BOTSCHAFTER DER ANGST/THE MANCHURIAN CANDIDATE

John Frankenheimer untersucht den paranoiden Stil amerikanischer Politik

Korea, 1952, mitten während des Krieges. Eine Patrouille der U.S.-Army unter dem Kommando von Sergeant Raymond Shaw (Laurence Harvey) und der Führung von Chinjin (Henry Silva), gerät in einen Hinterhalt und wird entführt. Die Männer werden in ein Geheimlabor des Sowjets in der Mandschurai ausgeflogen, wo sie von Dr. Yen Lo (Khigh Dhiegh) einer Gehirnwäsche unterzogen werden. Es werden ihnen falsche Erinnerungen an die Patrouille eingeimpft, zugleich aber auch gewisse, durch die Karo-Dame eines herkömmlichen Kartenspiels ausgelöste, Codes ins Unterbewußtsein geprägt. Shaw wird zu einer Killermaschine umfunktioniert, der bei einer Vorführung des verantwortlichen Arztes skrupellos zwei seiner Männer tötet.

Einige Wochen später kehren die Männer in die USA zurück. Shaw, der angeblich seine Patrouille unter Einsatz seines Lebens retten konnte, wird als Held verehrt und erhält eine der höchsten Auszeichnungen der USA – die Medal of Honor. Shaw verlässt das Militär und wird Berater in New York. Er lebt in einem seltsamen Verhältnis zu seiner Mutter, Mrs. Iselin (Angela Lansbury), die ihn vergöttert, betüddelt und zugleich auch klein hält. Shaw hasst sie und ist ihr zugleich verfallen.

Einer der Männer der Patrouille war Major Bennett Marco (Frank Sinatra). Er wird zusehends von Alpträumen geplagt, in denen er schreckliche Dinge sieht – darunter auch immer wieder, wie Shaw seine Kameraden tötet. Nachdem sich ein weiterer Überlebender der Patrouille bei Marco gemeldet hat, der ebenfalls von diesen Träumen berichtet, zugleich aber wie Marco der Meinung ist, sich genau daran erinnern zu können, wie Shaw die Patrouille gerettet habe, entschließt Major Marco sich, mit seinen Vorgesetzten zu reden.

Er wird zwar angehört, doch wird ihm unterstellt, daß er seit seiner Zeit in Korea nervlich angeschlagen sei. Marco trifft sich mit Shaw und konfrontiert ihn mit seinen Ahnungen und den Träumen, die ihn umtreiben. Shaw behauptet, selber keine solche Träume zu haben. Er reagiert aggressiv auf Marco und dessen Vorhaltungen.

Mrs. Iselin verfolgt derweil einen ganz eigenen Plan: Ihr Mann, Senator John Yerkes Iselin (James Gregory), soll bei der kommenden Kampagne seiner Partei Vizepräsident werden. Der Kommunistenfresser, der unter anderem behauptet, über genaue Zahlen zu verfügen, die angeben, wie viel sowjetische Spione im Verteidigungsministerium arbeiten, gilt zwar nicht als aussichtsreichster Kandidat, doch gelingt es Mrs. Iselin, seinen Widersacher, Senator Jordan (John McGiver) so zu bearbeiten, daß er schließlich Senator Iselin seinen Platz überlässt. Dazu nutzt Mrs. Iselin auch eiskalt Informationen, die sie besitzt.

Senator Jordan ist seinerseits der Vater von Jocelyn Jordan (Leslie Parrish), einst Raymonds Verlobte. Mrs. Iselin hat diese Verlobung torpediert und schließlich – ebenfalls mit einem Trick – zunichte gemacht. Sie braucht Raymond dringend zur Verwirklichung ihrer Pläne. Der allerdings arbeitet mittlerweile für Senator Jordan, auch aus Rache an seiner Mutter.

Marco wird von seinen Vorgesetzten schließlich in die Presseabteilung versetzt, wo er sich erholen soll. Während einer Zugfahrt lernt er die undurchsichtige Eugenie Rose Chaney (Janet Leigh) kennen, die sich ihm geradezu aufdrängt. Während er ihr seine Geschichte erzählt, nach der sie ihn eindringlich befragt, rauchen die beiden gemeinsam eine Zigarette und Eugenie gibt Marco ihre genauen Daten, wo sie wohnt, wann sie erreichbar ist, etc.

Marco wird in seiner Eigenschaft als Presseattaché im Verteidigungsministerium Zeuge von Senator Iselins Auftritt. Weiterhin quälen ihn seine Träume. Er kehrt nach New York zurück, um Raymond erneut aufzusuchen. Der wurde derweil von Dr. Yen Lo besucht und es wurde überprüft, ob Raymond noch einwandfrei funktioniert. Marco wird zufällig Zeuge, wie Raymond einen Mann tötet. Später versucht Shaw, sich im Reservoir des Central Parks selbst zu ertränken. Marco rettet ihn.

Als Marco Raymond zur Rede stellen will, weil er langsam die Puzzleteile zusammensetzt, wird er im Appartement seines alten Kriegskameraden von Chunjin angegriffen. Was Marco nicht weiß: Chinjin gehört zur sowjetischen Verschwörung und soll auf Raymond aufpassen. Zwischen den beiden Männern kommt es zu einer wilden Schlägerei. Schließlich kommt die Polizei, Marco wird verhaftet und Eugenie löst ihn aus. Zwischen Marco und Eugenie entwickelt sich eine Leibesbeziehung.

Marco stellt Raymond erneut zur Rede und während die beiden sich betrinken, erzählt Raymond von der Hassliebe zu seiner Mutter. Die habe sein ganzes Glück zerstört, als sie seine Verlobung mit Jocelyn aufgelöst habe. Marco erklärt Raymond, daß der sich aus dem Joch seiner Mutter befreien müsse. Zudem seien sie alle in Korea in eine Falle gegangen. Raymond tut das weiterhin ab.

Mrs. Iselin geht zum Angriff über und schlägt nun ihrerseits eine Ehe zwischen Raymond und Jocelyn vor, um auch Senator Jordan besser kontrollieren zu können. Schließlich wird klar, daß Mrs. Iselin selbst zum Kopf einer Verschwörer-Gruppe gehört. Mit Hilfe des Status ihres Sohnes als amerikanischem Helden will sie ihre Popularität steigern. Die Idee ist, daß Raymond während des Nominierungsparteitages den Präsidentschaftskandidaten erschießt, dadurch Senator Iselin an dessen Stelle aufrückt, Präsident wird und somit Mrs. Iselin, die ihren Mann quasi kontrolliert, die Macht im Weißen Haus erringt.

Während einer Unterredung mit ihrem Sohn gibt sie zudem klar zu erkennen, daß sie über die Vorgänge in der Mandschurei Bescheid weiß. Sie setzt die entsprechende Karte ein, um Gewalt über ihren Sohn zu bekommen. Dieser soll nun seinen Schwiegervater töten, damit der sich ihren Plänen nicht weiter in den Weg stellen kann. Wenn alles vorbei sei, so Mrs. Iselin, werde sie sich für alles rächen, was man Raymond angetan habe.

Raymond fährt zum Haus von Senator Jordan und erschießt diesen, als Jocelyn hinzukommt, tötet Raymond auch sie. Er ist nun einsatzbereit.

Der Parteitag rückt näher. Während Marco mit Hilfe eines Freundes von der Armee verzweifelt überlegt, was genau vor sich geht, bereitet Raymond alles für das Attentat vor. Am betreffenden Abend ist auch Marco in der Halle. Schüsse fallen, doch tötet Raymond nicht, wie vorgesehen, den Präsidentschaftskandidaten, sondern er erschießt seine Mutter und deren Mann. Als Marco zu Raymond stößt, legt dieser seinen Orden an und richtet die Waffe gegen sich selbst.

Marco steht abends am Fenster seiner Wohnung, Eugenie ist bei ihm. Marco hält eine nahezu verbitterte Rede auf die Tapferkeit von Raymond Shaw, der ein Held gewesen sei, wovon die Welt aber aus Gründen der Staatsräson nie erfahren würde.

Intrigen, Verschwörungen und die ihnen zugrunde liegende Paranoia waren immer schon feste Bestandteile des filmischen Kosmos in Hollywood. Der ‚Film Noir‘ wusste davon trefflich zu berichten – ob im Privaten (DOUBLE INDEMNITY/1944) oder auch in der Öffentlichkeit (MINISTRY OF FEAR/1944). Paranoia, Verrat und das Hintergehen der eigenen Leute waren aber auch im herkömmlichen Kriminalfilm (NOTORIOUS/1946) oder dem Western (HIGH NOON/1952) anzutreffen, bieten sie doch grundlegendes Spannungspotential. Mit dem Aufkommen der Kommunistenhatz Ende der 40er Jahre und ihrem späteren Wiederaufleben in den 50ern, zog die Paranoia auch in den Science-Fiction-Film ein, wo Außerirdische, die die Gestalt der Nachbarn annahmen, nur allzu gern sowohl als Kommunisten wahrgenommen wurden, als auch in einem faschistischen Kontext, wodurch Filme wie INVASION FROM MARS (1953) oder INVASION OF THE BODY SNATCHERS (1956) ambivalent und widersprüchlich gelesen werden konnten. Angst und Schrecken verbreiteten sie allemal. Die echte Paranoia schlug dann in den 70er Jahren an, als im Reflex auf das Kennedy-Attentat und Regierungsadministrationen, die in Zielsetzung und Verhalten immer undurchschaubarer wurden – bis die Nixon-Administration schließlich einer wirklichen Verschwörung überführt wurde – Filme wie THE PARALLAX VIEW (1974), THE CONVERSATION (1974) oder ALL THE PRESIDENT`S MEN (1976) entstanden. Diese eher liberalen Filme verstanden sich in einer aufklärerischen Tradition und wollten auf die Gefahr eines sich abschottenden und das Individuum beherrschenden Staates hinweisen. Die Befürchtung, daß unheimliche, nie näher definierte Kräfte im Hintergrund walteten, war vor allem durch den Mord an Präsident Kennedy und die nie als hinreichend wahrgenommen Aufklärung desselben aufgekommen und verstärkt worden.

Den vielleicht definitiven Paranoia- und Verschwörungsthriller hat aber John Frankenheimer gedreht. THE MANCHURIAN CANDIDATE (1962) entstand ziemlich genau zwischen der Welle der Verschwörungsthriller der späten 40er, frühen 50er und jenen der 70er Jahre. Der Film, angesiedelt während des Korea-Krieges und kurz danach, wurde im Januar 1962 gedreht und erschien im Oktober desselben Jahres, mitten in der Kuba-Krise. Der Antikommunismus der sogenannten McCarthy-Ära in den 40er und 50er Jahren hatte hysterische Züge angenommen und war 1957, als die Sowjetunion den ersten Satelliten in die Erdumlaufbahn geschossen hatte, in ein apokalyptisches Szenario umgeschlagen, das davon erzählte, wie die Kommunisten nun die Weltherrschaft per technischem Vorsprung erobern würden. Mit Beginn der 60er Jahre und der Wahl Kennedys zum Präsidenten hatte die Hysterie einer kühleren, doch nicht weniger harschen Betrachtung Platz gemacht. Nun hatten die Technokraten der Macht das Zepter übernommen und die Experten, sprich: die Wissenschaftler, waren angehalten, amerikanische Überlegenheit zu beweisen.  Dazu gehörte auch und vor allem, daß die USA im atomaren Wettrüsten die Oberhand gewinnen und behalten müssten, flankiert von ziviltechnischen Pionierleistungen wie bspw. der Landung auf dem Mond. Diese Haltung und die dahinter sich verbergende Angst spiegelt sich in Frankenheimers Film, wenn auch im Bereich der Psychologie und der Möglichkeiten der Manipulation der Köpfe, des Zugriffes auf den Geist.

Eine Patrouille der Amerikaner wird in Korea in einen Hinterhalt gelockt, für einige Tage in ein geheimes, in der Mandschurei gelegenes Labor verfrachtet, dort einer Gehirnwäsche unterzogen und schließlich zurück zu ihrem Stützpunkt verbracht. Allerdings sind die Soldaten nun mit einer komplett neuen Geschichte ausgestattet, was sich während der Patrouille zugetragen haben soll und zudem so geeicht, daß sie jederzeit mit gewissen Codes manipulierbar und steuerbar sind. Eingesetzt werden sie von ihren sowjetischen Führungsleuten, um einen Maulwurf im Weißen Haus zu platzieren und somit die Führung der USA in kommunistische Gewalt zu bringen. Eine hanebüchene, mit allerlei trivialpsychologischem Wissen gespickte Story, reine Kolportage, die die Hysterie um und Angst vor dem Kommunismus und seinen geheimen Winkelzügen ebenso überspitzt und bloßstellt, wie sie sie befeuert und bedient.

Frankenheimer und sein Drehbuchautor George Axelrod halten sich weitestgehend an die Romanvorlage von Richard Condon, dessen Buch nur wenige Jahre zuvor erschienen war. Ein Reißer, sehr erfolgreich und mit genug Action gespickt, damit der Leser am Ball bleibt. Lediglich das Ende des Romans wandelten Drehbuch und Regie ab, womit die Message wahlweise ent- oder verschärft wurde, das liegt letztlich im Auge des Betrachters. Wird im Buch der Attentäter, der seines freien Willens beraubt wurde, von der heimlichen Hauptfigur Major Marco erschossen und damit die Ehre der Truppe gerettet, richtet sich Raymond Shaw im Film selbst. Das passt allerdings zur Figurenzeichnung des Films, der sich einen Spaß damit gönnt, möglichst viele Soldaten (also Männer) als Zweifelnde, Zaudernde, Verzagte und Ängstliche darzustellen.

Viel und gern wird in der Filmliteratur darüber geschrieben, wie Frankenheimer sein Personal darstellt, daß der ganze Film in seiner Haltung untypisch und quer zur damaligen in Hollywood gängigen Praxis verläuft, entweder einsame Helden zu präsentieren, die wider die Umstände etwas aufdecken oder verhindern, oder aber in Teams arbeiten, welche als Kollektiv die Aufgabe übernehmen, sich gegen die Widerstände durchzusetzen, die oft und gern aus den eigenen Reihen kommen. THE MANCHURIAN CANDIDATE hingegen zeigt einen Haufen Soldaten, die unentwegt unsicher sind, ihr Tun und Handeln, ihre höchsteigene Geschichte und ihre Erinnerungen in Frage stellen. Sie treffen auf einen Apparat, der sich fürsorglich gibt und paternalistisch, der sich um seine Leute kümmert, sie aber auch mit harter Hand in den Zwangsurlaub schickt, wenn es ihnen nicht gut geht. Genau so wird mit dem von Frank Sinatra gespielten Major Marco verfahren. Und als es ihm gelingt, genügend Beweise heranzuschaffen, schwenkt man wieder auf seine Linie ein und folgt seinen Anweisungen. Die Armee als väterlicher Apparat, hart, gerecht und immer bereit, sich überzeugen zu lassen. Subtextuell wirkt diese Armee, wirken diese Armeeangehörigen allerdings vor allem unentschieden und wankelmütig. Nicht die Institution, der man vertrauen würde, wenn es darum geht, das Land und die amerikanische Lebensart zu verteidigen.

Die Filmkritikerin Pauline Kael hatte dem Film schon bei seinem Erscheinen unterstellt, er sei reine Satire. Nicht nur die Art und Weise, wie hier der Soldat als solcher, und damit der Mann, und die Armee dargestellt werden, lässt zumindest den Eindruck zu, daß sie mit ihrer Einschätzung recht haben könnte. Allein die Darstellung der sowjetischen Militärs und der Psychologen und Psychiater kann man – auch aus der Perspektive von 1962 – kaum ernst nehmen. Mit dunklen Sonnenbrillen ausgestattet, ausgemergelt und den Sadismus geradezu ins Gesicht geschrieben, wollen diese Militärs nichts hören von Dr. Yen Los Erklärungen, wie er – der am Pawlow´schen Institut arbeitet, womit eigentlich schon alles erklärt ist, was man zu seinen Experimenten am Menschen wissen muß – es geschafft hat, eine ganze Patrouille amerikanischer Soldaten derart zu beeinflussen und zu manipulieren, daß sie bedingungslos bereit sind, sich gegenseitig zu töten. Diese Militärs – kalt, harsch und im Gegensatz zu dem altväterlichen Bild, das die U.S.-Army abgibt, zu allem entschlossen – sind allein daran interessiert, ob diese Killermaschinen „funktionieren“, sprich: Ob sie willenlos und skrupellos töten. Dieser Dr. Yen Lo seinerseits entspricht mit seiner Glatze, der dunklen Haut, den asiatisch anmutenden Augen und seinem Schnurbart, der an Dr. Fu Manchu erinnert, dem Bild des wilden Hunnen (oder Tartaren). Zudem ist er der einzige in der Riege der Sowjets und Sowjetspione, der über Humor verfügt, findet er doch die ganze Versuchsanordnung offenbar höchst erheiternd. Er ist sich der Ironie bewußt, die darin liegt, wenn seine Frau ihm eine Einkaufsliste mitgibt, die er bei seinem später im Film stattfindenden Besuch in New York auf der Fifth Avenue abzuarbeiten hat. THE MANCHURIAN CANDIDATE weiß eines ganz genau: Egal, welcher Ideologie man anhängt, konsumieren wollen und müssen wir alle. Dr. Yen Lo ist viel zu gewieft und durch seine Profession auch zu gebildet, als daß er die menschlichen Beweggründe und Motive nicht längst durchschaut hätte. Nichts Menschliches ist ihm fremd und mit einem homerisch dröhnenden Lachen amüsiert er sich über die Weltläufte. So wirkt er wie ein Dämon aus der Hölle der kommunistischen Kaderschmieden.

Der Film ist gespickt mit solchen Nebensächlichkeiten und Hinweisen, die sein Personal ad absurdum führen und durchaus satirisch zu begreifen sind. Die eigentliche Volte besteht aber darin – und sie ist bereits in Condons Buch so angelegt – , daß das Komplott selbst extrem umständlich ist – man manipuliert eine Patrouille, damit deren Anführer, ein Söhnchen aus reichem Hause, eine Tapferkeitsmedaille bekommt, was seiner Mutter helfen soll, ihren Mann ins Weiße Haus zu bringen. Dazu muß der Medaillenträger aber zuvor den Präsidentschaftskandidaten bei einem öffentlichen Auftritt erschießen. Man fragt sich recht bald, ob das alles nicht sehr viel leichter zu haben wäre, spätestens, wenn man durch Dr. Yen Los Besuch in New York gewahr wird, wie ausgefeilt und weitreichend das Spionagenetz eigentlich ist, das da bereits gesponnen wurde. Und wenn auch subtiler, so wird das satirische Moment noch deutlicher, wenn man beachtet, wie hier Freud Pawlow schlägt. Denn bei aller Gehirnwäsche, derer man die Amerikaner unterzogen haben mag – das von Angela Lansbury dargestellte Muttermonster Mrs. Iselin, die in einem nahezu ödipalen Verhältnis zu ihrem hochdekorierten Sohnemann Raymond Shaw steht, der sie hasst, sich ihrer aber nicht entziehen kann, schafft es, noch jede Manipulation zu übertreffen. Sie steht mit den Sowjets im Bunde und verspricht Raymond beizeiten, sich, sobald sie die Macht in Händen hält – denn natürlich wird sie, als First Lady, die Geschicke im Weißen Haus lenken – sich an den Männern zu rächen, die ihm dies alles angetan haben. So fragt man sich, was eigentlich ihre Beweggründe sind? Macht um ihrer selbst willen? Oder gar die reine Destruktion. Erst will sie das U.S.-System zerstören, dann den Kommunismus – und dann? Die Welt ins Chaos stoßen? Wir erfahren es nicht. Aber wir können sie getrost als Anarchistin bezeichnen und somit stellt sie in ihrem Nihilismus sicherlich die Avantgarde in diesem Film dar.

Man könnte Szene um Szene analysieren und fände immer wieder Hinweise auf den satirischen Charakter des Films. Daß Frankenheimer die Soldaten sich bei der Sitzung einer Orchideenzüchterversammlung wähnen lässt, umgeben von älteren Damen, die aufmerksam einem Vortrag über Züchtungsergebnisse lauschen, während in der sowjetischen Klinik vorgeführt wird, wie außerordentlich gut Dr. Yen Lo gearbeitet hat, ist schon als nahezu bösartig zu werten. Es ist ein beißender Kommentar auf das Wesen des Militärs generell, das man kaum mehr anders als rein satirisch verstehen kann. Als wollten Buch und Regie hier ausdrücken, daß es letztlich egal ist, ob West oder Ost, ob Kapitalisten oder Kommunisten – der Soldat lebt immer in einem geradezu natürlichen Zustand der Manipulation, muß er doch jederzeit bereit sein, sein Leben zu opfern, entweder für eine menschenverachtende Ideologie, oder eben um die Damen von der Orchideenzüchtervereinigung zu beschützen, also das, was gemeinhin als „amerikanische Lebensart“ bezeichnet wird.

So konterkariert Frankenheimer denn auch die fast absurd anmutende Szenerie zwischen dem Vorlesungssaal auf der sowjetischen Ebene und der Orchideenzüchterverein in den Köpfen der Amerikaner, die durch eine extrem geschickte Kamerafahrt und etliche Schnitte perfekt aufgebaut ist, mit äußerster Brutalität. Zunächst lässt er uns erleben, wie Raymond Shaw – sein Opfer höflich bittend, ihn doch gerade an dessen Hals heranzulassen – einen seiner Untergebenen erwürgt. Später sehen wir, wie Marco auf dessen höfliche Bitte hin Shaw seine Dienstwaffe aushändigt, woraufhin mit dieser ein weiterer Amerikaner per Kopfschuss hingerichtet wird und sein Blut deutlich sichtbar auf ein Portrait von Stalin spritzt. Das ist für einen Film von 1962 schon recht drastisch und explizit, es ist schockierend und dennoch hat es durch den netten Umgangston, in dem das alles stattfindet, durch die Zwischenschnitte auf Major Marco, der immer wieder beherzt gähnt, als ginge ihn das alles nichts an und interessiere ihn auch nicht weiter (was es in seinem Zustand ja de facto auch nicht tut) und das fröhliche Geplapper der sowjetischen Mediziner und Psychiater, einen zutiefst ironischen Unterton. Und das blutbesudelte Stalin-Bild darf ebenfalls als bitterer Kommentar betrachtet werden in einem Film, der gerade einmal sechs Jahre nach Nikita Chruschtschow auf dem 20. Parteitag der KPdSU seine Geheimrede gehalten und mit den Verbrechend es Stalinismus abgerechnet hatte. Es sind diese doppelten Böden, die Querverweise und die manchmal mehr, manchmal weniger subtilen Anspielungen, die einen großen Reiz des Films ausmachen.

Richard Hofstadter veröffentlichte 1965 einen bahnbrechenden Essay zum PARANOID STYLE IN AMERICAN POLITICS (!964/65)[1], in dem er der amerikanischen Politik eine generelle Anfälligkeit für Übertreibungen und vor allem Verschwörungstheorien attestierte, die sich damals natürlich und vor allem auf den Kommunismus und eine kommunistische Unterwanderung der Gesellschaft bezog. So umstritten die Thesen beizeiten auch waren, sie scheinen gerade heute, wo man es mit einem waschechten Verschwörungstheoretiker und Paranoiker im Weißen Haus zu tun hat, wieder hochaktuell. Frankenheimers Film seinerseits wirkt wie die Trivial- und Populärversion von Hofstadters wissenschaftlich, soziologisch und historisch unterfütterten Thesen. Er nimmt die paranoiden Anwandlungen einfach für bare Münze und die ihnen zugrunde liegenden Annahmen als gegeben und zeichnet so eini heiter-düsteres Bild des Kalten Krieges. Darin übrigens auch Stanley Kubricks DR. STRANGELOVE OR HOW I LEARNED TO STOP WORRYING AND LOVE THE BOMB (1964) nicht ganz unähnlich. Man könnte sogar so weit gehen und Frankenheimers Film als eine Vorstudie zu Kubricks ätzender Analyse sehen. Denn Paranoia ist auch bei Kubrick der Nährstoff, der die Militärmaschinerie füttert, sie in Gang hält, ja, der praktisch als zwingend e Voraussetzung für die Doktrin des Kalten Krieges betrachtet wird.

Damit beweist THE MANCHURIAN CANDIDATE auch erweiterten Wirkungsradius der Kunst gegenüber der reinen Wissenschaft. Wo diese ihre Analyse, die Zitate, Quellen und ihre Beweisführung methodisch nachvollziehbar belegen muß, kann die Kunst frei fabulierend einfach die abstrusesten Behauptungen aufstellen, darf gnadenlos übertreiben und trifft die Wahrheit hinter den Dingen damit oft genauer, legt die ihr innewohnenden Struktur oft perfekt offen. Bei aller beschriebenen Ironie, allem Sarkasmus und den satirischen Seitenhieben, die den Film durchziehen und prägen, wird er mit heiligem Ernst erzählt. Regie und Drehbuch geben sich große Mühe, hier einen – wenn auch in seinen Grundstrukturen hanebüchenen, was den Beteiligten auch bewußt gewesen sein dürfte – spannenden Plot, einen echten Politthriller zu erzählen. In seinem reinen Erscheinungsbild ist dies ein packender Spannungsfilm, der seine Geschichte und seine Figuren sehr, sehr ernst nimmt. Mit großer Ernsthaftigkeit werden dem Publikum die absurdesten Wendungen aufgetischt, werden die abstrusesten Verwicklungen ausgebreitet. Mit dem gleichen Willen zur überzeugenden Darstellung greift Frankenheimer auch immer wieder auf rigide Gewalt zurück, die uns im Zuschauerraum erbeben lässt. Das dafür beste Beispiel neben der Ermordung der Mitglieder der Patrouille, ist Raymond Shaws Mord an seinem Stiefvater und dessen Tochter, seiner Frau. Frankenheimer inszeniert diese Szene mit äußerster Kälte, distanziert, er lässt Shaw hier wie den eiskalten Mörder wirken, der er in den Momenten, da andere Besitz von seinem Geist ergriffen haben, ja auch ist.

Greil Marcus hat in einem Essay – und das passt gut zu dieser Sichtweise auf den Film – dargelegt, daß THE MANCHURIAN CANDIDATE unter anderem dadurch auffällt und heraussticht, daß die Protagonisten nahezu alle politisch denken und sich in einem politischen Kontext entsprechend verhalten[2]. Damit ist nicht der ideologische Grundgehalt ihres Handelns gemeint. Vielmehr geht es darum, daß selbst die, die das „System“ (der USA) stürzen oder einfach nur zerstören wollen, genauestens an den politischen Institutionen entlang dies ins Werk zu setzen versuchen. Keine Revolution, kein Aufstand der Massen oder gar ein Bürgerkrieg – nein, Mrs. Iselin und ihr Gatte  wollen auf dem Umweg des Vizepräsidentenpostens das höchste Amt im Staat erringen, um das politische System von innen auszuhöhlen. Bei diesem Gatten sind wir im Übrigen nie sicher, ob er wirklich Teil der Intrige ist, wirkt er doch derart korrupt und dabei politisch und psychologisch so kurzsichtig, ja naiv, daß es durchaus sein kann, daß er wirklich nur eine Marionette in der Hand seiner Frau ist. Das würde eine weitere Deutungsebene des Films hinsichtlich der Stärken und Schwächen der Männer eröffnen, denn die wesentlichen Männer in diesem Film sind alle schwach. Auch hier schlägt die psychoanalytische Seite des Films voll durch, die eben nicht nur das Verhältnis einer Mutter (Mrs. Iselin) zu ihren Sohn (Raymond) beschreibt, sondern durchaus so gelesen werden kann, daß hier die heimliche Macht der alles beherrschenden Frau als „Mutter der Nation“ thematisiert und als Bedrohung dargestellt wird. Das Mutterbild hinter der ganzen Story ist wahlweise ein zutiefst ironisches oder aber von echter ödipaler Paranoia geprägt.

Auf der anderen Seite verhalten sich jene, die der Verschwörung nach und nach auf die Schliche kommen, alle wie reine Citoyens, Staatsbürger, die ihr ganzes Handeln an den Bedingungen und dem Wohl des Gemeinwesens ausrichten. Das ist bei Marcus der entscheidende Punkt in seiner Analyse. Diese Männer – auf der Seite sind es durchweg Männer, die andere wesentliche Frauenfigur des Films, Janet Leighs Eugenie Rose Chaney, ist ebenfalls undurchschaubar und damit unterschwellig bedrohlich – sind sich durchgängig ihres staatstragenden Handelns bewußt. Sicher, sie sind Männer der Armee, die allein von Berufs wegen das „große Ganze“ im Auge behalten müssen, doch stellen sie alle ihre persönlichen Befindlichkeiten hintenan und stellen sich – notfalls mit ihrem Leben – in den Dienst der Sache. Und „die Sache“ heißt: Amerika! Auch diese Betrachtung darf wohl durchaus als eher sarkastisch eingestuft werden. Da diese Männer zugleich alle ängstlich, zweifelnd und sorgenvoll sind, fragt man sich zwangsläufig, wie weit es denn wohl mit der Verteidigung unserer „Werte“ und unserer „Lebensart“ her ist?

THE MANCHURIAN CANDIDATE macht sich also über amerikanische Ängste, amerikanische Schwächen und das paranoide Weltbild vieler Amerikaner lustig, zugleich bedient er es aber auch. Er spielt mit den verschwörungstheoretischen Versatzstücken, übertreibt sie bis zur reinen Parodie, stellt sie aber dar, als sei das alles hyperrealistisch. Als sei das alles einer exakt vermessbaren Realität entsprungen, als entspräche jede noch so abseitige Annahme hinsichtlich sowjetischer Übertaten direkt den Akten des Pentagon. So wirkt der Film, gerade heutzutage, höchst ambivalent, aber nicht unentschlossen. In seiner Inszenierung ist er so kraftvoll, ja kraftstrotzend, so selbstbewußt, daß er immer noch überzeugend wirkt. Gerade das macht ihn auch nach so langer Zeit immer noch so reizvoll.

Obwohl man sich, wie bereits erwähnt, sicher sein kann, daß sowohl John Frankenheimer als auch sein Drehbuchautor George Axelrod sich der Ironie des Ganzen sehr bewußt gewesen sind, kann man sich nie wirklich sicher sein, ob THE MANCHURIAN CANDIDATE es im Kern nicht bitter ernst meint. Die Unsinnigkeit der kolportierten Verschwörung spricht dagegen, auch die Inszenierung der Männer als wahlweise feige, ängstlich oder verunsichert. Betrachtet man aber Sinatras Spiel, ebenso das von Laurence Harvey, dann wirkt das dramatisch und voller tragischen Potentials. Diese Männer tasten nahezu hilflos im Dunkel ihrer Träume und scheinbar falschen Erinnerungen herum, erforschen ihr Unterbewußtsein, das längst nicht mehr ihnen gehört, sondern dem sinistren Dr. Yen Lo. So sind sie in Anbetracht des Wahnsinns, der sie befallen zu haben scheint, von kalter Angst erfüllt. Genau diese Angst, diesen Wahn, nimmt die Regie sehr ernst und macht die Qual der Männer dem Publikum recht anschaulich. So ist THE MANCHURIAN CANDIDATE nicht nur Satire, Spionage- und Verschwörungsthriller, sondern auch ein sehr realistisch erzähltes Drama um Vereinsamung und Wahn.

Frankenheimers Film wurde oft und gern mit Hitchcock-Werken verglichen, er habe Vieles gemeinsam mit PSYCHO (1960), was auf der subtextuellen Ebene auch zutrifft. Beide Filme werden von unheimlichen und monströsen Mutter-Sohn-Beziehungen getragen, beide verbreiten einiges an Paranoia, wobei PSYCHO natürlich auf der persönlichen Ebene bleibt, dabei aber ebenfalls ein Drama um Schuld und Sühne entfaltet. Und darum geht es natürlich auch in THE MANCHURIAN CANDIDATE, wenn Marco und seine Kameraden sich in ihren Träumen winden und wieder und wieder erleben müssen, wie sie unbeteiligt dabeisitzen, wenn andere ihrer Leute brutal ermordet werden. In beiden Filmen spielt Janet Leigh eine wichtige Rolle, die jeweils zwielichtig angelegt ist. Bei Hitchcock spielt sie eine junge Frau, die ihrem Arbeitgeber eine Menge Geld klaut, um endlich ihren Geliebten heiraten zu können, und auf ihrer Flucht in eine fürchterliche Falle tappt, in THE MANCHURIAN CANDIDATE hingegen ist ihre Rolle vollkommen undurchschaubar. Frankenheimer nutzt sie klug, witzig und sehr geschickt, um das Publikum zusätzlich zu verunsichern. Ihr gesamtes Verhältnis zu Major Marco bleibt undurchsichtig. Wie sie sich im Zug an Marco heranmacht – was allerdings deutliche Parallelen zu Hitchcocks NORTH BY NORTHWEST (1959) und Eva Marie Saints Annäherungsversuche gegenüber Cary Grant aufweist – und ihm dann, ungefragt und, folgt man der bis zu diesem Zeitpunkt eher stockenden Unterhaltung zwischen den beiden, auch eher unvermittelt ihre Kontaktdaten aufdrängt, muß der Eindruck entstehen, daß diese Dame zu den Verschwörern gehört, zumindest nichts Gutes im Schilde führt. Umso verstörender für den Zuschauer, wenn ihre Rolle sich schließlich im Nirgendwo verliert. Wie Hitchcock, gelingt es auch Frankenheimer, eine Doppelstrategie aus Ironie einerseits und spannungsgeladener Härte andererseits einzusetzen, zudem nutzt er allerlei ungewöhnliche Einfälle – wie bspw. die bereits erwähnt unorthodoxe Figurenzeichnung und den ebenso unorthodoxen Aufbau des Films – um sein Publikum mal in falscher Sicherheit zu wiegen und mal offen zu destabilisieren.

Rein filmisch betrachtet muß man dem Film nicht nur eine spannende und zielgenaue Inszenierung attestieren, sondern auch, daß er sehr gut gespielt ist. Sinatra, Harvey, aber auch und vor allem Angela Lansbury verleihen ihren Figuren Tiefe, eine gewisse Tragik und vor allem subtile Vielschichtigkeit. James Gregory als Senator Iselin kann überzeugen, möglicherweise wurde er aber vor allem deshalb besetzt, weil er eine entfernte Ähnlichkeit mit Joe McCarthy aufweist. In einer Szene, in der er in eine Pressekonferenz des Verteidigungsministeriums platzt und behauptet, über Listen mit Namen von kommunistischen Spionen im Ministerium zu verfügen, tritt er eindeutig wie McCarthy seinerzeit auf. Janet Leigh ihrerseits hat in ihrer Rolle nicht viel zu tun. Sie ist schön und sie ist geheimnisvoll, allerdings gelingt ihr beides hervorragend. Die bereits erwähnte Szene im Zug, die Annäherung an Marco, ist eine wirkliche Bravourleistung an Hintergründigkeit und zugleich sublimer Bedrohlichkeit. Fast glaubt man, diese Frau wisse alles über den Mann, der geradezu vor ihr zu fliehen scheint. Die restlichen Rollen sind type-casted. Khigh Dhiegh als Dr. Yen Lo bspw. entspricht genau dem Bild des zynischen Menschenverächters, gepaart mit asiatischer Verschlagenheit à la Hollywood. Der immer unterschätzte Henry Silva seinerseits gibt den undurchschaubaren und hinterhältigen Führer der Patrouille, der später als Raymond Shaws Privatbutler erneut in Erscheinung tritt und sich einen heftigen Zweikampf mit Sinatras Marco liefern darf, bei dem die beiden bei der Ausübung asiatischer Kampfkunst ein ganzes Appartement auseinandernehmen.

THE MANCHURIAN CANDIDATE war zu seiner Zeit kein großer Erfolg. Angeblich auf Geheiß Frank Sinatras wurde der Film recht bald nach seiner Veröffentlichung im Oktober 1962 wieder aus den Kinos genommen. Warum, konnte bisher nie verifiziert werden. Angebliche Parallelen zum Attentat auf Präsident Kennedy könnte man allerdings anhand der Tatsache ausschließen, daß dieses erst über ein Jahr nach Erscheinen des Films geschah. Allerdings können einige Parallelen zwischen dem Film und dem Mord an Kennedy durchaus schauern machen. Wie im Fall des Kennedy-Attentäters Lee Harvey Oswald, bietet auch THE MANCHURIAN CANDIDATE eine Einzeltäterthese, die im Film allerdings eindeutig dazu genutzt wird, ein Komplott zu vertuschen. Auch hier siegt die Fiktion über die Wirklichkeit: Während wir seit nunmehr fast sechzig Jahren darüber spekulieren, wer denn nun eigentlich hinter den Schüssen auf der Elm Street und der Dealey Plaza stecken könnte, setzt uns Frankenheimer eine klare Lösung vor, die allerdings schwer an Einzeltäterthesen zweifeln lassen muß. Was die rasche Zurücknahme des Films betrifft, werden wohl mögliche Zwistigkeiten mit der United Artists, die den Film vertrieb, als Grund von Sinatras Intervention dann auch weitaus mehr einleuchten, zumal er den Film mitfinanziert hatte.

Erst im Lauf der Zeit erlangte THE MANCHURIAN CANDIDATE einen gewissen Kultstatus. Im Jahr 2004 verfilmte Jonathan Demme die Story dann erneut, modifizierte sie und arrangierte sie neu, indem er anstatt eines rein politischen Komplotts die Verschwörung eines Multikonzerns bot, was seiner Zeit sicherlich angemessener ist. Vergleiche sind vielleicht nicht immer hilfreich, doch kann man durchaus behaupten, daß Frankenheimer für seine Zeit einen perfekten Film gedreht hat, während Demme die Sache auf eine Art ernst nehmen muß, die heutzutage nicht mehr wirklich zieht. So bleibt Frankenheimers Original ein Solitär, ein ungewöhnlicher Film, seiner Zeit in mancherlei Hinsicht voraus, ambivalent, ernst im Unernst, voller seltsamer Wendungen und ebenso seltsamer Figuren, ein undurchsichtiger Film, der Paranoia ebenso bloßstellt, wie er sie zu befeuern versteht. Ein zutiefst verstörender und ein sehr, sehr unterhaltsamer Film.

 

[1] Hofstadter, Richard: THE PARANOID STYLE IN AMERICAN POLITICS, AND OTHER ESSAYS. New York, 1965.

[2] Marcus, Greil: EIN TRAUM VOM KALTEN KRIEG. ÜBER JOHN FRANKENHEIMERS „BOTSCHAFTER DER ANGST“; in: Marcus, Greil: DER MÜLLEIMER DER GESCHICHTE. ÜBER DIE GEGENWART DER VERGANGENHEIT – EINE ZEITREISE MIT BOB DYLAN, WIM WENDERS, SUSAN SONTAG, JOHN WAYNE, ADOLF HITLER, ELVIS PRESLEY, BILL CLINTON, MIOU-MIOU, UMBERTO ECO U.A. Hamburg, 1996; S. 260-280.

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