IN GEHEIMER KOMMANDOSACHE/STRATEGIC AIR COMMAND

„Dutch“ Holland (James Stewart), der im Krieg Bomberpilot war, ist erfolgreicher Spieler beim Baseball-Team der St. Louis Cardinals. Da er Reserveoffizier ist, wird er einberufen, da die Luftwaffe erfahrene Piloten braucht. Obwohl seine Frau Sally (June Allyson) lieber in St. Louis bliebe, wo ihr Vater lebt, ist sie bereit, die 21 Monate, die der Einzugsbefehl umfasst, mit Dutch nach Fort Worth auf die Air Base Carswell zu gehen.

Hier tauscht das Ehepaar ihr gerade eingerichtetes Heim gegen eine Lutbarracke ein und sie müssen sich – jeder für sich – erst einmal mit den Anforderungen des neuen, auch entbehrungsreichen Lebens arrangieren. Für Dutch bedeutet dies, mit dem ehrgeizigen General Hawkes (Frank Lovejoy) klar zu kommen, der seinem Offizier klar macht, daß nun andere Bedingungen gelten, als noch zu Kriegszeiten; Sally muß sich vor allem mit den langen Abwesenheitszeiten ihres Mannes abfinden, der  zunächst eine B-36, später mit eigenem Kommando auch eine neue, noch in der Erprobungsphase befindliche B-47 fliegt. Zudem ist sie schwanger und muß die Monate bis zur Geburt ebenfalls größtenteils allein durchstehen.

Dutch macht mehrfach deutlich, daß er den Einzugsbefehl für unnötig hält, da er Jahre keine Maschine mehr geflogen sei und sich mit den neuen Maschinen sowieso nicht auskenne. Auch andere in den Mannschaften sind unzufrieden, da sie sich gerade zivile Leben aufgebaut hatten und nun aus diesen heraus gerissen wurden. Zudem ist die Bezahlung schlecht.

Bei einem Langstreckenflug über Grönland kommt es zu einer Notlandung, als einer der Motoren der Maschine Feuer fängt. Die gesamte Mannschaft springt ab, nur Dutch und sein Funker Ike Knowland (Alex Nicol), den er schon aus dem Krieg kennt und mit dem Dutch befreundet ist, bleiben an Bord. Dutch hat sich bei der ruppigen Bruchlandung eine Verletzung am Arm zugezogen. Dennoch gelingt es den beiden, einige Tage im Wrack zu überleben, bis die Suchmannschaften sie finden. In der Air Base auf Grönland erfährt Dutch, daß er Vater eines gesunden Mädchens geworden ist.

Durch die Geschehnisse in Grönland steigt Dutch im Ansehen bei General Hawkes und wird zum Colonel befördert. Er erklärt Sally, daß er sich entschieden habe, seine Baseball-Karriere zunächst aufzugeben, um weiterhin der Air Force zu dienen und die vollen 21 Monate abzuleisten, obwohl er eigentlich seine Entlassung beantragen wollte. Sally ist zunächst entsetzt, sieht aber ein, daß ihr Mann recht damit hat, daß er wichtige Arbeit fürs Vaterland und den Frieden leistet. Seine Entscheidung hat auch Auswirkung auf die anderen eingezogenen Reservisten wie Ike, die teils sehr unzufrieden waren, nun aber seinem Beispiel folgen.

Dutch testet von Florida aus die B-47 und macht mit ihr weite Flüge. Bei einem dieser Flüge bricht die Schulterverletzung wieder auf und Dutch kann die Maschine nicht mehr steuern. Mit Hilfe seines Bordingenieurs bringt er sie sauber runter. Doch nun ist klar, daß er nicht mehr wird fliegen können. Allerdings ist auch seine Karriere beim Baseball aufgrund der Erkrankung beendet. Er wird entlassen und es steht ihm offen, als Manager ein Team in der Liga zu übernehmen.

Neben fünf wegweisenden Western, drehten der Regisseur Anthony Mann und der Schauspieler James Stewart drei gemeinsame Filme, die zwar sehr erfolgreich waren, aber nicht annähernd die Qualität aufwiesen, die erstere hatten. Neben dem sehr beliebten THE GLENN MILLER STORY (1954) waren dies der direkte Vorgänger THUNDERBAY (1953) und STRATEGIC AIR COMMAND (1955). Während ersterer ein Werbefilm für die Ölindustrie war, der unverfroren die Behauptung aufstellte, die Ausnutzung der Ressourcen im Golf von Mexiko sei problemlos mit den Belangen der dortigen Krabbenfischer vereinbar, war letzterer ein glasklarer Propagandafilm der amerikanischen Luftwaffe, die sich materiell massiv an der Produktion beteiligte. In beiden Fällen hatte der Schauspieler Stewart großes persönliches Interesse an den Filmen, da er sowohl Investor in Ölaktien war, als auch ehemaliger Bomberpilot, der sich der Luftwaffe verpflichtet fühlte und zudem – er war entgegen vieler seiner Rollen ein beinharter Konservativer – von der abschreckenden Wirkung auch atomarer Bewaffnung überzeugt war. Er ging also mit echter ideologischer Überzeugung an die Arbeit. Dennoch – oder gerade deshalb – müssen beide zu Stewarts schwächeren Filme gezählt werden.

Anders als bei anderen Werken, beteiligte sich die Luftwaffe nicht direkt an der Produktion, unterstützte sie weder finanziell, noch hatte sie sie gar in Auftrag gegeben, was durchaus schon vorgekommen war. Stewarts Interesse an dem Film erleichterte es, bei der Paramount die Mittel aufzutreiben, die Luftwaffe beteiligte sich mit großzügigen Drehgenehmigungen und Unterstützung durch Flugzeuge und Mannschaften. Doch der ganze Aufwand kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß es dem Film ebenso an einer überzeugenden Story, wie an Dramatik oder auch nur überzeugenden Charakteren mangelt. Stewart spielt einen ehemaligen Luftwaffenoffizier, der eigentlich ausgemustert wurde und gerade seine Karriere als Baseball-Profi wieder aufnimmt, als ihn erneut der Ruf des Vaterlandes erreicht. Da er als Reservist weiterhin vereidigt ist, kann er sich nicht entziehen. So zieht er mit seiner schwangeren Frau nach Fort Worth, wo die neuen, extrem weitreichenden B-46-Bomber getestet werden. Nach anfänglichem Widerstand sieht er aber ein, daß sein Platz im Cockpit, nicht an der Baseline ist, und erklärt sich bereit, weiterhin zu dienen.

Da der Film nahezu keinen Spannungsbogen aufweist, blieb Mann und Kameramann William H. Daniels nicht viel anderes übrig, als Starts und Landungen, Flugmanöver und Luftaufnahmen möglichst spektakulär in Szene zu setzen, um ihr Publikum zu fesseln. Zudem  nutzte Mann einen bombastischen Soundtrack von Victor Young, der eher seinen Western zu Gesicht gestanden hätte, als einem Wehrfilm der Luftwaffe. Zumal im Film selbst dauernd betont wird, wie nüchtern und rational man als Pilot zu sein habe, um den schwierigen Anforderungen des Jobs gerecht zu werden. Dennoch wird jede Flugbewegung – eben auch musikalisch – mit Grandezza und Pomp inszeniert. Das Drehbuch setzt, um dem Ganzen irgendein dramaturgisches Potenzial abzugewinnen, auf die ehelichen Spannungen zwischen Stewart und seiner Frau, die – wie bereits in THE GLENN MILLER STORY – von June Allyson gespielt wurde. Obwohl Gattin Sally dauernd behauptet, glücklich zu sein, wenn sie sich nur an der Seite ihres Mannes wisse, leidet sie also zusehends unter den Abwesenheiten während seiner Langstreckenflüge und dem Wissen um die Gefahr; immerhin fliegt er Flugzeug-Typen, die noch in der Entwicklung sind. So kommt es schließlich auch zu einer spektakulären Notlandung in Grönland, die als actionreicher Höhepunkt des Films zu betrachten ist und mit deutlich als solchen erkennbaren Modellen gefilmt wurde. Doch sieht auch Sally – natürlich – ein, wie wichtig die Arbeit ihres Mannes für die nationale Sicherheit ist und nimmt ihn liebend in die Arme, wenn er müde vom Einsatz für das Vaterland heimkehrt. In ihrer nur von gelegentlichen – dann auf ihre Schwangerschaft geschobenen – Ausbrüchen von Hysterie unterbrochenen Unterstützung für ihren Gatten, erinnert sie ebenfalls an Hellen Miller, die Musikergattin. Nicht nur diese Ähnlichkeiten ließen Stewart-Biograf Donald Dewey anmerken, STRATEGIC AIR COMMAND ähnle der THE GLENN MILLER STORY, nur ohne Musik[1].

Deweys Buch ist auch zu entnehmen, daß Anthony Mann sich sowohl über STRATEGIC AIR COMMAND wie auch über THUNDER BAY abfällig geäußert und dies zum Bruch zwischen ihm und James Stewart beigetragen habe[2]. Diese Einschätzungen waren aber richtig, einerlei, ob das Stewart gefallen hat oder nicht. Wobei Mann selbst mit eher faden Inszenierungen daran nicht ganz unbeteiligt gewesen ist. Mögen die Drehbücher für beide Filme auch eher schwach gewesen sein, die Umsetzung war es nicht minder. Wobei man STRATEGIC AIR COMMAND immerhin attestieren muß, daß er mit teils großartigen Aufnahmen der Flüge aufwarten kann und die technikverliebten 50er Jahre so mit vor allem bei Männern und Jungs beliebtem Material bediente. Die Tankbefüllung hoch über der Arktis ist da ebenso zu nennen, wie der frühe Flug in einer B-36 gen Alaska, wobei man die Maschine mehrfach aus Wolken auf- und in Wolken eintauchen oder im Gegenlicht der aufgehenden Sonne dahingleiten sieht. Erhaben und gebieterisch schwebt da diese „Festung der Lüfte“ und stellt amerikanisches Technik-Know-How ebenso aus, wie sie das Gefühl vermittelt, daß der amerikanische Bürger ruhig schlafen kann, denn dort droben wacht sie, die Air Force, und beschützt das gottesfürchtige Amerika. Und genau das ist der ganze Sinn des Films: Diese technische und militärische Überlegenheit darzustellen.

Die 50er Jahre waren geprägt von einer politischen Paranoia par excellence. Die Hatz auf alles vermeintlich „Linke“, von Kommunisten ganz zu schweigen, war auch über Hollywood hinweg gefegt, hatte Karrieren zerstört und Freundschaften in die Brüche gehen lassen. Waren im Western noch gelegentlich kapitalismuskritische Untertöne zu spüren und ließ Hollywood es ebenfalls zu, daß junge Filmemacher wie Sidney Lumet mit Filmen wie 12 ANGRY MEN (1957) oder Elia Kazan mit ON THE WATERFRONT (1954) durchaus liberale Stoffe bearbeiteten, bereitete Hollywood mit einer Flut ebenso patriotischer wie oft auch nur ambivalenter Filme – bspw. Don Siegels INVASION OF THE BODY SNATCHERS (1956), den man sowohl antikommunistisch lesen wie er auch exakt gegenteilig interpretiert werden konnte – der Paranoia den Weg, befeuerte sie und spiegelte sie als gesellschaftlichen und kulturellen Zustand wider[3]. Dewey erklärt den Erfolg von STRATEGIC AIR COMMAND, der immerhin an sechster Stelle der erfolgreichsten Filme des Jahres 1955 lag, in seiner Stewart-Biografie dann auch mit eben dieser Paranoia[4]. Doch vergleicht man das eher harmlose Werk mit wirklichen Paranoia-Produkten wie Siegels Film oder auch Gordon Douglas` THEM! (1954), greift die Erklärung nicht ganz. Denn von Paranoia, militärischer Dringlichkeit oder gar Feindberührung ist hier nichts zu spüren. Zwar behaupten alle Beteiligten dauernd, wie wichtig ihre Arbeit sei, damit der Frieden erhalten bliebe, wie wachsam und wehrhaft die Armee, die Flotte und vor allem die Luftwaffe sein müssten, um den „neuen“ Gefahren zu begegnen, doch bleiben dies eben Behauptungen, die der Film nie bestätigt.

So sollte man STRATEGIC AIR COMMAND wohl eher unter „Leistungsschau“ abheften und ihn als Werbefilm der Air Force betrachten, zumal der Mangel an echter Dramatik den Eindruck vermittelt, daß der Job zwar anstrengend und schlecht bezahlt wird, aber Abenteuer verspricht und letztlich ungefährlich ist. Daß Stewarts Figur „Dutch“ Holland nach der Bruchlandung in Grönland eine Armverletzung davon trägt und diese ihn schließlich nicht nur unfähig macht, weiter zu fliegen, sondern auch seine Baseball-Karriere beendet, ist zwar bedauerlich, im Kontext des Films aber hinnehmbar, da er sowieso zu altern beginnt und ihm allseits attestiert wird, entweder eine Laufbahn im Innendienst der Luftwaffe einschlagen zu können oder aber Manager eines Ligateams zu werden. So muß das Malheur eben als patriotisches Opfer, als Dienst am Land angesehen werden. General Hawkes attestiert ihm dann auch noch, geholfen zu haben, da er mit gutem Beispiel vorangegangen sei und damit viele Männer überzeugt habe, den Dienst nicht zu quittieren. Er, Hawkes, arbeite hart daran, die Arbeitsbedingungen bei der Air Force für alle zu verbessern. Zum Schluß blicken alle ergriffen in den Himmel auf und schauen einem Geschwader beim Start zu: Sie fliegen. Und sie wachen. Über uns.

 

[1] Dewey, Donald: JAMES STEWART. EIN LEBEN FÜR DEN FILM. Berlin, 1997, S.300.

[2] Eda. S.288ff.

[3] Vgl. zum Thema: Biskind, Peter: SEEING IS BELIEVING OR HOW HOLLYWOOD TAUGHT US TO STOP WORRYING AND LOVE THE FIFTIES. New York/London 1983/200; darin. S.64-70 auch eine Abhandlung zum hier besprochenen Film.

[4] Dewey, S.300.

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