KRIEG DER WELTEN/WAR OF THE WORLDS

Steven Spielberg bietet die Hollywood-Variante amerikanischer Traumabewältigung

Ray Ferrier (Tom Cruise) hat seiner von ihm getrennt lebenden Frau Mary Ann (Miranda Otto) versprochen, ein Wochenende auf die gemeinsamen Kinder Robbie (Justin Chatwin) und Rachel (Dakota Fanning) aufzupassen. Mary Ann will mit ihrem neuen Liebhaber Vincent (Rick Gonzalez) zu ihren Eltern nach Boston, was Ray ihr nicht wirklich abnimmt.

Zwischen Ray und den Kindern herrscht keine sonderlich gute Stimmung, was auch daran liegt, dass der Familienvater als solcher vollkommen überfordert und auch nicht sonderlich daran interessiert ist, daran etwas zu ändern.

Genau an diesem Wochenende hat eine außerirdische Lebensform, die die Erde wohl schon seit Jahrtausenden, wenn nicht Jahrmillionen beobachtet beschlossen, ihren Angriff auf den Planeten zu starten. In einem mächtigen Gewitter schießen Blitze zur Erde. In den Blitzen scheinen die Wesen in die Erde einzudringen und dort Maschinen zu aktivieren, die schon lange dort versteckt sind. Kaum sind diese Maschinen an der Erdoberfläche, beginnen sie, die Menschen mit Strahlenkanonen anzugreifen und reihenweise zu vernichten.

Ray gelingt es, mit den Kindern aus der Stadt zu fliehen. Zunächst kommen sie in Mary Anns neuem Heim unter, wo Ray seine Ex-Frau und ihren neuen Mann ohnehin vermutet, doch sind die beiden offenbar wirklich gen Boston aufgebrochen, das Haus ist leer.

Die drei verbringen die Nacht im Keller und werden Ohrenzeugen mächtiger Explosionen. Am nächsten Morgen ist die gesamte Straße durch ein abgestürztes Flugzeug verwüstet. Das Kamerateam eines Nachrichtensenders durchsucht das Wrack. So erfährt Ray, dass es sich um einen weltweiten Angriff der Außerirdischen handelt, der nahezu alle elektrischen Geräte lahmgelegt hat.

Wie durch ein Wunder ist der Wagen, den Ray am Vortag geklaut hatte, unversehrt geblieben. Die drei fahren weiter gen Boston. Doch je näher sie an die Fähre über den Hudson kommen, desto verstopfter sind die Straßen mit Flüchtenden. Da Ray über eines der wenigen noch fahrtüchtigen Autos verfügt, werden sie schnell Ziel der Angriffe anderer. Bei einem solchen verlieren sie nicht nur den Wagen, sondern Ray auch seine Waffe, die zwar nutzlos war, ihm aber eine gewisse Sicherheit gegeben hatte.

Nun reihen sich die drei in den schier endlosen Strom der Flüchtlinge ein. Kurz bevor sie die Fähre erreichen, treffen sie in der Menge eine Bekannte von Ray und deren Tochter. Während die Fähre gesichert beladen wird, tauchen erneut die Vernichtungsmaschinen am Horizont auf und schießen wahllos in die Menge. Der Kapitän der Fähre lässt ablegen, Ray und seinen Kindern gelingt es mit einem Trick so eben noch, auf die Fähre zu gelangen. Rays Bekannte und ihre Tochter bleiben zurück.

Während der Überfahrt über den Hudson taucht eine der Maschinen aus dem Wasser auf und greift die Fähre an, die daraufhin kentert. Mit viel Glück gelingt es Ray, Rachel und Robbie sich an Land zu retten. Ray beobachtet dabei, wie die Maschinen Menschen aus dem Wasser fischen und scheinbar in sich aufnehmen.

An Land greift das Militär massiv die Maschinen an, kann aber wenig gegen sie ausrichten, da die offenbar mit Schutzschilden ausgestattet sind. Die Zivilisten fliehen über offenes Feld. Robbie reißt sich los und will sich den kämpfenden Einheiten anschließen, was Ray wiederum verhindern will. Während Vater und Sohn ihren Disput austragen, droht eine fremde Frau Rachel mit sich zu nehmen. Schließlich lenkt Ray ein und überlässt Robbie sich selbst – auch, weil er Rachel retten und an sich bringen muss.

Bei ihrer Flucht werden die beiden von einem Mann in einen Keller gelotst. Es ist Harlan Ogilvy (Tim Robbins), der sich im Untergeschoss seines Hauses verschanzt hat. Zunächst ist Ray ihm dankbar, dass er und Rachel hier Unterschlupf finden, doch im Laufe der Nacht entpuppt Harlan sich mehr und mehr als Verschwörungstheoretiker und Apokalyptiker, der von Weltuntergang und Widerstand faselt. Zweimal gelingt es Ray nur mit äußerster Vorsicht, den Mann davon abzuhalten, sich und seine Gäste zu verraten.

Am folgenden Tag suchen einige der Aliens den Unterschlupf auf und erstmals kann Ray die Wesen näher betrachten. Nachdem sie verschwunden sind, beschließt er, Harlan zu töten um sich und Rachel zu schützen. Zumal er Harlan dabei beobachten musste, wie dieser Rachel seine seltsamen Theorien erzählte und ihr Schutz anbot, sollte Ray sterben.

Ray verbindet Rachel Augen und Ohren, dann schließt er sich mit Harlan in einen Raum ein. Lange geschieht nichts, bis sich die Tür öffnet und ein blutverschmierter Ray hervorkommt. Erstmals sieht Rachel in ihrem Vater jemanden, der sich bemüht für sie da zu sein und sie zu beschützen.

Die beiden ziehen weiter. Erneut werden sie angegriffen und diesmal nimmt eine der Maschinen Rachel und steckt sie in einen Käfig, der unterhalb des „Kopfes“ des Ungetüms angebracht ist. Ray, dem es gelungen ist, bei einer früheren Gelegenheit zwei Handgranaten an sich zu bringen, lässt sich ebenfalls einfangen, um bei seiner Tochter zu sein. Als die Maschine ihn greift, um ihn ausbluten zu lassen – nach früheren Beobachtungen ist menschliches Blut der Stoff, der die Maschinen am Laufen hält – gelingt es Ray, die Granaten im Innern der Maschine zu deponieren, während Mitgefangene ihn aus dem Kanal herausziehen, in dem die Elenden verschwinden, die die Maschine sich greift.

Die Granaten explodieren und die Maschine wird zerstört. Ray, Rachel und ihre Mitgefangenen können sich befreien. Die beiden ziehen weiter gen Boston. Als sie die Stadt erreichen, sehen sie immer mehr Maschinen, die offenbar niedergegangen und zerstört sind. Niemand, auch die Militärs nicht, begreift, was den Wesen zu schaffen macht. Ray beobachtet, dass Vögel sich auf die Maschinen setzen, diese also offenbar keine Schutzschilde mehr haben. So kann das Militär mit konventionellen Waffen gegen die Maschinen vorgehen.

Die Insassen der Maschinen ihrerseits sterben an den irdischen Mikroorganismen, gegen die sie kein ausreichendes Immunsystem haben.

Ray bringt Rachel schließlich sicher zu Mary Ann und ihren Eltern. Zu seiner großen Überraschung, Erleichterung und Freude wartet hier auch Robbie auf sie. Der Junge hat überlebt. Vater und Sohn liegen sich in den Armen und erstmals finden beide Anerkennung in den Augen des anderen.

Betrachtet man die beeindruckend lange Liste der Filme, die Steven Spielberg als Regisseur gedreht hat, verwundert es, dass er irgendwie immer wieder mit Außerirdischen in Verbindung gebracht wird. Es wird wohl daran liegen, dass einige seiner größten Erfolge – und vor allem einige seiner frühesten – von Besuchern von anderen Sternen erzählten. Sei es CLOSE ENCOUNTERS OF THE THIRD KIND (1977) oder aber E.T. THE EXTRA-TERRESTRIAL (1982), beide Filme waren immense kommerzielle – und auch künstlerische – Erfolge. Und das Besondere daran war: Beide Filme stellten zwar fremde, jedoch ausgesprochen freundliche Wesen aus dem All vor. Dass Spielberg sich recht spät in seiner Karriere einer Neuverfilmung des klassischen Science-Fiction-Romans THE WAR OF THE WORLDS (erschienen 1898; erste Verfilmung 1953; diese Verfilmung 2005) von H.G. Wells zuwandte scheint folgerichtig, kann er hier doch einmal ungeniert unfreundliche Aliens zeigen. Und doch ist seine Interpretation des Stoffes doch sehr viel mehr.

Josh Friedman und David Koepp, die das Drehbuch für Spielberg schrieben, orientierten sich ebenso an dem legendären Hörspielklassiker von Orson Welles, dem es 1938 mit seiner Radio-Adaption gelungen war, eine regelrechte Massenpanik in den USA auszulösen, als auch an Byron Haskins Verfilmung von 1953 und natürlich an Wells´ Original. Und doch bauen sie in ihre Version sehr aktuelle, sehr gegenwartsrelevante Themen und Motive ein. Spielberg selbst gab an, dass die Dreharbeiten für den Film sehr stark an den Erfahrungen und Traumata angelehnt waren, die das Land durch den Angriff auf das World Trade Center am 11. September 2001, also vier Jahre vor der Veröffentlichung, erlitten hatte. Man spürt diese Dringlichkeit in nahezu jeder Einstellung, jedem Bild des Films. Weniger vielleicht ist es die reine Zerstörung, die hier wirkt – obwohl Spielberg und seine Experten für die Spezialeffekte (sprich: die CGI-Abteilung) mächtige Bilder zusammenbrechender Brücken, abgestürzter Flugzeuge und eingestürzter Häuser, ja ganzer zerstörter Landstriche bieten – sondern eher die Darstellung von Vertreibung und Not, die in den Massenszenen inszeniert wird, die diese düstere und mächtige Wirkung entfalten.

Spielberg entwirft das glaubwürdige Szenario eines Angriffs auf das Land, davon, wie zivile und militärische Institutionen schnell an ihre Grenzen kommen und schließlich zusammenbrechen, wie sich jeder selbst der nächste ist, wie eine Situation entsteht, in der jeder jeden zu bekämpfen bereit ist, um sich einen kleinen Vorteil zu sichern. Und das Drehbuch und Spielbergs Regie schaffen eine Erzählsituation, die erstaunlich nah an der ist, die Wells für seinen Roman entwarf. Der Autor nämlich wollte explizit keinen Helden, sondern einen Beobachter. Natürlich bleibt Spielberg sich treu, indem er in der von Tom Cruise gespielten Figur des Ray Ferrier einen Familienvater installiert, der – auch das ein Spielberg-typisches Motiv – seine Kinder kaum kennt und nun durch die äußeren Bedingungen gezwungen wird, sich seiner Vaterrolle zu stellen. Doch versucht dieser Mann einfach nur, seine Kinder zu retten. Das gelingt ihm natürlich, weshalb die Kritik, letztlich sei die Cruise-Figur eben doch ein „Held“, durchaus berechtigt ist. Doch ist er eben nicht daran beteiligt, die Angreifer, die Aggressoren zu bekämpfen oder gar die Menschheit zu retten. Den Angreifern ist er ebenso hilflos ausgesetzt, wie jeder andere auch und der Film zeigt in mehreren Momenten, dass es purer Zufall, reines Glück ist, dass Ferrier überlebt und nicht Opfer der willkürlichen Attacken wird, die die Außerirdischen gegen alles anstrengen, das sich bewegt. Auf die gesamte Länge des Films betrachtet, ist Cruise erstaunlich passiv. Zum wirklichen Helden wird eher schon sein Sohn, der während des Angriffs auf die Fähre versucht, Menschen, die sich verzweifelt an die Laderampe klammern, an Bord zu ziehen und später – Vorrecht der Jugend? – von seinem Vater verlangt, ihn gehen und gegen die Außerirdischen kämpfen zu lassen. Was Ferrier dann auch zulässt, nicht zuletzt, weil er sich um seine jüngere Tochter kümmern muss und zu diesem Zeitpunkt im Film schon mehrfach daran gescheitert ist, beiden Kindern gerecht zu werden.

So erzählt Spielberg im Grunde zwei Geschichten nebeneinander her: Da ist zum einen die Meta-Story eines gewaltigen Angriffs auf die Erde, die hier, einmal mehr, durch die USA repräsentiert wird. Diese Geschichte wird mit gewaltigen Bildern, in der Manier des typischen Überwältigungskinos erzählt, so, wie der Zuschauer es von diesem Regisseur und von Hollywood eben gewohnt ist und auch erwartet. Darunter angesiedelt ist es die Geschichte eines Mannes und seiner Kinder, die sich durchzuschlagen versuchen. Es gibt keine innere, kohärente Logik, weshalb die drei ausgerechnet gen Boston fliehen sollten, außer dass dort die Mutter mit ihrem neuen Ehemann zu Besuch bei ihren Eltern ist, im Grunde also in ebenfalls klassischer Manier die amerikanische Familie als Kernzelle der amerikanischen Gesellschaft wieder hergestellt werden muss – ein Motiv, schon nahezu klischeehaft für das eher reaktionäre, traditionelle Hollywood. Und ja, in diesem Moment bleibt sich Spielberg als Hohepriester des amerikanischen Traums und der Verteidigung amerikanischer Werte treu. Doch die Art und Weise, wie er die Geschichte um Ferrier und seine Kinder inszeniert – die brillant von der damals elfjährigen Dakota Fanning und Justin Chatwin gespielt werden – ist, wie aufgezeigt, alles andere als eine Heldengeschichte. Und dass Spielberg die Rolle mit Tom Cruise besetzt, hat in diesem Kontext seinen ganz eigenen Reiz. Denn Cruise, der durchaus gebrochene Figuren spielen kann, es sich in seiner Karriere aber gern einfach macht, indem er sich auf physische Rollen wie den Superagenten Ethan Hunt in der MISSION IMPOSSIBLE-Reihe (seit 1996) kapriziert, Cruise spielt hier gegen sein Image als Macher, als Mann der Tat an.

Er ist hilflos, sowohl im „normalen“ Leben, in welchem er offenbar schon damit überfordert ist, seine beiden Kinder ein Wochenende lang zu versorgen, da er keine Ahnung hat, was sie gern essen, was ihnen gefällt, was sie eigentlich machen und wollen, als auch in der besonderen Situation, die allerdings jeden überfordert, da sie vollkommen neu und unübersichtlich ist. Ferrier agiert in den ersten Stunden der Invasion am Rande der Hysterie, brüllt seine Tochter an, als die die Nerven verliert, ist nicht in der Lage, sich und den Kindern in einer Ruhesituation ein paar Sandwiches zu schmieren und kommt immer wieder sichtbar an seine Grenzen – nicht nur psychisch, sondern eben auch physisch. Als er mit Rachel, seiner Tochter, bei einem zunächst hilfsbereiten, sich dann zusehends als Verschwörungstheoretiker und Apokalyptiker entpuppenden Mann in dessen Keller unterkommt, entschließt Ferrier sich schließlich dazu, den Kerl zu töten, weil er durch dessen Verhalten Rachel gefährdet sieht. Ein anderer Regisseur hätte dies möglicherweise als Erweckungserlebnis inszeniert, als einen Moment, in dem der Held sich aus dem in einer falsch verstandenen Zivilisation domestizierten modernen Mann befreit. Nicht so aber Spielberg. Er zeigt den Kampf der Männer nicht, sondern er zeigt Rachel, der Ferrier zuvor die Augen verbunden und die Ohren verstopft hat, damit sie nicht mitbekommt, was ihr Vater zu tun im Stande ist. Und dann zeigt er Ferrier, als der aus dem Raum kommt, in dem er seinen Kontrahenten – dem Tim Robbins in den wenigen Szenen, die er als Harlan Ogilvy, so der Name des Preppers, überhaupt hat, einen eindringlichen, zwischen Bedrohlichkeit und Verzweiflung oszillierenden Charakter verpasst – gestellt und offenbar getötet hat – und zeigt einen gebrochenen Mann. Cruise darf hier also ein Mann mit Zweifeln und Schwächen sein und er darf diese als etwas zeigen, das nicht mit einem Cruise-typischen Lächeln zu überwinden ist. Seine Charakterschwächen bleiben. Es gelingt ihm lediglich, seine Tochter am Leben zu halten.

Zu behaupten, WAR OF THE WORLDS stelle eine Wende in Cruise´ Karriere dar, wäre zu viel des Guten. Er hat immer schon zwiespältige oder ambivalente Charaktere gespielt und u.a. in MAGNOLIA (1999) eine wahre Meisterleistung gezeigt. Doch was hier auffällt, ist die Passivität, die seine Rolle erfordert. Weder darf er wilde Stunts vollführen, noch trägt er zur Rettung der Menschheit bei. Als es zu einer ernsthaften Konfrontation mit den Aliens zu kommen droht, versteckt er sich und sein Kind, weicht aus, trickst und kann so entkommen. All dies sind für Cruise untypische Verhaltensweisen auf der Leinwand.

Es gibt aber noch eine dritte Geschichte, die hier erzählt wird, eine Meta-Geschichte, wenn man so will. Auf dieser Ebene ist Spielbergs Film Teil einer viel größeren, weitreichenderen Erzählung. Vielleicht sogar Teil einer kulturellen Therapie. Denn Spielberg inszeniert hier auch ein amerikanisches Trauma, bei dem der Aggressor, der Angreifer, ähnlich gesichtslos bleibt, wie jene 19 Männer, die im September 2001 die Flugzeuge entführten und in die Hochhäuser, bzw. das Pentagon steuerten. Deren Antlitz wurde man erst danach gewahr, als die CIA, das FBI und etliche andere Dienste weltweit die nicht mehr Vorhandenen aus der Anonymität zerrten. Ähnlich ist es hier: Zwar sehen wir mit Cruise, Robbins und Fanning in einer Szene vier Aliens in die Kellerräume eindringen, in denen die drei sich verstecken, doch bleiben sie seltsam distanziert, bzw. bleibt die Kamera ihnen gegenüber sehr distanziert. Die Wesen scheinen einige der Alltagsgegenstände im Keller zu untersuchen, bevor sie sich wieder davonmachen. Die Kamera folgt ihnen in der Halbdistanz, immer die Perspektive der sich versteckenden Menschen einnehmend. Sehr viel näher kommt den dreien ein Sucher, der zu einer der Maschinen gehört, mit denen die Außerirdischen sich über die Erde bewegen und dem die drei sich entziehen müssen. Erstmal wirklich näher sehen wir eins dieser Wesen erst, wenn zum Ende des Films hin eine dieser gewaltigen Maschinen in sich zusammenbricht, eine Luke sich öffnet und den sterbenden Piloten freigibt. Wie die Angreifer am 11. September wird auch dieser erst im Tode greifbar. Identifizierbar.

Amerika ist – nimmt man den Angriff der Japaner auf Pearl Harbor, der zum Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg führte einmal aus – nie in seinem eigenen Land, innerhalb seiner Grenzen angegriffen worden. 9/11 war also ein nationales Trauma, das hernach immer wieder verarbeitet werden musste. Spielberg schafft es hier, dieses Trauma in den Rahmen eines Katastrophenfilms zu packen, der alles in allem düsterer wirkt, als diese Kategorie Film es gemeinhin zulässt. Zwar gibt es Hoffnung am Ende des Films – darin entspricht er ganz der literarischen Vorlage – da die Außerirdischen durch Bakterien getötet werden, mit denen sie nicht gerechnet haben (wobei man sich fragt, weshalb ihnen die Mikroorganismen entgangen sind, wenn sie, anders als in der literarischen Vorlage, die Erde bereits seit Jahrmillionen beobachten, aber gut, Haarspalterei…) und dieses Ende fügt sich eben auch in die große Spielberg´sche Erzählung von Hoffnung und amerikanischem Pioniergeist ein, doch sind die Bilder, die der Regisseur zuvor nahezu zwei Stunden lang präsentiert hat, durchaus geeignet, den Amerikanern den Schrecken in die Glieder fahren zu lassen. Zudem stellt er den Amerikanern in ihrem Umgang mit dem Angriff kein gutes Zeugnis aus. Nur wenige zeigen sich solidarisch, zumeist sehen wir Egoisten, die bereit sind, anderen alles zu nehmen, wenn sie sich davon Vorteile erhoffen. Viele sind bewaffnet und bereit, die Waffen jederzeit gegen ihre Mitbürger einzusetzen. So verbreitet WAR OF THE WORLDS unterschwellig ein eher pessimistisches und düsteres Bild dieses Landes. Eine Sichtweise, die den frühen Spielberg ebenfalls auszeichnete und zu der er mit einigen seiner späten Filme wieder zurückzukehren scheint.

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