PREDATOR
John McTiernan legte mit diesem Science-Fiction/Horror-Crossover einen stilbildenden Actionfilm der 80er Jahre vor
Ein Raumschiff fliegt an der Erde vorbei und setzt eine Kapsel ab. Das Objekt tritt in die Erdatmosphäre ein und scheint irgendwo in Südamerika zu landen.
Der ehemalige Soldat einer amerikanischen Spezialeinheit Major „Dutch“ Schaefer (Arnold Schwarzenegger) wird mit seinem aus fünf weiteren Männern bestehenden Söldnerkommando in ein nicht näher benanntes südamerikanisches Land eingeflogen. Ein Minister der einheimischen Regierung, die durch die USA unterstützt wird, sei im Dschungel mit seinem Helikopter abgestürzt und wahrscheinlich in die Hände von Rebellen gefallen. Schaefer und seine Männer sollen den Politiker befreien.
Allerdings wird der Major hellhörig, als ihm eröffnet wird, dass Major George Dillon (Carl Weathers), der dem Kommando zugeordnet wird, spätestens ab dem Moment, wenn der Minister befreit ist, das Kommando des Einsatzes übernimmt. Schaefer kennt Dillon aus gemeinsamen Einsätzen in Vietnam und weiß, dass sein ehemaliger Waffengefährte mittlerweile für die CIA arbeitet Das könnte bedeuten, dass es sich hier in Wahrheit um eine verdeckte Tötungsoperation handelt. Schaefer weist darauf hin, dass Mordaufträge gegen die moralischen Grundsätze seiner Einheit stünden.
Der Trupp wird im Dschungel abgesetzt und stößt bald auf den Hubschrauber. Schnell wird klar, dass es hier zu Feuergefechten kam. Dann finden die Männer die Leichen dreier Soldaten, die gehäutet und teils ausgeweidet wurden, zudem fehlen einzelne Organe. Die Männer gehörten zu den Green Berets. Das kann Schaefer, der sie kannte, anhand der Erkennungsmarken feststellen.
Nicht unweit der Absturzstelle stößt die Einheit auf das Lager der Rebellen. Schaefer beobachtet die dortigen Vorgänge durch ein Fernrohr und wird so Zeuge einer Geiselerschießung. Er befiehlt den Angriff auf das Lager, wobei alle Rebellen und die sie unterstützenden, offensichtlich sowjetischen Berater getötet werden. Lediglich eine junge Frau, Anna (Elpidia Carillo), überlebt und wird von Dillon gefangen genommen.
Von Schaefer zur Rede gestellt, gibt Dillon zu, dass die CIA wusste, dass es sich hier um einen Treffpunkt sowjetischer Agenten und südamerikanischer Rebellen handelte. Sowohl die Green Berets, als auch die sich in Gefangenschaft befindlichen Amerikaner – CIA-Agenten – waren beauftragt, das Lager zu zerstören. Schaefer sei nur unter einem Vorwand zu bewegen gewesen, das Lager anzugreifen. Zwischen den beiden früheren Freunden herrscht ab nun großes Misstrauen.
Schaefers Leute nehmen Kontakt mit der Einsatzzentrale auf und erfahren, dass die geplante Evakuierung per Helikopter nicht möglich sei, sie sollen sich durch ein enges Tal im Urwald zur nahgelegenen Grenze des Nachbarlandes durchschlagen, wo sie dann abgeholt werden könnten.
Während all dieser Vorgänge wird der Söldnertrupp von einem nicht sichtbaren Wesen beobachtet, welches seine Umgebung durch Wärmesicht wahrnimmt. Billy (Sonny Landham), der selbst indigene Wurzeln hat und Schaefers Trupp als Späher und Fährtenleser dient, ist der erste, dem auffällt, dass sie verfolgt werden. Mehrfach meint er, etwas in den Bäumen wahrzunehmen, kann die Erscheinung jedoch nicht einordnen.
Anna unternimmt einen Fluchtversuch. Sie wird von Hawkins (Shane Black) verfolgt, der sie zwar einholen kann, dann jedoch von dem unsichtbaren Wesen getötet wird. Es verschleppt den Toten in den Dschungel, lediglich die Ausrüstung und seine Eingeweide bleiben zurück.
Die Männer suchen nach der Leiche ihres Kameraden, vor allem Blain (Jesse Ventura) und Mac (Bill Duke), die seit ihren gemeinsamen Tagen in Vietnam eng befreundet sind und einen ehernen Ehrenkodex vertreten (No man left behind), wollen Hawkins finden. Doch auch Blain wird auf grausige Art getötet.
Mac eskaliert daraufhin und feuert eine Salve nach der anderen aus seiner Waffe in den undurchdringlich wirkenden Dschungel. Die anderen folgen ihm, richten dabei allerdings kaum etwas aus. Lediglich Anna wird auf eine seltsame, grünlich fluoreszierende Flüssigkeit aufmerksam, die offensichtlich das Blut des fremdartigen Wesens darstellt. Sie zeigt Schaefer ihre Entdeckung. Daraufhin meint der, dass, was blutet, auch getötet werden kann.
Das Wesen wird sichtbar und versorgt seine Wunden, wobei es offensichtlich über eine Menge technischer Mittel verfügt, die auf der Erde unbekannt sind.
Die Männer um Schaefer können nun nicht mehr leugnen, dass sie verfolgt werden. Während einige der Meinung sind, dass es sich bei den Verfolgern um Rebellen oder aber Indigene des Dschungels handeln müsse, beharrt Billy darauf, dass sie es mit keinem menschlichen Gegner zu tun hätten. Im Gegenteil – es handele sich um einen Dämon, der sie verfolge und einen nach dem andern töten werde.
Anna wendet sich an Schaefer und erklärt ihm, dass sie bereits zuvor im Dorf aus dem sie stamme Leichen gesehen habe, die ähnliche Verletzungen wie die Green Berets aufgewiesen hätten, ausgenommen und teils gehäutet. Schaefer befreit Anna und bewaffnet sie. Jeder werde nun gebraucht, erklärt er gegenüber Dillon.
Der Trupp richtet sich ein Nachtlager ein und sichert es mit allerlei Fallen, die die Männer bauen. Ausgelöst werden diese allerdings nicht durch ihren tödlichen Gegner, sondern durch ein Wildschwein. Das dadurch entstehende Chaos nutzt das Wesen, um Blains Körper zu stehlen. Später zieht er den Schädel und die Wirbelsäule aus der Leiche und schält das Fleisch und die Muskeln von den Knochen. Die schließlich ordnet das Wesen wie Trophäen an.
Am folgenden Tag versucht die Gruppe erneut, das Wesen zu stellen, doch geht die Hatz gründlich schief. Ramirez (Richard Chaves) wird schwer verletzt. So beschließt man, sich aufzuteilen: Schaefer und Billy wollen mit Ramirez und Anna den Helikopter erreichen, Dillon und Mac das Wesen verfolgen und töten.
Billy wendet sich von Schaefer ab, markiert seinen Oberkörper mit Blut als Kriegsbemalung und geht in den Dschungel hinein. Er will sich dem vermeintlichen Dämon stellen, wird aber schnell getötet.
Auch Mac fällt ihrem nach wie vor unsichtbaren Gegner schnell zum Opfer. Der verfügt über allerhand Waffen, unter anderem über eine Laserkanone, mit der er den ehemaligen Soldaten geradezu durchbohrt. Auch Dillon überlebt die Begegnung nicht. Er wird von den Messern, die das Wesen an seinen Handschuhen trägt, aufgeschlitzt.
Schaefer erkennt, dass der Verfolger keine Unbewaffneten angreift – offenbar sucht ihr Gegner den Zweikampf, ein ehrenvolles Duell. So schickt er Anna zum Helikopter, er selbst kehrt um und stellt sich dem fremden Wesen. Bei der folgenden Auseinandersetzung stürzt Schaefer in einen kleinen Tümpel, der voller Schlamm ist. Als er aus dem Loch kriecht, stellt er fest, dass sein Gegenüber ihn nicht sehen kann – offenbar reicht dessen Wärmesichtgerät nicht unter die Schlammschicht, die nun Schaefers Körper bedeckt.
In der folgenden Nacht baut Schaefer eine Reihe von Fallen, dann lockt er seinen Gegner mit einem Feuer an. Es kommt zu einem Kampf, wobei das Wesen von einer von Schaefers selbstgebauten Waffen verletzt wird. Es ringt Schaefer nieder, legt dann aber die Laserkanone und seinen Helm ab, ebenso seine weiteren Waffen, und sucht den Kampf Mann gegen Mann. Dabei prügelt es auf Schaefer ein, dem es dann aber tatsächlich gelingt, seinen Gegner mit einem Stein schwer zu verletzen.
Er fragt, wer das Wesen sei und stellt zu seiner Überraschung fest, dass der seltsame, sehr hässliche Fremde seine Frage doppelt und an ihn zurückgibt. Dann aktiviert er einen Selbstzerstörungsmechanismus. Schaefer gelingt es, sich in letzter Sekunde in Sicherheit zu bringen, bevor die Bombe in einer gewaltigen Detonation hochgeht.
Ein sichtlich mitgenommener „Dutch“ Schaefer wird gemeinsam mit Anna aus dem Gefahrengebiet ausgeflogen, welches weitläufig durch die Bombe des wohl außerirdischen Wesens zerstört wurde
Schon mit seinem zweiten Spielfilm PREDATOR (1987) konnte Regisseur John McTiernan für die 80er Jahre Maßstäbe im Actionfilm setzen. Dazu trug ganz sicher sein Hauptdarsteller Arnold Schwarzenegger bei, der seit CONAN THE BARBARIAN (1982), erst recht seit THE TERMINATOR (1984), neben Sylvester Stallone der führende Star im Action-Genre war und Jahr für Jahr mindestens einen Kassenschlager vorlegte. Wie bei Stallone wurden seine Filme beworben, indem sein Name in schriftgleicher Typo und Größe über den Titel des jeweiligen Films gesetzt wurde. Wie Stallone hatte Schwarzenegger ein Image, eine Leinwand-Persona erschaffen, die großen Wiedererkennungswert hatte, wodurch dem Publikum immer das exakt gleiche versprochen wurde – was es dann auch bekam. Zumeist harte Action. Interessanterweise trat Schwarzenegger – da dann doch in Abgrenzung zu Stallone – in den intelligenteren Filmen auf. Im Vergleich zu den typischen Stallone-Vehikeln waren diese Filme subtiler, manchmal doppelbödig, oft auch ironisch. Zumindest gilt dies für die ganz großen Erfolge, zu denen eben auch PREDATOR zu zählen ist, für den der Superstar McTiernan als Regisseur vorschlug und so ins Projekt holte.
Es war schon damals nicht schwer zu durchschauen – und auch nicht sonderlich subtil angelegt -, dass der Film – geschrieben wurde er von dem Autorenduo und Brüderpaar Jim und John Thomas – auch und vor allem eine Reflektion auf die Erschütterung, auf das Trauma war, welches die USA – das amerikanische Militär im Speziellen, aber auch die amerikanische Gesellschaft in toto – während des Vietnamkriegs und durch diesen und seine Begleiterscheinungen erlitten hatte.
Die 80er Jahre waren – allen voran hatte Sylvester Stallone mit den Filmen um den Veteranen John Rambo (ab 1981) dafür gesorgt – die Dekade, in der nach den reflektierenden und damit ausgesprochen kritischen Filmen der 70er Jahre, die sich mit dem Krieg beschäftigten[1] – eine andere Art der Aufarbeitung folgte. Nun wurden die bereits damals gängigen rechten Verschwörungserzählungen aufgegriffen; jene Narrative, die davon raunten, dass eine nie näher benannte Kraft (der auch heutzutage so gern beschworene und äußerst ominöse Deep State) in Washington, vielleicht gar die Regierung selbst, den Sieg nie gewollt habe; das Narrativ, dass man die Männer im Krieg verheizt, ihnen nie die Mittel an die Hand gegeben habe, diesen Krieg wirklich gewinnen zu können. In Werken wie den bereits erwähnten Rambo-Filmen, vor allem dem zweiten Teil RAMBO: FIRST BLOOD PART II (1985), aber auch in den Chuck-Norris-Vehikeln MISSING IN ACTION (ab 1984) oder UNCOMMON VALOR (1983), in welchem immerhin der große Gene Hackman die Hauptrolle spielte, wurden diese äußerst reaktionären Ansichten vertreten und verbreitet. Oftmals dienten die Filme auch dazu, ein revisionistisches Geschichtsbild zu bedienen und den Krieg quasi im Nachhinein auf der Leinwand doch noch zu gewinnen. Selbst tatsächlich eher als liberal und kritisch eingestufte Werke wie Oliver Stones PLATOON (1986), der Mitte der 80er Jahre für Furore sorgte, ist bei näherer Betrachtung nicht frei von reaktionären und revisionistischen Untertönen.
PREDATOR ist anders, denn diesen Reflexen erliegt, diesen Narrativen folgt PREDATOR eben nicht. Er erzählt oberflächlich betrachtet die recht platte Geschichte eines Söldnertrupps, der in ein nicht näher benanntes südamerikanisches Land eingeflogen wird, um einen Minister zu retten, welcher einer Rebellentruppe in die Hände gefallen ist. Es kommt zu den handelsüblichen Auseinandersetzungen zwischen dem Chef der Söldner – dem von Schwarzenegger gespielten Major „Dutch“ Schaefer – und seinen Auftraggebern, weil diese, CIA-Agenten etc., natürlich ein falsches Spiel spielen und erst unterwegs, als es kein Zurück mehr gibt, deutlich wird, dass es sich hier um einen Kampfeinsatz handelt – inklusive eines Mordauftrags, wofür Schaefer aufgrund seiner Moralvorstellungen eigentlich nicht zur Verfügung steht. All diese Konflikte und Streitereien sind typisch für Filme wie diesen: Scheinbar Kritik, die allerdings Kolportage bleibt, Auseinandersetzungen, die spätestens wenn es zum Kampfeinsatz kommt, obsolet sind – denn darum geht es in einem Film wie PREDATOR vornehmlich: Action. Zudem harte Action – für seine Zeit bot McTiernans Film schon derb explizite Kost.
Interessant wird die Sache also erst in dem Moment, in dem die Männer, nachdem sie das Camp der Rebellen überfallen und nahezu ausgelöscht, dabei eine einzige Überlebende als Gefangene mitgenommen haben, feststellen, dass sie verfolgt werden. Und ihr Verfolger über keine ihnen bekannten Waffen und Technologien verfügt, sondern vielmehr unsichtbar aus dem Hinterhalt tötet und dabei auf Gerät zurückgreifen kann, dessen Wirkung verheerend ist. Was also wie der typische 80er-Jahre-Actionfilm im südamerikanischen Dschungel mit all den dafür verfügbaren Klischees beginnt – Rebellen, korrupte Politiker, der in den 80er Jahren eher noch linke Topos von CIA-Geheimaktionen (also eher undurchschaubaren Regierungsorganisationen, die auf eigene Rechnung handeln) und last but not least die unvermeidliche Drogenproblematik, hatten die Reagans doch bekanntlich den „War on Drugs“ ausgerufen und damit vor allem das sogenannte Medellín-Kartell unter Führung des Bosses Pablo Escobar aufs Korn genommen – wendet sich nahezu komplett in ein Vietnamkriegsszenario mit den wiederum dafür typischen Klischees – allen voran dem des unsichtbaren Feindes, der sich eine undurchdringliche Umgebung (Dschungel) zunutze macht und Amerikaner hinterhältig angreift, sie fürchterlich verletzt, verstümmelt und tötet. Den Übergang vom Amazonas-Schocker zum Vietnamkrieg markiert dabei interessanterweise die gefangene Rebellin Anna, die physiognomisch sowohl an eine indigene Südamerikanerin als auch entfernt an eine Asiatin erinnert.
Dass der Film später eine weitere Wendung hin zum Science-Fiction-Horror-Crossover nehmen wird wenn Schaefer begreift, mit was für einer Lebensform er es da zu tun hat und was deren primäres Ziel eigentlich ist, gehört dann schon eher zu den Fußnoten des Films. Denn die eigentliche – und nun tatsächlich ausgesprochen subtile – Bewegung des Films, ist die Dekonstruktion seiner Hauptfiguren. Anhand dieser lässt sich bestens nachweisen, dass Schwarzenegger-Filme oft auf eine hintergründige Art und Weise intelligent und durchaus auch brüchig waren.
Präsentiert werden hier nämlich zunächst Männerfiguren, wie sie so wahrscheinlich nur die 80er Jahre im Kino hervorgebracht haben, mögen sie auch in der Nachfolge und Tradition früherer Stereotype des Western oder Kriegsfilms gestanden haben. Allen voran Schwarzenegger selbst, aber auch nahezu alle seine Gefolgsleute im Trupp – gespielt von Jesse Ventura, Bill Duke, Sonny Landham, Shane Black – und auch der von Carl Weathers gespielte Major Dillon, der für die CIA arbeitet, sehen aus wie Karikaturen der damals gängigen Action-Figuren von Big Jim bis zu den Masters of the Universe, dort allen voran He-Man, die nur so vor Muskeln strotzten – jenseits aller reellen Muskelmasse, die ein Körper sinnvoller Weise auf und in sich trägt. Schwarzenegger war ja in den 70er Jahren als Mister Universum überhaupt erst zu Ruhm und Ehren gelangt, bevor er dann in Hollywood reüssierte – und nicht unbedingt durch schauspielerische Raffinesse auffiel.
Er und Stallone, unterstützt von den eher der B-Riege Hollywoods zuzurechnenden Chuck Norris, Jean-Claude Van Damme oder auch Steven Seagal, hatten Hollywood einen extremen Körperkult verordnet, der nahezu protofaschistische Züge trug, wurden hier doch reihenwiese die Bilder und Aufnahmen bspw. einer Leni Riefenstahl und ihres zweiteiligen OLYMPIA-Films (1938) evoziert. Wie bereist weiter oben beschrieben, gingen damit meist auch die ideologisch entsprechend als reaktionär zu betrachtenden Weltbilder einher. Hollywood machte sich auf, dem moralisch gebeutelten Amerika neues Selbstbewusstsein einzuflößen und wurde zu einer Propagandamaschine des Kalten Krieges im Endstadium. Natürlich gab es auch andere Stimmen, andere Filme, doch be-stimmend waren Werke wie die oben genannten.
PREDATOR jedoch – und damit einem Film wie THE TERMINATOR nicht unähnlich – geht einen anderen, einen zumindest doppelbödigen Weg. Er präsentiert genau die Männerkörper, die das Publikum in einem Schwarzenegger-Film erwartete. Und McTiernan und sein Kameramann Donald M. McAlpine schwelgen dann auch in Bild-Momenten, in denen sie bspw. die Bizepse von Schwarzenegger und Weathers in einem spielerischen Armdrücken der beiden früheren Kampfgefährten zeigen. Da schwillt der Muskel, da spannt die Haut, da sind jede Ader, jede Vene überdeutlich zu sehen und der Schweiß rinnt über diese Berge aus Fleisch. Nur wundert sich der Zuschauer bald, wie lange die Kamera dieses Bild einfängt und hält. Schon hier deutet sich eine ironische Brechung an. Fortgesetzt wird sie durch die ebenfalls nur noch klischeehaft zu nennenden Sprüche all dieser Männer (abgesehen von „Dutch“ Schaefer – Schwarzeneggers Figur wird etwas abgemildert, weniger machohaft gezeichnet, obwohl er auf dem obligatorischen Phallussymbol, einer überdimensionierten Zigarre, herumkaut – was eine ganz eigene, unterschwellige, subtile Symbolik aufweist), die den damaligen Standards in vergleichbaren Produktionen entsprachen. Natürlich sehen sie sich alle als Supermänner, die in Vietnam gekämpft haben (der Topos ‚Vietnam‘ spielt also von Beginn an eine Rolle), nahezu unbesiegbar, eingehüllt in Maschinen-Körper, Rüstungen aus Fleisch, Muskeln und Sehnen, ausgestattet mit allen möglichen Waffen, die sie zu bedienen wissen, wie sie auch ihre Körper beherrschen und die somit immer auch eine sexuelle Konnotation erhalten – erst recht, nachdem sie eine weibliche Gefangene mit sich führen. Allerdings spielen Buch und Regie diesen Aspekt nicht wirklich aus.
Gebrochen wird dieses Machogehabe, gebrochen wird das Klischee dieser Figuren, die eben das typische Personal-Tableau damaliger B-Action-Filme bildeten[2], in dem Moment, wenn der Predator angreift und sie einen nach dem andern tötet. Vorbei ihre Selbstgewissheit, vergessen ihre Krieger-Mentalität, verloren ihre Leben. Sie werden – und da wird der Film ausgesprochen deutlich und explizit – geradezu hingemetzelt, abgeschlachtet. Verstümmelt, ausgeweidet, enthauptet, zerrissen – von diesem Jäger ist keine Gnade zu erwarten. Genau das ist dieser Gegner, dieses fremde Wesen aus einer anderen Welt, aus den weiten des Weltalls – ein Jäger. Ein Raubtier gar, um genau zu sein. Predatoren – so die fachlich richtige Zuschreibung – sind Fleischfresser, die ihre Beute jagen, töten und auffressen. Letzteres ist nicht die Präferenz des Wesens im Film. Dieses jagt – interstellar, der Film beginnt mit der Aufnahme eines Raumschiffes, welches eine Kapsel absondert, die der Erde entgegenstürzt -, um Trophäen zu sammeln. Schädel, vor allem. Der Predator im Film ist ein Ehrenmann (wenn es denn ein Mann ist), der einen fairen Kampf schätzt und es eigentlich nur mit gleichwertigen Gegnern aufnimmt. Unbewaffnete lässt er laufen. Das auch ist der Grund, weshalb Schwarzenegger am Ende halbwegs gut aus der Sache rauskommt: Er begreift, nachdem nahezu alle seine Kollegen getötet wurden, wie dieses Wesen funktioniert und wie er sich ihm stellen kann. Doch zuvor zeigt der Film gnadenlos, wie einer dieser Supermänner nach dem andern ein grausiges Ende findet. All ihre Sprüche, all ihre Kraft, all die Muskeln und ihre Selbstgewissheit können sie nicht vor diesem Gegner schützen.
So bringen die Drehbuchautoren das Vietnamkriegstrauma und den faschistoiden Körperkult der 80er Jahre in einem Cross-Over-Film aus Horror und Science-Fiction zusammen und nutzen das Genre des damals so populären (und bis in die 80er Jahre nie vorhandenen, originär diesem Jahrzehnt entspringenden) Action-Films, um jeden dieser Aspekte zumindest zu unterlaufen, wenn nicht zu dekonstruieren. Sicher, das Ende des Films gehorcht den Gesetzen des Genres und ist seinem Star geschuldet, der sich schließlich allein diesem fremden Gegner stellt und so als erster Überlebender des tatsächlich gelungenen Aliens ansichtig wird. Und er besiegt es schließlich sogar – wodurch sich seine sprichwörtlich gewordene Aussage „If it bleeds, we can kill it!“ bewahrheitet. Doch seinen Tod wählt der Predator schließlich selbst, indem er eine zumindest an eine Nuklearbombe gemahnende Waffe zündet, die in seinem Umkreis alles vernichtet, was da kreucht und fleucht. So steht es am Ende des Films wohl eher pari, als dass es Schaefer wirklich gelungen wäre, einen für seinen Darsteller typischen Leinwand-Sieg einzufahren. PREDATOR entlässt sein Publikum zwar mit dem Gefühl, knapp zwei Stunden lang gut, weil actionreich unterhalten worden zu sein, doch zugleich auch mit einem seltsamen Gefühl des Unwohlseins, wurden in diesen knapp zwei Stunden doch einige Gewissheiten des Actionkinos jener Jahre recht gnadenlos ausgehebelt. Und eben so müssen sich viele Veteranen des Vietnamkriegs gefühlt haben, als sie in die Heimat zurückkehrten in dem Bewusstsein, im Grunde nichts ausgerichtet zu haben und daheim auch noch als „Mörder!“ beschimpft zu werden – Alienation, Entfremdung, dürfte deren vorherrschendes Gefühl gewesen sein. Genau dieses Gefühl erschaffen McTiernan und sein Team.
Dazu trägt auch und vor allem bei, dass der Predator ein äußerst gelungenes Leinwand-Alien ist. Das Wesen ist nicht so fremd wie jenes, das H.R. Giger einst für Ridley Scotts originalen ALIEN-Film (1979) erschuf – doch wäre das auch etwas viel verlangt, zählt jene doch zu den ikonographischen Leinwandkreaturen der Filmgeschichte. Unter den Massen an Alien-Verschnitten und anderen Monstern, die die 80er Jahre auf der Leinwand erblickten, sticht der Predator allerdings hervor. Anders als die absolut fremde Lebensform, die Scott und sein Team erdachten, steht der Predator durchaus in einem gewissen Austausch mit seinen Gegnern, stimmlich imitiert er sie sogar. Er tötet nicht wahllos und auch nicht ziellos und seine Angriffe sind nicht der reinen Reproduktion geschuldet. Er tötet eben vor allem, um Trophäen zu sammeln. Es sind also von ihm als Krieger identifizierte Gegner, auf die er es abgesehen hat. Das veredelt zwar die vor Kraft und Waffen nur so strotzenden Männer um Schaefer, dass sie dennoch keine Chance haben und Schaefer selbst eher durch Zufall ein Mittel findet, wie er seinen Gegner sichtbar und damit überhaupt greifbar machen kann, entlarvt all ihr Machogehabe, die glänzenden Muskeln und klirrenden Gewehre und Pistolen, die sie mit sich führen, als reinen Tand. Nutzloses Zeug im Angesicht eines Gegners, der mit den Mitteln der Camouflage, des Sich-Versteckens, der Unsichtbarkeit und letztlich auch überlegenen Waffentechnologien arbeitet.
Ein Gegner, wie es in Vietnam – abzüglich der überlegenen Technologie – der Vietcong gewesen ist, der den Dschungel als Versteck, die Kenntnis dieser Umgebung zu seinem Vorteil nutzte, der aus dem Hinterhalt zuschlug und anschließend wie vom Erdboden verschwunden anmutete. Genau darin liegt eines, wenn nicht das eigentliche militärische Trauma einer ebenfalls vor Waffen und Manpower nur so strotzenden Militärmaschinerie, der es in zehn langen Jahren des offiziellen Krieges in dem kleinen Land in Südostasien nicht gelang, jemals wirklich die Oberhand zu erringen, den Gegner zu beherrschen oder auch nur in die Defensive zu drängen. Und je weniger dies gelang, desto mehr neigte sowohl die militärische als auch die politische Führung, neigten aber auch immer häufiger einfache Soldaten, kleine Einheiten, sogenannte Platoons, zur Eskalation. Flächenbombardements, der immer weiter entgrenzte Einsatz von Mitteln wie Agent Orange, einer Chemikalie, die den Dschungel entlaubte, oder dem berüchtigten Napalm, mit welchem der Dschungel in Brand gesetzt wurde, Massaker an einzelnen Gegnern oder ganzen Dorfbevölkerungen, immer häufiger an Zivilisten, die man zurecht oder unrecht für Vietcong-Kämpfer hielt – der Vietnamkrieg wurde von amerikanischer Seite mehr und mehr zu einem barbarischen Gemetzel, bei dem die zivilisierten Regeln der modernen Kriegsführung nach und nach aufgegeben wurden. Und der letztlich dennoch nicht gewonnen wurde.
PREDATOR setzt seine Protagonisten – die ja alle mehrfach in Vietnam gekämpft haben, wie uns die Dialoge immer wieder verraten – genau der Situation aus, einem solchen – unsichtbaren – Gegner gegenüberzustehen. Und wie die amerikanische Militärführung eskalieren auch die Männer um Schaefer. Sie feuern wie wild in den Dschungel hinein, ihre Waffen zerfetzen Bäume, Laub und alles, was darin lebt, das Alien jedoch vernichten sie nicht. Sie verletzen es, aber sie können es nicht wirklich treffen. Und so wird das Bild der noch lebenden Männer, die alles, was sie an Waffen bei sich tragen abfeuern zu einem Sinnbild für eben jene Überlegenheit der Amerikaner, die ihnen den 2. Weltkrieg und vielleicht auch noch den Krieg in Korea (?) gewonnen haben mag, die aber in einem Krieg wie dem in Südostasien nicht mehr tauglich war.
Natürlich lässt sich dieses außerirdische Wesen nicht eins zu eins mit dem Vietcong vergleichen, immerhin muss er so überlegen wirken, dass zumindest für Schwarzenegger noch ein klein wenig Heldenstatus übrigbleibt, als er es schließlich zumindest bezwungen, wenn schon nicht besiegt hat. Aber als Metapher funktioniert der Predator hervorragend. Was nicht zuletzt daran abzulesen war, dass nahezu jede Kritik seinerzeit genau auf diesen Umstand abhob. Message understood…
Dass McTiernan ganz nebenbei auch einen kritischen Kommentar auf eben jene Muskelprotz-Filme abgab, die damals die Kinoleinwände schwemmten, ging dabei eher unter. Dass Schwarzenegger durchaus in der Lage war, intelligente Rollen zu erkennen und zu übernehmen – das bewies er bereits mit dem T-800 in THE TERMINATOR, später in Filmen wie LAST ACTION HERO (1993), erneut unter der Regie McTiernans, und auch mit James Camerons TRUE LIES (1994). McTiernan seinerseits schuf mit seinem dann dritten Spielfilm– DIE HARD (1988) – nur ein Jahr später einen modernen Klassiker und verhalf damit Bruce Willis zu seiner Karriere als Weltstar.
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[1] Stellvertretend genannt seien hier Francis Ford Coppolas APOCALYPSE NOW (1976-79), Michael Ciminos THE DEER HUNTER (1978), Hal Ashbys COMING HOME (1977) und Ivan Passers CUTTER´S WAY (1981).
[2] PREDATOR war bei einem Budget von ca. 15 Mio. Dollar zwar kein reines B-Picture, gemessen an den damaligen Kosten für vergleichbare Produktionen galt er dennoch als eher billiger Film – und war enorm effizient, spielte er weltweit doch nahezu 100 Mio. Dollar ein.