DAS OMEN/THE OMEN (2006)
Unter den vielen, vielen Remakes von Horrorfilmen der 70er Jahre, ist THE OMEN von 2006 eines der besseren
Rom. Das Kind des Diplomaten Robert Thorn (Liev Schreiber) wird tot geboren. Der Pfarrer des Krankenhauses bietet ihm an, ein verwaistes Neugeborenes an seines Kindes Statt anzunehmen. Thorn willigt ein, da ihm die Schwester mitteilt, seine Frau könne nie wieder Kinder kriegen. Er lässt Katherine (Julia Stiles) allerdings im Unklaren über die Vorgänge.
Der Botschafter, mit dem Thorn eng zusammenarbeitet, soll nach London versetzt werden. Die Thorns sollen ihn begleiten, worauf sie sich sehr freuen. Doch einige Tage vor der endgültigen Versetzung kommt es zu einem Unfall, bei dem der Botschafter stirbt.
Robert Thorn wird als neuer Botschafter eingesetzt und fragt sich, ob er, der eigentlich zu jung für solch einen Posten ist, von seiner Verwandtschaft mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten profitiert. Katherine zerstreut seine Zweifel. Die beiden beziehen ein stattliches Haus in London.
Hier wächst ihr Sohn Damien (Seamus Davey-Fitzpatrick) behütet auf. Doch gibt es immer wieder Anzeichen, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Im Zoo bspw. verhalten sich die Tiere verängstigt, wenn er auftaucht und ziehen sich zurück. Den Jungen scheint das allerdings nicht zu irritieren.
Während eines großen Gartenfestes zu Damiens Geburtstag kommt es zu einem grausigen Zwischenfall: Sein Kindermädchen, welches zunächst von einem riesigen Wolfshund hypnotisiert zu werden scheint, steigt auf das Dach des Hauses und springt herunter, wobei sie sich zugleich aufhängt. Zuvor ruft sie in die Menge, sie täte dies für Damien. Der winkt dem Hund unbemerkt zu als erkenne er ihn.
Auftritt Mrs. Baylock (Mia Farrow). Die Dame weist hervorragende Referenzen auf und schnell sind sich Robert und Katherine einig, Damien in ihrer Obhut zu lassen, wenn sie selbst unabkömmlich sind. Mrs. Baylock bezieht ein Zimmer neben dem von Damien.
Der Priester Brennan (Pete Postlethwaite) wendet sich an Robert Thorn und warnt diesen, sein Sohn sei der Sohn des Satans, geboren nicht von Katherine Thorn, sondern von einem weiblichen Schakal. Thorn weist den Mann ab.
Die Thorns wollen eine Kirche besuchen – der Besuch gehört zu den Aufgaben des Botschafters – doch auf dem Weg dorthin wird Damien immer unruhiger, bis er, in unmittelbarer Nähe zur Kirche beginnt vollkommen hysterisch zu werden. Er greift seine Mutter an und zerkratzt ihr das Gesicht.
Weiterhin will Robert Thorn die sich häufenden Auffälligkeiten nicht wahrnehmen. Bei einem Theaterbesuch tritt erneut Vater Brennan an ihn heran und versucht, ihn zu warnen: Katherine sei schwanger und deshalb in höchster Gefahr. Er bittet Thorn um ein Treffen, dem dieser, wenn auch widerwillig, zustimmt.
Sowohl auf der Gartenparty, die ein Gesellschaftsereignis war und wo das Kindermädchen der Thorns zu Tode kam, als auch im Theater ist der Fotograf und Journalist Keith Jennings (David Thewlis) anwesend. Schon nachdem er die Bilder des Geburtstags entwickelt hatte, ist ihm ein seltsamer Lichtreflex auf einigen Bildern aufgefallen, die er geschossen hatte und auf denen sämtlich die tote Nanny zu sehen ist. Nun sieht er denselben Richtreflex auch auf einem der Bilder, auf denen Vater Brennan abgebildet ist.
Thorn und Brennan treffen sich im Park, während ein heftiges Unwetter aufzieht. Brennan warnt Thorn erneut eindringlich, dass Gefahr von Damien ausgehe, dieser Satans Sohn sei. Er fordert Thorn auf, in Megiddo den Archäologen Bugenhagen (Michael Gambon) aufzusuchen, der über jene Dolche verfüge, mit denen man Damien töten könne.
Thorn wendet sich empört von dem Priester ab. Spätestens als dieser ihn auffordert, seinen Sohn zu töten, will er nichts mehr von ihm wissen. Allerdings ändert sich dies, als er erfährt, dass Brennan nach ihrem Treffen tödlich verunglückt ist. Jennings sucht ihn auf und weist ihn auf die seltsamen Lichtreflexe hin, die jeweils genau an den Stellen zu sehen sind, die schließlich zum Tode der jeweiligen Personen geführt haben: Dem Hals des Kindermädchens und den Rumpf des Priesters, der von einer herabstürzenden Stange längs durchbohrt wurde.
Thorn und Jennings suchen den düsteren Raum unter den Straßen Londons auf, wo Brennan gehaust hat. Tausende von Zeitungsausschnitten, Kruzifixen und Bibeln verweisen auf die Obsession des Mannes mit Damien und dessen angeblichem Bezug zum Teufel. Jennings macht allerhand Bilder, während Thorn sich eher angeekelt zeigt.
Eines Tages steht Katherine auf einem Hocker, um auf der Galerie des ausladenden Hauses, in dem die Thorns leben, eine Blumenampel zu richten. Damien fährt mit seinem Tretroller um die Galerie und stößt – beabsichtigt oder nicht bleibt unklar – gegen den Hocker, Katherine stürzt von der Galerie und verletzt sich schwer. Im Krankenhaus erfährt Robert Thorn, dass sie zwar überleben wird, allerdings das Kind in ihrem Leib verloren hat – sie war schwanger. Entgegen allen Vorhersagen, die einst in Rom in der Klinik gemacht wurden.
Nun sucht Thorn Jennings auf, der mittlerweile in großer Sorge ist: Er hat auf einem der Bilder, die er in Vater Brennans Unterschlupf gemacht hat versehentlich sich selbst in einer Spiegelung aufgenommen und nun einen Lichtreflex entdeckt, der ihn selbst als nächstes Opfer ausweist. Thorn willigt nun ein, genauere Untersuchungen vorzunehmen.
Gemeinsam fliegen die beiden nach Italien, wo sie – wie Brennan es ihnen geheißen hatte – in einem Kloster jenen Priester aufsuchen, der in der Nacht dabei war, als Thorns erstes Kind starb und er Damien an seiner statt angenommen hatte. Der verweist sie auf einen Friedhof, wo Damiens wirkliche Mutter liege.
Auf dem Friedhof finden Thorn und Jennings, als sie das Grab öffnen heraus, dass Damiens Mutter tatsächlich ein Schakal gewesen ist. Im Grab daneben liegt Thorns wirkliches Kind – mit eingeschlagenem Schädel. Offenbar wurde es bewusst getötet, damit Damien dem reichen Mr. Thorn, der am Beginn einer vielversprechenden politischen Karriere stand, untergeschoben werden konnte. Die Männer werden, als sie den Friedhof verlassen wollen, von Hunden angegriffen und können sich nur mit letzter Not retten.
Thorn erfährt, als er in London anruft, dass seine Frau an einer Embolie gestorben ist, nachdem sein Sohn mit Mrs. Baylock im Krankenhaus gewesen ist. Thorn ahnt, dass das Kindermädchen etwas damit zu tun haben könnte.
Sie fliegen nach Israel und suchen wie von Brennan gewünscht in Meggido Carl Bugenhagen auf, der die Dolche an Thorn aushändigt und ihn einweist, wie sie benutzt werden müssen. Um die Bestimmung seines Sohnes zu erkennen, solle Thorn am Körper des Jungen nach einem Mal suchen: Es bilde die 666 ab – das Zeichen des Tiers in der Offenbarung des Johannes.
Auf dem Weg zum Auto kommt es zwischen Thorn und Jennings zu einem heftigen Streit. Ob der Fotograf nicht erkennen könne, welch ein Wahnsinn hier vor sich ginge? Ein Kind solle getötet werden? Thorn weigert sich, diese Option ernsthaft in Erwägung zu ziehen und wirft die Dolche fort.
Jennings beschließt, selbst zur Tat zu schreiten. Doch während er die Dolche einsammelt, löst sich über ihm in Verkettung unglücklicher Umstände ein Schild, das so schwingt, dass es Jennings, als dieser sich erhebt, enthauptet. Damit ist auch er – wie auf einem seiner Bilder zu sehen gewesen ist – der Prophezeiung zum Opfer gefallen.
Thorn reist zurück nach London, wo er sofort den Plan, Damien zu töten, ausführen will. Nachdem es ihm gelungen ist, den Hund, der seit einigen Wochen im Haus lebt und den Mrs. Baylock trotz mehrfacher Aufforderung nicht entfernt hat, auszuschalten, steht nur noch die Nanny zwischen Robert Thorn und seinem Sohn. Thorn sucht und findet das von Bugenhagen beschriebene Mal unter Damiens Haar. Es kommt zu einem Kampf, während dessen es Thorn gelingt, Mrs. Baylock auszuschalten. Mit Damien im Schlepptau will er das Grundstück verlassen, als die Nanny sich ihm erneut in den Weg stellt. Thorn überfährt sie kurzerhand.
Es wird eine groß angelegte Fahndung nach ihm ausgeschrieben. Da er durch die Nacht rast, werden Polizisten auf ihn aufmerksam. Sie folgen ihm und fordern zugleich eine Spezialeinheit an. Thorn will in einer Kirche zur Tat schreiten und Damien mit den Dolchen töten, doch die Polizei kommt ihm zuvor und erschießt ihn.
Auf der Beisetzung Robert Thorns an der Seite seiner Frau ist auch der amerikanische Präsident – ein Onkel des Verstorbenen – zugegen. Er wird sich ab nun um Damien kümmern. Der dreht sich in der Schlusseinstellung zur Kamera und lächelt das Publikum an.
Über Sinn und Zweck von Remakes – Neuverfilmungen bekannter Stoffe – lässt sich trefflich streiten. Einige machen im Grunde keinen Sinn, weil das Original einfach zu perfekt ist und sich die Macher an einer Neubearbeitung nur verheben können. Die Beispiele sind Legion. Andere erfüllen durchaus einen Sinn, weil es den Machern gelingt dem Stoff etwas Neues abzugewinnen – meist indem man ihm etwas hinzufügt. Martin Scorseses CAPE FEAR (1991) ist ein äußerst gelungenes Beispiel für einen solchen Fall. Manche Remakes wiederum sind wohl einfach als reine Hommage gedacht – Gus Van Sants Version von Hitchcocks PSYCHO (1960/1998) ist im Grunde Planquadrat für Planquadrat, Einstellung für Einstellung eine Kopie des Originals, der Regisseur fügt lediglich Farbe hinzu. Es wurde viel und oft bespöttelt und tatsächlich ist Van Sants Film auch ein Beispiel dafür, wie man sich an einem perfekten Original überheben kann. Allerdings wurde man bei seinem Film nie das Gefühl los, dass das ganze Unterfangen eine Art Dekonstruktion der Idee „Neuverfilmung“ an sich war, sozusagen ein sichtbarer Beweis, dass es so oder so sinnlos ist, ein Kunstwerk zu reproduzieren.
Wie dem auch sei, will man einen einst immens erfolgreichen Horrorfilm neu bearbeiten, hängt im Falle eines Werks wie THE OMEN (1976) die Latte nicht ganz so hoch wie bei einem – nein: DEM – Hitchcock-Film schlechthin. Richard Donners Satanssause nach dem Drehbuch von David Seltzer war ihrerseits schon in gewisser Weise ein Abklatsch, schwamm der Film doch eindeutig im Kielwasser des Erfolgs von William Friedkins THE EXORCIST (1973), der bis heute als nicht nur erfolgreichster, sondern in etlichen Listen erstaunlicherweise sogar als „bester Horrorfilm aller Zeiten“ geführt wird. Donner trieb die Sache noch eine Umdrehung weiter: Hier war es der Leibhaftige selbst, nicht ein Dämon wie in Friedkins Film, der die Quelle des Grauens darstellte. War die junge Regan in THE EXORCIST besessen und wusste nicht wie ihr geschah, war der junge Damien in Donners Film der Sohn des Satans höchstselbst, der einem amerikanischen Diplomaten in Gestalt von Gregory Peck untergejubelt wurde. Präsentierte Friedkin dem Zuschauer allerlei Ekliges in Form von Gift und Galle und eine formvollendete Rückenmarkspunktion in Farbe, legte seinen Film aber zunächst eher als Mischung aus Coming-of-Age-Drama, einem Kriminalfilm und einem Werk über eine Glaubenskrise und damit eher psychologisch an, bediente Donner sich der Mittel des harten Splatterfilms, der damals gerade aufkam. Die Tötungsarten seines Films sind deutlich heftiger und die Sterbensrate ist deutlich höher als in Friedkins Film. Donner wollte – anders als Friedkin, der auf den psychologischen Horror setzte, dass aus dem Mund eines kleinen Mädchens eine satanische Stimme allerlei Obszönitäten äußerte – sein Publikum eindeutig schocken und war dabei alles andere als zimperlich. In gewissem Sinne bot THE OMEN den ersten Einbruch des Splatters in den Mainstreamfilm. Denn auch das muss erwähnt sein: Neben Gregory Peck wurde der Film auch durch angesehene Schauspieler*innen wie Lee Remick und David Warner geadelt. THE OMEN war kein Billigprodukt, sondern ein extrem durchkalkulierter Box-Office-Hit, der exakt auf den kommerziellen Erfolg hin geplant wurde. So hatte man es hier mit einem sehr genau berechneten, sehr spannenden und momentweise tatsächlich schockierenden Vertreter des Genres zu tun.
Der Film erhielt dann auch einige Fortsetzungen, die allerdings nicht viel mehr boten als die Fortführung des einmal bewährten Rezepts. Nach Teil vier, der auch nur noch eine TV-Produktion war, wurde die Reihe zunächst eingestellt. Bis 2006 unter der Regie von John Moore und nach dem Originaldrehbuch von Seltzer das wahrscheinlich unvermeidliche Remake erschien. THE OMEN (2006) erschien in einer ganzen Reihe von Neuverfilmungen erfolgreicher Horrorfilme der 70er Jahre. So bekam George A. Romeros einst bahnbrechender Zombiefilm DAWN OF THE DEAD (1978/2004; Zack Snyder) eine Auffrischung, Wes Cravens THE HILLS HAVE EYES (1977/2006; Alejandre Aja) wurde ebenso neu verfilmt, wie auch Tobe Hoopers THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE (1974/2003; Marcus Nispel). Vergleicht man die Ergebnisse, kommt neben Zack Snyders Zombiefilm Moores Neuauflage von THE OMEN definitiv mit am besten weg, was schon daran liegt, dass das Original selbst der oben besprochene, durchkalkulierte Kassenschlager war, kein Kultfilm des Mitternachtskinos, wie es vor allem für Hoopers Film gilt. Der übrigens ein gutes Beispiel für ein perfektes Original ist und dessen Neuauflage ein perfektes Beispiel für jene Macher ist, die sich arg verheben.
John Moore und sein Team bleiben also auf der sicheren Seite, indem sie sich – teils ebenfalls bis in einzelne Einstellungen und auch die Dialoge hinein – am Original orientieren. Natürlich ist der Film auf das zeitgenössische Publikum zugeschnitten und dementsprechend modernisiert worden. Mit Liev Schreiber und Julia Stiles sind die Hauptfiguren – der amerikanische Botschafter in London und seine Frau – an ein jüngeres Publikum angepasst. Dabei geht der Hauptfigur Robert Thorn ein wenig das Distinguierte verloren, das Peck auszeichnete, seine Figur allerdings auch glaubwürdiger machte, denn Botschafter in London wird man nicht eben so, weshalb Moores Film einen Umweg gehen muss. Bei ihm wird der eigentlich als Botschafter vorgesehene Vorgesetzte von Thorn Opfer eines Unfalls. Dieser Unfall erinnert wiederum an jenen, der im Original dem Journalisten und Fotografen den Kopf kostet, der mit Thorn gemeinsam recherchiert um wen es sich bei Damien eigentlich handelt. Derart wurde die Geschichte dahingehend modifiziert, dass das Amt für einen so jungen Mann wie Robert Thorn in der Gestalt von Schreiber glaubwürdig wirkt. Julia Stiles als Thorns Gattin Katherine bekommt eine etwas größere Rolle als Lee Remick sie im Original hatte, wobei sie weit weniger ladylike wirkt als es Remick tat. Generell ist das Ehepaar Thorn im Remake jünger, auch hipper. Eindeutig eine Anpassung an das mittlerweile (noch) jüngere Kinopublikum, das andere Identifikationsfiguren braucht, als ein eher ältliches Ehepaar, wie es Peck und Remick darstellten.
Mit Mia Farrow übernimmt eine altbekannte Aktrice eine Rolle, die im Original zwar bedeutsam ist, hier aber ebenfalls mehr Gewicht erhält: Sie spielt das Kindermädchen Mrs. Baylock, die wie aus dem nichts auftaucht und sich des Sohnes der Thorns annimmt. Und, wie im Original, bald Unterstützung in Gestalt eines großen, sehr bedrohlichen Hundes erhält, der ebenso über das Kind zu wachen scheint, wie die Dame selbst. Farrow für die Rolle zu besetzen soll Stiles´ Idee gewesen sein. Und sie ist nicht ohne Hintersinn, spielte eine sehr junge Mia Farrow doch einst die Titelrolle in Roman Polanskis Satansthriller ROSEMARY´S BABY (1968), wo sie in einer psychedelisch anmutenden Szene vom Leibhaftigen selbst geschwängert wurde. Hier nun wird sie zur Hüterin von Satans Sohn und übernimmt damit die Rolle derer, die einst in Gestalt von Ruth Gordon und Sidney Blackmer über das Wohl des Neugeborenen wachten.
An der eigentlichen Story veränderten die Macher nur Marginales. So wurden einige Traumsequenzen eingebaut, die Mrs. Thorn erste Warnhinwiese hinsichtlich ihres Kindes geben, in einer so im Original nicht vorhandenen Szene begegnet Mrs. Thorn – da schon zweifelnd – ihrem Sohn in der nächtlichen Küche, im Krankenhaus wird sie nicht, wie im Original, durch Mrs. Baylock aus dem Fenster gestürzt, sondern durch eine, von dieser künstlich herbeigeführten Embolie getötet. In der Recherche, die Thorn und der Fotograf Jennings, den hier David Thewlis spielt, ist es u.a. die EU, die als neues römisches Imperium („Verträge von Rom“), sind es der 11. September und der Tsunami, der im Dezember 2004 die Gestade des Indischen Ozeans heimsuchte, die als biblische Katastrophen interpretiert werden.
Der vielleicht auffälligste Unterschied zum Original besteht in der Art und Weise, wie Damien selbst dargestellt wird. Der damals sechsjährige Harvey Spencer Stevens spielte den jungen Damien 1976 fast apathisch. Und gerade darin lag der Schrecken, der von dem Kind ausging. Man fürchtete sich davor, wie unbeteiligt der Junge scheinbar an allem war, das um in her geschah. Bestenfalls gab es Momente, in denen ein langsames Erkennen des Jungen angedeutet wurde. Doch hielt sich Donners Regie dabei sehr zurück. Im Original ist Damien ein fast passiver Junge, mit dem eher etwas geschieht, als dass er selber tätig ist. Nur in jener Szene, in der die Familie in eine Kirche fährt und Damien geradezu hysterisch wird, je mehr sie sich dem Gotteshaus nähern und schließlich bei seiner scheinbar absichtlichen Attacke auf seine Mutter, die daraufhin stürzt und ihr Kind verliert, wirkt Damien wie ein aktiv agierendes Kind. Wobei in der zweiten Szene zumindest die Möglichkeit besteht, dass er unter dem Einfluss von Mrs. Baylock steht, die es ihm überhaupt erst ermöglicht, auf die Galerie zu gelangen, wo er dann mit seinem Bobbycar mit dem Stuhl kollidiert, auf dem seine Mutter steht.
Seamus Davey-Fitzpatrick, der im Remake die Rolle übernimmt, ist da als Schauspieler weitaus mehr gefragt. Und das tut weder der Rolle, noch dem Film gut. Dieser Damien scheint sich über seine Rolle tatsächlich bewusst zu sein – und wäre dem so, wäre dies tatsächlich eine massive Abweichung vom Original. Denn damals gab es schließlich einen zweiten Teil, in dem einer der Schreckensmomente darin bestand, dass Damien entdeckt, wer er ist. Der Damien des originalen ersten Teils wird zwar mit den Auswirkungen seiner Anwesenheit – im Tierpark reagieren die Tiere aggressiv auf ihn – konfrontiert und es scheint auch so, als dämmerte ihm, dass er Macht besitzt, doch bleibt er in seiner ganzen Person eben passiv. Hier nun, in der Neuverfilmung, hält die Regie den jungen Fitzpatrick an, wild zu grimassieren, er wirft seiner Mutter böse Blicke hinter ihrem Rücken zu. Das funktioniert aber nur bedingt. Denn zum einen wirkt es aufgesetzt, inhaltlich aber stellt sich die Frage, weshalb die Aggressionen des Kindes sich ausschließlich auf die Mutter konzentrieren sollten, nicht auch auf den Vater? Es sei denn, es ist da schon eine reine Machtfrage, immerhin wird Richard Thorn in dieser Verfilmung bereits als reich eingeführt, was im Original vorausgesetzt sein mag, so aber nie explizit erwähnt wird. Erst im zweiten Teil wird wirklich deutlich, wie reich die Thorns sind und dass Damien einst ein sehr großes Wirtschaftsimperium leiten wird.
Da der Film im Grunde von einer Schocksequenz zur nächsten hetzt, wirkt das Ganze irgendwann wie das Abspulen vorherbestimmter Zirkuseffekte. Ein Problem, das auch dem Original schon zu schaffen machte, da sich die Geschichte nie wirklich organisch entfalten konnte. So kann auch hier im Grunde nur jede einzelne Szene beurteilt werden. Und da der geneigte Zuschauer, zumindest, wenn er das Original kennt, sehr genau weiß, was ihn als nächstes erwartet, bleibt natürlich etwas die Spannung auf der Strecke. Denn 1976, trotz des EXORCIST und etlicher Horrorfilme, die das Genre deutlich erweitert hatten, war die Aneinanderreihung fürchterlicher Momente, wie Seltzer und Regisseur Richard Donner dies boten, ein durchaus angängiges Mittel, das noch keineswegs so verbraucht war, wie es das heutzutage ist.
So mag THE OMEN vielleicht das wirklich junge Publikum zu fesseln vermögen, wer das Original kennt, fängt früh im Film an zu vergleichen und sucht geradezu nach Ähnlichkeiten und Unterschieden. Und erfreut sich an den kleinen Hinweisen, die Moore hier und da als Hommage, Reminiszenz und Referenz eingebaut hat. So sehen wir in einer Szene im Hintergrund sehr deutlich eine Figur in einem roten Regenmantel durch das Bild laufen und müssen zwangsläufig an das symbolträchtige Bild in Nicholas Roegs okkultem Thriller DON´T LOOK NOW (1973) denken, wo die Figur im roten Mantel für Unheil steht. Wenn Richard Thorn im Regen durch ein chromatisches London eilt und in den Hauseingängen Obdachlose wie Leichen drapiert liegen, werden allerlei Erinnerungen an verschiedene Zombiefilme und andere Apokalypse-Thriller der jüngeren und ferneren Vergangenheit evoziert. Der Regisseur und sein Team wissen also sehr genau, auf wessen Schultern sie stehen und wollen dies offenbar auch gar nicht verstecken.
Was man Moore und seinem Kameramann Jonathan Sela allerdings zugutehalten muss, sind die teils atemberaubend schönen, teils atmosphärisch dichten Bilder, die tatsächlich Schauer hervorrufen. Sowohl in den Außenaufnahmen als auch in der Villa der Thorns verstehen es die Regie und die Kamera, Momente einzufangen, die den Betrachter überwältigen. Und auch in der Auflösung mancher Szenen haben sie gute Ideen. Es wurde ja bereits erwähnt, dass die Mordsequenzen vom Original abweichen. Tricktechnisch sind sie natürlich weitaus besser gelöst als 1976 (obwohl der Moment, in dem David Warner seinen Kopf verliert, auch damals schon überzeugend in Szene gesetzt worden war), aber auch in der Bildfolge sind sie atemberaubend und ausgesprochen spannend. Und manche Einstellungen – bspw. auf dem Kinderfest, auf welchem sich Damiens Kindermädchen umbringt und der wolfsartige Hund auftaucht – zeugen von einem hervorragenden Verständnis von Raum und dessen Möglichkeiten. Selas Kameraführung trägt ganz gehörig zum Funktionieren des Films bei.
THE OMEN ist somit die recht gut gelungene Neuauflage eines Horror-Klassikers, kein allzu guter Film (was das Original ebenfalls schon nicht war), aber überaus unterhaltsam. Er hat einen guten Look, eine dräuende und unheimliche Atmosphäre und in Liev Schreiber und Julia Stiles zeitgemäße und vor allem überzeugende Hauptdarsteller. Die Nebenrollen sind mit Charakterdarstellern wie David Thewlis, Pete Postlethwaite oder Michael Gambon hervorragend besetzt, was ebenfalls zu seinem Gelingen beiträgt. Er hat seine Schwächen und Längen, was aber vor allem daran liegt, dass er sich so sklavisch ans Original hält und ein älteres Publikum dann vor allem der Vergleich interessiert. Doch unter den vielen Remakes der frühen Nullerjahre ist THE OMEN ganz sicher eines der besseren. Wenn Remakes denn überhaupt gut sein können…