MONTE WALSH

William A. Fraker lieferte einen besonderen Spätwestern zwischen Romantik und Authentizität ab

Monte Walsh (Lee Marvin) und Chet Rollins (Jack Palance) arbeiten als Cowboys auf der Cross Bar Ranch. Als sie nach einem Winter in der Wildnis, wo sie vor allem Wölfe gejagt und Fallen gestellt haben, zurückkehren, erfahren sie, daß die Ranch von einem Konsortium aufgekauft und geschlossen wurde. Ihr Boss, Cal Brennan (Jim Davis), wurde als eine Art Manager auf der Slash Y Ranch angestellt, die ebenfalls in den Besitz des Konsortiums übergegangen ist. Brennan bietet den beiden dort neue Jobs an, weist sie aber auch darauf hin, daß sich die Zeiten ändern und sie früher oder später damit rechnen müssen, ihre Jobs nicht mehr ausführen zu können.

Chet kann sich damit arrangieren, er mag die Witwe Mary Eagle (Allyn Ann McLerie), die in der nahegelegenen Stadt eine Eisenwarenhandlung und Krämerladen betreibt. Chet spielt mit dem Gedanken, die Witwe zu heiraten und im Laden zu arbeiten. Monte will keinen Job haben, den er nicht vom Pferd ausüben kann. Auch er hat eine Bekannte in der Stadt, die Prostituierte Martine (Jeanne Moreau), die er gern heiraten würde. Doch fehlen ihm die finanziellen Mittel.

Das Leben auf der Ranch geht scheinbar seinen gewohnten Gang. Die Cowboys, darunter Shorty (Mitchell Ryan), mit dem Monte Walsh und Chet schon früher zusammengearbeitet haben, gehen ihrer herkömmlichen Arbeit nach, treiben Vieh und Pferde, reiten letztere auch zu – wobei Shorty immer wieder an einem störrischen grauen Hengst scheitert – , müssen aber auch feststellen, daß sie immer häufiger Tätigkeiten ausführen, die ihre Arbeit im Grunde überflüssig werden lassen. So ziehen sie bspw. Stacheldrahtzäune durch die Prärie. Und auch die Eisenbahn rückt immer näher und wird eines Tages die großen Viehtriebe, Kerngeschäft des Cowboy-Lebens, überflüssig machen.

Bei einem seiner Besuche teilt Martine Monte Walsh mit, daß sie in eine weiter entfernte, größere Stadt ziehen wird, da ihr Geschäft in dem Kaff nahe der Ranch nicht mehr funktioniert. Das liegt nicht zuletzt daran, daß auch die Slash Y Ranch immer mehr Männer entlässt, die damit kein Geld mehr haben, das sie bei den Mädchen lassen können. Dieses Schicksal trifft unter anderem auch Shorty.

Chet heiratet schließlich wirklich die Witwe Eagle und wird zum Ladenverkäufer. Monte Walsh, der sich für die Hochzeit fein gemacht hat, fühlt sich auf der Feier zwar fremd und in seinem Anzug unwohl, doch spürt er, daß Chet mit der Annahme, daß das Leben als Cowboy zu Ende geht, recht haben könnte. Er schwingt sich in den Sattel und reitet die 40 Meilen in jene Stadt, wo Martine sich niedergelassen hat. Er macht ihr einen Heiratsantrag, den sie auch annimmt. Allerdings fehlen den beiden immer noch die Finanzmittel, die es ihrer Meinung nach braucht.

Derweil ist es in dem Ort nahe der Ranch zu einem Zwischenfall gekommen. Rufus Brady (Matt Clark), ebenfalls einer der entlassenen Cowboys, hat eine Bank überfallen und wird vom Sheriff gesucht. Als ein Mann Rufus im Saloon stellen will, kommt es zu einem Schußwechsel und Shorty, der zufällig anwesend ist, schießt auf den ihm unbekannten Mann, der sich nicht als Gesetzeshüter zu erkennen gegeben hat. Der Mann ist tot. Shorty und Rufus fliehen.

Kurz darauf werden die Flüchtigen von Monte Walsh und einigen anderen Cowboys gestellt, da sie Vieh von der Slash Y Ranch gestohlen haben. Monte stellt Shorty zur Rede, er appelliert an dessen Ehre als Cowboy. Wie er Kühe stehlen könne? Rufus kommt hinzu und droht, Monte Walsh zu erschießen. Der ist schneller und tötet Rufus. Shorty lässt er laufen, bringt aber noch einmal seine ganze Verachtung für den Viehdiebstahl zum Ausdruck.

Erneut reitet Monte Walsh in die Stadt, wo Martine nun lebt. Gemeinsam stellen sich die beiden ihre Zukunft vor. Monte Walsh geht später in den Saloon, wo er sich betrinkt. Spät in der Nacht wird er an einem Gatter auf den grauen Hengst aufmerksam, den Shorty nicht bezwingen konnte. Monte nimmt sich des Pferdes an und reitet ihn bis zur totalen Erschöpfung. Dabei geht zwar die halbe Stadt zu Bruch, doch kann Monte Walsh sich, dem Pferd und der Welt beweisen, daß er und sein Job noch nicht vollends überflüssig sind. Bei seiner Aktion wird er von Colonel Wilson (Eric Christmas) beobachtet. Wilson gehört eine Zirkusshow. Er bietet Monte Walsh einen Job an. Der soll den Cowboy „Texas Jack Butler“ darstellen, der in der Show eine wesentliche Rolle spielt. Dazu müsste Monte in einem überkandidelten Kostüm durch die Arena reiten und Anekdoten aus seinem Cowboyleben erzählen. Monte hört dem Mann zu, lehnt den Job dann aber mit den Worten ab, er wolle nicht auf sein ganzes Leben spucken.

Shorty hat sich derweil mit einem anderen Banditen zusammengetan. Die beiden überfallen Chets Eisenwarenladen, wobei Chet nicht glauben kann, daß Shorty, den er als Freund betrachtet, bereit ist, ihm zu schaden. Shortys Begleiter will nichts von den alten Zeiten hören. Als Chet dem Mann die Pistole aus der Hand schlagen will, schießt Shorty mit einer Schrotflinte auf Chet und tötet ihn.

Monte Walsh will nicht zu Chets Beerdigung gehen, da dieser für ihn nicht tot sei. Als er mit Brennan spricht, teilt dieser ihm mit, daß auch die Slash Y Ranch ihre Tore schließt. Monte Walsh ist arbeitslos. Er erklärt seinem ehemaligen Boss, er hätte so oder so seinen Job quittiert, da er Shorty verfolgen wolle, um „die Arbeit des Gesetzes zu erledigen“. Denn die offiziellen Organe hätten kein Interesse an dem Mord an einem alten Cowboy.

Er reitet los und wird unterwegs von einem ehemaligen Kollegen unterrichtet, daß es Martine nicht gut ginge. Als er ihre Behausung erreicht, ist es zu spät. Er trifft den Arzt bei ihr an, der ihm erklärt, sie sei an Diphterie gestorben. Es sei auffällig gewesen, wie dringend sie in den letzten Stunden eine Blechkiste habe halten wollen. Als der Arzt fort ist, öffnet Monte die Kiste und findet darin nicht nur das Geld, das er Martine einst gegeben hatte, damit ihr Start in der fremden Stadt einfacher wäre, sondern auch eine Locke von seinem eigenen Haar.

Monte trauert die ganze Nacht neben Martines Leiche, dann schneidet er ihr im Morgengrauen eine Strähne ihres Haars ab. Er verlässt die Wohnung. Draußen wird er von Shorty gestellt, der erfahren hat, daß Monte ihn verfolgt und es auf einen Shoot-Out anlegt, da er nicht auf ewig fliehen wolle. Es kommt zu dem Showdown, wobei Monte wenig ritterlich agiert und schließlich den nicht mehr bewaffneten Shorty erschießt. Monte setzt sich neben den sterbenden Mann und flüstert ihm zu, daß er den Grauen zugeritten habe, man müsse ihn „hoch“ nehmen und „weit vorn“ sitzen. Ein letztes Mal unterhält er sich mit einem Kollegen über die Cowboy-Arbeit.

Monte, nun allein, ist wieder in der Wildnis unterwegs. Erneut will er Wölfe schießen, doch als er einen vor der Flinte hat, setzt er das Gewehr ab und beginnt – wie in der ersten Szene des Films, als er und Chet unterwegs waren – , seinem Pferd von einem Kerl zu erzählen, der behauptete, Wölfe mit der bloßen Hand töten zu können. Ohne den Wolf zu erlegen, zieht Monte Walsh von dannen und erzählt seinem Pferd die ganze Geschichte von jenem Mann…

 

Der Western als einst stolzes Vorzeige-Genre Hollywoods, durchlief in den 60er Jahre eine Krise, nicht zuletzt, da die Geschichten auserzählt schienen und mit Serien wie RAWHIDE (1955-65) oder GUNSMOKE (1955-75) ein Transfer ins Fernsehen gelungen war, der ganz eigene Stars und Geschichten hervorgebracht hatte. Erst durch den Einfluß der europäischen Western, allen voran der Italowestern, hatte das Genre frisches Blut zugeführt bekommen. Nun ging es nicht mehr um einsame Helden, die sich einer Übermacht an Gegnern gegenübersahen, gelegentlich auch mit inneren Dämonen zu ringen hatten, am Ende aber meist die Oberhand behielten – über Gegner und innere Dämonen – und das Mädchen in den Armen halten durften. Viel mehr erzählte die europäische Spielart von Kopfgeldjägern oder Pistoleros, die nicht mehr für ein Ideal kämpften, sondern für das eigene Wohlbefinden, welches sich zumeist in der Form harter Dollars einstellte.

Es waren dann Regisseure wie Sam Peckinpah, die sich darum bemühten, auch den amerikanischen Western in neue Gefilde zu führen und ihn weiterzuentwickeln. Sie erzählten von alternden Helden, von Outlaws, die sich nicht mehr frei in den Weiten des Westens bewegen konnten, sondern mit den Entwicklungen des modernen Staates, mit Recht und Gesetz und der voranschreitenden Zivilgesellschaft konfrontiert waren. Einige dieser Spätwestern, wie sie schnell genannt wurden, gaben sich aber auch große Mühe, authentisch vom Leben im Westen zu erzählen. Sie wollten den Indianern Gerechtigkeit widerfahren lassen, wollten eine der Grundmythen des Western, die Gewalt, desavouieren oder schlicht davon berichten, wie hart das Leben da draußen auf den Farmen und Ranches gewesen sein musste. Tom Gries hatte 1968 mit WILL PENNY (1968) einen Cowboyfilm vorgelegt, der sich große Mühe gab, authentisch vom Leben jener zu berichten, die die Viehherden trieben. Gries gestattete sich wenig bis keine Romantik und gönnte seinem Titelhelden auch kein Happyend.

William A. Fraker, von Haus aus Kameramann, der u.a. für Peter Yates die auch heute noch atemberaubende Autoverfolgungsjagd in BULLITT (1968) auf Zelluloid gebannt hatte, ging die Sache mit dem Spätwestern etwas anders an. Im ersten der drei Filme, die er als Regisseur verantwortete, versuchte er den Spagat zwischen authentischer Beschreibung des Cowboy-Lebens und einer gewissen romantischen Note, die dem Genre sein Herz nicht gänzlich herausriss. MONTE WALSH (1070) ist trotz oder gerade wegen dieses Spagats ein außergewöhnlicher Western– und Film – geworden.

Der damals 46jährige Lee Marvin spielte einen deutlich älteren Mann, die Titelfigur Monte Walsh. Er und sein Freund Chet, gespielt von Jack Palance, verdingen sich auf einer Ranch, wissen aber, daß das Leben, das sie kennen, so nicht mehr zu führen ist. Große, anonyme Konsortien, deren Sitz in Städten wie Chicago liegen, übernehmen nach und nach die Ranches, wodurch die Viehzucht zwar produktiver und vor allem effizienter werden soll, was zugleich aber bedeutet, daß es immer weniger Arbeit für die Cowboys gibt. Walsh will keinen Job, „den man nicht vom Pferd aus erledigen kann“, wie er seinem früheren Boss auf der Cross Bar Ranch erklärt. Als dieser zur Slash Y Ranch wechselt, wo er als eine Art Manager und Koordinator arbeitet, finden die beiden hier noch einmal eine Anstellung. Doch die Zeiten ändern sich auch hier. Chet beschließt, die Witwe Eagle zu heiraten und als Verkäufer hinter dem Tresen ihrer Eisenwarenhandlung zu arbeiten. Für Monte Walsh ein Zeichen, das sich seine Zeit nun endgültig dem Ende zuneigt.

Fraker geht einen anderen Weg, als Gries dies tat. Er zeigt seine Cowboys als zwar harte Jungs, die eine harte Arbeit erledigen – und diese Arbeit zeigt er in wahrlich beeindruckenden, sehr authentischen Bildern – , doch sind sie sich in gewisser Weise auch ihres Wertes und des Wertes ihrer Arbeit bewußt. Sie zeigen eine gewisse Würde und sehen ihren Job als Ehre. Die Kameraderie unter ihnen ist intakt, sie kennen einander, nehmen sich auf den Arm, treiben teils rüde Scherze miteinander – wodurch Fraker seinem Film auch immer wieder einen gewissen Humor einschreibt – , mögen sich vielleicht nicht unbedingt, können sich aber aufeinander verlassen. Erst, als die wirtschaftliche Situation immer prekärer wird, einige, vor allem die Jüngeren unter ihnen, entlassen werden und keine neuen Jobs finden, bröckelt diese Einheit. Einige nehmen Arbeit an, die sie als ehrverletzend betrachten, andere fallen durch die Maschen des Gesetzes und werden zu Bankräubern und Banditen. Monte Walsh rafft sich schließlich zu einem Rachefeldzug auf, nachdem einer der Cowboys der Slash Y Ranch, der entlassen wurde, Chet bei einem billigen Überfall erschießt.

Diese Rache ist zugleich ein letztes Aufbegehren gegen die Unbilden des Schicksals. Monte Walsh hat eine Freundin, die Prostituierte Martine, gespielt von einer wunderbar melancholischen Jeanne Moreau, die er „Gräfin“ nennt. Mit dem Kosenamen versucht Monte ihr seine Hochachtung auszudrücken, für ihn ist sie sein Ein und Alles, auch, wenn er sie nur alle paar Monate sieht. Die Männer von den Ranches reiten gelegentlich in die Stadt, wo sie trinken, raufen, sich waschen und frisieren lassen – und eben zu den Mädchen gehen. Martine allerdings arbeitet auf eigene Rechnung in einem Häuschen am Rande der Stadt. Sie verlässt das Kaff, in dem sie und Monte Walsh sich regelmäßig treffen und zieht in eine größere Stadt, etwa 40 Meilen entfernt, was für ihn bedeutet, sie sehr viel seltener sehen zu können. Auf seinem Ritt, Shorty, den Mörder Chets, zu verfolgen, will er auch Martine wiedertreffen. Doch kommt er zu spät: Sie ist an Diphterie gestorben. Wenn Monte Walsh Shorty schließlich stellt, kommt es zwischen den beiden zu einem Disput, bei dem deutlich wird, daß Monte Walsh Shorty verachtet für das, was er getan hat. Für ihn geht es nicht nur um den Mord an dem vielleicht einzigen Freund, den er hatte, sondern um den Verrat an dem, was sie alle ihr Leben lang gemeinsam getan haben.

Im Anschluß an eine Szene, in der Monte, um sich und der Welt noch einmal zu beweisen, was in ihm steckt und wozu er gut ist, ein wildes Pferd zureitet und dabei nahezu die halbe Stadt, in der er das Pferd wiedertrifft, welches von der Ranch verkauft wurde, zerstört, sehen wir, wie ihm ein Job bei einem reisenden Zirkus angeboten wird. Er soll „Texas Jack Butler“ spielen, eine bereits etablierte Figur, die in der Arena von ihren Heldentaten als Cowboy und „Man oft he West“ erzählt. Für Monte Walsh die Gelegenheit, das Geld zusammen zu bekommen, das er braucht, um Martine, die zu diesem Zeitpunkt im Film noch lebt, zu heiraten. Doch je länger er sich die Berichte des Zirkusdirektors anhört und was er für diesen leisten soll, desto mehr widert es Monte Walsh an. Schließlich lehnt er den Job ab und erklärt, er wolle nicht auf sein ganzes Leben spucken. Was Shorty Chet angetan hat, ist in Monte Walsh´ Augen ein ähnliches Vergehen, wie es der Job gewesen wäre: Ein Verrat an dem, was sein Leben ausgemacht hat.

In einem weitaus höheren Maß, als dies in Gries´ Film der Fall war, eher schon an die Outlaws in Peckinpahs THE WILD BUNCH (1969) erinnernd, die ihren Weg gen Mexiko gingen, um dort den Tod zu suchen, sind die Männer in MONTE WALSH sich ihrer selbst und ihres Lebens bewußt. Sie reflektieren ihre Arbeit, sie reflektieren aber auch ihr Alter. Während der von Charlton Heston gespielte Will Penny in Gries Film erst durch die Konfrontation mit einer Frau, in die er sich verliebt, gezwungen wird, zu reflektieren, wer er ist und wie er lebt, bzw. gelebt hat, sind sich die Cowboys bei Fraker all dieser Dinge – und der Situation, in der sie sich befinden – vollkommen klar. Während Penny sein Leben schlicht als gegeben hinnimmt, nie etwas anderes gekannt und getan hat, sind die Männer der Slash Y Ranch stolz auf das, was sie tun. Cowboys mit Herz sozusagen. Fraker scheut sich nicht, dieses Leben bis zu einem gewissen Grad eben auch zu romantisieren. Gerade die Freundschaft unter den Männern, aber auch die Beziehungen zu Frauen, die Chet und Monte unterhalten, stehen dafür. Es wirkt, als trügen sie den Stolz des Proletariers vor sich her, Fraker inszeniert sie bewußt als Arbeiter.

Die Romantisierung bezieht sich allerdings nicht nur auf diese Männer und ihre Arbeit, sondern auch auf das Genre selbst. Die erste Hälfte seines Filmes kommt nahezu ohne Gewaltdarstellungen aus, er konzentriert sich wirklich auf das Leben auf der Ranch, auf die Arbeit und die Dinge, die die Cowboys zu ihrer Zerstreuung tun. Erst als Shorty die Grenze überschreitet, in eine Schießerei mit einem Vertreter des Gesetzes verwickelt wird und danach vollends auf die schiefe Bahn gerät, bis er eben Chet erschießt, wechselt der Film in einen anderen Modus und entspricht dann weitaus eher dem klassischen Westernschema. Und Monte Walsh´ Rache ist dann nicht nur Ausdruck seiner Wut und der Verletztheit, die er empfindet angesichts eines übermächtigen Schicksals, auf welches er definitiv keinen EInfluß mehr hat, sondern auch Ausdruck dessen, was Figuren in klassischen Western tun. Als müsse er eben auch diese Taten vollführen, um den Gesetzen des Western gerecht zu werden. In diesem Sinne sucht MONTE WALSH durchaus Anschluß an den amerikanischen Western der klassischen Epoche. Frakers Film wird damit zu einem Film des Übergangs, der sich das Recht nimmt, die Neurungen des Spätwestern mit den Anforderungen des herkömmlichen Western zu verbinden.

Dies gelingt in manchmal vor Melancholie nur so strotzenden, meist vor allem poetischen, lyrischen Bildern. Kameramann David M. Walsh schuf diese Aufnahmen, doch wie er sie ins Bild setzte, dürfte auch dem Auge des Kameramanns William A. Fraker geschuldet gewesen sein. Dies gilt vor allem für all jene vielfältigen Szenen, in denen ganze Abschnitte der Geschichte über Blicke, Gesten, nahezu sprachlos vermittelt werden. Fraker und Walsh verließen sich darauf, daß ein gut inszeniertes Bild genauso viel oder gar mehr erzählen kann, als Dialoge und ausführliche Beschreibungen. Gerade in den Momenten in der ersten Hälfte des Films, die aus dem normalen Leben dieser Männer berichten, nutzen Regie und Kamera diese Möglichkeiten. Es braucht keine Erklärungen, wenn die Männer den ewig stinkenden Koch zu einem Bad zwingen, der sich dann dafür rächt, indem er Abführendes in das Essen mischt und daraufhin die ganze Belegschaft der Slash Y Ranch ein Wettrennen zu den Toilettenbaracken veranstaltet. Auch die Veränderungen, die den Cowboys auffallen – daß sie immer häufiger Stacheldraht ziehen, statt Rinder zu treiben, daß die Stadt, die sie alle paar Wochen aufsuchen, immer leerer wird etc. – werden eher nonchalant und wie nebenbei gezeigt, ohne daß die Protagonisten sie dialogisch nachvollziehen oder erklären. Gerade in dieser Sprachlosigkeit wird aber eben nicht nur deutlich, daß diese Männer kaum über Sprache verfügen, sondern daß sie ihr Schicksal zwar wahrnehmen, ihm aber auch nicht entgehen können.

MONTE WALSH ist ein Spätwestern, der noch nicht bereit ist, die Erinnerung an das, was der Western einmal war, gänzlich aufzugeben. Zugleich weiß der Film aber, daß die alten Geschichten nicht mehr ungebrochen zu erzählen sind und andere Anforderungen gestellt werden, will man noch ernstzunehmende Western drehen. Fraker gelingt dieser Spagat, die Balance zwischen Romantik und Authentizität, allerdings hervorragend, was seinen Film gerade für Liebhaber des amerikanischen Western jedweder Couleur äußerst interessant und besonders macht.

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