BIS DAS BLUT GEFRIERT/THE HAUNTING

Robert Wise´ längst als Klassiker betrachteter Spukhausfilm nach Shirley Jacksons Roman

Der Anthropologe Dr. John Markway (Richard Johnson) ist äußerst interessiert am Übernatürlichen, dem Paranormalen und der Parapsychologie. Deshalb überredet er die Besitzerin von Hill House, ihn und eine Gruppe von ihm ausgesuchter, medial begabter Menschen, einige Zeit im Haus leben zu lassen. Dr. Markway erhofft sich dadurch Erkenntnisse hinsichtlich des bisher Unerklärlichen. Hill House, das eine lange Geschichte von Unglück, Leid und Unbill hat, scheint da der richtige Ort, um mit Kräften in Kontakt zu treten, die die Wissenschaft bisher nicht erklären oder auch nur messen kann. Die Besitzerin des Hauses stellt nur eine Bedingung: ihr Neffe Luke Sanderson (Russ Tamblyn), ein Hallodri, soll bei dem Experiment anwesend sein, damit er einmal im Leben etwas Tiefergehendes erlebt.

Dr. Markway hat sich einige spirituell empfängliche Menschen ausgesucht, allerdings sind nur das Medium Theodora (Claire Bloom) und Eleanor Lance (Julie Harris) bereit, sich wirklich auf Hill House einzulassen.

Eleanor ist eine junge Frau, die jahrelang ihre Mutter gepflegt hat, die sich aber mehr vom Leben wünscht. Doch aufgrund ihrer psychischen Labilität versuchen sowohl ihre Schwester, als auch ihr Schwager, sie einzuengen und ihr eigene Schritte ins Leben zu verbieten. So betrachtet Eleanor die Einladung auch als Chance, aus dem engen Korsett ihres Lebens auszubrechen und eine Veränderung herbeizuführen.

Eleanor kommt im Haus an und wird am Tor vom Hausmeister, Mr. Dudley (Valentine Dyall), empfangen, der sie eindringlich, wenn nicht gar unfreundlich auffordert, umgehend umzudrehen und das Weite zu suchen. Im Haus selbst begegnet ihr Dudleys Frau (Rosalie Crutchley), die sich seltsam benimmt, mehrfach darauf hinweist, daß sie und ihr Mann nachts im Dorf schlafen und Eleanor somit nicht helfen könnten, „in der Nacht, in der Dunkelheit“.

Eleanor spürt alsbald eine starke Anziehung, eine Faszination, aber auch eine unterschwellige Bedrohung im und ums Haus. Immer wieder redet sie in inneren Monologen mit sich und reflektiert ihre Situation. In diesem Fall fühlt sie sich von dem düsteren Gebäude geradezu beobachtet.

Bald aber trifft sie auf Theodora, der Mrs. Dudley ebenfalls erklärt, sie seien nachts ganz allein im Haus. Doch anders als Eleanor, zeigt sich Theodora nicht sonderlich beeindruckt von dem Gerede. Ihr Auftreten ist eher das einer sehr selbstbewußten, selbstsicheren Frau, die sich ihrer Fähigkeiten vollkommen bewußt ist und deshalb meint, es mit jedweder Bedrohung aufnehmen zu können. Daß sie allerdings über gewisse Fähigkeiten verfügt, beweist sie damit, daß sie Eleanor auf Dinge anspricht, die diese nicht erwähnt hat. Doch auch Theodora ist nicht vor Furcht gefeit: Als die beiden Frauen sich auf den Weg durchs Haus machen, scheinen sie sich in den labyrinthartigen Gängen zu verirren.

Plötzlich taucht Dr. Markway vor ihnen auf. Er scheint das Gebäude zu kennen und führt sie in einen hellen Salon. Er erklärt seinen Gästen, daß das Haus bestimmte Besonderheiten aufweise, so sei nirgends ein rechter Winkel festzustellen, alles wirke im wahrsten Sinne des Wortes „schief“. Nun lernen die Frauen auch den charmanten, aber spöttisch auf das Unternehmen blickenden Luke Sanderson kennen, den vor allem interessiert, wie sich das Haus einst am Markt machen, was das überbordende Interieur ihm bei einem Verkauf einbringen wird.

Beim Essen erklärt Dr. Markway den anderen, daß alle übrigen von ihm Eingeladenen abgesagt hätten. Er erklärt auch, weshalb er die Frauen ausgesucht hat: Theodora offensichtlich wegen ihrer medialen Fähigkeiten, Eleanor, weil sie als Kind ein Poltergeisterlebnis hatte, das sie allerdings leugnet. Markway ahnt, daß die junge Frau labil ist, voller Ängste, und daß sie vielleicht für sein Experiment ungeeignet sein könnte. Doch Eleanor selbst will unbedingt in der Gruppe bleiben. Sie sieht in dem Experiment eine Chance für sich, für eine persönliche Veränderung. Sie betrachtet die anderen bereits als Freunde, wenn nicht gar als Familie und kann auch dem ansonsten so bedrohlich wirkenden Haus etwas abgewinnen.

In der ersten Nacht wacht Eleanor auf, weil etwas gegen ihre Tür schlägt. Sie – und in ihrem nebenan gelegenen Zimmer auch Theodora – nimmt Geräusche wahr, fernes Lachen und schließlich sieht sie voller Panik, wie etwas von außen versucht, die Tür zu öffnen, weil der Knauf sich dreht. In ihrer Angst vermischen sich die Wirklichkeit und ihre Erinnerungen an jene Nächte, in denen sie für ihre Mutter verantwortlich war, die auch immer gegen die Wände klopfte, um Eleanor zu rufen.

Eleanor und Theodora versuchen aus ihren Zimmern zu entkommen, was erst gelingt, nachdem die Ereignisse enden. Dann treffen die beiden auf Dr. Markway und Luke, die von den Vorkommnissen nichts mitbekommen haben, da sie im Garten waren, wo sie etwas gesehen zu haben glauben. Markway befürchtet, daß das Haus versucht, die Gruppe zu spalten und voneinander zu trennen.

Markway möchte, daß seine Gäste auf einem Fragebogen ihre Erfahrungen und Gefühle festhalten und beschreiben, die sie im Haus machen und haben. Doch kommen ihm erneut Zweifel, ob Eleanor wirklich die Richtige ist, um an solch einem Experiment teilzunehmen. Er versucht, in sie zu dringen, zugleich will er ihr ihre Schuldgefühle nehmen, die sie hinsichtlich des Todes ihrer Mutter hat.

Eleanor fühlt sich von dem vorgeblich einfühlsamen Mann angezogen, was bei Theodora zu gewissen Eifersüchteleien führt. Das Verhältnis der beiden Frauen ist so oder so angespannt, da Theodora es sich nicht verkneifen kann, ihre Einblicke in Eleanors Psyche auszuspielen, andererseits aber auch von der hypersensiblen Frau und ihren Anfällen, Ängsten und vermeintlichen Wahrnehmungen genervt ist. Zudem merkt sie, daß Eleanor dazu neigt, sich und anderen etwas vorzumachen – so erzählt sie Theodora, sie lebe allein, habe aber einen Freund und fange gerade ein neues Leben an. Hinzu kommt eine gewisse erotische Anziehung, die Eleanor auf Theodora ausübt.

Dr. Markway belässt es dabei, die Frauen zukünftig in einem Schlafgemach unterzubringen. Auf Eleanors Bitten hin sieht er davon ab, sie vom Experiment auszuschließen.

Bei Rundgängen durchs Haus stößt die Gruppe auf Skulpturen und Figuren, die bei ihnen seltsame, teils sehr erotische Assoziationen hervorrufen, wobei Luke auch hier immer nur davon schwadroniert, was all die Einzelteile auf Auktionen einbringen können. Allerdings gibt es auch gewisse Punkte im Haus, an denen alle Beteiligten spüren, daß es extrem kalt ist. Vor allem vor dem fest verschlossenen Kinderzimmer ist dies der Fall.

In der Bibliothek stoßen die Vier auf eine gewaltige Wendeltreppe, die aber baufällig ist und kaum zu betreten. Eleanor will nicht in die Bibliothek eintreten, weil sie der Geruch an das Sterbezimmer ihrer Mutter erinnert. Sie geht auf einen Balkon, wo sie von einer Halluzination überwältigt wird. Beinah stürzt sie ab, nur Dr. Markway, der ihr gefolgt ist, kann sie in letzter Sekunde halten.

In der folgenden Nacht wacht Eleanor auf, weil sie erneut das Klopfen, dazu Gelächter, Wispern und raunendes Geflüster in den Gängen vernimmt. Wieder scheint etwas in das Zimmer eindringen zu wollen. Eine Wandverkleidung scheint eine teuflische Fratze darzustellen und Eleanor bittet Theodora, ihre Hand zu halten, damit sie nicht so allein sei in der Dunkelheit. Dann aber wird der Griff um ihr Handgelenk immer fester, bis sie sich kaum mehr zu befreien weiß. Es gelingt Eleanor, das Licht anzumachen – sie liegt nicht im Bett, neben Theodora, sondern auf einem Diwan in der anderen Ecke des Zimmers. Sie fragt sich, wer oder was dann ihre Hand gehalten hat?

Am nächsten Tag versucht Dr. Markway, die Vorkommnisse der Nacht zu rationalisieren und ihnen damit das Beängstigende zu nehmen. Doch Eleanor ist durchdrungen von ihren Schuldgefühlen. Während des Gesprächs scheint es, daß sie Markway gegenüber ihre Gefühle offenbaren will, da sie dabei ist, sich in den Mann zu verlieben. Doch der ist dem Experiment verhaftet. Theodora macht sich erneut über Eleanor lustig, die weder ehrlich zu sich selbst, noch ehrlich zu ihren Kollegen vor Ort sei.

Bevor die Situation eskalieren kann, taucht ein Wagen vor dem Haus auf. Es ist Grace Markway (Lois Maxwell), die ihren Gatten nachhause holen will, da sie seine Experimente und Forschungen nicht ernst nimmt. Es kommt zu einem Disput zwischen den Eheleuten, bei dem deutlich wird, daß Markway sich nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen wird, seine Frau sich aber ebenso wenig abwimmeln lassen will. Also beschließt sie, im Haus zu bleiben. Sie wählt als ihr Schlafzimmer ausgerechnet das frühere Kinderzimmer, welches die Gruppe als das Epizentrum des Hauses und seiner Vorgänge ausgemacht haben. Bisher war es keinem aus der Gruppe gelungen, die Tür zu diesem Raum zu öffnen, nun aber steht sie plötzlich weit offen.

Markway beschließt, die Gruppe für die Nacht im Salon zu versammeln. Luke soll vor dem Kinderzimmer Wache halten. Irgendwann taucht Luke im Salon auf, weil es ihn nach einem Schluck Alkohol gelüstet. Kaum ist er im Zimmer, schlägt die Tür hinter ihm zu. Weder Dr. Markway, noch Luke und auch beiden gemeinsam gelingt es nicht, die Tür wieder zu öffnen. Doch dann beginnt diese auf einmal zu atmen. Sie wölbt sich, dehnt sich und etwas schlägt dagegen. Dann entfernt sich das, was geklopft hat, was Dr. Markway alarmiert. Es gelingt ihm, die Tür zu öffnen, als er das Kinderzimmer erreicht, ist die Tür offen und der Raum leer. Grace ist verschwunden.

Zugleich absentiert sich aber auch Eleanor von der Gruppe. In einem Gemisch aus der empfundenen Ablehnung durch Dr. Markway und einer enormen Anziehung des Hauses, will sie sich dessen Willen hingeben. Sie tanzt durch die Gänge des Anwesens, selbstvergessen scheint sie nun ganz dem Haus zu gehören. Schließlich kommt sie in die Bibliothek, wo die Gruppe sie auf der Wendeltreppe findet. Die Treppe schwankt gefährlich und droht, aus ihren Verankerungen zu reißen. Dennoch klettert Dr. Markway hinter Eleanor her. Es gelingt ihm, sie am obersten Absatz zu stellen und verhindert erneut einen Sturz. Gerade als er nach ihr greift, ihr sogar leicht durchs Gesicht streicht, geht eine Falltür oberhalb der Treppe auf und Grace, verdreckt, zeigt ihr in Panik verzerrtes Gesicht, wodurch Eleanor zu Tode erschrickt.

Dr. Markway gelingt es, Eleanor von der Treppe zu holen. Sofort will er ihre Abreise einleiten und bittet Luke, Eleanor in den Dorfgasthof zu bringen, er und Theodora kämen nach, sobald sie Grace gefunden hätten. Während die Männer noch debattieren, sitzt Eleanor bereits im Wagen. Mehrfach bittet, ja fleht sie, sie nicht wegzubringen. Doch es hört ihr niemand mehr zu. Sie startet den Wagen und fährt in den weitläufigen Park des Anwesens von Hill House. Wieder ertönt ihre innere Stimme, die sie fragt, weshalb sie erneut fliehe, jetzt, wo sie doch glücklich gewesen sei? Das Haus, so ihre Erkenntnis, sei ihr Zufluchtsort, ihre Bestimmung gar.

Plötzlich taucht aus dem Nebel eine Gestalt in einem weißen Gewand auf, die Eleanor irritiert. Sie verliert die Kontrolle über den Wagen und schleudert gegen einen Baum. Als Markway und die anderen den Wagen erreichen, ist es zu spät: Eleanor ist tot. Markway fällt auf, daß dies genau die gleiche Stelle ist, and er einst die erste Gattin des ursprünglichen Erbauers des Hauses bei einem Kutschunfall zu Tode kam. Noch während alle um das Wrack des Wagens stehen, taucht die total verängstigte Grace zwischen den Bäumen auf. Sie trägt ein weißes Nachtkleid. Doch ob sie vor den Wagen gelaufen ist, weiß sie nicht mehr.

Die Gruppe verlässt noch in der Nacht das Anwesen von Hill House. Luke blickt zurück und betrachtet das düstere Gebäude. Er merkt an, daß man alles bis auf die Mauern niederbrennen und anschließend Salz auf die Erde streuen solle.

In seiner langen Karriere als Regisseur versuchte sich Robert Wise in vielen der typischen Hollywood-Genres – er drehte Melodramen und Western, Noirs und Science-Fiction-Filme. Er drehte Dramen und einige wegweisende Musicals. Als Regisseur konnte er in nahezu all diesen Gattungen künstlerisch wie kommerziell reüssieren. Bereits unter seinen ersten Regiearbeiten waren auch zwei Horrorfilme. THE CURSE OF THE CAT PEOPLE (1944), bei dem er die Co-Regie übernahm, für den er aber hauptsächlich verantwortlich gewesen sein soll, und der heute als Klassiker angesehene THE BODY SNATCHER (1945). Danach brauchte es fast zwanzig Jahre, bis Wise in dieses sehr spezielle Metier zurückkehrte und in seiner späte(re)n Karriere zwei Geister-, bzw. Spukhausfilme drehte: THE HAUNTING (1963) und AUDREY ROSE (1977). Während letzterer in der Gemeinde der Aficionados zumindest einen gewissen Kultstatus genießt, galt THE HAUNTING unter Kritikern schon zu seiner Zeit als ein äußerst gelungener Beitrag zum Sub-Genre; im Laufe der Zeit erhielt auch dieser Film den Status eines Klassikers.

Basierend auf Shirley Jacksons erfolgreichem Roman THE HAUNTING OF HILL HOUSE (erschienen 1959) hatte Nelson Gidding ein Drehbuch verfasst, Wise übernahm die Regie. Entstanden ist ein Film, dem man seine technische Finesse, die Detailverliebtheit in Ausstattung und Dekor und auch die hohen Ambitionen ansieht; es ist aber auch ein Film, der nur leidlich gruslig ist und den Ansprüchen, die er in den ersten Minuten Laufzeit anmeldet, im Ganzen nicht gerecht werden kann. Denn die ersten Sequenzen, in denen im Voice-Over die Stimme des späteren Protagonisten Dr. John Markway, ein Anthropologe, dem Publikum erklärt, was es mit Hill House auf sich hat und weshalb es ihn so fasziniert, sind grausiger als nahezu alles, was dann folgt. Nach der Aufzählung, der Beschreibung und vor allem der bildlichen Darstellung all des Unheils und der Unfälle, die mit dem Haus zusammenhängen, der düsteren Stimmung, von der es umgeben ist und die von ihm ausgeht, des Unglücks, das seine Bewohner im Laufe der Jahre ereilt, hängt die Messlatte sehr hoch. Hebt man von solch einer Startrampe ab, erwartet der Zuschauer natürlich weitere Steigerungen, Schocks und schließlich das reine Grauen. Geboten wird ihm dann aber neben einigen ansprechenden Effekten, interessanter Kameraarbeit und auch der ein oder anderen wirklich unheimlichen Szene vor allem ein psychologisches Kammerspiel.

Der schon benannte Dr. Markway, mit einer gewissen Nonchalance gespielt von Richard Johnson, möchte in Hill House Daten und vor allem Erfahrungen mit dem Übernatürlichen sammeln, das er selbst der Parapsychologie zurechnet, für wissenschaftlich erforschbar und aufgrund dessen auch nicht für wirklich beängstigend hält. Das natürlich ist schon eines der grundlegenden Probleme des Films, denn wie will man den Zuschauer das Fürchten lehren, wenn einer der Hauptprotagonisten sich selbst kein bisschen zu fürchten scheint? Zumal wir ja von Beginn an wissen, womit wir es zu tun haben: Einem ausgewiesenen Spukhaus.

Um seinen Forschungen Nachdruck zu verleihen, schart der Anthropologe einige Mitstreiter um sich, darunter den zukünftigen Erben des Anwesens, der von Russ Tamblyn mit dem ihm eigenen jungenhaften Charme gespielt wird, desweiteren eine medial begabte junge Frau, die Claire Bloom als eine Mischung aus jugendlicher Madame Blavatsky und einer verruchten Dame der wilden 20er Jahre mit modernem Einschlag gibt, sowie Eleanor Lance, die die vergangenen Jahre damit verbracht hat, ihre Mutter zu pflegen, sich einen Ausbruch aus einem schon in jungen Jahren beengten und fest umrissenen Leben wünscht und die als Kind eine Erfahrung mit einem Poltergeist gemacht haben soll. Julie Harris, die bis dahin vor allem Fernseherfahrung gesammelt hatte, allerdings neben James Dean in EAST OF EDEN (1955) auch einen großen Kino-Erfolg feiern konnte, verleiht dieser jungen Frau eine fiebrige Aura aus unterdrücktem Lebenswillen, der auch eine ebenso unterdrückte, vibrierende Libido einschließt, leichter Hysterie und spiritueller Offenheit. Sie wird es schließlich sein, die mit dem Haus – oder dem, was es ausmacht und beherrscht – in Kontakt tritt, sie wird es sein, die sich dem Haus öffnet und schließlich in ihm aufzugehen scheint. Die restlichen Zugeladenen, so teilt es Dr. Markway den Anwesenden – und damit auch dem Publikum – lapidar mit, hätten abgesagt. So sind es also diese vier Menschen, die sich den Schrecknissen, dem Spuk von Hill House stellen.

In den ersten Nächten werden die vier mit all dem konfrontiert, was die klassische Geistergeschichte hergibt: Knarrende Stufen, Wispern, Flüstern und Heulen in den Gängen des riesigen Hauses, in der Dunkelheit von unsichtbaren Händen gedrehte Türknäufe, plötzliche Kälte, Stimmen und Gelächter in den Tiefen des Gebäudes. Regisseur Wise und Kameramann Davis Boulton geben sich jede Mühe, diese eher konventionellen Effekte durch ungewöhnliche Kameraeinstellungen, gelegentliche Zooms, verzerrte Perspektiven aufzupeppen und mit einer ungewöhnlichen Montage, schnellen Schnitten und Gegenschnitten in eher unkonventioneller Form zu gestalten. So sticht vor allem der für seine Zeit als hochmodern anzusehende technische Aufwand des Films sowie seine Ausstattung hervor und weckt das Interesse des Zuschauers. Vor allem fällt die Diskrepanz zwischen einer fast altmodischen Erzählung, die in altmodischen Interieurs geboten wird, und einer modernen Erzählweise ins Auge. Das Drehbuch gibt sich hingegen viel Mühe, die Spannungen innerhalb der Gruppe und damit die Psychologie der Figuren hervorzuheben, was ausgesprochen gut gelingt. Gerade Eleanor Lance` Verhalten, ihr Changieren zwischen Angst vor und Faszination für das Haus, die Reaktionen der anderen auf ihr Agieren, werten den Film auf und machen ihn ungewöhnlich, da er sich so auf einen ausgesprochen modernen und zeitgenössischen Fokus konzentriert.

Mehr und mehr scheint Eleanor dem Zauber des Hauses zu erliegen, das sie zugleich aber fürchterlich ängstigt, sie scheint zunehmend mit etwas im Haus in Verbindung zu stehen – oder sogar mit dem Haus selbst. Giddings Script lässt Eleanor immer wieder in innere Dialoge verfallen, führt also – recht ungewöhnlich – eine zweite Voice-Over nach den einführenden Erklärungen Dr. Markways in die Handlung ein, so daß wir große Teile von Eleanors wie der Entwicklung im Haus und jener innerhalb der Gruppe exklusiv aus der Perspektive der jungen Dame betrachten können. Dabei sind diese inneren Monologe aber nicht unbedingt kohärent, oftmals wirken sie wie Gedankensplitter, angerissene, halbbewußte Fragmente von Selbsterkenntnis und innerer Reflektion. Gidding sorgt so für eine Unsicherheit beim Zuschauer, da dieser sich die ganze Zeit fragen muß, ob er es bei Eleanor vielleicht mit einer etwas verfeinerten, leicht überspannten, gar hysterischen Frau zu tun hat, deren persönliche Geschichte, ihr Welt-Erleben, sie eben auch empfänglich macht für allerlei spinnerte Ideen. Lange kann der Film so die Balance halten zwischen subjektiver Erfahrung und objektiven Hinweisen darauf, was reell im Haus geschieht. Eleanors Entwicklung kann im Kontext des Films als eine Erweckungs- oder Emanzipationsgeschichte gelesen werden, was das Unheimliche des Films jedoch in den Bereich der Metapher oder der Allegorie verweisen würde. Das wird sich im Laufe des Films allerdings als Hypothek erweisen, da es dem reinen Grauen die Spitze nimmt.

Das Haus[1] ist vielleicht der eigentliche Protagonist des Films. Nie wird uns eine wirkliche Erklärung geliefert, weshalb das Haus diese dräuend-bedrohliche Atmosphäre hat, wie es dazu kam, daß von ihm diese bösartige Aura ausgeht. Ist es ein Ort des Bösen? Des Bösen an sich, das keiner Bedeutung, keiner Erklärung mehr bedarf? Schon die Exposition des Films deutet eine solche Möglichkeit an. Denn all die Unglücke, die sich hier ereignet haben oder seinen Bewohnern widerfahren sind, werden ebenfalls nicht erklärt. Wenn man also Eleanors Entwicklung von der grauen Maus, die sie zu Beginn des Films fraglos ist, hin zu einer immer selbstsichereren, in ihren Bedürfnissen immer klareren, erwachsenen Frau als eine Art Emanzipation betrachten will, könnte man unterstellen, daß diese Emanzipation in ihrem Fokus tendenziell nur durch das oder mit dem Böse(n) durchzusetzen, zu verwirklichen ist. Das wäre eine konservative, fast reaktionäre Betrachtung. Andererseits bietet der Film auch die Lesart an, daß Eleanors Entwicklung gesellschaftlich als etwas Böses, zumindest Verwerfliches, wahrgenommen wird. Sie wird uns als eine von ihrer Schwester Abhängige vorgestellt, die aufbegehrt, von dieser und ihrem Mann jedoch kleingehalten wird. Dieses patriarchale Verhalten wiederholt sich später in Hill House: Dr. Markway verhält sich Eleanor gegenüber zwar immer freundlich und zugewandt, was bei ihr schließlich gewisse zarte – wenn nicht gar erotische – Gefühle ihm gegenüber hervorruft, doch eben auch immer patriarchal, indem er sie beschützen zu müssen glaubt. Zwar bemüht er sich, ihr tieferes Wesen zu erkunden, ihre Beweggründe zu verstehen, beachtet dabei aber selten, was sie sagt, glaubt meist besser zu wissen, was gut für sie ist und wirkt immer wie einer jener Männer, die eine „schwache“ Frau behüten müssen. Was im Haus es ist, das Eleanor so verändert, begreift aber auch er nicht. So bleibt als Erklärung letztlich nur die Macht des Hauses, seine dunkle Magie, die düsteren Kräfte, die es beherrscht und entfesselt. Und in Eleanor trifft es auf ein Wesen – vielleicht ist es völlig gleich, wessen Geschlechts es ist – , welches sich in einem tiefgreifenden Umbruch befindet, dadurch offen ist für Veränderungen und somit auch für Kräfte, die anziehend wirken, unabhängig von den verborgenen Intentionen. Das Haus als Katalysator und Resonanzraum, als Projektionsfläche geheimer Wünsche und Begierden – auch eine solche Interpretation lässt der Film zu.

Wie stark das Haus zu einem Protagonisten eigenen Rechts wird, verdeutlicht vor allem eine Szene – in späteren Kritiken, Besprechungen und Analysen gern hervorgehoben – in der einige Bewohner Zeugen werden, wie eine Tür gleichsam zu „atmen“ beginnt. Dr. Markways Frau Grace ist mittlerweile im Haus eingetroffen, sie ist offensichtlich nicht sonderlich angetan von seinen Forschungen und scheint ihm gegenüber auch mindestens gleichberechtigt, wenn nicht überlegen. Eigentlich will sie ihn sofort dazu überreden, mit ihr zurück nachhause zu kommen; als er ihr dies verweigert, besteht sie nicht nur darauf, im Haus zu nächtigen, sondern wählt auch gleich jenes Zimmer aus, das die anderen mittlerweile als Epizentrum dessen ausgemacht haben, was im Innern des Hauses vor sich geht. Dann aber verschwindet Mrs. Markway, während Eleanor sich mehr und mehr von den anderen separiert. Die versammeln sich im Salon. Während sie beraten, was zu tun sei, beginnt die Tür des Raumes erst unmerklich, dann immer deutlicher, zu atmen. Das Holz wölbt sich, scheint einzuatmen, dann legt es sich wieder, wenn es auszuatmen scheint. Spätestens in diesem Moment müssen auch Markway und der junge Erbe des Hauses, der bisher vor allem mit der Einschätzung beschäftigt war, was ihm die Ausstattung des Hauses monetär einst am Mark einbringen wird, einsehen, daß sie es mit einer übernatürlichen, unbegreiflichen Macht zu tun haben. Vermochte Dr. Markway die meisten Ereignisse bisher irgendwie zu erklären, zu rationalisieren, so ist die „atmende“ Tür nicht mehr erklärbar, rational nicht mehr begreifbar.

Sicher ist dies eine effektive Szene, zugleich sticht sie aber vor allem durch ihre technische Brillanz hervor. Wirklich unheimlich ist sie nicht. Denn der Zuschauer ist zu diesem Zeitpunkt trotz aller metaphorischen Deutungsmöglichkeiten längst überzeugt, daß er es in Hill House mit etwas wahrlich Grausigem zu tun hat – wenn er es ohnehin nicht schon nach der Einführung zu Beginn des Films war. Bilder sind nun einmal stärker, als jeder Dialog, weshalb wir glauben, was wir sehen und durch Eleanors innere Monologe natürlich auch auf ihre Seite gezogen werden. Wenn sie also Geräusche hört, wenn etwas an ihrer Tür sich zu schaffen macht, nehmen wir ihr und den Bildern, die diese Vorgänge schließlich zeigen, das Grauen ab,

Sucht man nach wirklichem Schrecken in THE HAUNTING, so ist sicher jene nächtliche Szene hervorzuheben, in der Eleanor und Theodora, das Medium, gemeinsam in einem Zimmer schlafen. Zwischen den beiden Frauen herrscht eine seltsame Hassliebe. Verschiedentlich deuten Buch und Regie an, daß Theodora mehr als rein freundschaftliches Interesse an Eleanor hat, an einer Stelle des Films sagt sie sogar explizit, daß Eleanor nach ihrer Begegnung nicht mehr dieselbe sein werde. Zugleich wird eine Eifersucht auf Eleanor angedeutet, die sich in Dr. Markway zu scheint, was dieser zwar nicht direkt erwidert, dennoch lässt er Eleanor eine bevorzugte Behandlung widerfahren. Theodora durchschaut die andere Frau allerdings auch besser, als dies Dr. Markway gegeben ist. Dank ihrer medialen Fähigkeiten begreift Theodora, daß Eleanor manchmal nicht ehrlich ist – weder zu sich, noch zu den andern. So hat sie früher als alle andern begriffen, daß Eleanor sich die Schuld am Tod ihrer Mutter gibt und diese empfundene Schuld sich in der Geschichte des Hauses spiegelt. Denn auch hier sind Dinge geschehen, die Schuld bedeuteten. So wehrt sich Eleanor immer wieder, manchmal durchaus aggressiv, gegen Theodoras Übergriffigkeit und die gelegentlichen Spitzen. Dies ist die Voraussetzung jener gemeinsamen Nacht in einem Schlafzimmer, worum Dr. Markway Theodora explizit gebeten hatte, da er sich zusehends Sorgen um Eleanor macht. Diese erwacht mitten in der Nacht, weil sie Flüstern und Kinderweinen hört, in einer Wandverkleidung erkennt sie ein fürchterlich verzerrtes Gesicht. Sie bittet Theodora, ihre Hand zu halten. Obwohl Theodora nicht mit ihr spricht, spürt Eleanor die Hand der anderen, spürt vor allem, daß der Griff immer fester, fast schmerzhaft wird. Als es ihr schließlich gelingt, das Licht anzumachen, liegt sie aber nicht im Bett, sondern auf einem sofaähnlichen Diwan, während Theodora im Bett geschlafen hat. Es stellt sich also die Frage, wer oder was Eleanors Hand gehalten hat? Die Abdrücke dieses Griffs sind noch deutlich auf ihrem Gelenk zu erkennen.

Dies ist die vielleicht schauerlichste Szene, die THE HAUNTING zu bieten hat. Man sollte sie nicht unterschätzen, ist sie doch durchaus geeignet, auch hartgesottene Anhänger des Genres selbst heute noch zu ängstigen. Wise´ Inszenierung und Boultons Bilder dieser Nacht sind sicher ein Höhepunkt des Films, da es den beiden gelingt, scheinbar normalen Dingen etwas Eigenartiges, Fremdes zu verleihen und zugleich die Dunkelheit auf eine Weise bedrohlich wirken zu lassen, wie es nicht oft auf der Leinwand zu spüren ist. Daß Gidding Eleanor auch in dieser Szene mit einem inneren Monolog ausstattet, tut sein Eigenes, um ihre Verlorenheit, die Einsamkeit der Angst spürbar zu machen und uns zugleich mit ihr in Eins zu setzen, so daß wir auch ihre tiefsitzende Furcht erleben können.

Natürlich muß man sich – das gilt für Horrorfilme im Allgemeinen, für Geister- und Spukhausfilme im Besonderen – auf all dies einlassen, muß sich ängstigen lassen wollen. Wie die meisten Geisterfilme, leidet auch THE HAUNTING an seiner Geschwätzigkeit, zu der auch die inneren Monologe beitragen. Vieles wird erklärt, immer wieder werden die Erlebnisse, die vor allem Eleanor hat, reflektiert und diskutiert, nur von den Sprüchen des Erben unterbrochen, der das Grauen kaum ernst nimmt und wenn er es schließlich ernst nehmen muß, auch nur wieder daran denkt, daß dies einen großen Verlust in seinem Portemonnaie bedeutet. So gleitet der Film langsam in eine Psychostudie hinüber, die mehr Gewicht auf Eleanors Geisteszustand zu legen scheint, denn auf den eigentlichen Grusel. Hinzu kommt die rationale Herangehensweise von Dr. Markway, der zwar die Gefahr für Eleanor wittert, bei dem aber auch dann, wenn er unter Lebensgefahr auf einer brüchigen Wendeltreppe hinter ihr her klettert, um sie zu retten, nicht klar wird, ob er die Verbindung der jungen Frau zum Haus ernst nimmt – und damit die Gefahr akzeptiert, die von dem Haus selbst ausgeht – oder doch eher an ihrer geistigen Gesundheit zweifelt und also ganz auf der Seite des Rationalen verharrt. Daß er sich eher um seinen Schützling sorgt als um seine Frau, die zu diesem Zeitpunkt immer noch verschwunden ist, wirkt allerdings wenig logisch, ist aber mit seiner Fürsorgepflicht jenen gegenüber, die er in diese Situation gebracht hat, zu erklären. Grace ist immerhin aus eigenem Antrieb nach Hill House gekommen.

So hat man es mit einer Mischung aus Schauerstück und Psychodrama zu tun, dessen seltenen Überwältigungseffekte letztlich Robert Wise´ Inszenierungstalent zuzuschreiben sind. Er versteht es – immer in Eintracht mit seinem Kameramann – aus der Kulisse, sowohl bei den Innen- wie bei den Außenaufnahmen, das Beste herauszuholen, er setzt seine Schauspieler gekonnt in Szene, er verleitet Julie Harris dazu, die wirklich beeindruckende Performance einer labilen Frau zu geben und nutzt alle möglichen technischen Möglichkeiten, um sein Publikum abzuholen und das Fürchten zu lehren. Es bleibt allerdings die Frage, ob Wise selbst glaubt, was er da präsentiert. So gekonnt Davis Boulton das unheimliche Gemäuer einfängt, so beeindruckend die Dekors im Innern des Studios auch inszeniert werden[2], immer hat der Zuschauer den Eindruck, sich bei Dr. Markway in besten Händen zu befinden. Wirklich etwas zu befürchten haben wir nicht. Und vielleicht ist damit zu erklären, weshalb Wise´ Science-Fiction-Filme, um einmal das dem Horrorfilm wesensverwandteste Genre zu wählen, in dem er gearbeitet hat, so viel besser funktionieren und den Zuschauer wirklich zu ängstigen vermögen.

Wise, der lange mit dem Stigma leben musste, ein reiner „Handwerker“ zu sein, was gerade in seiner Vielseitigkeit begründet lag, stellte sein Können immer in den Dienst des Stoffes, an dem er jeweils arbeitete. Man kann aus seinen Filmen jedoch nicht nur stilistisch eine eigene Handschrift herauslesen, sondern auch ein ausgeprägtes Interesse an der Psychologie seiner Figuren. Das galt bereits für THE BODY SNATCHER, der auf einer Kurzgeschichte von Robert Louis Stevenson beruhte und damit an sich schon psychologisches Potential bot, es galt aber auch für einen Film wie THE ANDROMEDA STRAIN (1971), der einen gut Teil seiner Spannung daraus bezieht, daß die Protagonisten – Wissenschaftler, die einen todbringenden Virus aus dem All bekämpfen müssen – als gefühlskalte Profis dargestellt werden und die  Bedrohung selbst wissenschaftlich erklärbar und damit rational ist. Shirley Jacksons Vorlage zu THE HAUNTING bietet dieses psychologische Potential ebenfalls, aber der Roman arbeitet definitiv auch mit dem Übernatürlichen – und sei es nur metaphorisch, worüber die Literaturwissenschaft gern und viel streitet. So verwundert es nicht, daß die Regie bei aller technischen Finesse, bei allem Willen zum Schock und bei allen Effekten, die den Film schließlich auch ausmachen, letztlich eben doch mehr an der Auseinandersetzung mit der Psyche von Eleanor Lance interessiert ist als an einer reinen Spukgeschichte. Das gilt umso mehr, als das Ende des Films eindeutig die übernatürliche Erzählung zu präferieren scheint und doch als psychogen betrachtet werden kann.

Denn wenn Eleanor schließlich den Wagen startet, um der von Dr. Markway gewaltsam eingeleiteten Abreise zu entgehen, fragt sie sich in einem weiteren inneren Monolog, weshalb sie erneut flieht. Sie, die endlich ausbrechen wollte aus dem engen Korsett eines durch andere bestimmten Lebens, hatte im Haus etwas entdeckt – vielleicht auch nur in sich entdeckt – das sie befreite, das sie zu sich selbst führte, worin auch immer dieses Selbst begründet liegen mag. Und nun soll sie dies erneut verlieren? Nun soll sie fortgebracht werden, weil erneut andere zu wissen glauben, was gut für sie ist? Daß sie den Wagen startet ist also ebenso Übersprungshandlung, wie es eine Fluchtbewegung, als auch eine Selbstermächtigung ist, die aber in die für sie falsche Richtung führt. Eleanor rast durch den Park des Anwesens, eine Gestalt, die über die neblige Straße huscht, irritiert sie, sie lenkt den Wagen gegen einen Baum und stirbt bei diesem Unfall. War es Grace, die in ihrem Nachthemd immer noch über das Gelände irrt? Deren Auftauchen kurz nach dem Unfall deutet darauf hin. Ebenso kann es aber sein, daß das Haus – Eleanor stirbt exakt an derselben Stelle, an der schon die Gattin des Erbauers von Hill House einst bei einem Kutschunfall tödlich verunglückte – sich holt, was es haben will. Und es steht auch die Möglichkeit im Raum, daß Eleanor selbst den Wagen in voller Absicht, bei vollem Bewußtsein, gegen den Baum gelenkt hat, da sie in Hill House ja nach eigener Aussage „glücklich“ gewesen sei. Dies würde den Kreis zu ihrer Selbstbefragung schließen, weshalb sie wieder und wieder fliehe, wenn das Glück greifbar scheint? Es sind diese Anspielungen, diese Möglichkeiten, die Robert Wise´ letztlich an dem Stoff interessiert haben mögen.

THE HAUNTING, der, wie oben erwähnt, seinen Platz in der Filmgeschichte gefunden hat, bietet also offensichtlich viel Stoff für Interpretationen, für verschiedene Blickwinkel und Ansichten zu dem, was er zeigt – und dem, was er eben explizit nicht zeigt. Keine Monster, keine Geister, keinen wirklichen „Spuk“. Alles, was geschieht, könnte sich auch nur in Eleanor Lance´ Fantasie abspielen…bis eben auf die „atmende“ Tür und die Kältewahrnehmungen an einigen Stellen des Hauses. Dr. Markway wird jedenfalls unverrichteter Dinge abreisen und in seinen Forschungen nach dem Paranormalen nicht wirklich weitergekommen sein. Nur Luke Sanderson, der Erbe des Hauses, scheint seine Lektion gelernt zu haben: „Alles neiderbrennen und dann Salz über die Erde streuen!“ sind seine abschließenden Worte, die auch den Film beschließen und den Zuschauer mit einem nicht gelösten Geheimnis zurücklassen. Allerdings wird dieser Zuschauer das Kino nicht mit einem wohligen Schauer verlassen. Denn bei allen Interpretationsmöglichkeiten bleibt der reine Horror, der wirkliche Schrecken, dann eben doch auf der Strecke. Daran ändert alles Wohlwollen dem Film gegenüber leider nichts.

 

[1] Die Außenaufnahmen entstanden in Ettington Park in Warwickshire, England.

[2] Die Innenaufnahmen entstanden in den MGM British Studios.

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