PROMISED LAND

Gus Van Zant führt die Auswirkungen global operierender Konzerne auf die Provinz vor

Steve Butler (Matt Damon) und Sue Thomason (Frances McDormand) arbeiten als Vertreter für das Energieunternehmen Global Crosspower Solutions. Das Unternehmen arbeitet vor allem mit der umstrittenen Methode des Frackings, was die Arbeit der Vertreter erschwert. Butler, der ein sehr erfolgreicher Vertreter ist und eine Menge Abschlüsse zu für die Firma günstigen Konditionen trifft, wird eine Beförderung in Aussicht gestellt. Zuvor soll er allerdings noch einmal in einer kleinen Ortschaft in Pennsylvania tätig werden, wo das Unternehmen große Erdgasvorkommen entdeckt hat.

Da Butler selbst aus einer ländlichen Region stammt, die wie die nun betroffene wirtschaftlich langsam vor die Hunde geht, er also die Denk- und Lebensweise der Bevölkerung, der Farmer und Kleinstadtbewohner kennt, traut man ihm zu, auch nun wieder erfolgreich im Sinne des Unternehmens arbeiten zu können. Er soll Menschen, die ökonomischer und sozialer Abstieg droht dazu überreden, sich einem global operierenden Konzern anzuvertrauen.

Butler und Thomason fahren also nach Pennsylvania und nehmen schnell Kontakt mit den Farmern auf. Schnell schließen die beiden einige Verträge mit denen ab, die in der ärmlichen Region keine Zukunft mehr für sich und ihre Familien sehen.

Auch der Bürgermeister der kleinen Ortschaft, die in der Region liegt und die darunter leidet, daß eine Fabrik geschlossen wurde, die hier für Beschäftigung gesorgt hatte, soll überzeugt werden, für die Stadt einen allgemeinen Vertrag abzuschließen. Butler deutet dem Mann gegenüber an, daß dies auch für ihn persönlich finanzielle Vorteile haben könnte. Andererseits, so droht Butler, werde er sein Angebot nur ein einziges Mal machen. Danach würde er die Stadt verlassen und eine andere Gemeinde werde von einem Deal profitieren. Butler verschweigt allerdings die reelle Gewinnspanne, um die es hier geht. Denn es geht um Hunderte Millionen Dollar.

Bei einer Bürgerversammlung malt Butler die Zukunft der Stadt in hellsten Farben, muß aber feststellen, daß er auf Widerstand stößt. Frank Yates (Hal Holbrook), ein ehemaliger Ingenieur und Lehrer, weiß um die realen Gefahren des Frackings. Ruhig, unaufgeregt und ohne Aggression erklärt er seine Einwände. Und offenbar stehen einige der Stadtbewohner hinter ihm.

Butler und Thomason beginnen nun, jeden einzelnen Grundstücksbesitzer innerhalb der Gemeinde aufzusuchen und die Leute zu bearbeiten. Sie wollen sie überzeugen und arbeiten dabei mit allen lauteren und einigen unlauteren Mitteln.

Thomason, die selber einen Sohn hat, der vorübergehend in Texas bei seinem wenig geliebten Vater lebt und den sie lediglich via Skype sehen und sprechen kann, sieht ihre Arbeit als reinen „Job“. Sie macht sich wenig Gedanken darüber, was für Folgen dieser „Job“ für die haben könnte, denen sie die Schürfrechte abkauft. Butler sieht die Sache etwas kritischer, denkt aber vor allem an seine Aufstiegschancen innerhalb der Firma.

Thomason bändelt ein wenig mit dem Tankstellenbesitzer Rob (Titus Welliver) an, der ihr zu verstehen gibt, daß sie sich mit den Leuten anfreunden müsse, um sie zu überzeugen. Die Bewohner des Örtchens seine stolz und mißtrauisch gegenüber Fremden.

Butler lernt abends in einer Bar Alice (Rosemarie DeWitt) kennen und flirtet mit ihr. Doch im Grunde verachtet er die Bewohner der Stadt, in denen er sich selbst erkennt und deren Leben er hinter sich gelassen zu haben glaubt.

Dustin Noble (John Krasinski) taucht in der Stadt auf. Noble ist ein Umweltaktivist, der selbst von einer Farm stammt, die durch Fracking ruiniert wurde. Anders als Thomason weiß er die Bürger in der Stadt schnell für sich einzunehmen. In der Bar spielt es abends eine Band und jeder, der will, darf sich am Mikro versuchen. Während Thomason auf Robs Drängen hin einen eher bescheidenen Auftritt hinlegt, weiß Noble schnell die Menge in der Bar für sich einzunehmen.

Butler bietet Noble Geld an, damit er mit seiner Kampagne aufhört. Noble nimmt das Geld, nutzt es dann aber, um seine Kampagne zu professionalisieren und Plakate und Schilder aufzustellen, die mit drastischen Bildern vor den Gefahren des Frackings warnen.

Butlers Versuche, mit den potentiellen Vertragspartnern ins Gespräch zu kommen, werden zunehmend schwieriger. Einige der Männer in der Stadt reagieren sogar ausgesprochen aggressiv auf ihn. Erst recht, als er ihnen aus der Position eines Mannes, der die gleiche Herkunft hat, erklärt, daß ihre Lebensweise keine Zukunft mehr hat und zudem vorgestrig sei.

Auch mit Alice läuft es nicht so, wie er es gern hätte. Im Gegenteil muß er eines Abends mit ansehen, wie sie mit Noble gemeinsam die Bar verlässt.

Bei einem Treffen mit Yates versucht dieser Butler zu verdeutlichen, weshalb er auch trotz hoher Summen nicht an einem Verkauf interessiert ist. Er liebe dieses Land, auch wenn es arm sei und vielleicht nicht einmal schön. Aber es sei eine Heimat. Er attestiert Butler, ein junger Mann mit guten Ansätzen und Veranlagungen zu sein, die er nur falsch einsetze.

Butler überlegt verzweifelt, wie er die Menschen in der Stadt und der Umgebung auf seine Seite ziehen kann. Er beschließt, einen Jahrmarkt zu veranstalten. Zunächst allein, beginnt er, auf einem größeren Gelände Buden und Bühnen aufzubauen. Schließlich helfen ihm einige Männer aus der Stadt. Doch als der Tag des Festes kommt, versinkt die Stadt und mit ihr der Festplatz im Regen.

Der geschlagene Butler wird von Alice aufgelesen. Bei ihr zuhause erzählt sie ihm, daß sie das Geld für die Schürfrechte ganz gut gebrauchen könne, daß die Farm, die sie nicht mehr bewirtschaftet, ihren Eltern gehörte und sie sie nicht aufgeben wolle.

Global Crosspower Solutions gibt sich große Mühe, Butler zu unterstützen und Noble irgendwie zu diskreditieren. Das gelingt schließlich, als auffällt, daß die Bilder von Nobles angeblicher Heimatfarm offensichtlich gefälscht sind. So gibt der Aktivist schließlich auf, Butler stellt ihn zur Rede, denn er will wissen, weshalb Noble mit solch durchschaubaren Mitteln arbeitet? Da gibt Noble zu, Angestellter von Global Crosspower Solutions zu sein.

Die Firma wollte einerseits einen Kontrolleur für Butler und Thomason, zugleich aber auch die Situation an sich kontrollieren. Da man wusste, daß früher oder später Umweltschützer anrücken würden, hatte man sich entschlossen, auch diesen Part gleich selbst zu organisieren und im richtigen Moment zu „beweisen“, daß es mit den Aktivisten nicht viel auf sich hat.

Butler reagiert zutiefst verstört auf diese Eröffnung. Thomason, bei der unklar bleibt, ob sie möglicherweise von der Täuschung wusste, bleibt bei ihrer Haltung, lediglich „einen Job“ zu erledigen. Sie brauche das Geld und könne sich Sentimentalitäten und romantische Anwandlungen nicht leisten.

Es kommt schließlich zur entscheidenden Abstimmung. Erneut trifft sich die Bürgerschaft in der Town Hall, wo der Bürgermeister sich bemüht, die Abstimmung pro Fracking zu beeinflussen. Er erklärt, daß die Stadt finanziell sehr profitieren könne und das Geld dringend brauche.

Butler kommt hinzu und wendet sich an die Bewohner der Stadt. Er erklärt, was es mit Dustin Noble und seinen Bildern auf sich hatte. Er erklärt auch, daß es sich dabei zwar nicht um Nobles Heimatfarm handele, die Bilder aber echt seien. Sie stammten aus Louisiana, wo das Fracking u.a. eine gesamte Rinderherde getötet habe. Auch die Geschäftsmethoden von Global Crosspower Solutions erklärt er: die viel zu billigen Ankäufe der Schürfrechte, daß es um weitaus mehr Geld geht, als er den Betreffenden gesagt habe, daß sie hinters Licht geführt wurden. Zudem beschwört Butler die Gemeinschaft, die er als starken Zusammenhalt erlebt hat.

Thomason informiert ihre Vorgesetzten, woraufhin Butler bereits entlassen wurde, bevor er die Versammlung verlassen hat. Stattdessen darf Thomason nun in die Zentrale kommen; wahrscheinlich wird die Beförderung, die Butler in Aussicht gestellt wurde, nun ihr angeboten.

Butler holt seine Sachen aus dem Hotel und macht sich auf den Weg zu Alice. Sie heißt ihn willkommen und lässt ihn in ihr Haus.

Fracking ist jene hoch umstrittene Methode, Erdgas mittels Bohrungen, bewußt herbeigeführten Rissen im Erdreich und einer speziellen Flüssigkeit zu fördern, deren mittel- bis langfristigen Folgen bisher nicht bekannt sind, von der man jedoch weiß, daß sie schwere Umweltschäden hervorrufen kann. In Deutschland bisher weitestgehend verboten, werden in den USA und anderen Ländern immer größere Territorien freigegeben, um die Methode anzuwenden, verspricht sie doch hohe Gewinne bei relativ günstigem finanziellem Aufwand.

Dave Eggers, Autor solch wegweisender Romane wie THE CIRCLE (2013; Deutsch 2014), in welchem er auf die Gefahren der sogenannten Sozialen Medien wie Facebook und Amazon  hingewiesen hatte, aber auch Drehbuchautor, hatte eine Vorlage geschrieben, die Fracking zum Ausgangspunkt einer Story über Arbeitslosigkeit, Verlust der eigenen Identität und der Methoden der Industrie, die es anwendet, machte. Der Schauspieler Matt Damon und John Krasinski, Schauspieler, Produzent, Drehbuchautor und Regisseur, verfassten gemeinsam ein Drehbuch, das Damon als Regisseur verfilmen sollte. Dazu kam es – wohl aus Zeitmangel – nicht, stattdessen übernahm Gus Van Zant, der bereits bei mehreren Produktionen mit Damon zusammengearbeitet hatte, darunter der Kritiker- und Publikumserfolg GOOD WILL HUNTING (1997), die Regie.

PROMISED LAND (2012) ist eine Studie über ein Land geworden, in dem die Macht der Industrie schier unbegrenzt wirkt, die der Lokalpolitik hingegen beschränkt ist und in dem der einzelne kaum mehr ein Mitspracherecht zu haben scheint. Erst recht nicht, wenn er, wie die Betreffenden im Film, in einer wirtschaftlich langsam sterbenden und immer stärker verarmenden Region lebt. Pennsylvania ist, wie so viele Gebiete gerade im sogenannten rust belt der Vereinigten Staaten, stark von der Wirtschaftskrise betroffen, die Fabriken, die hier jahrzehntelang für Arbeit und einen gewissen, wenn auch bescheidenen Wohlstand gesorgt haben, schließen, die Landwirtschaft, das zweite ökonomische Standbein, kann weder ausreichend Arbeitsplätze sichern, noch kann sie mit den großen Agrarkonglomeraten im Mittleren Westen mithalten. So scheint es für die Vertreter einer Firma wie Global Crosspower Solutions ein Leichtes zu sein, den Landbesitzern die Schürfrechte an den im Boden liegenden Erdgasvorkommen zu recht günstigen Konditionen abzukaufen.

Genau das tun der von Matt Damon gespielte Steve Butler, der Aussicht auf eine Beförderung im Unternehmen hat, die umso aussichtsreicher ist, sollte es ihm gelingen, einige wirklich günstige Abschlüsse zu tätigen, und seine Kollegin Sue Thomason, die von Frances McDormand einmal mehr als eine durch das Leben gezeichnete, leicht verwitterte, taffe und auch skrupellose Frau gespielt wird. In einer Mischung aus schmeichelndem Werben, angedeuteter Bestechung und offenen Drohungen treten die beiden wie eine Art Besatzungsmacht gegenüber Lokalpolitikern, Farmern und den Bewohnern einer kleinen Ortschaft auf, der man sich schlußendlich sowieso nicht widersetzen könne, weshalb es für alle Beteiligten das Beste sei, sich in das Unvermeidliche zu fügen. Buch und Regie machen es sich nicht leicht, indem sie diese beiden als Unsympathen und stereotype Vertreter eines globalen, menschenverachtenden Kapitalismus auftreten lassen, die auf eine homogene, ländliche Gruppe rechtschaffender Bauern treffen. Vielmehr sind es recht gut ausgefeilte Charaktere, die ihre ganz eigenen Geschichten und die daraus resultierenden Ängste und Hoffnungen mitbringen.

Gerade anhand von der Figur von Sue Thomason wird dies verdeutlicht. Auch sie ist wirtschaftlichen Zwängen unterworfen, sie hat einen Sohn, der beim ungeliebten Vater im weit entfernten Texas die Zeit verbringen muß, die die Mutter unterwegs ist. Es ist nur ein Job – das ist Thomasons Credo, um Gewissensfragen und moralische Grauzonen zu umschiffen. Die Zeiten sind hart und jeder muß halt schauen, wo er oder sie bleibt. Daß eine solche Haltung nur mit einem gewissen Zynismus einhergehen kann, zeigt der Film allerdings auch. Butler hingegen ist durchaus ein Karrierist, der selbst aus einer Gegend wie der stammt, die er nun bereist und deren Bevölkerung er bearbeitet, um ihm die Rechte an ihren Feldern und Äckern zu verkaufen. Er ist diesen Gegenden entkommen, er hat lange schon begriffen, wohin die Reise für bestimmte Regionen des Landes geht, er will das Beste aus seinem Leben machen. Was „das Beste“ ist, weiß er allerdings nicht unbedingt zu benennen. Der Aufstieg in der Firma – um nahezu jeden Preis – scheint es anfänglich zu sein, als er bei einem Mittagessen mit Vorgesetzten selbst umschmeichelt und gehätschelt wird. In dem Dorf, wo er nun aufgrund des Widerstands einzelner Bürger länger verweilen muß, als geplant, lernt er nun aber eine junge Frau kennen, eine selbstbewußte junge Frau, die sich von seinem weltmännischen Auftreten kaum beeindruckt zeigt, die ihm aber eine natürliche Sympathie entgegen bringt und ihn zusehends verwirrt. Butler beginnt zu zweifeln. Erst recht, als mit dem von Krasinski gespielten Dustin Noble ein Umweltschützer auftaucht, der mit starken emotionalen Argumenten und einem ausgeprägten Gespür dafür, wie man die Landbevölkerung für sich einnehmen kann, beginnt, Butlers und Thomasons Integrität in Frage zu stellen.

Was für die beiden Vertreter gilt, gilt aber auch für die Bevölkerung des Städtchens. Sie werden weder als homogene Gruppe gezeigt, noch scheut sich das Drehbuch davor, sie zum Teil auch unsympathisch darzustellen. Einige sind schnell bereit, auf die Wünsche der Industrie einzugehen, wittern das große Geld, lassen sich von Butlers und Thomasons Versprechen, die nicht immer redlich sind und auch nicht immer ganz der Wahrheit entsprechen, allzu gern blenden, unterschreiben die Verträge und wähnen sich im Besitz eines Vermögens. Andere werden als primitiv, gewaltbereit und dümmlich dargestellt, also etwa so, wie das Klischee es hinsichtlich der amerikanischen Provinz vorschreibt, und dann gibt es jene, die – unter Führung des ehemaligen Ingenieur und Hochschullehrers  Frank Yates – sich dem Fracking widersetzen wollen, die den Versprechungen nicht glauben, die die Gefahr dieser Methode wittern und auch dem Ausverkauf ihres Landes und immanent ihrer Werte trotzen.

PROMISED LAND zeigt so wie nebenbei auch den Riss in einer Gesellschaft, in der die urbanen Küsten kaum noch Kontakt zu dem haben, was einst das Heartland war, das Herzland, das die Nation verköstigte und mit seinen Erzählungen vom ehrlichen Leben in der Provinz mythologisch speiste. Anhand einer Figur wie der Lehrerin Alice, in die Butler sich ein wenig verguckt, wird aber auch die Widersprüchlichkeit gezeigt, die Angebote wie das der Firma in den Umgarnten auslösen, denn auch sie könnte das Geld gut gebrauchen, versteht aber auch die Abneigung von Yates und seinen Anhängern. Geschickt gelingt es Buch und Regie, eben die Spaltung der Gesellschaft zu antizipieren und im Kleinen spürbar zu machen, die heute, unter einem Präsidenten wie Donald Trump, so deutlich sichtbar wird, deren Auswirkungen wir so überdeutlich sehen können.

Die Volte, die abschließende Pointe des Films besteht aber in der Rolle von Dustin Noble. Er kommt selbst von einer Farm, die aufgrund von Fracking verloren ging, er kann Bilder der teils fürchterlichen Folgen dieser Methode vorzeigen, er weiß aber vor allem die bäuerliche Landbevölkerung zu nehmen. Nachdem Thomason an einem Open-Mic-Abend in der örtlichen Bar einen recht verzagten Versuch unternommen hat, sich als Sängerin zu versuchen und damit den „einfachen Menschen“ verbunden zu zeigen, übernimmt Noble das Mikro und liefert eine durchaus ansprechende Darbietung von Bruce Springsteens Danicin´ In The Dark ab, womit er bei den Gästen, die er mitreißt und zum Singen animiert, punkten kann. Es ist interessant, daß Buch und Regie diesen Song auswählen, denn auch der Titel des Films verweist auf einen klassischen Song des proletarischen Rockers aus New Jersey, der sein Stammpublikum unter genau den Menschen hat, die der Film darstellt.

Doch zurück zu Noble: Anhand seiner Figur wird die ganze Perfidie entlarvt, mit der moderne Konzerne vorgehen. Denn er ist keineswegs der Umweltaktivist, für den er sich ausgibt; vielmehr ist er ein Angestellter von Global Crosspower Solutions. Wohlwissend, daß früher oder später Umweltschutzorganisationen auftauchen würden, hat sich die Firmenleitung entschlossen, den Widerstand gleich selbst zu organisieren. Und zu diskreditieren. Denn Butler entlarvt eines der Bilder, welche die Folgen des Frackings zeigen, als Fälschung. Noble hatte allerdings auch die Aufgabe, Butler und Thomason zu kontrollieren – womit sich einige Ungereimtheiten aufklären, die sich zuvor in der Handlung hinsichtlich des Kenntnisstandes der Firmenleitung über die Erfolge von Butler und Thomason ergeben.

Allerdings lassen sich auf diesem Wege nicht alle Ungereimtheiten erklären, die der Film seinem Publikum bietet. Unter anderem fragt man sich, weshalb ein einzelner Umweltaktivist vor Ort andere Organisationen davon abhalten sollte, ebenfalls tätig zu werden? Und auch die Bereitschaft einiger der Landwirte, die der Film zeigt, Yates zu folgen, wirkt nicht unbedingt glaubwürdig. Zwar wird der alte, von Hal Holbrook mit all der ihm zur Verfügung stehenden Autorität ausgestattete Lehrer als Institution dargestellt, doch leuchtet es kaum ein, weshalb nicht viel mehr aus der Bevölkerung bei der immer wieder heraufbeschworenen und auch gezeigten Verelendung bereit sein sollten, sich in die Arme eines Konzerns zu begeben, der hohe Renditen verspricht. Der Film ist von 2012, was man bedenken sollte, doch gerade heute, acht Jahre nach Erscheinen, weiß man umso besser, daß viele Amerikaner längst nicht mehr bereit sind, sich rationalen Argumenten zu beugen und sich von Fakten überzeugen zu lassen. Das ist nicht nur eine Folge der Präsidentschaft Donald Trumps, sondern hat seine Ursprünge viel, viel früher in einer immer stärker auseinanderdriftenden Gesellschaft. Vor diesen Fragen verblassen dann kleinere Fragwürdigkeiten des Drehbuchs – u.a. will Butler ein Volksfest veranstalten und beginnt allen Ernstes, allein die dafür erforderlichen Bühnen und Buden aufzubauen – ein wahrlich verzweifeltes Unterfangen.

Auch die Auflösung des Films – Butler zeigt sich schließlich schockiert vom eigenen Tun und der Skrupellosigkeit seines Arbeitgebers und gibt bei einer letzten Anhörung vor der Bevölkerung der Ortschaft, bevor über die Vergabe der Schürfrechte an Global Crosspower Solutions abgestimmt werden soll, die Geheimnisse der Firma preis. Er erklärt die eigene Unehrlichkeit, bspw., daß es um weitaus höhere Beträge gehe, als er den Menschen vor Ort mitgeteilt habe, und hilft so Yates und den seinen, die Abstimmung zu gewinnen. Daß er seinen Job verliert – Thomason meldet sofort an die Zentrale, was Butler getan hat und beweist damit ihre unbedingte Loyalität dem Arbeitgeber gegenüber, was ihr wiederum Vorteile in der Karriere einbringen dürfte – und jedwede Karrierechance vertan hat, stört Butler nicht, immerhin hat er, die letzte Einstellung des Films beweist es, das Herz von Alice gewonnen, die ihn bei sich aufnimmt.

Das ist ein zu gutes, ein zu gewolltes Happy-End. Und es widerspricht auch den Geist dessen, was man zuvor im Film gesehen hat. Da scheint die Übermacht eines Konzerns wie Global Crosspower Solutions so massiv, da sind die Methoden und Mittel, die angewandt werden, um eine vorgeblich unbedarfte Landbevölkerung zu überzeugen, so perfide und hinterhältig, daß es fast märchenhaft anmutet, wie leicht es schließlich ist, dieser Macht, wenn man sie schon nicht brechen kann (soweit geht PROMISED LAND dann doch nicht), zumindest das Veto und den Willen ehrlicher, einfacher Menschen entgegen zu setzen. Bis dahin hat der Film durchaus auf eine hintergründige und eher stille Art und Weise die Diskrepanz zwischen der Macht der Industrie, der Macht der Politik und der Ohnmacht des einzelnen markiert. Das Ende des Films unterläuft diese eher bitteren Erkenntnisse dann allerdings.

Auch auf rein filmischer Ebene bleibt Van Zant, der durchaus stechen kann, wie gerade seine frühen Filme bewiesen haben, dem Zuschauer einiges schuldig. Lange fragt man sich, was das sein soll, was man da präsentiert bekommt? Eine dokumentarisch anmutende Studie über die Großkonzerne und ihre unlauteren Methoden? Oder doch ein Feel-Good-Movie, das den Zuschauer in Sicherheit wiegt, das Versprechen abgibt, man könne alles erreichen, wenn man nur zusammensteht? Oder ist es ein Film, der auf unterschwellige Art und Weise doch nur wieder das Lied vom freien Amerikaner anstimmt, der Herr über sein Leben und seine Arbeit und sein Land ist? Oder soll es wirklich ein Märchen sein? Eine Farce? Fakt ist, Van Zant zeiht aus dem Stoff keine wirkliche Spannung. Linus Sandgrens Kamera fängt das ländliche Pennsylvania mal in all seiner glorreichen Schönheit ein, mal zeigt sie dieses Land distanziert als abgehalfterte Region, die ihre besten Zeiten lange hinter sich hat. Doch in dieser Landschaft passiert kaum etwas, das den Zuschauer wirklich bannen würde. Alles geschieht beiläufig, Dinge werden behauptet und später fallen gelassen, Verträge und Einigungen werden allzu schnell abgeschlossen, alles scheint leicht von der Hand zu gehen – mal für die eine Seite, mal für die andere. Dazu liefert Danny Elfman einmal mehr einen seiner oft betörenden Soundtracks, der Stimmung und Atmosphäre ebenso unterstützt, wie er sie hervorruft. So plätschert PROMISED LAND dahin ohne den Zuschauer einzufangen, ohne ihn zu packen und wirklich in den Sog des Geschehens hineinzuziehen.

Daß das Ganze schließlich auf ein Happy-End im Sinne des Zuschauers hinausläuft, der Held die Liebe findet und darüber hinaus zu moralisch sicherem Grund, daß die zwar armen aber eben glücklichen Farmer gerettet und vor größerem Ungemach bewahrt wurden, daß Amerika, wenn es nur zusammenhält, immer noch in der Lage ist, ein „promised land“, ein großes Versprechen auf ein besseres Leben zu sein – Van Zant scheint dies mit seinem Film, der vielleicht nicht einmal so sehr „sein“ Film ist, beweisen zu wollen. Das sei ihm gegönnt, das sei dem Zuschauer gegönnt, der seinen Samstagabend angenehm ausklingen lassen möchte, es sei den Figuren gegönnt, die man alle irgendwie lieb gewonnen hat mit ihren Macken und Eigenarten. Allerdings hätte unsere Umwelt, die Natur, etwas Tiefergehendes, Wahrhaftiges verdient gehabt. Und auch eine Kapitalismuskritik hätte schärfer ausfallen dürfen. So hat man es mit einem Märchen zu tun, das uns ein unehrliches Versprechen gibt.

So konnte das vielleicht noch Robert Redford in einem Film wie THE MILAGRO BEANFIELD WAR (1988) darstellen, allerdings entsprach Redfords Film auch viel mehr dem klassischen Hollywood, das sich gut mit Märchen auskannte. PROMISED LAND jedoch gibt sich einen äußerst realistischen Look, er bedient ein erwachsenes Publikum, er ist ein Film der Gegenwart, in der die Märchen besser dem Fantasy-Fach überlassen werden – oder als solche eindeutig ausgewiesen werden. Hier hat man es mit einem Film zu tun, der über weite Strecken sehr realistisch sehr reale Probleme einer Wirklichkeit darstellt, die in ihrer Tristesse ebenfalls sehr realistisch wirkt. Daher wirkt das – vermeintliche – Happy-End umso aufgesetzter und nur den Gesetzmäßigkeiten einer ebenfalls an kommerziellem Erfolg ausgerichteten Industrie, der Filmbranche, geschuldet.

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