EVIL DEAD

Eines der besseren Remakes jener harten Horrorfilme der frühen 80er

Im Keller einer düsteren Hütte befindet sich ein Mädchen, gefesselt an einen Balken. Eine Gemeinschaft teils seltsam verformter Gestalten umgibt sie. Ihr Vater erklärt ihr, daß er sie töten müsse, um sie zu retten. Sie sei besessen. Das Mädchen fleht ihn an, sie leben zu lassen, doch ist er gnadenlos. Als sie in Flammen steht, zeigt sich der Dämon und beweist damit, daß der Vater recht hatte. Er erschießt sie mit einer Schrotflinte.

Die Freunde David (Shiloh Fernandez), Eric (Lou Taylor Pucci), Mia (Jane Levy) und Olivia (Jessica Lucas) treffen sich an einer Hütte tief im Wald. David war längere Zeit fort, was ihm vor allem Eric übel nimmt. Er bringt seine neue Freundin Natalie (Elizabeth Blackmore) mit, die die anderen nicht kennt. Der Anlass, daß sie sich alle hier treffen, ist Mia, Davids Schwester. Sie zürnt ihm, weil er sie mit der kranken Mutter allein gelassen hat. Nun ist sie heroinabhängig und vor allem Olivia ist sehr daran gelegen, daß sie mit Hilfe ihrer Freunde und ihres Bruders einen kalten Entzug durchsteht. Sie erzählt David in einer ruhigen Minute, daß sie es ein Jahr zuvor bereits versucht hatten, damals in Mias Wohnung, und sie den Versuch nach einigen Stunden bereits abgebrochen habe.

Nachdem sie einen Schwur geleistet hat, beginnt Mia den Entzug. Bald setzen erste Symptome ein. Vor allem nimmt sie einen ekelerregenden Gestank war, der sie an Verwesung erinnert. Die anderen riechen nichts, doch David und Eric begeben sich auf die Suche nach der Ursache. Dabei steigen sie auch in den Keller der Hütte hinab, wo sie hinter einer Tür einen Raum entdecken, von dessen Decke Dutzende toter Katzen baumeln. Offenbar hat hier ein satanistisches Ritual stattgefunden. David beschließt, die toten Tiere später zu entsorgen.

Im Keller entdeckt Eric aber auch ein uralt wirkendes Buch, das sich Naturom Demonto nennt. Es enthält etliche Zeichnungen von Hexenkraft und Dämonen, seine Symbole sind kaum zu entziffern, doch sind die Seiten auch mit Warnungen beschmiert. Während sich Olivia mit Natalies Hilfe um Mia kümmert, David die Kadaver aus dem Keller entfernt, beschäftigt sich Eric mit dem Buch. Dabei liest er einige Zeilen laut vor.

Im Wald regt sich etwas und rast auf die Hütte zu.

Mia klaut die Schlüssel zu einem der Autos, mit denen sie alle gekommen sind und versucht zu fliehen. Doch eine Frau erscheint auf der Straße, wodurch Mia die Kontrolle über den Wagen verliert und in einen See rast. Sie entkommt aus dem Wrack, wird aber von etwas verfolgt, das sie nicht sehen kann. Je tiefer sie in den Wald vordringt, desto dichter wird das Unterholz. Schließlich scheint es, als windeten sich die Zweige und Ranken bewusst um ihre Hand- und Fußgelenke. Dann dringt etwas Böses in Gestalt eines Strunks tief in sie ein.

Später finden David und die anderen Mia mehr oder weniger bewusstlos im Wald. Immer wieder erklärt sie, alle müssten die Hütte verlassen, sofort. Doch Olivia und David halten dies nur für Versuche, dem Entzug zu entkommen.

Zurück in der Hütte tötet Mia in einem unbeobachteten Moment Erics Hund „Opa“. Dann geht sie unter die Dusche und dreht das Wasser auf die heißeste Stufe, wodurch sie extreme Verbrühungen erleidet. David findet sie. Olivia, die ein wenig von Medizin versteht, befürchtet das Schlimmste, wenn Mia nicht professionelle Hilfe erhält. David will seine Schwester ins Krankenhaus bringen – doch Hochwasser hat die entscheidende Furt durch den nahegelegenen Bach unpassierbar gemacht.

David und Mia kehren zurück in die Hütte, wo Mia ins Bett gebracht wird. Ihrem Flehen, die Hütte zu verlassen, schenkt niemand Aufmerksamkeit. Die Gruppe trifft sich im Wohnraum und beratschlagt, wie sie nun vorgehen sollen. Da erscheint Mia mit einer Schrotflinte bewaffnet. Sie schießt auf David und verletzt ihn am Arm. Eine tiefe, dämonische Stimme erklärt aus Mias Mund, daß sie alle in der anbrechenden Nacht sterben werden.

Olivias Versuch, Mia eine Beruhigungsspritze zu verabreichen, scheitert. Vielmehr erbricht sich Mia bei dem folgenden Gerangel in Olivias Gesicht, wodurch auch diese vom Dämon besessen wird.

Es gelingt den Freunden, Mia in den Keller zu sperren. Olivia versucht, sich von dem Erbrochenen zu säubern. Doch es ist zu spät, sie ist bereits vom Dämon befallen. Als Eric sie sucht, findet er sie, wie sie sich mit einer Scherbe das Gesicht zerschneidet. Es kommt zu einem Kampf zwischen Eric und seiner Freundin, bei dem er sie schließlich tötet.

Derweil will Natalie nach Mia schauen. Die aber überwältigt sie und verletzt sie an der Hand. Als Natalie die Bisswunde auswaschen will, merkt sie, daß sie ebenfalls schon infiziert ist. Um sich zu retten, greift sie zu einem elektrischen Tranchiermesser und trennt sich den Unterarm ab. Der Dämon übernimmt sie dennoch.

Mit einer Nagelpistole bewehrt geht sie in den Wohnraum, wo sich Eric und David heftig streiten. Eric wirft David dessen Verschwinden vor, doch bevor der Streit endgültig in Handgreiflichkeiten ausarten kann, werden die Streithähne von Natalie mit dem Tacker beschossen, wobei sie vor allem Eric schwer verletzt. David greift ein, wird von Natalie aber mit einem Brecheisen traktiert. Dann will sie Eric erschlagen, der hilflos auf dem Boden hockt. In letzter Sekunde gelingt es David, an die Schrotflinte zu gelangen und Natalie zu erschießen.

Eric gesteht David, daß er den Spruch aus dem Buch aufgesagt und damit den Dämon wohl heraufbeschworen habe. Die beiden versuchen, das Buch zu verbrennen, was nicht gelingt. Also studieren sie die Einträge und erfahren somit, daß der Dämon fünf junge Seelen brauche, damit der Leibhaftige selbst aus dem Schlund der Hölle entsteigen kann. Um dies zu verhindern, muß Mia getötet werden. David solle sie verbrennen, lebendig begraben oder aber ihre Gliedmaßen abtrennen. David beschließt, seine Schwester lebendig zu begraben. Bei dem Versuch, sie zu überwältigen und mit der Beruhigungsspritze wehrlos zu machen, wird Eric getötet.

David trägt Mia aus der Hütte und bettet sie in eine zuvor ausgehobene Grube. Während David sie eingräbt, erwacht Mia und beginnt, ihm mit ihrer normalen Stimme Vorwürfe zu machen, er habe sie allein gelassen mit einer zunehmend verrückter werdenden Mutter. David widersteht ihren Versuchen, ihn mit seinem schlechten Gewissen zu erpressen. Nachdem er sie vergraben hat und die Zeichen des Wahnsinns nach und nach zurückgehen – ein brennender Baum bspw. erlöscht – gräbt David Mia wieder aus. Mit einem selbstgebastelten Defibrillator bemüht er sich, sie wieder ins Leben zurück zu holen, was nicht gelingt.

David wendet sich ab, realisiert dann aber, daß Mia wach ist. Und scheinbar ist sie auch nicht mehr besessen. David will nun mit seiner Schwester fliehen, kehrt aber noch einmal ins Haus zurück, um die Wagenschlüssel zu holen. Dort wird er vom mittlerweile ebenfalls besessenen Eric angegriffen und mit einer Zange schwer verletzt. David fleht Mia an, zu fliehen, doch sie will bei ihrem Bruder bleiben. David verstreut mit letzter Kraft Benzin in der Hütte und zündet diese dann an. Er und Eric sterben in der Flammenhölle, Mia kann sich retten.

Vor der brennenden Hütte beginnt ein blutiger Regen herabzufallen und etwas greift – Eric hatte es in seinen letzten Worten vorausgesagt – aus der Erde nach Mia. Es ist ein weiterer Dämon, der sich in Gestalt einer Frau – vielleicht jener, die am Beginn des Films von ihrem Vater getötet wurde? – manifestiert. Es kommt zwischen Mia und der Gestalt zu einem wilden Kampf, während dessen Mia schwer verletzt und unter einem Auto eingeklemmt wird. Ihre Hand ist unter dem Wagen eingequetscht. Mit letzter Kraft gelingt es ihr, sich selbst die Hand abzutrennen und so zu befreien.

Mit einer zuvor gefundenen Kettensäge, mit der es ihr bereits gelungen war, dem Dämon seine (menschlichen) Beine abzusäbeln, zerteilt Mia ihre Angreiferin nun der Länge nach. Die Dunkelheit zieht sich zurück, der Regen endet und die Sonne bricht zwischen den Wolken hervor, Der Spuk scheint vorüber. Mia steht allein vor der Hütte.

Später – der Abspann läuft bereits – sehen wir Mia auf der Rückbank eines Wagens. Ein alter Mann hat sie auf der Straße gefunden. Während die Kamera sehr nah an Mias Gesicht heranfährt, öffnet sie die Augen. Die sind aber normal menschlich, nichts Dämonisches zeigt sich in ihnen.

Neuverfilmungen sind ja immer so eine Sache. Als zu Beginn des neuen Jahrtausends eine Riege französischer Filmemacher begann, dem Horror- oder auch Terrorfilm, wie er nun oft und gern genannt wurde, ein neues Antlitz zu verpassen und einige aufsehenerregende Beiträge zum Genre lieferten, konterte Hollywood damit, Neuauflagen kommerziell erfolgreicher Filme des Genres aus den späten 70er und den 80er Jahren in den Markt zu pumpen. So entstanden Remakes von Klassikern wie THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE (1974/2003), HALLOWEEN (1978/2007), THE HILLS HAVE EYES (1977/2006) oder DAWN OF THE DEAD (1978/2004). Und selbst ein Slasher-Movie wie FRIDAY THE 13TH (1980/2009) erhielt eine Neuauflage. Einige dieser Versuche waren durchaus geglückt – vor allem jene Werke, an denen Aficionados wie Rob Zombie beteiligt waren, die den Originalen höchsten Respekt zollten. Andere waren scheinbar lustlos und vor allem sehr einfallsarm runtergedreht und sollten offensichtlich nur den kommerziellen Erfolg nachahmen, der einst ihren Vorgängern beschieden war.

Regisseur Fede Alvarez durfte sich schließlich an einer Neuauflage der Splatter-Wundertüte THE EVIL DEAD (1981) versuchen. Vorab sei eines gesagt: Dieser Versuch zählt sicherlich zu den besseren Remakes, zugleich kann man aber gerade an diesem Film ablesen, worin die Schwierigkeiten bestehen, gerade Horrorfilme neu aufzulegen – vor allem, wenn diese echte Kultfilme sind, die sich ihre Gemeinde über Jahre, teils Jahrzehnte erarbeitet haben.

Ein paar Anmerkungen zum Original müssen also erlaubt sein. Sam Raimis Langfilmdebut schlug seinerzeit ein wie eine Bombe. Offensichtlich nahe der No-Budget-Grenze gedreht, wurde das Publikum mit einem vollkommen überdrehten, nahezu hysterischen Film konfrontiert, in welchem eine Gruppe junger Leute in eine wahrlich nicht einladend wirkende Hütte im Wald fährt, um dort ein Wochenende zu verbringen. Im Keller des Hauses finden sie ein uraltes Buch – selbstredend das Necronomicon, jedem Leser der Geschichten von H.P. Lovecraft geläufig – und einige Tonbandaufzeichnungen, in denen ein Forscher kryptische Anweisungen hinsichtlich der Handhabung des Buches gibt. Die Jungs in der Runde können es sich nicht verkneifen, mit dem Buch rumzuspielen und beschwören dann jenen, den deutschen Titel beeinflussenden, Tanz der Teufel herauf, der bis auf die Hauptfigur Ash alle Mitglieder der Reisegruppe dahinraffen wird. Das war im Grunde nur die Skizze einer Handlung. Doch kam es den Machern des Films offenkundig auch nicht auf eine kohärente oder gar plausible Story an. Vielmehr lebten sie ihre Lust an der reinen physischen Destruktion aus. Denn jene, die der Hexerei des Buchs zu Opfern werden, verwandeln sich in Dämonen – vielleicht auch Zombies, so genau weiß man es nicht – und greifen die am Leben Verbliebenen an. Um sich zu wehren, beginnt vor allem Ash damit, sich mit allem, was er in die Hände bekommt, zu wehren, was in der Folge zu etlichen Splatter-Orgien führt, in denen seine einstigen Mitreisenden sich nach und nach in ihre Bestandteile auflösen.

THE EVIL DEAD bot genau das: Splatter, wie man ihn bis dato bestenfalls aus abseitigen italienischen Produktionen bspw. eines Lucio Fulci kannte. Doch selbst für diese Verhältnisse zog Raimis Film die Spirale des Zeigbaren doch noch einmal deutlich an. So landete der Film selbstredend auf dem deutschen Index der jugendgefährdenden Schriften/Medien und wurde dementsprechend indiziert. Es dauerte Jahrzehnte, bis auch das deutsche Publikum eine ungeschnittene Fassung ohne Verrenkungen und Bestellungen über das Ausland sehen konnte. Mittlerweile ist der Film in einer ungekürzten Fassung freigegeben.

Was den Film aber besonders machte, war Raimis Grundeinstellung zu dem, was er zeigte. Es gelang ihm – und das ist bis heute wahrlich ein Markenzeichen des Films, das nur selten wiederholt werden konnte – , die Figuren und die Handlung ernst zu nehmen und zugleich einen nahezu irren Humor in seinen Film einzubauen. Man erträgt das ganze Schlachten, den Glibber, den Ekel, die abgetrennten Körperteile und zermatschten Köpfe vor allem, weil die Hauptfigur Ash – deren Darsteller Bruce Campbell in der Folge Kultstatus in der Gemeinde erhielt – sich nachvollziehbar menschlich verhält. Er ist kein Held, ab eines gewissen Zeitpunkts geht es ihm nur noch darum, die eigene Haut zu retten. Die Situation überfordert ihn und er reagiert mit allerlei blöden Sprüchen, doch nimmt man dem Film und der Figur ununterbrochen ab, daß es sich hierbei um Übersprungshandlungen handelt. So halten sich Schrecken und Humor die Waage. Nur selten zuvor und selten danach ist das gelungen. Obwohl guter Horror meist auch eine Nähe zum Lachen aufweist – einem hysterischen, nahezu irrsinnigen Lachen.

Als die Neuverfilmung durch einen Regieneuling annonciert wurde, war die Gemeinde der hartgesottenen Fans alarmiert. Eher skeptisch wurde auf das Projekt geschielt. Vergriff sich da jemand am Heiligtum jener eingeschworenen Splatter-Bruderschaft, die mit Argusaugen darauf achtet, daß ihre Fetische nicht angerührt und entweiht werden? Als EVIL DEAD erschien, waren die meisten beruhigt: Zumindest hatte Alvarez nicht allzu viel falsch gemacht, der Blutzoll war hoch, die Splatter-Elemente gut und häufig eingesetzt und man hatte es weder mit einer weichgespülten, noch einer bewusst überharten Variante des Stoffes zu tun. Da sowohl Raimi selbst als auch Campbell als Produzenten in Erscheinung traten, Alvarez damit also offenbar nicht nur den Segen seiner Vorgänger hatte, sondern auch deren Unterstützung, näherte man sich der Sache mit Bedacht.

Alvarez, der auch am Drehbuch mitschrieb, und sein Co-Autor Rodo Sayagues machen viel richtig, um den Zuschauer für ihren Film einzunehmen. So statten sie ihre Figuren mit weitaus mehr Geschichte aus als das Original, machen auch den Trip in die einsamen Wälder insofern plausibel, als daß sie sich eine glaubwürdige Background-Story ausdenken. Und mit dieser setzen sie auch gleich den Ton ihres Films – und der ist, wahrscheinlich als größtmögliche Absetzung zum Original, sehr ernsthaft. Denn die fünf jungen Leute, die sich hier eingefunden haben, wollen ihre Freundin, bzw. Schwester, vom Drogenkonsum abbringen.

Mia soll im Wald, wo sie nicht fliehen kann, einen Heroinentzug durchstehen. Unter anderem kommt auch ihr Bruder David zur Hütte. Er ist vor einiger Zeit abgehauen, hat seine Schwester mit der kranken, sterbenden Mutter alleingelassen und ist somit auch bei seinen Freunden Eric und Olivia aufgrund dessen nicht wohlgelitten. Vor allem Eric lässt David spüren, daß er ihm seinen Weggang nicht so einfach verzeiht. Mit David ist dessen neue Freundin Natalie angereist. So haben wir es am Beginn des Films mit einem sehr klar umrissenen Szenario zu tun, das einige gute Konfliktlinien bietet. Ein Drogenentzug, innerfamiliäre Konflikte und auch die zwischen alten Freunden, das bietet viel Potential. Es sei allerdings hier schon angemerkt, daß der Film eben diese Potentiale einerseits nutzt, andererseits verschenkt. Denn Mias Heroinsucht und der Entzug und die damit einhergehenden Symptome, u.a. Halluzinationen, könnte der Film ausspielen und nutzen, um das, was geschieht, abzutun. Doch sehr schnell lernen alle in der Gruppe, daß sie es mit äußerst realen Vorgängen zu tun haben. So bleibt der Film hier unter seinen Möglichkeiten und greift dramaturgisch nur in einzelnen Situationen darauf zurück, um bspw. zu erklären, weshalb man auch dann zur Hütte zurückkehrt, als eigentlich schon klar ist, das dort irgendetwas nicht stimmt.

Auf den irren Humor des Originals zu verzichten, ist wahrscheinlich eine gute, vielleicht die beste Entscheidung gewesen, die die Macher der Neuverfilmung treffen konnten. Sie setzen damit einen grunddifferenten Ton zum Original und gehen etwaigen Vergleichen, was eben den Humor betrifft, aus dem Wege. Vergleiche, die sie nie und nimmer hätten bestehen können. Vielmehr setzen sie auf Dramatik und halten dies bis zum Ende des Films auch durch. Sie steigern das dramatische Potential sogar. Und mit dieser Strategie – das muß man ehrlich und offen eingestehen – kann man schnell scheitern, weil man immer Gefahr läuft, sich im Drama zu verstricken und, gemessen am Gezeigten, sich lächerlich zu machen. Doch das passiert in diesem Fall eben nicht. Dazu tragen sicherlich auch die sehr viel realistischeren Effekte bei, als sie der Vorläufer bieten konnte. Alvarez und sein Team legten großen Wert darauf, daß der Film ohne CGI auskomme – bis auf die Nachbereitung, was letztlich alles und nichts bedeuten kann. Meist kommt CGI erst nach dem Dreh zum Einsatz. Doch ging es hier wohl eher darum, Credibility herzustellen, der Gemeinde zu suggerieren, daß man den handgemachten Effekt, den Glibber, das Kunstblut und die Gegenwärtigkeit, die Aura des Vorhandenen, des im Bild Abgebildeten, sehr ernst nimmt. Dennoch kann der Zuschauer hier und da doch den Eindruck erhalten, daß der Film einiges an nachträglich eingefügten Effekten aufweist. Sei´s drum – wenn es so ist, muß man zugestehen, daß es funktioniert und gut gemacht ist. Es funktioniert sogar weitaus besser, als in so manchem der neueren Horrorfilme, deren Effekte weitestgehend nur am Rechner entstanden sind.

Raimi und sein Team boten 1981 eine krude Mischung aus allerlei ekligen Flüssigkeiten, aus oftmals sichtbaren Schaumstoff-Kostümen und wildem Make-Up. Die Gore- und Splatter-Effekte waren, ebenfalls oft gut sichtbar, alle handgemacht und die Darsteller mussten ganz offensichtlich durch Fluten aus Kunstblut waten, um der Kamera die gewünschten Bilder zu liefern. Gerade dieses Hand-made, die Aura des Sichtbaren und im Bild tatsächlich Vorhandenen, macht viel vom Charme des Originals aus. Alvarez und sein Team ihrerseits haben das sehr genau begriffen. Also griffen sie auf ähnliche Effekte zurück, wussten aber auch, daß diese sehr viel realistischer würden erscheinen müssen, denn die des Originals. Nun hat sich die Technik der Spezialeffekte, der Maske und des Make-Ups in den nahezu 40 Jahren, seit das Original erschienen ist, natürlich ebenso weiterentwickelt, wie die Möglichkeiten des CGI. Und dementsprechend wirken die Ergebnisse auch da, wo sie handgemacht sind, sehr viel realistischer als im Vorgänger. Das allerdings ist im Kontext der „ernsthaften“ Handlung auch dringend erforderlich. Denn so witzig und teils auch furchterregend die Effekte damals waren, sie hatten auch etwas von einer Geisterbahn, von bewusster Übertreibung und Halloween-Masken. Hier nun wirken die verwandelten und mißgestalteten Besessenen doch sehr überzeugend, auch, weil sie eben nicht derart überschminkt sind, wie es die Originale waren.

Auch die Gore- und Splatter-Effekte sind nahezu hyperrealistisch. Wenn sich eine der jungen Frauen in ihrer Besessenheit die Zunge in der Mitte zerschneidet und dann mit den beiden Zungenenden wackelt, ist das von gehobener Qualität, auch die Angriffe der mittlerweile ebenfalls besessenen Natalie auf David und Eric mit einem Nageltacker, können überzeugen. Mia greift, nachdem es ihrem Bruder und Eric gelungen ist, sie von dem Dämon zu befreien, zu einer Kettensäge, um dem letzten Dämon, der sie attackiert, den Garaus zu machen. Auch hier werden die Spezialeffekte dem Anlass gerecht.

Am Ende des Films – dessen Abspann mit einem Cameo-Auftritt Campbells endet, der dem Zuschauer mitteilt, das Gesehene sei „Groovy!“ – überlebt also diesmal nicht der männliche Anti-Held, sondern jene Frau, die eigentlich das schwächste Glied in der Freundesgruppe ist. Ihr Bruder, dessen Freundin und ihre eigenen engsten Freunde mussten alle ihr Leben lassen, um Mia schließlich – im doppelten Sinne des Wortes – zu erlösen. Ein dem Zeitgeist angepasstes Ende? Eher nicht. Auch hier trifft das Drehbuch eine richtige Entscheidung, um sich vom Original abzusetzen.

Alles in allem ist EVIL DEAD ein gelungenes Remake. Alvarez und sein Team wissen um die Schultern, auf denen sie stehen. So ist der Film auch gespickt mit kleinen Hinweisen – mal optischer, mal inhaltlicher Natur – die auf das Original verweisen und als Hommage betrachtet werden müssen. Am deutlichsten ist dies bei den rasenden Kamerafahrten durch den Wald auf die Hütte zu spüren, die scheinbar eine subjektive Sicht wiedergeben und denen des Originals sehr genau nachempfunden sind. Das Drehbuch klappert die einzelnen Stationen des Originals ab und setzt dennoch eigene Noten und Schwerpunkte. Es lässt hier weg und fügt dort hinzu, verfälscht aber nie die Grundrichtung. Und die Drastik der Bilder spiegelt eben auch die ganzen Kontroversen, die es um das Original gegeben hat.

Allerdings muß sich das Remake einer Problematik stellen, die das Original nicht kannte: Mangelnder Spannung. Denn spannend ist EVIL DEAD nicht und wirklich spannend war auch THE EVIL DEAD nicht. Nur musste der das auch nicht sein. Er war von Beginn an derart darauf angelegt, das Publikum in seine comic-ähnliche Atmosphäre herein zu ziehen, mit allerlei Unglaubwürdigkeiten zu torpedieren und dabei im Unklaren zu belassen, ob das alles ernst gemeint ist, bis die Teufel derart tanzen, daß man eh nur noch gespannt war, welcher Körper als nächstes malträtiert und auseinandergenommen wird – und auf welche Art und Weise das geschieht. Das funktioniert aber eben nur mit eben jenem sardonischen Humor, der den ganzen Film bestimmt. Und es funktionierte, weil man sowas bis dato nicht so oft gesehen hatte. Im Jahr 2013 hat der Zuschauer aber schon ganz andere Sachen gesehen. Besser gemacht, derber, realistischer, abgefeimter, auch blutiger.

Was ein Beleg für die These wäre, daß auch ein serielles Medium wie der Film die Benjamin´sche „Aura“ kennt, die ein Kunstwerk einmalig macht. THE EVIL DEAD stand damals und steht – auch deshalb konnte es ein Kultfilm werden – immer noch für etwas Neues, das hier erstmals aus den Niederungen des Mitternachtskinos, dem Dunstkreis jener Spelunken, wo sich anständige Kinobesucher nicht blicken lassen, letztlich aus dem Meer dessen, was gemeinhin gern als „Schund“ betrachtet wird, erhob und anschickte ein breiteres Publikum zu erobern. Verstörend. Zugleich war der Blutzoll hoch genug, um die Hardcore-Aficionados, die ja die Zombiefilme und Metzel-Orgien eines Lucio Fulci, eines George A. Romero, eines Dario Argento oder auch Ruggero Deodato kannten, ebenfalls zu befriedigen. Erzählt man die gleiche Story im letztlich gleichen Setting rund 40 Jahre später, allerdings ins Realistische gewendet, also sehr ernsthaft und dramatisch, dann muß man sein Publikum entweder mit eben dieser Drastik überwältigen – oder darauf hoffen, daß es das Original nicht kennt. Denn wer es kennt, der wartet geradezu darauf zu sehen, wie Alvarez diese Szene umsetzt und jene Klippe nimmt. Und er wartet darauf, ob es dem Regisseur gelingt, der Härte des Originals noch eins drauf zu setzen. Was das angeht, wird er allerdings reichlich belohnt.

So bleibt also festzuhalten, daß EVIL DEAD ein gelungenes, ja eins der besseren Remakes ist, das eigene Akzente zu setzen weiß und doch auch eine gelungene Hommage an das Original darstellt. Es bleibt aber ebenso festzuhalten, daß es eben auch nur ein Remake ist. Es biedert sich – wie jedes Remake – eben auch an ein Publikum an, welches weiß, was es zu erwarten hat. Und es bleibt, ob es will oder nicht, ein Abklatsch. Denn die Ideen sind ja alle bereits vorhanden. Man muß sie nur nehmen, entstauben, ein wenig modernisieren und hat ein schönes Produkt, zu dem man wenig Originelles hinzufügen musste. Und genau das wäre wünschenswert: Daß sich die Macher einschlägiger Genre-Filme doch ab und an etwas Eigenes, Neues, Originelles einfallen lassen. Aber gut, auch diese gibt es und diese werden zukünftig die Filme sein, über die man spricht. Nicht ein Remake wie EVIL DEAD.

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