DIE RACHE DES TEXANERS/CATTLE EMPIRE

Ein solider B-Western aus der Hochzeit des Genres

John Cord (Joel McCrea) kommt, nachdem er fünf Jahre im Gefängnis verbracht hat, in die kleine Stadt Hamilton zurück. Hier hat eins ein Mob die Bevölkerung terrorisiert, der aus Cowboys bestand, die unter Cords Führung standen. Nun wollen die Männer von Hamilton sich an dem Mann rächen, den sie für die damaligen Vorkommnisse verantwortlich machen.

In letzter Minute, Cord wurde bereits an einem Lasso durch die Straßen der Stadt geschleift, kommt der Viehzüchter Ralph Hamilton (Don Haggerty) hinzu. Er, der durch einen Angriff Cords sein Augenlicht verlor, rettet den Mann mit Hilfe seines Bruders Douglas (Bing Russell) und seiner Frau Janice (Phyllis Coates).

Nachdem Cord sich von der Marter erholt hat, bietet Hamilton ihm die Leitung eines VIehtrails an, den er unbedingt nach Fort Clemson bringen will. Die Stadt Hamilton stirbt, sie braucht Geld, die Herde ist die letzte Chance. Cord gilt als der beste Herdenführer weit und breit, in der Lage, noch im staubigsten Wüstensand Wasser und Weidegründe aufzutun. Doch lehnt er ab. Vielfältig sind die Konflikte, denen er lieber aus dem Weg gehen will. Denn er war einst mit Janice liiert, zudem wirkt sein Verhalten gegenüber den Hamiltons nicht gerade so, als fühle er sich in deren Schuld.

Zurück in der Stadt, trifft Cord auf Garth (Richard Shannon), einen weiteren Viehzüchter, der ihm ebenfalls die Leitung seiner Herde auf einem Trail anbietet. Cord sieht eine Chance, sich zu rächen. Er nimmt an, dann reitet er zurück zu Hamiltons Ranch und nimmt nun auch dessen Angebot an. Er weiß, daß die beiden Trails auch ein Wettrennen sind – wer zuerst in Fort Clemson ankommt, wird sein Vieh teuer verkaufen können. Hamilton, erfreut, daß Cord seine Meinung geändert hat, stimmt zu selbst mitzukommen, ebenso Janice mitzunehmen.

Cord spielt offenbar ein doppeltes Spiel. Unter anderem fällt das nicht nur Douglas auf, dem Cord einst alle Tricks beibrachte, die dieser heute beherrscht, sondern auch den Brüdern George Washington (Hal K. Dawson) und Thomas Jefferson (Paul Brinegar) Jeffrey, zwei Trunkenbolde, die sich mit ihrer Nichte Sandy (Gloria Talbott) Hamiltons Trieb angeschlossen haben. Sie stellen Cord irgendwann zur Rede und erklären ihm, daß sie seine Freunde seien, aber ihm nicht dabei zusähen, wie er 5000 Stück Vieh in einen elenden Tod triebe.

 

Der Treck kommt gut voran und Cord nimmt die Männer hart ran, erweist sich aber auch als genau der geniale Führer, den Hamilton in ihm sieht. Eines nachts kommt es im Lager zu Unstimmigkeiten, wie man mit Cord und seinen offensichtlichen Plänen umgehen solle. Hamilton erklärt den Männern, daß er seinem Treckführer uneingeschränkt vertraue. Der würde vielleicht Menschen etwas antun, nicht aber dem Vieh. Cord hört das zufällig. Daraufhin reitet er zu Garth und dessen Trail und löst sich aus dem Versprechen, daß er ihm gegeben hatte. Allerdings erklärt er Garth, wo dieser sein Vieh hinführen solle, damit es Wasser findet. Als Cord in die Dunkelheit der Nacht verschwunden ist, erklärt Garth gegenüber seinen Männern, Cord habe da eine falsche Fährte gelegt, weshalb sie das Vieh nun zu einer anderen Wasserstelle treiben würden.

Cord widmet sich nun mit aller Hingabe Hamiltons Herde. Weiterhin kommen sie gut voran. Allerdings nähern sich Janice und Cord einander wieder an. Doch ist Cord zurückhaltend, als Janice ihn bittet, mit ihrem Mann zu reden, damit dieser sie freigibt. Zudem kommt es immer wieder zu Reibereien zwischen Cord und den Männern, die ihm weiterhin nicht trauen. Und Sandy macht immer deutlicher, daß sie „Onkel“ John, wie sie Cord liebevoll nennt, offenbar wirklich liebt. Sie sieht sich zunehmend in Konkurrenz zu Janice. Schließlich will Jim Whittaker (William McGraw) den Trail endgültig verlassen. Cord lässt ihn ziehen.

Noch immer mißtrauen die Männer Cord, doch eines Tages, nachdem man tagelang durch trockenes Land gezogen ist, liegt plötzlich ein Fluß vor der Herde. Cord hat es, mal wieder, geschafft. Er lässt die Männer feiern. Er hat auf seinen Trails immer ein Fass Whiskey dabei, damit solche Momente entsprechend gewürdigt werden können.

Als einige der Männer schon reichlich gebechert haben, wollen sie in ein nahegelegenes Städtchen reiten und ein wenig Spaß haben. Cord stellt sich ihnen in den Weg. Er erklärt ihnen, daß sie in ihrer angetrunkenen Verfassung genau die Bedrohung für die Stadt seien, wie sie es selbst damals erlebt hatten, als seine Männer in Hamilton eingefallen sind. Schließlich kommt Hamilton hinzu und klärt alles auf: Er war damals schuld an dem, was passierte. Er war neidisch auf Cord, auf dessen Fähigkeiten, und habe ihn von seinem damaligen Trail weggelockt. So habe Cord sich nicht um seine Männer kümmern können. Er selbst habe ihn gebeten, nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis zurück zu kommen. Jeder wisse, daß Cord immer Whiskey mitführe, um genau das zu verhindern: Horden betrunkener Cowboys, die monatelang im Sattel gesessen hätten und dann in eine Stadt einfielen.

Kaum ist dieser Konflikt gelöst, taucht Whittaker auf. Er habe mitbekommen, daß Garth in einer nahegelegenen Stadt Revolvermänner anheure, um die Herde zu überfallen. Er wolle sich rächen, denn er hatte seine Herde genau an das falsche Wasserloch geführt, vor dem Cord ihn noch eindringlich gewarnt hatte. Nun sind die Männer des Trails bereit, Cord bedingungslos zu helfen. Sie reiten mit Cord an der Spitze Garth und seinen Männern entgegen. Es kommt zu einer Schießerei, Garths Leute können überwältigt werden, nur der Anführer flieht in ein Felsmassiv. Cord folgt ihm und es kommt zu einem Duell, bei dem Cord seinen Gegner jedoch nur leicht verletzt.

Der Trail setzt seinen Weg fort. Nach einigen Tagen ist Fort Clemson in Sicht. Cord erklärt Douglas für reif genug, nun selber als Führer der Herde zu fungieren. Er verabschiedet sich von Hamilton und Janice, die bei ihrem Mann bleibt. Cord selbst will nach Nordwesten reiten, dort gäbe es noch freies Land. Sandy reitet ihm nach und bietet ihm an, mitzukommen. Cord lehnt ab, gibt ihr aber das Versprechen, eines Tages zurück zu kehren.

Selten hat man einen Regisseur seinen Helden und Hauptdarsteller derart elend einführen sehen, wie es Charles Marquis Warren mit Joel McCrea am Anfang von CATTLE EMPIRE (1958) tat. Wir sehen die Straße einer typischen kleinen Stadt im Wilden Westen, eine Menschenmenge hat sich zusammengefunden, die Kamera gleitet über sie hinweg und zeigt uns, daß in der Mitte der Menge ein Mann liegt, gefesselt mit einem Lasso, offenbar verletzt. Es ist John Cord, den McCrea mit der ihm eigenen stoischen Ruhe spielt. Er ist in diesem Moment kaum bei Bewußtsein, da die Menge sich als Mob entpuppt. Genauer gesagt als Lynchmob. Die Einwohner der Stadt wollen sich an dem Mann rächen, der gerade fünf Jahre dafür im Gefängnis gesessen hat, daß seine Cowboys einst der Stadt Hamilton Übles angetan hatten, als sie hier eindrangen und die Bewohner terrorisierten. Cord, damals Treckführer, hätte dies verhindern müssen.

CATTLE EMPIRE ist ein gutes Beispiel für jene Western der mittleren und späten 50er Jahre, die wie am Fließband produziert wurden, meist gerade einmal gute 80 Minuten Lauflänge aufwiesen und bestenfalls mit einem Star, meist nur solchen aus der B-Riege, aufwarten konnten, ansonsten aber mit einem kleinen Budget auskommen mussten. B-Western, gedacht, um in den Double-Bills am Freitagabend oder in Autokinos in der Provinz schnelles Geld einzuspielen. Und die immer wieder Perlen und echte Juwelen des Genres hervorgebracht haben. Zu denen allerdings ist Warrens Film nicht unbedingt zu zählen.

Es ist ein solider Western, der wenig Spektakel und Action bietet, dafür aber eine recht gut durchkonzipierte Story aufweist. Warren hatte lange, bevor er selbst Regie führte, Western und andere Genrefilme geschrieben und ging dieser Tätigkeit auch in späteren Jahren immer wieder nach. Auch am Buch zu CATTLE EMPIRE hatte er mitgearbeitet. Dem geneigten Kenner des Genres dürfte er allerdings eher als (Mit)Schöpfer der Serie RAWHIDE (1959-1966) bekannt sein, in der unter anderem ein junger Schauspieler namens Clint Eastwood seine ersten Sporen im Filmgeschäft verdiente.

Doch zurück zum Anfang. Denn auch dieser ist ein gutes Beispiel: Dafür, wie es den oft als Fließbandarbeitern verhöhnten Drehbuchautoren, die keinen Star-Status in der Branche genossen, immer wieder gelang, spannende und konfliktreiche Stories mit ungeheurer Ökonomie zu erzählen. Spätestens nachdem McCrea gerettet wurde und, kaum wieder auf den Beinen, weder Dankbarkeit zeigt, noch sonderliche Freundlichkeit gegenüber seinem Retter, dem durch seine Hand erblindeten Viehzüchter Hamilton, nach dem auch die Stadt benannt wurde, versteht der Zuschauer, daß es hier um mehr geht, als einen Gefallenen, dem man vergibt. Offenbar bergen die diversen Beziehungen zwischen John Cord und der Stadt sowie Hamiltons Farm etliche Konfliktfelder. Und dennoch übernimmt der Mann den ihm von Hamilton angebotenen VIehtrail. Buch und Regie brauchen also ca. sieben Minuten, bis wir voller Spannung auf den Fortgang der Dinge warten.

CATTLE EMPIRE bewegt sich dann jedoch die meiste seiner ca. 80 Minuten Laufzeit mit gemächlichem Tempo durch die Wildnis. Es sollen an die 5000 Stück Vieh sein, die da getrieben werden, wofür die Produktion wahrscheinlich kein Geld hatte. So sehen wir immer wieder Teile der Herde, diese allerdings fängt Kameramann Brydon Baker in teils epischen Bildern ein. Oft können wir weder die Herde, noch die Berglandschaften im Hintergrund ausmachen, da eine dichte Staubwolke über allem hängt. Auch diese Aufnahmen sind durchaus beeindruckend. Obwohl die Konflikte ununterbrochen schwelen – und einiges an diesen Konfliktlinien auch unglaubwürdig wirkt, da es Cord gelingt, Hamilton zu zwingen, nicht nur selbst mitzukommen, sondern auch seine Frau mitzunehmen, mit der Cord früher, wie könnte es anders sein, ein Verhältnis hatte und die er noch immer liebt; zudem fordert Cord auch einige der Männer als Treiber an, die ihn zu Beginn des Films lynchen wollten – zeigt der Film in unaufgeregter Weise auch die Arbeit der Cowboys.

Anders als Howard Hawks in seinem Meisterwerk RED RIVER (1948), sozusagen der Mutter aller Viehtreck-Filme, kann Warren allerdings wenig Dramatisches mit der Herde selbst anfangen. Es gibt keine Stampede, keine Gewitter, niemand wird unter durchdrehenden Rindern begraben. Dafür sehen wir die Männer (und eine Frau neben Hamiltons Gattin; die junge Sadie ist ebenfalls als Pferdehüterin mit unterwegs und verantwortlich für eine weitere Konfliktlinie, glaubt sie doch, Cord zu lieben) lebende und tote Rinder zählen, sich ihre Tücher als Staubschutz vor das Gesicht binden, sehen sie unter sengender Hitze leiden und abends am Lagerfeuer kaum noch ihr Essen zu sich nehmen, zu erschöpft von den Meilen, die sie tagsüber geritten sind. Ohne daß der Film wirklich viel Aufhebens darum machen würde, vermittelt er durchaus Eindrücke von der Härte des Jobs als Cowboy, wie auch von der Ödnis, die er mit sich bringt. Stunden um Stunden im Sattel.

Der eigentliche Plot entpuppt sich dann als eher konventionelle Rachegeschichte. Wir ahnen bald, daß es da mehr zwischen Hamilton und Cord gegeben haben muß und letzterer dem andern nicht nur zürnt, weil der sich sein Mädchen unter den Nagel gerissen hat. Und wie Hamilton am Anfang des Films den halbtoten Cord vor dem Lynchmob gerettet hat, so rettet er ihn wieder, als unter den Männern des Trails eine Meuterei droht. Er spricht Cord von aller Verantwortung für das, was einst in der Stadt geschah, frei. Er selber war verantwortlich, weil er auf Cord neidisch war, erwies der sich mit seinem damaligen Trail doch als der bessere Treckführer und damit auch als erfolgreicher. Er selbst hat Cord gebeten, zurück nach Hamilton zu kommen und die Herde zu führen, da er weiß, daß die Stadt stirbt und dringend auf den Erlös angewiesen ist, den das Vieh einbringen wird. Cord, der anfangs wirklich nur Rache üben, die Herde bewußt an einen toten Fluß lenken und dort verrecken lassen wollte, hat sich mittlerweile eines Besseren besonnen. So lösen sich denn fast alle Konflikte schließlich, wenn nicht in Wohlgefallen, so doch friedlich auf.

Damit das Publikum dennoch auf seine Kosten und auch dieser Western zu ein wenig Action kommt, hat das Drehbuch einen zweiten Trail vorgesehen, dem sich Cord ursprünglich ebenfalls anschließen wollte. Als er sich entscheidet, bei Hamilton zu bleiben, erklärt er dem anderen Treckführer, einem Mann namens Garth, wo dieser mit seinen ebenfalls 5000 Rindern Wasser findet. Der andere aber vermutet dahinter eine Finte und reitet exakt ans falsche Wasserloch, das vertrocknet ist. Er verliert seine Herde, heuert dafür aber Revolvermänner an und setzt Cord, Hamilton und deren Herde nach. So kommt es zu einem mittelmäßigen Showdown in der Einöde, bei der Cord abschließend beweisen kann, wie edel er ist. Denn statt seinem Gegenüber, dem zürnenden Garth, eine Kugel zu verpassen, schießt er ihn nur an, schont dessen Leben und führt ihn fürsorglich aus dem Felsmassiv, in dem sie sich duelliert haben.

Angemessen dramatisch – oder schon melodramatisch? – ist dann die Auflösung des allerletzten Konflikts. Denn längst hat Hamiltons Gattin ihre verloren geglaubte Liebe zu Cord wiederentdeckt. Doch der verabschiedet sich vorzeitig vom Trieb, als er sicher sein kann, daß Vieh und Männer in Sicherheit sind. So gibt er seine Liebe auf und reitet – jenem schon zum Klischee geronnenen Bild entsprechend – allein in die Wildnis hinaus. CATTLE EMPIRE versteht es also, am Ende alle moralischen Fragen einwandfrei zu klären, den Helden wieder in sein Recht zu setzen und sogar Jenen Vergebung zu bringen, die einst Böses getan haben. Damit erfüllt er alle moralischen Ansprüche seiner Zeit und ist zudem auch für ein jüngeres Publikum konsumerabel, womit er vielfältig einsetzbar ist, nicht nur in Spätvorstellungen. Kein großer Film, keine Perle des B-Films, aber eben ein solider Western, der leidlich unterhält.

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