Richtigstellung

Nein, wir lassen euch nicht davonkommen mit euren Falschbehauptungen und zersetzenden Verschwörungstheorien! Wir halten dagegen!

Wenn man, wie der Autor dieses Blogs, relativ viele Filme schaut, dann kann beim Lesen der tagesaktuellen Nachrichten manchmal der Eindruck entstehen, die falschen Leute hätten bei den falschen Filmen den falschen Eindruck gehabt, es handle sich um Dokumentationen. Da wird momentan bspw. gern davon geredet, in Europa würden „Mischvölker“ hergestellt, es finde gar eine „Umvolkung“ statt. Man liest das, erschrickt – wer täte das nicht, wenn er liest, daß er abgeschafft werden soll? – und fragt sich dann: Kann das stimmen? „Umvolkungen“, früher auch „ethnische Säuberungen“, ja, das hat es gegeben. Im Grunde haben das die Siedler in Nordamerika mit den Indianern veranstaltet, ganz sicher haben es etliche Heere und Armeen aller Kriege aller Zeiten getan – man denke an die Gräuel des dreißigjährigen Krieges, an die des Zweiten Weltkriegs oder, Beispiel jüngeren Datums, an die Vorgänge im ehemaligen Jugoslawien während der Bürgerkriege im zerfallenden Vielvölkerstaat. Findet eine solche Aktion also in ganz großem Maßstab statt? Geplant, organisiert und nun eiskalt durchgeführt? Man weiß es nicht, es bleibt Unbehagen.

Dann liest man weiter und erfährt, daß sogar bewusst „Mischvölker“ hergestellt würden. Man erschrickt erneut und denkt sich: Meine Güte, sie stellen ganze Völker her! Und dann erinnert man sich, wo man das zuletzt gesehen hat, diese Herstellung von Völkern: In den drei HERR DER RINGE-Filmen! Dort stellte der Zauberer Saruman seine Privatarmee zusammen, indem er sich buchstäblich eine Kriegerrasse „backte“. Tja. Man erschauert. Sowas machen die? Wirklich?

Man liest weiter und stößt darauf, daß die, die so große Angst vor der „Umvolkung“ und der Herstellung von „Mischvölkern“ haben, noch ganz andere unfassbare Dinge entdeckt haben! Das, was man gemeinhin als „Kondensstreifen“ bezeichnete, wenn Flugzeuge den Himmel entzweischnitten, das sind in Wirklichkeit sogenannte „Chemtrails“, Chemikaliencocktails, die dazu gedacht sind, unsere Gedanken nicht nur zu manipulieren, sondern gleich auch noch die Ingredienzien beinhalten, uns vergessen zu lassen, DASS wir überhaupt manipuliert werden. Das ist ja schrecklich! Man erzittert und erschauert, das Grauen greift um sich…bis man sich erinnert, so was schon mal gesehen zu haben…wo war das denn? Ach ja, in den MEN IN BLACK-Filmen! Da gab es das sogenannte „Blitzdings“, womit die, die zuviel von den Vorgängen um die Außerirdischen gesehen hatten, einmal geblitzt wurden, woraufhin sie alles vergaßen, was sie nicht hatten sehen sollen. Tolle Sache, das! Aber eben eine filmische Erfindung, auch wenn man das nur schwer wahrhaben will.

So geht das immer weiter. Man erfährt auf einschlägigen Seiten die dollsten Sachen: Die Juden, diese Schlawiner, sind doch für nahezu alles verantwortlich, was so schief geht in der Geschichte und den aufgeklärten Gesellschaften. Man erfährt, daß es da eine kleine Kamarilla von Internationalen gibt, die wirklich ALLES beherrschen und es immer auf irgendwelche armen Schweine abgesehen hat, die sich nirgends sicher fühlen können, selbst wenn sie alles aufgegeben haben und in den südamerikanischen Dschungel geflohen sind. Dann erinnert man sich an einen Film namens FLETCHER`S VISIONEN, in dem Mel Gibson so ziemlich jeder Verschwörungstheorie nachhängt, die generell seit 1388 im Umlauf ist, wobei man sich Mühe gab, die Sache nicht allzu antisemitisch aussehen zu lassen, obwohl wir mittlerweile wissen, daß der damalige Hauptdarsteller selbst keine Ängste hat, offen seine Meinung zu Juden, Schwarzen und allem anderen von ihm als solches ausgemachten Gesocks zu äußern. Vornehmlich alkoholisiert in Autokontrollen auf den Freeways von Los Angeles.

Egal – wichtig ist und bleibt in diesem Zusammenhang, daß offenbar nicht nur Mel Gibson das Zeug geglaubt hat, daß er eigentlich nur überzeugend dargestellt im Film glauben sollte. Nichts ist älter als die Zeitung von gestern, heißt es. Das gleiche sollte man von ausgelutschten Verschwörungstheorien denken, die längst auf dem Grabbeltisch der politischen Ideologien als Ladenhüter vergammeln. Aber sie erleben alle wieder fröhliche Urständ´, die PROTOKOLLE DER WEISEN VON ZION, der alte Glaube, die Juden in all ihren Freimaurerlogen und Illuminatenzirkeln seien nicht nur für das „internationale Finanzkapitalsystem“ verantwortlich, sondern auch gleich noch für dessen ärgsten Feind, den Bolschewismus sowjetischer Prägung, und sogar die Uraltannahme, das „auserwählte Volk“ habe den Heiland umgebracht, findet wieder Einzug in die heiligen Hallen angeblich dem „gesunden Menschenverstand“ verbundenen Denkens. Das sollte man nicht nur deshalb kritisieren, weil es eben genau das ist, als was es bezeichnet wird: Gnadenloser Unsinn, sondern auch, weil es ästhetisch einfach nicht originell ist. Wer meint, mit den (erfundenen) Neuigkeiten von vorvorgestern heutzutage punkten zu können, ist ein fauler Sack und soll sich was Neues einfallen lassen.

Das Leben imitiert die Kunst. Aber es wird schwierig, wenn man Fakten und Fiktion nicht mehr auseinander halten kann. Dann ist man lost in facts and fiction. Welcome! Wer wirklich all die oben genannten Dinge glaubt – und es sind derer noch viel, viel mehr – der wird sich nicht mehr überzeugen lassen, daß ein Film wie MEN IN BLACK schlicht eine Science-Fiction-Komödie ist, der wird immer glauben, es mit einem Livebericht aus der Hölle zu tun zu haben. Die Frage, die sich uns stellt, die wir uns unablässig die Mühe machen, immer noch Fakten und Fiktionen voneinander zu trennen, die Guten ins…und die Schlechten…naja, ist, ob wir noch die Zeit – von Lust und Laune gar nicht zu reden – haben, uns mit solchen Ansichten auseinander zu setzen?

Liest man sich durch die maßgeblichen Geschichtswerke der letzten 150 Jahre, so fällt, selbst dort, wo es um ganz anderes geht, immer eines auf: Europa, von Amerika in seiner heutigen Erscheinungsform ganz zu schweigen, war immer ein Kontinent, in dem Völker „durchmischt“ und, bedenkt man die Zeiten der Völkerwanderung, aber auch weit darüber hinaus die Entwicklungen, auch „ausgetauscht“ wurden. Geschichte ist nicht statisch, sie ist auch nicht lenkbar und – wesentlich beim Bedenken von Zukunftsszenarien – sie wiederholt sich eben nicht. Die Hoffnung, sich als Volk abschotten zu können, sich zurückzuziehen in seine Staatsgrenzen und homogen, geschlossen und friedlich die Unbilden der Zeitläufte abzuwarten, ist – gerade in einem Land mit einer Außengrenze zu immerhin neun Nachbarstaaten, schlichtweg eine trügerische.

Hinzu kommt, daß die, die nun die allergrößte Angst haben, ihr geliebtes Deutschland werde „durchrasst“ und „durchmischt“, zugleich wenig Interesse zeigen, eigene Schuld, zumal historische Schuld, einzugestehen. Daran, daß Europäer ganze Kontinente vergewaltigt, die Bevölkerung versklavt, vernichtet und genetisch „durchmischt“ haben, daran werden diese Ängstlichen ungern erinnert. Nein, nicht einmal Erinnerungen an jüngste eigene Schuld können diese Menschen ertragen. An eigene Schuld erinnert werden, empfinden sie als „Entmündigung“, es herrsche ein „Schuldkult“, solche Erinnerungskultur fördere die Geisteshaltung eines „total besiegten Volkes“.

Es gilt, dringend, sich der Geschichte zu vergewissern. Da gibt es genügend Geschichtslehrer, die meinen, sie könnten, von einer mehr oder weniger faktenbefreiten Vergangenheit schwadronierend, eine hermetisch-homogene, „völkische“ Zukunft heraufbeschwören. Es ist an denen, die gelernt haben in Grauzonen und Zwischenbereichen, die gelernt haben, differenziert zu denken, diesen Demagogen das Wasser abzugraben. Man muß nicht über jedes Stöckchen springen, das einem hingehalten wird. Aber wenn eine gewisse, sich siegesbesoffen gebende Gruppe meint, ihre falsch verstandene Freitagsabendunterhaltung zum Maßstab politischer, gesellschaftlicher und historischer Betrachtungen und des entsprechenden Denkens zu machen, hat man schon das Recht, einzuschreiten und die Dinge richtig zu stellen.

Tun wir das, stellen wir die Dinge richtig!

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