FREITAG DER 13./FRIDAY THE 13TH

Der ausgereifte Prototyp des Slasher-Films

Im Jahr 1958 werden während einer Ferienfreizeit im Camp Crystal Lake zwei der Betreuer der ihre Ferien genießenden Jugendlichen getötet. Der Killer kann nicht ermittelt werden, das Camp wird geschlossen.

Zwanzig Jahre später möchte Steve Christie (Peter Brouwer) das Camp erneut eröffnen. Er hat die Anlage gekauft und hält wenig von geraunten Andeutungen und Gerüchten darüber, daß das Camp verflucht sei. Er hat sich Hilfe gesucht und eine Gruppe noch recht junger Frauen und Männer engagiert, die ihm beim Wiederaufbau und der ersten dort stattfindenden Freizeit für Jugendliche zur Hand gehen sollen.

Eine der jungen Frauen ist Annie (Robb Morgan), die als Köchin im Camp angeheuert hat. In der nahe dem Camp gelegenen Stadt wird sie in einem Diner damit konfrontiert, daß man sich von jenem Ort, Crystal Lake, fernhalten solle, immer wieder sei es zu Zwischenfällen gekommen, mal Brandstiftung, mal sei das Trinkwasser vor Ort vergiftet worden. Doch Annie ficht all das nicht an. Sie lässt sich von einem LKW-Fahrer mitnehmen, der sie in der Nähe des Camps absetzt, nicht, ohne sie zuvor erneut zu warnen. Nachdem er fort ist, kommt ein weiterer Wagen des Weges, der anhält und Annie mitnimmt. Doch sie erreicht das Lager nie, da der Fahrer des Vans sie umbringt.

Im Camp sind Steve und seine übrigen Mitstreiter auf Hochtouren damit beschäftigt, alles für das bald beginnende Sommercamp vorzubereiten. Steve muß noch einmal in die Stadt und bittet Alice Hardy (Adrienne King), ein wenig die Aufsicht zu übernehmen, er selbst werde erst spät in der Nacht wieder zurück sein.

Natürlich begünstigt die Abwesenheit des Chefs, daß es sich die übrigen Helfer erst einmal gut gehen lassen. Sie baden im See, sonnen sich, erkunden die Umgebung und ahnen nicht, daß sie die ganze Zeit beobachtet werden.

Am Abend spielen Annie und zwei andere Helfer Monopoly, während sich Jack (Kevin Bacon) und seine Freundin in eine der leeren Hütten zurückziehen, wo sie sich ihrem Liebesspiel hingeben. Doch unter einem der Betten lauert der Mörder und tötet beide.

Gleiches geschieht auch mit einer Kollegin der beiden, die allein in der Dusche ist und von hier aus in eine tödliche Falle gelockt wird.

Annie und ihr Freund Bill sind die einzigen, die mißtrauisch werden. Zunächst fällt ihnen auf, daß ihre Freunde nicht von ihren diversen Unternehmungen zurückkehren, dann, als die Lichter erlöschen und ein Unwetter über dem Camp niedergeht, wähnen sie sich zunächst in einem typischen Unwetter-Vorfall, doch bald merken sie, daß auch der Notgenerator und die Telefonleitungen still liegen.

Bill, der den Generator wieder in Gang setzen will, kommt von seiner Expedition ebenfalls nicht zurück, auch er wurde bereits Opfer des unsichtbaren Killers. Annie flieht in das Haupthaus des Camps.

Währenddessen hat Steve sich einen Imbiss in einem Diner an der Straße nahe dem Camp gegönnt und bricht nun auf, um zurück zu seinen Angestellten zu gelangen. An der Abzweigung zum Camp macht sein Wagen schlapp. Gerade rechtzeitig kommt Hilfe, ein Steve bekannter Polizist, der ihn bis zur Auffahrt zum Camp mitnimmt. Hier wird Steve von jemandem erwartet, den wir jedoch nicht zu sehen bekommen, und spricht ihn an. Offenbar kennt Steve die Person, was ihn aber nicht rettet, auch er wird ermordet.

Annie sieht durch den Regen ein Auto auf das Haupthaus zukommen. Es ist eine unbekannte Frau, die sich als Pamela Vorhees (Betsy Palmer) zu erkennen gibt. Ihr habe früher das Camp gehört, Steve habe es von ihr gekauft. Sie wolle nur mal nach dem Rechten sehen. Annie ist außer sich, wurde sie mittlerweile doch mit einigen Ergebnissen der Arbeit des Killers konfrontiert. Die Leichen ihrer Freunde sind überall im Camp verteilt. Zudem hat sie, noch gemeinsam mit Bill, eine Axt in ihrem Bett gefunden.

Mrs. Vorhees will sie beruhigen, alles käme wieder in Ordnung. Doch Annie wird mißtrauisch, da die Dame so gar keine Reaktion auf das zeigt, was sie ihr erzählt hat: Tote, Verstümmelte, ein Killer, das Grauen.

Wie sich schließlich herausstellt, ist Pamela Vorhees die Mutter von Jason, einem geistig zurückgebliebenen Jungen, der mit ihr im Camp lebte. Im Jahr 1957, also ein Jahr vor den ersten Morden, wurde ihr Sohn Opfer des Mobbings anderer Jugendlicher, die ihn in den See trieben, wo er ertrunken ist. Mrs. Vorhees macht dafür die Aufseher verantwortlich, die damals nicht aufgepasst hätten, da sie zu sehr mit sich selbst, ihrer Musik, ihren Liebleien beschäftigt gewesen wären. Sie nimmt Rache an den Aufsehern und will eine Neueröffnung des Camps unbedingt verhindern, damit ihr Sohn seine Ruhe finden kann.

Zwischen Annie und Mrs. Vorhees, die natürlich auch der letzten verbliebenen Überlebenden nach dem Leben trachtet, kommt es zu einem Kampf, bei dem es Annie gelingt, eine Machete in die Hand zu bekommen, die Mrs. Vorhees bei sich hatte. Mit dieser enthauptet sie ihre Angreiferin.

Dann steigt sie in eins der Boote am Seeufer und paddelt hinaus. Der neue Tag bricht an, Polizisten erreichen das Camp und sehen die junge Frau auf dem Wasser. Als sie gerade gewahr wird, daß sie gerettet ist, kommt ein verwachsener Junge aus dem Wasser hervorgeschossen und reißt sie mit sich in die Tiefe…

…Annie erwacht schreiend in einem Krankenhausbett. Sie hat geträumt. Allerdings ist sie sich nicht wirklich sicher, ob es ein Traum oder nicht eher eine Vision war, die sie hatte: Denn auch, wenn Mrs. Vorhees tot ist – der Junge, Jason, ist noch „irgendwo da draußen“.

Wenn es überhaupt einen Prototyp gibt, ein definierendes Beispiel, an dem man die Entwicklung des Horrorfilms in den 80er Jahren festmachen kann, dann ist dies sicherlich FRIDAY THE 13TH (1980). Hier bündeln sich die Entwicklungen der gerade abgelaufenen Dekade, in der Werke wie THE EXORCIST (1973) oder THE OMEN (1976) auch für den massenkompatiblen Horrorfilm eine neue Härte definiert hatten, die ihrerseits dem Underground geschuldet war. Dort war in Filmen wie George A. Romeros NIGHT OF THE LIVING DEAD (1968) und dessen Nachfolger DAWN OF THE DEAD (1978), mit Wes Cravens THE LAST HOUSE ON THE LEFT (1972) oder Tobe Hoopers THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE (1974) mit neuen Formen des Grauens experimentiert worden. Dieses war graphischer, expliziter, eher an der Detaildarstellung von Gewalt und deren Ergebnis interessiert, denn daran, eine subtile, hintergründige Atmosphäre aufzubauen, in der der Schrecken auf leisen Sohlen angeschlichen kommt und die Details der Phantasie des Zuschauers überlassen blieben. Obwohl es den besseren unter ihnen, wozu ganz sicher Romeros mittlerweile als Klassiker gehandelte Filme zu zählen sind, durchaus gelingt, bedrohliche und bedrückende Stimmungen zu kreieren. Trotzdem waren es grelle, teils hysterische Filme, die ihre Schauwerte und Schocks ausstellten und den Zuschauer terrorisieren und direkt angehen wollten.

John Carpenter hatte schließlich mit HALLOWEEN (1978) nicht nur bewiesen, daß man mit wenig Aufwand und einem kleinen Budget einen enormen kommerziellen Erfolg erzielen konnte – was für einige der oben genannten Werke ebenfalls zutrifft – , sondern er hatte auch eine Formel gefunden, die diesen Erfolg berechenbar machte: Ein maximal fremder, psychopathischer Killer, der dem Zuschauer lange unverständlich, wenn nicht gar unsichtbar, bleibt, und eine Gruppe Jugendlicher, oder junger Erwachsener, die in das Beuteschema des Mörders passen und von ihm nach dem Prinzip eines Abzählreims auf möglichst grausige Art und Weise vom Leben zum Tode befördert werden. Damit konnte man kommerziell allein schon deshalb punkten, weil die Sensation des drastischen Schocks mit einer Zielgruppe – Jugendlichen, die für das Kino zusehends kommerziell wichtig wurden – kombinierbar war, was Kassenschlager versprach.

Es war Sean S. Cunningham, der mit FRIDAY THE 13TH die verschiedenen Komponenten – die Jugendlichen, den Abzählreim und die explizite Gewaltdarstellung, die bei Carpenter noch eher moderat ausgefallen war – zusammenbrachte und damit ein, wenn nicht das entscheidende Rezept für all jene Slasher-Movies genannten Werke fand, die dann eben typisch für die 80er wurden. Hier wurde das Prinzip geradezu exemplarisch durchgespielt. Eine Gruppe junger Leute hilft einem hippiesken Mann, ein Sommer-Camp, das seit Jahren brach liegt, wieder herzurichten, um es erneut zu eröffnen. Schnell werden die Jugendlichen gewarnt, daß etwas Mysteriöses im Camp vor sich ginge, es gar verflucht sei. Und siehe da: Kaum sind die jungen Leute eine Nacht allein im Camp, weil ihr Arbeitgeber noch etwas erledigen muß, beginnt der Todesreigen. Nach und nach wird die Gruppe dezimiert, einer nach dem andern fällt, ohne daß die übrigen davon wissen, dem Killer – oder Slasher – zum Opfer, bis schließlich zumeist eine junge Frau übrigbleibt – im Jargon des Genres die Scream Queen, deren Prototyp wiederum Jamie Lee Curtis war, die den Part nicht nur in HALLOWEEN übernommen hatte, sondern auch in TERROR TRAIN (1979) und PROM NIGHT (1980) – , die es mit dem Verrückten final aufnehmen muß und der es dann meist gelingt, irgendwie die Oberhand zu behalten. Die besseren – nein, im Grunde alle – dieser Werke halten dann für die Schlußszene meist noch einen letzten Dreh, einen Clou, in der Hinterhand, um den Zuschauer ein letztes Mal zu schockieren oder zumindest in Erstaunen zu versetzen.

FRIDAY THE 13TH erfüllt auch dieses Schema prototypisch. Wobei er nebenher noch ein ganz anderes Muster bedient, denn der Film wurde in gewisser Weise sprichwörtlich, sein (vermeintlicher) Killer so etwas wie eine Ikone, die auch Menschen kannten, die den Film nie gesehen haben. Sein Name: Jason Vorhees, besser schlicht als „Jason“ bekannt und gefürchtet. Wie Michael Myers aus der sich entwickelnden HALLOWEEN-Serie, wie Freddie Kruger aus den später ins Leben gerufenen NIGHTMARE ON ELM STREET-Filmen (ab 1984), besitzt auch Jason eine ganz eigene Ikonographie. Er trägt eine Eishockeymaske und ist meist mit einer Machete bewaffnet abgebildet. Maximale Entfremdung, maximale Anonymität. Wer von FRIDAY THE 13TH spricht, hat dieses Bild vor Augen. Jason, der verrückte Killer mit der Eishockeymaske. Typisch für „legendäre“ Werke – ob in der Literatur, im Film oder auch auf der Bühne – , daß alle glauben zu wissen, worum es geht, anhand der Details aber oft zu prüfen ist, ob jemand wirklich weiß, wovon er spricht. Denn im Originalfilm trägt Jason weder eine Maske, noch ist er der Killer.

Cunningham, eigentlicher Spiritus rector hinter dem Film, und der Drehbuchautor Victor Miller gaben sich immerhin Mühe, ihrer an sich wirklich redundanten Story noch ein wenig Hintersinn zu verpassen. Und Jason, den wir im Film ziemlich genau 30 Sekunden zu Gesicht bekommen, wird in seiner Hintergrundstory sogar zu einem tragischen Antihelden. Ein offenbar geistig zurückgebliebener Junge, dessen Mutter einst das Camp betrieb, der, leicht entstellt, schnell zur Zielscheibe des Spottes anderer wurde. Und den diese anderen – jugendliche Sommergäste des Camps – einst in den See, den ebenfalls berüchtigten Crystal Lake, an dem sich all das zuträgt, trieben, wo er ertrank. Und dem allerhand angedichtet wird: Er sei unsterblich, ein Wiedergänger, der sein Unwesen am See treibe und dort umgehe. Die Rückblenden, die diese Untat andeuten, wirken wie einem David-Hamilton-Film entnommen. Durch eine angehauchte Linse sehen wir in pastellfarbigen Tönen eine kaum identifizierbare Figur, die zunächst freundlich lacht und dann schreckensschrill schreit, verfolgt von einer Horde lachender Jugendlicher. Eine Sequenz, die durchaus unser Mitleid hervorruft.

Doch halten sich Buch und Regie selbstredend – auch das prototypisch – nicht allzu lange mit Erklärungen und Geplänkel auf. Cunningham geht aufs Ganze. Und das recht schnell. Die Gruppe findet zueinander, Paare finden sich oder sind schon als solche ins Camp gekommen, man absentiert sich, um in einer der leeren Hütten das Liebesspiel zu genießen, was natürlich nie eine gute Idee in einem Horrorfilm ist. Jene Regeln, einen Horrorfilm zu überleben – kein Alkohol, keine Drogen, kein Sex und niemals behaupten, man käme gleich zurück, wenn man allein den Raum verlässt – , über die Wes Craven sich in SCREAM (1996) dann so treffend lustig machen konnte, werden in FRIDAY THE 13TH erstellt und geradezu lehrbuchhaft abgearbeitet. Nicht ganz ohne eine gewisse reaktionäre Grundhaltung wird hier der voreheliche Sex bestraft, wer nachts allein Duschen geht, kehrt sicherlich nicht mehr zurück, und selbst zu zweit im Regen nach dem Generator schauen ist nicht ungefährlich.

Das Prinzip des Abzählreims wird hier exemplarisch bedient, wobei er, das sollte man durchaus erwähnen, ein gutes Timing vorweist. Die Schocks sind gut gesetzt, Spannungsmomente und Action halten sich die Waage und sogar die Grundatmosphäre des Films kommt seinem Anliegen zugute. Wir erfahren genau das, was wir brauchen, damit wir ein wenig um die jungen Leute bangen können, doch wird hier nichts künstlich aufgebauscht oder übermäßig psychologisiert. Es geht um Gewalt und Mord, und genau das bekommt der Zuschauer geboten. Tom Savinis Spezialeffekte überzeugen auch über 40 Jahre nach der Erstveröffentlichung noch – solange man sich nicht grundlegend an die Möglichkeiten des CGI gewöhnt hat und es mit diesen hält und es da drunter sowieso nicht mehr macht. Savini gelingen Momente echten Ekels, wenn bspw. Kevin Bacon in einer frühen Rolle mit einem Pfeil durchbohrt wird, den ihm jemand durch den Nacken und Hals treibt, der unter dem Bett liegt, auf dem sich der Jungstar nach getanem Liebesspiel gerade räkelt. Jasons Mutter, gespielt von der Kultikone Betsy Palmer, wird enthauptet, nachdem sie sich als Psychopathin geoutet hat und wir nun wissen, daß sie für die Morde verantwortlich ist.

Ein weiteres Prinzip, daß auch hier zum Tragen kommt, ist die Mischung aus Schrecken, Ekel und Soft-Sex, der ebenfalls typisch wurde für die Horrorfilme der 80er Jahre. Es wurde bereits angedeutet, daß gerade diesen Filmen gern eine reaktionäre Haltung unterstellt wurde, worüber zu streiten wäre. Sicherlich gibt es eine Metaebene, die wieder und wieder eine moralische Geste zu erfüllen scheint, wenn die, die sich (vorehelichem) Sex hingeben, die ersten Opfer welchen Killers auch immer abgeben. Ob sich damit wirklich etwas Konservatives verbinden lässt, sei dahingestellt. Es wäre auch eher eine Frage, warum Filme mit diesem extremen Blutzoll, der Lust an Gewalt und daran, explizit die Zerstörung von Körpern zur Schau zu stellen, gerade zu Beginn der 80er Jahre so populär wurden. Romeros Zombie-Filme waren Midnite-Hits, die in Studentenkinos und an Bahnhöfen gezeigt wurden, Filme, die sich auch ein breiteres Publikum gern mal als Mutprobe anschauten. Als Massenphänomen wurde Splatter erst in den 80 Jahren wahrgenommen und sickerte ca. 10 Jahre später auch in Mainstreamfilme ein, die nicht zwingend als Horrorfilme gelten müssen. Dieser Frage hier nachzugehen, würde allerdings den Rahmen sprengen und müsste in einer umfassenden Studie untersucht werden.

Man kann festhalten, daß die Slasher-Filme am Ende einer Dekade der „sexuellen Befreiung“ definitiv eine verklemmte Haltung zur Sexualität einnahmen. Ob dies einem neuen konservativen Zeitgeist geschuldet war, lässt sich so einfach aber nicht feststellen. Da die Gewalt graphischer wurde, die Filme körperlicher – was auch mit anderen Formen eines nahezu religiösen Körperkults im Hollywood der 80er Jahre korrespondiert – , sollte es vielleicht gar nicht so sehr verwundern, daß die gleichen Körper, die später zerstückelt, enthauptet, durchbohrt oder verbrannt werden, zunächst in ihrer reinen, unversehrten Form gezeigt werden. Natürlich, ohne jemals die Grenze zur Pornographie zu überschreiten. Möglichst hier und da eine blitzende Brustwarze, ein paar verklemmte Blicke auf nackte Hintern oder eine Frau unter der Dusche, natürlich nur aus der Distanz gefilmt – viel weiter ging weder FRIDAY THE 13TH noch einer seiner (amerikanischen) Epigonen. Und eine Duschszene wie die gerade erwähnte hat den zusätzlichen dramaturgischen Effekt, die betreffende Person in ihrer ganzen Schutzlosigkeit zu präsentieren: Nackt und allein in einem abgelegenen Camp und unter Beobachtung eines uns nicht bekannten Killers…

Ein nicht ganz unbekanntes Szenario für jene, die sich ein bisschen im Genre auskennen und filmhistorisch wissen, wo der moderne Horrorfilm, dessen Schrecken eher menschlicher Natur ist, denn übernatürlichen Ursprungs, seinen Anfang nahm: Mit Alfred Hitchcocks PSYCHO (1960) und Michael Powells PEEPING TOM (1960), der allerdings heute weitaus weniger bekannt sein dürfte, als Hitchcocks Meisterwerk. Auch bei Hitchcock gibt es eine nackte Frau unter der Dusche, die von einem uns bis dahin unbekannten Killer beobachtet und schließlich getötet wird. Auch sie ist allein, moralisch in einer fragwürdigen Situation (Ehebruch; Diebstahl) und zudem nackt in der Wüste, was einem biblischen Motiv recht nahekommt. FRIDAY THE 13TH nimmt in mancherlei Hinsicht Bezug auf PSYCHO. Das fällt bereits mit der Anfangsmusik auf, die erstaunliche Anleihen bei Bernard Herrmanns Leitmotiv nimmt, dann aber eigene Wege geht und eher an einen sakralen Gesang erinnert. Und übrigens fast ausschließlich eingesetzt wird, wenn der Killer (oder, wie wir am Ende des Films wissen, die Killerin) in der Nähe ist oder in Aktion tritt. Ansonsten kommt der Film weitestgehend ohne Musikuntermalung aus.

Doch ist dies nicht der einzige Hinweis auf den Klassiker. Denn Cunningham und sein Drehbuchautor Victor Miller greifen das Grundmotiv aus Hitchcocks Film auf und drehen es geschickt um: War es dort der Sohn, der in den Kleidern der Mutter tötet und den Körper der bereits Toten im Keller mumifiziert lagert, ist es nun also die Mutter, deren Sohn einst ertrank, im Crystal Lake konserviert auf seine Wiederauferstehung wartet und von dem wir lange annehmen, daß er für die Taten verantwortlich ist. Daß erst die Folgeteile der Serie, zu der FRIDAY THE 13TH – wie fast alle Slasher-Movies jener Jahre – nahezu zwangsläufig ausgebaut wurde, Jason zum Killer macht, führt wieder zu jenen oben bereits erwähnten Kuriositäten hinsichtlich jener Filme zurück, die jeder zu kennen glaubt und die die meisten nie gesehen haben.

Einerlei. FRIDAY THE 13TH ist deutlich anzumerken, daß er sich noch auf die Klassiker bezieht, die seine Macher offensichtlich gut kennen. Er gibt sich noch Mühe, sowohl mit seiner Hintergrund-Story, erst recht mit seinen Effekten. Man merkt dem Film an, daß hier eine Menge Kreativität aufgewendet wurde, um im Ergebnis das Publikum glaubwürdig zu schockieren und nicht ungewollte Lacher herauszufordern, was einigen der Nachfolger dann zurecht widerfuhr. Entgegen Walter Benjamins Annahme, daß das Kunstwerk im Zeitalter seiner Reproduzierbarkeit seine Aura einbüßt, kann man an Filmen wie FRIDAY THE 13TH, an Romeros Werken und an jener Menge Rockmusik aus jenen Jahren, als sie noch neu war, anmerken, daß hier etwas erstmalig probiert wird. Natürlich hatte es auch zuvor schon Gewalt auf der Leinwand gegeben, ob im japanischen Kino oder auch in Europa, sie aber möglichst graphisch im Unterhaltungskino einzusetzen, war definitiv neu. Und diese Neuigkeit spürt man, wenn man einen Film wie diesen auch nach all den Jahren schaut. Genau das macht es lohnenswert, ihn sich von Zeit zu Zeit noch einmal zu Gemüte zu führen. Früher waren offensichtlich – wie bekanntlich alles – die Trash-Filme besser, weil trashiger. Und dennoch waren sie oft besser gemacht, hatten eine Aura und konnten somit zu Kultfilmen werden, an die sich auch spätere Generationen noch erinnern.

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