ABENTEUER IN ALGIER/SOUTH OF ALGIERS

Ein bunter Abenteuerfilm aus den 50ern

Professor Burnet (Eric Portman) plant eine Expedition in die Sahara. Er will die „Maske des Moloch“ finden, von der er im Laufe seines Berufslebens immer wieder gehört hat. Sein Assistent Jacques (Jacques François) und seine Tochter Anne (Wanda Hendrix) erwarten ihn in Algier.

Da es keine Finanzierung für die Reise geben soll, ist Burnet verzweifelt und will auf eigene Faust reisen. Der Direktor des Britischen Museums weist ihn darauf hin, daß der amerikanische Populärautor Nicholas Chapman (Van Heflin) sich gern anschließen würde. Er sei bereit, umsonst zu arbeiten, wenn er anschließend die Rechte an der Geschichte der Expedition erhielte. Burnet willigt ein, auch wenn ihm Chapman unseriös erscheint.

In Algier macht Chapman, der nachts auf eigene Faust loszieht, die Bekanntschaft der Geschäftsmänner Petris (Charles Goldner) und Kress (Jacques Brunius). Sie horchen ihn aus, da sie selber an dem Schatz interessiert sind.

An der Ausgrabungsstätte machen Chapman und Burnet die Entdeckung, daß die Maske nicht hier liegt, wo sie sie vermutet hatten, sondern Einhundert Kilometer weiter südlich in einem römischen Grab mitten in der Wüste. Ihr Führer, den sie „Thankyou“ (Marne Maitland) nennen, weist sie darauf hin, daß sie niemanden finden werden, der bereit sei, sie durch die Wüste zu bringen, da es im Süden Aufstände gäbe und Banditen ihr Unwesen treiben.

Chapman, dessen amerikanisches Wesen dem seiner britischen Freunde entgegengesetzt ist und der immer direkt auf die Menschen zugeht, macht die Bekanntschaft zweier Kinder, denen er einen Esel abkauft. Diese beiden sind schließlich bereit, die Karawane zu führen.

Unterwegs werden sie von Petris und Kress und deren Führer Hassan (George Pastell) verfolgt. Eines Nachts wird Chapman entführt. Er soll den beiden den Weg zum Grab zeigen. Doch Chapman, wohl wissend, daß die Banditen in der Gegend sind, führt sie direkt in jene Stadt, wo diese sich aufhalten. Alle drei werden gefangengenommen und gefoltert.

Ein Reiter der Spahis – der Wüstenpolizei – , den Burnet und die seinen unterwegs verletzt aufgegriffen und versorgt hatten, informiert seine Truppen, die daraufhin die Banditen angreifen. Chapman kann sich befreien und Petris niederschlagen. Dessen Kumpel Kress stirbt an den Folgen der Folter.

Burnet, Anne und die anderen finden Chapman und danken ihm, daß der ihre Gegner von dem Grab weggelockt hat. Nun reiten alle weiter, bis sie die Grabstelle endlich erreicht haben. Sie finden die Maske auch, doch gerade, als Burnet sie in Besitz nehmen will, taucht Petris mit einem Revolver bewaffnet auf. Der schwerverletzte Mann war ihnen gefolgt. Bevor es zu größerem Unheil kommt, kann Chapman ihn mit einem beherzten Kinnhaken außer Gefecht setzen, doch stirbt auch Petris an den Folgen seiner Verletzungen.

Alle kehren zurück in die Karawanserei und nun heißt es Abschied nehmen. Chapman organisiert eine Rückreise für die Kinder nach Algier; er und Anne gestehen sich ihre Liebe, die sich schon lang angedeutet hatte, Jacques gibt sie frei; alle reisen zufrieden nachhause.

Wer in den letzten Jahren die Feuilletons verfolgt hat, weiß, wie um den Umgang mit den „Schätzen der Kolonialzeit“ gerungen wird. Soll man all die Besitztümer des Britischen Museum, des Deutschen Museum und etlicher anderer staatlicher Museen in den alten Kolonialländern zurückgeben? Es ist eine schwierige Frage und in den vergangenen zehn Jahren wurde sie noch nicht zufriedenstellend beantwortet. Betrachtet man einen Film wie die britische Produktion SOUTH OF ALGIERS (1953), kann man dabei zusehen, wie ganz unbekümmert davon erzählt wird, wie diese Schätze von Europäern gesucht, gefunden und fröhlich eingesammelt wurden.

Wahrscheinlich ist kein Genre so veraltet, wie der klassische Abenteuerfilm. An ihm kann man – eher als daß er heute noch wirklich unterhält – beobachten, wie sich der Blick auf die Dritte Welt verändert hat, mehr noch aber kann man den Umgang mit anderen Ethnien und Völkern beobachten. Viele dieser Filme sind von so etwas wie einem „natürlichen Rassismus“ durchzogen. Auch in Jack Lees Film findet sich dieser. Da wird der algerische Handlanger der Expedition „kleiner brauner Kerl“ genannt und bekommt einen neckischen Spitznamen verpasst, da sich sowieso niemand seinen wirklichen Namen merken kann. Die meisten Araber, die hier vorkommen, sind entweder dümmlich, verschlagen oder bedrohlich. Und dennoch gehört SOUTH OF ALGIERS noch zu den erträglicheren dieser Werke, was vor allem an seinem Witz liegt und daran, daß er recht flott zu unterhalten versteht.

Ein Professor reist mit Tochter und einem abenteuernden amerikanischen Autor und Reporter nach Nordafrika, um die „Maske des Moloch“ zu finden. Natürlich ist der Professor aus rein ideellen Gründen unterwegs. Und natürlich gibt es zwei – französischstämmige aber nordafrikanisch aussehende – Halunken, die nur darauf warten, daß die Drecksarbeit erledigt ist, um sich des Schatzes – die Maske ist aus purem Gold – zu bemächtigen. Es gibt exotische Tänze, Männer, die sich Skorpione auf den Kopf setzen, wilde Banditen in der Wüste, Spahis, die die Banditen jagen – also für Action sorgen – , es gibt zwei süße Kinder, die sich der Karawane anschließen, eine zarte Liebelei zwischen dem Amerikaner und der Tochter des Herrn Professors und einen Assistenten, der die Dame zwar ebenfalls liebt, aber zu gegebener Zeit den Weg für seinen Rivalen freigibt.

Jack Lee liefert einen bunten, teils mit sehr schönen Aufnahmen der Wüste – vor allem die Bilder von Sonnenauf- und untergängen können sich sehen lassen; Oswald Morris war für die Kameraarbeit verantwortlich – versehenen Film, der vor allem durch einen gewissen Dialogwitz auffällt. Vor allem der Unterschied zwischen dem distinguierten Briten Burnet – dem Professor – , dem eleganten Charme des französischen Assistenten Jacques und der draufgängerischen und sehr direkten Art des Amerikaners Chapman sorgen für den nötigen Humor. Van Heflin spielt Chapman entsprechend polterig, wobei der scheinbare Raubautz immer wieder erhebliche Kenntnisse der Geschichte offenbart. So muß Anne, die Tochter des Professors, die ihn zunächst ungehobelt findet, erkennen, daß der Mann so seine angenehmen Seiten hat und natürlich verlieben sich die beiden ineinander.

Lee reiht, dem Drehbuch von Robert Westerby folgend, Klischee an Klischee. Der Film – und somit seine Macher – weiß dies aber ganz offensichtlich, denn allzu ernst nimmt er sich nicht. Es ist schlicht ein Unterhaltungsfilm, der den herkömmlichen Mustern des Genres folgt, sich ungeniert kolonialistischen Träumereien hingibt und dabei ungewollt offenbart, wie Großbritannien sich auch nach dem Krieg noch als Haupt des (ehemaligen) Empires betrachtete. Ebenso ungewollt zeigt er allerdings auch, daß gerade Unterhaltungsfilme oft die übelste Propaganda betreiben, wenn sie völlig unreflektiert dieses Narrativ bedienen und weiterspinnen.

Im Vorspann wird den französischen Kolonialbehörden gedankt, die die Aufnahmen in Algerien ermöglicht hatten. Ein Film wie dieser zeugt von einem Europa, das noch ganz bei sich und seinen Traditionen und einer Geschichte ist, die langsam zu einem Ende kommt. Ein Jahr nach der Veröffentlichung des Films brach der Algerienkrieg aus und das Land – und mit ihm seine Bevölkerung – drang als etwas anderes denn hübsche Kulisse oder lustige Sidekicks in das Bewußtsein der Weltöffentlichkeit. Spätestens dann war der Spaß vorüber.

Steven Spielberg scheint sich das Grundgerüst – Archäologe sucht Schatz, anderer Archäologe lauert ihm auf und nimmt den Fund in seinen Besitz – für seinen ersten Indiana-Jones-Film RAIDERS OF THE LOST ARK (1981) entliehen zu haben und es dürften genau solche Filme wie SOUTH OF ALGIERS gewesen sein, die er adressierte, als er damals erklärte, er habe eine Art Hommage an die alten, „unschuldigen“ Abenteuerfilme seiner Kindheit drehen wollen.

So taugt ein Film wie dieser heute bestenfalls noch als Sonntagsnachmittagsunterhaltung, ist allerdings auch dann nur mit Vorsicht zu genießen, sind seine rassistischen Implikationen denn doch etwas zu auffällig, auch wenn jeder der Beteiligten solche Intentionen natürlich weit von sich gewiesen haben wird.

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