ALIEN VS. PREDATOR

Ein Spin-Off, das nicht hält, was es verspricht

Auf einem Satellitenbild wird eine Pyramide einer sehr alten Hochkultur unter dem Eis der Antarktis entdeckt. Der Großindustrielle Charles Bishop Weyland (Lance Henriksen) stellt ein Team aus Wissenschaftlern und Bergführern zusammen, um den Fundort zu erreichen und zu erkunden. Da der Krebs ihn aufzufressen droht, ist Eile geboten.

Die Bergführerin und Polarforscherin Alexa Woods (Sanaa Lathan) führt das Team ins Eis, wo die Mannschaften einen Tunnel finden, der 24 Stunden zuvor noch nicht auf den Satellitenbildern auftauchte. Während die Wissenschaftler, darunter der Archäologe de Rosa (Raoul Bova) mit einigen Wachleuten hinabsteigen, wird das Camp von drei Predatoren überfallen. DIese sind hier gelandet, um selbst in die Pyramide hinabzusteigen.

In der Pyramide findet die Gruppe eine Opferkammer und de Rosa kann die Hyroglyphen entziffern, die davon künden, daß hier einst eine mächige außerirdische Rasse die Menschen zu ihren Untertanen gemacht hat. Dies waren die Predatoren. Unbemerkt von den Wissenschaftlern, wurde tief unter der Pyramide ein Mechanismus in Gang gesetzt, der ein dort gefangen gehaltenes Muttertier, ein Alien, erweckt. Dieses fängt an, jene Eier zu legen, aus denen der Nachwuchs in Form von sogenannten Face-Huggern hervorbricht, die wiederum die eigentlichen Eier in die Wirtskörper pumpen.

Die Gruppe trennt sich und de Rosa findet anhand der Inschriften, die den ganzen Tempel zieren, heraus, daß die Anlage den Predatoren als Initiationsstätte dient. Hier werden junge Krieger der Jäger-Rasse, die sie darstellen, abgesetzt, um sich Mut anzutrainieren und ihre ersten echten Kampferfahrungen zu machen.

Während die Gruppe um Alexa und de Rosa langsam bis ins Innerste der Pyramide vordringt, wird die Gruppe in der Opferkammer von den Facehuggern überrascht und schließlich nach und nach von Jungaliens in die Brutstsätte geschleift. Da Weyland es sich nicht nehmen lässt, Artefakte einzusammeln, gelangt die Gruppe im Inneren der Pyramide in den Besitz dreier Waffen, die hier für die Predatoren gehortet wurden. So wird diese Gruppe nicht nur zu einem Angriffsziel der Aliens, sondern auch der Predatoren, die Weyland schließlich töten, obwohl sie ihn, da sie seinen krebszerfressenen Körper scannen können, nicht als ebenbürtigen Gegner akzeptieren. Doch er sucht den Kampf, den er nur verlieren kann.

Die Gruppen werden immer weiter getrennt und dezimiert, bis schließlich nur Alexa überlebt. Sie bietet einem sich nähernden Predatoren die Waffe an, er revanchiert sich, indem er ihr aus den Schwanz und dem Schädel eines Alien einen Speer und einen Schild herstellt. Nun können sie gemeinsam den Weg an die Oberfläche antreten. Der Predator zündet zuvor eine Bombe, die den gesamten Komplex vernichtet.

Das Alien-Muttertier konnte sich mit Hilfe ihrer jüngsten Brut allerdings befreien und schafft es noch gerade, dem Bombeninferno zu entkommen. Im Camp kommt es zu einem letzten erbitterten Kampf zwischen Alexa und dem Predator auf der einen, dem Alien auf der anderen Seite. Es gelingt Alexa und ihrem Gefährten, das Alien im eisigen Meer zu versenken. Doch wurde der Predator dabei tödlich  verletzt. Das Raumschiff erscheint und die Gefährten des jungen Kriegers holen ihn heim, nicht, ohne Alexa, die sie als ebenbürtige Kriegerin anerkennen, zu belohnen. Sie erhält eine Predatorlanze.

An Bord des Raumschiffes wird der tote Krieger aufgebahrt. Da auch er kurz von einem Facehugger angegriffen wurde, überrascht es nicht, als seine Brust aufbricht und die neueste Inkarnation des Alien das Licht der Universums erblickt: Es ist eine Mixtur aus Alien und Predator…

 

In ALIEN VS. PREDATOR (2004) bleibt Regisseur Paul W.S. Anderson dem Prinzip treu, das er in seinem Vorgängerfilm RESIDENT EVIL (2002) bereits eingeführt hatte: Er lässt eine Gruppe von Menschen durch ein labyrinthisches Bauwerk irren, das auf mehrere Ebenen angelegt ist und durch das sie sich gegen eine Reihe vorher nicht gekannter Schrecken hindurch kämpfen muß. Auch der Vorgänger war die Verfilmung eines äußerst erfolgreichen Videospiels, ALIEN VS. PREDATOR hatte die beiden Filmmonster bereits 1999 in einer Videospielreihe zusammen gebracht.

ALIEN VS. PREDATOR ist ein Spin-Off der Reihe um das Alien, welches seinen ersten Auftritt in Ridley Scotts Kultfilm ALIEN (1979) hatte und dessen Existenz seitdem in mittlerweile fünf Nachfolgern genauer untersucht wurde. Andersons Film als direkten Teil der Reihe zu bezeichnen, verbietet sich schon durch die Qualität, aber mehr noch, weil wesentliche Merkmale fehlen. Vor allem die Abwesenheit von Elen Ripley, in den vier Hauptfilmen der Serie von Sigourney Weaver dargestellt, fällt ins Auge. Die Antipoden Ripley und das Alien definieren die Metaebene der Filme und geben ihnen die Tiefe und den Subtext, der sie von herkömmlicher Science-Fiction abhebt. Zudem nimmt Anderson dem Alien viel von dem Geheimnis, das seine Bedrohlichkeit erst so unangenehm macht.

Hier begegnen wir einem Muttertier in Ketten, tief eingeschlossen unter dem Eis der Antarktis, wo es von den Predatoren aus der gleichnamigen Filmreihe, die mit John Mc Tiernans PREDATOR (1987) begann, gefangen gehalten wird, um im Bedarfsfall die Eier der Jungtiere zu gebären, die durch diverse Metamorphosen hindurch zu jenen bösartigen Kreaturen werden, die das Publikum kennt. Die Idee, jene Pyramide unter dem Eis als eine Art Gehege für Initiationsriten zu nutzen, wo Jung-Predatoren sich ihre ersten Meriten verdienen können, ist durchaus reizvoll. Doch Anderson nutzt das uralte Gemäuer, wie er zuvor das hypermoderne Labor der Umbrella Co. in RESIDENT EVIL genutzt hatte: als eine verschachtelte Anlage, die wie eine Falle funktioniert. Die verschiedenen Gruppen müssen sich – einem VIdeospiel gleich – über die verschiedenen Ebenen hinaus kämpfen. Buch und Regie interessieren sich nicht wirklich für die Möglichkeiten, die die Pyramide bietet. Daß hier einst Predatoren auf einer Art Ur-Kontinent dem Menschen nicht nur frühe technische Innovationen vermittelten, sondern auch als Götter verehrt wurden, die zur Erde hinabgestiegen sind, entspricht in etwa jenen Theorien, die Erich von Däniken einst hinsichtlich der Osterinseln und anderer, schwer erklärbarer Hochkulturen der Frühzeit ausbaldowert hatte. Der Film fügt dem nichts hinzu – außer eben der Lebensform des Alien. Allenfalls die Verbindung der ALIEN-Reihe mit der Gegenwart kann überzeugen, ist der Wirtschaftsmagnat Weyland doch mit von der Partie. Dessen Name wird in einer ferneren Zukunft das Logo jener Firma zieren, bei der Ripley arbeiten wird. Wir erleben sozusagen die Anfänge der ALIEN-Saga. Leider in einem weniger als mittelmäßigen Film.

Da der Film weitaus mehr über die Predatoren zu berichten hat und ihr Verhalten weitaus schärfer reflektiert als das des Alien[1], sollte man ihn eher als eine Fortsetzung der PREDATOR-Filmreihe betrachten. Dies zumal deshalb, weil in PREDATOR 2 (1990), am Ende des Films, wenn der Detective Mike Harrigan in das Raumschiff seines Kontrahenten vordringt, unter den dort ausgestellten Trophäen ein Alienkopf zu entdecken ist. Doch führt das alles in eine Richtung, die dem Film letztendlich nicht gerecht wird. Oder, andersherum gesagt: Man gibt dem Film zu viel Gewicht, adelt man ihn, indem man mehr hineininterpretiert, als es wirklich zu bieten hat. Wo RESIDENT EVIL auch dadurch überzeugt, daß er seinen Figuren wirkliche Geheimnisse einzuschreiben vermag und sich eine Geschichte um die Hauptprotagonistin entspinnt, die der Action eine zweite Spannungsebene und sogar eine gewisse Tragik hinzufügt, hat man es in ALIEN VS. PREDATOR mit einem reinen Slasher-Film zu tun. Einem Abzählreim gleich werden die klischeehaften Figuren nach und nach dahin gemetzelt und da wir über diese Figuren so gut wie nichts wissen, außer hier und da ein paar Details, die so aber in Hunderten Filmen zuvor schon genutzt wurden – Wissenschaftler, die natürlich im harten Überlebenskampf nicht zu gebrauchen sind; Magnaten, die für eine Idee lieber sterben, als zurück zu rudern; Familienväter, die lieber bei ihren Kindern wären etc. – ist es uns auch relativ egal, wer wann von einem Alien oder einem Predatoren gemeuchelt wird.

Um ein besseres Rating an den U.S.-Kinokassen zu bekommen, wurde der Film kurz vor seiner Veröffentlichung zudem noch deutlich entschärft. Da Anderson jedoch sichtlich auf die Härte gesetzt hatte, die aus herkömmlichen, oftmals wirklich durchschnittlichen Actionsequenzen eine Gewaltorgie machen sollten, wirkt der ganze Film nun lädiert. Sichtlich fehlen Einstellungen, werden Szenen abgebrochen, wo sie ihrer inneren Logik zufolge auf einen Höhepunkt zusteuern und was zunächst – auch durch eine durchaus gelungene Inszenierung – enormes Spannungspotential verspricht, endet halbgar und unbefriedigend. RESIDENT EVIL wusste u.a. mit manchmal geradezu abstrakten Schauplätzen zu überraschen und seine Schocks kann man getrost als solche bezeichnen, in ALIEN VS. PREDATOR gerinnt das alles zu einer Zirkusrevue, die vorhersehbar abläuft und kaum bis keine wirklichen Effekte bietet. Auch die Bilder sind nicht wirklich beeindruckend. Weder die Szenen im All, noch jene im Schneesturm der Antarktis oder  auch die unterirdische Pyramide haben Schau- und Überwältigungswerte, die das Publikum fesseln. All das, was wir zu sehen bekommen, haben wir so oder bereits besser geboten bekommen.

So bleibt ALIEN VS. PREDATOR ein B-Movie der schlechteren Sorte, das es sich allzu einfach macht, indem es ein Personal auffährt, das man kennt und das lieblos zusammen gestellt wurde, sich wenig Mühe mit seinen Schauplätzen gibt und bestenfalls in der Darstellung seiner Monster überzeugen kann, die allerdings in den Vorläuferfilmen bereits entworfen und definiert wurden. Die Geschichte selber ist der erwähnte Abzählreim, der sich mit ein paar Hintergrundinfos aufzupeppen versucht, und als Zuschauer hat man nach ca. der Hälfte des Films – auch aufgrund der deutlich ersichtlichen Kürzungen – das Gefühl, einer Mogelpackung aufgesessen zu sein. Kein gutes Gefühl und keine gute Expertise für einen Film, der sich an zwei Werken messen lassen muß, die mit zum Besten gehören, was das Science-Fiction-Genre der jüngeren Vergangenheit zu bieten hatte. Für Regisseur Paul W.S. Anderson definitiv eine Nummer zu groß. Für seine Monster definitiv eine Nummer zu klein.

 

[1] Man sollte nicht vergessen, daß die Predatoren ebenfalls Aliens sind, doch wirken sie trotz ihrer abstoßenden Formen sehr viel humanoider als das insektenhafte Wesen, das einst H.R. Giger für Ridley Scott entworfen hatte.

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