MASTER GARDENER

Paul Schraders Drama leidet an der Fallhöhe seines eigenen Anspruchs

Narvel Roth (Joel Edgerton) lebt ein zurückgezogenes Leben auf dem Anwesen von Mrs. Haverhill (Sigourney Weaver), wo er als Chefgärtner tätig ist und sich gemeinsam mit seinem Team um den parkähnlichen Garten kümmert. Wöchentlich berät er sich mit seiner Arbeitgeberin. Gelegentlich bittet sie ihn, das Bett mit ihr zu teilen.

Die jährliche Auktion steht bevor, ein wichtiges Ereignis für alle Beteiligten. Hier wird durch die Verkäufe auch entschieden, welcher Garten in der Umgebung als der gepflegteste und schönste betrachtet wird. Hinzu kommt, dass Mrs. Haverhill eine tödliche Krebs-Diagnose erhalten hat und davon ausgeht, die Auktion im folgenden Jahr nicht mehr zu erleben.

Mrs. Haverhill hat bei diesem Treffen mit ihrem Gärtner jedoch ein weiteres Anliegen: Ihre Nichte Maya (Quintessa Swindell) wird auf dem Anwesen eintreffen. Sie hatte Probleme mit der Justiz, da sie mit Drogen aufgegriffen wurde. Da Mrs. Haverhills Schwester, Mayas Mutter, verstorben ist, gibt es niemanden, der sich um das Mädchen kümmert. Narvel soll sie unter seine Fittiche nehmen und zur Gärtnerin ausbilden.

Narvel ist ein ehemaliges Mitglied einer rassistischen Gruppe, sogenannter White Supremacists. Nachdem er seine ehemaligen Kumpane an das FBI verraten hatte und als Kronzeuge in einem Prozess aufgetreten war, ist er nun in einem Zeugenschutzprogramm. Lediglich sein Körper – über und über mit Tätowierungen verziert, die von seiner einstigen Ideologie künden – verrät noch sein früheres Leben. Und doch wird er immer wieder von Erinnerungen an die Gewalttaten, an denen er beteiligt war, heimgesucht.

Nun also nimmt er sich Mayas an und schnell wird deutlich, dass die junge Frau, gerade Anfang zwanzig, einen eigenen Kopf hat. Doch ist sie auch bereit, zu lernen und die Chance, die sich ihr bietet, zu ergreifen.

Narvel und Maya fassen vertrauen zueinander, woraus schließlich gegenseitige Sympathie wird. Bei einer Gelegenheit hilft Narvel Maya gegen einige ihrer früheren Kumpane, bei denen sie auch gelegentlich noch Drogen kauft. Narvel macht deutlich, dass diese Maya nichts mehr verkaufen und sie ansonsten in Ruhe lassen sollen. Maya gegenüber tritt er als strenger Lehrer auf und verlangt von ihr absolute Abstinenz von den Drogen.

Narvel bemüht sich, Maya die Bilder auf seinem Körper nicht sehen zu lassen, doch nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht präsentiert er sich mit nacktem Oberkörper und überlässt es dem Zufall, ob sie die Tätowierungen sieht oder nicht. Maya ist entsetzt und stellt Narvel zur Rede. Er erklärt, dass er die Tatoos nicht habe entfernen lassen wollen, wenn sie dies wünsche, er aber bereit sei, sie wegmachen zu lassen.

Mrs. Haverhill beobachtet, dass Maya aus dem kleinen Haus kommt, in dem Narvel auf dem Anwesen lebt. Enttäuscht über diesen Verrat – zumal sie ihre Nicht so oder so nicht sonderlich leiden kann, wie sie ihr bei einem Zusammentreffen deutlich gemacht hat – entlässt sie sowohl Narvel als auch Maya.

Die verlassen das Anwesen und treiben sich einige Tage in der Umgebung herum. Doch schließlich erfahren sie von einem von Narvels Kollegen, dass es einen Fall von Vandalismus gegeben hat und der Garten verwüstet wurde.

Narvel und Maya kehren zurück, begutachten die Schäden und vermuten, dass die Jungs, mit denen Maya früher rumhing, verantwortlich sind. Sie werden sich für Narvels konsequente Ansprache zuvor gerächt haben wollen.

Narvel besitzt aus seinem früheren Leben eine Pistole, die er, gut gewatet, in seiner Hütte versteckt aufbewahrt. Nun holt er sie heraus und überprüft sie auf ihre Funktionstüchtigkeit. Dann fahren er und Maya zu einem Haus in Mayas früherer Nachbarschaft, wo eine Party stattfindet, auf welcher sie die Jungs zu finden hoffen.

Dort angelangt, vertreibt Narvel mit äußerster Brutalität die anderen Gäste und widmet sich dann den beiden Jungen, die er und Maya für verantwortlich halten. Narvel übergibt Maya schließlich die Waffe und fordert sie auf, die Jungs zu erschießen. Doch Maya lehnt dies ab. Daraufhin bricht Narvel beiden die Beine.

Zurück auf dem Anwesen, stellt Narvel sich Mrs. Haverhill. Die bedroht ihn mit einer Pistole, die er ihr aber abnehmen kann. Dann erklärt er ihr, dass die Schäden die Teilnahme an der diesjährigen Auktion unmöglich machten, er und das Team es aber schaffen würden, alles für die Auktion im kommenden Jahr wieder so zuzubereiten, dass diese ein Triumph würde. Mrs. Haverhill müsse dafür einfach durchhalten. Das schaffe sie ganz sicher. Abschließend erklärt Narvel seiner ehemaligen Mentorin und Arbeitgeberin, dass er und Maya zu heiraten beabsichtigten, gemeinsam auf dem Anwesen leben und sich um den Garten kümmern wollten. Mrs. Haverhill nennt dies „obszön“, muss sich Narvels Willen aber beugen.

Abends tanzen Maya und Narvel auf der Veranda seines kleinen Hauses im Garten.

Paul Schrader gehört zu den führenden Chronisten amerikanischer Außenseiter und Verlorenen. Seine Helden sind oft Verdammte, die abseits der Gesellschaft existieren, gelegentlich versuchen, an deren Unzulänglichkeiten zu partizipieren und dadurch in Teufels Küche geraten, oder einer Vergangenheit zu entkommen, die sie nicht loslassen will.

Zu letzteren Figuren im Schrader´schen Oeuvre gehört Narvel Roth, Titelheld – oder Antiheld, wenn man es genau nimmt – in MASTER GARDENER (2022), für den der Regisseur, wie meist für seine Filme, auch das Drehbuch geschrieben hat. Narvel ist ehemaliger Angehöriger einer White- Supremacy-Gruppe, der mittlerweile in einem Zeugenschutzprogramm lebt und auf einem Anwesen untergekommen ist, wo er als Gärtner arbeitet. Er führt Tagebuch über sein nun beschauliches und gleichförmiges Leben, er kümmert sich hingebungsvoll um die Pflanzen im Garten, gelegentlich teilt er das Bett seiner Arbeitgeberin, Mrs. Haverhill. Als deren Nichte auf dem Anwesen aufkreuzt, geraten die Dinge durcheinander und Narvel wird nach und nach von seiner Vergangenheit eingeholt.

Joel Edgerton spielt diesen Narvel mit einer enormen Zurückhaltung und Disziplin. Narvel ist äußerst konzentriert und aufmerksam, kaum etwas entgeht ihm, doch lässt er sich selten anmerken, was alles er mitbekommt. Das ist seine Überlebensstrategie. Er ist unter den Außenseitern, die Schrader im Laufe seines künstlerischen Daseins geschaffen hat, eine Sonderfigur. Denn politisch so eindeutig sind weder Travis Bickle, der TAXI DRIVER (1976), der schon manch reaktionäre Ansicht vertrat, und auch die meisten anderen Figuren Schraders kämpfen eher mit persönlichen Dämonen, meist persönlicher Schuld, weniger mit einer ideologisch aufgeladenen Vergangenheit. Dafür sind sie aber auch der Erlösung meist kein Stückchen nähergekommen, was wiederum bei Narvel der Fall ist. Der hat sein Glück in einer Art Garten Eden gefunden, unter der – wenn auch strengen – Obhut Mrs. Haverhills, und scheinbar fernab von der Welt und ihren Bedrohungen. Gelegentliche Treffen mit seinem Verbindungspolizisten sind die einzige wirkliche Konfrontation mit einer Wirklichkeit, wie das Publikum sie kennt. Narvel hat überdies seiner Ideologie zwar abgeschworen, schämt sich jedoch derart jener Tattoos, die seinem Körper eingeritzt diese Ideologie kundtun, dass er eher die Liebe an sich vorbeiziehen lassen will, als die Zeichen seiner früheren Identität preiszugeben. Bis er alles auf eine Karte setzt und es eben doch tut und die Folgen dieser Offenbarung zu tragen bereit ist.

Allerdings ist seine obsessive Beschäftigung mit den Pflanzen ein doppeldeutiges Unterfangen. Narvel schreibt minutiös genau auf, welche Kreuzungen wie gut funktionieren und wie er den Garten zu beackern gedenkt. Dabei nennt er seine Arbeit ein Werk and er Zukunft, da das, was er im Herbst und Winter pflanzt und tut, im Frühling und Sommer erst Früchte tragen wird. Zugleich deutet die Akribie, mit der er an der Verfeinerung der Pflanzenwelt arbeitet, die ihn umgibt, auch an, dass er seinem ideologischen Überbau – der überlegenen Rasse – hier einen neuen, anderen, sicherlich friedlicheren Deutungsrahmen gegeben hat. Doch gänzlich frei ist er davon nach wie vor nicht.

Narvel hat aber abgeschworen, er ist zum Verräter geworden, leistet Abbitte in einem unauffälligen und zurückgezogenen Leben, und wartet scheinbar doch die ganze Zeit darauf, dass die Strafe, die er selbst für angemessen erachtet, auf ihn darnieder kommt. Es wird schließlich Maya sein, die Nichte der Hausherrin, um deren Seelenheil Willen Narvel bereit ist, seine Deckung aufzugeben und sich in Gefahr zu begeben. Ihr Schicksal wird zu Narvels Erlösung. Sie ist die Möglichkeit von Liebe, der er sich offenbart und deren Urteil er fast demütig erbittet. Und sie, die offensichtlich von einem dunkelhäutigen Menschen abstammt, wird sich entscheiden müssen, ob sie bereit ist, die Bürde zu tragen, einem Mann Vergebung widerfahren zu lassen, dessen Körperzeichnungen so deutlich von seiner einstigen Überzeugung künden.

Schrader liebt diese Erlösungsgeschichten. Mal erzählt er sie blutig und/oder als Farce wie in TAXI DRIVER, mal erzählt er sie gleichsam religiös, wie in BRINGING OUT THE DEAD (1999) oder THE LAST TEMPTATION OF CHRIST (1988) – in all diesen Beispielen schrieb er die Drehbücher für Martin Scorsese – , in seinen eigenen Filmen wie AMERICAN GIGOLO (1980) oder LIGHT SLEEPER (1992) sind es oft Gangster oder aber Figuren der Nacht, Figuren vom Rande der Gesellschaft, die einem Leben zu entkommen versuchen, das sie scheinbar gnadenlos in seinen Fängen hält. Nicht immer gelingen Schrader diese spezifischen und sehr speziellen Männerfiguren gleich gut. Travis Bickle oder auch Julian Kaye in AMERICAN GIGOLO, den Richard Gere so verführerisch und elegant zu spielen verstand und darauf seine Karriere begründete, sind sicherlich überzeugender als bspw. Frank Pierce in BRINGING OUT THE DEAD. Doch sie alle bitten, ja flehen geradezu danach, dass eine höhere Macht sie oder die Welt, die sie umgibt, und wie sie sie wahrnehmen, erlöst, befreit von allem, was sie verabscheuen. Travis Bickle bat in seinen nächtlichen Selbstgesprächen hinter dem Steuer seines Taxis, mit dem er ganz bewusst überall in jene Gegenden New Yorks fuhr, die andere nach Einbruch der Dunkelheit mieden, um einen großen Regen, der all den „Abschaum“ und was er dafür hielt – Nutten, Luden, Dealer, Junkies – von den Straßen wasche. Es ist genau diese Widersprüchlichkeit, diese Ambiguität, die Schraders Figuren aus- und vor allem interessant macht.

Narvel Roth ist bewusst als eine komplizierte und für den Betrachter nur schwer verdauliche Figur angelegt. Ein ehemaliger Neo-Nazi, den Schrader erst in jenem Moment als solchen zu erkennen gibt, als dieser uns erstmals mit nacktem Oberkörper präsentiert wird. Das ist äußerst geschickt und vor allem filmisch brillant gelöst. Ohne Worte oder gar Deklarationen, ohne den Kitsch eines Bekenntnisses zu riskieren, erzählt MASTER GARDENER viel über diese Figur, die so sehr von Edgertons klarer, zurückhaltender und dennoch so genauer Darstellung lebt. In wenigen Gesten und Blicken gibt er viel von dem zu verstehen, was in diesem Mann vorgeht, was ihn umtreibt.

Doch ebendies gelingt dem Film auch bei anderen wesentlichen Figuren, also Maya und Mrs. Haverhill. Die große Sigourney Weaver verleiht dieser Lady des Südens eine Aura aus Grandezza und Verzweiflung, ist sie doch todgeweiht, wie sie Narvel früh im Film mitteilt. Sie verströmt zugleich Hilfsbedürftigkeit, unbedingtes Machtbewusstsein und eisige Kälte. Ihre Abneigung gegen die eigene Nichte könnte – ohne dass dies je explizit thematisiert wird – nicht nur eine innerfamiliäre Abneigung gegen die eigene Schwester sein, wie es ein Gespräch zwischen ihr und Narvel und später zwischen ich rund Maya nahelegt, sondern eben auch ein rassistisches Motiv andeuten und damit eine Gesellschaft spiegeln – die Gesellschaft des Südens der Vereinigten Staaten – , die implizit und durchgehend rassistisch ist. Zu diesem Eindruck trägt auch die auffallende Abwesenheit Schwarzer in diesem Film bei, der doch offenbar im Süden spielt.

Auch Quintessa Swindell verleiht ihrer Figur der Maya exakt die Mischung, die es braucht, um Narvels Gefühle für diese junge Frau zu erklären. Sie ist wunderschön, sie ist ein wenig frech, sie ist nicht willens, sich Vorschriften machen zu lassen und doch bereit, die Führung des Älteren anzunehmen. Und sie entpuppt sich im entscheidenden Moment als erwachsen genug, sich der Herausforderung zu stellen, die Narvel und die Offenbarung, wenn er sich ihr – scheinbar zufällig – mit freiem Oberkörper präsentiert, zwangsläufig ist. So oszilliert Narvel zwischen zunächst eher väterlichen Gefühlen und dann aber denen eines Begehrenden. Und Edgerton schafft es, auch diese Wirrnis ohne Worte, mit wenigen Blicken und eher angedeuteten Gesten zu verdeutlichen.

Schrader und seinem Kameramann Alexander Dynan gelingt es, diese Geschichte größtenteils mit filmischen Mitteln, also über Bilder zu vermitteln. Die Dialoge sind karg und ausschließlich dazu gedacht, uns Nötigstes etwas über die Figuren zu verraten, kaum, dass sie die Handlung vorantreiben. MASTER GARDENER ist ein Film der Blicke und das Publikum ist angehalten, sehr genau hinzuschauen und diese Blicke zu deuten. Es ist ein erwachsener Film mit einem erwachsenen Thema für ein erwachsenes Publikum. Ein Publikum, dem nicht an Radau und Action gelegen ist – davon bietet Schrader praktisch nicht mal dann etwas, wenn Narvel schließlich zur Tat schreitet, um Maya von ihrer Vergangenheit zu erlösen, wo er sich schon nicht von seiner eigenen erlösen kann – sondern an einer ernsthaften Auseinandersetzung mit einem ernsthaften Thema.

Und doch funktioniert Schraders Taktik diesmal nur bedingt. Wenn wir der Schriftzüge auf Narvels Rücken und Brust ansichtig werden, sind wir zunächst erschrocken und verstört. „Unsere Ehre heißt Treue“ steht da allen Ernstes auf Deutsch. Hakenkreuze und ein weit geschwungener Schriftzug, der von „White Supremacy“ kündet, schmücken seine Schultern. Diese Enthüllung zerstört in Sekundenschnelle unser Bild dieses an sich so ruhigen und bedachten Mannes, den wir in den ersten Minuten dieses Films kennen gelernt haben, und sie zerstört nachhaltig unser Vertrauen in ihn. Doch schafft Schrader es nicht, diese Ambivalenz, diese Widersprüchlichkeit der Figur den Film hindurch aufrecht zu erhalten. Allzu schnell wird uns klar: Narvel ist eben einer dieser Getriebenen bei Schrader, der einer Vergangenheit zu entkommen versucht, die ihn aber verfolgt – mindestens jeden Tag im Spiegel. Als Maya ihn später fragt, weshalb er die Tätowierungen nicht habe entfernen lassen, erklärt Narvel lapidar, er habe sich dagegen entschieden. Ohne nähere Begründung. Wenn er sich am Ende des Films, nach den überstandenen Abenteuern mit Maya, zu ihr und seiner Liebe zu ihr bekennen und diese Liebe sogar vor Mrs. Haverhill erklären, behaupten und verteidigen muss und auch verteidigen kann – eine Selbstermächtigung in diesem ausgesprochen schwierigen und prekären Verhältnis – dann können wir uns vorstellen, dass er bald bereit sein wird, diesen so sichtbaren Teil seiner Vergangenheit – und seiner Person, seines Charakters – tatsächlich entfernen zu lassen. Auszulöschen. Zu überwinden.

Und auch diese Überwindung eines Teils des eigenen Ich ist typisch für Schrader und seine deformierten, dysfunktionalen Männer. Doch sind die Lösungsmöglichkeiten bei einer so kompliziert angelegten Figur wie Narvel Roth ein wenig zu plump. Zu einfach scheint er sich von seiner Vergangenheit und deren ideologischen Überbau gelöst zu haben. Denn in Rückblenden, die Narvel wie Heimsuchungen überfallen, werden wir Zeugen dessen, wozu er fähig war. Ein ausgesprochen gewaltbereiter Mensch, der recht wahllos zu töten bereit gewesen ist. Ein offenbar in einer Miliz sozialisierter Mann, der seinen Glauben an die „Überlegenheit der weißen Rasse“ gnadenlos ausgelebt hat. Und der schließlich zum Verräter und dadurch in das Zeugenschutzprogramm aufgenommen wurde. Auch wenn letzteres einer guten Sache gedient haben mag – in seiner Selbstwahrnehmung muss dieser Mann eben nicht nur damit fertig werden, einer menschenverachtenden Ideologie gefrönt zu haben, sondern auch mit der Tatsache, illoyal gewesen zu sein. Und damit in seinen Kreisen somit sicherlich zur denkbar unwürdigsten Kreatur weit und breit geworden ist. Vielleicht deshalb seine zunächst unbedingte Loyalität zu Mrs. Haverhill, obwohl die Narvel vom ersten Moment, da wir sie im Film sehen, spüren lässt, wo sein Platz ist.

Doch sind dies alles Interpretationen. Vielleicht hätte es dem Drehbuchautor Paul Schrader letztlich gut zu Gesicht gestanden, seinen Figuren ein paar Worte mehr in den Mund zu legen, manche ihrer Motive besser erklären zu lassen. Stattdessen wollte der Regisseur Schrader einen Film, der sich größtenteils über Bilder verständigt und ausdrückt. Das ist naheliegend und auch durchaus ehrbar. Leider funktioniert es aber bei der Hauptfigur des Films dann eben nur bedingt. Die Fallhöhe, einen Ex-Nazi zu präsentieren, der nun ein farbiges Mädchen erretten soll, um Erlösung auch für sich zu finden – sicher, ein nett ausgedachtes Wechselspiel, das dahintersteckt – ist dann doch zu gewaltig, der Kasus zu konstruiert, als dass das Ganze wirklich überzeugen könnte.

MASTER GARDENER ist dennoch ein durchaus sehenswerter Film, der allerdings arg schwer an seinen eigenen Ansprüchen trägt und sie letztlich nicht erfüllen kann. Nicht Paul Schraders bester, ganz sicher aber auch nicht sein schwächster Film. Eher kontemplativ als rasant, eher getragen als spannend, lebt dieses Werk von seiner Atmosphäre und vor allem von der Klasse seiner Schauspieler.

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