DIE MOTHMAN PROPHEZEIHUNGEN/THE MOTHMAN PROPHECIES

Ein Mysterythriller, der sich manchmal etwas zu ernst nimmt

John Klein (Richard Gere) und seine Frau Mary (Debra Messing) haben soeben ein Haus gekauft, sie sind euphorisch und rasen mit ihrem teuren Wagen durch das nächtliche Washington D.C., als an einer Baustelle ein riesenhafter Falter, der die Windschutzscheibe zu streifen scheint, Mary derart irritiert, daß sie die Kontrolle über den Wagen verliert. Während John den Unfall weitestgehend unbeschadet übersteht, geht es ihr zusehends schlechter. Allerdings erwacht sie noch einmal und erzählt John von der Erscheinung.

Nach ihrem Tod weist ein Pfleger John auf ihr Notizheft hin, sie habe da drin „Engel gezeichnet“, woraus der Pfleger ableitet, daß sie wusste, daß sie sterben würde. Allerdings sehen die Gestalten auf den Blättern eher wie Höllenkreaturen denn wie Engel aus.

Zwei Jahre vergehen. John, Starjournalist bei der Washington Post, bricht eines Abends zu einem Interview mit dem Gouverneur von Virginia in die dortige Hauptstadt Richmond auf, üblicherweise eine Fahrt von maximal 3 Stunden. Desnächtens findet er sich im nahezu 600 Kilometer entfernten West Virginia, in der kleinen Gemeinde Point Pleasant, mit einer Wagenpanne wieder, ohne eine Erinnerung an diese Fahrt zu haben.

Recht schnell kommt er mit dem Gesetz in Konflikt, da er trotz der späten Stunde an einem Haus klingelt und um Hilfe bittet, dort jedoch vom Besitzer Gordon Smallwood (Will Patton) mit der Waffe bedroht und festgehalten wird. Smallwood behauptet, Klein sei schon zweimal des Nachts zur selben Zeit an seiner Haustür aufgetaucht. Die herbeigerufene Polizistin Connie Mills (Laura Linney) sackt Klein ein, läßt ihn dann jedoch laufen, wissend, daß im Grunde nichts gegen ihn vorliegt.

Am Morgen darf er weiterfahren, sein Wagen, so der örtliche KFZ-Mechaniker, sei volkommen einwandfrei und fahrtüchtig. Und dennoch findet Klein sich auch in der kommenden Nacht vor Smallwoods Haus wieder und dort mit Officer Mills konfrontiert. Nun beginnen die beiden, den seltsamen Begebenheiten nachzugehen, zumal Mills zugibt, daß es in der Stadt seit geraumer Zeit zu Meldungen über paranormale Phänomene gekommen sei…

„Diese Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten“ eröffnet eine Schriftzeile diesen Film. Immer gefährlich, vor allem, wenn es sich um eine Mystery-Story im Sog der damals noch recht populären TV-Serie AKTE X (1993-2002) handelt. Was also will dieser Films seinen Zuschauern erzählen? Ist es ein Thriller, ein Gruselfilm oder eine „nach wahren Begebenheiten“ erzählte Geschichte, die sich des Seelenlebens seiner Protagonisten annimmt und herauszufinden versucht, wie sich die Konfrontation mit jenen Dingen „zwischen Himmel und Erde“, die wir nicht direkt erklären können, auf diese Menschen auswirkt? Für letztere Interpretation spräche das Risiko, das der Film dadurch eingeht, das er mit einem offenen Ende operiert. Gegen diese Interpretation spräche der Aufbau des Films vor allem in den ersten 40 Minuten. Denn da gelingt es ihm, eine wirklich bedrohliche und streckenweise auch wahrlich unheimliche Atmosphäre zu erzeugen. Ohne wirkliche Schockmomente, sich auf ungewöhnliche Kameraarbeit und einen wahrlich Mark und Bein erschütternden Soundtrack verlassend, steuert die Story auf scheinbare Höhepunkte zu, die dann – ausbleiben.

Da es sich um einen Mysterythriller handelt, soll hier nicht zu viel verraten werden. Doch soviel muß gesagt sein: Die dem Film zugrunde liegende Katastrophe von 1967, die damals immerhin 46 Menschen das Leben kostete, blieb ebenso unaufgeklärt, wie der Film den Zuschauer im Ungewissen läßt, womit er es hier zu tun hat. Da gibt es ein Wesen, daß sich offenbar einigen Bürgern des Städtchens Point Pleasant ebenso zu erkennen gibt, wie es Mary Klein in jener verhängnisvollen Nacht zu Beginn der Handlung erschreckt. Dieses Wesen scheint jedoch älter zu sein, als wir alle ahnen, findet John Klein doch heraus, daß es Aufzeichnungen zu diesem (oder einem ähnlichen Wesen) scheinbar durch die ganze Menschheitsgeschichte gibt. Und scheinbar ist es immer als Prophezeihung, als Bote kommenden Unheils wahrgenommen worden, dieses über zwei Meter große, mit rotglühenden Augen ausgestattete „Motten“wesen.

So wird dem Film zum Verhängnis, was ihm eigentlich zur Ehre gereichen sollte: Da Regisseur Mark Pellington, der zuvor mit ARLINGTON ROAD (1999) einen fantastischen Paranoia- und Verschwörungsthriller vorgelegt hatte, offenbar näher an der realen Vorlage bleiben wollte (und damit ein ähnliches Risiko eingeht, wie David Fincher das in ZODIAC [2007] getan hatte, in dem er sich ebenfalls auf ein offenes Ende und damit eine nicht geschlossene Narration einließ), als mitten im Film vollends in fiktionale Erklärungen des scheinbar phänomenologisch Unerklärbaren überzugehen, kann der Film der Atmosphäre der ersten 40 Minuten irgendwann nicht mehr gerecht werden. All die Spannungsmomente,die er aufgebaut hat, all die Querverweise und losen Enden bleiben eben das – lose – oder werden schließlich Opfer allzu schneller und dann auch unbefriedigender Erklärungen.

Dadurch rutscht der Film  nach ca. der Hälfte seiner Laufzeit merklich ab und verflacht. Das ist schade, macht ihn aber zu keinem schlechten Film, nur wird er mit dieser Manier wahrscheinlich eine Menge Zuschauer nachhaltig verärgern, da sie eben Er- und Aufklärung erwarten. Er vermag wirklich lange zu fesseln, bietet eine gute Atmosphäre in einem spannenden und vielschichtigen Setting (u.a. der Gegensatz weltmännischer Urbanität zur scheinbaren Einfachheit der Hinterwäldler West Virginias) und ebenso ein gut aufgelegtes Schauspielerensemble. Richard Gere ist nicht jedermanns Sache, doch den zunächst weltmännischen, dann aber zusehends verunsicherten Journalisten, kann gerade er überzeugend spielen.

Ein guter Samstagabendthriller mit lang anhaltendem, hohem Spannungspotential, der sich in seinem Bemühen um Faktentreue doch ein wenig zu wichtig nimmt.

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