LONE SURVIVOR

Peter Berg feiert amerikanische Helden in Afghanistan

Während des Afghanistankrieges werden die Navy Seals Marcus Luttrell (Mark Wahlberg), Michael Murphy (Taylor Kitsch), Danny Dietz (Emile Hirsch) und Matt Axelson (Ben Foster), genannt „Axe“, mit einem schwierigen Auftrag in den unwegsamen Bergen abgesetzt: Sie sollen ein Bergdorf aus sicherer Entfernung beobachten. Dort vermutet die Aufklärung der Army das Versteck eines Taliban-Führers. Die vier Seals sollen gegebenenfalls in das Dorf eindringen und den Mann ausschalten.

Unter der Leitung des Lieutenant Commander Erik Kristensen (Eric Bana) wird die Aktion akribisch vorbereitet. Er und andere Einheiten halten sich im Hinterland bereit, um die vier Männer zu unterstützen und im Notfall auszufliegen.

Einmal vor Ort, verstecken die Seals sich in den Hängen oberhalb des Dorfes. Schnell stellen sie fest, daß sich im Dorf weitaus mehr Talibankämpfer aufhalten, als sie erwartet hatten. Deren Führer per Fernschuß auszuschalten, erscheint nahezu unmöglich. So verschanzen die vier sich und warten auf die Nacht, um sich dann zu überlegen, wie sie vorgehen sollen und neue Befehle von ihrer Basis geben zu lassen. Allerdings haben sie keine Funkverbindung und nur in schmalen Zeiträumen Satellitenverbindung zu ihren Führungsoffizieren, allen voran Kristensen.

Während sie den Tag verdösen und die Nacht, bzw. die Satellitenverbindung abwarten, tauchen einige Ziegenhirte mit ihrer Herde auf. Zunächst scheint es so, daß es gelingen könnte, sich vor ihnen zu verstecken, doch dann stolpert ein Junge über die Füße von Murphy.

Die Seals setzen die drei Afghanen fest. Es sind ein Kind, ein Jugendlicher und ein Greis. Man kann sich nicht mit ihnen verständigen, da keiner die Sprache des andern spricht. Murphy, der als ranghöchster Offizier der Führer der Gruppe ist, stellt drei Möglichkeiten zur Auswahl: Man könne die drei festhalten und einem sicheren Tod in der Wildnis überlassen, wollten sie nicht rechtzeitig gefunden werden, man könne sie laufen lassen und sich selbst auf die Bergkuppel zurückziehen, um dort Hilfe zu ordern und die Mission als nicht erfolgreich abbrechen – oder man könne die drei ausschalten, sprich töten.

Axe plädiert dafür, die Fremden zu töten. Luttrell weist diese Möglichkeit weit von sich, das käme so oder so raus und dann stünden sie und die Einheit im Fokus der Öffentlichkeit. Dietz, der jüngste der Vier, kann sich nicht entscheiden, neigt aber zu Axe´ Lösung. Doch Murphy entschließt sich, Luttrell zu folgen. Die Afghanen werden losgebunden und laufen gelassen, die Seals arbeiten sich den Berg hinauf, müssen aber auf der Kuppe feststellen, daß sie die falsche Karte haben und deshalb nicht auf dem angepeilten Hügel sind, sondern auf einem benachbarten. So haben sie weiterhin nur schwache Funkverbindung zu ihrer Basis.

Der jugendliche Afghane hat sich sofort aufgemacht ins Dorf, um die dortigen Taliban zu informieren. Schnell haben die vier Amerikaner eine ganze Horde Taliban auf den Fersen. Die Vier verschanzen sich auf dem Berg und erwarten ihre Feinde. Luttrell und Axe sind Scharfschützen, denen es bei der ersten Feindberührung gelingt, mit ihren Präzisionswaffen schnell einige Männer auszuschalten. Dietz, der für die Kommunikation verantwortlich ist, müht sich verzweifelt um Kontakt zur Basis, Murphy sondiert Möglichkeiten zur Flucht.

Doch es sind Dutzende Taliban, die aus allen Richtungen auf die Männer zuströmen. Schließlich entscheidet Murphy sich zu einer Verzweiflungstat: Die Vier springen eine steile Wand hinunter. Dietz ist schwer verletzt, Murphy und Luttrell sind weitestgehend unverletzt, Axe zumindest ist zumindest einsatz- und kampfbereit. Weiterhin liegen sie unter schwerem Feuer, mittlerweile kommen auch Panzerfäuste und Boden-Boden-Raketen zum Einsatz. Erneut müssen die Männer fliehen. Unter schwerem Feuer kämpfen sie sich  an einen weiteren Abhang heran, doch im Kugelhagel verliert Luttrell Dietz, den er mitgeschleppt hatte. Während Luttrell, Murphy und Axe einen fürchterlichen Sturz mitmachen, bei dem sie neuerlich verletzt werden, bleibt Dietz am Hang liegen und fällt den Taliban in die Hände, die ihn töten.

Axe und Murphy haben auch mehrere Schußverletzungen. Axe hat sogar einen Kopfschuß abbekommen, was ihm in der Hitze des Gefechts nicht einmal aufgefallen ist. Murphy beschließt, sich durch das Sperrfeuer der Angreifer auf ein Plateau vorzukämpfen, wo er sich Funkkontakt zur Basis verspricht. Luttrell und Axe geben ihm Deckung. Es gelingt Murphy wirklich, das Plateau zu erreichen, wo er auch Kontakt bekommt. Kristensen wird informiert, daß die Männer unter schwerem Feuer liegen und beordert die Einheit, sofort aufzubrechen, um die Männer rauszuholen. Für Murphy kommt die Hilfe jedoch zu spät: Er wird auf dem Plateau von etlichen Kugeln aus den Kalaschnikow der Taliban getötet.

Axe ist mittlerweile zu schwer verletzt, um wirklich noch fliehen zu können. Er und Luttrell kämpfen einen verzweifelten Kampf, töten immer wieder anngreiende Taliban, doch schließlich erwischt es Axe. Er hat keine Munition mehr und verteidigt sich, mittlerweile fast blind, mit seiner Pistole und schießt auf jeden Schatten, den er sieht. Schließlich wird er mit einem weiteren Kopfschuß getötet. Luttrell ergeht es incht viel besser: Er hat sich das Bein gebrochen, mehrere Splitter stecken in dem Bein.

Kristensen hat derweil ohne Unterstützung der an einem anderen Kampf beteiligten Apache-Hubschrauber beschlossen, loszufliegen. Doch der Rettungseinsatz wird zum Desaster: Die Taliban beschießen die großen Chinooks mit Raketen und lassen einen von ihnen, mit Kristensen an Bord, abstürzen und an den Berghängen zerschellen.

Luttrell ist es gelungen, sich zu verstecken und er verbringt die Nacht allein in einer Felsspalte. Am nächsten Morgen macht er sich auf, in die Ebene zu gelangen. Er schleppt sich durch den Wald, bis er einen Teich erreicht, wo er trinkt und seine Wunden zu waschen versucht. Da tauchen Gulab (Ali Suliman) und seine Söhne auf. Es sind Angehörige eines Paschtunen-Dorfes. Die Paschtunen verachten die Taliban. Gulab und seine Kinder bringen Luttrell in ihr Dorf.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelingt es Luttrell, mit den Leuten im Dorf zu kommunizieren. Er kann vor allem sein Bein versorgen. Die Paschtunen, die in Streit geraten, wie man mit dem Amerikaner umgehen soll, schicken schließlich einen Alten los, die Amerikaner zu informieren.

Die Taliban kommen ins Dorf und durchsuchen die Häuser. Dabei gehen sie äußerst brutal vor. Schließlich finden sie Luttrell und wollen ihn direkt an Ort und Stelle enthaupten. Im letzten Moment stellen sich die Paschtunen den Taliban entgegen. Sie sind bewaffnet und zwingen die Kämpfer zum Abzug. Diese gehen unter fürchterlichen Drohungen gegen das Dorf.

Die Paschtunen wissen, daß es zu einem Kampf kommen wird. Sie rüsten sich gegen den Angriff. Derweil konnnte der Alte die Amerikaner informieren, die mit mehreren Hubschraubern aufbrechen, ihren Mann zu holen.

Die Taliban greifen an und es kommt zu einem fürchterlichen Kampf, der viele Dorfbewohner das Leben kostet. Dann tauchen die Amerikaner auf und richten ein grausiges Massaker unter den Taliban an. Sie holen Luttrell, der, bevor er im Hubschrauber verschwindet, sich von Gulab und vor allem dessen Sohn verabschiedet, der ihm iin den Nächten Gesellschaft geleistet hat.

Zurück in der Basis gelingt es den Medizinern, den sterbenden Luttrell zu versorgen und am Leben zu erhalten. Doch ein Teil von ihm, so sagt er, sei mit seinen Kameraden auf dem Berg gestorben.

Es gibt eine Menge Spielarten des Kriegsfilms: Krieg als Abenteuer, wie er in den 60er Jahren gerne dargestellt wurde, es gibt kritische Kriegsfilme, die einzelne Begebenheiten schildern, den Nutzen eines Waffengangs hingegen nicht in Frage stellen, es gibt den stets umstrittenen Anti-Kriegsfilm, es gibt den Kriegsfilm als Propaganda und es gibt – neben sicherlich noch anderen Kategorien – das Heldenepos. Zu letzteren darf man getrost Peter Bergs LONE SURVIVOR (2013) zählen.

Basierend auf dem Tatsachenbericht von Marcus Luttrell wird die Geschichte von vier Navy Seals erzählt, die bei einem Spezialauftrag in Afghanistan im Jahr 2005 in eine moralische Zwickmühle geraten, sich dagegen entscheiden, Zivilisten zu töten, um ihren Auftrag zu retten, und bald unter massivem Feuer der Taliban liegen, das außer Luttrell keiner der Amerikaner überlebt. Zudem gibt es noch eine ganze Reihe von Toten bei dem Versuch, die Bedrängten aus ihrer Lage zu befreien.

Berg stellt in seinem Werk, wie die meisten Militärfilme aus Hollywood, weder die Institution des Militärs in Frage, noch die Anwesenheit in Afghanistan und auch den Auftrag – die Seals sollen einen Taliban-Führer identifizieren und ausschalten – nicht wirklich. Er erzählt recht einseitig davon, wie die vier Männer sofort daran gehen, den Einsatz zu planen, von der Kameradschaft, davon, wie man zusammenhält und zusammensteht und von den moralischen Bedenken, als sie außerhalb des Dorfes, in dem der Taliban vermutet wird, von Ziegenhirten entdeckt werden. Zwei der vier Soldaten wollen die Afghanen entweder sofort ausschalten – sprich: töten – oder fesseln und sich selbst – und damit dem wahrscheinlichen Tod – überlassen. Einer, Luttrell, ist strikt dagegen und der ranghöchste der Männer ist sich nicht sicher. Er entscheidet sich aber schließlich dafür, sauber zu bleiben. Und auch Luttrells Argumente sind keineswegs von Humanismus und dem Glaube an Rechte geprägt, sondern vielmehr davon, daß so eine Aktion niemals geheim bliebe und dann ihre Namen und der der Einheit auf CNN durch den Dreck gezogen würden.

Während die Männer sich zurückziehen und versuchen, auf die nächstgelegene Hügelkuppe zu kommen, wo sie sich Empfang für ihre Funkverbindung zur Basis versprechen, sehen wir, wie einer der Hirten sich flugs ins Dorf aufmacht, um die Taliban zu informieren. Und so dauert es nicht lange, bis Luttrell und seine Kameraden angegriffen werden. Damit impliziert der Film, daß es möglicherweise besser gewesen wäre, die Afghanen zu töten, zumindest, daß es ein Fehler war, sie laufen zu lassen. Wie in etlichen Vietnamfilmen, bleiben die Taliban recht gesichtslose Wesen, die ohne Gnade Jagd auf die Amerikaner machen. Was die vier Soldaten erleiden müssen – sie werden angeschossen, einer von ihnen erhält sogar einen Kopfschuß, den er zunächst nicht bemerkt, sie werfen sich mehrfach Abhänge hinunter, was ihnen Prellungen, Knochenbrüche und Kopfschmerzen einbringt, einer verliert die Finger seiner Schußhand, die zugleich seine Zeichenhand ist, sie erleiden etliche Schnittwunden usw. – zeigt der Film in ausgeklügelten und teils atemberaubenden Actionszenen, die Wunden werden mit großem Realismus und ebensolcher Schaulust ausgestellt. Das Blut, das offene Fleisch, die aus dem Fleisch ragenden Splitter und Äste, die sie sich bei ihren Rutschpartien über Abhänge und Felswände zugezogen haben – all das erhält im Film fast hyperrealistische Aufmerksamkeit und macht aus dem Einsatz ein Martyrium, aus den Soldaten Leidende, die einen Passionsweg beschreiten.

Nach und nach erliegen die Männer ihren Verletzungen, bzw. werden von den Taliban getötet. Einer kann nicht mehr und fällt den Gegnern in die Hände und der Film erspart dem Zuschauer gnädiger Weise, was diese mit ihm anstellen; einer opfert sich, als er unter schwerem Beschuß auf einen Felsvorsprung klettert, um vielleicht doch Luftunterstützung anzufordern und im Kugelhagel stirbt; einer hält sich an das Motto der Einheit – No surrender! – und kämpft bis zum bitteren Ende, am Schluß nur noch mit einer Pistole gegen eine unaufhaltsame Überzahl an Feinden, die sich ihm nähern. Luttrell schließlich kann fliehen und fällt in die Hände eines Paschtunen-Stammes, die ihn mitnehmen, seine Wunden säubern und ihn schließlich sogar gegen die ihnen verhassten Taliban verteidigen. Sie informieren die Amerikaner, die Luttrell schließlich retten können. So bekommt Berg gerade so noch die Kurve, dem Zuschauer zu vermitteln, daß es eben auch die „guten“ Afghanen gibt, die die Taliban mindestens so hassen, wie die Amerikaner.

Der Film, unterlegt mit einem teils pathetischen, teils elegischen Soundtrack von Steve Jablonsky, feiert die vier Amerikaner vollkommen unkritisch als Helden, die sich im Kampf für das Vaterland aufopfern. Keiner der vier stellt das, was sie da tun, auch nur für einen Moment in Frage. Nachdem Luttrell gerettet wurde, erklingt allen Ernstes Peter Gabriels Version des Bowie-Songs Heroes , was nicht nur dem Lied nicht gerecht wird, sondern die Botschaft des Films einerseits aufdringlich unterstreicht, andererseits, kennt man den Text des Liedes, ungewollt unterminiert.

In den USA war LONE SURVIVOR sehr erfolgreich, was den Gedanken nahe legt, daß er vor allem für jene gedreht wurde, die entweder selber Dienst in der Armee geleistet haben, oder aber als eine Art Heimatfront- und Ertüchtigungs-Film dienen soll, um einen in Amerika mittlerweile äußerst umstrittenen und unbeliebten Krieg irgendwie noch zu rechtfertigen. Keine Sekunde ist Bergs Film mit einem Werk wie Clint Eastwoods AMERICAN SNIPER (2014) zu vergleichen, der ebenfalls auf Tatsachenberichten beruht und moralische Dilemmata nachvollziehbar schildert und es weder sich, noch seinem Publikum auch nur eine Sekunde lang einfach macht. Eher erfüllt er einen Zweck wie Ridley Scotts BLACK HAWK DOWN (2001), ohne dessen Intensität zu erreichen. Auch dort wurde ein Einsatz – der völlig mißglückte Versuch, 1993 in Mogadischu den Warlord Mohammed Farah Aidid zu fassen, was in einem Desaster endete und fürchterliche Bilder von durch die Straßen der Stadt geschleifte Leichen von amerikanischen Soldaten produzierte – geschildert, nie in Frage gestellt und mit großer Härte und deutlichem Realismus inszeniert. Doch auch an das Werk des Meisterregisseurs Scott kann Berg mit seinem Film nicht wirklich heranreichen.

So bleibt LONE SURVIVOR ein wirklich spannender, sehr gut gemachter und hervorragend gefilmter Action- und Kriegsfilm, der eine aufdringliche Heldensaga erzählt, teils schon am Rande eines Propagandawerks entlang schrammt und eine recht einfache, etwas redundante Botschaft an sein williges Publikum sendet: Lasst uns die Truppen unterstützen!

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