STEINER – DAS EISERNE KREUZ/CROSS OF IRON: Apologie im Gewand der Analyse
Gibt es Antikriegsfilme?
Ostfront 1943. Unteroffizier Steiner (James Coburn) wird von seinen Männern als ehrlich, zuverlässig und mutig akzeptiert, weshalb sein Haufen gnadenlos zu ihm hält. Bei einer Patrouille töten sie etliche russische Soldaten, leidglich ein halbwüchsiger Junge hat überlebt. Steiner nimmt sich seiner an und der Junge begleitet den Trupp zurück ins Lager.
Dort ist derweil Hauptmann von Stransky (Maximilian Schell) eingetroffen; ein Mann adliger Abstammung, der bereits in der ersten Konfrontation mit Steiner zu verstehen gibt, daß er auf dem Feld der Ehre ein Eisernes Kreuz zu gewinnen gedenkt. Dafür hat er sich extra aus Frankreich an die Ostfront versetzen lassen. Steiner macht keinen Hehl aus seiner Verachtung für Offiziere. Wie seinen Vorgesetzten, Oberst Brandt (James Mason) und Hauptmann Kiesel (David Warner), ist auch Steiner schnell klar, daß zwischen ihm und Stransky hohes Konfliktpotential vorhanden ist. Dies wird erhöht, als dieser Steiner auffordert, den russischen Jungen zu erschießen und die Situation nur durch das umsichtige Handeln eines der Männer aus Steiners Haufen aufgelöst wird.
Stransky, der für sich explizit in Anspruch nimmt, mit den von ihm verachteten Nazis nichts zu tun zu haben, setzt gegen seine Untergebenen jedes Mittel ein, um sie unter Druck zu setzen. Vor allem verbreitet er Angst vor Denunziation. Da Stransky in Steiner einen Widersacher auf Augenhöhe erkennt, schlägt er ihn unvermittelt zum Feldwebel vor, um damit einen Keil zwischen Steiner und dessen Männer zu treiben. Steiner zeigt sich unbeeindruckt. Ebenso nehmen weder Steiners Stellvertreter, Unteroffizier Krüger (Klaus Löwistch), noch der Schütze Kern (Vadim Glowna), die beide schon lange bei Steiner sind, Stranskys Versuche sonderlich ernst. Stransky fühlt sich gedemütigt.
Bei einem Angriff der Roten Armee, der die Stellungen zu überrollen droht, führt nicht Stransky den befohlenen Gegenangriff, sondern ein anderer Offizier, der dabei ums Leben kommt. Die Front wird gehalten, Steiner und einer seiner Männer werden schwer verletzt. Stransky schlägt sich selbst für das Eiserne Kreuz vor, da er den Angriff erfolgreich abgewehrt und einen Gegenstoß eingeleitet habe. Sein Adjutant und Steiner könnten dies bezeugen. Oberst Brandt, der den Krieg verloren glaubt und nicht gewillt ist, jedem Scharlatan den Gefallen zu tun, sich zum Helden zu ernennen, vertröstet Stransky, er müsse das Gesuch erst prüfen. Kiesel, ein Zyniker, weist Brandt darauf hin, daß Steiner sicher genauestens Auskunft geben könne.
Steiner verlebt ein paar ruhige Tage im Lazarett, wo er eine kurze Liaison mit der Krankenschwester Eva (Senta Berger) eingeht, aber auch feststellen muß, wie sehr ihn die Etappe, wo sich die hohen Herren Offiziere gütlich tun, verachtet und setzt sich auf den nächstbesten Laster, der ihn zurück zur Front bringt. Dort gibt es sofort eine Auseinandersetzung mit Stransky, der Steiner zwingen will, ihn für den Orden zu bezeugen. Steiner lehnt das ab und Oberst Brandt sieht sich in seinen Befürchtungen bestätigt, daß er es bei Stransky mit einem feigen Kerl zu tun hat. Trotz der Aufforderung durch Brandt und Kiesel lehnt Steiner es jedoch ab, Stransky in einem Bericht anzuschwärzen.
Stransky steigert sich in maßlosen Hass gegen Steiner hinein. Während Steiners Trupp auf Patrouille ist, wird der Rückzugsbefehl erteilt. Stransky zerstört das Funkgerät in dem Moment, da der Funker Steiner in Kenntnis setzen will. So wird Steiners Zug hinter den feindlichen Linien abgeschnitten und muß sich einen Weg zurück zu den eigenen bahnen. Unterwegs müssen sie verschiedene Konfrontationen mit feindlichen Truppen überstehen, wobei sie den von allen Veteranen im Zug gehassten Partei-Mann Zoll (Arthur Brauss) seinem Schicksal überlassen, als er Opfer einer Falle während einer versuchten Vergewaltigung wird.
Schließlich gelingt es dem Zug mitten in einem heftigen feindlichen Beschuss die eigenen Linien zu erreichen. Weil sie sich unterwegs als Soldaten der Roten Armee tarnen mussten, lässt Stransky auf sie schießen und behauptet, es sei ein feindlicher Angriff. Die meisten von Steiners Männern sterben im Kugelhagel der eigenen Maschinengewehre oder den Stacheldrahtverhauen in den Panzergräben. Steiner schnappt sich eine Waffe und zwingt Stransky, ihm hinaus in den tobenden Krieg zu folgen. „Ich zeige Ihnen, wo die Eisernen Kreuze wachsen“ sind seine letzten Worte.
Gibt es Antikriegsfilme? Über diese klassische Frage läßt sich anhand von Sam Peckinpahs CROSS OF IRON (1977) einmal mehr trefflich streiten. Basierend auf einem Roman von Willi Heinrich (DAS GEDULDIGE FLEISCH – 1955), wird die Geschichte eines Stoßtrupps deutscher Soldaten an der Ostfront im Jahr 1943 erzählt. Während der Unteroffizier und spätere Feldwebel Rolf Steiner (James Coburn) seine Männer mit Umsicht zu führen versteht und sie bisher lebend durch die Wirren und Schrecknisse des Vernichtungskrieges gebracht hat, trifft mit dem preußisch-aristokratischen Hauptmann von Stransky (Maximilian Schell) ein an Arroganz kaum zu überbietender neuer Vorgesetzter an der Front ein. Obschon kein Nazi, will Stransky unbedingt das Eiserne Kreuz erringen, um in seiner Familie als Kriegsheld anerkannt zu sein. Während Steiner und seinen Männern – darunter Klaus Löwitsch, Vadim Glowna und Burkhard Driest – vollkommen klar ist, daß der Krieg verloren ist und ein jeder nur noch schauen kann, mit dem nackten Leben davon zu kommen, entwickelt sich zwischen Steiner und Stransky eine Art Duell, welches Stransky schließlich bereit ist, auch mit unlauteren Mitteln zu beenden. Seine Gier nach dem Ruhm des Ordens läßt ihn wortwörtlich über Leichen gehen. Steiner schnappt ihn sich schließlich und zwingt ihn, mit ihm raus ins feindliche Sperrfeuer zu rennen, er, Steiner, zeige ihm, Stransky, nun „das Land wo die Eisernen Kreuze wachsen“…
Sam Peckinpah, der zwei Jahre keinen Film gedreht hatte und zuletzt nicht nur unter seiner legendären Alkoholsucht litt, sondern auch dem Kokain verfallen und kaum mehr in der Lage war, ernsthaft Regie zu führen, hatte mehrere Großprojekte (darunter SUPERMAN/1978) abgelehnt, um in Jugoslawien für den deutschen Produzenten Wolf C. Hartwig diese Landsermär zu verwirklichen. Handwerklich wurde daraus einmal mehr ein (fast) typischer Peckinpah-Film, brutal und actiongeladen, mit Zeitlupentoden und voller Männerkameraderie. Ein Abstecher der Titelfigur in ein Lazarett, wo er eine Kurzliaison mit der wunderschönen Senta Berger eingeht, ist der einzige Moment des Films, der den Zuschauer daran erinnert, daß es hinter den Fronten eine Zivilgesellschaft gab. Doch dieser entflieht Steiner so schnell wie möglich, um zurück zu seinen Männern zu gelangen, der Ort, wo er hingehört. Steiner – ein Geschöpf des Krieges.
Es gibt einen Moment, da hauen Steiner und der von Klaus Löwitsch gespielte Unteroffizier Krüger sich gegenseitig Nietzsche- und Goethezitate um die Ohren – wir ahnen also, wir haben es im Grunde mit ganz normalen Männern teils höherer deutscher Bildungsschichten zu tun. Doch der Film – da vollkommen anders als das zugrunde liegende Buch – begreift seine Protagonisten ausschließlich aus der Kriegssituation heraus. Sie wirken wie Krieger, der eigentlicher Zweck eben nur die Schlacht sein kann. Der Film gönnt ihnen zwar Post aus der Heimat, doch erfährt der Zuschauer im Grunde nichts über diese Männer. Sie sind von einem Zivilleben vollkommen entkoppelt. Ihr Ort ist hier, die Zeit ist Jetzt und daß sie sind, wo sie sind, scheint allen historischen oder zeitgenössischen Strukturen, allen Gründen dieses Krieges enthoben zu sein. Somit sind sie vielleicht „geborene“ Krieger, ganz sicher sind sie im Kontext des Films Geworfene. Verantwortung für das, was geschieht? Man kann diesen Männern nicht vorwerfen, daß sie sind, wo sie sind, man kann ihnen nicht vorwerfen, daß sie tun, was sie tun, weil es nicht ihr Wunsch und auch nicht ihr Ziel ist – es ist ihr Befehl und dem gehorchen sie. Es ist die klassische Erzählung vom braven deutschen Soldaten, der ja gar nicht anders konnte, als er mußte, wär er doch sonst selber Opfer des Terrors geworden. Der deutsche Mann (Soldat) als Hitlers erstes Opfer – eine gängige Sicht der 50er und 60er Jahre, die es dem Einzelnen erlaubte, sich von den Verbrechen sowohl im Krieg als auch hinter der Front und erst recht in den KZ, wo der Holocaust ab 1942 wirklich zu einer Mordindustrie ausgeweitet wurde, zu distanzieren. Eine Sicht, die der Film mit seinem Ende auf eine fast perfide Weise zu bestätigen scheint
Obwohl die Auseinandersetzungen um die Wehrmacht und ihre Verbrechen an der Ostfront erst in den späten 80er und frühen 90er Jahren wirklich an Fahrt aufnahm, wusste man auch in den 70er Jahren durchaus, daß sich Opa (oder Papa) nicht immer astrein benommen hatte – um nicht zu sagen: die Angehörigen der Wehrmacht hatten fürchterliche Gräueltaten im Osten begangen. An der Zivilbevölkerung, im Partisanenkampf, in einem gnadenlosen Vernichtungskrieg gegen ein Volk, nicht gegen eine Armee. Und – natürlich – gegen die jüdische Bevölkerung der besetzten Gebiete. Der Film trägt dem Rechnung, wenn in Gestalt des Parteigenossen und Gestapomannes Zoll, von Arthur Brauss mit eisiger Kälte ausgestattet, jener Typus des Rassekriegers auftritt, der bereit war, Hitlers und Himmlers Völkermord konsequent durchzuführen. Der „einfache“ Soldat, der durchschnittliche Landser, so will es der Film, blieb sauber und versuchte, nicht zu verrecken. Peckinpah, sicherlich kein großer Experte für deutsche Wehrmachts- und europäische Kriegsgeschichte, verharrt bei der Darstellung dieses Haufens in genau dem Modus, den er in Filmen wie THE WILD BUNCH (1969) und PAT GARRETT AND BILLY THE KID (1973) etabliert hatte. Dort allerdings im mythischen Raum des Westerns, bzw. an der Grenze des Mythos zur Realität. Und dort funktioniert Peckinpahs Prinzip, weil er etwas Universelles über Amerika und die Männer, die Amerika (auch) eroberten und zu dem machten, was es ist, aussagen konnte. Doch so wirken die Männer auch hier: Wie ein Haufen toller Hunde, die gemeinsam durch dick und dünn gehen, sich gegenseitig den Rücken freihalten und für einander einstehen. Das ist Landserromantik, die einfach ausblendet, daß man es an der Ostfront des 2. Weltkriegs nicht mit einem mythischen Raum, mit Opas Spielplatz oder der Besiedlung eines (vermeintlich) leeren Landes zu tun hatte – das kann man nur so sehen, wenn man mit Himmlers Rassenideen übereinstimmt – , sondern mit einem gewollten Vernichtungskrieg, der auch 1977 bereits hervorragend dokumentiert, dessen Verbrechen und Unseligkeiten bestens belegt waren.
CROSS OF IRON ist Peckinpahs zweiter Ausflug in europäisches Territorium und erneut bekommt es ihm nicht. Nicht wirklich. 1971 hatte er STRAW DOGS als Parabel auf eine vollkommen entfesselte Kriegsmaschinerie gedreht, ließ den von Dustin Hoffman gespielten Mathematiker David Sumner – ein Intellektueller und etwas verschrobener Geist, der mit seiner Frau ins englische Cornwall gezogen ist, weil er vor den politischen Umwälzungen an den amerikanischen Universitäten fliehen und seine Ruhe für Forschungszwecke haben wollte – in einer einzigen Nacht vom Mathe-Nerd zum mehrfachen Mörder werden, der schließlich immer schrecklichere Tötungsarten ersinnt, um sich eines Mobs blutrünstiger Dorfbewohner zu erwehren. Dieser David Sumner stand stellvertretend für eine Nation, in der Sätze wie „Wir mussten die Stadt zerstören, um sie zu retten“ salonfähig geworden waren. Nun, in seinem zweiten Europaabenteuer, nahm der Regisseur sich des Krieges direkt an, allerdings aus historischer Perspektive der Deutschen. Für einen so stark im amerikanischen Mythos beheimateten Mann wie Peckinpah eine eher ungewöhnliche Perspektive. Also bemühen sich Buch – der Regisseur schrieb, wie so oft, das bereits bestehende Drehbuch um – und Regie, eine allgemeingültige Aussage über den Krieg zu treffen. Krieg als Moloch, der den „einfachen Mann“ schlicht zu überrollen droht wie eine Dampfwalze. Und genau DAS zeigt Peckinpah dann auch. Fast körperlich scheint Peckinpah das Publikum spüren lassen zu wollen, was es bedeutet, in „Stahlgewittern“ zu stehen. Dafür greift er auf eben jene Drastik zurück, die er in THE WILD BUNCH und später auch in STRAW DOGS und PAT GARRETT… etabliert hatte – Todesballette zerschossener Körper in Zeitlupe, Blut und Fleischstücke, die durch die Gegend fliegen, von Panzern überrollte, in Stacheldraht sich in ihre Einzelteile zerlegende Körper, aber auch die Präzision des stillen Tötens, wenn man auf Patrouille feindliche Wachen ausschaltet und die Gnadenlosigkeit gegenüber einem Feind, den man nicht nur besiegen will, sondern vernichten soll. Selten war das, was die Kriegsmaschine dem menschlichen Körper anzutun in der Lage ist so deutlich und explizit gezeigt worden. Über die Wirkung solch gewaltvoller Bilder kann man trefflich streiten. Stumpfen sie ab? Verdeutlichen sie uns, was Krieg wirklich bedeutet? Wie auch immer man sich zu diesen Fragen stellen mag, Peckinpah kann man nur schwerlich vorwerfen, er erliege hier der reinen Kolportage, dem reinen Spektakel und der Lust an der Darstellung von Gewalt, dazu ist das was wir sehen einerseits zu drastisch, andererseits wird mit dem Auslöschen der eigenen Leute am Ende nicht nur überdeutlich gezeigt, daß deutsche Soldaten ebenfalls Opfer deutscher Offiziere wurden, sondern auch, daß in dieser Gewalt nun wahrlich nichts Heroisches oder Männliches zu finden ist, sie beendet einfach Leben. Sonst nichts. Doch muß Peckinpah sich dann durchaus der Kritik stellen, daß ihm darüber hinaus auch nicht viel einfällt zum Thema „Krieg“ und „Wie Kriege entstehen“. Daß da immer Mächtige weniger Mächtige aufeinander hetzen ist zwar wahr, allerdings war das auch schon 1977 eine Binsenweisheit, die andere Filme – DIE BRÜCKE von Bernhard Wicki (1959) beispielweise – ebenfalls schon (eindringlicher) verdeutlicht hatten.
Sam Peckinpah muß sich den Vorwurf gefallen lassen, aus einem zumindest um historische und psychologische Wahrheit bemühten Roman einen manchmal bis zur Karikatur verzerrten Gewalttrip destilliert zu haben, der den Zuschauer zwar momentweise in Schockstarre zu versetzen weiß, den wirklich unangenehmen Fragen nach persönlicher Verstrickung und Schuld in die Verbrechen des mörderischen Regimes, für das man da in den Krieg zog, jedoch konsequent ausweicht. Damit verharrt CROSS OF IRON auf einer Stufe der Analyse, die 1977 gerade überwunden wurde. Anstatt weiter das Lied von Opa als „erstem Opfer Hitlers“ zu singen, der von Verbrechern um seine besten Jahre betrogen worden war, machte sich eine neue, jüngere Generation von Historikern auf, die Ursachen des Krieges, den Verlauf des Krieges, die Verstrickungen und Beteiligungen „der Deutschen“ in das, was zwischen 1933 und 1945 geschehen war und auch die strukturellen Gründe dafür, wie es überhaupt dazu hatte kommen können, sachlich, unaufgeregt und immer genauer, kleinteiliger und detaillierter zu untersuchen. Ganz sicher leistet CROSS OF IRON keinen Beitrag zu einer differenzierteren Sicht auf den Krieg gerade an der Ostfront. Allerdings sollte man das wohl auch nicht erwarten von einem Film, den ein Produzent von Sexfilmchen und ein schwer alkoholabhängiger Amerikaner, der sehr, sehr viel von amerikanischer, weniger von europäischer Geschichte versteht, stemmen.
So hat man hier in der Wirkung bestenfalls einen Film, der wie ein Versöhnungsangebot wirkt: Etwa zwei Generationen nach der, die den Krieg begonnen und schließlich auch ausgefochten hatte, reichte hier ein für seine Härte gerühmter amerikanischer Künstler den Deutschen die Hand und erzählte ihnen von ihrer eigenen Unschuld. Eine Absolution. So ist eigentlich interessanter, den Film werkimmanent vergleichend zu betrachten. Nimmt man seine Filme zwischen 1969 und 1978 [1] – sozusagen Hochphase und Hauptwerk des Regisseurs (wobei es viele geben wird, die diese Einteilung ablehnen, da sie mindestens MAJOR DUNDEE von 1965 dazuzählen würden) – hat man es mit einer beeindruckenden Studie über Männer, männliche Komplexe und Verunsicherung, über Gewalt und die Frage der medialen Repräsentation dieses Komplexes zu tun. Und man hat eine formale Annäherung an dieses Thema, die ihresgleichen sucht. Obwohl seine Methoden nicht immer gleich gut greifen und in den schwächeren Momenten, die es in seinem Werk definitiv gibt, sogar eher kontraproduktiv weil reißerisch und effektheischend wirken, erklären sie in ihren besten Momenten sehr viel über die oben beschriebenen Phänomene. Seine Filme treten an manchen Stellen geradezu aus sich selbst heraus und werden zu kunstvollen Studien über das Wesen des Films, seine Wirkung, seine Möglichkeiten und – auf der Metaebene der Metaebene – darüber, wie diese formalen Fragen die inhaltlichen durchdringen, wie sich eins im andern spiegelt, wie das eine das andere bedingt und seinerseits bedingt wird.
Das formale Medium ist der Film, das Medium, der Träger der Botschaft IM Film wird zusehends der männliche Körper. An ihm wird das Thema des Lebens und Sterbens abgehandelt. Dieser Körper ist ein mythisch besetzter. Er hat das Land durchstreift, er hat es erlitten, es hat ihn gezeichnet, dieser Körper ist wie eine Wegkarte des Lebens seines Trägers. Dieser Körper altert, er ist nicht unsterblich, aber er ist bereit – und fähig – unendliche Schmerzen zu ertragen, bevor er stirbt. Sein Vergehen ist ein gewaltsames, er kann nicht friedlich sterben, er wird ausgelöscht. Er muß ausgelöscht werden, weil er sich gegen seinen Träger und damit gegen das Leben selbst wenden würde. Doch kann er sich nicht selber auslöschen, er muß ausgelöscht werden. Er ist passiv, dieser Körper, er wartet auf die Vernichtung. Gerät er in äußer(st)en Konflikt mit seinem Träger, bleibt dem nur die Möglichkeit, ihn der Vernichtung auszusetzen. So machen es Pike Bishop und seine Männer am Ende von THE WILD BUNCH. Peckinpah zeigt diese Vernichtungen als einen nahezu mechanischen Vorgang, etwas vollkommen Äußerliches. So gezeichnet diese Männer auch sein mögen: Das unmittelbar Erlebte zeitigt keine Spuren, sie sind bar jedweder Empathie gegenüber den Zerstörungen, die sie zufügen und jenen, die sie empfangen. Im Innern dieser Figuren scheint eine Leere zu herrschen, die sich mit Melancholie füllt, der Anwesenheit des Abwesenden, der Sehnsucht. Und diese wird zur Todessehnsucht. Diese Männer wünschen sich nicht den Tod, doch wünschen sie ihn um sich. Er ist ihr Flirt, die tiefere Emotion. Die absolute Differenz, die ihnen weniger Angst zu machen scheint als jene gegenüber dem anderen Geschlecht (ein weiteres Feld des Peckinpah´schen Ouvres, das zu untersuchen sich lohnen würde).
Frauen sind in Peckinpahs Filmen meist marginal. Ali McGraw durchstößt dies Schema zweimal: In THE GETAWAY ist das Binnenverhältnis des Ehepaars McCoy wesentlich für den Verlauf der Handlung und die tragischen Verwicklungen; in CONVOY wird sie als ebenso selbstbewußte wie selbstständige moderne Frau gezeigt; in beiden Filmen ordnet sie sich schließlich aber einem extrem virilen Typen und den von seiner Welt geprägten Regeln unter. Amy Sumner, Davids Ehefrau in STRAW DOGS, wird auf ewig die umstrittenste Frauenfigur in Peckinpahs Universum bleiben, hat der Meister sie doch durchaus so inszeniert, daß man sie für eben jene durch die Frau dargestellte Sünde halten kann, die schon immer gern als Ursache und Grund für männliche Gewalt herhalten mußte. Der Gegenentwurf dazu ist die von Stella Stevens so hingebungsvoll wie hinreißend gespielte Hildy in THE BALLAD OF CABLE HOGUE, deren Rückkehr ebenfalls des Helden Untergang bedeutet, doch hat sie dem zauseligen Cable (Jason Robards) überhaupt erst einmal beigebracht, was das gute Leben eigentlich ist. Sie ist die eine wirklich gleichberechtigte Frau in Peckinpahs Werk. Hier, in CROSS OF IRON, ist es Senta Berger, die in der Krankenschwester Eva (sic!) während der kurzen Lazarettepisode eine Art Gegenentwurf zu den von Ali McGraw gegebenen Figuren darstellt. Sie sagt Steiner offen und klar, was sie von diesem Krieg hält und konfrontiert ihn mit der auch ihm inhärenten Todessehnsucht der Männer (des Peckinpah´schen Universums). Sie zeigt ihm offen, daß sie ihn mag, begreift aber genau – viel besser als er selbst das je könnte – wie er und all die Männer funktionieren, die in diesen Kriegen kämpfen, die die Menschheitsgeschichte seit jeher begleiten. Daß diese Männer den Tod weitaus besser verstehen und weniger fürchten, als die dem Leben entsprechende Liebe zu einem Menschen, einer Frau. Eva allerdings zeigt deutlich, daß es sie verletzt, daß diese Männer – oder: dieser Mann – so sind/ist.
Die Frau als das Andere, das Menschliche als Weibliches, bleibt auch in CROSS OF IRON abstrakt, ein System, eine symbolische Ordnung, die immer nur in Bezug auf Männer zu existieren scheint. Erotik, Sexualität ist zwar gewünscht bei diesen Männern, aber auch die scheint funktional, rein körperlich. Sexualität wird ausgelebt und konsumiert wie Essen, Alkohol oder die allgegenwärtig von Stransky gerauchten Zigaretten. Sie scheint nie mit etwas tieferliegend Menschlichem verbunden zu sein. Einer Emotion, Empathie, der Seele. Dieses scheinbare Manko erleben fast alle Männer bei Peckinpah. Die engsten Gefühle, die diese Männer kennen, sind die der Freundschaft – der Kameradschaft, wie man wohl im Krieg sagt. Und als Steiner nach einem Schäferstündchen vom Balkon seinen Kameraden „Schnurrbart“ erblickt, kehrt er – trotz Aussicht auf Heimaturlaub – lieber mit dem an die Front zurück, als bei Eva zu bleiben.
Peckinpah ist deutlich im Western zuhause und genau dort gelingen ihm wirklich wesentliche Aussagen nicht nur zum Genre oder dem Medium sondern der amerikanischen Gesellschaft seiner Zeit, zu Amerika als Idee, Traum und Realität. Und betrachtet man sich jene Werke, die formal keine Western zu sein scheinen, sieht man schnell, daß sie eigentlich immer nach den Regeln und Konventionen des (Spät)Western funktionieren. So eben auch der vorliegende Film. Steiners Zug ist nichts anderes als ein ‚Wild Bunch‘, als Verbund ähnlich verschworen und aufeinander angewiesen wie Pike Bishops Männer im gleichnamigen Film oder auch der Haufen, mit dem Billy in PAT GARRETT… rumhängt. Doch funktioniert diese Sicht auf den Krieg nur bedingt in einem Epos von 1977. Die Anordnung und Art der Darstellung entspricht eher den Combat-Filmen der 50er Jahre. Und genau da schließt sich der Kreis: So sehr Peckinpah sich auch müht, den Krieg zu verdammen und als großen Zerstörer darzustellen, so sehr er sich müht, uns mit visuellen Schocks, die wir körperlich spüren sollen, zu vermitteln, was Krieg eben für die Körper, auf denen er ausgetragen wird, anrichtet – CROSS OF IRON bleibt auch eine Erzählung über hehre Männerfreundschaft, darüber, wie Unschuldige in Stahlgewitter geraten und darin zu überleben versuchen. Immer wieder findet Peckinpah Bilder und Anekdoten, die den Zuschauer wissen lassen, daß diese Jungs anständige Kerle sind: Sie nehmen einen russischen Jungen bei sich auf und lassen ihn später laufen, sie überlassen, als sie ein weibliches Kommando der Russen auftun, den Parteibonzen Zoll seinem grauenhaften Schicksal, welches er sich mit einer versuchten Vergewaltigung natürlich redlich verdient hat, und natürlich verachtet Steiner, das macht er in einer Unterredung mit seinem Vorgesetzten Oberst Brandt (James Mason) und dessen Adlatus Hauptmann Kiesel (David Warner) vollkommen klar, Offiziere, sogar noch, als er selber befördert wird.
Es ist wenig Raum für Differenzierungen. Stransky verbittet sich gegenüber Steiner, mit der Partei gleichgesetzt oder auch nur in Verbindung gebracht zu werden. Dafür bedient er aber jedwedes Stereotyp und Vorurteil über den preußischen Adel, das man nur kennt; natürlich ist er im Zweifelsfall eben doch bereit, andere zu denunzieren, wenn es ihm opportun erscheint und natürlich muß er das Eiserne Kreuz heimbringen, um familiäre Anerkennung zu erleben. Zoll – der der einzige Hinweis darauf ist, für welch verbrecherisches Regime man hier eigentlich kämpft – entspricht natürlich exakt dem kalten Typus des Parteifunktionärs, den man sich so vorstellt (und darf dafür natürlich den mordgeilen Russinnen, die natürlich fast alle aussehen wie Mannweiber, überlassen werden). In all dem Gedärm, den Gliedmaßen und dem Blut, bietet CROSS OF IRON vor allem ein actiongeladenes Spektakel, das wie nebenbei apologetisch wirkt. Das ist Peckinpah nicht vorzuwerfen, doch sollte man auch nicht so tun, als habe man es hier mit einem Meisterwerk zu tun. Und erst recht nicht hat man es mit einem Antikriegsfilm zu tun. Denn dazu erliegt der Film dann doch viel zu sehr seinen Schauwerten, eben dem gebotenen Spektakel, berauscht er sich ein wenig zu sehr an all dem Gemetzel. Es ist ein schmaler Grat und Peckinpah kann die Balance – anders als in seinen Meisterwerken – nicht halten.
So bleibt als wirklich erschütternd eine Szene in Erinnerung, die weder auf dem Schlachtfeld, noch in den verdreckten Unterständen der Männer spielt, sondern die den Höhepunkt jener Lazarettepisode bildet, die Steiner und Eva zusammenbringt. Es wird ein Buffet aufgefahren, hohe Offiziere besuchen das Lazarett und Peckinpah inszeniert erst einen bizarren Reigen aus absurden Versuchen Höherrangiger Männern ohne Arme die Hand zu schütteln etc.; dann läßt der Regisseur die Versehrten wie eine Horde Verhungernder über die Reste des Essens herfallen, bis der vollkommen angewiderte und unter Halluzinationen leidende Steiner dem Spuk ein Ende macht. In diesen Einstellungen wird der ganze Wahnsinn, das Groteske und Surreale des Krieges überdeutlich. Auf einmal spüren wir, daß die Ereignisse eben doch unter die reine Oberfläche der Körper dringen, daß sie sich dort drinnen, in den Seelen und Herzen der Männer, einnisten und fürchterliche Verheerungen anrichten. Steiner flieht davor – an die Front. Ohne das Peckinpah das wollte, ist dies vielleicht die ehrlichste Aussage des Films: Männer wie Rolf Steiner existieren irgendwann nur noch im Kosmos des Krieges. Solange Männer diesen Kosmos irgendwie einem Zivilleben vorziehen – warum auch immer – solange werden Kriege geführt, Menschen ermordet und Länder verwüstet. Allerdings kann sich CROSS OF IRON nicht davon freimachen, genau diesen Spielplatz der Männlichkeit zumindest sehr gut zu verstehen, wenn nicht gar momentweise doch zu verherrlichen. Ein letztes großes Abenteuer? Der Krieg?
So bietet Peckinpahs Ausflug in die jüngere europäische Geschichte zumindest eine Antwort auf die eingangs gestellte Frage: Gibt es Antikriegsfilme? Nein, es gibt sie wohl nicht. Nur sehr, sehr wenigen Filmen ist es je gelungen, den Krieg als etwas schlicht nur Abstoßendes spürbar zu machen. Und die besten davon zeigen meist nicht einmal den Krieg. In der Darstellung des Krieges wird erneut die Maschine entfacht, die man eigentlich zu verdammen sucht. „Das ist Vietnam!“ schrie Francis Ford Coppola Journalisten zu, die den Set von APOCALYPSE NOW besuchten. Coppola muß unterstellt werden, da sehr viel ehrlicher mit sich selbst und seinem etwa zur gleichen Zeit entstandenen Film gewesen zu sein. Vielleicht hat er aber auch das Wesen dessen, was er da eigentlich treibt, momentweise einfach besser verstanden, als am Peckinpah. Sicherlich hat er es besser verstanden als der alkohol- und drogensüchtige Mann, der morgens aus seinem Zelt getorkelt kam und fit gespritzt wurde, um den Drehtag zu überstehen.
Nein, es gibt ihn nicht, DEN Antikriegsfilm. Nur bessere und schlechtere filmische Analysen. CROSS OF IRON hält sich da im Mittelfeld, Tendenz fallend.
[1] THE WILD BUNCH (1969); THE BALLAD OF CABLE HOGUE (1970); STRAW DOGS (1971); JUNIOR BONNER (1971); THE GETAWAY (1972); PAT GARRETT AND BILL THE KID (1973); BRING ME THE HEAD OF ALFREDO GARCIA (1974); THE KILLER ELITE (1976); CROSS OF IRON (1977); CONVOY (1978) – wobei letzterer bereits eine Ausnahme darstellt, man könnte ihn als Abkehr und erstes Spätwerk begreifen; ein Spätwerk, das dann jedoch erst 1983 mit THE OSTERMAN WEEKEND seine Fortsetzung (und Vollendung?) fand.
Hallo Gavin!
Eine überwältigende Rezension in Umfang und Tiefe! Ich erinnere mich nur sehr dunkel an diesen Film, den ich aber auch sehr ambivalent im Gedächtnis habe. Als „Antikriegsfilm“ würde ich ihn auch nicht guten Gewissens bezeichnen wollen. Wenn ich mich nicht irre genießt er unter Militaria-Freaks auch einen gewissen Kult-Charakter, bedient er doch, gewollt oder ungewollt, offenbar gewisse schlichte Männersehnsüchte. Kameradschaft z.B. und auch die übersichtlichen Rollenverständnisse Mann/Frau und „wir hier unten und die da oben“.
Die Frage, ob es überhaupt Antikriegsfilme gibt, beschäftigt mich in der Tat auch. Man kann diese Frage ja auf ganz verschiedenen Ebenen betrachten. Da wäre z.B. einmal die rein materielle, logistische Problematik. Um Krieg überhaupt einigermaßen anschaulich zu machen bedarf es eines themengerechten Equipments über das halt nur das Miltär verfügt, auf dessen Good Will man insofern angewiesen ist. Und dann ist das natürlich auch ein ganz fundamentales Problem der Kommunikation, bei der es naturgemäß ja immer außer des Senders auch noch eines Empfängers bedarf. Es ist ja nicht nur an (Anti-)Kriegsfilmen zu beobachten, dass Zuschauer ganz unterschiedliche Dinge aus ihnen ziehen, sich im Extremfall sogar für das Gegenbild dessen begeistern, was dort dargestellt wird, und sich daran orientieren, Bestätigung oder Verhaltensvorbilder darin finden. Ist wahrscheinlich gerade bei jungen Leuten so. Und diese Ambivalenz macht den (Anti-)Kriegsfilm natürlich auch sehr anfällig für Propaganda. Ein Film, den ich zweifelsfrei als „Antikriegsfilm“ bezeichnen würde fällt mir insofern auch gar nicht ein.
Trotzdem halte ich es für eine interessante, herausfordernde und erstrebenswerte Aufgabe einen Antikriegsfilm machen zu wollen. Ich habe schon oft darüber nachgedacht wie ich das machen würde. Und es hat sich bei mir irgendwie die fixe Idee festgesetzt man sollte so einen Film mal wie einen Horrorfilm inszenieren. Damit meine ich nicht unbedingt einen Splatter, obwohl ich denke, dass man den Zuschauern einen haptischen Eindruck der Verstümmelungen, die Kriege anrichten, nicht vorenthalten darf. Aber ich denke, dass Krieg doch eigentlich genau das ist: Horror. Nervenzerreißendes Warten, Schockmomente, Unvorhersehbar- und Grausamkeiten, existenzielle Bedrohungen, kalte Ordnung im Großen, infernalisches Chaos für den Einzelnen… Eine andere Möglichkeit könnte aber auch sein den Krieg selbst nicht zu zeigen, sondern ihn nur in dem anzudeuten was aus dem „Krieger“ geworden ist, was er aus ihm gemacht, in ihm verwüstet hat. Das wäre ein minimalistischerer Ansatz, aber inszenatorisch und schauspielerisch extrem fordernd.
Als ein relativ gelungenes Beispiel für einen Antikriegsfilm habe ich übrigens „Der schmale Grat“ („The Thin Red Line“) von Terrence Malick in Erinnerung, in dem, soweit ich mich entsinnen kann, niemand so richtig als Held dargestellt wird. Dieses Heldenpathos, auch schon in der geringsten Form, ist wohl die größte Schwäche des Antikriegsfilms ansich, die ihn ins Gegenteil umschlagen lassen kann, ruft sie doch ganz fundamentale Instinkte in uns wach. Ähnlich verhält es sich mit dem Thema „Kameradschaft“. Beides gibt es natürlich real auch im Krieg und will ich natürlich nicht verdammen. Es scheint mir in Filmen zum Thema „Krieg“ aber doch allgemein sehr überbetont zu werden, dürfte beides doch im konkreten Chaos des Krieges weit überwiegend recht schnell seine Grenzen finden.
Last but not least möchte ich noch anmerken, dass ich mir gar nicht darüber sicher bin welchen Stellenwert Antikriegsfilme bei mir haben oder haben könnten. Dass ich absolut gegen Krieg bin steht für mich auch so völlig außer Frage. Kriegsfilme sind auch generell nicht gerade mein Lieblingsgenre. Für mich wäre ein absolut objektiver, vollkommen tendenzloser Kriegsfilm insofern wahrscheinlich der effizienteste Antikriegsfilm. Aber das wäre er natürlich nicht für jeden.
Wie dem auch sei: Interessante Rezension und ein vielversprechender Blog. Werde ich bestimmt noch öfter frequentieren.
Liebe Grüße
Monty
Hallo Monty!
Schön, daß Du den Weg auf diese Seiten gefunden hast!
Das Thema Kriegsfilme/Antikriegsfilme finde ich ausgesprochen spannend. Selber neige ich der These zu, daß allein die Reinszenierung, die von Dir erwähnte Logistik und nicht zuletzt die Faszination, das Spektakel des Krieges zu imitieren, doch durchaus jedweder pazifistischen Intention zuwiderlaufen. Man kann den Krieg in seinen Schrecknissen zeigen, ihm auch nah kommen, den Zuschauer wirklich spüren lassen, was es bedeutet, unter Feuer zu liegen, kann man eben dann doch nicht. Nicht einmal Spielberg in den ersten 20 Minutenn von SAVING PRIVATE RYAN.
Ähnlich wie Du, denke ich, ein echter Antikriegsfilm sollte Kampfhandlungen etc. gar nicht zeigen. Ich denke an Hal Ashbys COMING HOME mit Jon Voight und Jane Fonda, oder auch an Coppolas GARDENS OF STONE – beides Filme, die sich mit der Rückseite des Krieges, wenn man so will, beschäftigen. Da geht es um Heimkehrer bzw. Mitglieder eines Bataillons, das bei Bestattungen anzutreten hat. Dann gibt es jene Filme, die sich auf Umwegen nähern – THE KILLING FIELDS bspw., dem ich zumindest attestieren würde, den Krieg nicht eine Sekunde als irgendetwas erstrebenswertes hinzustellen. Zu guter Letzt fiele mir noch FULL METAL JACKET ein, den ich für einen Metafilm halte und der zumindest analysiert, wieso bestimmte Gesellschaften unter welcher Prägung welche Art von Krieg hervorbringen müssen.
Aber wie Du es auch sagst, brauche ich eigentlich keine Filme, um mir zu vergegenwärtigen, daß Kriege nichts erstrebenswertes sind. Das scheinen in diesem Land und in Europa generell aber Viele zu vergessen. Vielleicht sollte man denen Filme wie DIE SCHLACHT UM ALGIER oder Dokumentarfilme über WK II zeigen, um sie zu erinnern, daß man in einer Nacht zerstören kann, was andere in tausend Jahren errichtet haben.
THE THIN RED LINE wollte ich hier – wie ein paar andere Kriegsfilme – in den kommenden Wochen ebenfalls noch einzeln besprechen, doch es soll auch noch ein längerer Text zum Genre kommen. Malicks Film finde ich wiederum auf andere Art interessant – er steht für mich eher bei Kubricks FULL METAL JACKET, denn er ist m.E. ebenfalls ein Metafilm, der weniger den Krieg selbst verurteilt, als sich kopfschüttelnd von den allzumenschlichen Neigungen der Hybris, des Ehrgeizes und des Neids abwendet.
Dazu demnächst mehr 😉
Sei gegrüßt,
Gavin
Hallo Gavin!
Da ich gerade etwas Zeit habe, wir schon sehr lange nicht mehr kommuniziert haben und mir gerade ein, wie ich finde, ganz interessanter Gedanke kam melde ich mich hier nochmal. Wie ich, glaube ich schon sagte gehören Kriegs- und Antikriegsfilme nicht gerade zu meinen Lieblingsfilmen. Aus ganz verschiedenen Gründen, denke ich, die mir sicher selbst nicht alle ganz klar sind. Natürlich bin ich, wie jeder geistig halbwegs gesunde Mensch, gegen Krieg, was bei meiner Beurteilung dieser beiden so verstörend schwer zu trennenden Genres zweifellos eine Rolle spielt. Als Pazifist würde ich mich hingegen nicht uneingeschränkt bezeichnen wollen, weil ich denke, dass an dissozialen, verblendeten Fanatikern wie den Nazis und dem IS auch Ghandi gescheitert wäre. Insofern lehne ich militärische Verteidigungshandlungen nicht generell ab. Außerdem muss ich zugeben, dass ich bisweilen testosteronbedöst genug bin um mich auch am Reiz des Stahlgewitters, etwa in „Black Hawk Down“, ergötzen zu können – wenn mich dieses ganze Heldengedöns und das selbstverliebte „Wir sind die Guten“ nicht raus bringt. Dies nur mal um nochmal meine geistige Haltung anzudeuten mit der ich solche Filme betrachte.
Was mich an Kriegsfilmen stört dürfte insofern klar sein. Was mich an Antikriegsfilmen ehrlich gesagt stört ist der manipulative Ansatz. Noch dazu eine Manipulation, die bei mir ins Leere laufen muss, wie ich in meinem ersten Post ja schon erklärte. Man muss ja auch keinen Film drehen um mir zu erklären, dass Wasser nass ist. Ich befürchte insofern, dass Antikriegsfilme oft faktisch tendenziell einen anderen Zweck erfüllen oder eine andere Wirkung haben. Sie streicheln die Seele, lullen uns ein in unserer vermeintlichen Friedfertigkeit. Auch hier, könnte man sagen, ist die Botschaft, die übrigens meist allzu simpel vorgetragen wird, „Wir sind die Guten“. Aber auch das gilt natürlich nicht für alle Filme dieses Genres.
Für einen sehr interessanten Beitrag zum Themenkreis Kriegs-/Antikriegsfilm halte ich übrigens Sergio Leones „The Good, the Bad and the Ugly“. Ein Film dessen Botschaft einem nicht wirklich auf dem goldenen Tablett serviert wird, in dem es nach der Wahrnehmung wohl der meisten nur um Western-Geballer und Testosteron geht. Das sehe ich aber ganz anders. Tatsächlich spielt der Krieg, der die Grundlage und den Hintergrund der gesamten Handlung bildet, hier eine eminente Rolle und dringt immer wieder in scheinbar beiläufigen Details in den Vordergrund: angefangen bei dem entbeinten Soldaten zu Beginn des Films, der zu Füßen von Sentenza herum kriecht und sich ihm zum Handlanger andient um etwas Geld für einen Drink zu ergattern, bis hin zu diesem sinnfreien Gemetzel um die hölzerne Brücke. Nirgends wird in diesem Film für irgendeine Seite Partei ergriffen, es wird nichtmal offen gegen den Krieg gewettert, ja man fragt sich, wer in diesem Film überhaupt „der Gute“ sein soll. Der Krieg ist hier ein mörderisches Spiel, das halt gespielt wird, egal warum, dem sich die drei Hauptfiguren des Films aber weitgehend entziehen und es nur insoweit wahrnehmen, als sie darin die Gelegenheit sehen ihren Vorteil daraus zu ziehen: die geraubte Armeekasse. Das ist umso interessanter als die Hauptfiguren symbolhaften Charakter haben: der ein wenig aristokratisch anmutende Sentenza, der verlotterte Vollprolet Tuco und der rätselhafte Blonde, der kaum besser zu sein scheint als die beiden anderen. Außer, und das halte ich für entscheidend, in Nuancen. Denn er nimmt seine Umwelt nicht nur als Quelle möglichen Reichtums wahr, wie Sentenza und Tuco, sondern entwickelt stellenweise sowas wie Mitgefühl – wenn er z.B. den jungen, sterbenden Soldaten an seinem Zigarillo ziehen lässt oder dem schwer verwundeten Hauptmann seinen Wunsch erfüllt die unselige Brücke zu sprengen – und hat auch sowas wie Gerechtigkeitsempfinden – denn er gesteht Tuco seinen Anteil zu, was umgekehrt wohl nicht zu erwarten gewesen wäre – von Sentenza schon gar nicht.
„The Good, the Bad and the Ugly“ ist sicher kein lupenreiner Antikriegsfilm, zumal er ja einen ziemlichen Waffenkult betreibt. Aber eine sehr interessante und vielschichtige Herangehensweise an das Thema Krieg, und angenehmer Weise auch nicht so schmerzhaft manipulativ und oberlehrerhaft wie manch klassischer Film dieses Genres. Wobei ich einräumen muss, dass ich sehr viele klassische Antikriegsfilme auch einfach nicht kenne. „The killing Fields“ und „Full Metal Jacket“ z.B. habe ich noch nicht gesehen.
Dies mal als Lebenszeichen und eventuellen Diskussionsstoff. Sei herzlich gegrüßt,
MB
Hallo M.B.!
THE GOOD, THE BAD AND THE UGLY ist ein gutes Beispiel, wie man den Krieg zumindest diskreditieren kann, ohne ihn zentral zu thematisieren, da hast Du allerdings recht. Ähnlich ist es mit dem allseits als gescheitert betrachteten TODESMELODIE von 1971. Es gibt da eine Szene, in der massig Zivilisten in einem Graben erschossen und verscharrt werden. Leone imaginiert Babi Jar, wenn man so will. Es ist wahrscheinlich die weitaus bessere Art, gegen den Krieg zu polemisieren, wenn man kommentar- und scheinbar urteilslos zeigt, was er anrichtet.
Ähnlich macht es THE KILLING FIELDS, den ich Dir wirklich empfehlen kann, vom Thema einmal abgesehen, ist es einfach ein sauguter Film. FULL METAL JACKET wiederum trifft auf Deine Einschätzung zu, daß Antikriegsfilme meist offene Türen einrennen. Allerdings sehe ich in FULL METAL JACKET so etwas wie einen Metafilm, der sich eher des Wesens der Menschen (Männer) annimmt, die meinen, in Kriege ziehen zu müssen, als daß er wirklich als Anti-Kriegsfilm funkioniert. Ich schreibe gerade noch an einem Text zu THE THIN RED LINE, vielleicht kennst Du ihn?, der ähnlich vorgeht, wie Kubricks Film. Beide sind zumindest als künstlerische Beiträge zum Thema „Wesen des Menschen“ interessant.
Mal grundsätzlich: Das Genre Kriegsfilm liegt auch mir nicht wirklich. Eher ein Treppenwitz, daß ich nun gerade dieses Thema als erstes hier so aufbringe. Wenn Du mal Lust und Zeit hast – ganz oben auf der Startseite findest Du meinen Essay zum Thema, allerdings lang, sehr lang 😉
Ich melde mich im Laufe des Tages auch an anderen Stellen wieder, bin gerade etwas in Hatz.
Bis später!
Grüße,
Gavin
P.S: Es freut mich wirklich sehr, Dich hier bergüßen zu dürfen!
Hi Gavin!
Ja, diese monumentale Szene aus „Todesmelodie“ (Tsts, diese deutschen Verleihtitel!) hat mich förmlich umgehauen. Ein sehr gutes Beispiel für diese krassen, aber beiläufigen Brüche, die so typisch für Leone sind. Auch sein Changieren zwischen Pathos, Melancholie und teils derbem Witz, zwischen sehr sensiblen und brachialen Momenten und seinen Umgang mit Zeit finde ich grandios. Am extremsten wohl in „Once upon a Time in America“ zu sehen. „Todesmelodie“ halte ich auch für einen großartigen Film. Viele meiner Freunde störten sich immer an der Filmmusik. Ich hingegen mag auch die und habe mir seinerzeit sogar die Schallplatte gekauft. Leider fehlt der Film noch in meiner Sammlung. Rod Steiger wirkt hier so ein bisschen wie eine Neuauflage von Tuco, reicht aber an Wallach nicht ganz heran, finde ich. Großartig übrigens auch die Anfangssequenz mit den der Völlerei frönenden Kutschenpassagieren. Natürlich auch hier effektvoll kontrastierend zum pinkelnden Wegelagerer Steiger (an seinen Filmnamen erinnere ich mich nicht).
„The Killing Fields“ und „Full Metal Jacket“ werde ich mir gelegentlich mal ansehen. Letzteren hätte ich kürzlich mal auf Arte sehen können, glaube ich. Da gab’s eine Kubrick-Reihe. Habe ich aber verpasst. Kubrick ist für mich überhaupt noch ein relativ unentdecktes Land. Was ich bisher von ihm gesehen habe gefiel mir meist nicht so besonders. Außer „Shining“. Das ist aber alles schon sehr lange her. Ich spiele mit dem Gedanken mir die Kubrick-Box zu kaufen. Da ist auch „Full Metal Jacket“ mit drin.
„The Thin Red Line“ finde ich aber sehr gut. Sehr ungewöhnlich.
Deine Texte sind übrigens wirklich sehr lang. Auch sehr gehaltvoll. Aber ich finde Du könntest stellenweise ein bisschen straffen. Dies nur als kleine konstruktive Anregung.
Sei mir gegrüßt, und auf bald mal wieder,
MB
Hallo M.B.!
Ich teile Deine Faszination für Leone bedingt. ONCE UPON A TIME IN THE WEST gehört zu meinen absoluten und unverbrüchlichen Favoriten, THE GOOD, THE BAD AND THE UGLY und TODESMELODIE kommen gleichauf danach. Die ersten beiden Dollarfilme habe ich wohl zu oft gesehen, mittlerweile langweilen sie mich richtiggehend. Und ONCE UPON A TIME IN AMERICA? Da bin ich ein Frevler, der Fillm, der sicher seine Momente hat, kann mich in keiner der 4 Fassungen, die ich kenne, wirklich überzeugen.
Den Krieg eher nebenbei zu erzählen oder aber lediglich die Auswirkungen zu zeigen, finde ich eigentlich immer noch die beste Methode, ihn filmisch zu verdammen. Coppolas GARDEN OF STONE ist so ein Beispiel dafür. Oder TAXI DRIVER, wo der Krieg eine größere Rolle spielt, als man denken wollte.
Wenn Kriegsfilme nicht gerade Deins sind, würde ich FULL METAL JACKET nur unter Vorbehalt empfehlen. Kubrick kommt schon auf einer sehr konkreten Ebene zur Sache. Der Film ist wie ein Angriff auch auf den Zuschauer. THE KILLING FIELDS erfüllt da eher schon die Form eines klassischen Dramas. Und ist spannender und ergreifender…
Ich wünsche Dir was,
auf ganz bald, sei gegrüßt,
Gavin
P.S. Die Länge der Texte war ja einer der Gründe für nen Blog 😉
Hallo Gavin!
Ja, die ersten beiden Dollar-Filme finde ich auch lange nicht so gut. Da hatte Leone seinen Stil noch nicht gefunden. Die sind ja doch recht anders als „The Good, the Bad…“ und die drei „Es war einmal…“-Filme, die sich alle drei durch einen sehr breiten epischen und fast schon surral märchenhaften Stil („Es war einmal in America“ in letzterem allerdings etwas weniger) auszeichneten. „Once upon a Time in America“ ist natürlich ein ganz schöner Brocken, auch erzähltechnisch. Man muss dafür schon in Stimmung sein, auch wegen dieser depressiven Tendenz des Films. Aber ich finde ihn großartig. Allerdings wusste ich gar nicht, dass es davon verschiedene Versionen gibt. Ich habe das „Special Edition 2-Disc-Set“.
„Garden of Stone“ kenne ich auch noch nicht. Und „Taxi Driver“ ist auch so eine schmerzliche Wissenslücke bei mir. Der steht aber ziemlich weit oben auf meiner Wunschliste. Scorsese habe ich ja auch erst jüngst und eher zögerlich entdeckt. „Gangs of New York“ und „The Departed“ waren nicht eben der beste Einstieg in sein Werk. „Shutter Island“ finde ich aber ganz groß.
Von „Full Metal Jacket“ und „The killing Fields“ kenne ich zumindest Ausschnitte. Ich glaube schon, dass mir ersterer gefallen wird. Ich glaube er ist recht satirisch, ein wenig wie „Dr. Seltsam“, oder? Bei „Killing Fields“ bin ich mir nicht sicher. Ich weiß nicht mehr warum, aber ich fühlte mich nicht angefixt. Ich erinnere mich übrigens auch noch dunkel an einen Vietnam-Film von De Palma, den ich gut in Erinnerung habe. Ich glaube er war mit Michael J. Fox und Sean Penn. Bin ja ansonsten kein De Palma-Fan. Ein anderes interessantes Beispiel ist, finde ich, „Savior“ mit Dennis Quaid, bei dem man darüber streiten könnte ob es dabei überhaupt im Kern wirklich um den Krieg geht oder ob der, weit mehr noch als in „The Good, the Bad…“, nur Bühne ist.
Gegen lange Texte ist auch nicht generell etwas zu sagen, wenn es der Inhalt fordert. Ich kam auch nur drauf, weil ich gerade einen von Dir gelesen hatte bei dem ich fand, dass Du Dich zu oft wiederholtest ohne voran und zum Punkt zu kommen. Weiß leider gerade nicht welcher es war. Inhaltlich finde ich Deine Rezensionen sehr interessant und nahrhaft. Formal aber meist auch.
Liebe Grüße und bis in Kürze,
MB
Hallo M.B.!
Ich denke, im richtigen Moment angeschaut, kann man FULL METAL JACKET die Klasse schlicht nicht absprechen. Wobei ich gerade bei dem Film erleben musste, als ich aus dem Kino kam, ich meine der Film sei 87 angelaufen, und hinter uns ein paar Jungs rauskamen und meinten, das sei schon ähnlich geil wie Rambo, wobei Teil II da schon gelaufen war. Der Künstler hat also so oder so wenig Möglichkeiten, über sein Werk zu wachen, wenn sich erst die seltsamsten Vergleichsmöglichkeiten anbieten. Man kann also auch Kubricks Film offenbar vollkommen mißverstehen oder sich einfach an der Action ergötzen. Und Action wird geboten, wenn auch anders, als man es erwartet. Satirisch im Sinne von DR. STRANGELOVE würde ich ihn aber nicht nennen, dazu ist v.a. die erste Stunde zu…hm. Weiß nicht, wie man das nennen soll. Ein echter Angriff auf die Sinne.
SAVIOUR kenne ich gar nicht, nicht mal dem Namen nach, muß ich mal ein wenig recherchieren. ONCE UPON A TIME IN AMERICA hatte doch so eine endlose Veröffentlichungsgeschichte. Erst kam er in der Langfassung, dann um 2 Stunden gekürzt, dann die chronologisch geschnittenen TV-Fassung, schließlich der Director´s Cut usw. Ich hab ihn über die Jahre in 4 unterschiedlichen Fassungen gesehen und die ursprüngliche, ich glaube fast 5stündige, hat mir am ehesten zugesagt. Das ist episch, das nimmt sich Zeit und breitet dieses Panorama aus Zeitgeschichte, Freundschaft, Gewalt und Untergang breit vorm Publikum aus. Aber dennoch war mir das immer alles etwas zu gewollt. Zumal ich die Nähe zu Coppolas GODFATHER II schon erstaunlich fand. Aber wie auch immer, ein großer Film bleibt es so oder so.
FULL METAL JACKET wollte ich eh auch noch mal besprechen, jetzt hab ich auch mal wieder Lust, den zu schauen, nachdem wir drüber gesprochen haben.
Bis ganz bald,
Grüße,
Gavin
Hi Gavin!
Das ist genau das was ich meinte. Man kann keinen Film so machen, dass er auch bei jedem im Publikum das auslöst was man beabsichtigte. Das ist natürlich einerseits auch ganz gut so. Sonst wären die Menschen ja zu leicht zu manipulieren. Andererseits ist es natürlich auch erschütternd zu sehen, dass manche Menschen die Welt dermaßen durch Schablonen betrachten, sodass selbst die offensichtlichsten und einfachsten Dinge nicht an sie heran kommen und kein Nachdenken in ihnen auslösen.
„Savior“ ist ein Film, der im Jugoslawien-Krieg spielt. Ich hatte ihn mal rezensiert. Die Handlung erinnert mich stark an den John-Ford-Klassiker „Spuren im Sand“, allerdings weitestgehend ohne humorige Anflüge. Produzent war übrigens Oliver Stone. Der Regisseur heißt Predrag Antonijević. Ich finde ihn sehr gut. Auch teils ziemlich drastisch. Aber es geht vor allem um die gefühlsmäßige und weltanschauliche Entwicklung eines Mannes den der Krieg sehr hart getroffen und der sich schuldig gemacht hat. Ein sehr ergreifender, eher kleiner Film, den übrigens Roger Ebert, laut Wikipedia, in Anspielung auf Truffaut als einen „richtigen Antikriegsfilm“ bezeichnete.
Ja, das geht mir auch dauernd so, wenn ich Rezensionen lese und darüber diskutiere. Das regt den Appetit an. Vermutlich hat Amazon u.a. deshalb seine Rezensionsforen. Ich werde mir in Kürze mal wieder den „Seewolf“ vorknöpfen.
Sei herzlich gegrüßt,
MB
Hallo M.B.!
Nein, man wird definitiv die letztendliche Wirkung (s)eines Kunstwerks nicht bestimmen können. Derart mißverstanden zu werden, war ja einigen Künstlern beschieden. Dann ist die nächste Frage: Unvermögen des Künstlers oder minderbeittelte Wahrnehmungsfähigkeit beim Rezipienten?
Ich hab mich mal nach SAVIOUR umgetan. Also, wenn ich den Angaben auf der Amazon-Seite folge, wird der momentan zu Preisen gehandelt, die ich vielleicht für eine Originalkopie von Abel Gance´ NAPOLEON zahlen würde, oder so. Manchmal fragt man sich, wie die auf diese Phantasiesummen kommen. Aber der Film klingt sehr interessant, ich werde die Augen offenhalten nach günstigeren Angeboten.
Nach all dem Schlachtenlärm habe ich mich nun wieder den etwas ruhigeren, doch nicht weniger spannenden Gefilden filmischen Wirkens zugewandt und schreibe über eins meiner erklärten Lieblingsgenres: Horrorfilme. Und zwar mal wieder die ganz alten. Herrlich, daß man Filme wie DR. CYCLOPS oder GRAF ZAROFF – GENIE DES BÖSEN nun endlich in vertretbaren Fassungen bekommen kann.
Sei mir herzlich gegrüßt und auf ganz bald,
Gavin
Hi Gavin!
Das mit der „Savior“-DVD ist bizarr. Ich habe den Film mal als Beilage zur Zeitschrift „SFT“ erworben. Beziehungsweise umgekehrt, denn die Zeitschrift interessierte mich nicht die Bohne. Mittlerweile habe ich ihn mindestens noch ein oder zweimal als Heftbeilage irgendwelcher Magazine gesehen. Vielleicht findest Du ihn ja mal auf diese Weise zu erträglichen Konditionen. Allerdings scheint diese DVD-Beilegerei abgenommen zu haben.
Ja, ich habe schon gesehen, dass Du Dich verschärft alten Grusel-Perlen gewidmet hast. Die meisten kenne ich wohl nicht. Da werde ich mich auch mal ein bisschen durchschmökern.
Melde mich dann wieder. Sei herzlich gegrüßt,
MB
Hallo M.B.,
was die Preise bei Amazon angeht, habe ich schon die erstaunlichsten Dinge erlebt. CARLITO´S WAY war mindestens 2 Jahre lang mit 63 Euro angegeben. Dann fiel der Preis plötzlich und rapide auf 6,99 Euro oder sowas. Ich denke mir, es hat mit den diversen VÖ-Rechten zu tun? Mag so sein…
Ich arbeite an einem längeren Text zu den alten Gruselfilmen, gebe mir aber große Mühe, nicht wieder vom 100sten ins 1000stel zu kommen 😉
Bis ganz bald,
sei gegrüßt,
Gavin