DIE BLAUE ESKADRON/A DISTANT TRUMPET

Leider kein angemessenes Vermächtnis eines der ganz Großen Hollywoods

Matthew „Matt“ Hazard (Troy Donahue) steht kurz vor seinem Abschluß an der Militärakademie West Point, als er General Quait (James Gregory) kennenlernt, der in einem Seminar von seinen Erfahrungen in den Indianerkriegen berichtet. Er fordert die jungen Männer, aber Matt im Besonderen auf, ihre ganze Kraft in den Kampf gegen die Indianer, aber auch in die Befriedung des Südwestens zu legen.

Es ist das Jahr 1883 und Matt wird, sobald er seine Prüfungen bestanden und den Rang eines 2nd Lieutenant errungen hat, gen Westen geschickt. So kommt er nach Arizona in das Fort Delivery, wo ihn sein Vorgesetzter 1st Lieutenant Teddy Mainwarring (William Reynolds) begrüßt, ihn aber auch sofort auffordert, alles zu vergessen, was er auf der Akademie gelernt habe, hier im Westen herrschten andere Regeln.

Matt stellt schnell fest, daß die Besatzung des Forts recht lockeren Umgangsformen frönt und Pflicht und Ordnung eher lasch gehandhabt werden.

Matt lernt auch Mainwarrings Frau Kitty (Suzanne Pleshette) kennen und schnell ist klar, daß beide sich voneinander angezogen fühlen. Kitty hadert mit ihrem Leben als Soldatenfrau und weiß längst, daß sie ihren Mann nicht wirklich liebt – vielmehr habe sie sich einst in die Uniform verliebt.

Schnell wird Matt mit den Härten und Anforderungen des Kavallerielebens vertraut. Als Mainwarring mit einer Patrouille losreitet, um aus einem entlegenen Posten Ersatzpferde zu holen, die dringend benötigt werden, übernimmt Matt als ranghöchster Offizier das soldatische Kommando, während der Doktor im Rang eines Captains, Dr. Cedric Gray (Judson Pratt) das Gesamtkommando innehat.

Als Matt von einer Patrouille, bei der er Kontakt mit Indianern hatte, ins Fort zurückkehrt, wird er durch seine Verlobte Laura (Diane McBain) überrascht, die den ganzen langen Weg aus Washington D.C. auf sich genommen hat, um ihren Geliebten zu sehen. Schnell begreift Laura, daß es zwischen Matt und Kitty eine starke Zuneigung gibt. Während sich im Fort zunehmend die Sorge verbreitet, daß Lieutenant Mainwarring und seinen Männern etwas zugestoßen sein könnte, sind sie doch lange überfällig, stellt Laura Kitty zur Rede und warnt sie davor, sich an Matt heran zu machen.

Auf einer weiteren Patrouille findet Matt seinen Vorgesetzten. Er wurde, wie die restlichen Männer seines Kommandos, fürchterlich gefoltert und schließlich ermordet.

Kitty, die das Fort verlassen wollte, wird ihrerseits von Indianern angegriffen, Matt kann sie in letzter Sekunde retten. Die Gefühle der beiden füreinander intensivieren sich.

Ein anderer Soldat, dem Matts Methoden, die Truppe auf Vordermann zu bringen und der zudem ein Problem damit hat, daß Matt einen Apachen-Scout mit ins Fort brachte, flieht mit einer Dame in die Wildnis. Matt und seine Männer finden die beiden fürchterlich zugerichtet in der Wildnis.

Es gelingt den Soldaten, die Apachen aufzutreiben, die die Pferde geklaut haben, die Mainwarring holen wollte. Sie überfallen nachts das Lager der Indianer und bemächtigen sich der Pferde. Bei dieser Unternehmung kommt es zu einem Zwischenfall, weil einer der Soldaten seinen Posten verlassen hatte. Er gibt an, die Bilder von dem eingegrabenen Kollegen und seiner Freundin nicht mehr loszuwerden und er habe Angst, ähnlich sterben zu müssen.

Zurück im Fort lässt Matt den Mann vors Kriegsgericht stellen, mit einem Brandmal, das er selber setzt, kennzeichnen und unehrenhaft aus der Truppe ausschließen. Erstmals wird Kitty klar, daß ihr geliebter Matt auch anders kann und zusehends verroht.

Eines Morgens findet sich vor dem Fort ein fahrendes Bordell ein, das von Seely Jones (Claude Akins) betrieben wird. Er ist ein Tausendsassa, der überall seine Finger drin hat, weshalb Cedric Gray meint, man könne nichts gegen ihn ausrichten. Matt ist anderer Meinung und deklariert den Platz vor dem Fort, auf dem Jones und seine Damen in drei Planwagen campieren, zum Übungsplatz für die Artillerie. Mit dem zweiten Schuß aus der Kanone zerstört er einen der Wagen, woraufhin das Camp sich auflöst und alle in wilder Flucht von dannen ziehen.

Das hat zur Folge, daß einige Zeit später General Quait, der das Kommando in Fort Delivery übernehmen soll, mit dem Auftrag vor dem Fort erscheint, eine Untersuchung gegen Matt zu führen. Jones hat Beschwerde eingereicht. Die „Untersuchung“ besteht darin, daß Quait Matt fragt, ob die Vorwürfe stimmen, Matt dies bestätigt und der General Jones verspricht, sich um alles weitere zu kümmern.

Dann bittet Quait die Offiziere in sein Zelt. Er hat vor, Häuptling War Eagle, der für die An- und Übergriffe der letzten Zeit verantwortlich ist, endgültig das Handwerk zu legen. So ziehen die Männer los, um die Apachen aufzustöbern und den Stamm zu zerreiben. War Eagle und Quait kennen sich bereits und haben Respekt voreinander, Quait betrachtet den Häuptling sogar als einen Freund.

In der Prärie kommt es zu einer Auseinandersetzung, bei der sowohl der Häuptling als auch Quait beweisen können, daß sie beide ausgefuchst sind und die Tricks und Finten des anderen durchschauen. Es gelingt den Kavalleristen, etliche Indianer zu töten, doch die ziehen sich schließlich wieder in die Berge zurück.

Quait will keinen weiteren Krieg. Er glaubt, War Eagle überzeugen zu können, sich freiwillig zu ergeben – unterwerfen, wie es in der Diktion der Armee heißt – und mit seinen Leuten in ein Reservat zu ziehen. Dies solle in Arizona liegen und dem Stamm alles bieten, was dieser brauche. Es brauche aber einen überzeugenden Diplomaten, der dem Häuptling allein und unerschrocken gegenübertreten könne. In Quaits Augen kann das nur Matt sein.

Der macht sich auf die lange Suche nach dem Stamm der Apachen, die er in dem unzugänglichen Bergland erst einmal aufstöbern muß. Doch schließlich findet Matt die Indianer. Es wird ihm erlaubt, seine Belange vorzutragen, mit Hilfe eines Geschenks, das Quait ihm mitgegeben hat, kann er beweisen, daß er in guter Absicht kommt. Der Stamm hält Kriegsrat und so ist War Eagle tatsächlich bereit, das Angebot anzunehmen, auch, weil er kriegsmüde ist.

Doch als der Stamm unter der Führung Matts zum Fort reitet, wird er nicht, wie angekündigt, von General Quait in Empfang genommen – der musste kurzfristig zurück nach Washington – sondern von einem Matt fremden Offizier, der keine Zweifel daran aufkommen lässt, daß er die Indianer hasst und Matt als „Indianerfreund“ verachtet, was auch damit zu tun hat, daß Matt mit seinem befreundeten Apachen-Scout unterwegs ist und diesen als Angehörigen der Armee bezeichnet. War Eagle und seine Leute sind also einmal mehr verraten worden. Nun werden sie nach Florida verbracht.

Matt reist nach Washington, wo er wieder auf Quait und Laura trifft, die die Nichte des Generals ist. Matt soll die Tapferkeitsmedaille in Empfang nehmen. Doch er lehnt den Orden ab und bittet zudem um seine Entlassung, da er nicht damit leben könne, gegenüber War Eagle sein Wort gebrochen zu haben. Quait, beeindruckt von der Geradlinigkeit des jungen Offiziers, schließt sich an. Es kommt zu einer Auseinandersetzung mit dem zuständigen Minister, dem es dann aber gelingt, dafür zu sorgen, daß die Apachen zurück in den Westen und dort in das ihnen versprochene Reservat gebracht werden.

Matt kehrt in den Dienst und nach Arizona zurück. Dort lebt er nun mit seiner Frau – Kitty. Sie nehmen War Eagle und seinen Stamm in Empfang. Der Häuptling lässt Matt erkennen, daß er ihm dankt und Respekt zollt.

 

Raoul Walsh kann zu jener Handvoll Regisseure gezählt werden, die die Geschichte und Geschicke Hollywoods maßgeblich, weil über Dekaden, mitgeprägt haben. Seine ersten Meriten auf dem Regiestuhl verdiente er sich bereits zu Stummfilmzeiten, sein Western IN OLD ARIZONA (1928) gilt als erster außerhalb eines Studios hergestellter Tonfilm, er konnte bis ins hohe Alter in einigen Genres – vornehmlich in Western, Abenteuerfilmen und in teils actionreichen Gangsterfilmen, aber auch in Komödien – Marksteine setzen, Werke beitragen, die zum jeweiligen Standard der Gattung zählten. Wie vielen jener Männer, die das Handwerk des Filmemachens von Grund auf lernten und zugleich prägten, weil sie im Grunde seit der Erfindung des Mediums „Film“ als Massenphänomen dabei waren und dadurch maßgeblich an der Entwicklung von Stilen und Techniken mitwirkten, wurde auch Walsh lange Zeit abgesprochen, irgendeine künstlerische Vision, eine eigene Handschrift entwickelt zu haben. Darüber ließe sich bei ihm ebenso streiten, wie im Falle weniger bekannter Regisseure wie William Castle, André de Toth oder eines Jack Arnold. Denn ein Mann wie Walsh bildete seinen ureigenen Stil gerade darin aus, den verschiedenen Genres, in denen er überwiegend tätig war, eigene Regeln, Elemente, wenn man so will eine eigene Grammatik zu verpassen.

Inhaltlich war Walsh sicher weniger reflektiert, als es ein Meister wie John Ford gewesen ist, dessen Vision von einem geeinten Amerika, einer wachsenden Nation, sicherlich ausgeprägter war, doch verfolgte auch Walsh durchaus ein Programm. Betrachtet man sein Gesamtwerk, sind die wesentlichen Filme oftmals geprägt von der Härte des Landes – oder, wie bei einem Film wie CAPTAIN HORATIO HORNBLOWER (1951), der See – und der Härte, die die Bewältigung der Aufgaben den Handelnden einschreibt. Walshs Helden sind Abenteurer, harte Kerle, Machos. Es wird oftmals ein ungebrochenes Männerbild propagandiert und verherrlicht, das allerdings durchaus starke Frauen zuließ. Walsh war in der Lage, auch Romanzen mit viel Witz und Charme zu inszenieren und so gibt es in seinen Filmen, auch den Western und Abenteuerfilmen, oftmals starke Frauengestalten, die sich aber gern von echten Männern erobern lassen.

Man muß diese Herangehensweise an Geschichte und Geschlechterrollen vor allem heutzutage nicht mehr goutieren, man muß auch Walshs bevorzugte Themen nicht sonderlich interessant finden, um dennoch feststellen zu können, welch ungebändigte Kraft, welche Dynamik und Wucht diese Filme oft haben. Und ein Film wie THE BIG TRAIL (1930) hat heutzutage in seinem ganzen Eskapismus, in seinen damaligen Überwältigungsstrategien und gewaltigen Bildern durchaus dokumentarischen Charakter, führt man sich vor Augen, daß all das, was da auf der Leinwand geboten wird, exakt so vor der Kamera stattgefunden hat. Wenn also Dutzende von Planwagen an langen Stricken und Seilen eine Steilwand hinabgelassen werden, ebenso Pferde, Vieh und Menschen, dann muß man verstehen, daß Walsh das alles wirklich genau so geschehen ließ. Da ist nichts gefaked, da gibt es keine Modelle oder gar Spezialeffekte – what you see is what you get is exactly what happened. Nein, Walsh war sicherlich einer der wesentlichen Regisseure, einer der Grundpfeiler der Traumfabrik, so wie es Kollegen wie Howard Hawks, William Wyler oder eben Ford gewesen sind.

Umso mehr hätte man sich für einen Mann wie Raoul Walsh einen besseren Abschluß seines Oeuvres gewünscht, denn einen derart lauen Western wie A DISTANT TRUMPET (1964). Das gilt ebenso für den Inhalt des Films, wie auch für die Umsetzung, für deren Mißlingen man den Regisseur allerdings nicht allein verantwortlich machen kann. Inhaltlich handelt es sich hier – nach einem Script von Albert Beich und Richard Fielder, basierend auf einem Roman von Paul Horgan – um einen reinen Propagandafilm für das Soldatische an sich. Dabei offenbaren Buch und Regie eine tief gehegte Sympathie für Befehl und Gehorsam, für Ordnung und Disziplin. Der Held des Films – der von Troy Donahue gespielte Lieutenant Matthew Hazard – kommt frisch von der Akademie West Point ins wilde Arizona, wo die Indianerkriege gerade zuende gehen. Zunächst bringt er das verlotterte Regiment in Ordnung, beschämt dabei sogar seine Vorgesetzten, dann verliebt er sich in die Frau seines Chefs und stiftet schließlich Frieden zwischen Weißen und Indianern. Schlußendlich setzt er sich sogar unter dem Risiko, die eigene Karriere zu zerstören, für die Indianer ein. Dieser Matthew Hazard ist ein Streber an der Grenze zur Karikatur, wirklich schlimm wird die ganze Darbietung durch das unterirdische Schauspiel von Donahue.

Der Mime war vor allem ein Teeniestar, der in Surf-Filmen, Romanzen und einer beliebten Fernsehserie bekannt wurde, Western sind in seinem Werkkatalog im Grunde keine zu finden – bis auf A DISTANT TRUMPET. Man denkt automatisch an den Einsatz von Ricky Nelson in Howard Hawks´ RIO BRAVO (1959), der möglicherweise ebenfalls ein früher Marketing-Twist war, ansonsten kann man kaum verstehen, weshalb Walsh oder die Verantwortlichen bei Warner Bros., die den Film produzierten, mit dieser Besetzung einverstanden gewesen sein sollten. Nun konnte Nelson nicht viel Schaden anrichten, da er mit John Wayne, Dean Martin und Walter Brennan drei gestandene Veteranen des Hollywood-Western um sich hatte, die den gröbsten Unfug zu verhindern verstanden. Donahue aber spielt die Hauptrolle in A DISTANT TRUMPET, er muß den Film letztlich tragen. Doch außer, daß er sehr groß und sehr blond ist, hat Donahue nichts vorzuweisen, was ihn für einen Western prädestinieren würde. Sein Babyface mag funktioniert haben, wenn er in den Abendstunden am Strand seine Geliebte becirct, es ist kaum glaubwürdig, wenn er überzeugend autoritär einer Kompanie alter Recken gegenübertreten soll. Allerdings, das sei an dieser Stelle durchaus schon angemerkt, leistet die Maske gute Arbeit, gelingt es ihr doch, Hazard im Laufe der Handlung abgezehrter, härter aussehen zu lassen.

Abgesehen von dieser rein physiognomischen Nichteignung für die Rolle eines Mannes wie Matthew Hazard – worüber sich letztlich ja auch streiten ließe, sind Geschmäcker doch verschieden – ist es aber vor allem Donahues mangelnde schauspielerische Befähigung. Schon in den ersten Szenen, in denen uns Hazard in einem Seminarraum in West Point vorgestellt wird, glaubt man ihm nicht einmal die Art und Weise, wie er auf dem Stuhl sitzt und den Ausführungen seines Dozenten lauscht. Diese Leistungen ziehen sich durch den gesamten Film. Steife Bewegungen, unverhoffte Gesichtsausdrücke, die nicht immer in Übereinstimmung mit der eigentlich erforderlichen Stimmung stehen, gestelztes Schreiten und weit ausholende Gesten, die eher denen eines Stummfilmschauspielers, wenn nicht denen eines Tragikers auf der Bühne beim Reklamieren eines ellenlangen Monologs entsprechen – das Elend nimmt kein Ende. Nun wäre A DISTANT TRUMPET nicht der erste Western, der nicht gerade durch schauspielerische Glanzleistungen besticht, allerdings ist es doch eher selten, daß der Hauptdarsteller derart negativ heraussticht. Doch kann man natürlich argumentieren, daß es bei einem Western vielleicht nicht ganz so drauf ankäme, es seien andere Qualitäten, die einen Film dieser Gattung ausmachen.

Und das stimmt ja auch. Anders als Donahue, auch das sei ergänzend erwähnt, können Susanna Pleshette, James Gregory oder Diane McBain und auch einige der Nebendarsteller durchaus überzeugen, und sei es nur, indem sie routiniert ihre Rollen abspulen. Doch die wirklichen Stärken des Films liegen woanders. Neben der gewöhnungsbedürftigen Musik von Max Steiner, der das Geschehen über weite Strecken mit einer Art Marschmusik unterlegt und damit die Haltung des Films unterstützt und zustimmend kommentiert, ist es vor allem die Kameraarbeit von William H. Clothier, die überzeugt. Clothier hatte bereits mehrfach mit John Ford zusammengearbeitet und für den Meisterregisseur interessanterweise bei zwei von drei Filmen der sogenannten Kavallerie-Trilogie hinter der Kamera gestanden. Vielleicht prädestinierte ihn auch das, einen Kavalleriewestern wie A DISTANT TRUMPET zu fotografieren. Er versteht es auf jeden Fall, sowohl die ruhige wie auch die hektische, dynamische Bewegung im Raum nahezu perfekt ins Bild zu setzen. Damit unterstützt er kongenial Walshs Inszenierungsstil, der vor allem in den Massenszenen in der Prärie, wenn die den deutschen Titel spendende Eskadron auf Patrouille geht und die manchmal flachen, gelegentlich auch hügeligen bis felsigen Weiten Arizonas, Utahs und New Mexicos durchstreift, zu alter Größe aufläuft.

Walsh war ein früher Meister des Actionkinos, das damals aber nicht so genannt wurde. Action war einfach ein natürlicher Anteil an Filmen gewisser Genres. Ganz sicher im Western. Und die Actionszenen – Verfolgungsjagden, Reiterangriffe auf Stellungen, Gefechte mitten in der Prärie, A DISTANT TRUMPET hat, was das betrifft, einiges zu bieten – sind teils atemberaubend. Doch verstand Walsh es auch immer schon, Landschaften in Szene zu setzen – und die Bewegung darin. Er versteht es, Dynamik und Ruhe in einem Bild zusammen zu führen – bspw. im Lager des Apachenstammes, an dem ein wilder, reißender Fluß in einen Wasserfall mündet und dessen dauernde Bewegung, das Auf und Ab des Wassers, das sich an Felsen bricht, das stete Strömen einen brillanten Hintergrund für den Dialog zwischen Hazard und dem Häuptling War Eagle bietet. Clothier erfasst das Immense dieses Landes, wenn er immer wieder die endlose Reihe der Kavalleristen einfängt, die hintereinander als Silhouette am Horizont entlangziehen. Und immer weiß er, wie er sie in Bezug zur Szenerie, zur Umgebung setzen muß, daß sie oft klein wirken, verloren, der Weite des Landes ausgeliefert. Aber auch immer dessen Schönheit, die Clothier, wie jeder gute Kameramann, der an einem Western mitarbeitet, immer auch feiert. Ganz sicher ein Stilelement, welches er sich bei seiner Arbeit mit Ford angeeignet haben dürfte.

Doch wissen sowohl die Regie als auch die Kamera aus dem Lyrischen in eine etwas härtere Gangart zu schalten, sobald die Geschehnisse sich beschleunigen, bzw. eskalieren. Dann fängt Clothier die Manöver der Reiter – die geordneten der Kavalleristen und die scheinbar ungeordneten der Indianer – als Ganzes ein, dann wirbelt der Staub und vernebelt die Bilder, dann sind wir zwar nie unmittelbar im Geschehen, werden nicht mit Bildern der Handkamera malträtiert, doch vermitteln die Bilder in der Komposition durch Schnitt und Montage ein unmittelbares Gefühl für den Ablauf, das Kampfgetümmel. Es sind dies die Momente – ebenso die ruhig-lyrischen als auch die dynamischen und actionreichen – in denen der Film ganz bei sich scheint.

Das gelingt ihm auf der inhaltlichen Ebene leider so gut wie gar nicht. Es beginnt bereits mit der Uneinheitlichkeit der Geschichte, die sich nie wirklich entscheiden kann, was sie eigentlich im Kern sein will, was erzählt werden soll. Was als Greenhorn-Geschichte seinen Anfang nimmt, ohne aus dieser Konstellation je irgendeine wirkliche Spannung zu beziehen, wandelt sich in eine leicht dramatische Liebesgeschichte, ein Techtelmechtel mit der Frau des Vorgesetzten, das sich aber wie nebenbei durch Tod des Gatten erledigt, bevor es innerhalb der Handlung zu einem irgendwie relevanten Problem werden könnte. Unterbrochen werden diese Schwerpunkte durch Aufträge und Patrouillen, die Hazard in seiner offiziellen Funktion als Offizier der U.S.-Kavallerie übernehmen muß. Und von denen er ein jedes Mal mit einer schlechten Nachricht zurückkehrt – darunter auch der Kunde vom Tod des gehörnten Gatten. So werden wir immer daran erinnert, daß es im Hintergrund den Konflikt mit den Apachen gibt. Und um das eigentliche Thema nicht aus den Augen zu verlieren, lässt der Film fürs Erste dann auch den möglichen Konflikt zwischen Hazard und seiner Verlobten, die ihm ins Fort gefolgt ist, fallen und konzentriert sich im letzten Drittel konsequent auf die militärische Auseinandersetzung. Allerdings verwundert es, wie beiläufig dann auch dieser angeblich alles überschattende Konflikt gelöst wird.

Zunächst verfolgen die Soldaten die Indianer und lassen sich bewusst in eine Falle locken, die der ausgefuchste General Quait natürlich durchschaut hat, um dann bei kaum eigenen Verlusten etliche Gegner aus dem Sattel zu ballern; später beschließt Quait, der sich dem Häuptling „War Eagle“ freundschaftlich verbunden fühlt, es mit Diplomatie zu versuchen und schickt Hazard los, den Stamm in den Mesas zu suchen und die Bedingungen zu unterbreiten. Die Stammesältesten halten Kriegsrat und siehe da – man beschließt, sich zu unterwerfen und in ein zuvor zugesagtes Reservat in Arizona zu ziehen. Es ist eine friedliche Konfliktlösung, allerdings hat der Film zu diesem Zeitpunkt sein Blutzoll bereits erfüllt, man kann es sich also leisten, die Sache so beizulegen. Dramatisch wird es dann noch einmal, wenn Hazard und Quait sich in Washington begegnen, wo ersterer die Tapferkeitsmedaille entgegennehmen soll. Als Hazard sie verweigert und zudem seine Entlassung beantragt, da er gegen den Umgang mit den Apachen, die entgegen seines persönlichen Versprechens nicht nach Arizona, sondern nach Florida verbracht wurden, protestieren will, schließt sich Quait seinem Vorbild prompt an. Eine letzte Volte nimmt der Film dann in der Schlußszene, in der uns gezeigt wird, daß Hazard nun mit der Witwe verheiratet ist, er und seine Verlobte sich also offenbar voneinander gelöst haben. Das ist alles zu viel, es passt nicht ineinander, es ergänzt sich nicht, sondern steht sich meist im Wege.

Darüber hinaus verwundert die reaktionäre, in gewissem Sinne revanchistische Haltung des Films nicht nur hinsichtlich der Rolle der Ureinwohner des Landes. Hier wird die Kavallerie und mit ihr das Militärische in einer Weise verherrlicht, die fast plump anmutet. Es mag ein harter Haufen da draußen im Grenzland sein, die Männer mögen verlottert und ein wenig verkommen sein, als ihr neuer Offizier eintrifft, doch selbstredend sind sie gute Kerle und ebenso gute Kämpfer und die, die es nicht sind, bringt Hazard entweder zur Räson oder vors Kriegsgericht. Hazard ist eine Art Supermann, der nicht in einem einzigen Moment des Films in Frage gestellt wird und dem nahezu alles leicht von der Hand geht. Hazard sieht sofort, woran es hier mangelt – Disziplin und Ordnung, Drill und harter Hand – und ändert die Mißstände, womit er sich nicht nur Freunde unter der Besatzung des Forts Delivery macht; er ist immer im rechten Moment zur Stelle – bspw. wenn einige Soldaten seinen Scout und Freund, einen Apachen, zu verprügeln drohen oder die Gattin seines Vorgesetzten allein in einer Kutsche durch die Steppe rast und von Indianern eingeholt zu werden droht; langt er einmal hin, sitzt sein erster Schlag, selten, daß Hazard selbst etwas einsteckt. Und letztlich behält er mit seinen Annahmen und Hinweisen nahezu immer recht. Er mag zwar eben erst von der Akademie gekommen sein, benimmt sich aber beinah von Beginn seiner Dienstzeit an wie ein alter Fuchs. Zwar sehen wir ihn gelegentlich, wie er mit sich hadert, doch in Captain Cedric Gray steht ihm immer eine externe Gegenstimme zur Seite, die seine Zweifel zerstreut, wobei Gray die Haltung des Films einnimmt.

Hazard ist ein Streber, was der Film auch nicht in Frage stellt, eher für er-strebens-wert hält. Hazard zeichnen genau diese Eigenschaften aus und machen ihn zu einer Führungsfigur. Und selbst, wenn er Grausamkeit zeigt – wie bei der Bestrafung eines Deserteurs – kann das seinem Image kaum schaden, glaubt man ihm doch, daß er das nicht gern macht, es aber nun einmal notwendig ist, um die Disziplin aufrecht zu erhalten. Daß es notwendig ist, mit harter Hand zu disziplinieren, setzt der Film voraus, verdeutlicht es aber auch anhand der Härte, der er sich momentweise bedient. Ein entlaufener Strafgefangener und seine Begleiterin werden bis zum Hals in einem Ameisenhaufen eingebuddelt gefunden, abgenagt bis auf die Knochen. Hazard versteht sich aber auch auf moralische Eindeutigkeit: Ein fahrendes Bordell, das Walsh erstaunlich deutlich in Szene setzt, lässt er kurzerhand mit einer Kanone beschießen und deklariert das Feld vor dem Fort, wo sich die fahrende Zunft niedergelassen hat, zum Übungsfeld. Aus den davonrasenden Wagen purzeln die letzten Kunden mit runtergelassenen Unterhosen. Daß solch ein Kerl natürlich zu seinem einmla gegebenen Wort steht, erklärt sich nahezu von selbst. So kann er die Indianer überzeugen, aufzugeben und in die Reservation zu gehen, so steht er zu seinem Wort und droht mit Demission, sollte ihnen nicht ihr Recht auf ein Leben in Arizona zugestanden werden – was prompt passiert.

Das hat durchaus ein revanchistisches Geschmäckle. Die Kavallerie war sicherlich eines der Instrumente, um auf oft grausame Weise gegen jene Stämme vorzugehen, die die Weiten der Great Plains durchstreiften und den Büffelherden folgten; Verträge, die ein ominös als „Washington“ bezeichnetes Irgendwo mit den Indianern schloß, wurden ein ums andere Mal gebrochen; es gab die Umsiedlungen, die der Film andeutet, wirklich – und meist wurden sie nicht zurückgenommen. Hier in der Gestalt des stattlichen, blauäugigen, blonden Hünen eben diese Kavallerie ins rechte Licht zu rücken, scheint das eigentliche Motiv des Films zu sein. Und Walsh gibt sich alle Mühe, es einzulösen. Das erstaunt umso mehr, als im selben Jahr John Ford CHEYENNE AUTUMN (1964) drehte. Ein im Detail sicherlich kritisch zu betrachtender Film, doch eindeutig der Versuch des Regisseurs, so etwas wie Abbitte bei den Ureinwohnern dieses Landes zu leisten, die für die auch von ihm so heiß verfochtenen Ideen der amerikanischen Nation und ihrer Größe weichen mussten. Ohne an dieser Stelle auf Fords Verhältnis zu eben diesen Ureinwohnern eingehen zu wollen, kann man es zumindest als problematisch, in gewisser Weise als einen weißen Fleck, eine Ausblendung in und aus seinem Oeuvre betrachten. Ford war sich dessen allerdings bewußt, zumindest wurde er es im Laufe seiner Karriere. Schon in THE SEARCHERS (1956) hatte er sich mit Fragen von Rassismus und Schuld auseinandergesetzt, hatte ein dialektisches, nahezu transzendentes Verhältnis zwischen den weißen und den indianischen Protagonisten herzustellen versucht, die Beschwörung eines, von allem Anfang an, verwobenen Schicksals, welches die Figuren immer wieder ineinander erkennen und sie einander hassen lässt.

Nichts davon in A DISTANT TRUMPET. Die Indianer übernehmen schlicht die Funktion des Feindes und sollen sich unterwerfen – Hazard erklärt dies so wortwörtlich Häuptling War Eagle. Der erweist sich glücklicherweise als kriegsmüde und ergibt sich und seinen Stamm dem Schicksal. Die Indianer und die Grausamkeit, die von ihnen ausgeht, werden benötigt, um die Soldaten umso heller strahlen, ihre Aufgaben und ihren Auftrag angemessen gefährlich und riskant erscheinen zu lassen. So wirkt der Film in dieser Hinsicht heillos veraltet, greift auf Konzepte zurück, die auch 1964 schon überholt waren. Doch weder Walsh noch die Drehbuchautoren geben einen Dreck darauf und präsentieren ihr Heldenepos als ungebrochene Abenteuergeschichte, ganz so, als sei es 1935 und man könne noch jedes auch noch so rassistische Klischee bedienen.

Der bereits 77jährige Regisseur hatte über nahezu fünf Dekaden hinweg kontinuierlich in Hollywood gearbeitet, seine ganz großen Erfolge lagen allerdings Mitte der 60er Jahre schon einige Jahre zurück. Western waren eines der Genres, in denen Walsh am häufigsten tätig war und dessen Routinen er genau kannte. So ist auch A DISTANT TRUMPET wie beschrieben ein formal und handwerklich hervorragend gemachter Film, der inszenatorisch und mit seiner Kameraarbeit überzeugen kann, dem man allerdings ein besseres Drehbuch und vor allem einen viel besseren Hauptdarsteller gewünscht hätte. Ein angemessenes Vermächtnis für den Mann, der uns Filme wie THE THIEF OF BAGDAD (1924), THE BIG TRAIL, THE ROARING TWENTIES (1939), PURSUED (1947) oder WHITE HEAT (1949) gegeben hat, ist dies sicherlich nicht.

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