MALAYA

Richard Thorpe inszeniert einen Abenteuerfilm vor dem Hintergrund des 2. Weltkriegs

Einige Monate nach Pearl Harbour kommt der Journalist John Royer (James Stewart) in die USA zurück. Er hat Jahre in Fernost verbracht, wo er sich mit allerhand Jobs, manche legal, andere illegal, über Wasser gehalten hat.

Royer, ein Zyniker, der sich wenig vormachen lässt, ist zutiefst erschüttert durch den Tod seines Bruders, der gleich in den ersten Tagen nach dem amerikanischen Kriegseintritt gefallen ist. Er trifft seinen Freund John Manchester (Lionel Barrymore), einen Zeitungsverleger, der aber offenbar in Regierungsgeschäfte verwickelt ist. Denn er erklärt Royer, daß die U.S.-Army dringend Kautschuk braucht. Royer erklärt, daß er von Lagern im Innern Malayas wisse, wo enormen Mengen Kautschuk vorhanden seien. Er sei bereit, diese an den japanischen Besatzern vorbei aus dem Land zu schmuggeln.

Manchester bringt ihn mit Vertretern des Militärs und der Regierung zusammen, die ihm volle Unterstützung und freie Hand bei dem Unternehmen zusagen. Er soll den Kautschuk kaufen und außer Landes schaffen, wo ein Schiff der Marine die Vorräte aufnähme.

Royer ist einverstanden, fordert jedoch die Hilfe seines alten Freundes Carnaghan (Spencer Tracy) an, der in Alcatraz eine Gefängnisstrafe absitzt. Nach anfänglichen Kabbeleien – Royer war nicht ganz unschuldig daran, daß sein Kumpel im Knast landete – lässt sich Carnaghan überreden, bei dem Unternehmen mitzumachen. Vor allem überzeugt ihn das Angebot, nach vollendeter Mission straffrei zu sein. Und natürlich die Möglichkeit, viel Geld zu verdienen.

Die beiden Männer lassen sich nach Malaya bringen, wo sie in einer waghalsigen Aktion an Land gehen. Während Royer angespannt ist und unbedingt zur Tat schreiten will, kontaktiert Carnaghan zunächst seinen Freund, den Holländer (Sidney Greenstreet), einen Barbesitzer, der über alles Bescheid weiß, was auf der Insel vor sich geht. Zugleich kann Carnaghan so auch seine Liebelei mit der Barsängerin Luana (Valentina Cortese) wieder aufleben lassen. Die Zeit im Gefängnis lässt im Manne eben bestimmte Bedürfnisse wachsen…

Der Holländer stellt eine Mannschaft für Carnaghan zusammen, die bereit ist, ihm bei dem Selbstmordkommando zu helfen. Darunter ist auch Romano (Gilbert Roland), ein Draufgänger, der für jedes Abenteuer zu haben ist.

Das Team fährt auf dem Fluss ins Landesinnere, klappert dort die Plantagen ab und kauft den Kautschuk auf. Während Romano dafür sorgt, daß die Ware am Flußdelta gesammelt wird, damit sie auf das wartende Schiff der Marine verladen werden kann, kommt es auf der Plantage des deutschstämmigen Bruno Gerber (Roland Winters) zu einem Zwischenfall. Carnaghan wittert mit all seiner Erfahrung eine Falle. Er erzwingt von Gerber das Geständnis, daß dieser Colonel Tomura (Richard Loo) informiert und damit Royer und seine Leute verraten hat. Nach diesem Geständnis bringt Gerber sich um.

Carnaghan, der sich in keiner Pflicht sieht, sich als Held zu opfern, erklärt Royer, daß er diese Fuhre zurücklassen würde, um einem möglichen Hinterhalt der Japaner zu entgehen. Royer hingegen will die Mission, die er mittlerweile persönlich nimmt, um jeden Preis erfolgreich zuende bringen. Carnaghan lässt ihn schweren Herzens ziehen. Die Boote mit dem Kautschuk geraten in die zu erwartende Falle, die Männer, inklusive Royer, werden ausnahmslos getötet.

Tomura wendet sich an den Holländer. Er sei bereit gegen Gold wegzuschauen und den Kautschuk verfrachten zu lassen. Obwohl der Holländer sicher ist, daß Tomura lügt, lässt Carnaghan sich auf den Deal ein. Und es kommt, wie es kommen musste: Tonura zwingt Carnaghan, ihm den Frachter zu zeigen, der den Kautschuk geladen hat. Was Tonura nicht ahnt, ist, daß Carnaghan vorgebeugt und zwei Kanonenboote geordert hatte, die nun mit Torpedos ein japanisches Kriegsschiff zerstören, das plötzlich auftaucht. Carnaghan kann seine Bewacher töten, wird aber bei einem Schußwechsel mit dem ebenfalls tödlich verwundeten Tomura selbst angeschossen.

Nachdem die Alliierten die Insel zurückerobert haben, soll der Regierungsagent Kellar (John Hodiak) Carnaghan einen Orden verleihen. Er erfährt, daß der Schmuggler mittlerweile mit Luana auf einer Insel lebt, den Orden ablehnt und empfiehlt, ihn dem Holländer zu geben.

Die schönsten Kriege sind wahrscheinlich jene, die man nachträglich sofort gewonnen hat. So in etwa verhält es sich in Richard Thorpes MALAYA (1949). Vergleichsweise nah am eigentlichen Ereignis des 2. Weltkriegs, der hier den Hintergrund für eine Abenteuergeschichte liefert, erzählt Thorpe von einer Schmuggelaktion im fernöstlichen Malaya, wo im Innern der Halbinsel Kautschuk gebunkert ist. Der wird dringend für die Armee benötigt.

Ein leicht zynischer Journalist, der sich Jahre in Fernost herumgetrieben hat – gespielt von James Stewart, der hier eher den Typus verkörpert, den er später in den Western von Anthony Mann darstellen würde, weit entfernt von seinen manchmal etwas tollpatschigen aber liebenswerten Familienvätern und Professoren – wird damit beauftragt, den Kautschuk sicherzustellen und außer Landes zu bringen. Er besteht darauf, daß sein alter Kumpel Carnaghan – ein sich seines irischen Charmes ungeniert bedienender Spencer Tracy darf noch einmal den Draufgänger geben, bevor die 50er Jahre ihm dann die gesetzteren Rollen bescherten – ihn begleiten darf. Der sitzt in Alcatraz ein und darf für den Auftrag das Gefängnis verlassen. Ihm winkt die Freiheit. Ausreichend Anreize, sich auf die gefährliche Mission einzulassen. Thorpe inszeniert das im Stil jener Abenteuerfilme, mit denen Clark Gable in den 30er Jahren seinen Ruhm und Ruf begründete.

Neben Stewart und Tracy dürfen Sidney Greenstreet – für den dies der letzte Film war – und Lionel Barrymore in wichtigen Rollen glänzen. Barrymore gibt einmal mehr einen etwas schmierigen Strippenzieher, diesmal aber im Auftrag der U.S.-Regierung, Greenstreet tritt in der Rolle eines in Fernost lebenden Holländers auf, der eine Bar führt, allerdings in allerlei Geschäfte verwickelt ist und genau Bescheid weiß, was sich wo auf der Halbinsel tut. So hilft er, einen japanischen Oberst zu bestechen, damit die Abenteurer unbeschadet ins Landesinnere gelangen können, bleibt aber immer abgemessen undurchschaubar.

Obwohl der Film durchaus Charme und Witz besitzt, inszeniert Thorpe ihn auch hart und brutal. Stewart stirbt einen seiner seltenen Leinwandtode, Tracys Figur wird zwar schwer verletzt, doch kommt er, wie wir am Ende des Films erfahren, mit dem Leben davon. Die innere Spannung des Films lebt allerdings vor allem vom Verhältnis dieser beiden Männer zueinander. Während Tracys Carnaghan ein Draufgänger, Weiberheld, Trinker und Spieler ist, den kein Wässerchen trüben kann und dem letztlich die Entwicklungen an den Fronten der Welt herzlich egal sind, solange er seinen Reibach macht, ist Stewarts Royer ein Geläuterter. Offenbar hat auch er in Fernost nicht nur als Journalist gearbeitet, sondern – aus Geldmangel, Langeweile und Abenteuerlust – auch allerhand illegale Geschäfte betrieben, u.a. eben auch das Handwerk des Schmugglers. Durch den Tod seines Bruders ist er jedoch erwacht und will nun seiner staatsbürgerlichen Pflicht nachkommen, um seinen Teil zum Sieg über die Achsenmächte beizutragen.

Der Krieg – und deshalb sollte man MALAYA auch nicht zu den Kriegs- sondern eindeutig zu den Abenteuerfilmen rechnen – wird hier, wie bereits erwähnt, lediglich als Hintergrund, als Kulisse für ein spannendes Abenteuer zweier unterschiedlicher Männer genutzt. Er spielt aber in der Handlung keine Rolle. Die Japaner sind, es ist nicht anders zu erwarten, hinterhältig und brutal, der Blick des Films auf den ehemaligen Gegner ist durchaus rassistisch geprägt. Im Grunde ist dies ein Vorgriff auf die Kriegsfilme der 60er Jahre, meist britischer Machart, in denen der Krieg immer mehr zum Abenteuer- und Männerspielplatz wurde. Geheimkommandos und Spionage waren meist die Sujets. Und letztlich verhält es sich ja auch hier so: Ein Geheimkommando soll kriegswichtige Waren sichern. Für einen Film von 1949 ist es erstaunlich – vor allem im Vergleich mit amerikanischen Kriegsfilmen aus der Zeit – daß hier nicht der Schmerz und die Not der Soldaten ausgestellt werden. Vielmehr wird der Krieg, insofern er überhaupt eine Rolle spielt, zum Erweckungserlebnis, das Zyniker zu Patrioten macht und sie plötzlich im Sinne eines höheren Auftrags über sich hinauswachsen lässt. So kann auch ein Mann wie Carnaghan beweisen, daß mehr in ihm schlummert, als ein Hasardeur.

Thorpe, der bereits auf eine lange Hollywoodkarriere zurückblickte, die bis weit in die Stummfilmzeit zurückreichte, inszeniert das alles rasant, wie bereits erwähnt an den Abenteuerfilmen der 30er Jahre orientiert, zugleich aber mit einer gewissen Härte, die sich Hollywood zusehends herausnahm. Die aber vor allem dann angängig war, wenn sie sich gegen Asiaten oder – im Western – gegen Indianer richtete. Das ist spannend, mit Stewart, Tracy, Barrymore und Greenstreet eben auch hervorragend besetzt. Das hat Tempo, Witz und Action und ist ein paar Minuten, nachdem man den Kinosaal verlassen hat, auch wieder vergessen. So gesehen Dutzendware. Aber gut gemachte.

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