BRIDE OF RE-ANIMATOR
Brian Yuzna bietet den eher seltenen Fall einer überzeugenden Fortsetzung
Monate sind vergangen, seit in der Miskatonic Universität ein Experiment schiefgelaufen ist.
Die Verantwortlichen Dr. Herbert West (Jeffrey Combs) und Dr. Daniel Cain (Bruce Abbott) haben sich abgesetzt und arbeiten für eine Hilfsorganisation, die sie in ein vom Bürgerkrieg zerrissenes südamerikanisches Land geschickt haben. Obwohl der Feind die Stellungen, in denen die beiden meist vergeblich versuchen, die Opfer zu retten, zu überrennen droht, kann West es sich nicht verkneifen, jenes von ihm weiterentwickelte Serum, welches maßgeblich für das aus dem Ruder gelaufene Experiment in der Universität mitverantwortlich war, an einem frisch Gestorbenen auszuprobieren. Die Folgen unterscheiden sich nicht sonderlich von denen früherer Versuche: Der Proband erwacht und verhält sich aggressiv.
Nachdem die beiden verfemten Wissenschaftler in die USA zurückgekehrt sind und ihr altes Haus bezogen haben, in dessen Keller immer noch das Labor existiert, wo West seine ersten Versuche unternommen hatte, totes Gewebe wieder zum Leben zu erwecken, nimmt der seine Studien auch sofort wieder auf.
Derweil lernt Cain die junge Francesca (Fabiana Udenio) kennen. Zwar hängt Cains Herz immer noch an seiner geliebten Meg, die ebenfalls ein Opfer des Massakers in der Uni wurde, obwohl er noch versucht hat, ihr mit Wests Serum neues Leben einzuflößen, doch ist er gegenüber den Reizen der jungen Journalistin nicht gänzlich verschlossen.
Ein Lieutenant von der Kriminalpolizei taucht auf. Leslie Chaphan (Claude Earl Jones) lassen die Vorkommnisse von damals keine Ruhe. Er ermittelt auf eigene Faust, seit die Untersuchung der Ereignisse eingestellt wurde. Er hat aber auch ein persönliches Motiv: Auch seine Frau gehört zu Wests Versuchskaninchen. Die Untote malträtiert ihren (Ex-?)Gatten, der ebenfalls angetan ist von Francesca, immer wieder und bleibt ihm auf den Fersen. Das hält ihn aber nicht davon ab, Francesca, wie allen andern, einem scharfen Verhör zu unterziehen.
West seinerseits arbeitet daran, aus diversen Leichenteilen ein Fabelwesen herzustellen, eine – in seinen Augen – perfekte Frau, in deren Brust Megs Herz schlägt. Nachdem er sein Vorhaben Cain offenbart hat, entflammt dieser erneut für das Vorhaben, obwohl er sich gerade dazu entschlossen hatte, aus den Experimenten auszusteigen,
Während die beiden sich um ein baldiges Gelingen kümmern, lassen sie bizarre Gestalten entstehen, die zum Leben erweckt werden. Unter anderem einen Augapfel, der mit drei Fingern verbunden ist und sich selbstständig macht, bis ihn ein unbeabsichtigt auf ihm landender Ordner den Garaus macht. Das Serum ist dafür verantwortlich, welches offenbar wie ein Bindemittel zwischen den miteinander verbundenen Körperteilen wirkt.
Trotz einiger Erfolge, geraten die beiden jedoch immer wieder aneinander. Vor allem Cain ist sich auch immer bewußt, daß ihre Versuche weit über jede ethische Norm hinausreichen. Sie seien sogar Blasphemie, schleudert Francesca West entgegen, als sie begreift, was der und ihr neuer Freund im Keller so treiben.
Die Lage spitzt sich derweil zu: Dr. Craig Hill (David Gale), ein Wissenschaftler, mit dem West über Kreuz liegt und den er einst zur Seite schaffte, als der ihm seine Forschungsergebnisse klauen wollte, sinnt auf Rache. West selbst hatte ihn einst mit dem Serum wiederbelebt.
Nun hypnotisiert Hill den Pathologen Dr. Graves (Mel Stewart), der Zutritt zu der Asservatenkammer hat. Dort lagern die Reste des Serums, die die Polizei einst sicher gestellt hatte. Dr. Graves wird von Hill gezwungen, diesem das Serum zu injizieren, damit sein Bewußtsein wach bleibt.
Nach und nach fallen verschiedene Personen, darunter Chaphan, Anschlägen und Unfällen zum Opfer. Sie alle jedoch werden wiederbelebt. Hill rekrutiert sie nun per Telepathie als eine Art Zombie-Trupp, um Rache an West und Cain zu üben.
Die haben endlich alle Einzelteile zusammen, um den Versuch zu wagen, Meg/Gloria ins Leben zu befördern. Während sie also das Serum in Megs Herz pumpen, damit recht schnell alle Körperteile versorgt werden, greifen die Zombies den Keller an. Hill, der sich von Graves zwei Fledermausflügel an die Ohren hat nähen lassen, steuert seine Truppen quasi aus der Luft.
Meg/Gloria erwacht tatsächlich zum Leben. Nach anfänglicher Wirrnis erkennt sie Cain und entflammt umgehend wieder für ihn. Cain selbst weiß nicht so recht, was er von der Sache halten soll. Zumal das Wesen, das da in seiner ganzen Pracht vor ihm steht, etliche Schnitte und Hautrisse aufweist. Das Gesicht hat West, der der Meinung ist, alle Teile entsprächen dem Besten, was es gäbe – die Hände eines Arbeiters, die Füße einer Primaballerina usw. – , nur notdürftig angenäht.
West selbst ist begeistert. Es sei ihm gelungen, Leben zu erschaffen! Er habe es geschafft, einen Menschen zusammen zu setzen und zu beleben, dank seines Serums. Die ganze Hybris des Mannes wird deutlich.
Während es zwischen den beiden ehemalig Liebenden Meg und Cain zu einer Annäherung kommt, verteidigt Francesca verzweifelt die Kellertür, was ihr aber nur bedingt gelingt. Die Zombies dringen ein und in dem entstehenden Chaos kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen Francesca und der neuen Meg. Die nämlich entpuppt sich als eifersüchtig und will Cain für sich.
Derweil versucht West, sich die Zombies vom Leib zu halten. Dabei wird durch eine Unbedachtsamkeit ein Verschlag geöffnet, ein Tunnel zum nahegelegenen Friedhof, den West nur geringfügig mit Ziegeln versschlossen hatte. Dahinter allerdings tummeln sich die verschwiegenen Ergebnisse und Fehlversuche seiner Studien. Eine Armee grotesker Gestalten, manchmal nur ein Bein und ein Arm, die aneinandergeschlossen wurden, manchmal ein Torso mit erstaunlichen Extremitäten, alles sehr blutig, alles sehr glibberig, stürzt sich aus dem Tunnel mitten in den schon voll entbrannten Kampf.
West gelingt es, mit einigen seiner Aufzeichnungen und einem Rest des Serums in den Tunnel zu fliehen. Im Keller spielen sich derweil dramatische Szenen ab: Meg/Gloria erkennt, daß Cain sie in ihrer derzeitigen Erscheinung nicht wird lieben können, was sie dahingehend interpretiert, daß er nur an ihrem Körper interessiert gewesen sei, Sie reißt sich vor aller Augen das eigene Herz aus dem Leib und bietet es Cain an. Schließlich zerbricht das Wesen in seine Einzelteile.
Cain und Francesca fliehen ebenfalls durch den Tunnel. Auch der fliegende Hill und seine Zombies – zumindest die, die dazu noch in der Lage sind – folgen auf dem Fuße. Der Tunnel beginnt einzustürzen und begräbt schließlich sowohl West als auch seine Verfolger.
Als der Rauch sich gelegt hat, können sich Cain und Francesca schließlich aus den Trümmern befreien. Dr. Hills Kopf steckt – nahezu unsterblich – irgendwo zwischen den Gesteinsbrocken des Tunnels fest. Wie manisch beginnt er zu lachen. Megs Herz pocht nach wie vor in der Hand des Wesens, das es für einige Minuten belebt hat. Dann aber hört es auf zu schlagen.
Daß ein für ein Produktionsvolumen von gerade einmal 900.000 Dollar äußerst erfolgreicher Horrorfilm geradezu zwangsläufig eine Fortsetzung bekam, schien in den 80er Jahren ein ehernes Gesetz zu sein (und ist es letztlich heute noch). So erging es FIRDAY THE 13TH (1980), so erging es NIGHTMARE ON ELM STREET (1984) und so erging es sogar einem Film wie PROM NIGHT (1980), der in seiner Zeit zwar recht erfolgreich war, aber sicher nicht zu den herausstechenden Glanzstücken des Genres gerechnet wird. Einige dieser Fortsetzungen zeugen von hoher Kreativität und der Lust, eine Figur weiter zu entwickeln, andere boten immer mehr vom Gleichen, um ein erfolgreiches Konzept abzuschöpfen, bis es versiegte.
So braucht es nicht zu verwundern, daß der von vielen als einflußreichster Splatter-Film der 80er eingestufte RE-ANIMATOR (1985) – für die eingangs erwähnten 900.000 Dollar äußerst billig hergestellt – ebenfalls einen Nachfolger erhielt. Eher dürfte es verwundern, daß es ganze vier Jahre dauerte, bis dieser das Licht der Leinwand erblickte. Etwas einfallsreicher als die Kollegen, die an den anderen Serien arbeiteten, verpasste man dem Film nicht einfach den Originaltitel und hängte dann das obligatorische PART 2 hinten dran, sondern schon der Name BRIDE OF RE-ANIMATOR (1987) deutete an, daß man es hier mit einer reellen Weiterführung des Stoffes zu tun hatte.
Allerdings wusste der Horrorfilm-Kundige, daß dies auch eine Parodie sein könnte, denn immerhin hatte bereits gute vierzig Jahre zuvor schon einmal die Fortsetzung eines Horrorfilms von einer Braut gekündet: James Whale ließ vier Jahre nach seinem immensen Erfolg mit FRANKENSTEIN (1931) THE BRIDE OF FRANKENSTEIN (1935) auferstehen und schuf eine Fortsetzung, bei der bis heute die (allermeisten) Filmkritiker und auch die Genre-Fans der einhelligen Meinung sind, er überträfe das Original.
Das Duo Brian Yuzna, Produzent und Mastermind hinter RE-ANIMATOR, und Stuart Gordon, der den ersten Teil inszeniert hatte, hatten ihren auf einer Kurzgeschichte von H.P. Lovecraft basierenden Film der Vorlage entsprechend durchaus als Parodie, aber auch Hommage an den Frankenstein-Stoff angelegt. Ein klassischer Mad Scientist, der den Tod zu überwinden hofft, und sein etwas skrupulöserer Kumpel, bemühen sich, die Geister, die sie riefen, wieder einzufangen, was zu einem wahren Splatter-Spaß führte, der vor wenig Halt machte und in seinen Destruktionsorgien menschlicher Körper geradezu schwelgte. Und der aufgrund dessen nicht nur in den USA eine Menge Schwierigkeiten mit der Veröffentlichung hatte, sondern erst recht in Europa, speziell in Deutschland, wo RE-ANIMATOR und auch sein Nachfolger selbstverständlich auf dem Index landeten und es enorme Schwierigkeiten bereitete, ihn in einer auch nur halbwegs ungekürzten Fassung zu Gesicht zu bekommen.
Die Mischung aus wirklich hartem Splatter und Komik ließ RE-ANIMATOR wahrscheinlich das Etikett „einflußreich“ zukommen, denn tatsächlich wurde die Formel mehrfach und erfolgreich aufgegriffen, nicht zuletzt von Peter Jackson in BRAINDEAD (1992), der den Regisseur einem breiteren Publikum bekannt machte. Eine Karriere, die bekanntlich bis in den Olymp des Kinos führte, als Jackson zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Real-Verfilmung von THE LORD OF THE RINGS (2001/02/03) übernehmen durfte. Eine Karriere, die weder Stuart Gordon noch Brian Yuzna verzeichnen konnten, wahrscheinlich aber auch nicht anstrebten, sind beide doch tief im Genre verwurzelt und haben es seit ihren Anfängen mit dem seltsamen Dr. Herbert West, der Hauptfigur der RE-ANIMATOR-Serie, immer wieder mit Beiträgen bedient.
Für den zweiten Teil der Saga hatte Brian Yuzna ein deutlich höheres Budget aufgetrieben, es belief sich auf atemberaubende zweieinhalb Millionen Dollar, ein ausgesprochen hoher Etat für einen Horrorfilm, zudem noch einen, der sein Dasein eher am Rande fristen würde, da Splatter-Filme ein besonderes Klientel bedienten und in den 80ern zwar kurzzeitig auch im Mainstream ankamen, dennoch eher Nischenprodukte waren, die ihren kommerziellen Erfolg am Ende der Dekade bereits eher auf dem Videomarkt erzielten, denn auf den Leinwänden der Provinz-, Auto- und Mitternachtskinos. Yuzna übernahm diesmal selbst den Regiestuhl und führte seine Story recht nahtlos am ersten Teil orientiert fort.
Da der erste Teil damit endete, wie der verzweifelte Dan Cain sich müht, seine geliebte Meg mit dem von Herbert West entwickelten Serum ins Leben zurück zu holen, läuft die Story in Teil zwei letztlich darauf hinaus, nun eine Meg aus den Körperteilen verschiedener Leichen zu basteln, in deren neuem Körper Megs Original-Herz schlagen soll. Wie in Teil eins unterlaufen den beiden Wissenschaftlern eine Reihe hanebüchener Fehler, was zur Folge hat, daß das ganze Unternehmen im Chaos endet. Nicht nur entpuppt sich die auferstandene Lady als ausgesprochen eifersüchtig – vor allem ein Problem für Cains neue Freundin – sondern der im ersten Teil seines Hauptes verlustig gegangene Dr. Carl Hill sinnt auf Rache und dank seiner hypnotischen wie telepathischen Fähigkeiten gelingt es ihm, erst einen Pathologen dazu zu bringen, ihn regelmäßig mit dem Reanimierungsserum zu versorgen, nur um sich dann eine Zombiearmee aufzubauen, die in seinem Sinne auf die Jagd nach West, Cain und allen gehen, die sich ihnen in den Weg zu stellen versuchen.
Yuzna und seine Kollaborateure am Drehbuch gaben sich diesmal weitaus mehr Mühe mit den Figuren, wodurch sogar Herbert West in der unvergesslichen Darstellung von Jeffrey Combs mehr als einen Gesichtsausdruck zeigen darf. Cain bleibt der etwas trottelige Schönling, den er auch im Vorgänger abgab, seine neue Freundin Francesca übernimmt den Part von Meg, ist aber etwas wehrhafter als diese. Dr. Hill schließlich unterhielt in seiner arrogant-süffisanten Art schon im ersten Teil und sein blutig abgeschlagener Kopf, der herrisch Befehle erteilt, überzeugt auch in Teil zwei. Hinzu kommt nun ein Polizeibeamter, der sich auf eigene Faust der Nachforschungen jenes Massakers annimmt, welches der Showdown in RE-ANIMATOR auf solch…nun, intensive Art und Weise dargeboten hatte.
Das Original war eindeutig ein Splatter-Film, dessen Effekte hand-made waren, aber damals allemal überzeugten und auch heute noch durchaus ihren Zweck erfüllen. Sicher, man sah hier und da die Schaumgummianzüge und das Latex, das den Schauspielern aufgetragen worden war, aber man sah auch immer den Willen der Macher, gute Effekte zu bieten. Die hat BRIDE OF RE-ANIMATOR definitiv auch. Allerdings setzt Yuzna diesmal weniger auf Splatter-Effekte, sondern bietet ein wahres Gore-Fest. Zwar dürfen wir zum bitteren Ende hin bestaunen, wie jenes Wesen, das Cain seine Meg ersetzen und zugleich Wests Meisterwerk in Vollendung werden sollte, sozusagen seiner Schöpfung die Krone aufsetzend, sich selbst das Herz herausreißt, als es begreift, daß Cain das seine bereits an Francesca verloren hat. Und natürlich wird dem Zuschauer auch in der Fortsetzung eine Schlachtplatte geboten, doch scheinen sich Yuzna und seine F/X-Experten darauf geeinigt zu haben, nicht zu zeigen, was zu zeigen möglicherweise zu kompliziert werden und dadurch lächerlich wirken könnte, stattdessen aber viel Mühe auf die Ergebnisse dessen zu verwenden, was man dann so explizit eben nicht gezeigt hat.
In Erinnerung bleiben deshalb eher jene bizarren Gestalten, die sich ihren Weg aus Wests Restekammer Bahn brechen. Arme und Beine, Torsi, Köpfe, Eingemachtes und Exklusives sind da von West – bei dem wir einmal beobachten dürfen, wie aus Frust eines dieser grotesken Gebilde entsteht – wahllos zusammengesteckt und mit dem Serum bestrichen worden, entwickelten daraufhin ein Eigenleben und wurden von ihrem Schöpfer hinter eine Ziegelsteinmauer seines Kellers verbannt. Die Gemengelage, die entsteht, ist eklig und wahrlich eine blutige Angelegenheit. Doch eher erzeugt dies Staunen, denn Ekel.
Und so, wie der ganze Film eine ans Obszöne grenzende Hommage an den Klassiker von 1935 ist, darf man diese Szene getrost als ebenfalls schon obszöne Geste der Verehrung an Tod Brownings FREAKS (1932) verstehen. Eine zeitgemäße Verbeugung, sozusagen, sind dies doch kaum noch menschliche Wesen, so wie jene Zwerge, Frauen mit Bart oder die Pinheads, die den Zirkus in Brownings Film bevölkern und dort ausgestellt werden, in den 30er Jahren ebenfalls kaum als menschliche Wesen, eher als Obszönitäten, betrachtet wurden. Das ist natürlich geschmacklos – und das will es auch sein.
Vor allem aber will BRIDE OF RE-ANIMATOR komisch sein – und das gelingt ihm allerdings. Humor war im Vorgänger eine Zutat unter verschiedenen. Gordon und Yuzna setzten auf alle möglichen klassischen Horrorfilm-Zutaten, als da wären der Keller, die vor sich hin brodelnden, nie zu identifizierenden Flüssigkeiten und Essenzen in ihren Kolben und Reagenzgläsern, das Gewitter zum richtigen Zeitpunkt etc. Sie müssen aber eben auch gewusst haben, daß man das so nicht mehr präsentieren kann. Also verzerrten und übertrieben sie es bis an den Rand der Persiflage und hielten doch noch so viel Abstand dazu ein, daß das Setting klar zum Gesamteindruck des Films beiträgt, welcher durchaus unangenehm ist.
Nun aber, im Nachfolger, wird die Komik zum eigentlich tragenden Element des Films. Dazu tragen die besser ausgearbeiteten Charaktere bei, auch die Dialoge sind ausgefeilter und liefern einige schöne One-Liner, die zum Schmunzeln anregen, der Film bietet Situationskomik und auch die Drastik mancher Momente trägt dazu bei, daß das Publikum lacht. Die Wissenschaftler reagieren auf ihre Erfolge und Mißerfolge in einer Mischung aus Faszination, Grauen und einem Gefühl der Hybris. Konterkariert wird ihr Verhalten von dem zu jeder Tages- und Nachtzeit auftauchenden Lieutenant Chaphan, der beiden nicht traut. Und Jeffrey Combs, der hier und da mal lächeln darf und seiner Rolle zudem eine unterschwellige homoerotische Anziehung gegenüber Cain beimischt, ist in seiner herrlichen Arroganz unübertroffen. Er kann mit einem Blick derart viel Mißvergnügen, leichte Verachtung und Gereiztheit ausdrücken, daß es eine wiederkehrende Freude ist, ihm dabei zuzusehen.
Yuzna verfolgt also die Idee, den Nachfolger seines Überraschungserfolgs einerseits wie das Original erscheinen zu lassen und dennoch anders zu gewichten, weiter zu entwickeln. Das ist klug, wären die Splatter-Orgien aus RE-ANIMATOR wohl kaum zu toppen gewesen; selbst wenn, hätten sie lediglich wie die Reproduktion eines einmal gängigen Musters gewirkt.
Eine Erfahrung, die Sam Raimi mit seiner Fortsetzung zu THE EVIL DEAD (1981) machen musste. EVIL DEAD II – DEAD BY DAWN (1987) ist im Grunde eine Neuverfilmung mit einem deutlich höheren Budget. Yuzna wollte aber eine Fortführung unter leicht veränderten Prämissen. Vielleicht gehörte zu diesem Konzept auch, selber die Regie zu übernehmen. Das aber ist auch die Schwachstelle des Films. Zwar inszeniert Yuzna einzelne Szenen gut und actionreich, andere eben auch witzig, manchmal beides in einem, doch spätestens bei Schnitt und Montage holpert der Film dann doch ein wenig. Anschlüsse gelingen nicht immer, der Rhythmus ist nicht ganz flüssig, gelegentlich entsteht Verwirrung, wer sich gerade wo in den Kellerräumen aufhält, auch hat man den Eindruck, es fehlten Zwischeneinstellungen.
Nun müsste man über die unterschiedlichen Schnittfassungen des Films referieren, über die Unrated und die R-Rated-Fassung und jene stark gekürzten Versionen, die nach der Indizierung kursierten, teils auf Video und DVD veröffentlicht, teils im TV ausgestrahlt. Nutzt man die Capelight-Mediabook-Ausgabe, die beide Fassungen bietet, in Kleinstarbeit zusammengetragen und in hinreichender Qualität dargeboten, kann man im beiliegenden Booklet ausführlich nachlesen, wie es zu den unterschiedlichen Fassungen kam. Dieser Text bezieht sich auf die Unrated-Fassung. Auch Yuzna legte Hand an seinen Film, der schon von der amerikanischen Zensurbehörde Auflagen bekam, um überhaupt ein Rating zu bekommen, welche ihn nicht direkt in jene Kinos verbannte, die keine breite Masse mehr erreichen. Doch man sieht hier auch schlicht Regiefehler und muß konstatieren, daß Stuart Gordon letztlich der bessere Handwerker ist.
Doch dem Spaß tut dies keinen wirklichen Abbruch. BRIDE OF RE-ANIMATOR hat ein gutes Tempo, auch wenn er länger als sein Vorgänger braucht, um Fahrt aufzunehmen. Er hat einige wirklich phänomenale Effekte und Bilder. Vor allem Gloria, wie das Wesen heißt, in dessen Brust Megs Herz schlägt, und ihre Auferstehung sowie ihr Untergang nach wenigen Minuten, als sie ihrem Geliebten vorwirft, nur ihr Äußeres zu wollen – eine Annahme, die bezüglich ihres blutigen Äußeren, der klaffenden Wunden und sichtbaren Muskelstränge und hinsichtlich der Frau, die sie einmal war, nicht ganz von der Hand zu weisen ist – und sich darob das Herz herausreißt, sind spektakulär. Und es gelingt Yuzna, dieser Szene Tragik einzuschreiben. Eine gewisse Poesie, das Leiden des Wesens an der Erkenntnis des eigenen, neuen Ichs, kommen wirklich zum Ausdruck. Das ist ernsthaft inszeniert und somit auch eine ernsthafte Ehrbekundung gegenüber Whales Klassiker. Nur eben etwas blutiger.
BRIDE OF RE-ANIMATOR ist ein guter Nachfolger, der den Vergleich mit dem Original nicht zu scheuen braucht, allein deshalb, weil die Filme zwar im Aufbau ähnlich, in ihren Schwerpunkten aber deutlich unterschiedlich sind. Danach allerdings war Schluß. Brian Yuzna ließ weitere Ideen ruhen, widerstand der Versuchung, auch aus seiner Idee eine Serie zu machen und kehrte erst vierzehn Jahre später zu dem Stoff zurück. BEYOND RE-ANIMATOR (2003) ist in einer anderen Zeit entstanden, mit seinen Vorgängern kaum zu vergleichen, bot aber dennoch den Geist der früheren Filme.