IM KINO

Harald Martenstein gibt Einblick in das Handwerk des Kolumnisten

Der Band IM KINO versammelt Harald Martensteins Kolumnen zur Berlinale zwischen 1999 und 2016, in denen er sich mal launisch, mal witzig, mal bös und selten ernsthaft über Begleiterscheinungen, Berühmtheiten, Kritikerkollegen, das Festival an sich und gelegentlich auch über Filme auslässt. Die meist kurzen Texte sind gut zu lesen, sie unterhalten und geben oft Anlaß, sich seine Gedanken zu machen. Allerdings erfährt man oftmals weder, um welchen Film es sich handelt, und – wer die Texte des Autors bspw. aus dem ZEITmagazin kennt, weiß das – zeichnen sich dadurch aus, daß er vermeintlich vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt, man also oft mehrmals nachlesen muß, um seinen inneren Gedankengängen folgen zu können. Sprunghaft, nennen das andere.

Wenn man selber Filme liebt und ebenso Texte über Filme, kommt man nur begrenzt auf seine Kosten, denn Martenstein interessiert sich weitaus mehr für die Reaktionen des Publikums, noch häufiger für die seiner Mit-Seher bei den Vorführungen, als für die Filme selbst, die oft in ein, zwei Sätzen abgehandelt werden. Es macht jedoch Spaß, ihm in der Beurteilung dessen zu folgen, was gute und schlechte, was mittelmäßige und was langweilige Filme ausmacht. Da er mit der nötigen Selbstironie zu Werke geht, verzeiht man ihm dann auch jene Passagen, die so gar nicht mit der eigenen Sicht auf Film, das Filmbusiness oder die Kriterien zur Beurteilung einzelner Werke übereinstimmen.

Man hat hier eine schöne Sammlung von Kurztexten, die man schnell weglesen oder aber als Lektüre an Orten, wo man sich nur kürzere Zeit aufhält, bereitlegen kann. Tiefergehende Auseinandersetzungen mit Filmen allerdings sollte man nicht erwarten, dafür sind hier weder der Raum noch der Wille vorhanden. Schon lernt man einiges über die Vorlieben des Autors, aber dazu sind Kolumnen wahrscheinlich letztendlich auch gedacht.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.