THE EXPENDABLES

Sylvester Stallone ruft die alte Meute zusammen und lässt es noch mal richtig krachen

The Expendables sind eine von Barney „Schizzo” Ross (Sylvester Stallone) angeführte Söldnertruppe, die über den Mittelsmann Tool (Mickey Rourke) gemietet werden kann.

Bei einem Auftrag im Golf von Arden, bei dem sie Geiseln befreien sollen, zeigt Gunnar Jensen (Dolph Lundgren), daß er mit den Werten und Methoden der Truppe nicht übereinstimmt. Zurück in den Staaten, schmeißt Ross ihn raus.

Der Rest der Truppe – Lee Christmas (Jason Statham), Yin Yang (Jet Li), Hale Caesar (Terry Crews) und Toll Road (Randy Couture) – verstreut sich, bis ein neuer Auftrag winkt. Vor allem Christmas hat dabei Stress mit seiner Freundin Lacy (Charisma Carpenter), die in seiner Abwesenheit mit einem andern angebändelt hat.

Tool stellt die Verbindung mit Mr. Church (Bruce Willis) her, der die Truppe anheuern will, um auf der Insel Vilena zu intervenieren und sie von der Militärdiktatur des General Garza (David Zayas) zu befreien.

Ross und Christmas fliegen auf die Insel, um sich die Bedingungen anzuschauen. Ihr Kontakt ist eine junge Frau namens Sandra (Giselle Itié), die sie herumfährt und ihnen das Elend auf der Insel zeigt. Ross will aber lieber die Festung des Generals sehen, um sich darüber klar zu werden, ob der Auftrag überhaupt durchführbar ist.

Unterwegs fotografiert Christmas alle möglichen für den Auftrag wichtigen Details. So werden die drei auch Zeugen diverser Verhaftungen, bei denen ein Anzugträger auftaucht und offenbar das Kommando hat. Dies, so Sandra, sei James Munroe (Eric Roberts), ein Ex-CIA-Agent, der Garza berate. Schnell fallen Ross, Christmas und Sandra auf und werden verfolgt. Dabei wird klar, daß die junge Dame die Tochter des Generals ist. Ross und Christmas fliehen von der Insel und bieten Sandra an, mit ihnen zu kommen, was diese aber ablehnt.

Während sich Ross, Tool und Christmas daheim darüber klar zu werden versuchen, mit wem oder was sie es eigentlich zu tun haben, wird Sandra verhaftet und von Munroe und dessen Handlanger Dan Paine (Steve Austin) gefoltert.

Tool findet heraus, daß Mr. Church offensichtlich bei der CIA arbeitet, die sowohl Garza als auch Munroe aus dem Weg geräumt haben will, da diese ihr Geschäft mit Kokain stören. Die Expendables sollen angeheuert und notfalls geopfert werden, damit die CIA nicht offiziell in Erscheinung treten muß. So lehnen Tool und Ross den Auftrag ab.

Ross treibt allerdings das Schicksal Sandras um. Er unterhält sich mit Tool, der ihm erzählt, weshalb er seine Seele verloren habe, als er nach all dem Töten in Serbien und Bosnien, wo die beiden gemeinsam gekämpft haben, eine Frau nicht vor dem Selbstmord bewahrt habe. Ross entschließt sich, nach Vilena zurückzukehren und Sandra zu retten. Obwohl Christmas und die anderen ihn für verrückt erklären, schließen sie sich ihm an.

Gunnar ist derweil ebenfalls auf Vilena gelandet und bietet Munroe, der der heimliche Herrscher der Insel ist, seine Dienste an. Garza hat Sandra zwar vor weiterer Folter bewahrt, verliert allerdings seine Autorität, als Munroe ihm klarmacht, wer hier das Sagen hat.

Gunnar kehrt in die Staaten zurück mit dem Auftrag, Ross zu töten. Zwischen Gunnar und Yin Yang kommt es zu einem erbitterten Kampf, den Ross beendet, indem er Gunnar schwer verletzt und ihn zwingt, ihm seinen Auftraggeber zu verraten. Gunnar, der denkt, daß er stirbt, sagt es seinem alten Kumpel.

Ross und seine Truppe machen sich nun auf und treffen bald in Vilena ein. Schnell kommt es zu ersten Scharmützeln mit Garzas Soldaten. Munroe tötet Garza schließlich, doch da ist es bereits zu spät: Ross und die andern sind in die Festung eingedrungen und haben überall Sprengladungen angebracht. Sie befreien Sandra und kämpfen sich Stück für Stück ihren Weg aus der Festung hinaus. Nachdem sie in endlosen Kämpfen nahezu jeden Soldaten niedergemetzelt haben, der auf der Insel stationiert gewesen ist, töten sie auch Paine und Munroe.

Ross gibt Sandra die Zugangsdaten zu einem geheimen Konto, das Munroe verwaltet hat, damit sie mit dem dort liegenden Geld die Insel wieder aufbauen kann. Dann kehren er und seine Expendables zurück in ihren Stützpunkt.

In Tools Garage, wo das Hauptquartier der Expendables ist, wird gefeiert und auch Gunnar ist wieder dabei. Natürlich hat er die Verletzung, die Ross ihm zugefügt hatte, überlebt und nun gelobt er Besserung.

Schon die Ankündigung ließ gewisse Kreise, die die 80er Jahre als Kino- und Videozeitalter noch erlebt haben, aufhorchen: Sylvester Stallone lädt zur großen Actionsause! Er, Dolph Lundgren, Jet Li sollten zusammenfinden, von Bruce Willis und Schwarzenegger wurde gemunkelt. All jene Helden, die das Actionkino der 80er Jahre – egal, ob A- oder B-Riege – geprägt haben, noch einmal in einem gewaltigen Abenteuer vereint. Als THE EXPENDABLES (2010) dann schließlich erschien, entpuppte sich der Film als großes Klassentreffen der Alten, eingeladen wurden aber auch die Streber der neuen Generation. Wahrhaftig treten da Stallone und Lundgren und Jet Li an der Seite von aktuellen Action-Heroen wie Jason Statham, Terry Crews und relativen Newcomern wie Randy Couture oder Steve Austin auf. Und ja, Schwarzenegger hat einen Kurzauftritt, ebenso Bruce Willis. Und sogar Mickey Rourke ist mit von der Partie.

THE EXPENDABLES vereint also (fast) alles, was im hartgesottenen Actionfilm Rang und Namen hat und bietet dem geneigten Publikum angemessene Unterhaltung. Für Erwachsene, wohlgemerkt. Denn das ist man sich als ehemaliger Rambo schließlich schuldig: Es muß nicht nur krachen, dabei muß auch das Blut spritzen. Und das tut es dann auch. Eindeutig ab 18 Jahren.

Stallone schrieb das Drehbuch nach einer Idee von Dave Callaham und übernahm gleich auch die Regie. Entgegen gemeinläufiger Annahmen sollte man davon ausgehen, daß auch Stallone, wie Schwarzenegger, über einen gewissen Witz und Selbstironie verfügt. So wird ihm der Titel des Films gerade recht gekommen sein – er und Arnold Schwarzenegger waren schließlich DIE Actionhelden der 80er; kam ein neuer Film mit ihnen auf die Leinwand, stand ihr Nachname in fetten Lettern ganz oben auf dem Plakat, der Titel des Films, meist kleiner, darunter. Beide hatten Serienrollen etabliert, der eine die Menschmaschine Terminator, der andere gleich zwei Ikonen des Kinos: den schon erwähnten Vietnamveteranen John Rambo und den Boxer Rocky Balboa, der bereits 1976 seinen ersten Leinwandauftritt hatte. Man hätte sich kaum vorstellen können, daß die beiden mal abdanken würden. Doch es erging ihnen, wie auch jener erwähnten B-Riege um Darsteller wie Jet Li, Jean-Claude Van Damme, Chuck Norris oder Michael Dudikoff, nicht anders, als so manchem Film-Star. Irgendwann in den 90ern – das Kino wurde postmoderner, sprich: ironisch, waren die COBRA (1986) oder eben der TERMINATOR (1984) in ihrer ganzen Ernsthaftigkeit und Brutalität nicht mehr gefragt. Die 90er waren so oder so kein gutes Pflaster für das reine Action-Kino, in den 00er Jahren und danach traten mit Männern wie eben Jason Statham neue Darsteller auf und definierten mit Filmen wie CRANK (2006) einen neuen Typus sowohl des Helden, als auch des Action-Films – selbstreferentieller, ironischer, comichafter und damit härter bis hin zur reinen Parodie.

Die alten Helden waren also nicht mehr gefragt – austauschbar, expendable. Genau das wird Stallone gereizt haben: Bringen wir sie alle zusammen und schauen mal, wer welche Figur macht. Die Story, die er nutzt, erinnert an etliche Action-Streifen der früheren Jahre. Die Expendables sind eine Söldnertruppe, die sich bar aller Moral von jedem anheuern lässt, der gutes Geld dafür hinlegt. So verschlägt es sie auf eine kleine Insel – wahlweise in der Karibik oder irgendwo vor der südamerikanischen Küste – wo ein Westentaschendiktator sich mit Hilfe eines ehemaligen CIA-Agenten an der Macht hält und durch einen veritablen Drogenhandel bereichert. Es ist seine eigene Tochter, die ihn beseitigen lassen will, was ihr nicht gut bekommt. Doch hinter dem Auftrag für die Expendables steckt die CIA, die ihrerseits den Drogenhandel beherrschen will.

Ein allgemeines Chaos, wie es sich gehört. Entscheidend für unsere Helden ist aber, daß sie – allen voran der von Stallone gespielte Barney Ross – natürlich nicht damit leben können, eine idealistische junge Dame, die darüber hinaus auch noch ausgesprochen hübsch daherkommt, den Folterknechten ihres Vaters zu überlassen. So kehrt die Truppe, die den Auftrag zuvor abgelehnt hatte, auf die Insel zurück und metzelt nahezu alles und jeden nieder, der sich ihr in den Weg stellt. Ein – wie gesagt – bekanntes Szenario. Die Handlung spielt allerdings – auch das ist aus den früheren Streifen von Stallone und Schwarzenegger hinlänglich bekannt – sowieso keine sonderlich wichtige Rolle. Wichtig ist lediglich, daß es genug Gegner gibt, die man im Nahkampf, mit Handfeuerwaffen oder allem sonstigen, das zum Töten geeignet ist, vom Leben zum Tode befördern kann. Und so, wie sich diese Insel darstellt, scheint sie Hunderten von bewaffneten Soldaten und Paramilitärs eine Heimat zu sein. Für genügend Kanonenfutter ist also gesorgt.

Stallone gab sich im Drehbuch jede Mühe, seine Helden nicht allzu unsympathisch wirken zu lassen, reicherte seine Story mit, wenn auch mageren, zweiten Ebenen an, um ihnen ein Leben zu verpassen und schrieb mit der von Rourke gespielten Figur „Tool“ sogar ein wenig Tragik hinein. Der nämlich darf erklären, wie man seine Seele verliert und dabei sogar eine Träne verdrücken, während Stathams Lee Christmas sich mit einer untreuen Freundin rumärgern muß und nebenbei den gesamten Film hindurch mit seinem Kumpel Barney diskutieren kann, ob die Dame überhaupt zu ihm passt. Und der Asiate Yin Yang braucht mehr Geld, ein Anliegen, mit dem er Barney dauernd nölend in den Ohren liegt. Lundgren gibt den irren Gunnar, der die Truppe bei einem Auftrag in Not gebracht hat und deshalb ausgeschlossen wird, weshalb er die Seiten wechselt, zumindest vorübergehend. Spielt aber alles keine Rolle mehr, wenn sich die Truppe daranmacht, die Tochter des Generals aus den Kerkern zu befreien und dabei das erwartbare Feuerwerk abbrennt. Hier bleibt wortwörtlich kein Stein auf dem anderen.

Im Action-Film kommt das Kino in gewisser Weise zu sich selbst: Bewegung im Raum. Genau diese Devise beherzigt Stallone. „Action“ ist kein Genre an sich, im klassischen Hollywood waren Western voller Action, aber auch Kriegsfilme oder Gangsterstreifen. Erst die 80er definierten – eben mit Stallone, Schwarzenegger, Steven Seagal et al. – ein wirkliches Genre, das zwar Kreuzungen mit dem Kriminal- und Kriegsfilm aufwies, bei dem aber eindeutig der Kampf, die Stunts, die Explosionen und das Vernichten der etwaigen Gegner im Vordergrund standen. Inhaltlich meist zutiefst reaktionär, was man getrost auch über THE EXPENDABLES sagen kann, war es aber ein Kino der Körperlichkeit, des regelrechten Körperkults, das noch einmal an die Urform des (amerikanischen) Kinos anknüpfte, die nicht von ungefähr durch Slapstick und Serienwestern geprägt war, die davon lebten, daß ihre Protagonisten von Pferden und Treppen hinunterfielen, sich gegenseitig alles Mögliche ins Gesicht schmissen und, wie im Falle der Meister dieses Fachs, Stan Laurel und Oliver Hardy, zu reinen Destruktionsorgien ansetzten.

Ganz offensichtlich also wollte Stallone eine Hommage an jenes Kino der 80er Jahre drehen, welches spätestens mit dem Verschwinden der Videotheken aus dem Bewußtsein der breiten Masse getilgt wurde. Dabei lässt er es allerdings derart krachen, daß das Ganze nicht – was es letztlich allerdings auch nicht muß – glaubwürdig wirkt, zugleich aber derart brutal daherkommt, daß es das zeitgenössische Mainstreampublikum doch etwas verstören dürfte. Auch ist der Film zu humorlos, um in all der übertriebenen Brutalität parodistisch zu wirken. Und Stallone begeht exakt die gleichen Fehler, die Regisseure wie George Pan Cosmatos (RAMBO: FIRST BLOOD PART II/1985; COBRA) oder John Irvin (RAW DEAL/1986) auch schon begangen haben – er dehnt die Actionsequenzen derart aus, daß diese sich im Irgendwo verlieren. Irgendwann wird es langweilig, wenn noch ein Trupp und noch ein Trupp und noch ein Trupp erledigt werden muß, bis jeder der Expendables sich ausreichend bewiesen hat in Nah- und Fernkampf und schließlich und endlich der miese Ex-CIAler gestellt und, ebenfalls hinreichend gewalttätig, gemeuchelt wurde. Zudem – da mag sich Stallone an modernen Produktionen wie eben CRANK orientiert haben – ist der Film in einer Frequenz geschnitten, die dem Auge kaum mehr erlaubt, sich auf irgendetwas zu besinnen, was es wahrnimmt.

So bleibt nach über zwei Stunden Laufzeit (zumindest in der ungeschnittenen Version) der Eindruck, daß sich hier ein paar alternde Millionäre, die ihr Geld mit viel Krach, Rumms und Radau verdienten, ein Späßchen gegönnt haben. Immerhin reichte es zu bisher zwei Fortsetzungen, die das einmal bewährte Rezept ausschlachten und zudem die Möglichkeit boten, jene alternden Helden, die in Teil eins nicht berücksichtigt wurden – Chuck Norris und Van Damme, um nur zwei namentlich zu nennen – ebenfalls in den Reigen aufzunehmen. Ob das wirklich alles noch trägt? Man weiß es nicht. Eine Zeit lang macht es zumindest Spaß und unterhält, bis sich jede Sinnigkeit im Geballer, den Explosionen und all dem Rauch und Geknatter verliert. Aber zu dem Zeitpunkt hat man eh schon längst abgeschaltet.

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