THE INVITATION

Zwischen Paranoia und Bedrohung - ein kleiner, fieser Psychothriller

Will (Logan Marshall-Green) und seine neue Freundin Kira (Emayatzy Corinealdi) haben eine Einladung zu einem Abendessen in den Hollywood Hills über Los Angeles bekommen. Will ist skeptisch, denn die Einladung wurde von seiner Ex-Frau Eden (Tammy Blanchard) und ihrem neuen Mann David (Miciel Huisman) ausgesprochen, die nahezu zwei Jahre verschwunden waren. Will und Eden haben sich getrennt, nachdem ihr Sohn in eben jenem Haus, wohin eingeladen wurde, tragisch  zu Tode kam.

Unterwegs überfährt Will einen Kojoten und tötet das schwer verletzte Tier mit einem Schraubenschlüssel.

Angekommen, treffen Will und Kira auf den alten Freundeskreis, der sich in all der Zeit seit dem Unfall nicht mehr gesehen hat: Tommy (Mike Doyle), sein Freund Miguel (Jordi Vilasuso), der um keinen blöden Spruch verlegene Ben (Jay Larson), Claire (Marieh Delfino) und Gina (Michelle Krusiec). Letztere erwartet noch ihren Freund Choi (Kari June), der wie immer zu spät kommt. Zudem ist eine Will unbekannte Frau dabei, Sadie (Lindsay Burge), die von David vorgestellt wird. Er und Eden hätten sie in Mexiko kennen gelernt. Doch bevor sie zu den anderen stößt, hat sie sich für einen kurzen Moment Will am Ende des Ganges zum Schlafzimmer gezeigt – nackt. Will ist leicht irritiert.

Der Abend entwickelt sich etwas zäh, da alle unsicher sind nach der langen Zeit. Kira erzählt von dem toten Kojoten, David kredenzt einen hervorragenden Wein, den Will aber ablehnt. Die Anwesenheit im Haus ist ihm sichtlich unwohl und er bittet Eden, das Haus anschauen zu dürfen. Er streift durch die Zimmer, geht auch ins Schlafzimmer und findet dort in der Schublade von Edens Nachttisch einen Haufen Pillen – Barbiturate, wie ihm Miguel, der Arzt ist, später erklärt. Während seiner Hausbesichtigung, wird Will von Bildern von seinem toten Sohn Ty geflutet und bedrängt, aber auch von den schrecklichen Szenen, als Eden im Bad einen Selbstmordversuch unternahm.

Es schellt, und mit Pruitt (John Carroll Lynch) ist die Runde fast komplett. Auch er ist den anderen vollkommen unbekannt, auch ihn stellt David als einen Bekannten aus Mexiko vor. David und Eden waren dort in einer Art Kur, wo der Arzt Dr. Joseph (Toby Huss) eine Lehre vertritt, die die Angst nehmen soll, bei der man sich mit der Welt und ihren Winkelzügen, dem Leben und seinen Verwicklungen positiv in Eins setzen soll. Will wird Zeuge, wie Eden Ben eine Ohrfeige gibt, als dieser sich über ihre esoterischen Neigungen lustig macht.

David erzählt, daß die Gruppe, die in Mexiko zusammenkam, The Invitation, die Einladung, heißt. Er zeigt ein Video, auf dem eine sterbende Frau zu sehen ist, die von Dr. Joseph und einigen Mitgliedern der Gruppe begleitet wird. Die Gruppe streichelt sie und sagt ihr, daß sie gehen könne, es sei gut, man sei bei ihr und sie sei in allen Anwesenden. Schließlich stirbt die Frau. Das Video hat erwartungsgemäß einen eher bedrückenden Eindruck bei den Gästen hinterlassen.

Es schellt erneut und David geht an die Tür. Will beobachtet, wie er mit jemandem spricht, dann die Tür nicht nur schließt, sondern abschließt und den Schlüssel an sich nimmt. David behauptet, es seien Gäste einer anderen Party gewesen. Will stellt David zur Rede, weshalb er sie einschlösse. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, so David, es habe einen Überfall weiter oben im Canyon gegeben. Will lehnt den erneut angebotenen Wein ab.

David schlägt ein Spiel vor. Es heißt „Was ich will“ und jeder, der es spielt, muß  mit absoluter Ehrlichkeit sagen, was er will. Sadie beginnt und sagt, sie liebe alle Anwesenden und wolle deshalb alle küssen. Den Anfang macht Gina, die für jede Alberei zu haben ist, allerding auch überrascht wird, wie intensiv Sadie sie küsst. Pruitt macht weiter und erzählt davon, wie er seine Frau aus Wut erschlagen habe. Diese Geschichte löst erneut Bedrückung bei der Gruppe aus. Tommy will die Situation auflockern und sagt, er wolle jetzt schnell einen Blow-Job. Claire reicht das, sie will gehen. Nach anfänglichen Versuchen, sie zum Bleiben zu überreden, begleitet Pruitt sie nach draußen, da er sie eingeparkt habe. Will findet alles an diesem Abend und dem Verhalten der Gastgeber, wie einiger Gäste seltsam. Er steht am Fenster, von wo er Pruitt beobachtet. David stellt ihn zur Rede und wirft ihm vor, feindselig gegenüber ihm und den Gästen zu sein. Will verbittet sich Davids Annäherungen.

Zurück bei den andern kommt es erneut zu einer Konfrontation zwischen Will und David. David fragt, was das hier sein solle? Ein Werbeversuch für eine obskure Sekte? David und Tommy reden auf Will ein, er solle sich beruhigen.

Erneut streift Will durch das Haus und findet sich in Tys Zimmer wieder. Dort hat er wieder Flashbacks, unter anderem erinnert er sich an den Tod seines Sohnes an einem Nachmittag am Pool. Tommy sollte wohl auf Ty und einen anderen Jungen aufpassen, die Kinder spielten mit einem Baseballschläger, mit dem das andere Kind Ty erschlug. Will beobachtet durch das Fenster, wie David im Garten eine rote Laterne anzündet. Dann findet er in dem Zimmer, das nun offenbar Davids Arbeitsraum ist, einen Laptop, auf dem ein weiterer Film mit Dr. Joseph gespeichert ist, in dem dieser seine Jünger anweist, dies sei die Nacht der Nächte, er liebe sie alle und sie sollten vollenden, was er begonnen habe. Wahrer Friede sei der Tod. Will steckt das Notebook schnell weg, als er zum Essen gerufen wird.

Es ist ein erlesenes Essen mit Braten, ausgesprochen gutem Wein und herrlichen Zutaten. Doch Will kommt all das falsch vor. Er rennt vom Tisch weg und setzt sich in den Garten. Auf dem Weg dorthin beobachtet er Sadie, die sich selbst in einem Spiegel seltsame Fratzen schneidet. Am Pool setzt sie sich zu ihm und bietet ihm an, jetzt sofort mit ihm zu schlafen. Will sagt klar, daß er das nicht wolle, woraufhin sie ihm erklärt, wenn sie wolle, würde sie ihn mit ihrer Zunge zum Winseln bringen.

Will spricht mit Tommy darüber, daß etwas Seltsames im Haus vor sich gehe, er traue weder David noch Pruitt. Eden wirke auf ihn schwer verstört und depressiv. Tommy wiegelt ab, gibt aber zu, daß der Abend durchaus seltsame Züge habe.

Auf der Terrasse kommt es auch zu einem Gespräch zwischen Will und Kira, die ihm vorschlägt, das Essen zu verlassen. Will gibt ihr zu verstehen, daß sie ihm trotz aller Liebe, die er für sie empfinde, nicht helfen könne in seinem Schmerz um den Verlust seines Kindes.

Will hat schließlich ein Handysignal, das es den ganzen Abend nicht gab. Er hört eine Nachricht von Choi, der sagt, er stehe vor der Tür von Eden und David, habe aber den Nachtisch vergessen. Ob Will etwas mitbringen könne? Will hat den Verdacht, daß Choi bereits im Haus war, bevor die andern kamen, und ihm etwas angetan wurde.

Am Tisch kredenzt David nun einen ganz besonderen Likör. Will kommt hinzu, nimmt ebenfalls ein Glas.  Es schellt. Choi taucht auf und erklärt, er sei noch einmal zur Arbeit gerufen worden, als er bereits an der Tür stand. Die Situation entspannt sich und alle wollen trinken. Gina nimmt einen Schluck, bevor die anderen einander zugeprostet haben. Im letzten Moment schlägt Will seinem Nebenmann das Glas aus der Hand und beschwört die andern, nicht zu trinken, das sei ein geplanter Massenmord. Sadie springt ihn an und schreit, er habe alles verdorben. Will stößt sie von sich,, wodurch sie mit dem Kopf an eine Kommode kracht.

In dem Tumult geht unter, daß Gina keine Luft mehr bekommt und Schaum aus ihrem Mund tritt. Miguel stürzt schließlich hinzu, um ihr zu helfen. Er will sie wiederbeleben, als ein krachender Schuß fällt und der Arzt zusammenbricht. David hat auf ihn geschossen. Pruitt greift Will an. Eden verletzt Tommy schwer mit einem Messer. Auch Choi wird getötet. Es kommt zu heftigen Auseinandersetzungen, bei denen Pruitt, der Will zu erschlagen versucht, von Kira getötet wird. Während Will und Kira versuchen, eine Tür zur Garage zu erreichen, an die Will sich von früher her erinnert, belauschen sie David, der Eden zuflüstert, sie täten das richtige, um den Schmerz und auch das weltliche Leben hinter sich zu lassen.

Nachdem Will feststellen muß, daß die Tür mittlerweile zugemauert wurde, kehren sie ins Haus zurück, wo er aus den Händen der sterbenden Sadie einen Schürhaken als Waffe an sich nimmt. Als sie schließlich auf Eden treffen, schießt diese auf Will und verletzt ihn, dann schießt sie sich in den Bauch. David kommt hinzu und will Will töten, wird seinerseits aber von Tommy angegriffen, der David schließlich ersticht. Kira bittet Will, ihre Hand zu halten, während sie stirbt.

Als Will, Kira, Tommy mit der sterbenden Eden in den Garten treten, hört man jede Menge Sirenen und Helikopter. Tommy geht zurück ins Haus, um sich um Miguel zu kümmern. Kira und Will sehen überall in den Hügeln rote Laternen leuchten, offenbar hat die Sekte, der David und Eden angehörten, diese Nacht erkoren, um den Tod in die Stadt zu bringen…

Man kennt das: Eingeladen, ein Diner steht an, alte Freunde, wirklich wohl ist einem nicht. Die neue Freundin im Schlepptau, die sich hoffentlich nicht unwohl fühlt. Ein Gang in die eigene Vergangenheit. Wenn das Ganze noch dadurch erschwert wird, daß die eigene Ex-Frau einlädt, in das Haus, in dem man gemeinsam gelebt hat, in dem man Träume und eine Zukunft hatte, bis das gemeinsame Kind dort starb, muß man sich auf einen ungemütlichen Abend einstellen.

So ergeht es der Hauptfigur Will in Karyn Kusamas Thriller THE INVITATION (2015). Umso schöner, sollte man meinen, wenn sich dann alle Anwesenden als ausgesprochen freundlich und zugewandt entpuppen, bemüht sind, es allen recht zu machen. Mehr noch: Wenn alle voller Empathie für die eigene Unsicherheit und den Schmerz sind, den man empfindet, wenn man nach über zwei Jahren an den Ort eines fürchterlichen persönlichen Schicksalsschlages zurückkehrt, für den man sich selbst durchaus die Schuld gibt und den man noch längst nicht überwunden hat – trotz neuer Freundin und eines neuen Lebens.

Der von Logan Marshall-Green dargestellte Will kann sich  mit der Situation, die er vorfindet, dennoch nicht wirklich anfreunden. Seine Ex-Frau Eden, die sich alle Mühe gibt, ausgeglichen und offen zu wirken, hortet jede Menge Barbiturate im Schlafzimmer und ihr neuer Freund David hat seltsame Angewohnheiten: Er schließt die Haustür von innen ab und zieht den Schlüssel, er spricht mit Leuten, die an der Tür schellen, sich aber nicht zeigen wollen, er ist überfreundlich gegenüber Will, zugleich aber auch voller Härte und Bestimmtheit, als der sich  nicht hinlänglich dankbar zeigt. Und wer sind die beiden Fremden, die dem Wiedersehen alter Freunde beiwohnen? Will steigert sich zusehends in eine paranoide Wahrnehmung der Vorgänge an diesem Abend hinein…oder sind es seine wunden Wahrnehmungsorgane, die ihm Streiche spielen?

Kusama zieht die Schlinge enger, dreht die Spannungsspirale zusehends in die Höhe und gibt dem Zuschauer immer wieder Hinweise, daß es hier eben nicht mit rechten Dingen zu geht. Bis Tommy, ebenfalls einer der alten Freunde, Will mitteilt, er mache allen mit seinen paranoiden Andeutungen Angst. Ist dies eben doch die Geschichte eines tief Verletzten, eines Mannes, der noch lange nicht mit dem Verlust eines geliebten Menschen fertig ist, eines Mannes, der Unheil sieht wo nur Schmerz ist? Schmerz aus der eigenen Vergangenheit? Geschickt spielt Kusama mit Erwartungen und Anspielungen, die man mal so und mal anders auslegen kann. Eden und David waren zwei Jahre verschwunden – wo sind sie gewesen? David zeigt das Video einer Sterbenden, die von einem Guru und seinen Jüngern begleitet wird auf ihrem letzten Weg. Dieser Guru, der sein Domizil in Mexiko aufgeschlagen hat, scheint auch Eden aus ihrer Trauer und dem Verlustschmerz nach dem Tod des Sohnes heraus geholfen zu haben. Wollen David und Eden nun ungebeten Lebensratschläge verteilen? Gar Neumitglieder für eine Heilssekte werben? Oder ist es eben doch nur der schöne Wiedersehensabend nach einer Zeit der Trauer? Es wird angedeutet, daß alle Anwesenden ihr Päckchen zu tragen haben, ohne daß der Zuschauer je erfährt, worin der Schmerz der andern besteht.

Vielleicht gibt Kusama das Geheimnis hinter dem Verhalten der alten Freunde ein wenig zu schnell preis, um dann in den letzten fünfzehn Minuten eher eine Schlachtplatte zu bieten, als reine Spannung. In dieser Schlußviertelstunde, auch das sei angemerkt, häufen sich leider auch die Logiklöcher, was Timing und Verhalten Gejagter und der Jagenden betrifft. Dafür versteht es die Regisseurin wiederum, mit einer wahrlich verstörenden Schlußeinstellung ein fast ruhiges, wenn nicht gar schönes Bild der Apokalypse zu liefern. Daß man es mit einer Endzeitsekte zu tun hat, die kollektiven Selbstmord und Massenmord predigt, ahnt Will schon früh im Film und sein Verdacht bestätigt sich. Der Tod ist in der Stadt.

Ein in den USA durchaus neurotisches und traumatisches Erlebnis, hatte man es in der Vergangenheit doch verschiedentlich mit solchen religiös Verblendeten zu tun. Im Jahr 1978 brachten sich auf Geheiß des selbsternannten Predigers Jim Jones fast 1000 Menschen im Dschungel von Guyana selbst zu Tode, bzw. töteten jene Mitglieder der Sekte, die nicht sterben wollten und zudem fast alle anwesenden  Kinder. 1993 starben bei einem wilden Feuergefecht mit Beamten des FBI in Waco, Texas, und einem anschließenden, wahrscheinlich von ihnen selbst gelegten Feuer 75 Angehörige der Branch Davidians, ebenfalls eine Endzeitsekte, die an die die Offenbarungslehre ihres Anführers David Koresh glaubte. Anklänge finden sich in THE INVITATION an beide. Der Guru Dr. Joseph, der im Film nur auf den Videos zu sehen ist, die David seinen Gästen zeigt und die Will seinerseits bei einem seiner Erkundungsgänge im Haus findet, ist charismatisch, freundlich und doch auch eindringlich und bestimmt. Davids Name seinerseits verweist auf Koresh und dessen messianische Attitüde, die auch der Film-David in seiner dauernden Freundlichkeit, unter deren Oberfläche auch etwas Bedrohliche sich abzeichnet, an den Tag legt. Der Glaube, Erlösung vom Schmerz im Tod zu finden, dabei möglichst viele „Ungläubige“ mitzunehmen, hat aber auch Bezüge zu islamistischen Selbstmordattentätern. So wird der Hintergrund des Films umso bedrückender.

THE INVITATION hat alle für einen Psychothriller nötigen Zutaten, er hat erlesene Interieurs, mit denen er dem Publikum ein wohlig-heimeliges Gefühl gibt, er hat Figuren, die man gut genug kennen lernt, um ihnen gern zu folgen, er hat die richtigen Hinweise in den richtigen Momenten, um zu verunsichern. Die Kamera schwelgt in dem stilsicheren Haus in den Hollywood Hills. In einer wunderbaren Einstellung gleitet sie über das luxuriöse Essen, das auf dem Designer-Tisch angerichtet ist, und auch ansonsten ist der Film erlesen fotografiert. Ebenso wichtig sind die Darstellerleistungen, die allesamt überzeugen. Diese Gruppe verunsicherter Yuppies – nie erfahren wir, was die einzelnen wirklich arbeiten, doch wird deutlich, daß alle irgendwie im Kreativ-Sektor, beim Film, in der Werbung tätig sind, einer allerdings ist Arzt – ist auf der Suche nach sicherem Boden, nach Halt. Jeder hier wurde aus der Bahn eines sicheren, eines selbstverständlichen Lebens geworfen und tastet sich voran, um wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen. Wie das Drehbuch dies mit Andeutungen, wie die Schauspieler dies mit Blicken und leichten Gesten, oft der Hilflosigkeit, bewerkstelligen, ist hervorragend gelungen. Will scheint der einzige zu sein, der bereit ist, den eigenen Schmerz einzugestehen, er ist der einzige, der seinen Schmerz nicht verarbeitet zu haben scheint. Und doch schimmert bei allen – außer bei dem umtriebigen David – die Unsicherheit durch die gekonnt zur Schau gestellte, meist glatte Fassade. So wird der Film auch zu einem bitterbösen Kommentar auf die Stadt des schönen Scheins, auf Erfolg und seine unberechenbare Kehrseite.

Angenehm ist, daß Kusama es nie übertreibt. Das ist für die Entwicklung der Situation aber auch unbedingt notwendig, sonst würde das Publikum zu schnell eine Eskalation erwarten. Kommt die Eskalation dann, gleitet der Film jedoch nicht in Geschmacklosigkeiten ab. Es gibt Gewalt, das ja. Aber sie wird nicht um ihrer selbst Willen ausgestellt oder übertrieben. So bleibt der einzige wirkliche Wermutstropfen bei alldem, daß das Script gelegentlich auf zu dick aufgetragene Klischees beim Personal setzt. Die etwas überdrehte Asiatin in der Gruppe, der Schwule, dem bei einem „Was-ich-will“-Spiel nichts besseres einfällt, als ein Blow-Job, der Fremde, der beim gleichen Spiel die Mitspieler, die ihn nicht kennen, mit einer ebenso rührseligen wie brutalen Geschichte schockiert, wie er einst seine Frau totgeprügelt hat, seine den Anwesenden ebenso fremde Freundin, die schnell nymphomanische Züge zeigt und Will bedrohlich entgegentritt  – diese Mittel sind dann doch ein wenig zu sehr aus der Mottenkiste der psychopathischen Figurenzeichnung. Aber auch das können die durchweg guten Darsteller überspielen.

Da Will unsere Sympathiefigur ist, seine Freundin Kira in etwa die Rolle einnimmt, die auch wir als Zuschauer haben – nicht zu wissen, mit wem man es zu tun bekommt und was es mit den einzelnen Teilnehmern des Abends nun wirklich auf sich hat – sind wir natürlich geneigt, Wills Annahmen und Vermutungen zu folgen. Doch wird auch zwischen diesen beiden zur rechten Zeit genügend Konfliktpotential aufgebaut, um uns zusehends in Konflikte gegenüber den Figuren zu bringen. Es ist Regie und Buch hoch anzurechnen, daß die Übergänge kaum zu spüren sind, an denen wir beginnen, an Will zu zweifeln und seine gelegentlich überbordende Aggressivität in Frage zu stellen. Ist er vielleicht doch ein zu stark Traumatisierter, dem es nicht gelingt, aus Trauer und Schuldgefühlen herauszufinden?

Ein gelungener kleiner Psychothriller ist das, der sein Publikum mit ganz unterschiedlichen Mitteln zu packen versteht und schließlich mit einem Geheimnis konfrontiert, das wahrlich grausige Implikationen hat. Karyn Kusama ist schon so manch spannender Film gelungen, THE INVITATION gehört sicher zu den besten ihre Oeuvres. Besser ist sicher nur der Nachnachfolger, DESTROYER (2018), in dem sich die Regisseurin auf weniger spannendes, als vielmehr dramatisches Gelände wagt. Aber man sieht, sie spielt eine breite Klaviatur des Genrekinos.

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