ALS VERGELTUNG SIEBEN KUGELN/ZWISCHEN ZWEI FEUERN/THE INDIAN FIGHTER
Einer jener Western, die den Indianern Gerechtigkeit widerfahren ließen - und der dennoch ein Geschmäckle hat
Johnny Hawks (Kirk Douglas) kommt nach Wyoming. Er ist ein Scout und will in Fort Laramie zu einem Treck stoßen, den er durch das Gebiet der Sioux-Indianer begleiten soll. Bevor er ins Fort reitet, besucht er das Lager der Sioux und trifft dort auf den Häuptling Red Cloud (Eduard Franz), den er kennt. Die beiden respektieren sich. Anders steht es zwischen Johnny und dem Bruder des Häuptlings, Grey Wolf (Harry Landers). Dieser ist ein erklärter Feind des weißen Mannes und will auch keine Freundschaft mit Johnny schließen.
Im Lager trifft Johnny auf die Tochter von Red Cloud, Onathi (Elsa Martinelli), in die er sich sofort verliebt. Zudem wird er Zeuge, wie zwei Goldgräber einige Angehörige des Stammes mit Whiskey zu ködern versuchen, um von diesen Informationen über das Gold zu bekommen, das im Gebiet der Sioux gefunden worden sein soll. Red Cloud erklärt gegenüber Johnny, daß das Gerücht stimme, er seine Männer beim Tode dazu verpflichtet habe, niemandem gegenüber preiszugeben, wo das Goldfeld zu finden sei.
Wes Todd (Walther Matthau) wird von den Indianern gefangen genommen, während sein Kompagnon Chivington (Lon Chaney Jr.) entkommen konnte. Nun soll an Todd ein Exempel statuiert werden. Johnny setzt sich für den Mann ein und muß schließlich gegen Grey Wolf kämpfen, um Todd vor einem grausamen Tod zu bewahren. Es gelingt ihm und die beiden reiten ins Fort.
Dort trifft Todd auf seinen flüchtigen Partner. Johnny verhandelt derweil mit dem Kommandeur des Forts, Captain Trask (Walter Abel), der die Sioux auf dem Kriegspfad wähnt und nach Verstärkung geschickt hat. Johnny kann ihn aber davon überzeugen, daß er falsch liegt und Red Cloud sogar zugesagt habe, anderntags ins Fort zu kommen, um zu verhandeln. Dies geschieht und dem Treck wird schließlich freies Geleit gewährt.
Die Siedler brechen auf, Johnny nimmt seinen Posten als Scout ein. Unterwegs macht er die Bekanntschaft von Susan Rogers (Diana Dill), die mit ihrem Sohn Tommy (Michael Winkelman) unterwegs ist. Wie alle anderen will auch sie nach Oregon, wo sich die Siedler gutes Land versprechen. Tommy bewundert Johnny und dieser erzählt ihm allerhand Anekdoten aus seinem bewegten Leben als Indianerkämpfer.
Susan hat ein ganz anderes Anliegen – sie versucht Johnny zu überreden, sich mit ihr zusammen zu tun, sich niederzulassen und Farmer zu werden. Doch Johnny will davon nichts wissen, will zugleich aber auch höflich bleiben und die Frau nicht vor den Kopf stoßen. Nur zum Ehemann sei er eben nicht geeignet. Zum Glück gibt es mit dem Kartoffelpflanzer Will Crabtree (Alan Hale Jr.) einen ehrenwerten Anwärter auf das Glück mit Mrs. Rogers.
Johnny führt den Treck auf einen Umweg, um noch einmal ins Lager der Sioux zu kommen, wo er Onathi zu treffen erhofft. Er findet sie im Fluß badend und fällt mehr oder weniger über sie her, bis sie sich ihm hingibt.
Die Siedler sind angetan von den freundlichen und zum Handel bereiten Indianern. Es kommt zu Verbrüderung, die Siedler kampieren nahe des Lagers. Leider haben sich aber auch Todd und Chivington dem Treck angeschlossen. Johnny lässt die beiden in dem Glauben, er sei ebenfalls an dem Gold interessiert, behält sie aber im Auge.
Während Johnny der Liebelei mit Onathi nachgeht, machen die beiden Goldsucher einen der Angehörigen des Stammes betrunken und versuchen erneut, die Lage der Goldader zu erfahren. Schließlich gibt der Krieger nach und erzählt ihnen, wo sie das begehrte Metall finden. Grey Wolf kommt hinzu und will den Handel unterbinden. Todd tötet Grey Wolf und Chivington schließlich den betrunkenen Indianer. Als Johnny hinzukommt, ist die Situation bereits eskaliert: Die Siedler, davon überzeugt, nun von den Indianern aus Rache getötet zu werden, fliehen in rasender Fahrt zurück zum Fort.
Als Johnny anderntags ebenfalls das Fort erreicht, wollen die Verantwortlichen des Trecks ihn lynchen, da sie ihn für die Vorkommnisse verantwortlich machen. Trask kann das gerade noch verhindern. Johnny will wissen, wo Todd und Chivington sind, doch die haben sich bereits verdrückt. Es gelingt, den Indianerangriff auf das Fort abzuwehren, doch versteht Johnny nun, daß die Feindseligkeiten nicht von den Sioux ausgehen, sondern durch Männer wie Todd geschürt werden.
Johnny kann Onathi überzeugen, ihm zu sagen, wo das Goldfeld ist. Er reitet dorthin und kann die beiden Männer stellen. Chivington kommt dabei ums Leben, Todd wird von Johnny und Onathi gemeinsam zur Strecke gebracht.
Johnny übergibt Todd den Indianern, diesmal wird er ihm nicht zur Seite stehen. Todd stirbt bei dem Versuch, zu entkommen.
Es herrscht wieder Frieden zwischen den Indianern und den Weißen, der Treck kann weiterziehen, Johnny geht mit Onathi schwimmen.
Liest man die einschlägige Literatur zu André de Toths THE INDIAN FIGHTER (1955), entsteht schnell der Eindruck eines schön fotografierten kleinen Western, der sich Mühe gibt, den Eingeborenen gerecht zu werden, ansonsten ein gelungenes Tête-à-Tête der Kulturen zu zeigen. Letztere Behauptung bezieht sich auf die Liebelei zwischen der von Kirk Douglas gespielten Hauptfigur Johnny Hawks und der Häuptlingstochter Onathi, der Elsa Martinelli in ihrem erst insgesamt dritten Film ihr wunderschönes Gesicht lieh. Leider sind beide Aussagen bei genauerer Betrachtung nicht zu halten, was den Film einerseits zwielichtiger erscheinen lässt, als es bspw. Joe Hembus in seinem immer noch als Standardwerk zu betrachtendem WESTERN-LEXIKON sehen mochte, andererseits allerdings auch interessanter macht, sind die Dinge hier doch – wie so oft im „erwachsenen“ Western der 50er Jahre – eben nicht so einfach, sondern vielmehr ambivalent und doppelbödig.
Douglas emanzipierte sich in den 50er Jahren als einer der ersten Schauspieler vom Studio-System, gründete eine eigene Produktionsfirma und produzierte seine Filme zunehmend selbst. Das erlaubte ihm ein weites Spektrum, er ließ sich ungern festlegen und schlüpfte immer wieder auch in Rollen, die ihn nicht zwingend sympathisch erscheinen ließen. Ein mutiger Zug für einen Hollywood-Schauspieler, für einen ambitionierten Mimen jedoch eine Befreiung. THE INDIAN FIGHTER gehörte zu den Produktionen, bei denen Douglas selbst die Verantwortung übernahm. Und mit Johnny Hawks eine durchaus ambivalente, eben keineswegs durchgehend sympathische Figur entwarf.
Der Mann ist ein Scout, verdingt sich bei einem Siedler-Treck, der gen Oregon zieht (wo der Film auch weitestgehend gedreht wurde), um diesen schadlos durch das gebiet der Sioux-Indianer zu geleiten. Dazu nimmt er zunächst einmal Kontakt zu dem Stamm auf, mit dessen Häuptling Red Cloud er befreundet ist – oder den er zumindest respektiert. Schnell versteht es das Drehbuch von Ben Hecht und Frank Davis, die Konfliktlinien zu definieren: Die Indianer zürnen den Weißen, da diese immer wieder die Reservats- und Gebietsgrenzen mißachten, seit einige der Angehörigen des Stammes gegen Whiskey das Geheimnis verraten haben, daß im Gebiet Gold zu finden sei. Red Cloud will, anders als sein Bruder Grey Wolf, der Hawks nicht leiden kann, was auf Gegenseitigkeit beruht, den Treck passieren lassen und den Frieden aufrechterhalten. Dazu ist er bereit, sich im nahegelegenen Fort mit dem dortigen Kommandanten zu treffen. So weit, so gut. Doch Johnny muß nicht nur mit Grey Wolf um das Leben eines Weißen kämpfen, den die Indianer zu verbrennen im Begriff sind, sondern er wird auch der Häuptlingstochter Onathi ansichtig, die er sofort begehrenswert findet und die zu erobern gedenkt. Für genügend Konfliktstoff ist also gesorgt.
Die Probleme des Films – oder des modernen Zuschauers? – beginnen schon in diesen ersten Szenen. Johnny Hawks Auftreten ist gelinde gesagt arrogant, momentweise könnte man sogar von verächtlich sprechen. Allerdings gelingt Douglas hier eine bravouröse Leistung. Denn er lässt hier die ganze Ambivalenz zur Geltung kommen, derer er fähig ist. Wir mögen diesen draufgängerischen Typen, keine Frage, aber Douglas flicht immer wieder kleine Gesten und Momente der Mimik ein, die eben auch betonen, daß mit dem Mann nicht zu spaßen ist und er im Zweifelsfall immer bereit sein wird, Gewalt anzuwenden. Daß er um das Leben eines weißen Mannes kämpft, der sich im Laufe des Films als sein Gegenspieler erweisen wird – und der von Walter Matthau angemessen sinister gespielt wird – mag im Kontext eines Films von 1955 als vollkommen folgerichtig gesehen worden sein, ein gewisser rassistischer Unterton ist jedoch nicht zu überhören. Dieses Leben, so suggerieren es die Dialoge und erst recht die sich daraus ergebenden Taten, ist eben ein weißes Leben und also unbedingt zu erretten. Im Gegensatz zu indianischem Leben, wie der Film im Verlauf zeigen wird. Nur verstehen es die Drehbuchautoren, der Sache schlußendlich einen Dreh zu verpassen, der diesen Beginn wiederum in Frage stellt.
Komplizierter wird die Sache im Umgang mit Onathi. Hawks will sie, also stellt er ihr nach, er küsst sie, auch wenn sie sich wehrt, und schließlich verfolgt er sie in einer späteren Szene zu einem Bach, wo er sie, um im Euphemismus der 50er Jahre zu bleiben, „nimmt“: Er ringt sie nieder, fällt mit ihr in den Fluß, küsst sie lange gegen ihren Willen, bis sie sich ihm hingibt. In einem weniger euphemistischen Ton müsste man anmerken, daß er sie schlicht vergewaltigt. Und zwar in den Grenzen dessen, was 1955 darstellbar war. Wobei der Film schon recht weit geht, was Nacktheit und auch Gewalt betrifft. Vor allem aber suggeriert diese Szene das Klischee, daß eine Frau, die „Nein“ sagt, eigentlich „Ja“ meint und im Grunde nur zu ihrem Glück gezwungen werden will. Daß der Film mit dem Bild von den nackt badenden Hawks und Onathi schließt, also eine gelungene Verbindung, libertär und freizügig, zwischen Weißen und Indianern angedeutet wird, mag da zwar wie ein utopistisches, der ethnischen Verständigung dienendes Moment anmuten, dennoch bleibt ein Geschmäckle. Und zwar ein wirklich schales.
Man muß dem Film aber auch einige durchaus gute Anlagen attestieren. Ganz im Geiste solcher Western wie BROKEN ARROW (1950) oder WHITE FEATHER (1955) bemühen sich das Drehbuch und die Regie um einen fairen Umgang mit den Indianern und stellen die Konflikte vor allem von Weißen geschürt dar. Es ist der Goldrausch, der die beiden Bösewichter des Films – Matthaus Figur Wes Todd wurde bereits genannt; seinen Kompagnon Chivington spielt Lon Chaney Jr. – jedweden Anstand und auch jedwede Vorsicht vergessen lässt. Sie füllen einen offensichtlich bereits trunksüchtigen Indianer mit Alkohol ab und entlocken ihm die Informationen, nur um ihn und Grey Wolf, als dieser dazwischentritt, umzubringen. Daß das alles nur böse enden kann, überrascht natürlich nicht und am Ende wird der noch lebende Todd den Indianern zur freien Verfügung übergeben. Hawks hat zu diesem Zeitpunkt längst beschlossen, auf welcher Seite er steht.
Nicht zuletzt das Werben der Siedlerin Susan Rogers, deren Sohn Tommy Johnny Hawks geradezu verehrt, vergegenwärtigt dem Junggesellen Hawks, daß er bei den Indianern besser aufgehoben wäre, denn als Farmer zu arbeiten und sich den eher rigiden Moralkonventionen weißer Siedler zu unterwerfen. Es ist eine der besten – und ganz sicherlich die lustigste – Szenen des Films, wenn Susan Johnny von ihren und den Vorzügen der Ehe generell zu überzeugen versucht und der arme Kerl alle möglichen verbalen Geschütze auffährt, um zwar höflich doch bestimmt jedweder ehelichen Verpflichtung zu entgehen. Zum Glück gibt es in dem Siedler Will Crabtree, seines Zeichens der „beste Kartoffelpflanzer von Michigan“, einen weiteren Anwärter auf Mrs. Rogers, der schließlich von dieser auch erhört wird. Hawks hingegen kehrt zu Onathi zurück und – es wurde bereits beschrieben – nimmt erst einmal, gemeinsam mit der Dame, ein ausgiebiges Bad im Fluß. Die Figuren, die Douglas spielte, hatten oft diesen freigeistigen und durchaus lausbübisch-frechen Zug.
Doch Hawks macht auch Fehler. Um Onathi ein weiteres Mal zu sehen – und sie dann, wie weiter oben erwähnt, zu vergewaltigen; im Kontext des Films natürlich von seinen „Vorzügen“ zu überzeugen – lässt er den gesamten Treck einen riesigen Umweg über einen Berg machen, was die Siedler Zeit kostet und Todd und Chivington die Gelegenheit gibt, ihre üblen Pläne zu verwirklichen. Die Episode hat allerdings auch den Zweck, die Verständnislosigkeit zwischen Weißen und Indianern zu verdeutlichen – zu Ungunsten der Weißen. Denn nachdem Todd den betrunkenen Informanten und Grey Wolf getötet hat, sind die zuvor so freundlichen und zum Handel bereiten Indianer auf einmal keineswegs mehr nett und pittoresk, sondern bedrohlich. Das führt auf Seiten der Siedler zu einer wilden und kopflosen Flucht zurück zum Fort. Und dort fordern die Anführer der Siedler sofort Johnnys Kopf. Er wird verdächtigt, gemeinsame Sache mit den Indianern zu machen. Spätestens jetzt weiß er, auf welcher Seite er steht, stehen will.
So gesehen kriegt THE INDIAN FIGHTER also gerade noch die Kurve. Er reiht sich ein in jene Riege von Filmen, die anfingen, den Umgang mit den Indianern im Allgemeinen wie im Besonderen genauer zu betrachten und das Unrecht, das den Eingeborenen widerfahren war, anzuprangern. Johnny Hawks gehört letztlich zu jenen Westernern, die, immer um ihre Freiheit besorgt, ihr Glück bei jenen finden, die zu Ausgestoßenen im eigenen Land wurden, verdrängt, marginalisiert und in vielen, vielen Fällen getötet. In einer kleinen Szene bespricht Hawks sich mit einem Mann, der im Treck mitreist und eine altmodische Kamera mit sich schleppt, um die Schönheit der Natur einzufangen. Johnny erklärt ihm, daß er persönlich lieber die Natur selbst betrachte, als Fotografien, mehr noch – er, Johnny Hawks, fürchte genau das, was der Fotograf beabsichtige: Den Menschen diese Landschaft so zu vermitteln, daß sie sich auf den Weg machten und sie mit eigenen Augen sehen wollten. Für Johnny Hawks ist die Landschaft eine Frau, eine Geliebte. Und, so sein Credo, er sei eifersüchtig und wolle sie für sich allein. Als später beim Angriff auf das Fort die Kamera zerstört zu werden droht, ist es aber Johnny Hawks, der sie rettet und ihrem Besitzer zurückgibt. Auch dies ein Beweis für die Ambivalenz, die innere Zerrissenheit dieser Figur.
André de Toth wusste genau, wie man eine solche Geschichte umzusetzen hat. Er war ein Routinier, er war ein Mann des B-Movies, obwohl er auch immer wieder mit größeren Produktionen betraut wurde. Mit Wilfred M. Cline stand ihm ein ebenso erfahrener Veteran des Hollywood-Kinos als Kameramann zur Verfügung. Ihnen gelangen hier ebenso beeindruckende Landschaftsaufnahmen, wie sie auch atemberaubende Actionsequenzen einzufangen wussten. THE INDIAN FIGHTER ist damit ein recht typisches Produkt seiner Zeit, kann aber immer noch überzeugen. Er hat Tempo, Witz, mit Kirk Douglas einen – wie meist – hervorragenden Hauptdarsteller, Elsa Martinelli sorgt für ein gewisses Sex-Appeal und letzten Endes versöhnt dann die Schlußmoral des Films auch wieder mit den eingangs erwähnten Kritikpunkten. Immerhin tritt der Film mit seinem Schlußbild des verliebt im Fluß badenden Paars Douglas/Martinelli eindeutig für eine Verständigung zwischen den Ethnien ein. Ein für die 50er Jahre dann doch schon bemerkenswertes Angebot.