THE SISTERS BROTHERS

Ein Neo-Western der besseren Art

Der Commodore (Rutger Hauer), ein lokaler Patriarch irgendwo in Oregon, beauftragt die beiden Revolvermänner Eli (John C. Reilly) und Charlie (Joaquin Phoenix) Sisters, seinen früheren Angestellten Hermann Kermit Warm (Riz Ahmed) zu verfolgen und zu töten. Der Mann habe eine chemische Formel erfunden, die es ermögliche, Gold in fließenden Gewässern sichtbar zu machen, wodurch man es leichter finden und abbauen könne. Der Commodore hat bereits den Privatdetektiv John Morris (Jake Gyllenhaal) beauftragt, Warm zu finden, die Brüder sollen die beiden treffen und dann die Formel aus ihm herauspressen, bevor sie kurzen Prozeß mit Warm machen.

Morris hat Warm derweil in einem Treck gen Kalifornien aufgespürt. Er freundet sich mit dem Flüchtenden an und lernt so allerhand über die Chemikalie. Was ihn allerdings weit mehr fasziniert, sind die gesellschaftspolitischen Ansichten Warms. Der nämlich träumt von einer Art Landkommune, irgendwo in Texas, in der alle, die dort leben, gleich sind, es kein Privateigentum mehr gibt und somit Frieden und Einheit. Morris gefallen die Ideen des Mannes.

In Jacksonville hat Morris ein Treffen mit den Brüdern arrangiert, wo er Warm an sie übergeben soll. Zufällig findet Warm in Morris´ Sachen ein paar Handschellen und begreift, daß sein neuer Freund gezielt nach ihm gesucht hat. Er bedroht Morris mit dessen Waffe, doch der erfahrene Detektiv kann sie ihm entreißen und ihn überwältigen.

Nun entschließt Morris sich, nicht zur Folter und Ermordung eines Mannes beizutragen. Denn ihm ist klar, daß genau das die Aufgabe der Sisters-Brüder ist: Die Formel aus Warm herauszufoltern und ihn dann zu töten. So bietet Morris Warm eine Partnerschaft an. Die beiden reiten nach San Francisco, um Schürflizenzen zu beantragen, dann wollen sie gemeinsam Gold suchen und anschließend nach Texas reiten.

Die Gebrüder Sisters sind den beiden weiterhin auf der Spur, kommen allerdings nicht recht voran. Ein Bär greift nachts das Lager an und verletzt Elis Pferd, Eli selbst droht, an einem Spinnenbiss zu sterben, Charlie wiederum trinkt bei jeder sich bietenden Gelegenheit, sucht Streit und macht damit immer wieder unangenehm auf sich aufmerksam. Zudem ist er so oft verkatert, daß er kaum reiten kann.

Eli begreift, daß Morris und Warm abgehauen sind und der Detektiv wahrscheinlich gemeinsame Sache mit dem Flüchtigen macht. So nehmen sie die Spur der beiden auf und folgen ihnen in die Berge. Unterwegs werden sie selbst Ziel eines Anschlags, denn jemand hat sie erkannt und will sie töten, um möglicherweise ein Kopfgeld zu kassieren. Den Brüdern gelingt es allerdings, sich aus dieser Lage zu befreien, wobei sie – wie wohl immer, wenn ihnen Ungemach droht – eiskalt auf ihre Gegner schießen und niemanden am Leben lassen.

Unterwegs gibt es Streit zwischen den Brüdern. Eli eröffnet Charlie, daß er den Job aufgeben wolle. Er wolle keine Menschen mehr töten. Charlie tut das als Geschwätz ab und verweist darauf, daß sie einen Ruf zu verlieren hätten.

Warm und Morris sind mittlerweile an ihren Schürfgründen angelangt und wollen loslegen. Doch sind ihnen Männer gefolgt, mit denen sie sich zuvor angelegt hatten, wobei Morris einen der Angreifer erschossen hat. Nun sind er und Warm allein in der Wildnis einer Übermacht ausgeliefert. Doch unvermittelt tauchen Eli und Charlie auf, die Morris eher mit Glück überwältigen kann, als daß er dies gezielt täte. Als die Verfolger das Lager angreifen, bietet Charlie an, den beiden zu helfen. Er und Eli töten alle Angreifer und folgen dafür zweien von ihnen ins Unterholz.

Als die Brüder ins Lager zurückkehren, nimmt Morris ihnen erneut die Waffen ab. Doch sieht er ein, daß sie ihm und Warm geholfen haben und lässt sie ungefesselt. Die vier Männer beginnen lange Gespräche miteinander, wobei sie mal alle gemeinsam reden, mal in Zweiergruppen. Vor allem Eli gefallen Warms Ideen. Zudem ist er sichtlich überrascht, wie sehr ihn der Tod seines Pferdes, seiner Aussage nach nicht einmal ein besonders gutes, trifft. Er spürt – abgesehen von seinem Bruder, der ihm auch ein Beschützer ist, da er mit seiner Großspurigkeit eine Art Sprecher des tödlichen Duos darstellt – zum ersten Mal so etwas wie echte Zuneigung zu einem anderen Lebewesen.

Schließlich beschließen die Vier, gemeinsame Sache zu machen. Sie schütten nach Warms Anweisungen die Chemikalie in den Bach und tatsächlich geht dessen Rechnung auf. Das Gold wird deutlich sichtbar. Warm weiß aber auch, daß die Chemikalie ätzende Wirkung hat, weshalb er sie extrem verdünnt. Ein Vorgang, den die drei andern kaum verstehen, haben sie von Chemie natürlich keinen blassen Schimmer. Zudem fordert er sie auf, beim geringsten Jucken oder Kratzen aus dem Fluß zu steigen und sich an einem Topf mit heißem Wasser, den sie auf dem Feuer stehen haben, zu reinigen.

Nach einer Weile lässt die Wirkung der Chemikalie nach. Das versetzt Charlie in Panik, befürchtet er doch, daß sie das ganze Gold, das da sichtbar wurde, nicht wiederfinden. Er reißt einen der Behälter mit der unverdünnten Chemikalie an sich, stolpert dann aber und sie kippt in den Fluß. Während es Eli gelingt, der Brühe unbeschadet zu entsteigen, werden Warm und Morris voll erwischt. Charlie hat sich seinerseits, als er mit dem Behälter gestolpert ist, den rechten Arm verbrüht.

Am folgenden Morgen wird deutlich, daß sowohl Warm als auch Morris sterben werden. Auch Charlie geht es nicht gut und Eli sorgt sich, daß sein Bruder ebenfalls sterben könnte. Warm erliegt seinen Verletzungen, Morris bittet Charlie inständig um eine Waffe. Er erschießt sich selbst, weil er die Schmerzen nicht mehr aushalten kann.

Eli bringt Charlie in die nächstgelegene Stadt, wo ein Arzt Charlies rechten Unterarm – und damit seine Schußhand – amputiert. So kann eine Vergiftung durch Wundbrand verhindert werden.

Die Brüder überlegen, was nun zu tun sei. Sie werden erneut von Verfolgern im Auftrag des Commodore angegriffen, die Eli alle ausschalten kann. Letztlich, so die Erkenntnis der beiden, werden sie den Commodore selbst töten müssen, um nicht dauerhaft verfolgt zu werden.

Die Brüder reiten zurück nach Oregon, um den Commodore zu töten. Als sie in dessen Heimatstadt eintreffen, ist der alte Mann allerdings auf natürlichem Wege bereits verstorben.

Die Gebrüder Sisters machen sich auf den Weg nachhause. Auf der Farm ihrer Mutter angelangt, erkennt diese die beiden zunächst nicht und bedroht sie mit einer Waffe. Doch dann gibt es ein großes Wiedersehen. Eli, ermattet von den Erlebnissen der vergangenen Wochen, legt sich auf sein altes Bett und schläft in der Abendsonne ein.

 

Der geneigte Western-Liebhaber freut sich ja, daß spätestens seit der Jahrtausendwende das Genre wieder auf Hollywoods Speiseplan vorgesehen ist, nachdem es nahezu drei Dekaden als abgenagt, auserzählt, als tot und begraben galt. Ein paar letzte Zuckungen, ein paar juvenil aufgepeppte Ensemble-Filme und dann UNFORGIVEN (1992) von Clint Eastwood, mit dem abschließend alles zum Western gesagt schien. Aber dann machte sich eine jüngere Genration von Filmemachern auf, dem Genre doch wieder Leben einzuhauchen und es entstanden teils gute Beiträge, ein paar schwächere und ab und an – HOSTILES (2017) ist dafür das Beispiel par excellence – ein echtes Meisterwerk.

THE SISTERS BROTHERS (2018) von Jacques Audiard – einem breiteren Publikum in Deutschland vor allem durch das Drama DE ROUILLE ET D´OS (DER GESCHMACK VON ROST UND KNOCHEN, 2012) bekannt – reiht sich in der oberen Hälfte der Skala ein. Sicher kein Meisterwerk, kann der Film dennoch als gelungener Genrebeitrag bezeichnet werden und überzeugen. Betrachtet man die Produktionsgeschichte des Films, hat man es im Grunde mit einem der in den 70er Jahren so beliebten Eurowestern zu tun, die sich durch ihre internationale Produktionsweise und den Einsatz von internationalen – sprich: amerikanischen – Schauspielern vom Italo-Western unterschieden. Produziert und gedreht wurde THE SISTERS BROTHERS hauptsächlich in Rumänien und in Spanien, womit man ihn wahrlich als europäisches Gesamtwerk betrachten kann, wurde er doch mit Geldern aus den genannten Ländern sowie Frankreich und Belgien finanziert. Allerdings – dies verbindet ihn mit seinen Verwandten aus den 70er Jahren – weist er mit Joaquin Phoenix, Jake Gyllenhaal und John C. Reilly eine durch und durch amerikanische Besetzung auf, was ihm eine gewisse Authentizität verleiht.

Basierend auf einem Roman von Patrick DeWitt hatten Audiard und Thomas Bidegain ein Drehbuch verfasst, das die Geschichte der als Killer durch die Lande ziehende Gebrüder Sisters erzählt. Im Auftrag eines im Film schließlich nur als Toter in Erscheinung tretenden „Commodore“ folgen sie der Spur eines jungen Mannes, der eine Chemikalie entdeckt hat, mit der sich Gold in Bächen hervorragend sichtbar machen und dann einsammeln lässt. Im Jahr 1851, in welchem der Film spielt, eine Sensation, vor allem an der Westküste, die gerade erst den Ansturm der Goldsucher, der sogenannten 49ers, erlebt hatte. Der Goldrausch war entbrannt und zog Glücksritter aller Art gen Westen.

Joaquin Phoenix und John C. Reilly – letzterer ist hier der heimliche Hauptdarsteller und als solcher einmal befähigt zu zeigen, wie gut er in seinem Metier wirklich ist – spielen diese Gebrüder Sisters als ein etwas einfaches, hinterwäldlerisches Geschwisterpaar, das sich wenig Gedanken hinsichtlich seiner Profession macht, das Töten als reines Handwerk begreift, allerdings ab und an darüber räsoniert, daß man sich eine gewisse Reputation erworben hat, die es zu bedienen gilt. Ist Charlie das Großmaul, so entspricht Eli de, Bild eines scheinbar etwas einfachen Mannes, der für die Drecksarbeit zuständig ist. Er beweist diesen Hang zur Drecksarbeit bei mehreren Gelegenheiten im Film.

Was in DeWitts Roman satirisch verfremdet und teils als harte Kritik an kapitalistischen Grundformen und deren Entwicklung interpretiert werden kann, präsentieren Audiard und Bidegain – einmal mehr, muß man schon sagen – als eine recht stille, wenig dramatische und dennoch von leider Melancholie befeuerter Parabel auf ein Land, dessen Gründungsmythen gern verschleiern, daß diese Gesellschaft auf Gewalt fußt. Immer schon auf Gewalt gefußt hat. So entsteht hier ein zwar mit wenig Spektakel, nur geringer Action und nur gelegentlichen Ausbrüchen von dann allerdings extremer Gewalt ausgeschmückter Western, der allerdings gerade in seiner ruhigen Art und Weise und dem eher gemächlichen Tempo, das er anschlägt, zunächst nicht als das erkennbar ist, was er eben auch darstellt: Ein zutiefst grausamer Film, der recht distanziert und kalt einen Sadismus und eine Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben an sich darstellt – nicht verherrlicht! – wie es dies nur wenigen Filme so gelingt. So gesehen ist dies eine Elegie auf ein Amerika, das von allem Anfang an vielleicht zum Scheitern verurteilt gewesen ist.

Die Brüder sind Nutznießer kapitalistischer Nischen. Sie partizipieren an einem System, daß in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts noch auf dem reinen Recht des Stärkeren beruhte. Wenn sie einen Auftrag erhalten, dann führen sie diesen ohne sonderliche Gefühlsregungen aus. In mehreren Szenen kommt dies zum Ausdruck. Während der von Phoenix gespielte Charlie Sisters noch als ein psychopathisch gezeichnet wird, als ein unberechenbarer, vor allem in seiner Trunksucht unzurechnungsfähiger Mann, können wir dem von Reilly gespielten Eli Sisters mehrfach dabei zuschauen, mit welcher kalten Präzision und wie ungerührt er Männer zum Tode befördert, die er nie zuvor gesehen hat und deren Motivation er kaum kennt. Sie sind eine Bedrohung und werden ausgelöscht. Audiard inszeniert diese Szenen mit wenig Schauwert, selten bis nie als Spektakel, sondern meist als zu erledigende Handlungen, die einer gewissen Zwangsläufigkeit folgen und abgearbeitet werden. Dabei vergisst er allerdings nie, daß es ein blutiges und brutales Handwerk ist, daß die Brüder ausüben. In einigen Szenen greift Audiard allerdings auf gelungene Entfremdungseffekte zurück. Zweimal verfolgt der Zuschauer ein Feuergefecht in der Nacht, das aus großer Entfernung aufgenommen ist und von dem er lediglich das Mündungsfeuer der Revolver erkennen kann.

Kameramann Benoît Debie kontrastiert diese distanzierten Blicke auf die Gewalt mit teils atemberaubend schönen Landschaftsaufnahmen. Einmal mehr wird dem Publikum die Frage entgegengeschleudert, wie beides zusammenpasst: Die Schönheit des Landes und die unendliche, ungeheuerliche Gewalt, die diese Gesellschaft hervorgebracht hat und die sie konstituiert. Audiard verlässt sich – was dem Film sehr guttut – auf diese Bilder. Es muß nicht alles zerredet werden, es muß nicht alles erklärt werden. Es erklärt sich aus sich selbst heraus. Klassisches Western-Terrain. Der Regisseur beweist, daß er seine Hausaufgaben gemacht und von den Besten des Metiers gelernt hat. Dementsprechend kann man immer mal wieder die Vorbilder erkennen, auf die er sich bezieht. Meist sind dies Meister des Spätwestern – Sam Peckinpah, der schon genannte Eastwood oder auch Don Siegel, der mit Eastwood einige der relevantesten Beiträge zum späten amerikanischen Western der 70er Jahre gedreht hat. So wird hier klassisches Western-Terrain abgeschritten und abgesteckt. Die Reise als Motor des Plots; eine – im weitesten Sinne – als Rache angelegte Geschichte; Antagonisten, die so eindeutig nicht zuzuordnen sind, sich auch wandeln; das Land selbst als Akteur im Leben (und Schicksal) der Protagonisten.

Audiard und seinem Co-Autor gelingt es, und das macht THE SISTERS BROTHERS zu einem außergewöhnlichen Genre-Beitrag, in allen vier Hauptfiguren – den beiden Brüdern sowie dem von Gyllenhaal gespielten Privatdetektiv John Morris und dem von Riz Ahmed gespielten Chemiker Hermann Kermit Warm – Lernprozesse, Veränderungen und Entwicklungen abzubilden, die sich teils in den Dialogen spiegeln, teils aber auch nur durch die allesamt hervorragend aufgelegten Schauspieler angedeutet und ausgedrückt werden. Dies gilt vor allem für die Person des Eli Sisters. Reilly, oft verkannt in eher komischen Rollen und immer als Side-Kick eingesetzt, darf hier endlich zeigen, was für ein grandioser Charakterschauspieler in ihm steckt. Daß Phoenix und Gyllenhaal zu den besten ihrer Generation zu zählen sind, weiß man bereits seit Längerem, hier können beide einmal mehr beweisen, zu welch außergewöhnlichen Leistungen sie imstande sind. Diese drei Männer sind typische Vertreter im Western. Killer, Scharfschützen, Revolvermänner. Ein Detektiv. Eigentlich sind es ausgebildete, ausgeformte Figuren, die sich auf sich verlassen können. Umso gelungener, wenn das Drehbuch sie mit Sichtweisen und Handlungen konfrontiert, die sie wenig verstehen und die ihnen fremd sind. Und dennoch sind diese drei Männer dazu in der Lage, sich einzulassen und sogar eigene Sicherheiten und Überzeugungen in Frage zu stellen.

Die interessanteste Figur ist letztlich aber Hermann Kermit Warm. Dieser junge Mann hat längst begriffen, daß die neue Zeit, die Moderne, angebrochen ist, bzw. bald anbrechen wird. Sein chemisches Experiment, das zunächst gut funktioniert und dann für Morris. Ihn selbst und Charlie Sisters zum Verhängnis wird, ist ein deutliches Zeichen dieser neuen Zeit. Es wird nicht mehr auf Waffen und das Recht des Stärkeren ankommen, es wird auf Intelligenz und Witz, auf Erfindungsreichtum und kluge Entwicklung ankommen. Es wird dies, wie wir wissen, das Instrument sein, mit welchem Amerika das kommende Jahrhundert beherrschen sollte. Und doch – daran lässt THE SISTERS BROTHERS keinen Zweifel – wird es immer wieder der Profit und die Gewalt sein, die als Motor und grundlegende Funktion dienen, um diese Gesellschaft voranzubringen. Umso passender, daß das Drehbuch diesen launigen jungen Mann mit einem Weltbild ausstattet, das bereits von den utopischen Ideen einer klassenfreien Gesellschaft geprägt ist. Letztlich also das Versprechen des amerikanischen Traums, ein jeder könne hier sein Glück finden, sehr ernst nimmt. Wortwörtlich nimmt. Er träumt von einer Art Kommune irgendwo in Texas, wo alle, die dort leben, gleich sind und alles teilen. Mit dieser Vision kann er zunächst Morris, nach und nach aber auch die Brüder überzeugen. Daß ausgerechnet für ihn und Morris, ausgelöst durch Charlies Unbedachtheit, das Chemie-Experiment tödlich endet, kann man als ironischen Twist sehen. Man kann es aber auch so betrachten, daß die Straße zum Glück mit etlichen Leichen derer gepflastert ist, die es nicht geschafft haben, ihren Traum zu verwirklichen. Aber immerhin haben sie es versucht.

Allerdings muß man jene Momente, in denen das Unglück geschieht, auch als einen Kommentar auf die Kollision einer durchaus noch archaischen Gesellschaft mit eben jener anbrechenden Moderne betrachten. Letztlich wissen diese Männer nicht, worauf sie sich einlassen, wenn sie sich der Chemikalie aussetzen. Auch Warm versteht die Gefahr nur rudimentär. Hier sieht man eben auch Zauberlehrlinge, die die Geister, die sie riefen, nicht zu kontrollieren im Stande sind.

Von dem eher satirischen Charakter der Vorlage zeugt am ehesten noch das Ende des Films. Die Brüder – Charlie fürs Leben gezeichnet, da Eli ihm von einem Arzt den durch die Chemikalie versehrten Arm absägen ließ, der Charlie als Werkzeug seiner Profession, als Schießhand, diente, Eli mit der Erkenntnis ausgestattet, daß das Leben mehr zu bieten hat, als das Töten fremder Menschen – kehren zu ihrer Mutter zurück, die sie Jahre nicht gesehen haben, und finden hier schließlich innere Ruhe. Eli legt sich in der letzten Szene des Films auf das Bett seiner Kindheit und lächelt versonnen, während das abendliche Licht auf ihn herniederscheint. Bei all dem Morden und Töten, all den Unwägbarkeiten und den Schrecknissen ihres Ritts und des Versuchs, sich aus den Händen des Commodore zu befreien, sind diese Männer nachhause zurückgekehrt. Geläutert? Vielleicht. Auf jeden Fall sind sie sicher.

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