch raushauen. Reno will sofort Custer zur Hilfe eilen, doch ist es für diesen zu spät: Er und seine Männer werden eingekreist und von den Indianern überrannt. Kein Soldat überlebt.
Zurück im Gerichtssaal schließt Benton mit seiner Erzählung. Der Ausschuss zieht sich zurück und verkündet dann das Urteil: Reno wird freigesprochen und darf weiter sein Kommando führen. Benton kehrt mit ihm zurück in den Westen.
Das schafft – vielleicht – auch nur der Western: Sich um ein „realistisches“ Geschichtsbild (die Anführungsstriche sollen die Tatsache markieren, daß es ein solches im Hollywoodfilm a priori eigentlich nicht gibt) bemühen und zugleich übelste Geschichtsklitterung zu betreiben. Sidney Salkow gelingt dies in seinem Kavallerie-Western THE GREAT SIOUX MASSACRE (1965) nahezu perfekt.
Die 60er waren keine gute Zeit für den klassischen Hollywood-Western. Das Genre steckte fest, schien in seiner Entwicklung gehemmt, fand zunächst keinen Input und einige Kritiker hatten mittlerweile beschlossen, das Genre sei „auserzählt“, gänzlich an sein Ende gekommen. Der Spätwestern, wie ihn Regisseure wie Sam Peckinpah (RIDE THE HIGH COUNTRY/1962; THE WILD BUNCH/1969) oder Ralph Nelson (SOLDIER BLUE/1970) zum Ende der Dekade etabliert haben sollten, steckte noch in den Kinderschuhen und aus Italien kam mit den Italo-Western ein echtes Konkurrenzprodukt auf, welches sich mit großer Härte, einem in gewissem Sinne realistischeren Blick auf den Menschen und grimmigem Humor durchsetzte.
Einem Film wie THE GREAT SIOUX MASSACRE ist diese Konkurrenz anzumerken. Salkow und sein Mitautor Marvin A. Gluck schrieben ein Script, das die Gräueltaten, die den Indianern durch die Kavallerie – und also die Staatsmacht – angetan wurde, deutlich benennt und Salkow schuf gemeinsam mit Kameramann Irving Lippman die entsprechenden Bilder. Noch nicht mit der Grausamkeit und solch expliziter Gewalt, wie Ralph Nelson die in SOLDIER BLUE dann vorführte (und sein Publikum nachhaltig verstörte), sind die entsprechenden Szenen hier doch schon ausgesprochen eindrücklich und brutal. Die Kamera scheut sich nicht, in Nahaufnahmen die Erschießung von wehrlosen Frauen und Kindern zu zeigen, auch andere Szenen sind von gnadenloser Grausamkeit geprägt, wenn bspw. der Scout Dakota einen hilflosen und verletzten Indianerjungen eiskalt über den Haufen schießt und dann gegenüber dem Offizier Captain Benton behauptet, er habe ihn lediglich aus Mitleid „erlöst“. Salkows Film ist hier eindeutig in seiner Parteilichkeit. Er steht auf der Seite der Sioux, auch wenn er sich immer wieder dazu verleiten lässt, auch die Indianer als grausam und brutal darzustellen.
Das eigentliche Augenmerk des Films liegt aber auf der Geschichte um General Custer und des 7. Kavallerieregiments und den – aus Sicht des Films – Ereignissen, die schließlich zur Schlacht am Little Big Horn führten, wo Custer gemeinsam mit sämtlichen seiner Soldaten den Tod fand. Das Drehbuch gibt sich Mühe, Custers politisches Verhalten in den Monaten und Wochen vor dem Feldzug gegen die Sioux-Indianer nachzuerzählen, doch spätestens hier beginnt die Geschichtsklitterung. Im Film ist Custer ein Indianerfreund, der das Unrecht, das diesen durch die Regierung und deren Vertreter – die sogenannten Indianeragenten – angetan wurde, sehr genau sieht und in Washington dagegen aufbegehrt, was zur Folge hat, daß er sich mit nahezu jedem dort anlegt, der Rang und Namen hat. Umso erstaunlicher, welche Kehrtwende er im Film hinlegt, als er aufgefordert wird, als Präsidentschaftskandidat auf dem Ticket der Republikaner anzutreten. Denn um seine Kandidatur zu unterstützen und beim (weißen) Publikum zu punkten, beginnt er jenen Feldzug, der mit dem romantisierend umschriebenen Begriff „Custer´s Last Stand“ endete. Dabei legt er nun genau die Grausamkeit an den Tag, die er zuvor bei anderen kritisiert hatte.
Der reale Custer war sicherlich kein Indianerfreund. Ob er wirklich politische Ambitionen hatte, ist bis heute umstritten. Daß er sich Feinde in Washington machte, entspricht allerdings der Realität. Dabei prangerte er durchaus auch Korruption an – wobei er auch des Präsidenten Bruder Orville verdächtigte. Er war ein begeisterter Schreiber von Artikeln und Magazinbeiträgen und hatte auf seinen Feldzügen im Westen gern Journalisten und Reporter dabei, die von seinen Heldentaten berichteten. Im Film wird daraus eine Art Hofberichterstattung, die den General ins Weiße Haus bringen soll. Stellen Drehbuch und Regie Custer geradezu mit einem Heiligenschein dar, was seine frühe Indianer-Politik betrifft, so zeigen sie auch seinen fanatischen und brutalen Feldzug, nachdem seiner Karriere zu scheitern droht. Nun sehen wir einen Karrieristen, der über Leichen geht. Der Film stellt ein Massaker an einem wehrlosen Indianer-Dorf dar, welches dem realen Massaker an einem Chayenne-Dorf am Washita River entspricht. Was der Film allerdings nur bedingt schafft, ist Custers Wandlung psychologisch nachvollziehbar zu erklären. Sicher, der Mann wird kaltgestellt und unehrenhaft suspendiert, doch erklärt dies noch lange nicht die extreme Brutalität, mit der er hernach bereit ist, gegen die Indianer vorzugehen, gleich ob Krieger, Frauen oder Kinder.
Um der Kavallerie kein allzu mieses Zeugnis ausstellen zu müssen – ob der kritische Unterton gegenüber der amerikanischen Armee hier schon auf den Vietnamkrieg zurückzuführen ist, der zur Zeit der Veröffentlichung bereits offiziell zwei Jahre andauerte, sei einmal dahingestellt – wird der Custer-Figur die eigentliche Hauptfigur, der von Darren McGavin gespielte Captain Benton, gegenübergestellt. Dieser erklärt in einer Rahmenhandlung vor einem Kriegsgericht, wie es zu der Katastrophe am Big Horn gekommen ist. Benton ist Hauptzeuge in einem Verfahren gegen seinen Schwiegervater, Major Reno, dargeboten vom einzigen echten Star des Films, Joseph Cotten. Benton ist der Archetyp des guten, aufrechten Amerikaners, der lieber sich selbst beschuldigt, als einen Unschuldigen belastet zu wissen. Er und Reno liegen eigentlich über Kreuz, da sie im Bürgerkrieg auf verschiedenen Seiten kämpften, Benton auf jener der Union, Reno auf der der Sezession. Doch Reno läutert sich im Laufe der Handlung und kann seine Tochter sogar überreden, den von ihm abgelehnten Benton zu heiraten.
Damit wird dem Film eine persönliche Ebene eingeflochten, die im Western wesentlich ist. Wesentlicher aber ist hier, daß der Figur des General Custer ein Antagonist entgegengesetzt wird, der diesem standhalten kann. Benton ist zunächst ein Mann, der bewusst auf eine Beförderung verzichtet, um unter Custer dienen zu können, da er diesen bewundert. Erst im Laufe des Films – und analog zu Custers Wandlung – betrachtet Benton seinen Vorgesetzten immer kritischer, bis er im Gefecht sogar Renos Vorschlag ablehnt, Custer zur Hilfe zu kommen. Der, so Benton, der Custer zuvor vor der Übermacht der Indianer gewarnt hatte, müsse sich nun selbst helfen. Und der Film stellt das Massaker an der 7. Kavallerie dann auch entsprechend dar. Ein Haufen recht hilfloser Männer versucht mit allen Mitteln, sich einer Übermacht zu erwehren, die wahrlich unbezwingbar erscheint. Und dann ja auch schließlich unbesiegbar gewesen ist. Folgt man THE GREAT SIOUX MASSACRE und seiner Hauptfigur, ist Custer letztlich selbst schuld, da er für (fragwürdige) politische Ziele seine Ideale aufgegeben hat und nun zu einem Mann ohne Prinzipien geworden ist. Das schlägt sich auch in seiner Handhabung bspw. bei der Behandlung von Deserteuren nieder, die er schlicht über den Haufen schießen lässt. So geschieht es auch mit dem bereits erwähnten Dakota, der sich ebenfalls im Laufe der Handlung läutert und seinen Hass gegen die Indianer ablegt, Benton während des Überfalls auf das Dorf sogar hilft, Frauen und Kinder in Sicherheit zu bringen und ob Custers zunehmender Brutalität seinerseits zu desertieren versucht. Dafür, daß Custer auch ihn kaltblütig niederknallen lässt, nimmt sich Benton seinen Vorgesetzten zur Brust, verpasst ihm einen ordentlichen Faustschlag und nimmt das Kriegsgericht, das ihm dafür blüht, selbstredend in Kauf.
THE GREAT SIOUX MASSACRE hätte trotz aller Kritik ein hervorragender Western sein können, ein Film, der mit herkömmlichen Betrachtungsweisen bricht, das Tun der amerikanischen Armee im Allgemeinen und der Kavallerie im Besonderen kritisch betrachtet und den Ureinwohnern Gerechtigkeit widerfahren lässt. Dank des Kameramanns Irving Lippman hat er teils grandiose Bilder zu bieten, echte Schlachttableaus, weitausholende Totalen, die das Land und die Bewegung der Männer darin nahezu perfekt ins Verhältnis setzt. Der Film bietet eine ausgewogene Mischung aus „Geschichtsstunde“ und westerntypischen persönlichen Verstrickungen, die Romantik kommt nicht zu kurz und die Action stimmt – auch, wenn Salkow für die Kampfszenen teils auf Material zurückgriff, das er bereits für seinen Film SITTING BULL (1954) gedreht hatte. Auch das im Übrigen ein Film, der sich Mühe gab, den Indianern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Leider ist es in erster Linie die Besetzung, an der THE GREAT SIOUX MASSACRE scheitert. Cotten schreitet recht griesgrämig durch den Film, aber er liefert zumindest, was man von einem Schauspieler seines Ranges erwarten darf. Philip Carey als Custer bietet schlicht einen arroganten, gern etwas überheblich oder süffisant lächelnden Mann, der sich gern über Regeln und Befehle hinwegsetzt, solange ihm dies nicht schadet, bleibt dabei aber eher blass. Wirklich schlimm sind Darren McGavin und Nancy Kovack als Libby Custer, des Generals Gattin. Obwohl sie nur wenige Szenen im Film hat, vermasselt sie jede einzelne davon, indem sie die ganze Gefühlslage dieser Frau derart übertrieben darbietet, daß dies schon einer Karikatur gleicht. Und McGavin, man muß es vielleicht einmal so deutlich sagen, ist schlicht ein schlechter Schauspieler. Der Mann hatte u.a. im Actors Studio sein Handwerk gelernt, was man bei seien extrem übertriebenen, immer ausladenden Gesten kaum glauben mag. Das ist in mancher Szene schlimm, an Lächerlichkeit grenzt es, wenn er seine geliebte Caroline vor den Augen ihres Vaters küsst und man sich fragt, ob dieser Mann diese Frau eigentlich liebt oder eher Ekelgefühle hegt, wenn er sie berühren muß.
Nicht zu Unrecht ist THE GREAT SIOUX MASSACRE mittlerweile eher vergessen. Schon Peckinpahs MAJOR DUNDEE (1965) – ebenfalls ein Kavalleriewestern aus demselben Jahr – ist trotz seiner unrühmlichen Geschichte (der Film wurde seinem Regisseur weggenommen und vom Studio übelst um- und neu geschnitten, dabei vor allem vollkommen unsinnig gekürzt) – ist in seiner rudimentären Form, in der wir den Film heute nur kennen, ein besseres, ehrlicheres und vor allem ergreifenderes Werk als Salkows. Man mag dem Regisseur zu Gute halten, daß er die Zeichen der Zeit erkannt hatte, man mag goutieren, daß er sich Mühe gibt, den Indianern gerecht zu werden und Unrecht anzuprangern, man mag seiner detaillierten Darstellung auch grausamer Verbrechen eine gewisse Ehrlichkeit zugestehen. Doch gelangt Salkow nie über ein gewisses kritisches Maß hinaus, nie erreicht er die Härte und Konsequenz, die Peckinpah und andere Regisseure, die den Western neu belebten, zeigten. So bleibt Salkows Western eben ein Übergangsprodukt, dem man die Krise des Western ansieht, dem man den Blick nach Europa und auf den Italowestern anmerkt, und der letztlich doch einem Bild des Westens verhaftet bleibt, wie es Hollywood zu diesem Zeitpunkt seit über fünfzig Jahren propagierte.