MEINE BRAUT, IHR VATER UND ICH/MEET THE PARENTS

Eine gelungene Komödie der frühen Nuller-Jahre, die immer noch überzeugen kann

Gaylord, genannt „Greg“, Focker (Ben Stiller) ist ein jüdischer Krankenpfleger an einem Hospital in Chicago. Er lebt mit seiner Freundin Pam (Teri Polo) zusammen und soll am kommenden Wochenende erstmals mit ihr zu ihrer Familie fahren und diese kennenlernen – Pams Schwester Deborah (Nicole DeHuff) heiratet. Für Greg der willkommene Anlass, seine Angebetete auch um ihre Hand zu bitten.

Pam hat Greg bereits vor ihrem Vater gewarnt – angeblich ein Blumengroßhändler im Ruhestand, der streng konservativ den christlichen Werten anhängt und auf uralte Konventionen hält. So soll Greg, wenn er sie denn heiraten wolle, offiziell bei ihrem Vater um ihre Hand bitten. Und er solle um Gottes Willen nicht vor ihm rauchen!

Die Komplikationen beginnen damit, daß Gregs Koffer nach dem Flug nicht auftaucht und er so ohne Wäsche zum Wechseln bei seinen Schwiegereltern in spe erscheint. Pams Mutter Dina (Blythe Danner) versorgt ihn schnell mit Sachen von Pams jüngerem Bruder Denny (Jon Abrahams), ohne zu ahnen, daß der in seiner Jacke eine Marihuana-Pfeife spazieren führt. Als Jack diese findet, verdächtigt er Greg des Drogenmißbrauchs. Er nimmt sich den jungen Mann zur Brust und erklärt ihm die Regeln im Hause Byrnes. Absolute Ehrlichkeit brauche es, um in den von Jack bestimmten „inneren Zirkel“ Einlass zu finden.

Greg gibt sich alle Mühe, dem gerecht zu werden, kann Jack aber nicht davon überzeugen, daß er kein Drogenfreak ist. Als Greg nachts nicht schlafen kann und eher durch Zufall eine geheime Tür findet, hinter der sich eine Art Zentrale oder Kommandostand verbirgt, wird er von Jack gestellt und einem Lügendetektortest unterzogen. Es wird deutlich, daß Jack selbst es in einer Beziehung nicht ganz so genau nimmt mit der Wahrheit: Nie im Leben war er Blumenzüchter oder -händler, vielmehr ist er ein pensionierter CIA-Agent.

Jack lässt Greg von einem alten Kontaktmann überprüfen und gibt den Vornamen mit „Gregory“ an, da er Gregs wirklichen Vornamen nicht kennt. Dadurch bekommt er haarsträubende Informationen und macht Greg deutlich, daß er ihm erstens nicht traut und ihn zweitens im Auge behalten wird.

Gregs Versuche, sich bei der Familie beliebt zu machen, sind durchweg zum Scheitern verurteilt. Bei einem Wasservolleyballspiel, das Jack ernster nimmt, als man sollte, verletzt Greg, der die Herausforderung annimmt, Deborah, die am folgenden Tag heiraten soll und deren Gesicht nun ein Veilchen schmückt. Ein nächtlicher Toilettengang setzt eine Katastrophe in Gang, weil die Klospülung – man hatte Greg zuvor gewarnt – nicht richtig funktioniert und dadurch die Sickergrube überläuft und den Rasen ruiniert, auf dem Kevin (Owen Wilson) – Pams Ex-Verlobter, nun ein christlich erweckter junger Mann – einen von ihm selbst geschnitzten Traualtar aufgestellt hat. Als es Greg nicht gelingt, den Hauskater „Mr. Jinx“ davon abzuhalten aus einem Fenster zu klettern, ihn aber über das Dach verfolgt, wo er die von ihm weggeworfenen Zigaretten findet und sich eine ansteckt, kommt es zu einem weiteren Unglück bei dem schließlich nicht nur der Rasen der Byrnes Feuer fängt, sondern auch der wertvolle Traualtar.

Auch Gregs Versuch, sich bei Jack zu profilieren, indem er „Mr. Jinx“ wieder einfängt und schließlich entnervt ein ähnlich aussehendes Tier aus einem Heim mitbringt, das er aufgehübscht hat, schlägt fehl und Jack hält ihn nun erst recht für einen Hochstapler.

Schließlich entschließt sich Greg, abzureisen. Gerade als er in den Leihwagen steigen und zum Flughafen aufbrechen will, wird sein verschollener Koffer geliefert. Dabei fällt sein Name und Pams Familie erfährt erstmals, daß Greg eigentlich Gaylord heißt. War zuvor sein Nachname Focker – etwas schludrig ausgesprochen wie „Fucker“ klingend – Quell allgemeiner Belustigung, können die Byrnes nun nicht mehr an sich halten. Der gedemütigte Greg fährt ab und lässt eine todunglückliche Pam zurück.

Dina nimmt sich nun ihrerseits Jack zur Brust. Der habe es übertrieben und Greg viel zu hart angefasst, ihn verstoßen und Pam damit unglücklich gemacht. So sei es immer gewesen, nie seien Pams Freunde gut genug für Jack gewesen, auch Kevin habe er erst schätzen gelernt, als die Verlobung gelöst worden sei.

Jack sieht ein, daß er einen Fehler gemacht hat, nicht zuletzt, weil er ja weiß, daß er seinem Kontaktmann einen falschen Namen gegeben hat. Er steigt in sein Auto und fährt zum Flughafen. Dort hat sich Greg mittlerweile mit der Bord-Crew der Maschine angelegt, die ihn nachhause bringen soll. Er wird aus dem Flugzeug geschmissen und verhaftet, weil er versehentlich das Wort „Bombe“ an Bord benutzt hatte.

Nun kommt Jack gerade recht. Die beiden unterhalten sich und einmal mehr fordert Jack von Greg absolute Ehrlichkeit: Wenn er Pam wirklich liebe, dann solle er sie heiraten. Greg kann dies mit Fug und Recht und in aller Ehrlichkeit bejahen. Jack nimmt Greg aufgrund seiner Kontakte mit und erspart ihm damit Anklage und Verfahren.

So kann Greg seiner Pam schließlich den von Anfang an geplanten Heiratsantrag stellen. Natürlich nimmt sie ihn überglücklich an.

Weniges im kulturellen Sektor ist so vergänglich wie der Humor. Betrachtet man Komödien der 30er, 40er und 50er Jahre, ist man manches Mal erstaunt ob der Naivität, mit der damals Witze oder Pointen vorbereitet und eingelöst wurden. Sicher, die Großmeister ihres Fachs haben immergültige Werke geschaffen, über die auch heutige oder zukünftige Generationen lachen und werden lachen können. Billy Wilder, Goerge Cukor, mancherlei Slapstick, Chaplin – immer noch Stars ihres spezifischen Gewerbes. Doch schon bei dem, was der geneigte Zuschauer in den 70er oder 80er Jahren vorgesetzt bekam, konnte man nicht nur damals schon geteilter Meinung sein, sondern ist es noch heute. Sei es der Slapstick, den Hollywood servierte – die Komödien des Produzenten-Trios Zucker, Zucker, Abraham (THE KENTUCKY FRIED MOVIE/1977; THE NAKED GUN/1988ff.) seien exemplarisch genannt – , die massenweise dargebotenen Pennäler-Komödien à la PORKY´S (1982) oder reine Blödel-Attacken (POLICE ACADEMY/1984) – , seien es französische Komödien von Luis de Funès (LES GRANDES VACANES/1967; L´AILE OU LA CUISSE/1976; LA SOUPE AUX CHOUX/1981) oder gar die Filme der britisch-amerikanischen Comedy-Truppe Monty Python (LIFE OF BRIAN/1979; THE MEANING OF LIFE/1983): Kaum etwas überdauert wirklich die Zeiten. Vieles wirkt heute etwas gequält, gewollt witzig, der Humor oft nicht von der Hintergründigkeit, die gekonnte Komödien heutzutage ausmacht. Das liegt sicher auch daran, daß wenig sich so organisch aus Früherem ab- und herleitet und daher auch weiterentwickelt, wie Humor. Der mag landesspezifisch sein (die Briten, die ja bekanntlich für ihren ach so schwarzen Humor bekannt sind, die angeblich humorlosen Deutschen, die ironiefreien Amerikaner usw.), dennoch entwickelt er sich weiter, verändert sein Gesicht und baut auf bereits wieder Vergessenem auf.

Umso schwieriger, wenn man unter dem Gegenwärtigen nach echt gelungenem Humor sucht. Umso schöner, dann und wann auf etwas zu stoßen, das einen überzeugen kann und nicht wie bereits Hundertfach durchgekaut und abgenudelt wirkt. Ein recht gelungenes Beispiel dafür ist Jay Roachs mittlerweile immerhin auch schon über 20 Jahre alter Film MEET THE PARENTS (2000). Setzt man voraus, daß Humor letztlich auf uralte, nahezu archaische Reflexe des Menschen setzt und reagiert – Schadenfreude, Ängste, Neurosen, Destruktionslust usw. – und daraus immer neue Situationen und Lösungen entwickelt, mit diesen umzugehen, dann kann man Roach und dem Drehbuchteam um John Hamburg bescheinigen, der ebenfalls uralten Konstellation „Schwiegersohn in spe trifft zukünftige Schwiegereltern“ einige durchaus originelle Ideen abgewonnen zu haben. Hinzu kommt ein Ensemble, welches die Sache ernst genug nimmt, um ihr den richtigen Schwung zu verleihen. Ein Ensemble, das man durchaus als hochkarätig bezeichnen kann.

Allen voran Robert De Niro als eisenharter Ex-CIAler, der seine Tochter ungern an der Hand irgendeines Mannes sieht, erst recht nicht an der eines jüdischen Krankenpflegers, ist das Anschauen wert. De Niro, Veteran etlicher Dramen, Gangsterfilme und Thriller, begann irgendwann in den 90er Jahren, seine komödiantische Seite zu entdecken – vielleicht entdeckte er allerdings auch nur den Fakt, daß er für die „lustigen“ Rollen, die er angeboten bekam, weitaus weniger differenziert und also anstrengend arbeiten musste, weil den Regisseuren meist zwei Gesichtsausdrücken des Meistermimen reichten – und trat seither in einigen einschlägigen Filmen auf. In einem Film wie Barry Levinsons WAG THE DOG (1997) mag das noch etwas anders gewesen sein, doch schon in ANALYZE THIS (1999), wo er einen Mafiaboss mit Ladehemmung gab (um es einmal etwas despektierlich auszudrücken), reichte es, wenn er zwischen angemessen zerknirscht und extrem aggressiv changierte. Daß es in Roachs Film doch ein wenig differenzierter zugeht, daß De Niro sich sichtlich Mühe gibt, der Rolle ein Mehr, ein Surplus, zu geben, sie abgründiger erscheinen zu lassen als sie angelegt ist, mag der Tatsache geschuldet gewesen sein, daß er hier auch als Produzent tätig war und also eigenes Geld in dem Film steckte, ein Erfolg also unbedingt wünschenswert war.

So hat der eigentliche Hauptdarsteller des Films, Ben Stiller, einen Gegenpart, der dem Anspruch an seine Härte wirklich genügt. Ein Film wie MEET THE PARENTS würde sonst drohen zu verflachen, da die Figuren und die geschilderten Situationen den Zuschauer immer in einer Blase beließen, die ihm verheißt, dem Helden werde nichts geschehen. Das ist hier deutlich anders. Roach dreht die Spirale der Fettnäpfchen und sich daraus ergebenden Schwierigkeiten mit einem nahezu perfekten Timing immer weiter und man erwartet von De Niro bei jedem Fauxpas, den sein zukünftiger Schwiegersohn begeht, eine Explosion. Man traut diesem Jack Byrnes durchaus zu, dem armen Greg Focker – so der etwas unglückliche Name des Verlobten seiner Tochter, später nur noch dadurch getoppt, daß sich der richtige Vorname des Kerls als Gaylord entpuppt – kurzerhand den Hals umzudrehen. Und De Niro hatte genügend entsprechende Rollen, um exakt diese Mischung aus jovialem Überspielen und immer durchscheinender Brutalität einzuüben. Hier wird sie zu einem der treibenden Kräfte der ganzen Handlung.

Stiller macht, was er am besten kann – den etwas nerdigen, manchmal naiven jungen Mann geben, dem es irgendwie gelingt den Unbilden des Lebens mit offenem Visier zu begegnen und sie auch noch zu bewältigen. Natürlich hat er nicht die schauspielerische Klasse eines Robert De Niro, doch kann er ihm genügend Kraft und vor allem Willen entgegensetzen, um ebenfalls glaubwürdig zu erscheinen. Und so kann sich ein herrliches Schwieger-Duell entspinnen, dem zuzuschauen wahrlich Spaß macht.

Roach und Hamburg entwickeln dabei keine Story, in der sich Episode an Episode reiht, ohne daß sich die Ereignisse inhaltlich sonderlich berühren oder gar bedingen würden. Ein oft bei Komödien zu beobachtender Trend, was die Autoren der Aufgabe enthebt, sich eine stringente Story auszudenken. Hier ist es gelungen, eine Handlung zu entwickeln, in der jede weitere Steigerung exakt auf den zuvor geschehenen Ereignissen aufbaut, sowie auf der nachvollziehbaren Psychologie der Figuren. So entsteht eine seltsam realistisch wirkende Atmosphäre, die immer wieder durch völlig aberwitzige Aktionen vor allem Stillers durchbrochen wird. Der Zorn von Byrnes steigert sich dementsprechend natürlich von Mal zu Mal. Und Greg wird immer nervöser in seinen Versuchen, alles richtig zu machen – ein Zustand der ja bekanntlich dazu führt, daß nichts mehr gelingen mag. Der Schwachpunkt des Ganzen ist allerdings eine Nebenwirkung dieser entwickelten Story – man fragt sich dann doch etwa zur Mitte des Films, weshalb der eine den andern noch in seinem Haus duldet, respektive der andere noch im Haus des einen verweilen möchte? Zu groß irgendwann die Differenz zwischen beiden, zu heftig die Beleidigungen und die (ungewollten) Zerstörungen. Doch auch daraus können die Autoren noch Gewinn ziehen, wenn sie Greg schließlich entnervt und gedemütigt abreisen lassen und erst diese Wendung Jack Byrnes die Möglichkeit bietet, sich zu läutern und eines Besseren zu besinnen. Entwicklungsfähige Charaktere in einer Komödie, eine Seltenheit.

Aber auch deshalb ist es dann wohl auch eine Komödie: Sie lässt es eben zu, daß sich Protagonisten nicht immer realistisch verhalten müssen, auch wenn sie in ein realistisches Setting gesetzt werden. Sie dürfen übertreiben, um ihre Entwicklungen zu veranschaulichen. Daß die Handlung geerdet bleibt und immer wieder ihren eher ernsthaften Hintergrund preisgibt, dürfte auch Randy Newmans Soundtrack beitragen, der die immer stärker abdrehende Handlung mit einem blueslastigen Thema konterkariert und das, was da in den Bildern auf der Leinwand geschieht, auf der Tonspur leise kommentiert und ihm einen durchaus berührenden Touch verleiht. Dem Komponisten und Songschreiber eines Titels wie Short People, selbst jüdischen Glaubens, wird der latente Antisemitismus nicht entgangen sein, den der Film einem Mann wie Jack Byrnes stillschweigend unterstellt – thematisiert wird dieser allerdings nie, nie äußert sich Jack offen antisemitisch. Und ein Künstler wie Newman wird verstanden haben, daß in der ganzen Story mehr steckt, als reiner Unterhaltungsslapstick. So ist es eben auch seiner Begleitung geschuldet, daß wir diesen Typen da ernst nehmen. Und in diesem ersten Teil – Teil 2 sollte dann einige Jahre später den Aspekt des Zusammentreffens eines überzeugt christliche Werte vertretenden Konservativen und eines jüdischen Späthippiepaars sehr viel deutlicher aufgreifen und ausspielen – wird Jack auch nicht zugleich als liebenswerter Papa dargestellt, er ist und bleibt ein unangenehmer Zeitgenosse, ein Kontrollfreak und Menschenverächter. Dieser Kerl mag irgendwo seine guten Seiten haben, das was Greg und wir zu sehen bekommen, ist schlichtweg abstoßend. De Niros Kunst ist es wiederum zu verdanken, daß Byrnes dabei nicht eindimensional erscheint.

MEET THE PARENTS funktioniert auch heute noch gut und kann einige Lacher bieten, deren Pointen nicht heillos veraltet wirken. Kaum verwunderlich – da ganz im Mainstream der aktuellen Hollywood-Geschäftspolitik – , daß der Film im Laufe der Jahre gleich zwei Fortsetzungen erhielt. Der bereits erwähnte direkte Nachfolger MEET THE FOCKERS (2004) punktete mit einem Jack Byrnes mindestens ebenbürtigen Gegenschwiegereltern-Paar – dargestellt von Barbra Streisand und Dustin Hoffman – und deutlich höherem Slapstick-Anteil, wobei Roach und sein Team ihre Linie allerdings nie verlieren. So ist Teil 2 sogar etwas lustiger, weil sich sowohl der Dialogwitz als auch die aktionsgeladenen Momente auf mehrere Schultern verteilen und so auch unterschiedliche Konfliktsituationen entstehen. Der (bisher) abschließende Teil der Saga um die Byrnes und die Fockers, LITTLE FOCKERS (2010), kann zwar ebenfalls überzeugen, allerdings nur im Rahmen dessen, was Teil 1 und Teil 2 bereits geboten hatten. Dem Stoff Neues abzugewinnen weiß Regisseur Paul Weitz aber nicht. Und wie immer bleibt festzuhalten, daß das Original immer einen eigenen spezifischen Stellenwert hat. Und den kann MEET THE PARENTS mit Fug und Recht behaupten.

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