SABATA/EHI AMICO…C´E SABATA, HAI CHIUSO!

Lee van Cleef in einer seiner Paraderollen des italiensichen Westerns

Sabata (Lee van Cleef) kommt in die Stadt Dougherty. Gerade genehmigt er sich einen Drink im Saloon, als die Bank überfallen wird. Eine Bande von Gangstern tötet die Wachen und nimmt gleich den ganzen Tresor mit.

Sabata setzt sich sofort auf die Fährte der Banditen und erschießt sie alle. Dann bringt er den Tresor und die Toten zurück in die Stadt.

Vom Bankdirektor (Carlo Tamberlani) verlangt er 5.000 Dollar Belohnung. Die bekommt er auch. Schnell aber begreifen Sabata und seine Freunde Carrincha (Pedro Sanchez) und Indio (Also Canti), ein Stummer, der über enorme akrobatische Fähigkeiten verfügt,  daß es hier eine Verschwörung angesehener Herren der Stadt gibt. Für den Banküberfall sind der Saloonbesitzer Ferguson (Antonio Gradoli), Richter O´Hara (Gianni Rizzo) und der Ranchbesitzer Stengel (Franco Ressel) verantwortlich, die das Geld untereinander aufteilen wollten.

In der Stadt hält sich auch Banjo (William Berger) auf, den Sabata aus seiner Zeit bei der Armee kennt. Banjo, der seiner Freundin Jane (Linda Veras) immer wieder beteuert, er sei nur auf der Durchreise, beobachtet die Vorgänge in der Stadt.

Sabata spielt die unterschiedlichen Parteien in der Stadt gegeneinander aus und wird dabei immer gefährlicher für Stengel und seine Leute. So engagiert Stengel zunächst zwei Killer, die Sabata ausschalten sollen. Doch haben die beiden gegen den gewitzten und schwer bewaffneten Mann keine Chance.

Sabata besitzt ein ganzes Sammelsurium an Waffen, unter anderem bedient er sich eines dreiläufigen Revolvers, der eine zusätzliche Kugel im Schaft hat, anstatt eines herkömmlichen Colts. Zudem ist Sabata ein hervorragender Schütze. Und er hat wenig Srupel, sich seiner Feinde zu erwehren. Als er zu Pater Brown (Luciano Pigozzi) in die Kirche gerufen wird, begreift er schnell, daß er es hier mit einem weiteren gedungenen Mörder zu tun hat und tötet den Mann.

Banjo beobachtet Sabatas Treiben und verdeutlicht bei mehreren Gelegenheiten, daß er weder dessen Freund, noch sein Feind ist. So bleibt weiterhin unklar, was er will. In einer heiklen Situation hilft er Sabata allerdings. Dabei entpuppt sich eben jenes Banjo, das ihm seinen Namen gibt, als Waffe, da er ein Winchester-Gewehr in das Instrument integriert hat.

Sabata, Carrincha und Indio ermitteln den Grund für den Überfall: Stengel und seine Kompagnons wollen Land kaufen, von dem sie wissen, daß bald die Eisenbahn es brauchen wird. Sabata und seine Freunde wollen an all das Geld kommen, zugleich sind sie aber auch an den Belohnungen für bestimmte Banditen interessiert.

Es kommt schließlich zu einem Angriff auf Stengels Anwesen, bei dem Sabata und seine Freunde Sprengstoff einsetzen und nach und nach alle Männer ausschalten, bis Sabata und Stengel einander gegenüberstehen. Sabata tötet Stengel.

Schließlich will Sabata mit seiner Beute verschwinden. Er gibt Carrincha und Indio deren Anteil und will sich verabschieden, als Banjo sich ihm entgegenstellt. Der will Sabata gefangen nehmen und die Belohnung einstreichen, die wiederum auf dessen Kopf ausgesetzt ist. Die beiden stehen sich gegenüber, doch tötet Banjo seinen Widersacher nur scheinbar. Als er die Stadt verlassen hat, den Leichnam auf einem Wagen bei sich, will er sich absetzen, Sabata steht aber auf und schießt Banjo mit einem versteckten Gewehr die Tasche mit dem Geld aus der Hand.

Carrincha und Indio kommen hinzu, überrascht, daß ihr Freund lebt. Der gibt ihnen ihr Geld, teilt auch Banjo etwas zu, schießt dann aber auf den Packen, so daß die Scheine im Wind über die Prärie verstreut werden.

Dann reitet Sabata davon.

Dem an seltsamen, wirren, grotesken und bizarren Figuren reichen Panoptikum des Italowestern wusste Gianfranco Parolini mit EHI AMICO…C`E SABATA, HAI CHIUSO! (1969), zu Deutsch kurz: SABATA, gleich noch mehrere hinzuzufügen. Entstanden in der Hochzeit der italienischen Spielart des Western, wollten Parolini und sein Hauptdarsteller Lee van Cleef mit dem ehemaligen Armeeoffiziers Sabata, von dem nie klar ist, auf welcher Seite des Gesetzes er steht, eine Figur schaffen, die einen hohen Wiedererkennungswert hatte und so mit den mythischen Figuren des Subgenres – Eastwoods „Fremden ohne Namen“ und Franco Neros „Django“ – zumindest mithalten könnte. So wurde dies der erste von letztlich nur zwei Auftritten, die der Waffennarr auf der Leinwand hatte[1].

Parolini und sein Drehbuchautor Renato Izzo griffen auf Ende der 60er Jahre bewährte Muster des Italowestern zurück und reicherten diese auf seltsame Art an. Einerseits werden einige Begebenheiten des Films mit hohem Realismus inszeniert, was ihnen eine gewisse Härte verleiht, die allerdings im Vergleich zu anderen Werken aus derselben Periode noch abgemildert erscheint, zugleich strotzt der Film so sehr von Logiklöchern und Unwahrscheinlichkeiten, daß den Betrachter gelegentlich der Eindruck ereilt, es mit einer Parodie zu tun zu haben. Und dann kommen schließlich noch die oben schon erwähnten Figuren hinzu. Sabata selbst ist der erwartbar kaltblütige Killer, der sich mit einem ganzen Sammelsurium kurioser Waffen ausgestattet hat, ein Unverwundbarer, der im dichtesten Kugelhagel kaum einen Kratzer abbekommt, zugleich aber eine menschliche Seite offenbart, wenn er gegenüber einigen seiner Feinde erstaunliche Nachsicht walten lässt. Van Cleef spielt ihn mit einer gewissen Verschmitztheit, stattet ihn aber auch mit der Gnadenlosigkeit aus, die seine Verwandten unter den mythisierten Figuren des Italowestern ebenfalls auszeichnet. So hat er keine Probleme damit, gleich sieben Banditen von der Kutsche mit ihrer Beute herunter zu schießen, auch bei anderen Gelegenheiten zeigt er sich ohne Mitleid oder Skrupel.

Interessanter sind Figuren wie Banjo, Carrincha und vor allem Indio, der in der deutschen Fassung nur „Kletteraffe“ genannt wird, da er über erstaunliche akrobatische Fähigkeiten verfügt und mühelos von hohen Dächern hinabspringt, genauso mühelos auch wieder auf sie hinaufspringt und auch ansonsten allerhand Tricks der Körperbeherrschung vollführt. Meist stumm dient er als Carrinchas Side-Kick, während Carrincha seinerseits Sabatas Side-Kick und Helfer ist. Banjo hingegen ist der Faktor X in der ganzen Gleichung, die sich vom ersten Moment des Films an in der Handlung entwickelt. Eine Bank wird ausgeräumt, der Tresor geklaut, Sabata holt ihn sofort zurück und streicht erst einmal eine Belohnung ein. Doch schnell begreift er, daß im Städtchen Dougherty so ziemlich jeder Dreck am Stecken hat und für einen gewitzten und entsprechend skrupellosen Mann wie ihn allerhand zu holen ist. So legt er sich mit den Honoratioren der Stadt, allen voran Hardy Stengel, an. Und Banjo? Beobachtet die Entwicklungen von der Seitenlinie aus. Er begleitet, was er sieht, wie ein Chor mit seinem Banjo, dem er auch seinen Namen verdankt, das aber die Besonderheit aufweist, im Fall der Fälle scharf zu schießen. Ein eingebautes Winchester-Gewehr sorgt für die tödliche Melodie, die es zu spielen in der Lage ist.

Diese Melodie begleitet – neben der Musik von Marcello Giombini – eine schwer durchschaubare Handlung, in der der Zuschauer bald den Überblick verliert, wer hier eigentlich welches Spiel spielt. Das ist aber auch nicht wesentlich, da unsere Sympathien nun einmal Sabata und seinen Handlangern gehören. Diese spielen mit der Stadt und der darin herrschenden Korruption, bis ihnen nahezu sämtliche Gelder, die es hier abzugreifen gibt, gehören. Spannend bleibt bis zuletzt nur die Frage, wie Sabata und Banjo zueinanderstehen. Daß sie sich von früher kennen, daß sie einen gewissen Respekt voreinander hegen, wird schnell klar. Wie sie sich im Falle eines Falles gegeneinander verhalten werden, ist hingegen weniger klar. Und so stehen sie sich schließlich im Duell gegenüber. In der Presse wurde gern darüber spekuliert, ob van Cleefs Figur – elegant im schwarzen Mantel, einem weißen Hemd und geleckten Stiefeln – nicht der Leibhaftige selbst sei, doch für solch eine Interpretation verhält sich der Mann dann doch zu generös, wenn es drauf ankommt – auch wenn van Cleef ihn ab und an recht diabolisch grinsen lässt. Eher drängt sich der Eindruck auf, daß man es hier mit dem Gevatter zu tun hat, der die seinen holt, durchaus aber auch Gnade walten lässt, wie eben im Falle Banjos.

Doch wahrscheinlich ist dies schon viel zu viel der Aufmerksamkeit für einen Film, der schlußendlich einen Helden präsentiert, dem es vor allem um einen finanziellen Gewinn geht. Der Italowestern – anders als sein amerikanisches Vorbild – schuf nur selten filmischen Mehrwert. Tendenziell gab er sich gern links, was vor allem durch häufig während der Revolution in Mexiko angesiedelte Handlungen ausgedrückt wurde. So konnten sich seine Helden um unterdrückte Dorfgemeinschaften kümmern, gegen miese Großrancher oder Gouverneure antreten und dem gemeinen Volk dienen. Das mag den Überzeugungen seiner Macher geschuldet gewesen sein – erstaunlich viele Regisseure, die sich in diesem Subgenre versuchten, hatten reell der Resistenza gegen die Faschisten und Nazis angehört – doch darf man auch nicht unterschätzen, daß sie den Zeitgeist bedienten, wenn sie sich links gaben. Der Italowestern gehörte zu den Lieblingen der studentischen Revolutionäre der 60er Jahre. Allerdings handelten die wenigsten seiner Helden aus Selbstlosigkeit, meist ging es eben doch um persönlichen Gewinn. SABATA bedient dieses Muster denn auch eher oberflächlich. Die Gesellschaft von Dougherty, soweit wir sie erkennen können, ist so durch und durch verkommen und korrupt, daß es im Grunde gleich ist, wen der schwarzgekleidete Superheld schließlich ausnimmt, über den Haufen schießt und um sein Geld prellt – es scheint dann doch immer die richtigen zu treffen.

SABATA zeugt von dem Zynismus, der den Italowestern immer auszeichnete und bedient sich seiner zugleich. Gelegentlicher Humor, für den vor allem Carrincha und sein stummer Freund zuständig sind, lockert die Handlung auf, die Action ist überzeugend und gelungen – vor allem der abschließende Angriff auf Stengels Anwesen, bei dem sich Sabata, Carrincha und Indio allerhand Tricks zu Nutze machen und auf alle erdenkliche Art und Weise die Männer des Feudalherren ausschalten. Stengel selbst kann man getrost in die anfangs erwähnte Riege jener „seltsamen Figuren“ des Italowestern aufnehmen, da er es bevorzugt, seine Gegner in einem scheinbar fairen Duell auszuschalten, bei dem gewisse hinterhältige Tricks dafür sorgen, daß der Mann überlebt, seine Gegner hingegen nicht. Aber natürlich hat er es auch nie mit einem Gegner wie Sabata zu tun gehabt, der all das durchschaut und gegen Stengel richtet.

Parolinis Film war ein Produkt der Hochzeit des Genres, läutete aber bereits die Spätphase ein. Weitaus weniger engagiert, nicht sonderlich dramatisch, erst recht ohne Tragik, wie sie einige der früheren Italowestern aufwiesen, in der Figurenzeichnung nicht so überzeugend, wie manche seiner Vorläufer, die Neuerungen, die der Italowestern einst einbrachte, schon zu Klischees erstarren lassend, kann man SABATA als reine Unterhaltung genießen, sich an allerlei auch härteren Schießereien erfreuen, muß sich aber nie durch unterschwellige Kritik an den herrschenden Verhältnissen belästigen lassen. Die Gesellschaft in diesem Film ist eben verkommen und darf ausgenutzt werden, es muß halt nur einer die nötige Härte und Intelligenz mitbringen, dies auch durchzuziehen. Und so einer ist Sabata.

 

[1] INDIO BLACK, SAI CHE TI DICO: SEI UN GRAN FIGLIO DI… (1970) bekam für seine deutsche Veröffentlichung den Titel ADIOS SABATA aufgedrückt, um den Erfolg des früheren Films auszunutzen. Hier spielte Yul Brynner die Hauptrolle.

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