TODFEINDSCHAFT/DALLAS
Gary Cooper stellt die Marlow-Brüder und kann sich in den Augen des Staates rehabilitieren
Brayde „Reb“ Hollister (Gary Cooper) gilt als Staatsfeind, da er die Kapitulation des Südens nie akzeptiert hat. Er lebt als Outlaw. Um zukünftig ein friedlicheres Leben führen zu können, lässt er sich in einem fingierten Duell von Sheriff Wild Bill Hickok (Reed Hadley) erschießen.
Zufällig wird Martin Weatherby (Leif Erikson) Zeuge dieses Duells. Er bringt den vermeintlich toten Hollister aus der Stadt. In seiner Funktion als U.S.-Marshal, die er eben erst übernommen hat, will er den Gesuchten an die Justiz übergeben. Doch Hollister nimmt ihn keineswegs ernst.
Als er erfährt, dass Weatherby auf dem Weg nach Dallas ist, um den Marlow-Brüdern das Handwerk zu legen, da diese die Stadt und die Umgebung terrorisieren, übernimmt Hollister kurzerhand Weatherbys Identität und macht den Marshal zu seinem Assistenten. Hollister sucht die Marlow-Brüder, da er Bryant Marlow dafür verantwortlich macht, während des Bürgerkriegs seine Baumwollplantage niedergebrannt zu haben.
Weatherby ist die Entwicklung ganz recht, da er sich keineswegs zum Revolverhelden berufen fühlt und den Job als Marshal lediglich angenommen hatte, um seiner Verlobten, der in der Nähe von Dallas lebenden Tonia Robles (Ruth Roman), Tochter des Ranchers Don Felipe Robles (Antonio Moreno), zu imponieren.
Auf der Ranch angelangt, müssen erst einmal die Beziehungen und Identitäten geklärt werden, da Tonia natürlich sofort erkennt, dass der Marshal keineswegs ihr Verlobter ist. Hollister und Weatherby machen ihr aber klar wie wichtig es sei, dass niemand erfährt, wer hier wer ist.
Hollister, immer noch als Weatherby getarnt, reitet in die Stadt und schon seine erste Konfrontation mit Will Marlow (Raymond Massey) führt dazu, dass dessen Bruder Bryant (Steve Cochran) nicht nur den Saloon-Besitzer erschießt, weil die Marlows dessen Gebäude für einen von Hollister vorgeschlagenen Deal brauchen, sondern auch zu einer Auseinandersetzung zwischen Hollister und dem dritten Marlow-Bruder Cullen, welchen er tötet.
Bryant verletzt Hollister und flieht anschließend mit seiner Bande in die Berge. Will erklärt gegenüber Hollister, er sei ein rechtschaffender Bürger und erstes Opfer seines Bruders.
Auf der Ranch versorgt Tonia Hollister und merkt, dass sie ihn mag. Zwischen den beiden kommt es in der Folge zu einer Annäherung, die auch von Weatherby nicht unbemerkt bleibt. Doch spürt er, dass er Tonia nicht halten kann.
Bryant lockt Hollister mit Hilfe seiner Freundin Flo (Barbara Payton) in eine Falle, verschleppt ihn und will ihn töten. Doch Hollister erklärt Bryant, dass ihn umzubringen eine schlechte Idee sei, denn der Deal um das Haus, den Will unbedingt einfädeln möchte, ist nur möglich, wenn er, Hollister überlebt, da das Geld auf einem Bankkonto läge und von ihm persönlich abgehoben werden müsse.
Hollister flieht, doch Flo hetzt die Männer, allen voran Bryant, auf. Es kommt zu einer wilden Verfolgungsjagd durch die Nacht, in deren Folge Hollister Bryant an einen Baum fesselt und so der Lächerlichkeit preisgibt.
Zurück in Dallas bezichtigt Hollister Will offen der Komplizenschaft und zwingt ihn so, ein Kopfgeld auf den eigenen Bruder auszusetzen. Dann sorgt Hollister dafür, dass Bryant davon erfährt.
In der Stadt herrscht große Anspannung, da alle Bryant erwarten. Während der Wartezeit kommt ein Gefährt mit einem Farmer und dessen Frau in die Stadt gefahren. Der Farmer erkennt Hollister, den immer noch alle für Weatherby halten, als seinen alten General, mit dem gemeinsam er einst gekämpft hatte.
Während Hollister sich bemüht, den Mann davon abzuhalten, ihn zu verraten, lauscht Will dem Gespräch und begreift, wer Hollister wirklich ist. Während es zwischen dem mittlerweile in der Stadt eingetroffenen Bryant und Hollister zum Showdown kommt, bei dem Bryant stirbt, flieht Will aus der Stadt.
Der sterbende Bryant erklärt gegenüber Hollister, es sei nicht er in Georgia gewesen, der die Plantage angezündet habe, sondern vielmehr Will. Hollister, der sich nie sicher war, wer der eigentliche Täter gewesen ist, nimmt die Verfolgung auf.
Schließlich stellt Hollister Will in Fort Worth, doch dort gilt Hollister immer noch als Outlaw, weshalb er festgesetzt wird. Will darf zurück nach Dallas, sucht aber unterwegs die Ranch der Robles auf und nimmt Tonia und ihren Bruder Luis (Gil Donaldson) als Geiseln. Don Felipe soll umgehend eine hohe Geldsummer auftreiben, die er Will tatsächlich schuldet. Sonst seien die Kinder des Todes.
Mit einer List kann Hollister dem Gefängnis in Fort Worth entkommen und in einem schnellen Ritt nach Dallas zurückkehren. Hier informiert er Weatherby, was vor sich geht. Weatherby hat mittlerweile – obwohl er ahnt, dass Hollister ihm Tonia ausgespannt hat – bei der Regierung eine Begnadigung für Hollister ausgehandelt, da der sich um die Sicherheit der Stadt verdient gemacht habe.
Hollister gelingt es, auf die Ranch vorzudringen. Während Weatherby gemeinsam mit den Männern aus Fort Worth Marlows Männer ausschaltet, kämpfen Hollister und Will miteinander. Schließlich aber lässt Hollister den anderen leben und übergibt ihn der Justiz – er hat letztendlich seinen Frieden mit dem neuen Land, den Vereinigten Staaten von Amerika, gemacht.
Das bestätigt sich auch, als er und Weatherby eine Aussprache haben und Weatherby Tonia freigibt. Hollister will sich in Dallas niederlassen und erneut Baumwolle anpflanzen, Weatherby eine Eisenbahn bauen, die die Baumwolle in den Norden bringt. Dadurch, so Hollister, werde das Land endgültig vereint.
Man mag es kaum glauben, aber Stuart Heislers DALLAS (1950) ist keine fünf Minuten alt, da liegt Hauptdarsteller Gary Cooper tot auf der Straße eines Westernstädtchens, niedergestreckt von dem berühmten Wild Bill Hickok. Doch nicht verzagen – sein Tod war ein fingierter, in der Rolle des Südstaatengenerals Blayde „Reb“ Hollister wollte er ein Leben, welches nicht weiter von Verfolgung geprägt wäre. Denn Hollister gilt als „Feind des Staates“, da er sich nie mit der Niederlage des Südens abgefunden hat.
So also ist die Ausgangslage in diesem kleinen, stilsicheren Western eines Regisseurs, der zu jenen eher unbekannten Handwerkern Hollywoods gerechnet werden darf, die in allen Genres zuhause waren und gemeinhin saubere Arbeit ablieferten. Heisler hatte zuvor bereits zweimal mit Cooper zusammengearbeitet, bei den Western-Komödien THE COWBOY AND THE LADY (1938) und ALONG CAME JONES (1945). Und auch DALLAS weißt zu Beginn eine Menge komödiantisches Potential auf. Damit sein vermeintlicher Tod weiterhin glaubhaft wirkt, wechselt Hollister die Rolle mit dem US-Marshal Weatherby, der auf dem Weg ins titelgebende Dallas ist, um dort den Marlow-Brüdern das Handwerk zu legen. Wie es sich trifft, hat auch Hollister noch ein Hühnchen mit den Brüdern zu rupfen und ist als alter Haudegen natürlich viel besser geeignet, den Job zu erledigen. Zudem hatte der Marshal den Job auch nur übernommen, um seiner Verlobten zu imponieren, die zufällig in Dallas zuhause ist.
Jede Menge Verwechslungspotential und vor allem Verwendung für ein albernes Kostüm, in welches Cooper gesteckt wird. Denn er muss für den Rollentausch natürlich Weatherbys Anzug tragen, ein blau-violett glitzerndes Ungetüm, zudem ausgestattet mit einem viel zu hohen Zylinder – nichts wirkt im Westen peinlicher als diese Aufmachung. Doch braucht der Film nicht allzu lange, um sich von dieser sowohl in den Bildern als auch in den Dialogen angelegten Richtung zu verabschieden. Schnell wird klar, dass die Marlow-Brüder finstere Gestalten sind, mit denen nicht zu spaßen ist und die angemessen brutal sind, um für echte, western-typische Spannung und Bedrohung zu sorgen. So wechselt der Film spätestens nach dem ersten Drittel vollends in den dramatischen Modus, es kommt zu allerlei Verfolgungsjagden und Schießereien und mit einer sich anbahnenden Rivalität zwischen Hollister und Weatherby um die Liebe von Tonia Robles – so der Name der von Ruth Roman gespielten Verlobten des Marshals – kommt auch die Romantik nicht zu kurz.
In ebenso knappen wie rasanten, ausgesprochen actionreichen anderthalb Stunden kann Cooper dann den Job erledigen, die Frau gewinnen und wird auch noch begnadigt, da sein Nebenbuhler sich – so sind sie, die Ostküstler (Yankees), auf dem Rücken eines Pferdes zu nichts zu gebrauchen, aber geschickt beim Verhandeln und natürlich nobel – bei der Regierung für ihn einsetzt und eine Begnadigung erwirkt. So löst sich der Konflikt zwischen Hollister und Weatherby in Wohlgefallen auf und der ehemalige Vagabund kann sich glücklich in Dallas niederlassen, während der ehemalige Marshal sich anschickt, eine Eisenbahn zu bauen, die Hollisters Baumwolle, die dieser in Texas anzubauen gedenkt, in den Norden schaffen soll. Diese Ankündigung veranlasst Hollister in der abschließenden Einstellung des Films zu der Aussage, Männer wie Weatherby seien es, die die Staaten wirklich vereinigten.
Wie in vielen Western, spielt der Bürgerkrieg (1861-1865), ein tatsächlich furchtbares Gemetzel, auch hier eine Rolle, wobei auffällt, dass der Krieg explizit und wesentlich für die Motive der Protagonisten ist, nicht, wie sonst so oft, eher ein Hintergrundrauschen, eine atmosphärische Begründung für Freundschaften und Rivalitäten. Nur wenige Western spielen direkt im Bürgerkrieg oder nehmen so unmittelbar auf ihn Bezug, wie es DALLAS tut. Im Jahr 1950, als Heislers Film erschien, gab es noch genügend Veteranen, wodurch der Krieg noch durchaus im Bewusstsein der Amerikaner verwurzelt war, nicht als historisches Ereignis, sondern als fester Bezugspunkt in Familien und Gemeinden. Ein eher vermintes Gelände, bei dem man aufpassen musste, wie man es behandelt. Filme wie dieser trugen auf eine triviale Art und Weise dazu bei, die Gräben ein wenig zuzuschütten.
Aber natürlich ist DALLAS in erster Linie ein Unterhaltungsfilm, der in den ersten Minuten ein ausgesprochenes Faible für Humor zeigt und dabei in Cooper einen dankbaren Schauspieler hat, der das kann. Cooper spielte gerade in jüngeren Jahren in einer ganzen Reihe von Komödien, in welchen er mit oft wenigen Mitteln – ein Seitenblick hier, eine kleine Geste der Verzweiflung dort, häufig eine stoische Haltung in zunehmend peinlicheren Situationen – große Wirkung erzielen konnte. Hier gelingt dies vor allem in den ersten Szenen in Dallas, als er zunächst Weatherbys Verlobte stürmisch küsst, ohne dass die wüsste, wie ihr geschieht, danach vor dem Richter und anderen Honoratioren der Stadt reüssieren und dabei den lächerlichen Anzug spazieren führen muss, den der Rollentausch mit dem Marshal ihm beschert hat. Cooper entledigt sich diese Aufgabe mit großer Würde. Doch Buch und Regie müssen sich schnell einig gewesen sein, dass man so keinen ernsthaften, ins Drama tendierenden Western wird kreieren können. So darf Cooper bald in angemessene Kleidung schlüpfen und tun, was Gary Cooper nun einmal am besten tut: Mit derselben Stoik, mit der er den Anzug ertrug, entledigt er sich nach und nach seiner Feinde, bis er schließlich in einem letzten Showdown seine Geliebte und deren Familie retten kann.
Heisler setzt, es wurde eingangs bereits erklärt, dabei vor allem auf Tempo und Action. So werden mehrere Verfolgungsjagden inszeniert; die aufregendste davon führt Cooper und seine Häscher nachts in ein Unterholz und es gelingt Kameramann Ernest Haller, ausgesprochen nah an das Geschehen heran zu kommen, ohne für Verwirrung zu sorgen. Generell probiert Haller in verschiedenen Szenen für einen Film des Jahres 1950 ungewöhnliche Perspektiven aus, sucht Kamerawinkel, die das Publikum Tempo und die Hast eines wilden Ritts sehr unmittelbar spüren lassen, und trägt generell dazu bei, dass der Film ununterbrochen spannend, aufregend und schnell bleibt.
Das nämlich gelingt dem Drehbuch von John Twist nur bedingt. Kann es sich anfänglich nicht wirklich zwischen Ernst und Humor entscheiden – die ersten Dialoge zwischen Hollister und Weatherby könnten einer x-beliebigen Screwball-Comedy entnommen sein – verheddert es sich später, indem es keinen wirklich gute Begründung findet, weshalb ein Mann wie Hollister, der den Marlow-Brüdern tödliche Rache dafür geschworen hatte, dass sie im Krieg seine Plantage in Georgia niedergebrannt haben, seine Widersacher nicht einfach bei erstbester Gelegenheit über den Haufen schießt. Die ganze Konstruktion, dass hier ein Gesuchter sein Leben ändern will und sich deswegen zurückhält, sogar den eigenen Tod vortäuscht, wirkt da doch recht aufgesetzt und sehr umständlich. Und auch, dass der Richter auf Beweise besteht, bevor er berechtigt sei, jemanden zu verurteilen, mag im Kontext eines Landes, das es zu befrieden gilt, durchaus löblich sein, für einen Mann wie Hollister – obwohl er es am Ende einsieht und Will Marlow, den Boss der Familie, nicht mit eigenen Händen umbringt, sondern der Justiz übergibt – dürfte dies allerdings kein Grund sein, sich zurückzuhalten. Zumal das Drehbuch sich redlich Mühe gibt, seinen Zorn als gerecht hinzustellen.
So wirkt der Plot künstlich aufgebläht, um wenigstens die Mindestlaufzeit einzuhalten, die ein Western dieser Zeit aufweisen musste. Es sei denn, es wäre ein echtes B-Movie, doch ist das hier nicht der Fall. DALLAS ist ein A-Produkt, das sieht man dem Film an. Er hat recht aufwendige Bauten, mit Cooper und Ruth Roman Schauspieler*innen der A-Liste und ist im Technicolor-Verfahren gedreht, was 1950 zwar durchaus Usus war, nicht allerdings bei Billig-Produkten. DALLAS war durchaus ein Vorzeigefilm und kann als solcher zwar überzeugen, weist aber eben auch etliche Schwächen auf. Man muss nicht ganz so weit gehen, wie Joe Hembus in seinem WESTERN-LEXIKON – immer noch ein gültiger Wegweiser durch den Kosmos des klassischen Western-Films – und sowohl Heisler als auch Cooper schwache Leistungen attestieren, doch gibt es auch unter den schwächeren Produktionen jener Jahre solche, die weitaus besser gealtert sind.