TERRIFIER

Nicht Originelles, dafür aber etwas sehr Blutiges....

Die Fernsehmoderatorin Monica (Katie Maguire) empfängt das furchtbar verstümmelte Opfer eines ein Jahr zurückliegenden Massakers in ihrer Sendung. Nach der Ausstrahlung macht sie sich, in ihrer Garderobe sitzend, am Telefon über ihren Gast lustig. Nachdem das Telefonat beendet ist, wird sie von ihrem Gast angegriffen und ebenfalls aufs Furchtbarste verstümmelt…

In der Halloween-Nacht sind Tara Hayes (Jenna Kanell) und ihre Freundin Dawn (Catherine Cocoran) unterwegs. Da beide zu viel getrunken haben, suchen sie eine Pizzeria auf, wo sie etwas essen wollen um schneller auszunüchtern. Während sie auf ihre Pizza warten, kommt ein als Clown Verkleideter (David Howard Thornton) in das Diner und setzt sich an den Nebentisch. Tara möchte lieber gehen, doch Dawn provoziert den Kerl, macht ein Selfie mit ihm und reißt einige Witze auf seine Kosten. Schließlich verschwindet der Clown im Toilettenbereich. Die beiden Frauen suchen das Weite.

Da an Dawns Wagen die Reifen zerstochen wurden, ruft Tara ihre Schwester Victoria (Samantha Scaffidi) an, die möge sie abholen. Während die beiden Frauen warten, muss Tara zur Toilette und bittet einen Mann (Matt McAllister), der aus einem nahegelegenen Haus tritt, einmal die Toilette nutzen zu dürfen.

Während Mike – so der Name des Mannes, der als Kammerjäger das Haus von einer Rattenplage befreien soll – Tara die Toiletten zeigt, hört Dawn im Radio, dass es einen Überfall auf eben jene Pizzeria gegeben habe, in der sie und ihre Freundin eben noch gegessen hatten. Der Besitzer und sein Angestellter seien auf furchtbare Art und Weise niedergemetzelt worden. Dawn will ins Haus, Tara warnen, doch der Clown ist bereits da und schleppt sie in den Keller des Hauses.

Tara hat ihre Geschäfte erledigt und sucht nun ihren Weg zurück aus dem leeren Haus, als sie den Clown sieht und begreift, dass es gefährlich werden könnte. Sie trifft auf eine Frau (Pooya Mohseni), die mit einer Babypuppe durch die leeren Flure des Hauses streift und Tara um Hilfe bittet, wobei nicht ganz klar wird, wobei sie Hilfe benötigt. Offenbar hält sie sie für eine neue Nachbarin.

Ab nun beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem Clown und Tara. Schließlich hat er sie niedergeschlagen und gefesselt, allerdings nicht, ohne selbst einige Blessuren davongetragen zu haben. Nun muss sie mit ansehen, wie er die noch lebende und kopfüber von der Decke hängende Dawn in zwei Hälften zersägt.

Als Victoria schließlich am Haus eintrifft, wird sie Zeugin, wie der Clown Tara tötet. Dann macht er Jagd auf sein neues Opfer. Zwischendurch tötet er auch die Puppenlady, obwohl sie ihn einen Moment befrieden und in den Arm nehmen kann.

Mike wird ebenfalls Opfer eines Angriffs des Clowns, ebenso sein Kollege, der ihn ablösen sollte. Doch konnte Mike zumindest noch die Polizei rufen.

Die trifft ein und kann den Clown stellen, als dieser gerade dabei ist, Victorias Gesicht zu verspeisen. Als die Polizisten ihn stellen, zieht er eine Waffe und tötet sich selbst.

Während Victoria ins Krankenhaus gebracht wird, verfrachten die Polizisten die Leichen des Clowns und seiner Opfer ins Leichenschauhaus. Hier kommt es, als der Pathologe die Leiche des Mörders betrachtet, zu einem seltsamen Zwischenfall. Es scheint einen Spannungsabfall im Elektrizitätssystem zu geben, wodurch Art the Clown wieder zum Leben erwacht…

In einem Krankenhaus wird eine junge Frau mit einem furchtbar entstellten Gesicht entlassen. Sie habe ins Leben zurückgefunden und nun solle sie sich dem interview am Abend im Fernsehen stellen und ihre Geschichte erzählen, rät die Ärztin.

Horror-Clowns erlebten in den frühen Dekaden des 21. Jahrhunderts auf mannigfache Weise eine Hoch-Zeit, nicht zuletzt, weil es sich einige Spinner nicht nehmen ließen, als ebensolche ganz reale Nachbarschaften zu verunsichern und zu terrorisieren. Aber auch als Protagonisten eines eigenen Sub-Genres im Horrorfilm fanden sie immer häufiger ihren Weg auf die Leinwand. Wobei der vielleicht berühmteste aller Horror-Clowns sein Unwesen schon seit den 80er Jahren in der Kleinstadt Derry trieb – richtig, die Rede ist von Pennywise, jenem Wesen, das die Kinder der Stadt in die Kanalisation lockt in Stephen Kings ES.

Regisseur Damien Leone erschuf 2008 ebenfalls eine solche Figur namens Art the Clown und ließ diesen in zwei Kurzfilmen auftreten, bevor er ihm dann mit TERRIFIER (2016) einen eigenen Auftritt in einem Langfilm gönnte. Die Kritik war weitestgehend wohlwollend und sah in der Figur einen angemessenen Anwärter für das Pantheon, in welchem solche Serientäter wie Michael Myers, Jason Vorhees, Freddy Kruger oder auch – neueren Datums – Jigsaw verewigt wurden. Mit anderen Worten: Die Hautevolee der Serien- und Massenmörder des gehobenen Slasher-Films. Darüber ließe sich streiten, denn wirklich Eigenes, gar Neus, also Originelles, kann Art the Clown dem Sammelsurium nicht hinzufügen – außer, dass seine Taten recht humorlos und noch widerwärtiger angelegt sind als die seiner Vorgänger. Die im Übrigen alle schon ein gewisses komisches Potential hatten, zumindest etwas Gewitztes, was die Morde betraf, die sie begingen.

Leone legt es in seinem Film aber sichtlich nicht auf Originalität an, zumindest weder was Story, noch was die Tötungsarten angeht. Lediglich den Härtegrad zieht er um eine Drehung an. Und die Atmosphäre seines Films ist stimmig, das muss man den Machern als allererstes zugestehen. Leones Szenario ist denkbar minimalistisch: Nach einem schon recht kompromisslosen Intro erzählt der Film in einer Rückblende, was einigen Frauen und Männern in einer gewissen Halloween-Nacht zustößt. Dabei beschränkt sich die gesamte Spielhandlung auf wenige Schauplätze.

Zunächst werden zwei junge, sehr aufreizend aufgemachte Damen in einer Pizzeria bei einem nächtlichen Snack von eben jenem Art the Clown beobachtet und auch ein wenig bedrängt, nachdem sie die Location verlassen haben, sieht sich der in ein Clownskostüm Gekleidete veranlasst, den Besitzer des Schuppens und seinen Angestellten auf recht drastische Weise vom Leben zum Tode zu befördern. Danach verlagert sich die Handlung in und um ein leerstehendes Haus, in dem lediglich eine ältere Frau mit einer Puppe, welche ihr als Kindersatz dient, zu leben scheint. Hierhin bestellt eine der beiden jungen Damen aus dem Diner ihre Schwester, die sie und ihre Freundin abholen soll, da ihr Wagen nicht mehr fahrtüchtig ist. Ebenfalls geht ein Kammerjäger dort seinem Job nach, da das Haus von Ratten befallen sei und gereinigt werden soll. Später taucht noch sein Kollege auf. Die Figuren dienen aber mehr oder weniger lediglich dem Bodycount, damit Art nicht auf lediglich zwei Freundinnen zurückgreifen muss, um seinem blutigen Handwerk nachzugehen.

Allerdings verschenkt Leone bei diesen Figuren auch einiges an Potential. Denn zumindest die Lady mit der Puppe – an sich schon eine außergewöhnliche Gestalt, da sie selbst über ein gewisses Horror-Potential verfügt – kommt dem Killer recht nah und bringt ihn in eine Situation, in der er zumindest den Anschein macht, eine Geschichte, einen Hintergrund zu haben. Doch anstatt diesem Ansatz zu folgen, bricht Leone die entsprechende Szene ab und zeigt uns etwas später, dass Art auch dieses Opfer abgeschlachtet und lediglich ausgeweidet hat, um sich seiner als Verkleidung zu bedienen. Damit erfüllt die Figur der Lady ebenfalls eine rein handlungsbezogene Funktion, um dem Mörder eine weitere Möglichkeit der Verstellung zu ermöglichen. Andererseits legt es Leone in keiner einzigen Szene seines Films je auf psychologische Logik oder Raffinesse an. So gesehen bleibt er sich in seiner Kompromisslosigkeit einfach treu.

Was TERRIFIER wirklich dann sehenswert macht – neben den wohl größtenteils handgemachten Effekten, die teils ernsthaft ekelerregend sind und das Publikum gelegentlich nachhaltig zu schocken verstehen – ist die Atmosphäre, die Leone und mit ihm Kameramann George Steuber zu erzeugen verstehen. Der Film erinnert materiell an solche Schocker wie MANIAC (1980), damals grobkörnig und vor Ort in einem kalten und unwirtlichen New York gedreht. Durch die fahle Ausleuchtung, wodurch die Räume immer unübersichtlich sind, der Zuschauer sich nur schwer zu orientieren weiß und damit in etwa auf dem Niveau der Protagonisten ist, die sich ihre Wege ebenfalls Zentimeter für Zentimeter durch die Dunkelheit suchen müssen, entsteht ein hoher Grad an Authentizität. Dieses etwas runtergerockte Haus, in das die Handlung uns führt, wirkt sehr echt und realistisch. Die Ausstattung ist also hervorragend und sie ist hervorragend geeignet, um einem Schlitzer wie Art Vorschub zu leisten. Steuber sorgt dafür, dass wir nie mehr zu sehen bekommen, als unbedingt nötig, seine Bilder fransen in die Dunkelheit aus, alles erscheint hyperrealistisch und surreal zugleich.

Die minimalistische Handlung und ebenso minimalistische Kulisse werden maximal genutzt, um in kürzester Zeit einen Skandal nach dem anderen zu produzieren. Sicher, heute kann man kaum mehr mit der reinen Lust an dargestellter Gewalt provozieren, aber TERRIFIER nimmt diese seine Aufgabe dennoch sehr, sehr ernst und geht sie mit großer Inspiration und viel Qualität in seinen Splatter- und Gore-Momenten an. Da wird gesägt und zerkleinert, was nicht niet- und nagelfest ist, es wird zerstückelt und geschreddert und zertreten und zermatscht, wie man es lange nicht mehr auf der Kinoleinwand zu sehen bekommen hat. Und das Ganze ist von einer subversiven Lust am Schock getrieben, der sehr viel eher an jene Horrorfilme der frühen 80er oder gar der späten 70er denken lässt, denn an die reaktionären und oftmals auch feigen Filme der jüngeren Dekade. Filme wie HOSTEL (2005) bspw. Auch auf dieser Ebene gehört dieser Film also eher einer anderen, lange vergangenen Ära und einer bessren Riege an.

Sicher, will man in diesen Tagen noch mit einem Horror-Clown reüssieren, dann liegt die Latte hoch, möglicherweise zu hoch, wenn man ihn in ein Setting setzt, welches weitestgehend abgenutzt scheint. Spätestens seit Joaquin Phoenix uns als JOKER (2019) das Fürchten lehrte, eben weil der Horror dieser Figur auf eine allzu realistische Art und Weise spürbar und verständlich gemacht wurde, gilt es, sich arg zu strecken, um eine solche – oder auch nur ähnliche – Figur zu kreieren, die ein Publikum findet, das noch an sie glauben mag. Dennoch vermag Art the Clown zu überzeugen, gerade weil er – ähnlich wie Michel Myers und Jason Vorhees – völlig ohne Worte auskommt, sich nie erklärt und dadurch umso unheimlicher, weil erratischer, unfassbarer und unberechenbarer wirkt. Dass er nun, wie einige Kritiker meinten, über die Komik eines Freddy Kruger verfügt, sei einmal dahingestellt. Art macht hier und da gewisse Andeutungen, die die Opfer verhöhnen und es dem Zuschauer umso mehr gefallen lassen, wenn eines der Opfer sich wehrt und seinem Peiniger die ein oder andere Verletzung zuzufügen weiß. Doch wirklich lustig ist das nicht. Wie in vielen guten Horrorfilmen liegt der Humor hier eher in der grundhysterischen Stimmung, die das Geschehen immer etwas entrückt wirken lässt und zugleich für eine surreale und durchweg beunruhigende Atmosphäre sorgt.

TERRIFIER kommt umgehend zur Sache und ist, zumindest in seiner ungekürzten Fassung, sicherlich nur etwas für echte Aficionados. Die allerdings dürften hier ein Schlachtfest finden, wie es nicht allzu oft zu sehen ist dieser Tage. Sicher, es gibt Besseres, es gibt Originelleres, es gibt Intelligenteres. Aber es gibt nicht allzu viel Blutigeres…

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.