THE LOSERS

Eine kleine, dreckige und äußerst überzeugende Actionperle

The Losers – so nennen sich die Mitglieder eines Teams der Special Forces selbst. Angeführt von Clay (Jeffrey Dean Morgan), führen Roque (Idris Elba), Pooch (Columbus Short), Jensen (Chris Evans) und Cougar (Oscar Jaenada) meist geheime Aufträge aus.

Im bolivianischen Dschungel sollen sie das Camp des Drogenhändlers Fadhil ausfindig machen, markieren und damit für einen gezielten Bombenangriff vorbereiten. Kurz bevor der Angriff stattfinden soll, merken sie, daß sich viele Kinder in dem Camp aufhalten. Doch ihr Auftraggeber Max (Jason Patric) ist nicht bereit, den Einsatz abzublasen. In einer waghalsigen Aktion gelingt es Clay und seinen Männern, die Kinder zu retten. Ein Helikopter soll sie alle ausfliegen, doch an Bord ist nicht genug Platz, weshalb Clay beschließt, daß zunächt die Kinder ausgeflogen werden sollen. Doch kaum in der Luft, wird der Helikopter von einer Rakete getroffen und zerstört.

Clay und seinen Leuten ist klar, daß der Angriff eigentlich ihnen galt. Offiziell gelten die fünf Männer als tot. Sie sitzen nun in Bolivien fest und überlegen, ob und wie sie sich in die USA durchschlagen können und wer hinter dem Anschlag stecken könnte.

Eines Abends wird Clay von Aisha (Zoe Saldana) angesprochen, die aber schnell versucht, ihn umzubringen, was Clay nicht versteht. Nach einem Kampf in seinem Hotelzimmer, das dabei in Flammen aufgeht, besschließen die beiden erst einmal einen Waffenstillstand. Aisha gibt sich als Agentin zu erkennen, die ein Interesse daran hat, Max zu töten. Außerdem verfügt sie über die Mittel, das Team zurück in die USA zu bringen.

Zurück in der Heimat, erfahren die Männer, daß Max in Miami landen soll. Sie beschließen, mit Aishas Hilfe Max zu entführen und zu töten. Es wird eine extrem waghalsige Aktion, die damit endet, daß der Wagen, in dem sie Max vermuten, von ihnen per Hubschrauber und mit Hilfe eines Magneten gekidnapped wird. Unter den Männern, die den Wagen bewachen, erkennt einer von Clays Kumpanen Wade (Holt McCallany), der in der selben Einheit wie das Team gedient hat, nun aber für den Schurken Max zu arbeiten scheint. Allerdings hat auch Wade das Team erkannt. Damit ist ihre Deckung – als tot zu gelten – aufgeflogen.

Innerhalb des Teams kommt es in dem Moment zu Spannungen, als die Männer feststellen, daß in dem entführten Wagen keineswegs Max selber saß, sondern darin lediglich eine Festplatte transportiert wurde, die allerdings Aufschluß über Max Pläne, seine Konten und Mitarbeiter bietet. Und zudem die Information enthält, daß Aisha keinesfalls eine Agentin, sondern Fedhils Tochter ist, die den Mord an ihrem Vater rächen will.

Roque plädiert dafür, Aisha zu töten, Max seine Festplatte zurück zu geben und sich aus dem Staub zu machen, um wenigstens ein unbehelligtes Leben führen zu können. Doch die anderen Männer, die teils Familien haben und zu diesen zurück wollen, stimmen dagegen. Auch Clay versucht Roque davon zu überzeugen, daß keiner von ihnen in Sicherheit ist, solange Max lebt und sie verfolgt. Roque kann nur langsam überzeugt werden. Es kommt zwischen  ihm und Clay sogar zu Handgreiflichkeiten.

Clay und Aisha hatten sich einander wieder angenähert, doch nun flieht sie, da sie den Männern nicht mehr traut.

Da das Team – ebenfalls durch die Festplatte – von einem Deal erfährt, den Max mit indischen Programmierern und Entwicklern eingegangen ist, bei dem eine neue Waffengeneration in seine Hände gelangen soll, mit der die ganze Welt erpressbar wird, beschließen die Männer, endgültig mit der Terrororganisation Schluß zu machen, der Max vorsteht. Nur Roque gibt auf und verlässt sein Team.

Im Hafen von Los Angeles soll eine Geldübergabe erfolgen. Das Team findet sich hier ein, wird aber von Wade und dessen Truppe überwältigt, da die Festplatte von Max als Köder genutzt wurde, um seiner Feinde habhaft zu werden. Zudem taucht plötzlich Roque wieder auf, der die Seiten gewechselt und Max von den Plänen seiner ehemaligen Freunde berichtet hat.

Gerade als es so aussieht, als würde Max die Oberhand gewinnen, taucht auch Aisha auf und beginnt ihren eigenen Rachefeldzug. Dadurch können sich Clay und seine Männer befreien. Es kommt zu einem Show-Down im Hafen, bei dem etliche von Wades Leuten, Wade selbst und auch Roque  sterben. Schließlich droht Max die Bombe zu zünden, doch Clay kann im letzten Moment den Zünder an sich bringen und damit die Explosion verhindern. Max entkommt.

Das rehabilitierte Team kann sein altes Leben wieder aufnehmen, Zwischen Clay und Aisha kommt es zu einer Versöhnung.

Eines der beliebtesten Themen im Actionfilm mit militärischer Präferenz, ist der Verrat, die Auslieferung eigener Leute an den Feind. Actionfilme dieser Machart strotzen nur so von Verschwörungen, bei denen die eigenen Leute im Feindesland zurück- und sich selbst übergelassen werden, verraten und verkauft von eigenen Vorgesetzten, korrupten Politikern und feigen Offizieren, meist Schreibtischhengsten. In diesen Szenarien schwingt immer die spätestens seit der Reagan-Ära beliebte Dolchstoßlegende mit, Amerika habe die eigenen Truppen in Vietnam nicht so unterstützt, wie diese es verdient hätten, die militärische Führung sei feige und die politische Führung nicht bereit gewesen, die nötigen Mittel – im Zweifelsfall auch eine Atombombe – einzusetzen. Explizit wird diese Haltung in FIRST BLOOD (1982), Sylvester Stallones erstem Rambo-Film, geäußert, sie war unter Veteranen allerdings schon zu Kriegszeiten gängig. Auch die unzähligen M.I.A.-Filme, in denen wieder und wieder konstatiert wurde, es gäbe vergessene U.S.-Gefangene in vietnamesischen Arbeitslagern, deren Befreiung nicht konform wäre, wolle man doch schließlich wirtschaftliche Beziehungen zum ehemaligen Feindesland aufbauen, spielen mit Versatzstücken solcher Theorien.

Sylvain Whites Actionfilm THE LOSERS (2010) bietet eine Variation des Themas. Ein Team der Special Forces soll im Dschungel von Bolivien das Camp eines Drogenhändlers markieren, damit anschließend eine Bombe dort platziert werden kann. Im Anschluß an die mißglückte Aktion wird klar, daß das Team von Beginn an nicht hätte überleben sollen. Man muß sich auf eigene Faust durchschlagen, in die USA zurückkehren und die eigene Unschuld beweisen, bzw. Rache üben. Anfangs mag der Zuschauer noch glauben, es mit einem im Ansatz kritischen Film zu tun zu haben, der die Skrupellosigkeit des U.S.-Militärs als Ausgangspunkt nimmt, doch vergleichsweise schnell wird klar, daß man es mit dem Superschurken Max zu tun hat, der sich lediglich militärischer Praktiken, Abläufe und Kommandostrukturen zu bedienen weiß, wobei dessen Zugriff auf diese nie näher erläutert wird. Auch die zunächst als geheimnisvolle Agentin auftretende Aisha, die dem Team hilft, entpuppt sich schließlich als Racheengel ihres Vaters, des Drogenbarons. Und innerhalb des Teams sind es schlußendlich persönliche Animositäten und Rachedurst, die die Männer, die teils auch Familie haben, immer weiter treibt und sich in ein waghalsiges Abenteuer nach dem andern stürzen lässt.

THE LOSERS basiert auf einer Comicreihe der Zeichner Andy Diggle und Jock, erschienen als Imprint bei DC Comics. White macht keinen Hehl daraus und erweist sich und seinem Film damit einen großen Gefallen. Einerseits ent-  und verfremdet er seine Bilder immer wieder stilistisch, lässt sie mal in Zeitlupe ablaufen, dann im Jump-Cut-Verfahren springen, gelegentlich manipuliert er die Farben extrem und lässt die Szenerie damit so übertrieben bunt wirken, daß man sich in einem Technicolor-Traum der 50er Jahre wähnt, um dann mit Verdunkelungen vor allem in städtischen Szenen einen extremen Kontrast zu schaffen. Diese Effekte betonen das irrational Übertriebene der Handlung und verweisen dauernd auf die Comic-Basis. Aber auch inhaltlich erweist sich diese Methode als hilfreich. Diese fünf Soldaten sind nicht nur mit Fähigkeiten im Nahkampf, als Scharfschützen und Techniker ausgestattet, sondern sie sind auch Meister der digitalen Manipulation und können sich in kürzester Zeit allerhand hochtechnologisches Gerät verschaffen, das ihnen ihre Mission erleichtert. Die Unglaubwürdigkeit des Plots und der Figuren wird damit ebenfalls dauernd ins Reich der Comics und ihrer ganz eigenen Gesetze verwiesen. Der Zuschauer kann sich also vollkommen auf die reine Handlung, die Action und die Dramatik zwischen den Figuren konzentrieren und muß nie einen Gedanken daran verschwenden, daß ihm hanebüchener Unsinn aufgetischt wird.

Umso erstaunlicher ist es dann, daß das Ganze nicht, wie in vielen zeitgenössischen Actionfilmen, durchwegs ironisiert wird. Im Gegenteil, versteht es White doch, seinen Figuren eine gewisse Tragik einzuschreiben. Die Konflikte innerhalb des Teams, die oft nur angerissen werden, als auch jene zwischen Aisha und dem Team sind glaubwürdig, wenn auch extrem vereinfacht und darin ebenfalls komplett übertrieben. Das moralische Motiv, am Tod etlicher Kinder zumindest Mitschuld zu tragen, kann ebenso überzeugen, wie das Rachemotiv, das fast alle Handelnden auf die eine oder andere Art antreibt. White maßt sich nie an, mehr erzählen zu wollen, als das, was ein knapp 100minütiger Actionfilm vertragen kann, er gibt sich nicht die Blöße, eine Sub-Ebene einzuziehen, um seinen Film zu überhöhen oder mit Fragen aufzublähen, die dieser nicht stemmen kann. Er will einen Action-Thriller vorlegen, dessen Ausgangslage und Härte ebenso notwendig wie glaubwürdig sind und greift dabei auf die ältesten Motive der Menschheits- und Filmgeschichte zurück, ohne sie künstlich zu überlasten. Sie reichen, uns das, was wir zu sehen bekommen, glauben zu machen.

Die Konzentration des Films liegt dann auch auf der Action selber, die reichlich ist und durchaus eine gewisse Härte hat. Die Effekte und Schauwerte sind überzeugend, die gezeigte Gewalt ist moderat, aber eben auch virulent und überzeugt ebenfalls in angemessener Weise. Die Verfolgungsjagden, Missionen und Versuche, den Gegner zu täuschen, sind  spannend und so bleibt es auch der Film bis zum Ende. Die Figuren werden nie überzeichnet, sieht man von dem Bösewicht Max ab, den Jason Patric als Sadisten mit humoristischem Potential – eine Art Ableger des Jokers, Batmans Widerpart – gibt. Doch muß diese Übertreibung sein, damit wir schnell begreifen, wie böse, durchtrieben und abgrundtief schlecht dieser Kerl ist. Auch die Mitglieder des Teams werden gut eingeführt und die Darsteller sind durchweg in der Lage, ihre Figuren mit einem passenden Mehr auszustatten. Allen voran Jeffrey Dean Morgan als Teamführer Clay, dem immer eine gewisse Tragik, ja Melancholie, anhängt.

THE LOSERS ist ein schönes kleines Stück Actionkino, ein wenig dreckig, ein wenig zu überdreht, das den Zuschauer spannend unterhält. Der Film ist keinen Moment zu lang, er nimmt sich nicht zu ernst und will nie mehr sein, als er sein kann. Eine gelungene Comicverfilmung – nicht mehr und nicht weniger.

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