GEHEIMNIS HINTER DER TÜR/SECRET BEHIND THE DOOR

Fritz Lang zeigt uns Muttis meuchelnde Brut

Die reiche Amerikanerin Celia Barrett (Joan Bennett) lernt in einem Mexikourlaub den Verleger Mark Lamphere (Michael Redgrave) kennen. Die beiden verlieben sich ineinander und wollen bald heiraten. Doch schon am Hochzeitsabend deutet sich an, was später offensichtlich wird: Mark unterliegt enormen Stimmungsschwankungen, die ihn einfach wegtreiben. In diesem Falle ist es ein angeblich unmittelbar bevorstehender Verkauf einer seiner Zeitungen. Celia und er treffen sich auf dem Familienanwesen der Lampheres wieder. Dort lernt Celia Marks Schwester Caroline (Anne Revere) und seinen Sohn David (Mark Dennis) kennen, der aus einer früheren Ehe stammt, von der Celia nie etwas erfahren hatte. Zudem lebt Miss Robey (Barbara O’Neil) auf dem Anwesen, ihres Zeichens Marks Privatsekretärin, die nach einem Feuer, bei dem sie einst David rettete, fürchterliche Verbrennungen erlitt, weshalb sie ihr Gesicht stets verschleiert. Celia kommen zusehends Zweifel an ihrer Ehe, da Mark nicht nur ein seltsames Verhalten an den Tag legt, sondern auch ein höchst eigenartiges Hobby pflegt: Er sammelt Zimmer. Zimmer, in denen Morde begangen wurden. Bei einer Abendgesellschaft führt er seine Gäste herum, zeigt ihnen die Räumlichkeiten und erklärt seine Theorie, daß intensive Geschehnisse und Gefühle ihren Abdruck in den Räumen zurücklassen, wo sie sich ereigneten. Doch eines der Zimmer ist und bleibt verschlossen und Mark weigert sich, dieses zu zeigen. Celia will das Geheimnis lüften und klaut den Schlüssel zu dem Zimmer aus Marks Büro. Dabei macht sie die Entdeckung, daß Miss Robey keinesfalls entstellt ist, sondern ihre Verletzungen lediglich vorspielt, damit Mark sie nicht entläßt. Celia verspricht ihr, das Geheimnis zu wahren. Als Celia das ominöse Zimmer schließlich betritt, macht sie eine schreckliche Entdeckung: Es ist die exakte Kopie ihres eigenen Schlafzimmers. Sie selbst soll das Opfer sein, daß hier umkommt. Da David nicht müde wird, Mark für den Tod seiner Mutter verantwortlich zu machen, wird Celias Verdacht so noch verstärkt. Mark entläßt Miss Robey, David und Caroline fahren nach New York und so ist Celia abends allein auf dem Anwesen. Sie begibt sich in das besagte Zimmer und wartet auf Mark, der kommt, sie zu töten. Nun konfrontiert ihn Celia mit allerhand Fragen, die sich ihr stellen hinsichtlich seines Verhaltens. Schließlich gelingt es ihr, die tief versteckten Traumata seiner Kindheit, in der er von seiner Mutter weggesperrt wurde, was in ihm den Zwang zu töten auslöste, aufzubrechen. Zwar hat er bisher nicht getötet, denn immer, wenn der Drang zu stark wurde, ging er fort, was seine häufigen und so plötzlichen Abschiede erklärt, doch nun will er endlich seinem Drang nachgeben. Keienswegs hat er seine erste Frau getötet, sie starb schlicht an gebrochenem Herzen, da er nicht in der Lage war, ihr die Liebe zu geben, die sie brauchte. Nun aber gelingt es ihm, mit Celias Hilfe, seine unterdrückten Ängste zu überwinden. Da bricht im Haus ein Feuer aus, das Miss Robey aus Rache gelegt hat. Mit letzter Kraft gelingt es Mark, sich und Celia zu retten.

Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg sahen Hollywood im Zweifel. Waren die 30er Jahre das „Goldene Jahrzehnt“ gewesen – das Studio- und das Starsystem standen in voller Blüte, die Stadt am Pazifik lieferte Träume und bediente Sehnsüchte, es gab mehr Sterne (und Sternchen) auf der Leinwand denn am Firmament – so verdunkelte sich diese wunderbare Welt der Illusionen zusehends mit dem Voranschreiten des Krieges und v.a. in den Jahren unmittelbar nach dessen Beendigung. Verzagte und oft schwer versehrte Männer kehrten da von den diversen Kriegsschauplätzen zurück und trafen auf eine Heimat, die sich stark verändert hatte, vor allem, was die Rolle der Frauen anging. Die nämlich hatten die Wirtschaft daheim am Laufen gehalten, hatten sich weiterhin um Haus und die Familien gekümmert und dabei ein ganz neues, eigenes Selbstbewußtsein ausgeprägt, das vielen Männern Angst machte. Natürlich fanden diese Ängste Niederschlag in Hollywood. Vor allem der ‚Film Noir‘ mit seinen Femmes fatale verlieh diesen Ängsten Ausdruck. Und er nutzte dafür jene „moderne“ Wissenschaft, die uns angeblich so viel über uns selbst verrät – die Psychoanalyse. 1945 war es Alfred Hitchcock in SPELLBOUND, der Gregory Peck mit einem fürchterlichen Traumata ausstattete und Verdrängtes sich in seinen Träumen ausbreiten ließ. Weniger in der Tradition des harten Noir a la DOUBLE INDEMNITY (Billy Wilder, 1944), durchaus aber in den Erklärungsmustern der Psychoanalyse bewegt sich Fritz Langs vorliegender SECRET BEYOND THE DOOR.

Allein die Zusammenfassung der Handlung zeigt schon das enorme melodramatische Potential, das der Film entfaltet. Doch sind die Sprünge in der Handlung und die Logiklöcher teils so frappant, daß Spannung kaum aufkommen mag. Fritz Lang, dessen Firma auch produzierte, hat hier einen seiner schwächeren Filme vorgelegt. Zu viele Zufälle, zu viele „plötzliche Wendungen“, zu häufige Winkelzüge und Kehren machen die Handlung löchrig und unglaubwürdig, vor allem aber – und das ist tödlich, gerade für einen Spannungsfilm – verliert man ob der undurchschaubaren und oft zu abrupten Sprünge irgendwann das Interesse. Ein wenig stellt sich das Gefühl ein, immer, wenn es irgendwie nicht weitergeht, denkt sich das Drehbuch eine weitere Wendung, ein weiteres Mißgeschick, eine weitere seelische Beschädigung aus oder es läßt eine neue Figur auftreten, die die Handlung in andere Richtungen treibt. Doch ist das alles nicht schlüssig, erzeugt weder Neugierde noch eben Spannung, sondern lediglich Verwirrung. Und die Auflösung des ganzen Dramas – das Muttermonster, das den kleinen Jungen eingesperrt und somit fürs Leben versaut hat, verspürt er doch nun den dringenden Wunsch, Frauen zu töten – ist eine derart vulgärpsychologischer Aufguß, daß man aus dem Staunen kaum mehr rauskommt. Man würde es nicht für möglich halten, daß ein Regisseur wie Fritz Lang – immerhin der Erschaffer eines Werkes wie M – EINE STADT SUCHT EINEN MÖRDER (1931) oder FURY (1936) -, eine derart billige Auflösung akzeptiert.

So bleibt von SECRET BEYOND THE DOOR kaum Handlung in Erinnerung, auch schauspielrisch ist das alles eher hölzern (wobei hier erstaunlicherweise vor allem Redgrave zu nennen ist, der in seiner Rolle steif bleibt und Mark weder bedrohlich noch sonderlich bedürftig erscheinen läßt). Was bleibt, sind einige Bilder. Gerade der Anfang des Films, die ganze Exposition in Mexiko, kann mit sehr stimmigen Bildern einer schwülen Atmosphäre aufwarten. Hier entwickelt sich auch Spannung, es deuten sich Konflikte und Geheimnisse an, man wird neugierig – umso deutlicher dann der Spannungsabfall und die Inkohärenz im späteren Handlungsverlauf. Nein, es sind die Bilder einer geisterhaft entschwindenden Joan Bennett, die fast transparent erscheint, wenn sie in der Tiefe der Studiokulisse und im Kunstnebel verloren zu gehen scheint, die den Betrachter einzunehmen verstehen. Dies sind die Stärken dieses mittelmäßigen Thrillers, hier erkennt man auch die Meisterschaft des Regisseurs. Doch reicht das schlicht nicht, um aus einem schwachen Buch einen guten Film zu machen. Das SECRET BEYOND THE DOOR bleibt schlicht zu uninteressant, als daß es wirklich zu fesseln vermag. Leider.

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