MOGAMBO
Nicht John Fords allerbester Film...
Victor „Vic“ Marswell lebt in Afrika und betreibt in der Wildnis eine Tierfangstation. Außer ihm und seinem Kumpel John Brown-Pryce (Philip Stainton), genannt „Brownie“, und dem Vorarbeiter Leon Boltchak (Eric Pohlmann) leben hier nur Eingeborene.
Eines Tages trifft mit dem Postschiff die Nachtclubsängerin Ellinor Kelly (Ava Gardner) ein. Sie wurde von einem Maharadscha eingeladen, der allerdings schon vor Wochen abgereist ist.
Vic tut sich schwer, eine offensichtlich nicht für das Leben in der Wildnis geeignete Dame zu beherbergen. Doch wird sie nun mindestens eine Woche bleiben müssen, bis das Postschiff wieder anlegt. Die scharfzüngige Dame zeigt sich entzückt von den Tieren, achtet allerdings wenig darauf, daß die meisten davon gefährlich sind.
Im Laufe der Woche verliebt sich Ellinor in Vic, dessen rauem Charme sie erliegt. Auch er zeigt sich einer Affäre nicht abgeneigt. Doch als der Tag, an dem das Postschiff erneut ankommen soll, sich nähert, macht er ihr klar, daß sie fahren muß.
Zudem hat sich der britische Anthropologe Donald Nordley (Donald Sinden) nebst Gattin, der blutjungen Linda (Grace Kelly), angekündigt. Er will Vic buchen, um ihn in die Mondberge zu bringen, wo der Wissenschaftler Gorillas beobachten, ihre Stimmen aufnehmen und die Tiere filmen will.
Zwar geht Ellinor wie besprochen an Bord des Postschiffs, doch ist sie schon am gleichen Abend wieder vor Ort: Das Schiff hatte einen Defekt, es wird wochenlang brach liegen, der Kapitän hat die Lady zurück zur Station gebracht. Vic ist nur bedingt begeistert.
Bei abendlichen Zusammenkünften kann Ellinor es sich nicht verkneifen, immer wieder Anspielungen zu machen. Sie nimmt Vic ob seiner manchmal eher schlechten Laune auf den Arm und beglückt die anderen mit Gesangseinlagen am Piano. Donald Nordley mag die lebenslustige Frau, ebenso „Brownie“. Vic allerdings findet ihre Anwesenheit zunehmend anstrengend. Erst recht, seit er merkt, daß er sich zu Linda Nordley hingezogen fühlt.
Bei einer Gelegenheit kann er die junge Frau gerade noch retten: sie macht einen Ausflug in den Dschungel, landet dabei in einer von Vic gestellten Falle für einen Panther, der sie auch gleich bedroht und den Vic erschießen muß, was ihm sichtlich schwerfällt. Auf dem Rückweg kommen sie in einen Sturm, Vic muß die vollkommen erschöpfte Linda tragen. Als er sie vor der Tür zu ihrem Zimmer verabschieden will, wird deutlich, daß auch sie tief für ihn empfindet. Als Vic sich abwendet, merkt er, daß Ellinor die beiden beobachtet hat.
Ellinor hat längst begriffen, was geschieht. Sie ist eifersüchtig, wundert sich aber auch, daß Donald nicht merkt, was sich zwischen seiner Frau und Vic abspielt.
Vic schlägt nun vor, die Safari zu den Gorillas, die er zuvor eigentlich abgelehnt hatte, da sie so nicht geplant gewesen sei, doch zu unternehmen. Unterwegs hofft er, Ellinor in einer Missionarsstation lassen zu können, von wo sie nach Nairobi aufbrechen könne.
Der Tross setzt sich in Bewegung. Tagelang geht es mit den Jeeps voran, dann, von der Station aus, mit Booten. Um die Boote nutzen zu dürfen, muß Vic sich einem ihm bereits bekannten Ritual unterziehen, bei dem er, ohne sich rühren zu dürfen, von jungen Kriegern eines Stammes mit Speeren beworfen wird. Schließlich erreicht der Treck das Revier der Gorillas.
Es kommt zu verschiedenen gefährlichen Situationen, zugleich wird die Situation zwischen Vic und Linda immer offensichtlicher. Ellinor, die die Rückreise nicht antreten konnte, da die Station, in der sie abgeholt werden sollte, so nicht mehr existiert, der dort lebende Stamm Eingeborener sich zudem feindlich verhält, sieht die Zuspitzung.
Vic entschließt sich, mit Donald zu reden und ihm offen die Gefühle einzugestehen, die er und Linda füreinander haben. Doch Donald gibt sich ahnungslos – oder ist er es? – und lenkt immer wieder ab, bis der Moment vergeht, weil sich ein mächtiges Gorillamännchen zeigt. Erneut ist es Vic, der einen Gast rettet und den Gorilla tötet. Und erneut macht er darauf aufmerksam, daß er dies unter keinen Umständen gewollt habe.
Abends betrinkt sich Vic in seinem Zelt. Ellinor kommt hinzu und bedient sich ebenfalls am Alkohol. Die beiden liegen gemeinsam auf einer Pritsche und in ihrem Suff merken sie, wie gut sie sich verstehen und daß sie eigentlich gut zueinander passen. Da kommt Linda hinzu. Sie zeigt sich entsetzt ob Vics Trunkenheit. Der beschimpft sie und behauptet, seine Gefühle seien nie echt gewesen, es sei „Safari-Plänkelei“. Linda ergreift in ihrem Zorn und ihrer Hilflosigkeit eine herumliegende Waffe und feuert auf Vic, verletzt diesen aber nur marginal. Als Donald hinzukommt, erklärt Ellinor, der betrunkene Vic habe sich ungebührlich gegenüber Linda verhalten, es täte ihm sicher leid. Damit verhindert sie einen Eklat und rettet die Ehe der Nordleys.
Zurück in der Station reisen die Nordleys umgehend ab. Auch Ellinor sitzt bereits im Boot und sieht wehmütig Vic am Ufer stehen. Dann springt sie ins Wasser und kehrt zu ihm zurück.
Wollte Hollywood in den 30ern gern Abenteuer und fremde Kulturen zeigen – oder Abenteuer in fremden Kulturen – ging es meist gen Asien. Das hatte sich in den 50ern geändert. Nun war es Afrika, das hoch im Kurs stand. „Wilde“ Eingeborene, wilde Tiere und weite, wunderschöne Landschaften – genau die richtigen Zutaten, um ein Publikum, das nach dem Krieg und den düsteren 40er Jahren gern pittoresk und bunt unterhalten werden wollte. Neben Werken wir AFRICAN QUEEN (1951), THE SNOWS OF KILIMANJARO (1952) oder UNTAMED (1955) u.a. gehört auch MOGAMBO (1953), unter der Regie von John Ford, in diesen Reigen.
Das Drehbuch von John Lee Mahin bediente sich gleich bei einem jener Abenteuerfilme der 30er Jahre – RED DUST (1932) – und verlegte ihn kurzerhand von Indochina nach Kenia. Den im Original als Landvermesser auftretenden Wissenschaftler machte Mahin zum Anthropologen, der gern Gorillas beobachten will, aus dem Kautschukfarmer wurde ein Tierfänger, der auch Safaris anbietet. Als Darsteller für die Hauptfigur heuerte man allerdings gleich den Star aus dem älteren Film an und ließ ihn die gleiche Rolle, nur 21 Jahre älter, noch einmal spielen. So darf sich der deutlich von Alter, Krankheit und wahrscheinlich Alkohol gezeichnete Clark Gable also erneut zwischen zwei aufregenden Frauen aufreiben. Diesmal sind es allerdings Ava Gardner an der Stelle von Jean Harlow und Grace Kelly statt Mary Astor. Für die junge Dame aus Philadelphia war es erst ihre dritte Rolle. Und es war die Rolle, die sie zum Star machte, nicht zuletzt, da sie eine Oscar-Nominierung einheimste.
Folgt man Tag Gallaghers Ford-Biographie[1], war MOGAMBO der Stoff, auf den der Regisseur gewartet hatte. Er eine Tragödie als Komödie drehen wollen, aus einer dramatischen Situation die komischen Momente herausarbeiten. Das, so könnte man es sagen, ist ihm gelungen. Denn der Film ist am ehesten – trotz der Abenteuer, Action und seiner Schauwerte, die er zweifelsohne hat – eine Komödie. MOGAMBO war für Ford ein großer Erfolg, es war der Film in seinem Oeuvre, der die höchsten Einnahmen im ersten Jahr generieren konnte. In der Gemeinde der Ford-Anhänger hat er dennoch nur einen Platz in den hinteren Rängen der Beliebtheitsskala. So charmant der Film an manchen Stellen ist, so witzig sein Drehbuch auch gerät, man versteht schnell, weshalb er bei echten Ford-Liebhabern nicht gut wegkommt.
Gallagher nimmt Ford sehr ernst und so widmet er auch MOGAMBO Szenenanalysen und es ist sicherlich interessant, wie Ford durch Kamerawinkel und Perspektive Dichotomien zwischen den Figuren herausarbeitet, auch der Feststellung, daß Grace Kelly selten so sexy war wie in diesem Film, kann man folgen. Gallaghers tieferer Analyse des Symbolismus eines Mannes wie dem von Gable gespielten Vic und den wilden Tieren, die er jagt und an Zoos, Dompteure und Zirkusse verkauft, obwohl er die Freiheit und das Land doch liebt, mag man ebenfalls zustimmen – allerdings nur, um einmal mehr zu lernen, daß noch aus dem trivialsten Werk etwas heraus zu holen ist, wenn man es nur genau genug betrachtet.
Aber all die Analyse und Tiefenschärfe auf die Figuren und die Verhältnisse dieser Figuren zueinander, kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß MOGAMBO sich in vielerlei Hinsicht unter den oben genannten Werken einreiht und die gleichen Fehler macht. Afrika ist hier Kulisse. Anders, als in Henry Kings UNTAMED, dient es allerdings nicht als Ersatz für einen Western, Ford wird sowohl in der Story als auch in dem, was er seine Second Unit an Tieraufnahmen drehen ließ, dem Land/Kontinent weitaus gerechter. Doch an der Darstellung der Einheimischen, eben denen, die in den 50ern noch problemlos „Wilde“ genannt wurden, ist er ähnlich desinteressiert, wie King es war. Sie sind Staffage, in einer Szene eine offene Bedrohung, ansonsten verrichten sie exakt die Tätigkeiten, die ansonsten Sklaven oder Dienern aufgetragen würden: Sie rudern die Boote, sind die Treiber bei einer gefährlichen Gorillajagd und sprechen in unverständlichem Kauderwelsch. Die Männer haben mehrere Frauen, was sie vor allem für das von Kelly und dem Briten Donald Sinden gespielte Ehepaar Nordley suspekt erscheinen lässt. Ansonsten sind sie Fremde. Immer für einen Witz gut oder gar einen Aufreger, wenn Vics Vorarbeiter bspw. Ava Gardners morgendliches Bad beobachtet und dabei seine Zähne ähnlich entblößt, wie ein Gorilla in Angriffsstellung.
Ford ging es, das merkt man doch allzu deutlich, um das Beziehungsgeflecht zwischen einem animalischen Kerl – Gable – und einer eher ordinären Nachtclubsängerin – Gardner – sowie dem vornehmen englischen Paar, das seinen Snobismus in die Wildnis trägt. Vic ist ein einsamer Mann, der sein Leben ausschließlich in Männergesellschaft verbringt. Dazu gibt es Ford-typische Sidekicks. Einmal ist da der liebenswerte und lebenskluge „Brownie“, gemütlich von dem Briten Philip Stainton gespielt, zum andern der vulgäre und rüpelhafte Boltchak, den der Österreicher Eric Pohlmann angemessen schmierig gibt. Mit dem Auftauchen von Gardners Kelly, die eigentlich von einem Maharadscha auf die Tierfangstation eingeladen war, kommt der Männerhaushalt durcheinander. Natürlich lässt es Vic sich nicht nehmen, ein Techtelmechtel mit der etwas zwielichtigen Bardame zu beginnen. Doch loswerden will er sie dennoch. Als dann gerade mit dem Boot, das Kelly fortbringen soll, das Ehepaar auftaucht, werden die Dinge erst recht kompliziert. Denn Linda Nordley – Grace Kelly – hat es dem alternden Raubautz sofort angetan.
Gable aktiviert für die Rolle noch einmal die rohe Männlichkeit, die er während seiner Kollaborationen mit Joan Crawford und Myrna Loy in den 30er Jahren kultiviert und die ihn zu einem der – wenn nicht dem – beliebtesten Stars der Dekade gemacht hatte. Nur wirkt dieser raue Charme hier nur noch bedingt. Zwar gibt Donald Sinden Ellinors Mann als einen Schwächling, den gleich mal die Nebenwirkungen einer Impfung gegen die Tse-Tse-Fliege niederstrecken, dennoch bleibt es psychologisch fragwürdig, warum sich eine angeblich Siebenundzwanzigjährige (de facto war Grace Kelly zur Zeit der Aufnahmen erst vierundzwanzig) in den bärbeißigen Mann mit den Allüren zwischen gütigem Großvater und bärbeißigem Grummler verlieben sollte.
Gallagher verweist darauf, daß John Ford nie im Ruf stand, ein großer Regisseur für Frauen gewesen zu sein und man möchte – entgegen Gallaghers eigenem Fazit – genau die Inszenierung von Kelly in MOGAMBO heranziehen, um diese These zu stützen. Doch bleibt psychologisch gesehen Vieles in diesem Film auf der Strecke. Es mag sein, daß sich Ford und Mahin eine Menge Gedanken über Donald gemacht haben, darüber, wie viel er weiß, wie viel er ahnt und ob seine Zurückhaltung gegenüber Vic und der eigenen Frau britischer Noblesse zuzuschreiben ist – im fertigen Film wirkt der arme Kerl einfach nur wie ein Trottel, der das Offensichtliche nicht bemerkt. Allein wie häufig Vic und Linda gemeinsam im Busch verschwinden, später Händchen haltend ins Lager zurückkehren, daß es zweimal Vic ist, der die junge Dame aus widrigen Umständen rettet, von den Blicken, die sie sich zuwerfen, ganz zu schweigen, stellt Donalds Beobachtungsgabe – wir erinnern uns: der Mann ist Anthropologe – doch sehr in Frage. Und Vics später, sicherlich trunkenheitsbedingter, Umschwung, der ihn rüpelhaft Lindas Liebe zurückweisen lässt, ist ebenfalls nur schwer nachzuvollziehen. Plötzlich wieder aufflammende Zuneigung zu Kelly, die so oder so besser zu ihm passt? Möglicherweise. Immerhin rettet sie ihn, Linda und Donald geistesgegenwärtig in einer hochnotpeinlichen Situation, die eigentlich Satisfaktion erfordert hätte (zumindest nach Hollywood-Maßstäben). Sie erweist sich aber auch ansonsten als weitaus patenter, lebensklüger und vor allem gewitzter, als die junge Dame.
Mahin hat Ava Gardner einige Momente, Sätze und Zeilen in das Drehbuch geschrieben, die zeitlos gut und unglaublich humorvoll sind. Ihre Kabbeleien mit Gable sind manchmal geradezu gewagt, oft an der Grenze des Erlaubten, ihre Kommentare, bspw. beim Abendbrot und der folgenden Gesellschaft in Vics „Salon“, beweisen erst recht, wie hintersinnig diese Frau ist. Voller Anspielungen und Verweise, gelingt es dem Drehbuch vor allem in diesen Momenten, den Film über den Durchschnitt zu heben. Gardner war zu diesem Zeitpunkt auf der Höhe ihrer Karriere und obwohl Ford sie eher gegen ihren Rollentypus einsetzte, kann sie in einigen Szenen doch ihre enorme Erotik und Schönheit ausspielen. Kelly ist allerdings auch der interessanteste Charakter im Film. Mit ihren dauernden Anspielungen wird sie zu einem Ein-Frau-Chor, entsprechend dem Chor in der griechischen Tragödie. Sie kommentiert das Geschehen, sie legt aber auch gnadenlos den Selbstbetrug offen, dem alle anderen Figuren – abgesehen von „Brownie“ – unterliegen. So ist die Psychologie dieser Figur auch diejenige, die im Kontext des Films aufgeht.
Wirklich funktionieren kann die dem Film zugrundeliegende Psychologie nur in einer geschickt als Doppelung inszenierten Episode. Kelly lässt Linda in den Urwald spazieren, ohne sie auf die Gefahren, vor allem die von Vic gestellten Fallen aufmerksam zu machen. Ganz unverhohlen nimmt sie also in Kauf, daß der jungen Frau etwas passiert. Später wird Vic Donald beim Angriff eines Gorillas das Leben retten. Es ist just der Moment, den er gewählt hatte, um Donald seine Liebe zu dessen Frau einzugestehen. Er hätte den Nebenbuhler schlicht in dessen Verhängnis laufen lassen können, entscheidet sich aber anders. Daß er es zutiefst ablehnt, den Gorilla getötet zu haben, macht er allerdings klar – und erklärt die Safari für beendet. Beide Szenen spiegeln sich ineinander und ergänzen sich. Sowohl Vic als auch Kelly sind im Grunde bereit, ihre jeweiligen Nebenbuhler einem tödlichen Schicksal zu überantworten. Interessanterweise inszenieren Buch und Regie Kellys ausbleibende Warnung Linda gegenüber allerdings so, daß das daraus entstehende Abenteuer Vic und die junge Frau erst recht aneinanderbindet. In diesen Momenten spürt und bemerkt man Fords klassischen Regiestil und die ihm innewohnende Kraft.
Ford bedient sich für MOGAMBO eines ausgewiesenen Spiels mit Farben, es gelingt ihm, so die Figuren zu charakterisieren und selbst Unglaubwürdigkeiten – man beachte die Interieurs in den Zelten einer Safari; gelegentlich wähnt man sich im Foyer eines Großstadthotels – zu kaschieren. Alles hier ist symbolische Camouflage. Der Film verzichtet auf einen Soundtrack, dafür singen aber sowohl Kelly als auch die Eingeborenen, was ebenfalls einer sehr genau austarierten Untermalung des Geschehens folgt. Ford, ein Meister der symbolischen Andeutung, kann so zwar einige Schwächen des Buchs – sowohl dieses als auch das Script des Originalfilms beruhen auf einem Theaterstück – ausgleichen, doch die manchmal zu ungelenke Motivation der Figuren und die Diskrepanzen zwischen im Studio aufgenommenen Dialogszenen und den an Originalschauplätzen in Afrika entstandenen Außenaufnahmen kann auch er nicht gänzlich ausbügeln.
MOGAMBO ist, erst recht aus heutiger Sicht, ein typisches Produkt seiner Zeit. Afrika wird zu einer Blaupause europäischer, bzw. weißer, Befindlichkeiten. Hier, im „Herz der Finsternis“, um einmal Conrad zu paraphrasieren, kommt der ursprüngliche Mann noch einmal zu sich selbst und kann sich seiner (angeblichen) Natur entsprechend benehmen, hier werden den Figuren ihre Masken und Verkleidungen heruntergerissen, hier muß man sich seinem wahren Ich stellen. Hier wird ein jeder mit den eigenen Stärken und Schwächen konfrontiert und muß erkennen, wer und was er oder sie ist. Zudem bieten die Schauplätze natürlich jede Menge Möglichkeiten für Action und aufregende – und teils sehr, sehr schöne – Aufnahmen einer (fast) unberührten Natur und wilder Tiere.
Doch alles in allem bleibt MOGAMBO zu unentschieden zwischen Abenteuerfilm und Urwald-Romanze. Er mag sich einer ausgeklüngelten Rollenpsychologie bedienen, doch leider ist es der Regie und unter ihrer Anleitung den Schauspielern nicht möglich, diese wirklich auszuspielen oder zum Tragen zu bringen. So bleibt das, was wir wirklich sehen, das Drama eines alternden Mannes, der seine besten Zeiten deutlich hinter sich hat, und seiner Liebe zu zwei Frauen, die, nimmt man es genau, beide nicht zu ihm passen. Und das, da hat Ford wirklich recht, kann durchaus tragisch genannt – und komisch erzählt – werden.
[1] Gallagher, Tag: JOHN FORD. THE MAN AND HIS FILMS. Los Angeles/London, 1986; S. 302-313.