THE CABIN IN THE WOODS

Ein gelungenes postmodernes Spiel mit bekannten Versatzstücken des Slasher-Horrorfilms

Curt (Chris Hemsworth) und seine Freundin Jules (Anna Hutchison) wollen mit einigen Freunden in eine einsame, im Wald gelegene Hütte fahren. Angeboten wurde sie Curt von seinem Cousin.

Eingeladen sind Curts alter Freund Marty (Fran Kranz), ein Kiffer vor dem Herrn, Curts Football-Freund Holden (Jesse Williams) und die schüchterne Dana (Kristen Connolly), die Jules gern verkuppeln würde. Holden wurde von Curt als Anwärter auserkoren.

Die fünf fahren in einem Camper in die Berge und sind bald so weit in den dortigen Wäldern, daß selbst die Handys nicht mehr funktionieren. An einer Tankstelle legt Marty sich mit dem Besitzer an, der ihm bedrohlich vorkommt. Unterstützt wird dieses Gefühl durch allerlei seltsame Anmerkungen und Andeutungen, die der Kerl von sich gibt.

Nachmittags erreicht die Gruppe die Hütte und richtet sich ein. Einem gemütlichen Abend steht nichts mehr im Wege. Doch zuvor gehen alle gemeinsam am See schwimmen. Nur Marty scheut das Wasser und macht, bevor er den andern folgt, eine außergewöhnliche Erfahrung, als er eine Stimme hört, die ihn zu rufen scheint.

Während man sich einrichtet, wird das Grüppchen um Curt durch allerhand im und ums Haus angebrachte Kameras beobachtet. Es ist eine offizielle Einrichtung – eine Behörde oder zumindest eine staatliche Organisation – , deren hier gezeigte Abteilung von den Herren Hadley (Bradley Whitford) und Sitterson (Richard Jenkins) geleitet wird. Unter ihrer Führung wird auch immer wieder wird in die Geschehnisse eingegriffen. So werden bestimmte Nervengifte mit unterschiedlichen Wirkungen im Haus freigesetzt, zuvor schon konnte der Zuschauer beobachten, wie der Camper eine extrem enge Stelle inklusive eines Tunnels auf der einzigen Straße passiert, die in und aus dem Tal führt, und ein Vogel, der dem Wagen durch die Lüfte folgt, plötzlich auf Höhe des Tunnels an einer unsichtbaren Wand, einem Energie- oder Kraftfeld zerschellt.

Der Abend in der Hütte gestaltet sich erwartungsgemäß. Man kocht und frotzelt und spielt ‚Wahrheit oder Pflicht‘. Als eine Kellerluke plötzlich aufspringt – per Knopfdruck aus der Behörden-Zentrale ausgelöst – findet die Gruppe ihren Weg in den Keller. Der ist geschmückt mit allerhand Krempel und Kram. Gemälde und Bücher, Nippes, alte Möbel, Spielsachen – alles steht durcheinander. Jeder aus der Gruppe zeigt sich von einem anderen Gegenstand angezogen – sei es eine Art Zauberwürfel, eine Spieluhr, alte Filmrollen oder ein Tagebuch. Dana liest schließlich einige Zeilen aus dem Tagebuch vor.

Das löst in der Zentrale ebenso Jubel wie Stöhnen hervor. Um die Nervosität zu überspielen, die offenbar alle Beteiligten, Führungspersonal wie Untergebene, Forscher wie Wachpersonal mit zunehmender Dauer des Aufenthalts der Gruppe in der Hütte befallen hat, reißen die Herren Sitterson und Hadley nicht nur ununterbrochen anzügliche Witze, sondern sie haben auch ein veritables Wettbüro für alle Anwesenden eingerichtet. Die verfolgen die Geschehnisse in der Hütte und dem umliegenden Wald auf Monitoren – ähnlich den zahlreichen Mitarbeitern in Cape Canaveral einem Raketen- oder Shuttle-Start. Gewettet wurde auf eine Bedrohung, der die Gruppe in der Hütte anheimfallen wird. Durch das Tagebuch wurde eine „degenerierte Zombie Hinterwäldler-Familie“ aktiviert, die sich nun aus ihren Gräbern erhebt und den Weg gen Hütte einschlägt. Spätestens jetzt wird dem letzten klar, daß die fünf jungen Leute in der Hütte das Abenteuer nicht überleben sollen.

Zurück von ihrem Keller-Besuch tanzt Jules, die sich für Curt in Schale geworfen und noch kurz vor Abfahrt die Haare hat färben lassen, äußerst verführerisch und macht dabei sogar Marty an, mit dem sie freundschaftlich verbunden ist. Marty reagiert zwar durchaus erfreut, aber auch irritiert, entspricht dieses aufreizende Verhalten keineswegs Jules´ Charakter. Curt springt auf ihren Tanz natürlich sofort an und die beiden entschwinden gemeinsam in die Nacht.

Dana und Holden sind sich noch nicht wirklich nähergekommen, doch ihr gemeinsames Interesse an dem Tagebuch sorgt nun für eine Annäherung. Marty raucht derweil den zigsten Joint und wundert sich über einige Ungereimtheiten, die ihm auffallen. Und er wundert sich über die Stimme, die er nun schon mehrfach gehört hat und die außer ihm niemand wahrzunehmen scheint. Da er sich allerdings eine sehr typische Kiffer-Philosophie zurechtgelegt hat, schiebt er seine Wahrnehmungen jenen Dingen hinter den Dingen zu, die er überall vermutet. Er ist aus dem gleichen Grund auch anfällig für allerlei Verschwörungsglauben. Das lässt ihn allerdings auch die ganze Zeit vermuten, daß es in der Hütte so oder so nicht mit rechten Dingen zugeht.

Jules und Curt sind derweil zu dem übergegangen, was sie offensichtlich beide den ganzen Abend wollten. Während ihr Liebesakt am Seeufer immer intensiver wird, umzingelt sie langsam die hinterwäldlerische Zombie-Familie. Sie schnappen sich Jules, der mit einer rostigen Säge der Kopf abgetrennt wird. Curt kann sich losreißen, den Tod seiner Freundin aber nicht verhindern.

Auch vor der Hütte tauchen die Zombies auf. Es kommt zu einem Kampf zwischen Dana, Holden, Marty und den Angreifern. Dabei wird Marty von einem der Monster schwer verletzt und in den Wald davongeschleift.

Curt taucht gerade in dem Augenblick auf, in dem es Dana und Holden gelungen ist, den Angreifern zu entkommen. Sie fliehen mit dem Camper, werden aber am Tunnel gestoppt, da Sitterson im letzten Moment eine Sprengung auslösen kann, welche den Zugang verschüttet.

In der Zentrale wird man sehr unruhig, als sich die Ereignisse nicht wie geplant entwickeln. Nach Jules´ Tod wird ein Mechanismus betätigt, der ihr Blut in ein Labyrinth aus Kanälen leitet, das die Umrisse einer Figur nachzeichnet. Das gleiche geschieht nach Martys Verschwinden. Doch daß Curt sich seinen Häschern entwinden konnte und auch Dana und Holden sich erfolgreich zur Wehr setzen konnten, versetzt die Besetzung der Zentrale in helle Aufregung. Ein Abweichen von der vorgefassten Erzählung, scheint fürchterliche Folgen zu zeitigen.

Curt beschließt, mit seinem Geländemotorrad über den Abgrund zu springen, was allerdings damit endet, daß auch er in das unsichtbare Kraftfeld kracht und dann den tiefen Abgrund hinabstürzt, den er überspringen wollte. Dana und Holden versuchen entsetzt, den Camper zu wenden und zur Hütte zurückzukehren. Dort wird Holden Opfer eines Zombies, den er nicht hat herankommen sehen. Dana flieht erneut.

In der Zentrale breitet sich zunächst Erleichterung aus. Mit Curt und Holdens Tod ist das Ritual erfolgreich beendet. Danas Tod sei „optional“ klärt Hadley die Mitarbeiter auf: Wenn man zuvor die Brüste der Jungfrau gesehen habe, was der Fall war, da Dana und Holden sich früher am Abend doch auch körperlich noch nähergekommen waren, müsse diese nicht sterben.

Dana rennt durch den Wald und landet in den Armen von – Marty. Der hat den Angriff überlebt und dabei zufällig einen geheimen Eingang in einen Tunnel entdeckt. Dort hinein führt er Dana. Er hat hier den Zugang zu einem Aufzug gefunden, der eindeutig hochmodern ist und damit allem widerspricht, was die Umgebung bisher kennzeichnete.

Dana und Marty schließen den Aufzug kurz und rasen hinab in die Zentrale. Unterwegs werden sie etlicher Bedrohungen gewahr, die sie statt der „degenerierten Zombie-Familie“ hätten aktivieren können.

In der Zentrale bricht Panik aus, sobald man begreift, was vor sich geht. Sitterson und Hadley nehmen Kontakt zu ihren Vorgesetzten auf, die ihnen unweigerlich klar machen, daß nichts schief gehen dürfe, denn die anderen fünf Zentralen, die mit ähnlichen Aufgaben betreut sind, hätten allesamt versagt. Das Ritual müsse, um den Untergang der Menschheit zu verhindern, an sein Ende gebracht werden.

Spezialeinheiten schwärmen aus, um Dana und Marty zu stellen und zu töten. Mindestens Marty muß sterben, damit das Ritual als abgeschlossen gilt. Die beiden lassen, als sie keinen Ausweg mehr sehen, die Masse der Kreaturen los, die in dem unterirdischen Labor, der Zentrale, gefangen gehalten werden. So werden die Gänge von Monstern geflutet. Es kommt zu einem Massaker unter den Angestellten und Wachleuten der Einrichtung.

Marty und Dana gelingt es, sich immer tiefer in die Einrichtung vorzuarbeiten und dabei allen Angriffen durch die Ungeheuer zu entgehen. Schließlich gelangen sie in die offenbar unterste Ebene. An den Wänden des Raums, in dem sie sich nun befinden, hängen jene Figuren, gezeichnet durch Blut, die man zuvor schon in Detailaufnahmen gesehen hat, als sie mit dem Blut der Opfer geflutet wurden.

Hier treffen sie auf die Direktorin (Sigourney Weaver) der Einrichtung. Sie erklärt den beiden, was vor sich geht: Um die „alten Wesen“, Götter, die tief unter der Erde hausen, zu befrieden, muß einmal im Jahr ein Ritual durchgeführt werden. Das Blut fünf junger Menschen muß geopfert werden. Sollte es nicht gelingen, dieses Ritual bis zum Sonnenaufgang zu erfüllen, würden die Wesen erwachen und an die Erdoberfläche kommen, was das Ende der Menschheit bedeute.

Dana, die auf der Flucht durch die Zentrale eine Waffe an sich gebracht hat, soll Marty erschießen. Es sei ein Opfer für das Überleben der Menschheit. Dana kämpft mit sich, sie zielt auf Marty, der sich zu ihr umdreht und sie anblickt. Dann sieht er, wie sich ein Werwolf von hinten Dana nähert. Durch den Angriff kann sie nicht auf ihn schießen. Ein Zombiewesen tötet die Direktorin.

Zwar können Dana und Marty sich ein letztes Mal der Angreifer erwehren, wissen aber, daß ihnen nun ein einzigartiges Spektakel bevorsteht, da das Ritual nicht beendet werden konnte und die Halle bereits zu beben und zu bröckeln beginnt. Es tut sich eindeutig etwas. Marty holt einen letzten Joint aus seiner Tasche und bietet Dana an, mitzurauchen. Beide sind der Meinung, daß eine Menschheit in der Verfassung, in der sie sei, es sowieso nicht verdient habe, zu überleben. Das Spektakel aber wollen sie sich nicht entgehen lassen.

Unter gewaltigem Donnergrollen schießt eine riesige Hand aus der Erde hervor, erhebt sich in den Himmel und rast dann auf die Kamera hinab.

Man nehme eine Gruppe Teenager – Highschoolabsolventen, College-Studenten oder einfach nur ein paar Feriencamper oder eine Clique auf Wochenendtrip – und lasse sie in die Wälder, die Prärie oder eine andere unzugängliche Gegend fahren – Hauptsache, die Gruppe ist von der Zivilisation abgeschnitten. Dann füge man wahlweise einen Psychopathen, eine Familie Degenerierter oder ein Monster/eine Hexe, das oder die schon lang ihr Unwesen in der Gegend treibt, hinzu. Eine erkleckliche Anzahl von möglichst spitzen, scharfen oder zackigen Gegenständen, mit denen sich Haut und Knochen durchstoßen oder zersägen lassen runden das Ganze ab. Voilà – fertig ist ein herkömmlicher Slasher-Splatter-Terror-Horror-Spaß! Wohl bekomm´s.

Ach so, das ist mittlerweile zu abgenudelt, hat man alles schon millionenfach gesehen, lockt keinen mehr hinterm Ofen hervor? Hm…was wäre denn, wenn man die oben genannten Zutaten noch mit einer hübschen Verschwörungstheorie verbindet? Nicht nur einer hübschen, sondern auch einer großen, richtig, richtig großen Verschwörungsgeschichte. Sagen wir mal so: Die bereits beschriebene Teenager-Truppe macht alles, wie man es kennt, aber all das ist bereits lange zuvor geplant worden? Von einer Regierungsorganisation, die eben genau diese fünf (fünf sind immer gut, sorgt für Spannungen innerhalb der Gruppe, weil meist auf drei Kerle zwei Frauen kommen und man somit Paarprobleme oder Eifersüchteleien mit einbauen kann) Teenager als….sagen wir als Opfer braucht. Opfer? Ja, Opfer. Opfer für tief unter der Erde schlafende Götter, so ein bisschen wie jene Wesen, die H.P. Lovecraft in seinen Cthulhu-Geschichten beschreibt. Die Alten, von denen man raunt, daß sie einst die Welt beherrschten, nachdem sie aus den Tiefen des Alls auf diesen kleinen Planeten stießen.

Ach so, das klingt derart weit hergeholt und bescheuert, daß einem das kein Mensch abkauft? Stimmt. Und doch kann das funktionieren. Drew Goddard und Joss Whedon haben es bewiesen. Mit THE CABIN IN THE WOODS (2012) liefern sie exakt dieses Szenario ab und können nahezu auf ganzer Linie überzeugen. Während sich europäische Filmemacher in den Nuller und 10er-Jahren des 21. Jahrhunderts aufrafften, dem Genre wirklich neue Aspekte hinzuzufügen und die Grenzen dessen zu dehnen, was auf der Leinwand darstellbar ist, vollführten die beiden Drehbuchautoren und Regisseure – Goddard übernahm schließlich auch die Regie – ein kleines postmodernes Kunststück, indem sie das uramerikanische Sub-Genre des Slasher-Films in seiner weiter oben ausgeführten Variante noch einmal aufgriffen und ordentlich auf links drehten. Wie Wes Craven in den 90er Jahren, als es dem Altmeister des harten Horrorfilms gelang, mit der SCREAM-Trilogie (1996/1997/2000) zugleich eine Erweiterung und Erneuerung des, zugleich aber auch eine selbstreferenzielle Hommage an das besagte Sub-Genre zu schaffen, gelingt es den beiden hier, all die mittlerweile zu Klischees erstarrten Ingredienzien eines Slasher-Films erneut aufzugreifen, dann aber in einen Kontext zu stellen, der diese Klischees komplett unterläuft, mehr noch – er ist zugleich auf die Klischees angewiesen, weil es Klischees sind. Doppelter Twist, sozusagen.

Das gelingt schlicht durch die Tatsache, daß wir den ganzen Film hindurch parallel zu dem Wochenendtrip unserer Teenager- (eher College-)Truppe jene Herren in offizieller Funktion an einem geheimen Ort – einem offenbar bestens ausgestatteten Geheimlabor, einer Forschungseinrichtung, vielleicht auch einer militärischen Basis – dabei zuschauen, wie sie die Geschicke der Gruppe lenken. Schnell begreift der Zuschauer, daß das alles geplant ist, bis in die Details hinein. So erfährt man bspw. daß das Haarfärbemittel, mit dem die junge Jules ihre Mähne vor der Abfahrt blond getönt hat, derart imprägniert war, daß die junge Dame leicht betäubt deutlich in ihrer Wahrnehmung eingeschränkt ist – und somit immer mehr dem Klischee der doofen aber sexy Blondine entspricht. Die Protagonisten verändern nach und nach ihr verhalten, Anführer Curt entwickelt so zum Beispiel exakt die Macho-Verhaltensweisen, die man vom lokalen Football-Helden erwarten würde, die also ebenfalls genau ins Klischee passen, die aber laut Marty – einem Kiffer vor dem Herrn und das fünfte Rad am Wagen, da er derjenige der Gruppe ist, der weder eine Freundin hat, noch verkuppelt werden soll – völlig untypisch für seinen Kumpel seien.

Früh also erhält der Zuschauer Hinweise darauf, daß er es hier eben nicht mit dem herkömmlichen Teenager-Slasher-Movie zu tun hat, sondern lediglich mit dessen Gerüst. Wie weitreichend die dahinterstehende Verschwörung ist, wozu es führt, wenn die Vorgaben nicht erfüllt werden und die unfreiwilligen Probanden des Unternehmens sich zur Wehr setzen, das ganze Ausmaß dessen, was geschieht, wenn die Opfer nicht zur Schlachtbank geführt werden, sondern gerade noch vom Altar hüpfen – um es einmal etwas prosaisch zu sagen – das allerdings bewahren sich die Macher des Films bis zum ebenso irrsinnigen wie blutigen Finale auf. Und das hält ein paar dann doch wahrlich schauerliche Wahrheiten für alle Beteiligten bereit.

Auf dem Weg zu diesem Finale werden allerdings nahezu sämtliche Szenarien des Horrorfilms gestreift, die sich nur denken lassen. Denn in dem unterirdischen Labor – oder was auch immer es ist – werden genau diese Szenarien vom Werwolf bis zur Wassernixe, vom Alien bis zum Reptilienmensch, vom Zombie bis zur degenerierten Zombie-Familie (man beachte die Unterschiede, sie spielen eine Rolle) als Varianten genutzt, um die Auserkorenen vom Leben zum Tode zu befördern. Ausgesucht wird das jeweils für die Gruppe tödlich endende Szenario durch Zufall von den Erwählten selbst. In einem Kellerraum finden sie ein Sammelsurium von Nippes, Gerümpel, exotischem Schmuck, fremdartigen Spielereien, Spiegeln, Gemälden, Büchern usw. Und die Requisite, die zuerst durch einen der Teilnehmer erwählt wird, löst den jeweiligen Mechanismus aus. Und so kann THE CABIN IN THE WOODS vom Vampir und dem Werwolf, der Mumie und dem Zombie, seltsamen Wesen aus anderen Dimensionen mit Zauberwürfeln in der Hand oder Geisterscheinungen mit schlechten Absichten, von den Mythologien der klassischen Schauergeschichte bis zu den postmodernen Ausläufern und Verzweigungen des Genres in den 80er Jahren, die Bedrohungen des Horrorfilms zitieren und, teils genüsslich, ausschlachten. Wobei der Begriff „ausschlachten“ hier wörtlich zu verstehen ist.

Goddard und Whedon gelingt es mit vielen, vielen Details, ihre Liebe zum Genre zu verdeutlichen. Da ist die Hütte im Wald – an sich schon ein Zitat des Kultklassikers THE EVIL DEAD (1981) – und der Keller voller Memorabilia, magischer Gegenstände, alter Bücher und allem, was in Fantasy-Geschichten dafür sorgen kann, Tore zu anderen Dimensionen etc. aufzustoßen. Darüber hinaus wissen die beiden ihre Figuren halbwegs intelligent zu charakterisieren. Sie spielen einerseits mit den Klischees – der Football-Trottel, der Kiffer ohne Freundin, die blonde Sexgöttin, das naive, wahrscheinlich noch jungfräuliche Mädchen, der Intelligenzbolzen –, verstehen es aber ebenso, diese eben auch gegen den Strich zu bürsten und zu brechen. Und mit dem Kiffer Marty haben sie eine Figur geschaffen, der es gelingt, die Dinge zu durchschauen, da er offenbar sein eigenes Gras raucht, nicht das, das die Organisatoren ihm untergejubelt hatten und welches ihn wahrscheinlich viel eher schachmatt gesetzt hätte, geistig. So bleibt er, der ewig in den Dunstnebel seines Reefers Getauchte, der geistig wachste. Auch ein Twist. Und endlich einmal eine faire Rehabilitation des Kiffens.

Anders als in etlichen Slasher-Filmen, wird der Drogenkonsum hier nicht mit einem fürchterlichen Ende bestraft, sondern sorgt dafür, die Wirklichkeit hinter den Dingen zu erkennen. Und das Unausweichliche zu ertragen. Anders ist das beim Sex: Der Football-Trottel und die blonde Sexgöttin werden die ersten sein, die es erwischt, wie man das aus HALLOWEEN (1978), FRIDAY THE 13TH (1980) und vergleichbaren Produkten kennt. Doch auch hier wieder der Bruch mit dem Klischee, wenn einer der beiden Forschungsleiter erklärt, das sei doch immer so, die, die Sex hätten (implizit: Vor der Ehe), müssten als erste dran glauben. Das Leben, wie THE CABIN IN THE WOODS es behauptet, folgt also der Kunst, imitiert seine Narrative, wenn auch leicht zweckentfremdet. Auch dies ein – postmoderner – Twist zwischen der Fiktion und dem Leben, das in einer (weiteren) Fiktion behauptet wird und die Fiktionen, die wir, die wir den Film betrachten, aus anderen Fiktionen kennen, aufgreift und verarbeitet. Es kann sich natürlich auch einfach derart verhalten, daß jene Götter, die durch das Blutopfer dieser fünf nichtsahnenden jungen Menschen besänftigt werden sollen, einfach Horrorfilmfans sind und auf die entsprechenden Szenarien stehen. Immerhin wird der Tod der Jungfrau, so Projektleiter Hadley, „optional“ gehandhabt, je nachdem ob man zuvor ihre Brüste zu sehen bekommt. Göttlicher Sexismus, wenn man so will. Whedon und Goddard wissen schon, daß es im Genre auch einer gewissen Geschmacklosigkeit bedarf, will man punkten. So ist hier nichts, wie es erscheint. Und genau daraus bezieht THE CABIN IN THE WOODS seinen Witz – und eben auch einen Teil seines Schreckens. Denn bei allem Humor, den der Film vorzuweisen hat, ist und bleibt es ein intelligent gemachter, moderner Horrorfilm, dem eine gehörige Portion THE TRUMAN SHOW (1998) untergemischt wurde.

Bleibt als Kritik eigentlich nur eine eher technische: Der gesamte Film ist sehr, sehr dunkel gefilmt und kopiert. Kaum sind Details zu erkennen, das meiste wirklich Eklige spielt sich in absoluter Finsternis ab oder wird so präsentiert, daß wir eher die Folgen eines Angriffs sehen, als bspw. wirklich das Zerstören der Körper. Der Blutzoll ist hoch, jeder Gorehound kommt auf seine Kosten, die Splatter-Gemeinde dürfte ein wenig enttäuscht sein. Warum die Macher es so gehalten haben, darüber kann man nur spekulieren. Eine Möglichkeit mag die Verwertbarkeit des Films gewesen sein. Um ein annehmbares Prädikat für die Altersfreigabe zu bekommen, mag es vernünftig erschienen sein, dem Publikum die allerhärtesten Sequenzen nicht direkt zu präsentieren. Horrorfilme verdienen ihr Geld nach wie vor zumeist mit Teenagern.

Wie dem auch sei, THE CABIN IN THE WOODS ist einer der intelligenteren Horrorfilme der vergangenen Dekaden, er spielt nahezu meisterlich mit Klischees und Versatzstücken, er hat eine sehr gute und durchdachte Hintergrundstory und eine Menge überzeugender Spezialeffekte. Mögen davon etliche am Rechner entstanden sein, überzeugen können sie dennoch. Wie nahezu alles an diesem Film. Er hat vergleichsweise gute Darsteller (unter anderem Chris Hemsworth, der ein Jahr zuvor erstmals den Donnergott Thor in einem eigenen Marvel-Film darstellen durfte), er überzeugt in den Details, in der Gestaltung der Schauplätze, in den Settings und den Spezialeffekten. Ein rundherum gelungenes Vergnügen für Horrorfans allgemein, erst recht aber für Anhänger des klassischen Teenie-Slasher-Movies.

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