OLYMPUS HAS FALLEN – DIE WELT IN GEFAHR/OLYMPUS HAS FALLEN

Ein knackiger, wenn auch wenig origineller Actionstreifen von Antoine Fuqua

Der Secret-Service-Mitarbeiter Mike Banning (Gerald Butler) ist beim Präsidenten (Aaron Eckhart), zu dem er ansonsten ein freundschaftliches Verhältnis hatte, dessen Sohn Connor (Finley Jacobson) er manchmal beaufsichtigte und zu dem er ebenfalls eine hervorragende Beziehung hat, in Ungnade gefallen, weil es ihm bei einem Unfall der Wagenkolonne des Präsidenten nicht gelungen ist, dessen Frau zu retten.

Achtzehn Monate nach den tragischen Ereignissen arbeitet Banning im Finanzministerium. Ein Schreibtischjob. Seine ehemalige Vorgesetzte Lynne Jacobs (Angela Bassett) kann ihm nur wenig Hoffnung machen, bald wieder auf seinen alten Posten zurückzukehren. Banning verliert zusehends die Lust an seiner Arbeit und hat ob dessen auch zuhause häufiger Unstimmigkeiten mit seiner Frau Leah (Radha Mitchell)

Eines Tages – im Weißen Haus wird eine Delegation aus Südkorea erwartet mit dem Premierminister an der Spitze, zwecks Konsultationen hinsichtlich nordkoreanischer Manöver unmittelbar an der Demilitarisierten Zone – greift ein amerikanisches Militärflugzeug Washington, D.C. an und tötet wahllos Menschen auf der Straße und in den Parks rund ums Weiße Haus. Dieser Akt soll Verwirrung stiften, denn während auf den Straßen die Panik ausbricht, dringt ein Kommando nordkoreanischer Terroristen ins Weiße Haus ein und tötet etliche Besucher und Secret-Service-Leute.

Der Präsident und sein Anhang werden in den Kommandoraum tief unter dem Weißen Haus gebracht. Hier allerdings entpuppt sich die Entourage des südkoreanischen Premierministers ebenfalls als Teil des Terrorkommandos. An ihrer Spitze steht Kang (Rick Yune), ein international gesuchter Terrorist, der den Präsidenten und dessen Gefolgschaft als Geiseln nimmt. Um die Ernsthaftigkeit seiner Ambitionen zu unterstreichen – er verlangt den Abzug der amerikanischen Truppen aus Südkorea und daß die Pazifikflotte sich zurückzieht – erschießt er gleich mal den südkoreanischen Staatschef live vor der Kamera. In der Kommandozentrale außerhalb des Weißen Hauses, wo sich Jacobs, General Edward Clegg (Robert Forster), oberster militärischer Befehlshaber der U.S.-Streitkräfte, und der Krisenstab eingefunden haben, wird das Geschehen verzweifelt verfolgt.

Der Sprecher des Repräsentantenhauses, Allan Trumbull (Morgan Freeman) findet sich ebenfalls ein. Er ist nun, da sowohl der Präsident als auch sein Vize sich in der Gewalt der Terroristen befinden, amtsführender Präsident. Er muß die Entscheidungen treffen, die anstehen und wird dabei sowohl von Jacobs, als auch von Clegg beraten. Häufig gegensätzlich. Da meldet sich plötzlich Banning. Er hat den Angriff auf das Weiße Haus zufällig verfolgt und ist bewaffnet dort eingedrungen. Nun hat er sich im Oval Office versteckt und wägt seine Chancen ab.

Die Terroristen wollen vom Vizepräsidenten, der Verteidigungsministerin und dem Präsidenten die Herausgabe der Codes erzwingen, die die Nuklearraketen der Vereinigten Staaten zur Selbstvernichtung freischalten, sollte eine Atomrakete einmal fälschlicherweise gestartet werden. Kang will sich, indem er die Raketen in ihren Silos überall im Land zur Sprengung freigibt, an Amerika rächen, da seine Eltern einst einem amerikanischen Angriff zum Opfer fielen. Den Vizepräsidenten und die Verteidigungsministerin foltert er auf fürchterliche Weise, um an die Codes zu kommen, den Präsidenten will er gefügsam machen, indem er dessen Sohn foltert.

Banning gelingt es, Connor zu retten und aus dem Haus zu bringen. Dann setzt er nach und nach die Terroristen außer Gefecht und kann dem Krisenstab zwischendurch melden, wie die Lage im Weißen Haus sich darstellt. Schließlich lockt er Kang und dessen Leute aus dem Kommandoraum. Es kommt zu einem finalen Kampf, bei dem der Präsident schwer verletzt wird, Banning Kang aber töten kann. Dann gelingt es ihm in allerletzter Sekunde, den Countdown der Raketen zu stoppen.

Nachdem der Präsident genesen ist und eine Ansprache hält, bei der er die Welt einmal mehr auf amerikanische Werte einschwört, geleitet Banning ihn aus dem Raum. Er hat seinen alten Job zurück. Die beiden geben sich die Hand.

Das Weiße Haus – Sitz der amerikanischen Präsidenten seit 1800 – auf der Leinwand zu demolieren, ist in den vergangenen 25 Jahren schon zu einer Art Sport in Hollywood geworden. Ob in Science-Fiction-Filmen wie INDEPENDENCE DAY (1996) oder verschiedenen Katastrophenfilmen – irgendwann traf es eben auch immer dieses nationale Heiligtum, Symbol der amerikanischen Demokratie, des Freiheits- und Rechtsstaatsgedankens. Daß es nach Außerirdischen, Meteoriten und anderem galaktischem Gedöns denn mal Terroristen sein würden, die sich des Abrisses annehmen, war zu erwarten.

Und siehe da: Regisseur Antoine Fuqua übernimmt die Sache und liefert. In OLYMPUS HAS FALLEN (2013) dringt ein Kommando nordkoreanischer Terroristen ins Weiße Haus ein, tötet Scharen von Touristen, Besuchern und Sicherheitsleuten, nimmt den Präsidenten und wichtige Kabinettsmitglieder als Geiseln und verlangt, daß die amerikanischen Truppen aus Südkorea ab- und die Pazifikflotte aus dem Gebiet zurückgezogen werde. Zum Glück haben die bösen Jungs die Rechnung ohne einen aufrechten Secret-Service-Mann gemacht, der zwar beim Präsidenten in Ungnade gefallen ist, das Herz aber am rechten Fleck hat und genug patriotische Gefühle in sich trägt, um selbstlos den Kampf gegen die Übermacht aufzunehmen. Der Rest ist DIE HARD (1988) in modernerem Gewande.

Fuqua scheut keine Mühen, keine Kosten und keinen Aufwand, um mit den aktuellen Mitteln der Kameratechnik, von Schnitt und Montage, einen Film zu inszenieren, der in seiner Dramaturgie, der Figurenzeichnung und dem Anspruch, den er an sich selbst stellt, wie ein Produkt eben jener 80er Jahre anmutet, denen der originale DIE HARD-Film entstammt. Da gibt es Drohnen und Kampfflugzeuge mit modernster Technik, die die Hauptstadt der Vereinigten Staaten angreifen, es gibt Horden von bis an die Zähne Bewaffneter, die den Rasen vor dem Weißen Haus in ein Schlachtfeld verwandeln, es gibt miese Typen, die vor nichts zurückschrecken, einen aufrechten Präsidenten und eine bis zur Selbstaufgabe pflichtversessene Verteidigungsministerin – und mit dem von Gerald Butler gespielten  Agenten Mike Banning einen Helden, wie ihn Bruce Willis, Silvester Stallone oder Jean-Claude Van Damme auch nicht besser hätten geben können.

Story und Dramaturgie sind vollkommen eindimensional, alles hier konzentriert sich auf die Action. Es kracht, es raucht, es rumst, es gibt jede Menge Explosionen, jede Menge Ballerei, jede Menge Schläge und Tritte in Gesichter, in Bäuche und an Hinterköpfe und es gibt jede Menge Blut. Fuqua legt exakt den Härtegrad an, den seine Vorgänger bei ihren Filmen ebenfalls schon anlegten und passt ihn zeitgenössisch an. OLYMPUS HAS FALLEN ist brutal und in manchen Momenten gnadenlos. Auch gnadenlos zynisch und ebenso gnadenlos reaktionär. Also exakt das, was ein breites Publikum dieser Art Filme am Freitagabend goutiert. Unterlegt mit einem pathetischen Soundtrack, wird hier also Amerikas Freiheit und Demokratie einmal mehr mit Waffengewalt verteidigt – und wie es sich gehört natürlich erst nach einer gehörigen Provokation, würde Amerika von sich aus doch niemals…lassen wir das.

Wenn die bereits zerschossene Fahne von den Terroristen eingeholt und achtlos vom Dach des Präsidentensitzes geschmissen wird, weiß man (also das Publikum) spätestens, was die Stunde geschlagen hat. Und dann sind alle Mittel erlaubt. Die Terroristen prügeln die Verteidigungsministerin fast zu Tode, bis der Präsident ihr geradezu befiehlt, die gewünschten Codes zu nennen, die der Oberschurke unbedingt haben will? Keine Sorge, Mike Banning scheut sich ebenfalls nicht, Folter anzuwenden, wenn er zwei gefangenen Gegnern Informationen abpressen will. Mike Banning macht so oder so eigentlich keine Gefangenen, was die ungezählten Kopfschüsse beweisen, die er bereits am Boden Liegenden verpasst. Der Mann ist Amerikaner (nicht der Schauspieler Gerald Butler, der ist Brite, aber das nur nebenbei), sein Land wurde angegriffen, er ist schlecht gelaunt, er kennt keinen Humor, auch keine Gnade, und sieht eine Chance, seinen Status zu verbessern – alles Merkmale, die der Oberterrorist natürlich nicht auf der Rechnung hatte. John McClane, Bruce Willis´ Figur in DIE HARD, lässt grüßen – allerdings hatte der noch den einen oder anderen flotten Spruch auf Lager, um seinen Gegnern das Sterben zumindest humoristisch zu versüßen. Aber hier: Ironie Fehlanzeige

Die Ironie an einem Film wie diesem ist dann allerdings, daß die Wirklichkeit ihn längst überholt hat. Die Bastionen des amerikanischen Selbstverständnisses als Fackelträger von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, seine Symbole, Institutionen und deren Gebäude, wurden längst geschliffen – und das keineswegs von miesen Typen aus Nordkorea, sondern von einem miesen Typen aus New York. Das Weiße Haus ist – metaphorisch gesprochen – nach vier Jahren Donald Trump als Präsidenten nichts weiter als eine rauchende Ruine und es wird seinen Nachfolger, Joe Biden, noch einiges an Blut, Schweiß und Tränen kosten, um daraus wieder eine halbwegs bewohnbare Hütte und ein aufrechtes und anerkanntes Symbol amerikanischer Ordnung zu machen. Glück auf!

OLYMPUS HAS FALLEN – der noch zwei Nachfolger bekam – ist allerdings, wenn man von dem patriotischen Schmu, den reaktionären, manchmal rassistischen Untertönen, seiner übertriebenen Ernsthaftigkeit, den klischeehaften Dialogen und nahezu holzschnittartigen Figuren absieht, ein äußerst gelungener Action-Streifen, der an Rasanz, Tempo, Rhythmus nichts zu wünschen übriglässt. Der Zuschauer kommt auf seine Kosten und vor allem diejenigen, die dem Actionkino der 80er etwas abgewinnen konnten und immer noch abgewinnen können, werden es lieben. Gerald Butler überzeugt, wobei er nicht viel mehr zu tun hat als viel zu schießen, zu rennen, zu springen, eben der Held zu sein. Morgan Freeman als Sprecher des Repräsentantenhauses, der ungewollt in die Rolle des Präsidenten schlüpfen muß, Angela Bassett als Chefin des Secret Service, Dylan McDermott als frustrierter Verräter, der gemeinsame Sache mit den Terroristen macht, Robert Forster als frustrierter General und Melissa Leo als kampfbereite Verteidigungsministerin machen ihre Sache so gut, wie das Buch es eben zulässt. Dadurch bekommt der Film zumindest ein wenig Grundierung, man glaubt den Abläufen im Hintergrund und ist bereit, etwaige Logiklöcher zu übersehen.

Das ist schnelle Unterhaltung für den Freitagabend, viel Popcorn sollte bereitgestellt werden. Ein Film, der genau so funktioniert, wie er erscheint und den man ebenso schnell vergessen hat, wie er geschnitten ist. Erstaunlich ist allerdings, daß ein Muster, das man so nun schon häufiger gesehen hat und das zumindest im nun schon mehrfach erwähnten Original aus den späten 80ern um Vieles besser umgesetzt wurde, nach wie vor zieht. Es ist letztlich eine Frage der Umsetzung und die ist hier eben wirklich gelungen. Bei allem Ressentiment, das man dem Actionkino solcher Couleur entgegenbringen kann, bestreiten, daß das gut gemacht und spannend ist, kann man nicht.

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