AUF VERLORENEM POSTEN/THE LONE HAND
Ein echter B-Western von George Sherman, der auch als solcher bezeichnet gehört
Zack Hallock (Joel McCrea) kommt mit seinem Sohn Joe (Jimmy Hunt) in die Stadt Timberline, wo der Witwer sich eine neue Existenz als Farmer aufbauen will.
Beim ersten Besuch in der Stadt freundet sich Joe mit dem jungen Daniel Skaggs (Wesley Morgan) an und Zack lernt bald dessen größere Schwester Sarah Jane (Barbara Hale) kennen.
Noch während dieses Besuchs werden Zack und Joe Zeugen einer wilden Schießerei, die einem Banküberfall folgt und bei der der Sheriff getötet wird. Verantwortlich dafür sind die Brüder Jonah (Alex Nicol) und Gus (Jim Arness) Varden, die in der Gegend ihr Unwesen treiben und nicht nur Banken, sondern auch Postkutschen und Züge überfallen. Joe sieht zufällig ein auffälliges Abzeichen an Jonahs Stiefel.
Zack macht auch die Bekanntschaft des Züchters George Hadley (Charles Drake), ein angesehener Bürger, der unter anderem eine Art Bürgerwehr zusammengestellt hat, um den Verbrechern das Handwerk zu legen. Er fordert Zack auf, sich anzuschließen, doch der möchte sich erst einmal um seine Farm kümmern. Hadley ist aber trotzdem bereit, Zack und Joe zwei Pferde zu verkaufen, den Preis sollen sie ihm in Form von Weizen bezahlen, wenn sie genug hätten.
Einige Tage später wird Joe erneut Zeuge eines Verbrechens: Er ist mit seinem Hund in der Prärie unterwegs, als er mit ansehen muß, wie die Brüder Varden erneut einen Mann töten, den sie verdächtigen, der Geheimpolizei anzugehören. Joe erkennt den Mörder Jonah Varden an dem auffälligen Zeichen auf seinen Stiefeln.
Joe zeigt seinem Vater den Toten, doch Zack bestimmt, daß sie nichts mit diesen Geschichten zu tun haben wollen und Joe, egal wem gegenüber, den Mund halten solle. Daran hält Joe sich, auch wenn er ahnt, daß er unrecht tut.
Die Brüder Varden bekommen mit, daß Zack zu niemandem etwas sagt. Das hält sie allerdings nicht davon ab, auf Joe und die Kutsche, die er zu Hadleys Farm fährt, zu schießen. Dadurch gehen dem Jungen die Pferde durch und die gesamte Ladung Weizen, die er geladen hatte, landet in einem Fluß.
Joe ist untröstlich. Zack, der von den Brüdern angesprochen wurde, weil sie glauben, in ihm einen Verbündeten gefunden zu haben, sagt ihnen nun zu, sich an ihren Raubzügen zu beteiligen- Er begründet dies damit, daß auch er einmal Geld haben wolle und als Farmer scheinbar nicht tauge.
Bei der ersten Gelegenheit, bei der die Vardens Zacks Hilfe anfordern, verfolgt Joe seinen Vater, da er mißtrauisch gegenüber diesem geworden ist. Daß sein Vater zum einen nicht der Bürgerwehr beitreten wollte, obwohl er ein hervorragender Schütze ist, zum andern von seinem Sohn verlangte, nichts über seine Beobachtungen zu sagen, stößt Joe sauer auf. So wird er auch Zeuge, wie sein Vater sich an einem Überfall beteiligt.
Zwischen Zack und Sarah kommt es nach und nach zu einer Annäherung. Schließlich erklärt Zack gegenüber Joe, daß er sie gern heiraten würde, was Joe als Verrat gegenüber seiner toten Mutter empfindet.
Zufällig wird Sarah Zeugin des Gesprächs zwischen Vater und Sohn und erfährt somit auf Umwegen von Zacks Plan. Sie macht ihm klar, daß sie sein Angebot annehmen und sich alle Mühe geben wird, auch Joe von sich zu überzeugen.
Die Hochzeit findet statt und Joe lernt Sarah immer besser kennen und schließlich akzeptiert er sie als seine „neue“ Mutter. Die beiden kommen immer besser miteinander aus. Doch auch Sarah ist zunehmend irritiert über die nächtlichen Ausflüge ihres Mannes, von denen Joe längst weiß, wohin sie ihn führen.
Joe wird eines Tages von einem Mann verfolgt, der seinem Vater stark ähnelt. Der Mann treibt Joe in die Enge, doch der Junge verteidigt sich und erkennt, daß es sich eben nicht um seinen Vater, sondern Gus Varden handelt. Der allerdings rutscht ab und stirbt bei dem Sturz in den Fluß.
Eines Tages kommt Zack mit einem neuen Wagen und einem Pferdegespann heim. Sowohl Joe als auch Sarah sind voller Mißtrauen gegenüber Zacks Geschichte, er habe das Geld dafür beim Poker gewonnen.
Sarah erklärt Joe, er brauche nicht zu lügen, sie liebe ihn so oder so. Und sie habe ihn nie wegen des Geldes oder ähnlichem geliebt, sondern weil er der Mann sei, den sie wolle.
Zack erklärt nun, da er mehr und mehr in die Enge getrieben wird und ein weiterer Überfall bevorsteht, bei dem auch der Kopf der Bande zugegen sein soll – offenbar ein ehrbarer Bürger, der den Vardens Tipps gibt – daß er selbst ein Geheimpolizist ist und auf den Kopf der Bande angesetzt wurde, weshalb er das Risiko eingehen müsste, diesen letzten Überfall mitzumachen.
Es kommt zu einem Treffen und nun weiß Zack, gegen wen er da eigentlich antritt. Denn es ist George Hadley, der sich als Obergangster entpuppt. Hadley entführt nun Joe und will damit Zack erpressen. Auch Jonah Varden ist zugegen und erfährt, daß Joe verantwortlich für den Tod seines Bruders ist.
Beim anschließenden Schußwechsel kann Zack sowohl Jonah Varden, als auch Zack besiegen.
Nun steht eigentlich en Abschied bevor, denn Zacks Auftrag ist erledigt. Doch er hat sich längst entschieden: Er will auf der Farm bleiben und dort mit Joe, Sarah und Daniel eine Familie gründen.
Wenn es je reine B-Movie-Regisseure in Hollywood gegeben hat, dann kann man George Sherman mit gutem Gewissen einen der ersten Ränge unter diesen zugestehen. Der Mann hat etliche Western, einige Abenteuerfilme und hier und da einen Horrorstreifen gedreht, arbeitete mit allerhand Stars zusammen und schaffte es doch, kaum ein Werk hervorzubringen, das bleibenden Wert beanspruchen darf. Vielleicht noch am ehesten AGAINST ALL FLAGS (1952), ein hübscher Piratenfilm mit Errol Flynn, der hier noch einmal jene Werke aufleben lassen wollte, die ihn in den 30er Jahren einst berühmt gemacht hatten.
Ganz sicher wird man auch THE LONE HAND (1953) keinen bleibenden Wert nachsagen. Zwar hatte Sherman Joel McCrea zur Verfügung, der etliche Western, auch eher mittelmäßige, mit seiner Gegenwart bereichern und aufwerten konnte, doch reißt auch das die Sache nicht mehr raus. Dies ist ein schlechtes Melodrama, ein schlechter Polizeithriller (wenn man so will) und erst recht ist es ein schlechter Western – wenn es denn überhaupt einer ist. Neben McCrea spielten Barbara Hale, Charles Drake und vor allem Jimmy Hunt. Letzterer hatte hier einen seiner letzten Auftritte in einer eher kurzen Filmkarriere, denn Hunt war einer jener Kinder-Stars, die Hollywood in schöner Regelmäßigkeit hervorbrachte und dann fallen ließ, wenn er – oder sie – nicht mehr ganz so süß und knuddelig war.
Hunt spielt den jungen Joshua Hallock, genannt „Joe“, der mit seinem Vater – McCrea als Zack Hallock – gen Westen zieht, wo sie nach dem Tod der Mutter und Gattin ein neues Leben beginnen wollen. Schnell werden sie hier in die Händel der ehrlichen Farmer mit ein paar Banditen verwickelt; als Joe ein Unglück widerfährt, dem der größte Teil der Ernte zum Opfer fällt, schließt sich der Herr Papa den Gangstern an und bereichert sich nun ebenfalls unrechtmäßig in Banken, Postkutschen oder Zügen, die er zu überfallen hilft. Das bringt den armen Sohnemann in arge Bedrängnis, die auch seine neue Ziehmama – Barbara Hale spielt diese Sarah Skaggs – nicht zu lindern vermag. Zum Glück löst sich schließlich alles in Wohlgefallen auf, ist Hallock doch in Wirklichkeit bei der „Geheimpolizei“ und wurde bewusst auf die Bande angesetzt, um deren Hintermann zu enttarnen. Das ist natürlich der größte Saubermann der ganzen Gegend – Charles Drake als George Hadley – und somit ein besonders verwerfliches Exemplar der menschlichen Spezies.
Ende gut, alles gut. Einfacher ließe sich das Credo dieses Wildwest-Films nicht einfangen. Leider könnte man aber auch von Millionen verschenkter Chancen sprechen. Denn das Drehbuch von Joseph Hoffman ließe eigentlich jede Menge Spielraum für wirkliche Konflikte und tiefgreifende Auseinandersetzungen eben nicht nur mit den Banditen, sondern auch innerhalb der Familie. Zumal Hunt – sprich: Joe – als Erzähler fungiert und damit seinen Gefühlen Raum geben könnte. Doch der kleine Joe leidet einfach still vor sich hin, er hält die Klappe, wie sein Vater es von ihm fordert, und verliert nach und nach seinen Glauben an das Gute, was soviel bedeutet wie: Er verliert seine moralische Basis. Wo der Vater doch scheinbar solch ein mieser Typ ist. Daß der erst nach dem von Joe verursachten Unglück – will man genau sein, sind es die Banditen selbst, die verantwortlich sind, da sie auf die Kutsche und den Jungen auf dem Bock schießen, dadurch die Pferde durchgehen und der Junge erst so die Kontrolle über den Wagen verliert – bereit ist, sich der Bande anzuschließen, hätte in guter Aufhänger für eine, im Western nicht untypische, Kapitalismuskritik einerseits und zugleich für ein Spannungsfeld innerhalb der Familie sein können – ein Junge zwischen der Trauer um die tote Mutter und einer anderen Frau, die diese Stelle nun einnehmen soll, und einem Vater, der auf Abwege gerät.
Doch nichts da – Joe kann aufatmen, die Frau ist netter als gedacht, der Vater in Wirklichkeit ein Held und die Welt doch ein guter und moralisch einwandfreier Ort ohne Widersprüche oder Ambivalenzen. Puh, gerade nochmal Glück gehabt. Daß das Ganze vor Logiklöchern nur so strotzt, spielt dann auch keine Rolle mehr. Ein „Geheimpolizist“ (was auch immer das im Kontext des späteren 19. Jahrhunderts sein soll – im Original sind es Pinkerton-Detektive, die gegen die Banditen vorgehen sollen) nimmt seinen Sohn auf einen Undercover-Einsatz mit, trifft zufällig auf die Frau seines Lebens (was war Joes Mutter noch gleich?), kann sich dank des Unglücks des Jungen – sicher nicht so geplant – in die Bande einschleusen, mit der er fröhlich an Überfällen teilnimmt, dabei offenbar auch tötet, nur um schließlich den bürgerlichen Kopf der Bande aufzuspüren – nun ja, es war der Wilde Westen, nicht wahr? Da konnte man schon mal über Leichen gehen, um ein „höheres“ Ziel zu erreichen.
Daß das alles doch eher Zufall sein könnte, Hallock genau der Farmer ohne Fortune ist, als den ihn das Drehbuch lange Zeit ausweist, sein Anschluß an die Banditenbande eben jenem Frust entsprungen, den er vorschiebt – all das liegt weitaus näher, als daß Hoffman den Dreh mit dem Geheimpolizisten von Beginn an geplant hätte. Das Ende, wie es den fertigen Film krönt, wirkt aufgesetzt und angepappt, um irgendwie noch aus der Falle der Ambivalenz zu entkommen und ein „klinisch reines“ Bild der Familie bieten zu können. Damit läge der Film dann im guten Mittel dessen, was Hollywood Mitte der 50er Jahre propagandistisch anzubieten hatte. Amerikanische Werte – Patriotismus, Familie, Anständigkeit – als Produkt und/oder Grundlage einer gesunden Nation. Hinzu kommt der Schmalz, den das Drehbuch über all das ausgießt. Da wird sich tränenreich verabschiedet oder entschuldigt, da wird pathetisch die Liebe gefeiert als wär´s ein Melo von Douglas Sirk, es wird geschworen und beschworen, daß die Schwarte nur so kracht. Und natürlich nennt Joe einen süßen Hund sein Eigen, der nicht nur sein Herz, sondern auch die der Zuschauer erwärmt. Daß man es dann auch noch mit einer geheimen Ermittlung zu tun hat und der Film schließlich eher wie ein Kriminalfilm wirkt, spielt dann schon fast keine Rolle mehr.
Es gibt allerdings einen weiteren Faktor, der den Film schwer erträglich macht. Hunts Spiel ist derart enervierend, ebenso seine Stimme (im Original wie in der Synchronisation), daß man dem armen Joe alles erdenklich Böse an den Hals wünscht, weil man ihn keine Sekunde länger ertragen mag. Sei´s drum. Sherman liefert hier einen bestenfalls durchschnittlichen Western; gemessen an anderen Werken seiner Art – das Vater-Sohn-Thema spielte im Western immer eine große Rolle, jene Filme, die es explizit ausspielten, bilden fast ein eigenes Sub-Genre mit dem bekanntesten Vertreter SHANE (1953) – ist er nicht einmal das.