ALIENS – DIE RÜCKKEHR/ALIENS

James Camerons explosiver Nachfolger zu einem der ikonographischen Science-Fiction-Filme der 1970er Jahre

57 Jahre hat Ellen Ripley (Sigourney Weaver) im Kälteschlaf verbracht, nachdem sie von dem Raumschiff Nostromo fliehen konnte, auf welchem sie mit einer fremden, absolut tödlichen Lebensform konfrontiert wurde.

Nun muss sie sich, während sie auf einer die Erde umkreisenden Raumstation in Quarantäne lebt, vor einem Untersuchungsausschuss verantworten. Sie verliert ihr Offizierspatent, da sie die Nostromo seinerzeit eigenmächtig gesprengt hatte, ihr aber niemand die Geschichte von dem todbringenden Alien glaubt, welches die gesamte Besatzung tötete und welches sie unbedingt vernichten wollte.

Eher nebenbei erfährt Ripley, dass auf LV-426 seit nunmehr zwanzig Jahren eine Siedlerkolonie existiert. Es ist exakt jener Exo-Mond, auf dem die Besatzung der Nostromo einst gelandet war, weil sie ein Notrufsignal aufgenommen hatte und wo sie schließlich auf die Alien-Eier gestoßen war.

Als der Kontakt zu den Siedlern abbricht, wird Ripley nach anfänglichem Zögern von Seiten der Verantwortlichen beauftragt, einen Erkundungstrupp der Marines, den Androiden Bishop (Lance Henriksen) und den Abgesandten des die Kolonie betreibenden Konzerns Weyland-Yutani, Carter Burke (Paul Reiser), als Beraterin zu begleiten.

Die Mondstation erweist sich als menschenleer. Der Trupp findet allerdings Reagenzgläser, in denen sogenannte Facehugger, jene Stufe der Aliens, die die Alien-Embryos in die Wirte pumpt, eingelegt wurden.

Nach längerer Suche stoßen Ripley und die anderen auf das Mädchen Rebecca, die Newt (Carrie Henn) genannt wird. Ripley gelingt es nach anfänglichen Schwierigkeiten, das Vertrauen des Mädchens zu gewinnen und verspricht ihr, auf sie aufzupassen und sie zu beschützen.

Nach längerer Suche gelingt es dem Trupp, die Siedler, die alle mit Peilsendern ausgestattet waren, in der Nähe des Fusionsreaktors zu finden, der notwendig ist, um die Atmosphäre des Mondes atembar zu machen. Als sie den Reaktor erreichen, erkennt Ripley sofort, dass jede Hilfe für die Kolonisten zu spät kommt. Sie wurden allesamt als Wirte für heranwachsende Aliens in Kokons eingesponnen.

Vor den Augen der Marines bricht eines der Jungtiere aus der Brust eines der Siedler hervor. Die Soldaten töten das Neugeborene, lösen dadurch allerdings einen Angriff der bereits in den Schatten der Station hausenden Aliens aus. Es kommt zu heftigen Kämpfen, bei denen einige Marines ihr Leben lassen. Schließlich ist es Ripley, der es gelingt, die Verbliebenen zu retten.

Da der Chef der Mission, Lieutenant Gorman (William Hope) sich seiner Aufgabe als nicht gewachsen erweist, übernimmt Ripley nun das Kommando. Sie beschließt, die Überlebenden mit Hilfe eines Transportschiffs zurück zur Sulaco zu bringen, dem Schiff, mit welchem sie die Reise zu LV-426 angetreten hatten.

Zuvor will sie jedoch die gesamte Kolonie nuklear vernichten, um sicher zu gehen, dass kein Alien überlebt. Carter Burke will dies unter allen Umständen verhindern. Ripley ahnt, was seine eigentliche Aufgabe ist: Er soll den Alien-Organismus für den Konzern sicherstellen, da man daraus ein nahezu perfektes biologisches Waffensystem erschaffen und kommerziell verwerten könnte.

Allerdings hat es ein Alien in das Transportschiff geschafft und bringt dieses schließlich zum Absturz.

Die Gruppe zieht sich in eines der Gebäude der Kolonie zurück, wo sie sich verbarrikadieren kann und zunächst in Sicherheit wähnt. Doch schnell wird klar, dass es aufgrund der Beschädigungen in den Systemen der Kolonie in spätestens vier Stunden zu einer thermonuklearen Reaktion und darauffolgend zu einer Explosion kommen wird, die die Kolonie und damit sie alle zu vernichten droht.

Der Androide Bishop, der glaubt, das zweite Transportschiff der Sulaco ferngesteuert zu ihrer Rettung herbeiordern zu können, macht sich zur Funkanlage der Station auf, um von dort aus Kontakt zum Mutterschiff aufzunehmen.

Derweil konfrontiert Ripley Burke mit der Tatsache, dass er nicht nur vollkommen a-moralisch handelt, wenn er ernsthaft glaubt, das Alien als biologische Waffe kommerziell nutzen zu können, sondern macht ihn auch für den Tod der Siedler verantwortlich. Denn Ripley hat anhand der Aufzeichnungen und der Logbücher der Kolonie herausgefunden, dass der Konzern nicht nur wusste – oder zumindest ahnte – was es mit dem Alien auf sich hat, sondern Burke höchstpersönlich die Siedler aufgefordert hatte, das Wrack mit den Eiern zu untersuchen. Ripley stellt klar, dass sie ihre Erkenntnisse veröffentlichen werde, sobald sie zurück auf der Erde seien.

Ripley besucht Newt, die in einem abgelegenen Teil des Gebäudes etwas Ruhe finden soll. Die beiden schlafen ein. Als sie erwachen, müssen sie feststellen, dass sie eingesperrt wurden und sich zwei Facehugger mit ihnen im Raum befinden. Indem sie den Feueralarm auslöst, gelingt es Ripley, die anderen auf sich aufmerksam zu machen. Sie und Newt werden in letzter Sekunde gerettet, die Facehugger getötet.

Ripley wirft Burke vor, sie bewusst in Gefahr gebracht zu haben. Hätten die Facehugger sowohl in Ripley als auch in Newt die todbringenden Embryonen gepflanzt, wäre Burke damit nicht nur unliebsame Zeugen losgeworden, sondern hätte auch die auf der Erde herrschenden Quarantäne-Maßnahmen umgehen und die Aliens dorthin transportieren können.

Die Marines wollen kurzen Prozess mit Burke machen, der in ihren Augen eine Gefährdung der ganzen Mission darstellt. Doch fällt just in diesem Moment das Licht aus, da die Generatoren nach und nach den Betrieb einstellen. Burke kann entkommen, fällt allerdings bald den Aliens zum Opfer.

Die verbleibenden Marines, Newt und Ripley flüchten in die Belüftungsschächte der Kolonie, werden dort aber erneut von den Aliens angegriffen. Newt wird bei einem dieser Angriffe verschleppt. Schließlich erreichen lediglich Ripley und Corporal Hicks (Micheal Biehn) Bishop, dem es tatsächlich gelungen ist, das Rettungsschiff anzufordern. Ripley weigert sich jedoch, ohne Newt den Mond zu verlassen. Sie bewaffnet sich und dringt in den Atmosphärenumwandler vor, wo sie das Nest der Aliens vermutet.

Ripley findet Newt, dringt dabei allerdings wirklich bis in das Nest der Königin vor, die hier in ihrer Gebärhülle ununterbrochen weitere Alien-Eier absondert. Sie scheint Ripley als Gefahr zu erkennen, doch greift sie sie nicht an, da Ripley glaubhaft versichern kann, dass sie das Nest zerstören würde. Als sich unmittelbar neben ihr und Newt ein Ei öffnet, setzt Ripley dann doch ihre ganze Munition und auch den Flammenwerfer ein und vernichtet die Alien-Brut. Daraufhin verlässt die Königin ihre Hülle und folgt Ripley und Newt.

Die beiden schlagen sich zu Bishop und Hicks durch, die mittlerweile den Transporter bestiegen haben und abflugbereit sind. Im letzten Moment entkommen sie von dem Exo-Mond, kurz bevor der Reaktor explodiert.

Zurück auf der Sulaco glauben sich die Entkommenen sicher, doch dann wird Bishop während einer Unterhaltung mit Ripley, die ihm versichert, ihre Meinung zu Androiden wegen seines Verhaltens geändert zu haben, von der Alien-Königin durchbohrt, die sich tatsächlich an dem Transportschiff festklammern und so ins Mutterschiff eindringen konnte.

Ripley bemächtigt sich eines der in der Ladezone des Raumkreuzers herumstehenden Laderoboters, der wie ein Exo-Skelett funktioniert und lässt sich auf einen tödlichen Kampf mit der Alien-Königin ein, den sie schließlich dadurch gewinnen kann, dass sie die Schleuse öffnet und das Wesen ins All hinausgesogen wird.

Ripley, Newt, Hicks und nehmen ihre Plätze in den Kühlkammern ein, um zur Erde zurückzukehren.

 

Wie inszeniert man den Nachfolger eines Welterfolgs, dessen wesentliche Protagonisten – eine mutige Frau und ein Wesen, wie es zuvor niemals auf der Leinwand zu sehen gewesen ist – zu Ikonen des modernen Kinos geworden sind? Man könnte den Erschaffer dieses Werks bitten, das weiterzuführen, was er einst begann. Man könnte einen Auftragsregisseur bitten, das erfolgreiche Rezept aufzugreifen und weiterzuführen, dabei Gefahr laufend, das Gleiche noch einmal zu produzieren und sich lediglich zu wiederholen. Oder man könnte sich entscheiden, jemanden zu suchen, der eine ganz eigene Idee, eine echte Vision aufweist, wie er das Konzept weiterentwickeln könnte und der über das visuelle Vorstellungsvermögen verfügt, dieses Konzept dann auch kongenial umzusetzen.

Die Produzenten des originalen ALIEN-Films (1979), der seinerzeit unter der Regie von Ridley Scott entstanden war, entschieden sich für letztere Möglichkeit. Sie traten an den Regisseur James Cameron heran, der erst zwei Langfilme gedreht hatte: PIRANHA PART TWO: THE SPAWNING (1981) und THE TERMINATOR (1984). Der Science-Fiction-Film um einen zeitreisenden Cyborg, der den Auftrag hat, jenen Mann zu töten, der einst der Herrschaft der Maschinen über die Welt Paroli bieten würde, war eine Billigproduktion, welche enormen Erfolg an der Kinokasse hatte und Hauptdarsteller Arnold Schwarzenegger zum Superstar der 80er Jahre machen sollte. Zudem hatte Regisseur Cameron – der in bester Auteur-Tradition auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete – bewiesen, dass er intelligente und komplexe Stoffe in reines Bewegungskino, sprich Actionfilme, übersetzen konnte. THE TERMINATOR wurde nicht nur ein Kultfilm (und ist es bis heute geblieben), sondern auch einer der einflussreichsten Action- und Science-Fiction-Filme der 80er Jahre. Nun also wurde sein Regisseur gefragt, ob er bereit wäre, die Fortsetzung zu Ridley Scotts nicht minder einflussreichen Science-Fiction-Noir-Thriller zu realisieren.

 

Rückblick: Ridley Scotts ALIEN (1979)

Scotts Film lebte von der unheimlichen Stille und der kompletten Fremdartigkeit des bedrohlichen Wesens, das in das Raumschiff eindringt, in welchem sich eine zivile Besatzung befindet, die Mann für Mann, Frau für Frau dezimiert wird, bis lediglich als letzte Überlebende Ellen Ripley übrigbleibt, der es schließlich gelingt, das Alien, den fremden Organismus, ins All zu schießen, bevor sie sich in eine Kältekammer schlafen legt, um nachhause zu fliegen.

Scott hatte eine überaus abweisende, düstere und kalte Szenerie geschaffen, in der das Individuum wenig zählt. Die Besatzung des kommerziellen Raumfrachters Nostromo setzt sich aus Ingenieuren und Technikern zusammen, keinesfalls aus Soldaten oder Weltraumhelden, wie man sie seit der Sternensause kannte, die George Lucas mit STAR WARS (1977) geboten hatte. Allein dies war schon eine deutliche Neuerung in der Gattung der Science-Fiction. Scott holte ein Publikum ab, das nach den ernsthaften, oft dystopischen Science-Fiction-Filmen der frühen 70er Jahre und nach Stanley Kubricks visionärem Meisterwerk 2001: A SPACE ODYSSEY (1968) von den Entwicklungen des Genres eher enttäuscht waren. ALIEN war der Science-Fiction-Film für Erwachsene, die genug hatten von lauten Explosionen im All und schwer atmenden dunklen Gestalten im Comic-Look. Wer Darth Vader bedrohlich fand, der würde in Anbetracht des Wesens, das der Schweizer Künstler H.R. Giger für Scott erschuf, wahrscheinlich in Ohnmacht fallen.

Wirklich funktionieren konnte das allerdings nur, weil es mit der bereits erwähnten Ellen Ripley, gespielt von Sigourney Weaver, eine Figur gab, die in den späten 70er Jahren des 20. Jahrhunderts auf Kinoleinwänden ähnlich fremdartig war, wie das Alien: Eine selbstbewusste Frau, die den Kampf aufnimmt und überlebt. Ein Unikum in der Filmgeschichte, denn bisher hatten Frauen eher die Aufgabe gehabt, sich schreiend und bibbernd von männlichen Helden retten zu lassen. Ripley hingegen ist eine Frau, die – auch der Darstellerin geschuldet, der eine eher herbe Schönheit, eine dezente, zurückhaltende Sexyness zu eigen ist – etwas spröde wirkt, die nicht leicht zu beeindrucken ist und die ihren männlichen Kollegen gleichberechtigt Contra gibt, sobald die ihr mit sexistischen Witzen und dummen Sprüchen kommen. Und die im gesamten Film nie auch nur annähernd in eine erotische Interaktion mit einem ihrer männlichen Kollegen geht. Im Gegenteil: Die Sexualität in ALIEN ist aufgrund des phallusartigen Kopfes des Wesens und des zweiten Mauls, das erigiert aus dem ersten hervorschießen kann, durch und durch bedrohlich konnotiert. Ohne dass es im erklärten Sinne der Drehbuchautoren oder des Regisseurs gelegen haben mag, erschufen die Macher von ALIEN also eine feministische Ikone, die einen Weg für völlig neue Frauenrollen im Mainstreamkino wies. Oder, wie ein Produzent des ausführenden Studios 20th Century Fox es später einmal ausdrücken sollte: Ripley ist die einzige weibliche Kämpferin der Filmmythologie.

Was bei all dem Staunen über das fremde Wesen und seine Metamorphosen im Laufe des Films, über die ungewöhnliche Frauenrolle, über die – ebenfalls von Giger entworfenen – Sets der Raumschiffe, deren Interieurs und die teils extremen Spezialeffekte – vor allem jener Moment, in welchem eine frühe Form des Aliens aus der Brust von John Hurt hervorbricht, womit der Horror beginnt – schnell vergessen wird, ist das eher konventionelle Prinzip, nach welchem der Film im Grunde funktioniert. Das Drehbuch nutzt, sobald das fremde Wesen erst einmal im Raumschiff ist, sich eingenistet und mit der Jagd auf die Crew-Mitglieder begonnen hat, das Prinzip des Abzählreims, welches die seit dem Midnite-Kultfilm THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE (1974) und John Carpenters Megaerfolg HALLOWEEN (1978) so beliebten Slasher-Filme eingeführt hatten. Eine Gruppe – dort zumeist Teenager, hier die zivile Crew eines Raumschiffs – wird von einem Serienkiller – oder eben einem fremdartigen außerirdischen Wesen – gejagt, die Mitglieder werden einer nach dem anderen getötet und am Ende bleibt die sogenannte Scream Queen, das Final Girl übrig, um sich in letzter Sekunde irgendwie zu retten. Nur dass Ellen Ripley eben kein Final Girl im klassischen Sinne ist.

In ALIEN ist es halt ein außerirdischer, komplett fremdartiger Serienkiller, den weder die Protagonisten im Film noch der Zuschauer je begreifen und der auch nie näher erklärt wird, was einen Großteil des Schreckens ausmacht. Ästhetisch bediente Scott sich des Prinzips des ‚Film Noir‘, bot ein Licht-Schatten-Spiel, ließ die Crew durch teils grell helle Räume stolpern, teils durch verschattete, extrem dunkle Gänge und Luftschacht-Labyrinthe kriechen. Das Alien sah man im gesamten Film maximal fünf Minuten und auch dann nur in Ausschnitten im Halbschatten; der Film lebt auch in seinen heftigeren Momenten eher von Andeutungen, denn von explizit sichtbarer Gewalt (sieht man einmal von der oben erwähnten Szene mit dem Chestbreaker ab, welche deutliche Anleihen bei den damals aufkommenden Splatter-Filmen nimmt; Scott erklärte in einem Interview gar, direkt von Tobe Hoopers TEXAS CHAINSAW MASSACRE beeinflusst gewesen zu sein). Letztlich ist ALIEN auch kein Action-Film. Es ist ein Science-Fiction-Horror-Crossover, das eher auf schleichendes Grauen, auf Spannung und wenige plötzliche Schocks setzt, nicht so sehr auf Tempo, Kampf, Krach oder gar die bei George Lucas so beliebten Explosionen. Dass Sigourney Weaver heute auch als erste Action-Heldin des modernen Mainstream-Kinos betrachtet wird, ist also nicht zwingend ALIEN geschuldet, sondern viel mehr dem von Cameron gestalteten Nachfolger.

 

ALIENS: Ein würdiger Nachfolger und Antipode

ALIENS (1986), wie die Fortsetzung schließlich heißen sollte, musste sich vom Vorgänger also maximal absetzen. Das war dem Regisseur, der zunächst ein ca. 50seitiges Treatment schrieb, vollkommen klar. Wo Scott auf schleichenden Schrecken gesetzt hatte, wo die Crew in ALIEN sich mit einem einzigen tödlichen Gegner auseinandersetzen musste, da wird es für das Team in ALIENS noch viel tödlicher, denn es werden Dutzende der todbringenden Organismen sein, mit denen sie sich rumschlagen müssen. Es wird eine Menge Munition verballert werden, es wird laut und rasant werden – alles in extremer Abgrenzung zum Vorgänger. Cameron wusste, was von ihm erwartet wurde, und wer sich den Regisseur von THE TERMINATOR an Bord holte, wusste auch, was er bekommt.

Es gab einige wenige, aber entscheidende Vorgaben: Ripley musste wieder eine, wenn nicht die Hauptrolle spielen und es sollten Soldaten vorkommen. Letzteres mag dem Erfolg von Filmen wie jenen um den Vietnam-Veteran John Rambo geschuldet gewesen sein, den Sylvester Stallone seit dem Erfolg FIRST BLOOD (1982) zu einer rächenden Kampfmaschine weiterentwickelt hatte. Das Actionkino der 80er Jahre hatte sich gerade durch Stallone, aber auch durch den ehemaligen Mister Universe Arnold Schwarzenegger und deren Epigonen wie Jean-Claude van Damme oder Chuck Norris, zu einem Kino des extremen Körperfetischismus entwickelt, in dem muskelstrotzende, scheinbar stählerne Männerkörper ausgestellt und verehrt wurden. Der Soldat als höchst vervollkommnete Form dieses Kults des austrainierten (Männer-)Körpers war das Ideal dieses Kinos.

So ersann Cameron also ein Expeditions- und Rettungskommando für sein Script, zu welchem auch Ripley gehören sollte. Die Figur der Ellen Ripley wollte Cameron vertiefen, wozu er ihr eine Tochter andichtete, die zur Zeit der Handlung des Films allerdings bereits tot ist, da ihre Mutter 57 Jahre im Kälteschlaf durch das All driftete, bevor die Kapsel, in der sie einst von der Nostromo geflohen war, gefunden wird. Dass Ripley nach anfänglicher Skepsis gegenüber der Expedition zu eben jenem Exo-Mond LV-426, auf dem einst ihre Kollegen gelandet waren und sich das Alien quasi „eingefangen“ hatten, dann doch zustimmt und den Trupp begleitet, ist vor allem ihren Albträumen geschuldet. Sie will unbedingt sicherstellen, dass das Alien vernichtet wird.

In der finalen Drehbuchfassung tritt dann mit Carter Burke auch ein Vertreter jenes Konzerns auf – und begleitet seinerseits das Expeditions-Korps – , der schon Eigner der Nostromo gewesen ist und sich von dem Alien großen kommerziellen Erfolg verspricht; bspw. wenn man das fremdartige Wesen zu einem biologischen Waffensystem entwickeln würde. Damit wird in ALIENS ein Aspekt stärker hervorgehoben, der im ersten Teil nur eine untergeordnete Rolle spielte, in den Nachfolgern hingegen immer stärker hervortreten sollte: Ein antikapitalistischer Unterton. Denn der Weyland-Yutani-Konzern wird als gesichtsloses, anonymes Wirtschaftskonglomerat eingeführt, dessen Vertreter – wie eben Carter Burke – gewissenlose Technokraten eines ewigen Wachstums um jeden Preis sind. Der Konzern ist bereit, alles für Gewinn und Profitmaximierung zu tun. Er geht dafür selbstredend auch über Leichen. Diese Sichtweise aus der Mitte der 80er Jahre (und im Falle von Teil eins vom Ende der 70er Jahre, als Mrs. Thatcher sich aufmachte, die britische Gesellschaft von Grund auf umzukrempeln), wirft schon ein bezeichnendes Schlaglicht auf diese ursprünglich britische Produktion.

Dass dann mit den Marine-Soldaten eine letztlich staatliche Institution eingesetzt wird, um hier einen Organismus zu stellen, der zunächst einmal eine Kolonie bedroht, die einst von dem Konzern gegründet wurde, dass also privatwirtschaftliche Interessen durch staatlichen Eingriff geschützt werden, deutet auf jenen berühmt-berüchtigten militärisch-industriellen Komplex hin, von dem einst schon Dwight D. Eisenhower sprach. Und erinnert an die protektionistische Politik der Amerikaner zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter Präsidenten wie William McKinley oder Theodore Roosevelt, die wenig Skrupel hatten, die Interessen amerikanischer Konzerne wie der United Fruit Company mit dem Einsatz des Militärs zu verteidigen. Camerons Drehbuch lässt keinen Zweifel daran aufkommen, für wie gefährlich er solche Verbindungen hält. Typisch für diesen Regisseur, der – unabhängig von vielleicht privaten Präferenzen – in seinen Filmen oftmals eher liberale, wenn nicht gar linke Prinzipien und Thesen vertreten hat und damit auch den Beweis erbrachte, dass das Actionkino nicht zwingend reaktionär sein muss, wie ihm oftmals unterstellt wurde.

 

ALIENS als Allegorie auf den Vietnam-Krieg

Im Umgang mit den Soldaten in seinem Film setzt sich die kritisch-skeptische Haltung des Regisseurs dann fort. Fast könnte man bei erneutem Betrachten des Films der Meinung sein, dass Cameron sich über seine damaligen Kollegen – Stallone, Joseph Zito oder Ted Kotcheff, um nur einige zu nennen, die für das extreme Körperkino der 80er verantwortlich zeichneten – lustig macht. Als die Crew – die herausfinden soll, was auf der Mond-Station vorgefallen ist, nachdem der Kontakt zur Erde abgebrochen war – aus dem Kälteschlaf erwacht, machen die Soldaten zunächst einmal Übungen. Sie stretchen, strecken und dehnen sich und dabei fängt die Kamera ihre Körper in etwa so ein, wie bspw. die Kamera von Jack Cardiff es in RAMBO: FIRST BLOOD PART II (1985) – an dessen Drehbuch Cameron interessanterweise ebenfalls beteiligt war – mit Stallones beeindruckenden Muskelpaketen tat, als der Held sich für den Kampf rüstet. Doch ist das vermeintliche Heldentum hier nicht den Kerlen vorbehalten. Im Gegenteil: Es ist eine gemischtgeschlechtliche Truppe, die sich anschickt, es mit dem tödlichsten Organismus des Universums aufzunehmen. So kann Private Jenette Vasquez ihren männlichen Kameraden allemal das Wasser reichen, gleich ob es die Beherrschung ihres Körpers oder die ihrer Waffen betrifft.

Nur werden im Laufe des Films so oder so nicht die Soldaten zu Helden, im Gegenteil. Denn der Witz und die Würze des Films bestehen natürlich darin, dass wir – ähnlich wie Ellen Ripley – einen Wissensvorsprung besitzen. Wir schauen diesen Kriegern zu, wie sie sich fast autoerotisch mit den eigenen Körpern und eindeutig erotisch mit ihren Waffen beschäftigen, die ihnen offensichtlich Fetische sind. Wir wissen aber auch, dass diese Körper und diese Waffen gegen das, was die Kämpfer erwartet, kaum etwas werden ausrichten können. Denn wir kennen den ersten Teil der Serie und wir wissen, wie grausam dieses Wesen ist. Oder – vielleicht – ist es gar nicht grausam? Vielleicht ist es einfach maximal fremd, sieht in anderen lebenden Organismen gar keine Feinde, sondern schlicht Futter, lebenserhaltende Nahrung? Das sei einmal dahingestellt. Sicher ist: Wer diesem/diesen Wesen begegnet, ist gemeinhin des Todes. Ripley hatte Glück und konnte sich mit Geschick dem Zugriff des Ungeheuers entziehen. Wir ahnen also, dass es trotz all der Waffen und all dieser maximal durchtrainierten Körper kaum gelingen dürfte, die Wesen aufzuhalten oder gar zu besiegen.

Und so kommt es, wie es kommen musste: Erneut ist es das Prinzip des Abzählreims, nach dem die Soldaten dezimiert werden. Dabei fällt auf, dass es zunächst die Männer sind, die den Aliens, die hier – ebenfalls ein großer Unterschied zu Teil eins – zuhauf auftreten, zum Opfer fallen. Die zeitgenössische Kritik stellte fest, dass Cameron eher seinen Frauenfiguren traut als den Männern. Das ist für sein Kino typisch, gleich ob in den TERMINATOR-Filmen oder auch in einem Werk wie THE ABYSS (1989) – Cameron lässt gern und häufig starke Frauen auftreten, die den männlichen Protagonisten intellektuell und oft auch körperlich überlegen sind. Das trifft zweifelsohne auch und vor allem auf Ellen Ripley zu.

So oder so zeigt Cameron ein tiefes Misstrauen gegenüber der Institution des Militärs. Und diese Institution ist bei aller scheinbaren Geschlechteroffenheit nach wie vor eine primär männlich geprägte. Die zeitgenössische Kritik glaubte zudem feststellen zu können, dass ALIENS, wie viele Filmen der Dekade (abgesehen von jenen Werken, wie bspw. RAMBO II oder MISSING IN ACTION/1984, die sich direkt damit beschäftigten), eine Anspielung auf den Vietnam-Krieg sei. Der Vietnamkrieg, der ca. zehn Jahre vor den Dreharbeiten zu ALIENS beendet worden war, hatte bewiesen, dass es einer willensstarken, militärisch-qualitativ vielleicht unterlegenen, quantitativ jedoch überlegenen Streitmacht, die ihre Umgebung zu nutzen wusste durchaus gelingen konnte, eine überlegene Militärmaschinerie zu besiegen. John McTiernan bot ein Jahr nach Camerons Film mit PREDATOR (1987) eine fast schon überdeutliche Allegorie auf genau diese Tatsache. ALIENS scheint die zugrunde liegende Frage eher allgemein zu betrachten. Dass Mitte der 80er Jahre die Erinnerung an die Schmach von Vietnam noch aufkommen konnte, ist jedoch naheliegend. So massiv bewaffnet dieser Trupp von Kriegern auch sein mag, den Aliens, deren schierer Übermacht, sind sie nicht gewachsen. Die Gegner wissen ihr Umfeld besser zu nutzen, verstehen es, sich nahezu perfekt zu tarnen und greifen immer wieder aus dem Hinterhalt an.

 

Sieg des weiblichen Prinzips: Mutterschaft in ALIENS

Die Kritik nahm auch wahr, dass Cameron das Soldatische zunächst zu feiern scheint, doch mit dem Abstand der Jahre hat man – es wurde weiter oben bereits erwähnt – eher den Eindruck, es mit einer Persiflage auf das soldatische Ethos, den militärischen Eifer, zu tun zu haben. Umso beachtlicher, wie der Film schließlich zu (Auf-)Lösungen kommt. Denn darin kommt das weibliche Prinzip zum Tragen – und es wird der Kern, oder, um im Bilde zu bleiben, die Saat dessen gelegt, was in den Folgeteilen noch eine wesentliche Rolle spielen sollte: Ripley wird hier eindeutig als Mutter gezeichnet. In der Kolonie findet das Kommando fast nur noch Tote, eingesponnen in seltsame Kokons, von denen wir ahnen, wozu sie dienen – Wirte für die wachsenden Alien-Formen. Lediglich ein kleines Mädchen namens Rebecca, die von Ripley bald „Newt“ (zu Deutsch: Molch, was auf Rebeccas Versteck hindeuten mag) gerufen wird, hat trotz aller Bedrohung überlebt. Ripley nimmt sie an Kindes statt an und verteidigt sie wie die sprichwörtliche Löwin, die ihre Kleinen verteidigt.

Das läuft schließlich auf einen Zweikampf Ripleys mit dem Muttertier der Aliens hinaus. Innerhalb der menschlichen Mond-Kolonie hat sich ganz offensichtlich eine Alien-Kolonie eingenistet, die von einer, ununterbrochen Eier legenden Königin stetig vergrößert wird. Cameron inszeniert diesen Zweikampf zwischen Mensch und Alien als den gleichberechtigten Kampf zweier „Muttertiere“, die sich jeweils um ihre „Brut“ sorgen und diese verteidigen wollen. So bemächtigt sich Ripley für das Finale, den großen Showdown, eines Laderoboters, der wie ein Exoskelett ihren Körper umfasst und zumindest rudimentär schützt. Mit den Greifarmen des Roboters kann Ripley sich gegen die sie angreifende Alien-Königin wehren und diese ihrerseits packen. Wie in Teil eins gelingt es Ripley auch diesmal, das Alien durch die Druckschleuse ins All hinausschleudern. Neben Ripley und Newt überlebt schließlich nur ein einziger Marine – und der Android Bishop, wenn auch äußerst lädiert. Die Kritik wollte darin den Triumph von Minderheiten sehen, worüber man streiten kann. Definitiv lässt Cameron Intelligenz, Einfallsreichtum, Mut und Wille über Waffenkraft und militärische Präzision obsiegen.

Das Alien, das im ersten Teil der Reihe so schockartig aus John Hurt hervorbrach und damit auch dadurch traumatisierte, dass hier ein Mann offenbar – wenn auch auf ungewöhnliche Art und Weise – eine fremdartige Lebensform „gebar“, hatte immer eine sexuelle Konnotation, es wurde bereits weiter oben erwähnt. Cameron vertieft den Aspekt, indem er Ripley, wenn auch nur in einer angenommenen, stellvertretenden Mutterschaft gegen eine Königin antreten lässt, die ihre Kinder, ihre Brut, verteidigt. Auch ihren Lebensraum übrigens, denn anders als der Mensch, scheint diese seltsame Art im All überleben zu können. Wenn die beiden also aufeinandertreffen, dann kämpfen sie letztlich als Gleichwertige. Im Nachfolger ALIEN3 (1992) sollte dieser Aspekt vertieft und auch noch einmal in eine andere Dimension gehoben werden, wenn schließlich Ripley selbst zur Gebärenden wird – im Tod Gebärenden, denn um eine weitere Vermehrung der Aliens zu verhindern, wird sie sich am Ende des dritten Teils selbst opfern. Nun verwächst die Hauptfigur also mit dem Alien und es wird schwieriger, Mensch und Wesen zu differenzieren. Zugleich sollten sowohl Teil 3 als auch dessen Nachfolger ALIEN: RESURRECTION (1997) den Fixpunkt ihrer Betrachtungen vom Alien weg hin zum Menschen verlagern: Ist das Alien ein Teil von uns, aus uns, unserer Fantasie geboren? Ein Gedanke, der Cameron so nicht gekommen wäre. Das Grauen seines Films ist im Äußerlichen des Bekannten angelegt. Wobei das Bekannte plötzlich zum Hort der Bedrohung wird. So ist die Idee, Ripley als „Muttertier“ zu inszenieren letztlich aufgesetzt und dem Film selbst nicht wirklich inhärent.

 

Action, Drama, Stille – ALIENS als Konglomerat zwischen Mainstream und dramatischem Kino

Filmisch ist das alles als zeitgemäße Action inszeniert, wobei man dem Technik-Aficionado Cameron attestieren muss, dass er, wie so häufig in seiner Karriere, seiner Zeit deutlich voraus war. So nutzt er die äußerst bewegliche Handkamera exzessiv, versetzt die Zuschauer*innen immer wieder in die Position des subjektiven Betrachters, wodurch die Bedrohung durch die überall lauernden Aliens umso stärker betont wird. Zugleich wird das aufkommende Zeitalter der Videospiele, die diese Effekten exzessiv nutzen sollten, antizipiert. Das Publikum wird aber auch durch die ausgesprochen fordernde Tonspur in Beschlag genommen. So verpasst James Horner dem Ganzen einen treibenden Soundtrack, der zudem mit stetem Herzschlag unterlegt wird, was die Zuschauer*innen permanent in Aufregung und Spannung versetzt. Zudem ist der Film laut. Ununterbrochen hören wir es zischen, es gibt Explosionen und immer wieder hören wir auch den Sturm, der über die Mondoberfläche tobt.

Umso erschreckender ist die plötzliche Stille, wenn Ripley gemeinsam mit Newt schließlich in die Kammer der Königin eindringt und ihr – und uns – mit einem Rundschwenk der Kamera verdeutlicht wird, wie riesig dieses Wesen ist. Nach all dem Radau auf der Tonspur des Films, hören wir nun plötzlich nur noch das Plätschern des Wassers und die schmatzenden Geräusche, die entstehen, wenn die Königin das nächste Ei absondert. Schock durch Stille – das ist in diesem Maße vielleicht außer Cameron nur Stanley Kubrick in dem ein Jahr später veröffentlichten Vietnamkriegs-Film FULL METAL JACKET (1987) gelungen, als er nach einer halben Stunde reinen Gebrülls das Publikum damit überrascht, dass zwei Rekruten im Ausbildungs-Camp der Marines plötzlich sehr leise – das bedeutet in diesem Kontext: normal – miteinander reden.

ALIENS ist ein spannender, rasanter und überaus geschickt konstruierter Actionfilm, der in vielerlei Hinsicht typisch für das Kino der 80er Jahre ist. Regisseur James Cameron konnte damit beweisen, dass THE TERMINATOR keine Eintagsfliege war, sondern dass mit ihm zu rechnen sei. Er konnte der Saga um Ellen Ripley und ihrem Kampf gegen eine seltsame, fremde und offensichtlich bösartige Lebensform aus den Weiten des Alls einen würdigen zweiten Teil hinzufügen, indem er großen Abstand zum Original suchte und dem Stoff Möglichkeiten abgewann, die das Original bereits aufgezeigt, aber noch nicht ausgereizt hatte. Es gelang ihm, dem Material Tiefe zu verleihen, obwohl sein Film ein extrem körperbetonter Handlungsfilm ist, es gelang ihm, die Figur der Ellen Ripley auszuleuchten und vielschichtig zu gestalten. Es gelang ihm aber auch, den übrigen Figuren, die im Film vorkommen – einschließlich des Androiden Bishop, der von Ripley abgelehnt wird, weil sie in ihm eine Marionette seines Auftragsgebers und also auch Erschaffers, der Weyland Corp. zu erkennen glaubt – genügend Persönlichkeit zuzuschreiben, dass sie nicht, wie sonst in Horror- und auch Actionfilmen einfach nur eine Zählfunktion erfüllen, damit es einen möglichst hohen Bodycount gibt. Vielmehr bangt man um diese Figuren und trauert sogar um sie, wenn sie den Aliens zum Opfer fallen. Damit schafft Cameron etwas sehr Seltenes: Er balanciert auf einem sehr schmalen Grat zwischen reinem Aktionskino und einem Weltraumdrama mit durchaus kritischen Aspekten gegenüber militärischen Lösungen und einem ewig an Profiten orientierten Kapitalismus. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sein Film eher dem Actiongenre zuzuordnen ist – ein Genre, das es so überhaupt erst seit den späten 70ern und dann in voller Blüte seit den 80er Jahren gibt – denn dem Science-Fiction- oder gar dem Genre des Horrorfilms. Für einen Science-Fiction-Film sprechen das Set-Design, dem Horrorfilm sind die gelegentlichen Schocks entnommen. Doch die Inszenierung selbst, die Rasanz des Schnitts, die Sprünge, die die Kamera dem Betrachter zumutet, die spezifische Nutzung der subjektiven Kamera etc., entsprechen der Machart des zeitgenössischen Action-Films.

Einziger wirklicher Wermutstropfen dieses Werks ist die Weigerung H.R. Gigers, erneut mitzuwirken. Der Erschaffer des originalen fremdartigen Aliens arbeitete zur selben Zeit an der Fortsetzung von POLTERGEIST (1982), POLTERGEIST II: THE OTHER SIDE (1986). Er dürfte das im Nachhinein bedauert haben, redet doch heute kaum noch jemand über den Geisterfilm, der eher einer Geisterbahn gleicht, während ALIENS durchaus immer noch große Beachtung findet. So war es schließlich einer ganzen Crew an Spezialeffekt-Experten unter der Leitung von Stan Winston und schließlich Cameron höchstselbst vorbehalten, die Aliens zu entwerfen und zu realisieren. Es war der Regisseur, der das Design der Alien-Königin entwarf. Dafür kam ihm sicherlich seine Ausbildung in der „Filmwerkstatt“ von Roger Corman zugute, musste dort doch jeder Beteiligte praktisch alles können – vom Drehbuchentwurf bis zum Schnitt, von der Regie bis zum Set-Design. So war Cameron schon für einige fremdartige Wesen bei der Produktion von Joe Dantes PIRANHA (1978) und seinem eigene Regiedebut PIRANHA PART TWO: THE SPAWNING verantwortlich gewesen. Die Alien-Königin in ALIENS ist allerdings beeindruckend und in ihrer schieren Größe (was sie visuell sowohl für die Zuschauer*innen als auch für Ripley und Newt nur schwer fassbar macht) unglaublich bedrohlich.

James Cameron griff einige Aspekte von ALIENS schon in seinem nächsten Spielfilm erneut auf: Auch in THE ABYSS (1989) ist es eine von Machismo geprägte Männergesellschaft, welche in einem abgeschlossenen Raum – diesmal eine kommerziell genutzte Unterwasserstation – lebt, in die eine starke Frauenfigur eindringt und beweist, dass sie den Kerlen ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen ist. Auch das Alien-Motiv wird hier aufgegriffen, diesmal allerdings in Spielberg´scher Manier umgedreht: Die Aliens sind, wenn nicht freundliche, so zumindest neutrale Besucher des Planeten Erde, die die Botschaft mitbringen, dass wir in Frieden mit der Schöpfung leben sollen, anstatt diese auszubeuten. Vieles in THE ABYSS erinnert an ALIENS und wirkt doch wie eine Gegendarstellung, eine Negativ-(oder vielleicht sogar Positiv?)Darstellung zum früheren Film.

Beide Themen – das All und die Tiefe – sollten Cameron auch in späteren Werken noch beschäftigen. Sowohl TITANIC (1997) als auch die AVATAR-Filme (2009/2022) griffen die Themen wieder auf, wenn auch auf je eigene Art und Weise und mit ganz eigenen Schwerpunkten.

ALIENS bleibt ein Frühwerk im Schaffen des Künstlers, der hier beweisen konnte, wie exakt er immer schon seine Visionen auf die Leinwand zu bringen imstande war; es bleibt aber auch ein wesentlicher Bestandteil im ALIEN-Kosmos, der mittlerweile auf sieben Hauptfilme sowie zwei Spin-Offs angewachsen ist. Und kein Ende in Sicht…

 

Literatur

Gangkofer, Ludwig; Mahmoud, Mona; Zauner, Kathrin: ALIEN. EINE KULTFILMREIHE. Landshut, 2007.

Gruteser, Michael: ALIEN-Filmreihe in: Koebner; Thomas: FILMGENRES. SCIENCE-FICTION. Stuttgart, 2003; S.322-338.

Heard, Christopher: DREAMING LOUD. THE LIFE AND FILMS OF JAMES CAMERON. New York, 1998/99.

Keegan, Rebecca: THE FUTURIST. THE LIFE AND FILMS OF JAMES CAMERON. New York, 2009/2010.

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