LAUTLOS IM WELTRAUM/SILENT RUNNING

Douglas Trumbulls Warnung an die Menschheit

Vier Raumschiffe treiben durch das All. Sie alle sind mit biosphärischen Kuppeln ausgestattet, in denen Wälder, Flora und Faune errettet wurden, seit auf der Erde nichts mehr wächst.

Freeman Lowell (Bruce Dern) befindet sich seit nahezu acht Jahren auf der Valley Forge und kümmert sich hier um die Gärten. Seine Kollegen John (Cliff Potts), Marty (Ron Rifkin) und Andy (Jesse Fint) sind lediglich für ein Jahr an Bord. Die drei interessiert nicht wirklich, was sich hier abspielt, sie verrichten ihren Dienst nach Vorschrift. So rasen sie mit Buggies durch das Raumschiff, ohne viel Rücksicht auf die Pflanzen zu nehmen, die Lowell so aufopfernd pflanzt, hegt und umsorgt.

Drei Roboter gehören ebenfalls zur dauerhaften Besatzung des Schiffes. Sie verrichten Außenarbeiten am Schiff, Wartungsarbeiten, sind aber auch als Gehilfen in den Gärten zuständig.

Zwischen Lowell und seinen Kollegen kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen. So erntet er selbstgepflanztes Obst, das die anderen eklig finden. Sie bevorzugen das synthetische Essen, das auch auf der Erde mittlerweile gängig ist. Lowell ist in ihren Augen eine Art Mönch, ein Fanatiker, der sich in fixen Ideen vom natürlichen Leben verloren hat. Ein Leben, das sie gar nicht unbedingt wollen.

Eines Tages kommt von der Erde die Aufforderung, die Gärten von den Schiffen abzusprengen und atomar zu vernichten. Die Schiffe würden wieder für kommerzielle Zwecke gebraucht. John, Marty und Andy freuen sich, da sie so schneller nachhause kommen. Sie bereiten die Sprengungen vor. Lowell arbeitet unbeirrt weiter in einem der Gärten. Doch jede Explosion einer der auch von den anderen Schiffen abgesprengten Kuppeln treibt ihn tiefer in die Verzweiflung.

Als einer seiner Kollegen in der Kuppel, in der Lowell gerade arbeitet, die Sprengladung anbringen will, stellt er sich ihm in den Weg. Es kommt zu einer körperlichen Auseinandersetzung, bei der Lowell den andern tötet. Dann verschließt er die Kuppel, in der die beiden verbliebenen Kollegen gerade die Sprengung vorbereiten und schießt diese ins All, wo auch sie explodiert.

Den anderen Schiffen gegenüber behauptet Lowell, es habe technische Probleme gegeben, die er zu beheben versuche. So verschafft er sich Zeit. Er tauft die Roboter auf die Namen Dewey (Mark Persons), Huey (Cheryl Sparks) und Louie (Larry Whisenhunt) und programmiert sie um. Sie können ihn nun operieren und versorgen, da er bei der Auseinandersetzung mit seinem Kollegen verletzt wurde.

Nachdem dies erledigt ist, steuert Lowell das Schiff bewusst in die Saturnringe hinein, weil er weiß, daß die anderen Schiffe ihm dorthin nicht folgen werden. Die Saturnringe gelten als extrem gefährliche Quadranten des Alls.

Während der Durchquerung des Saturnsturms verliert Louie, der außen am Schiff arbeitet, den Halt und wird ins All getrieben. Die anderen – und das Schiff – schaffen es, den Sturm zu überstehen.

Nun beginnt eine lange Zeit, in der Lowell und die beiden verbliebenen Roboter das Schiff und den letzten verbliebenen Garten alleine versorgen. Lowell bringt den beiden bei, zu pokern, merkt aber nicht, daß die Roboter offenbar auch ein Eigenleben entwickeln und sich verständigen.

Je mehr Zeit vergeht, desto mehr wird Lowell von Gewissensbissen geplagt, weil er seine Kollegen getötet hat. Er versucht, dies mit seiner Rettungsaktion des Gartens zu rechtfertigen. Doch Einsamkeit und schlechtes Gewissen machen ihm zu schaffen.

Dann bemerkt er, daß der Wald in der Kuppel stirbt. Lowell versucht herauszufinden, was ihm fehlt, kann aber weder Krankheiten noch andere Gründe finden. Seine Arbeit und seine Taten scheinen vollkommen sinnlos gewesen zu sein, was ihm zusätzlich zu schaffen macht.

Bei einer rasenden Fahrt mit einem der Buggies überfährt Lowell aus Versehen Dewey. Zwar gelingt es ihm, den Roboter wieder einigermaßen herzustellen, doch ist Dewey nicht mehr voll funktionstüchtig.

Schließlich meldet sich eines der anderen Schiffe – man hat nach ihm gesucht und ihn gefunden. Eine Rettungsmannschaft ist auf dem Weg zu ihm. Lowell ahnt, daß dies die Vernichtung der letzten Kuppel bedeutet und zudem für ihn eine Rückkehr zur Erde, wo er sich verantworten müsste.

Allerdings erfährt er durch den Kontakt mit dem anderen Schiff endlich, weshalb der Wald stirbt: Das Schiff ist zu weit von der Sonne entfernt, das Licht reicht nicht mehr, um die Pflanzen zu versorgen. Mithilfe von extrem hell leuchtenden Lampen, die er überall im Wald aufstellt, glaubt Lowell das Problem behoben zu haben.

Er programmiert Huey vollkommen auf die Versorgung des Waldes in der Kuppel. Er trägt ihm auf, zukünftig allein für den Wald zu sorgen. Er und Dewey hingegen müssten zurück ins Schiff.

Dort aktiviert Lowell die Atombomben und während die Kuppel mit Huey als Gärtner ins All davongleitet, zerstört Lowell die Valley Forge mit sich und Dewey an Bord.

 

Manche Filme oder Bücher werden auch dadurch interessant, weil man an ihnen sehr gut ablesen kann, wie sich Betrachtungsweisen und Urteilsfähigkeit verändert haben in Jahren und Jahrzehnten.

Als SILENT RUNNING (1972) erschien, war es einer jener Science-Fiction-Filme, die – im Kielwasser von Stanley Kubricks 2001: A SPACE ODYSSEY (1968) – sich erwachsenen, ernsthaften Themen widmeten. In diesem Fall war es ganz speziell die Zerstörung der Umwelt, die der Film des vormaligen Kameramanns und Special-Effects-Spezialisten Douglas Trumbull thematisierte. Das Bewußtsein für die Thematik wurde in der breiten Masse gerade erst geweckt, zuvor war es eher ein Außenseiterthema gewesen, das einige Experten interessierte. Bereits im Frühjahr 1971 gedreht, traf Trumbulls Film bei seiner Veröffentlichung einen Nerv, denn etwa zur selben Zeit veröffentlichte der Club of Rome seine wegweisende Studie zu den Grenzen des Wachstums, die enormes Aufsehen erregte.

Trumbull hatte sich enorme Mühe gegeben, seinen Film realistisch und technisch genau wirken zu lassen. Vier majestätisch anmutende Raumschiffe treiben durchs All, ein jedes bestückt mit mehreren biosphärischen Glaskuppeln, in denen Flora und Fauna der Erde bewahrt werden sollen. Denn beides ist auf dem Heimatplaneten zerstört. Nun hofft man – der Film macht die Angabe, daß das Projekt seit ca. acht Jahren läuft – die Wälder der Erde auf diese Weise retten und sie eines Tages re-importieren zu können. Sowohl die Schiffe als auch die Innenausstattung der Valley Forge, jenes Transporters, auf dem sich die Handlung abspielt, sind mit viel Liebe zum Detail ausgestattet, auch die Gärten selbst wirken überzeugend, ebenso die Fracht- und Kommandobereiche, für die man auf einem ausgemusterten Flugzeugträger drehte. Bis in kleinere Details – das Essen, die Hilfsroboter, die im Laufe des Films eine große Rolle spielen, die Buggies, mit denen die Besatzung sich an Bord fortbewegt etc. – kann man glauben, was man sieht.

Ähnlich wie bei Kubricks Film, überzeugen all diese technischen Einzelheiten und Gimmicks auch heute noch. Was durchaus für den Film spricht. Hinzu kommt das überzeugende Spiel von Bruce Dern, der den Astronauten und Gärtner Freeman Lowell spielt, jenen Mann, der, um „seinen“ Garten zu retten, zum Mörder wird, als der Befehl von der Erde kommt, das Projekt zu beenden, um die Schiffe kommerziell nutzen zu können. Unterlegt mit einem wunderschönen Soundtrack und zwei von Joan Baez gesungenen Liedern, wird der Zuschauer in diese Welt an Bord des Schiffes eingesogen und fiebert mit Lowell, obwohl Dern ihn nicht zwingend als sympathischen Menschen zeigt.

Er ist auch ein Gehetzter, ein fanatisch seine Mission Verteidigender, ein Mann, der sich arrogant über die Bedürfnisse seiner Kollegen hinwegsetzt und sie von Mal zu Mal auf die Plätze verweist, haben sie doch in seinen Augen weder Ahnung von dem, worum es geht (Umweltzerstörung), noch überhaupt ein Bewußtsein, was „Natur“ eigentlich bedeutet. In einer recht frühen Szene im Film – der ersten wirklichen Dialogszene – wird dieser Gegensatz verdeutlicht. Während Lowell eine selbstangebaute und geerntete Mango isst, bevorzugen die drei anderen das synthetische Essen, das die Schiffe mit sich führen. Mehr noch, sie lehnen das natürliche Essen ab. Es stinke, teilen sie ihm mit. Während seine ihm fremden Mitstreiter an Bord wie Vertreter einer sich der eigenen Endlichkeit und des eigene Tuns nicht bewußten Menschheit wirken, tritt Dern in diesen Szenen wie ein fanatischer Mönch auf. Er wandelt gelegentlich sogar in einer Kutte durch die Gänge der Wälder, die er betreut. Mit intensivem Blick kommt er auf seine Kollegen nieder, erhebt den Zeigefinger und hält ihnen eine Predigt über das wahre Leben und die Reinheit der Natur. In anderen Szenen sieht man ihn wie den Herrn der Schöpfung in einem der Gärten stehen, ein Falke kommt zu ihm geflogen und setzt sich auf seinen Arm. Momente, in denen sich Lowells Haltung verwischt, denn hier wird bei aller Liebe zur Natur, die er empfinden mag, auch Hybris spürbar.

Keine Frage, Freeman Lowell ist ein Hippie, was auch durch die Länge seiner Haare unterstrichen wird. Damit sind Trumbulls Film und Hauptfigur anschlußfähig an die zeitgenössische Jugend seiner Zeit, an welche dieser auch adressiert scheint. Ohne Zweifel ist dies ein Film mit einer Message. Und diese Message trägt er – eben in Personam Freeman Lowell – mit Inbrunst, Überzeugung und viel Verve vor. Auch Pathos und Kitsch scheut Trumbull nicht, um sein Publikum von der Dringlichkeit seiner Anliegen zu überzeugen. SILENT RUNNING will eine letzte, letztlich dystopische, Warnung sein, ein Aufschrei gegen Unrecht und menschliche Hybris.

Betrachtet man den Film heute, nahezu 50 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung, fällt aber eben die anfangs erwähnte Diskrepanz in der Betrachtung dessen auf, was Trumbull de facto präsentiert. Denn sein Film – am Drehbuch schrieb unter anderem der spätere Meisterregisseur Michael Cimino mit – wird auch von einer seltsam schrägen Dialektik getragen. Da wir nie näher über die Zustände auf der Erde aufgeklärt werden, lediglich Lowells von Wut und Frustration getragenen Tiraden hören, müssen wir davon ausgehen, daß es die Technisierung, die Ausbeutung von Ressourcen und der (positivistische) Glaube an ein Schneller, Höher, Weiter waren, die zu dem nun herrschenden Zustand auf Erden geführt haben. SILENT RUNNING – und da ähnelt er dem viel später, aber mit ähnlicher technischer Finesse entstandenen INTERSTELLAR (2014) von Christopher Nolan – bietet aber eben genau diese Technik inhaltlich an und filmisch auf, um eine Rettung zu suggerieren. Die Menschheit, die sich um ihre Grundlagen gebracht hat, schießt riesige Gärten ins All, eine Art Arche Noah der Zukunft, um ein wenig von dem zu erhalten, was es nicht mehr gibt. Um beim Thema des Films zu bleiben: Der Bock wird zum Gärtner. Denn die technische Machbarkeit an sich hinterfragt der Film nie. Im Gegenteil. Lowells beste Freunde sind drei kleine Roboter – Drone One, Drone Two und Drone Three, denen er die Originalnamen von Donald Ducks Neffen, Huey, Dewey und Louie, gibt – die er entsprechend programmiert. Sie können ihn operieren, nachdem er bei einer Auseinandersetzung mit einem seiner Kollegen eine schwere Verletzung am Bein davongetragen hat, er spielt mit ihnen Poker und sie sind seine Hilfsgärtner. Bevor er schließlich aufgibt und den letzten Garten ins All schickt, programmiert er Huey so, daß dieser sich um die Pflanzen und Tiere dort wird kümmern können. Dies ist dann auch die Schlußeinstellung des Films: Wie dieser kleine Kerl unter der riesigen Glaskuppel ins All hinausfliegt und frisch gepflanzte Bäumchen gießt. Die letzte Hoffnung der irdischen Natur – ein technisches Wesen.

Buch und Regie scheuen sich allerdings auch nicht – Achtung: Kitschfaktor! – die drei Roboter zu vermenschlichen. So sehen wir sie mehrfach untereinander kommunizieren, offenbar auch in Absprache gegen Lowell, was ihnen gar eine gewisse Bedrohlichkeit gibt und an HAL 9000, jenen mörderischen Supercomputer aus Kubricks Film, erinnert. Sie trauern aber auch. Einer von ihnen, Louie, geht während eines Flugs durch die Saturnringe verloren. Die Roboter arbeiten meist außen am Raumschiff und erledigen Wartungsarbeiten, es bleibt jedoch unklar, weshalb sie diese Arbeit auch während der im Film als äußerst riskant erklärten Durchquerung der Stürme in den Ringen des Saturn verrichten. Zu einem späteren Zeitpunkt wird Huey aus Versehen von Lowell mit einem Buggie angefahren. Obwohl der alles versucht, den Kleinen zu retten und wiederherzustellen, bleibt dieser beschädigt. Technik in SILENT RUNNING ist nicht per se schlecht oder verdammenswert. Im Gegenteil, trotz der von ihr ausgehenden Gefahren, stellt der Film sie als nützlich, hilfreich und als möglichen Weg aus der durch sie selbst verursachten Misere dar.

Genau darin macht sich die Unterschiedlichkeit der Betrachtung 50 Jahre nach Veröffentlichung des Films bemerkbar. Ein Film wie SILENT RUNNING mag damals als wütende, gar verzweifelte Anklage gemeint gewesen sein, daß er auf einer Metaebene mit seiner Technikgläubigkeit den eigenen Anliegen in die Quere kommt, scheint den Machern entweder nicht aufgefallen zu sein, oder sie haben diesen Aspekt bewußt ausgespart. Das wirkt naiv. Und wenig subtil. Entspricht allerdings dem Zeitgeist des Films. Wenn der Film ambivalent ist, dann eher ungewollt.

Daß Lowell Dewey schließlich mit sich an Bord der Valley Forge nimmt und Huey allein in der Kuppel zurücklässt, gehört dann schon zu den subtileren Verweisen des Films. Denn dieser Mann ist eben auch ein Egozentriker. Allein im Schiff zu sterben – er beschließt, das Schiff zu sprengen, anstatt sich retten zu lassen – scheint ihm keine Option. Dewey ist aber kein Totalausfall. Er hätte seinem Mit-Roboter also mindestens Gesellschaft leisten können. Da der Film mehrfach andeutet, daß die Roboter so etwas wie Freundschaft zueinander empfinden, wirkt es egoistisch von Lowell, ihn mit sich in den Untergang zu reißen. Im Sterben, so deutet es SILENT RUNNING an, will man(n) dann eben nicht allein sein. Und auch das entspricht wieder menschlicher Hybris.

Der Film gibt sich einige Mühe, eine funktionierende psychologische Ebene einzubauen. Denn Lowell wird auch von Gewissensbissen geplagt. Er lässt die Roboter die Leiche des von ihm getöteten Kollegen begraben. Die beiden anderen hatte er in eine der Kuppeln eingesperrt, die ins All geschossen und dort atomar vernichtet wurden. Später wird Lowell immer wieder von Momentaufnahmen seiner Kollegen geplagt. Er macht sogar eine Aufzeichnung, in der er seine Schuld eingesteht. SILENT RUNNING deutet hier zumindest an, daß die Menschlichkeit bei aller technischen Machbarkeit auf keinen Fall auf der Strecke bleiben darf. Derns Spiel wiederum deutet die Deformationen eines Mannes an, der seit acht Jahren – mit offenbar immer wieder wechselnden Besatzungen – an Bord des Schiffes durchs All treibt. Er hat keine Familie, es bindet ihn nichts an die Erde, außer einer idealisierten Erinnerung an die Wälder und Wiesen seiner Kindheit. Durch ein riesiges Teleskop beobachtet er seinen Heimatplaneten, irgendwo da draußen in der Ferne. Es ist eines der traurigsten Bilder eines an sich schon traurigen Films.

So wirkt Freeman Lowell wie ein Mönch in einer abgelegenen Galaxie, der seine Mission zwar nicht vergessen hat, aber mehr und mehr um ihre Nichtigkeit und Vergeblichkeit weiß. Daß er am Ende des Films den Freitod wählt, ist ein fast nihilistischer Aspekt des Films. Vielleicht, so deutet es der Film an, vielleicht ist die Natur besser dran, wenn der Mensch aus ihr verschwindet. Diese Haltung korrespondiert weniger mit der aus Kubricks Film, als mit jener aus dem zwei Jahre später entstandenen Film PHASE IV (1974) von Saul Bass. Allerdings geht Bass das Thema vielschichtiger, philosophischer und in gewisser Weise auch härter an. Beide Filme – SILENT RUNNING und PHASE IV – können aber getrost zusammengenommen werden als Ausdruck eines Zeitgeistes, der den Aufbruch der 60er Jahre hinter sich gelassen hatte und einem gewissen Pessimismus verfallen scheint. Der Mensch hatte seine Chance, er hat sie nicht genutzt, nun ist es Zeit abzutreten, bzw. sich einzureihen in ein übergeordnetes System, das durchaus nicht demokratisch, sondern, wie Bass es inszeniert, eher faschistoid ist. Diktatur – in seinem Fall die Diktatur einer Ameisenspezies, die dem Menschen überlegen ist – als letzte Chance der Erde auf Errettung.

Der Lösungsansatz in SILENT RUNNING ist radikaler und milder zugleich. Lowells Entscheidung, sich zu töten, ist im Kontext des Films die einsame Entscheidung eines Außenseiters, der seine Vorhaben nicht umsetzen konnte und somit konsequent. Sein Traum einer irgendwie funktionierenden Natur wird mit Huey in der letzten verbliebenen, nun auf ewig (?) durchs All treibenden Kuppel verwirklicht. Für ihn, den „letzten Menschen“ bleibt nichts mehr zu tun, eine Rückkehr auf eine vollkommen zerstörte Erde, mit deren Zerstörung sich seine Artgenossen abgefunden zu haben scheinen, kommt für ihn nicht in Frage. Das ist die milde Betrachtungsweise. Nimmt man Lowells Freitod als symbolischen Akt, dann natürlich ist die Idee, den Menschen einfach aus der Schöpfungsgleichung rauszunehmen, äußerst radikal.

SILENT RUNNING ist immer noch ein weitestgehend packender Film, mit knapp 89 Minuten Laufzeit keine Sekunde zu lang. Ein Film, der den Zuschauer auf grundlegende Probleme menschlichen Handelns aufmerksam macht. Seine Haltung und seine Thesen allerdings sind schon lange überholt. Man sieht hier – neben einer mäßig spannenden Handlung – ein Einpersonenstück, das gut gespielt ist, technisch sauber inszeniert, brillant ausgestattet und ganz dem Geist seiner Zeit und der Trauer verpflichtet, nicht verwirklicht zu haben, was man sich vorgenommen hatte. Über die Schluß-Crredits hören wir Joan Baez, eine Ikone der Gegenbewegung der 60er Jahre, noch einmal das Klagelied anstimmen, das davon handelt, daß die Kinder erfahren sollen, warum alles, was sie lieben, stirbt. Ein Hippietraum geht zu Ende, es bleibt der Blick in die Sterne. Stardust.

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