NUR 48 STUNDEN/48 HRS.
Walter Hills stilprägender Actionfilm aus den frühen 80er Jahren
Der Gangster Albert Ganz (James Remar) entflieht mit Hilfe seines Kumpels Billy Bear (Sonny Landham) aus dem Gefängnis. Bei der Flucht erschießen die beiden recht kaltblütig mehrere der Wachmänner.
Sie fliehen nach San Francisco, wo sie das Geld aus einem gemeinsam mit weiteren Kumpanen begangenen Raubüberfall auf einen Drogendealer erbeutet hatten. Sie töten ihren ehemaligen Kollegen Henry Wong. Dann entführen sie eine junge Frau, die mit ihrem Komplizen Luther (David Patrick Kelly) liiert ist. Von ihm wollen sie das Geld erpressen, da nur er weiß, wo es versteckt ist.
Der Detective Jack Cates (Nick Nolte), Alkoholiker und durchgehend schlecht gelaunt, zudem mit einem unbändigen Hass auf alles und jeden ausgestattet, kommt morgens in den Dienst und schließt sich zwei Kollegen an. Die wollen in einem Hotel in der Innenstadt einen Kreditkartenbetrüger festnehmen. Sie ahnen nicht, daß sie es mit Ganz und Billy Bear zu tun bekommen. Bei der Verhaftung kommt es zu einem Schußwechsel, beide Polizisten werden getötet. Besonders bitter für Cates: Nicht nur ist es ihm nicht gelungen, die Mörder dingfest zu machen, sondern einer seiner Kollegen wurde mit seiner Dienstwaffe erschossen.
Recht schnell können die Ermittler feststellen, daß man es mit Ganz zu tun hat. Cates, der mit seinem Chef über Kreuz liegt und von seinen Kollegen für den Tod der anderen mitverantwortlich gemacht wird, erfährt, daß ein Häftling namens Reggie Hammond (Eddie Murphy) zu Ganz´ Bande gehört hat und wahrscheinlich weiß, wo der sich aufhält. Cates erhält die Erlaubnis, Hammond für 48 Stunden aus der Haft zu nehmen und mit seiner Hilfe die Cop-Killer zu suchen. Die Verantwortung allerdings liegt vollends bei ihm.
Nach anfänglicher Weigerung, dem Polizisten zu helfen, ändert Hammond seine Meinung, als er erfährt, daß es gegen Ganz geht, den auch er auf dem Kieker hat. So erklärt er sich schließlich einverstanden, Cates zu begleiten. Die Partnerschaft gestaltet sich allerdings schwierig, da Cates in seinem Dauerkater am liebsten schweigt, Hammond hingegen spricht ununterbrochen. Er erzählt Anekdoten aus seinem Gangsterleben, aus dem Knast und gibt immer wieder seinem dringenden Bedürfnis, mit einer Frau schlafen zu wollen, Ausdruck.
Cates beleidigt seinen neuen Kompagnon durchgehend vor allem mit rassistischen Sprüchen. Nach einer Weile haben beide den Eindruck, ihre Unstimmigkeiten nur noch handfest klären zu können. Es kommt zu einer wilden Prügelei, die erst durch zwei Streifenpolizisten beendet wird. Beide erklären sich zum eigentlichen Sieger.
Cates folgt Hammond dennoch in eine Redneck-Kneipe, in der sich Ganz nach seiner Meinung aufhalten könnte. Obwohl Cates mißtrauisch ist, muß er Hammond zugestehen, daß der mit einem beherzten Auftritt als Polizist durchaus überzeugen konnte und immerhin sogar in Erfahrung bringen konnte, wo Ganz und Billy Beat sich aufhalten. Doch erneut können die Gangster fliehen.
Die sind am folgenden Tag mit Luther verabredet, der das Geld holen soll. Hammond hat Cates mittlerweile verraten, daß er in seinem alten Wagen 500.000 Dollar aus dem damaligen Überfall auf den Dealer versteckt hat. Der Wagen steht seit nunmehr drei Jahren in einem Parkhaus Downtown. Vor dessen Toren verbringen Cates und Hammond die Nacht, da Hammond überzeugt ist, daß Luther, von dessen entführter Freundin die beiden erfahren haben, auftauchen und das Geld holen wird. Luther, so Hammond, sei der einzige aus der Bande gewesen, dem er getraut habe. Doch um seine Freundin zu retten, werde er ihn wohl verraten.
Hammond behält recht. Luther taucht auf und Cates und Hammond folgen ihm. In einer U-Bahnstation soll die Übergabe des Geldes an Ganz erfolgen. Doch der erkennt Hammond durch Zufall. Es kommt zu einer Verfolgung, erneut fliehen Ganz und Billy Bear. Auch Luther entkommt. Hammond verfolgt ihn.
Jack kehrt in seine Dienststelle zurück und hofft, daß Hammond zu seinem Wort steht und sich meldet. Der ist mittlerweile in einem Club im Filmore District eingekehrt. Er will unbedingt endlich eine Frau finden, die bereit ist, mit ihm die Nacht zu verbringen. Doch er informiert Cates, da er selbst kein Geld bei sich hat, um ein Zimmer zu mieten.
Cates trifft Hammond und will gerade wieder eine seiner Schimpftiraden loslassen, als Hammond ihm erklärt, Luther verstecke sich in einem Hotel auf der anderen Straßenseite. Nun entschuldigt sich Cates bei seinem ungeliebten Partner. Er habe ihn nur deshalb andauernd beleidigt, weil er ihn als seinen Gefangenen habe kleinhalten müssen. Hammond, der inzwischen Sympathie für den abgehalfterten Cop entwickelt hat, grinst und erwidert, da mache Cates es sich möglicherweise etwas zu leicht. Dieser gibt Hammond recht.
Cates leiht Hammond das Geld, um mit einer jungen Dame, die Hammond becirct hat, in das betreffende Hotel zu gehen. Doch als die beiden einchecken wollen, sieht Hammond, wie Luther das Hotel verlässt. Er eilt zurück in den Club und nimmt dann gemeinsam mit Cates die Verfolgung auf.
Luther trifft sich mit Ganz und Billy Bear in einem geklauten Bus. Cates verfolgt den Bus mit seinem Cadillac. Er und Hammond erwidern schließlich auch das Feuer, als Ganz beginnt, auf sie zu schießen. Dann erschießt Ganz Luther. Die Verfolgungsjagd endet damit, daß Billy Bear, der den Bus lenkt, Cates und Hammond im Cadillac in eine Schaufensterscheibe drängt.
Zurück auf dem Revier bekommt Cates den nächsten Einlauf von seinem Chef. Als der schließlich auch Hammond beschimpft und soweit geht, ihn einen „N*****“ zu nennen; springt Cates auf und verteidigt Hammond inbrünstig. Doch ist Cates und Hammond auch klar, daß sie letztlich versagt haben. Sie gestehen sich ein, daß sie Ganz und Billy Bear nicht haben festsetzen können.
Die beiden nehmen einen Drink in einer Bar. Cates denkt darüber nach, ob Billy Bear, bei dessen Freundin sie Ganz und dessen Kumpan erstmals begegnet sind, dorthin zurückkehren könnte. In Hammonds Wagen fahren sie zu der Adresse und dringen in die Wohnung ein. Es kommt erneut zu einem Schußwechsel, bei dem Hammond Billy Bear tötet. Ganz flieht durch ein Fenster, verfolgt von Cates. Es gelingt Ganz, Hammond in seine Gewalt zu bringen. Cates zögert zu schießen, da die Situation ihn an jene mit seinen Kollegen zu Beginn erinnert. Hammond fordert Cates auf, Ganz zu erschießen. Cates schießt und tötet Ganz. Hammond ist außer sich.
Dann schlägt Cates Hammond vor, die Lady aus der Bar zu holen. Er leiht den beiden das Geld für ein Hotelzimmer. Hammond kommt wie verabredet zum Wagen zurück. Cates verspricht ihm, bis zu Hammonds Entlassung in ca. 6 Monaten auf das Geld aufzupassen. Der solle ihm dann aber ein paar Tausender leihen, damit er ein neues Auto kaufen könne. Und außerdem solle Hammond, wenn er rauskomme, sauber bleiben. Hammond antwortet, daß er das natürlich vorhabe, wo er doch jetzt ein halber Cop sei. Die beiden lachen, dann bittet Cates Hammond, ihm sein Feuerzeug zurückzugeben, das der ihm soeben geklaut hat. Sie fahren Richtung Gefängnis.
Die 80er werden, was Filme – zumindest jene aus Hollywoodproduktion – betrifft, gern abgetan. Zu oberflächlich, zu eindimensional, zu körperbetont, ohne Tiefgang, ohne hintergründiges Storytelling. Schaut man dann einige dieser Produkte, ist man gelegentlich überrascht, was für gute Filme jene Dekade zu bieten hatte. Zudem hat es mit dem Actionfilm à la Stallone und Schwarzenegger ein eigenes, relativ neuartiges Genre hervorgebracht. Da muß man über die Qualität der Filme oft gar nicht streiten, denn sie sind so oder so hervorragend gemacht und erfüllen exakt die Vorgaben, die sie hatten: Ein extrem physisches Kino, das unterhalten und eine Menge Geld an den Kinokassen generieren sollte. Am ehesten ließe sich über die ideologische Grundlage dieser Filme streiten, denn oftmals waren sie schlicht reaktionär. Das war sicher auch eine Reaktion auf das in jeder Hinsicht kunstvollere, liberalere und zeitbewusstere Kino der 70er Jahre. Und dann erstaunt auch noch, welcher Sprache sich die Protagonisten dieser Filme oftmals bedienten.
Walter Hill war mit Filmen wie THE DRIVER (1978) oder THE WARRIORS (1979) einer der Wegbereiter des actionorientierten Kinos der 80er, obwohl selbst ein Kind der künstlerisch anspruchsvollen 70er Jahre. Spätestens 1982 lieferte er seinen originären Beitrag zum Actionkino des Jahrzehnts. Mit 48 HRS. (1982) gelang ihm zudem einer seiner größten kommerziellen Erfolge. Neben dem damals langsam zum Star-Status aufsteigenden Nick Nolte debütierte ein junger schwarzer Schauspieler, der in den kommenden zehn Jahren zu einem der Superstars der Traumfabrik aufsteigen sollte: Eddie Murphy. Hier noch nicht als der Schnellsprecher, der er vor allem in der Rolle des Alex Foley in Martin Brests BEVERLY HILLS COP (1984) werden sollte, doch schon mit jeder Menge Wortwitz ausgestattet und immer bereit und in der Lage, sich zur Wehr zu setzen – zunächst eben verbal, aber im entscheidenden Moment auch mit Fäusten oder Handfeuerwaffen.
Hill – wie immer am Drehbuch beteiligt, das zudem aber auch renommierte Autoren wie Roger Spottiswoode aufbieten kann, worauf noch zurückzukommen sein wird – drehte ein klassisches Buddy-Movie. Die Idee, einen harten, auch rassistischen, Cop mit einem schwarzen Häftling zusammen zu bringen, da ersterer bei der Lösung eines Falles zwingend auf letzteren angewiesen ist, und daraus das eigentliche Spannungsthema des Films zu extrahieren, war allerdings relativ neu und in dieser Form sicherlich noch nicht da gewesen. Davon abgesehen ist das Grundgerüst der Story eher bieder: Sträfling schießt sich mit Hilfe eines Kumpels den Weg aus der Haft frei, Cop nimmt die Sache persönlich, erst recht nachdem er Zeuge wurde, wie die Ausbrecher zwei Kollegen kaltblütig erschossen haben. Häftling weiß, wo der Entlaufene zu finden sein könnte und ist bereit dem Cop zu helfen, da er selbst noch eine Rechnung mit dem Gesuchten zu begleichen hat. Daß das Buch etliche Logiklöcher aufweist, der Zuschauer oft gar nicht versteht, wie die Protagonisten gerade von A nach B kommen und wodurch sich ihnen gewisse Erkenntnisse erschließen, stört allein deshalb schon nicht, weil die straffe Handlung in einem fort beschleunigt wird, in nahezu jeder Szene etwas passiert und meist Action angesagt ist. Dabei scheut Hill sich – wie schon Im Vorgänger LONG RIDERS (1980) – nicht, die Gewaltszenen recht drastisch zu inszenieren. Zumindest, wenn man die frühen 80er als Referenz heranzieht.
Was also am meisten irritiert, wenn man den Film heute betrachtet, sind die Dialoge. Nun ist nicht jeder Film, der einen Rassisten präsentiert, ein rassistischer Film, doch wird hier, auch in der deutschen Synchronisation, recht leichtfertig mit Schimpfwörtern, vor allem dem N-Wort, umgegangen. Noltes Jack Cates ist in gewissem Sinne ein später Nachfolger von Eastwoods Dirty Harry Callahan aus dem gleichnamigen Film von 1971. Er beleidigt nahezu jeden, der ihm in die Quere kommt, wobei er immer die „richtigen“ Worte für die betreffende Person findet. Frauen werden sexistisch angegangen, Schwarze eben rassistisch und die gemeinen Kollegen sind „Schwuchteln“ oder „arschgefickte Suppenhühner“. So gesehen macht Cates – wie einst Callahan – keine Unterschiede, er hasst halt jeden. Andererseits ist er mit Murphys Reggie Hammond nun einmal an einen Schwarzen „gekettet“, wodurch seine ständigen, abwertenden, Anspielungen auf dessen Hautfarbe, oft kombiniert mit sexuellen Untertönen, womit das rassistische Klischee vom dauergeilen, dauerbereiten Schwarzen mit dem Riesending ebenfalls bedient wird, nun einmal in der Überzahl. Und der Film gibt sich keine Mühe, diese Klischees zu relativieren, im Gegenteil: Reggie bittet Cates wiederholt, ihm eine halbe Stunde Zeit zu geben, um eine schnelle Nummer zu schieben. Da hilft es wenig, daß Cates sich schließlich halbherzig zu entschuldigen versucht und seine Äußerungen auf seinen Job schiebt, der es nun einmal erfordere, Kriminelle klein zu halten. Reggies Antwort, da mache es sich Cates möglicherweise etwas zu einfach, und Cates Antwort darauf, daß er damit recht haben könnte, ist dann auch der beste Dialog im Film.
Es hilft übrigens auch wenig, wenn die Frauen in 48 HRS. als jederzeit verfügbar dargestellt werden. Obwohl Reggie nicht bei jeder Frau landet, die er anspricht, kann er die, bei der es dann schließlich klappt, doch erstaunlich schnell und leicht davon überzeugen, daß sie nun mit ihm kommen sollte. Damit setzt 48 HRS. einen Ton, der für die 80er Jahre allzu typisch werden sollte, wenn auch nicht grundsätzlich so rassistisch grundiert. Der Sexismus, wenn man so will die Frauenfeindlichkeit, die sich hier ausdrückt, wurde gerade im Genrekino, vor allem im Actionmetier, nahezu sprichwörtlich. Vor allem – und das gilt auch und gerade für Hills Film – wurden diese Sprüche seinerzeit als humoristisch wahrgenommen, weshalb der Film gelegentlich sogar als Actionkomödie bezeichnet wird. Witzig allerdings ist er aus heutiger Sicht keineswegs. Andererseits ist natürlich kaum etwas so vergänglich wie Humor. Manchmal wundert man sich ja, worüber die Altvorderen einst lachen konnten. Und manchmal wundert man sich eben auch darüber, worüber das eigene, jüngere Ich einst gelacht hat.
Es erstaunt dabei, daß es ausgerechnet Roger Spottiswoode war, der maßgeblich am Script beteiligt war. Denn der vormalige Editor, der an einigen Filmen von Sam Peckinpah für den Schnitt verantwortlich zeichnete, drehte mit Filmen wie UNDER FIRE (1983), DEADLY PURSUIT (1988) oder AND THE BAND PLAYED ON (1993) selbst Werke, die sich kritisch und durchaus kontrovers auch unliebsamer Themen (Rassismus; AIDS) annahmen.
48 HRS. sollte also durchaus kritisch betrachtet werden. Doch muß man auch als kritischer Betrachter konstatieren, daß der Film gut gemacht ist, ein hohes Tempo, einen schnellen Schnitt und damit auch einen hoch und schnell getakteten Rhythmus aufweist. Die Härte kann noch heute überzeugen, auch einzelne Szenen – allen voran jene, in der Reggie, mit Cates Ausweis ausgestattet, in eine Redneck-Kneipe mitten in San Francisco marschiert und die dortigen Reaktionäre aufmischt – sind für die Ewigkeit. Und schließlich wird der allzu kritische Betrachter auch dadurch versöhnt, daß sich die beiden so ungleichen Charaktere schließlich zusammenraufen und Cates eine Entwicklung durchmacht, die ihn zu einem besseren Menschen werden lässt. Dazu gehört auch die Tatsache, daß er seinem neuen Kumpel verspricht, sich um die 500.000 Dollar zu kümmern, um die es Reggie bei seinem ungewollten Freigang natürlich auch ging. Weniger überzeugen kann allerdings die oben kurz zusammen gefasste Handlung. Denn sie mutet schon eher wie die Folge einer Krimi-Serie wie THE STREETS OF SAN FRANCISCO (1972-77) oder der damals beliebten MAGNUM P.I. (1980-88) an.
Mit James Remars Albert Ganz und Sonny Landhams Billy Bear gibt es zwar zwei ganz überzeugende Baddies, aber wirklich Angst und Schrecken verbreiten können sie nicht. Und gemessen an dem Aufwand, den der Cop und sein straffälliger Partner betreiben, um ihrer habhaft zu werden, ist der finale Shootout dann doch eher bieder. Es sind am Ende wirklich die extremen Dialoge und die Härte der Gewaltszenen, die 48 HRS. zu einem überzeugenden Produkt der frühen 80er machen.
Hill drehte acht Jahre später eine Fortsetzung, die erneut Nick Nolte und Eddie Murphy zusammenspannte. Allerdings konnte der Nachfolger die Kritik nicht überzeugen, immerhin aber den weltweiten Erfolg an der Kinokasse annähernd wiederholen.