RE-ANIMATOR

Stuart Gordons Kult-Splatter aus den 80ern überzeugt noch immer

An einer renommierten Schweizer Universität hat der Forscher Herbert West (Jeffrey Combs) ein Serum entwickelt, das totes Zellgewebe neu beleben kann. Wesentlich ist in seinen Augen die berühmte „Hirntod-Regel“, die den zeitlichen Prozeß bestimmt, bis ein Körper endgültig als tot gelten kann. Sie wurde von seinem wissenschaftlichen Ziehvater, Dr. Gruber (Al Berry), erstellt. West glaubt sie widerlegen zu können. Als Gruber einem Herzinfarkt erliegt, reanimiert ihn West, was zunächst zwar gelingt, jedoch fürchterliche Folgen zeitigt und in einer Katastrophe endet. Deshalb wird West umgehend von der Universität exmatrikuliert.

Zurück in den USA, erhält West ein Stipendium an der Miskatonic University, die sich mit dem umstrittenen aber offenbar brillanten Spezialisten für den Tod schmücken will. Doch schnell erweist sich West als Querulant.

Schon bei einem Cocktailtreffen mit dem Leiter der Universität, Dekan Halsey (Robert Samson), und diversen Autoritäten des Lehrkörpers, konfrontiert West Dr. Hill (David Gale), einer der führenden Wissenschaftler der Universität, nicht nur mit eigenen Forschungsergebnissen, die denen der Koryphäe auf seinem Gebiet widersprechen, sondern auch mit Plagiatsvorwürfen, die in Europa generell gegen Dr. Hill erhoben würden. Der nämlich soll nicht nur bei Dr. Gruber abgeschrieben, sondern auch noch eine falsche Festlegung hinsichtlich der Zeit, nach der der Hirntod eintritt, angegeben haben.

Auch in der Vorlesungen Dr. Hills setzt sich die Feindseligkeit zwischen West und Hill fort. Coram publico bezichtigt West Hill erneut des Plagiats und macht sich über dessen Forschungsergebnisse lustig. Diese seien längst veraltet.

Derweil ist West bei Dr. Daniel Cain (Bruce Abbott) untergekommen. Dank der Vermittlung von Dekan Halsey und dessen Tochter Megan (Barbara Crampton), die heimlich mit Daniel liiert ist, zieht West bei Cain ein. Dort richtet er sich ein Labor im Keller ein, wo er die Experimente mit seinem Serum fortsetzen will.

Dekan Halsey schätzt Daniel sehr, da dieser bisher der Primus der Universität und Dr. Hills persönlicher Assistent war. So darf Daniel Megan ausführen – solange sich alles in moralisch einwandfreien Bahnen bewegt. Eine Regelung, die Daniel zusehends frustriert, da er Megan ernsthaft liebt und auch die Nächte mit ihr verbringen will.

Megan empfindet West schon bei der ersten Begegnung als unangenehm und versucht Daniel davon zu überzeugen, dem Fremden kein Zimmer zu vermieten. Doch Daniel, der auch auf das Geld angewiesen ist, schlägt ihre Warnung in den Wind. Als Daniels Katze verschwindet und Daniel und Megan nach ihr suchen, findet Megan das tote Tier in dem Kühlschrank in Wests Zimmer. Sie fühlt sich bestätigt und erklärt Daniel noch einmal ihre Abneigung gegen West.

Der kommt hinzu und stellt Megan zur Rede, da diese gegen alle Absprachen und gängige Regeln sein Zimmer durchsucht hat. Er erklärt, die Katze sei bereits tot gewesen, als er sie gefunden habe.

In der folgenden Nacht wacht Daniel durch einen vermeintlichen Katzenschrei auf und schleicht sich in Wests Labor im Keller. So wird er Zeuge, wie dieser mit der offenbar wiederbelebten Katze kämpft, die sich in seinem Rücken verkrallt hat. Daniel eilt West zur Hilfe und nachdem die beiden das tote Tier gestellt haben, tötet Daniel es mit einem beherzten Wurf an die Wand.

West erklärt Daniel nun seine Experimente und daß er einen „Sieg über den Gehirntod“ anstrebe. Er zeigt Daniel das grün fluoreszierende Serum, das er einem toten Körper durch den Nacken direkt ins Hirn spritzt. Daniel bleibt skeptisch und West belebt die tote Katze erneut. Unglücklicherweise kommt Megan genau in diesem Moment in den Keller und sieht, wie der bereits fürchterlich zugerichtete Körper der Katze sich erneut bewegt und zu Leben erwacht.

West bittet Daniel, ihm zu helfen. Da Daniel unter anderem in der Pathologie der Universität arbeitet, will West, daß er ihm Zugang zu frischen Leichen gewährt. Denn je frischer ein Toter, desto besser die Wirksamkeit des Serums.

Dr. Hill versucht zunächst vergeblich, Dekan Halsey dahingehend zu beeinflussen, daß dieser zumindest West der Universität verweist. Mindestens soll er nicht mehr bei Dr. Hills Vorlesungen anwesend sein. Halsey weigert sich, woraufhin Hill auch Daniel diskreditiert. Was zu diesem Zeitpunkt niemand ahnt: Hill ist seinerseits erotisch an Megan interessiert. Da er keinen Erfolg bei Halsey hat, hypnotisiert Hill den Dekan und kann diesen somit bei der erst besten Gelegenheit dahingehend manipulieren, daß der sowohl West als auch Daniel von der Universität wirft. Dummerweise ist Daniel selbst für eine solche verantwortlich, da er dem Dekan von Wests Experimenten erzählt.

West ist außer sich, Daniel untröstlich. In seinem Fall wurden ihm kleinere Lehrtätigkeiten und vor allem seine Jobs an der Universität entzogen, weshalb es ihm unmöglich ist, weiter zu studieren, da er kein Stipendium besitzt. Er lässt sich schließlich von Wests Wut und Furor anstecken. Nachts schleichen die beiden in die Pathologie und reanimieren hier einen kürzlich Verstorbenen. Wie West es in seinen Aufzeichnungen, die Daniel lesen durfte, bereits notiert hatte, erweist sich auch dieser Wiederbelebte als ausgesprochen aggressiv und blutdurstig.

Während West und Daniel versuchen, sich des Angreifers zu erwehren, eilt Dekan Halsey selbst in den Keller der Universität. Er wird allerdings Opfer der Wut des Untoten, der die Tür des Labors einschlägt und Halsey darunter begräbt. Schließlich gelingt es West mittels einer Knochensäge das Ergebnis seines Experiments zu eliminieren.

West ist begeistert, in Halsey einen wirklich eben erst Verstorbenen zur Verfügung zu haben. Zunächst weigert Daniel sich, bei diesem gerade für einen so moralisch orientierten Mann wie Halsey frevlerischen Akt mitzutun, doch West insistiert und so spritzen sie Halsey das Serum. Und wirklich: Er erwacht zum Leben. Erneut kommt Megan zufällig hinzu und wird hysterisch, als sie ihren Vater im Zustand eines Zombies sieht. Daniel erleidet seinerseits einen Nervenzusammenbruch.

Es ist schließlich Dr. Hill, der Halseys Wiedergänger in eine an sein Büro grenzende Gummizelle sperrt, wo der unverletzt toben kann. Er lobotomiert ihn und merkt erst während des Eingriffs, daß Halsey bereits tot war und reanimiert wurde.

Mit diesem Wissen sucht Dr. Hill nun West auf. Er will dessen Aufzeichnungen und selbstredend auch das Serum. Mithilfe von Wests Erkenntnissen erhofft er sich internationale Anerkennung und höchste Auszeichnungen. West tötet Hill durch einen Spatenschlag. Dann trennt er den Kopf vom Rumpf. West, sichtlich angeschlagen und dem Wahnsinn nahe, injiziert nun sowohl dem abgetrennten Kopf, als auch dem Rest des Leibes sein Serum. Beide erwachen zum Leben und Hills Kopf übernimmt schnell das Kommando über seinen Körper. Während West durch Hills Kopf abgelenkt ist, schlägt ihn Hills Körper hinterrücks bewußtlos. Dann trägt Hills Rumpf den Kopf und Wests Ergebnisse und Aufzeichnungen zurück in das Büro des Professors.

Hill hatte schon vor seinem Ableben die Kontrolle über Halsey, nun aber scheint er telepathische Kräfte erlangt zu haben. Er ist in der Lage, weitere Reanimierte geistig zu beherrschen und sie nach seinem Willen handeln zu lassen. Er schickt Halsey los, Megan, seine Tochter, zu entführen und zu Hill zurück zu bringen. Zudem lässt Hill seinen Körper einige der Leichen aus der Pathologie wiederbeleben.

Halsey bringt die ohnmächtige Megan zu Hill. Der lässt sie nackt auf einen Labortisch schnallen und will sich gerade genüsslich daran machen, ihre intimeren Regionen zu untersuchen, als Daniel und West eintreffen. Durch Megans Schreie scheinen sich noch immer tief in Halsey schlummernde Vatergefühle bemerkbar zu machen, denn er unterstützt nun Megans Retter bei deren verzweifelten Kampf gegen die Untoten, die Hill lenkt.

Schließlich spritzt West Hills Körper eine immense Überdosis seines Serums, in der Hoffnung, daß dies erneut zum Tode führt. Der Körper aber mutiert, platzt auf und West wird von Hills Gedärm eingewickelt. Hysterisch schreit er nach Daniel, dieser möge ihm helfen und seine Aufzeichnungen retten.

Daniel nimmt sowohl die Aufzeichnungen als auch das Serum an sich, kann West aber nicht mehr retten, als dieser von den Hill´schen Überresten vereinnahmt wird. Daniel und Megan fliehen, werden aber von einem von Hills Zombies angegriffen, der Megan schwer verletzt. Halsey, dem es gelungen ist, die anderen reanimierten Leichen zu besiegen, nimmt sich Hills Kopf an und zerquetscht diesen. Damit ist der Bann gebrochen. Die noch aufrechten Untoten brachen zusammen.

Daniel trägt Megan in die Notaufnahme des Universitätskrankenhauses, doch auch für sie kommt jede Hilfe zu spät. Der verzweifelte Daniel entschließt sich zum Äußersten und spritzt Megan Wests Serum…das Bild wird schwarz, wir hören Megan schreien…

Es würde sich lohnen, eine Art Exegese des Horrorfilms der 80er Jahre zu schreiben unter besonderer Berücksichtigung der damals entstandenen Sub-Gattungen. Da gab es den Splatterfilm, die Gore-Version, es gab die ersten echten Horrorkomödien, es gab mainstreamkompatible Werke, die eher so taten, als seien sie besonders hart und blutig, und es gab einige wenige originäre Werke, die dem Genre wirklich Neues hinzuzufügen verstanden. Es gab die Slasher-Serials: Ob HALLOWEEN (1978), FRIDAY THE 13TH (1980) oder NIGHTMARE ON ELM STREET (1984) – sie alle erfuhren in den 80ern Fortsetzungen und gingen mehr oder weniger in Serie.

Wenn man sich bei einer solchen Studie auf den Splatterfilm konzentrieren würde, müsste man wohl vor allem eine Unterscheidung zwischen dem amerikanischen und dem europäischen Weg unterscheiden. Es waren ursprünglich die Europäer, vor allem Italiener und Spanier, die den ultraharten Splatter etabliert hatten, als in Folge von George A. Romeros DAWN OF THE DEAD (1978) Regisseure wie Lucio Fulci, Bruno Mattei oder Umberto Lenzi immer mehr Untote auf die Leinwände losließen und das Genre zudem um den Topos des Kannibalen erweiterten. Viele dieser Filme waren von tiefer Ernsthaftigkeit, was in Kombination mit der oft wirklich billigen Machart der Filme meist für unfreiwillige Komik sorgte. Von diesem Verdikt allerdings sei Lucio Fulci explizit ausgenommen.

Die Amerikaner gingen einen anderen Weg. Sam Raimi hatte mit THE EVIL DEAD (1981) bewiesen, daß man ultraharten Horror und Splatter bewußt mit Humor, manchmal greller Komik paaren konnte, ohne dabei sein Sujet der Lächerlichkeit preiszugeben. Ähnlich gingen Brian Yuzna als Produzent und Stuart Gordon als Drehbuchautor und Regisseur bei ihrer Blut- und Gedärm-Orgie RE-ANIMATOR (1985) vor. Als Vorlage diente ihnen eine Kurzgeschichte des Horror-Großmeisters H.P. Lovecraft, dessen Werke immer mal wieder verfilmt worden waren, vor allem aber in den 80ern gern genutzt wurden, da sie in ihrer Beschreibungswut sowohl glibberige Monster als auch jede Menge ekliges Zeug boten, das sich herrlich für die Leinwand eignete und adaptieren ließ. Hier war es die Short Story HERBERT WEST – RE-ANIMATOR, die 1922 als Serie erschienen war.

Obwohl Lovecraft selbst die Geschichte, mit der er nicht wirklich zufrieden war, als eine Art Parodie auf Mary Shelleys FRANKENSTEIN (erschienen 1818) bezeichnete, ist auch sie von dem den Autoren auszeichnenden heiligen Ernst, der im Grunde alle seine Stories bestimmt und manchmal schwer erträglich macht. Yuzna und Gordon waren sich genau dieses Aspekts wohl mehr als bewußt und so konzipierten sie ihren Film von Anfang an auch als extrem schwarzhumorige Komödie. Diese Wendung erlaubte es ihnen, Splatter vom Feinsten – und Allerhärtesten – zu bieten, eine Art Zombies-aus-dem-Labor-Szenario zu entwerfen und den Zuschauer dennoch auch mit Momenten reinster Komik zum Lachen zu bringen.

Der im Film von Jeffrey Combs gespielte Herbert West ist ein an Arroganz kaum zu überbietender Jungmediziner, der eben erst seinen Doktorvater mit einem von ihm entwickelten Serum malträtiert hat, um den guten Mann in der beschaulichen Schweiz wieder zum Leben zu erwecken, nachdem der einem Herzinfarkt erlegen ist. Nun ist der Mann zurück in den USA, um hier seine Forschungen fortzusetzen. Er hat keine Probleme, an der Miskatonic University, an der er nun studiert, die lokalen Koryphäen anzugreifen und sich jedweden Vorteil zu sichern, um sein Serum erfolgreich einzusetzen. Combs Darstellung ist derart arrogant, was allein schon zu etlichen Lachern animiert, doch erst recht, wenn wir gewahr werden, daß der junge Mediziner es mit einer Riege von Vorgesetzten und Lehrenden zu tun hat, die ihrerseits abgehoben und arrogant sind, ihm also in nichts nachstehen.

Deshalb sehen wir ihm zunächst nach, was er da so alles treibt. Und er treibt es wild. Erst wird die Katze seines Mitbewohners entweder von West getötet oder zumindest eingefroren, nachdem er sie tot aufgefunden hat, dann mit dem Serum malträtiert, woraufhin das wiederbelebte Tier ihn angreift und sich als extrem aggressiv und blutrünstig erweist. Als West dann – der von ihm der des Forschungsdiebstahls bezichtigte Dr. Hill ist eines seiner Opfer – auch menschliche Leichen reanimiert, stellt sich heraus, daß die Vermutung, diese entwickelten sich ebenfalls zu blutrünstigen Zombies, stimmt. Und blutgierigen Zombies, man weiß es aus Romeros Filmen ebenso, wie aus etlichen Nachfolgern, kommt man letztlich nur bei, indem man sie nahezu komplett zerstört. Und diese Zerstörungsorgien zelebriert Gordon geradezu.

Da wird mit der Knochensäge gearbeitet, es werden Spaten und andere Haushaltsgegenstände genutzt, um sich der angreifenden Untoten zu erwehren. Und selbst der vom Torso getrennte Kopf von Dr. Hill ist noch in der Lage, sowohl seinen Körper als auch jede Menge anderer Untoter zu steuern und seine keineswegs nur der Wissenschaft geschuldeten Versuche umzusetzen, der Tochter des Dekans, der zuvor bei einer Begegnung mit Wests erstem Versuch einer Reanimation äußerst unschön zu Tode kam, habhaft zu werden. Hill lässt seinen Körper sogar etliche andere Leichen mit Wests Serum bearbeiten, so daß er über eine regelrechte Zombiearmee verfügt, die zu bekämpfen West und seinem Mitbewohner Daniel Cain Gelegenheit bietet, erneut mit allerlei zweckentfremdeten Gegenständen gegen sie vorzugehen.

Stuart Gordon und Brian Yuzna greifen Lovecrafts Überzeugung auf, daß Wissenschaft und Wissenschaftler eine Spezies sind, denen grundlegend immer zu mißtrauen sei. Sowohl Herbert West als auch Dr. Hill entsprechen haargenau dem im Horror- und Science-Fiction-Film so beliebten Bild des „verrückten Wissenschaftlers“, der in einem tödlichen Gebräu aus Hybris, Selbstüberschätzung und Wahn zu den unglaublichsten Experimenten und Taten fähig ist. Allerdings ist der Wissenschaftsbetrieb, die Universität, das Labor, in RE-ANIMATOR zur Gänze eine Art Irrenhaus, in dem sich eigentlich keiner der Beteiligten viel vergibt. Alle scheinen ausschließlich am Tod interessiert, wollen entweder (Dr. Hill) den genauen Zeitpunkt exakt bestimmen (Hirntod!) oder den großen Gleichmacher generell überwinden (West). Eine Art Sehnsucht nach Tod und Verderbnis scheint all diese Experten zu befeuern, an Heilung von Was-auch-immer scheint im Grunde niemand interessiert. Und dem Betrieb steht ein Dekan vor, der von vorgestrigen moralischen Regeln und Konventionen getragen wird und als Strafe dafür dann recht schnell das Zeitliche segnet – wenn auch nicht lang, denn jede frische Leiche ist West natürlich gerade recht.

In der Figur des Dekan Halsey gelingt allerdings auch eine gewisse Referenz an das 19. Jahrhundert und seine strengen viktorianisch geprägten Moralvorstellungen, denen sich Lovecraft verpflichtet fühlte. Diese Referenz liegt atmosphärisch über dem gesamten Film, der, obwohl in der Gegenwart angesiedelt, oft wie ein Werk des 19. Jahrhunderts wirkt. Dazu trägt sicherlich bei, daß die Universität keinem modernen Bau entspricht, sondern selbst schon in Altbauten aus dem 19. Jahrhundert untergebracht ist.

Es gibt nicht viele wirklich gelungene Verfilmungen der Werke von H.P. Lovecraft, weshalb man RE-ANIMATOR trotz all des Humors und vor allem trotz des Splatters als eine solche bezeichnen muß. Vielleicht gerade weil die Macher den Stoff einerseits modernisieren, zugleich aber auch persiflieren. Wobei die Splatter-Effekte derart übertrieben sind, daß sie selbst schon wie eine Persiflage wirken und viel zum Humor des Films beitragen. Leider sahen das die deutschen Jugendschützer nicht so und ließen den Film indizieren, der in Deutschland nie in die Kinos kam und zu einem der typischen Video-Werke der 80er zu rechnen ist. Die (Neu/Wieder-)Veröffentlichungsgeschichte erzählt dementsprechend von fürchterlich verstümmelten Versionen, die eher sinnfrei denn nahvollziehbar sind. Erst im Jahr 2013 wurde die Indizierung aufgehoben und der Film liegt nun in letztlich drei Fassungen vor, wobei die sogenannte „integrale Fassung“ die längste ist (nahezu 104 Minuten), von Yuzna und Gordon so allerdings nie freigegeben wurde. Die Macher des Films favorisierten die kürzeste Fassung des Films, die aber die harten Splatter- und Gore-Szenen weitestgehend enthält. Sie ist mit ca. 86 Minuten markiert. Dies ist zumindest die packendste Version, auch wenn die Langfassung mehr Hintergrundinformationen zu den Figuren liefert. Doch als das, was RE-ANIMATOR sein will – ein unterhaltsamer und dennoch harter Horrorfilm – , ist die kürzere Fassung zweifelsohne geeigneter. Hier wird die Story auf das Wesentliche reduziert, wodurch einzelne Szenen hervorragend funktionieren, der Film nie langatmig wirkt und sich vor allem nie wichtiger nimmt, als er ist.

RE-ANIMATOR, heute längst als Kultfilm jener goldenen Dekade des harten Horrors aus den Schmuddelecken der Videotheken angesehen, gehört sicher zu den Wegweisern des Genres. Von hier führt eine Linie zu solchen bahnbrechenden Werken wie Peter Jacksons BRAINDEAD/DEAD ALIVE (1992) und jenen vor allem in den 90ern und frühen 00er Jahren beliebten Fun-Splatter-Filmen, die ihrerseits selten die Leinwände enterten, sondern in Streamingdiensten und auf DVD verwertet wurden. Diese waren zu ihrer Zeit sehr viel leichter, einfacher, billiger herzustellen, da moderne Computertechnik es erlaubte, auch die grässlichsten Effekte glaubwürdig erscheinen zu lassen. Allerdings kostete dies auch einiges an Kreativität, was die neueren Werke dieser Spielart oft steril wirken lässt. Das ist bei RE-ANIMATOR definitiv anders. Man merkt den Beteiligten, vor und hinter der Kamera, an, wie sehr sie für die Sache brennen, wie viel Spaß es gemacht haben muß, das alles zu entwickeln und auf Film zu bannen. Und wenn man auch hier und da die Machart schnell durchschaut – die Schaumstoffanzüge, die dann, gespickt mit Blutbeuteln, durchbohrt und zerrissen werden; die Idee, einen abgetrennten Kopf weiterhin in die Handlung zu integrieren, sprechen und eine junge, nackt auf einer Bahre angeschnallte Dame, mit der Zunge bedrohen zu lassen; die manchmal mechanischen Modelle, um bspw. eine Katze erst sterben, dann auferstehen, erneut gräßlich zu Tode kommen und noch einmal auferstehen zu lassen – wirken die Effekte auch heute noch überzeugend, schlicht durch die Tatsache, daß sie hand-made sind. Und man muß auch feststellen, daß sie für das niedrige Budget, das Yuzna zur Verfügung stand, in ihrer Machart schlicht sehr gut sind. Sie erfüllen vor allem ihren Zweck, indem sie das Publikum momentweise ernsthaft schockieren und durchaus auch ekeln.

Yuzna selbst inszenierte zwei Fortsetzungen, BRIDE OF RE-ANIMATOR (1989) und BEYOND RE-ANIMATOR (2003), die beide auf ihre Art überzeugen können, an denen man aber auch gut ablesen kann, wie extrem sich Machart und Look von Horrorfilmen in den nahezu 20 Jahren, die zwischen dem Original und dem dritten Teil liegen, verändert haben.

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