DAS HAUS DER VERDAMMTEN/THE HOUSE WHERE EVIL DWELLS

80er-Jahre-Spukfilm, der sich in seinen verschiedenen kommerziellen Ansätzen verheddert

Im Jahr 1840 spielt sich in einem ländlich gelegenen Haus nahe der Stadt Kyoto, Japan, eine Tragödie ab. Ein Samurai kehrt heim und findet seine Gattin in den Armen eines andern. Der gehörnte Hausherr lässt dies nicht auf sich sitzen, richtet Gattin und Nebenbuhler mit seinem Schwert und begeht dann Harakiri.

In der Gegenwart bezieht die amerikanische Familie Fletcher das Haus. Ted (Edward Albert), seine Frau Laura (Susan George) und ihre 12jährige Tochter Amy (Amy Barrett) sind für einige Zeit nach Japan gekommen, auf Vermittlung ihres Freundes Alex (Doug McClure) sind sie an die Immobilie gekommen.

Es dauert nicht lang, bis erste seltsame Geschehnisse auftreten. Alle drei Bewohner des Hauses machen ihre ganz eigenen Erfahrungen mit dem Haus. Das wird nach wie vor von den Geistern der Toten heimgesucht.

Schon bald ist es Laura, auf die sich die Geister konzentrieren. Immer wieder fährt der Geist der damals getöteten Ehefrau in Laura und sorgt dafür, daß diese sich an Alex heranmacht. Der ist zwar irritiert, doch gefällt ihm natürlich die Aussicht auf ein Liebesspiel mit der Frau seines Freundes. Immer wieder meldet sich Laure telefonisch bei ihm, bis es schließlich zu einer intimen Begegnung zwischen ihnen kommt.

Ted trifft einen Zen-Mönch, der in einem nah gelegenen Kloster lebt. Dieser erzählt Ted die Geschichte des Hauses und daß Böses sich dort ausgebreitet habe. Er fordert Ted auf, das Haus mit seiner Familie zu verlassen.

Die Zwischenfälle werden immer bedrohlicher. Bei einer Gelegenheit versucht einer der Geister Ted im See zu ertränken, dann werden Laura und Amy nachts von zwei Riesenkrabben angegriffen, die sie bis auf einen Baum verfolgen, von dem Amy schließlich herunterfällt.

Amy wird nach Amerika zurückgeschickt, wo sich Lauras Eltern um sie kümmern sollen.

Ted bittet den Zen-Mönch, ihm zu helfen. Der hält einen Exorzismus im Haus ab, reinigt es so gut es geht und fordert Ted und Laura auf, vor dem Morgengrauen zu gehen, denn dann kämen die Geister wahrscheinlich zurück.

Laura erzählt Ted, was zwischen ihr und Alex vorgefallen ist und erklärt dies ebenfalls mit dem Haus und den Vorgängen dort. Sie sei nicht sie selbst gewesen, beteuert sie. Doch Ted nimmt die Sache übel auf und wird sogar handgreiflich. Als Alex auftaucht, kehren auch die Geister zurück, nehmen Besitz von den drei Freunden und die Anfangsszene wiederholt sich nun mit den Körpern der drei. Dabei sterben sie alle. Die Geister können nun von dem Ort entfliehen, an dem sie über 100 Jahre gefangen waren, und ins Jenseits eingehen. Ted, Laura und Alex sind nun die neuen Bewohner des Hauses, gefangen in dessen Fluch.

Wenn man in den 80er Jahren mit Genrefilmen Erfolg haben wollte und sich entschloß, im Horrorfach zu reüssieren, dann bot es sich an, das Sub-Genre des sogenannten Slasher-Films zu bedienen. Da war es möglich, Gewalt und Sex unterzubringen, zugleich sprach man ein jugendliches Publikum an, kommerzieller Erfolg war somit zwar nicht garantiert, aber wahrscheinlich. Weniger erfolgversprechend waren Geisterfilme. Es hatte eine kurze Renaissance dieser Spielart des Gruselfilms Ende der 70er Jahre gegeben, als in Filmen wie AUDREY ROSE (1977), THE AMITYVILLE HORROR (1979) oder THE WATCHER IN THE WOODS (1980) Spukhäuser wieder populär wurden und Geistergeschichten – am besten basierend auf „wahren Begebenheiten“, wie in THE AMITYVILLE HORROR – fröhliche Urständ´ feierten.

Man sollte THE HOUSE WHERE EVIL DWELLS (1982) als vergleichsweise späten Versuch betrachten, auf diesen Zug aufzuspringen. Die Produzenten des Films waren sich aber scheinbar bewußt, daß ein reiner Geisterfilm schlecht gegen die damals eben extrem populären Slasher-Filme à la FRIDAY THE 13TH (1980) oder die HALLOWEEN-Reihe (seit 1978) mit ihrem hohen Blutgehalt ankommen würde. Also müssen sie sich gedacht haben, es sei möglicherweise besser, wenn man allerhand Bausteine verschiedenster Genres und Stilrichtungen zusammenmixt, um ein möglichst breites Spektrum an eher abseitigen Interessen abzudecken.

Regisseur Kevin Connor – der seine beste Zeit zu Beginn der 80er Jahre bereits hinter sich hatte, zeichnete er doch für eine ganze Reihe recht erfolgreicher Fantasyfilme der 70er Jahre verantwortlich – lässt dann zum Auftakt seines Films gleich mal einen gehörnten Ehemann seine Gattin und deren Liebhaber abschlachten, natürlich erst, nachdem man recht ausgiebig dem Liebesspiel der beiden zuschauen durfte. Die Sache endet blutig, der Zuschauer darf sich einiger abgetrennter Körperteile inklusive eines durch die Luft fliegenden Kopfes erfreuen und erhofft sich somit für die kommenden gut 85 Minuten einiges. Zumal Buch und Regie noch auf ein weiteres Zugpferd setzen: Japan und asiatische Kampfkunst. Denn das Intro spielt in eben jenem Land und der rasende Gatte bedient sich eines Samurai-Schwertes, um seine Angetraute und den Nebenbuhler ins Jenseits zu befördern. Die 70er Jahre hatten mit den Bruce-Lee-Filmen, aber auch mit Werken wie YAKUZA (1974) von Sidney Pollack einen wahren Boom für ostasiatische Kampfkunst, ostasiatischer Religion und ostasiatische Lebensweise losgetreten. Auch daran scheinen die Produzenten also partizipiert gewollt zu haben.

Natürlich ist es dann aber eine amerikanische Familie, die in dieses Haus zieht. Immerhin ist dies eine amerikanisch-japanische Ko-Produktion, die ihr Geld vornehmlich in den USA und Europa einspielen sollte. So setzt man also auf Weiße, die nach Japan kommen und dort den Unbilden eines Spukhauses ausgesetzt werden. Das Buch sieht es nicht für nötig an, dem Zuschauer zu erklären, weshalb Ted und Laura Fletcher unbedingt nach Japan gekommen sind, doch scheint Ted ein Fotograf zu sein, der seine Bilder recht lukrativ verkauft. Durch die Vermittlung ihres Freundes Alex, der an der amerikanischen Botschaft arbeitet, kommen sie an das Haus und naturgemäß dauert es nicht lang, bis die ersten seltsamen Ereignisse die Familie aufstören. Die gespenstischen Einzelheiten sind nicht weiter erwähnenswert, der Film gibt sich einige Mühe, eine unheimliche Atmosphäre zu erzeugen, was ihm leidlich gelingt. Die Geister – nach ihrem weltlichen Dahinscheiden offenbar ein gutes Team – tauchen bald auf, auch sichtbar. Sie ergreifen Besitz, vornehmlich von Laura, was zu allerlei Verwirrung bei ihr und allen Beteiligten, aber erst recht zu einer Liaison mit Alex führt. Offenbar sind diese Geister darauf aus, die eigene Situation in den neuen Bewohnern des Hauses zu reproduzieren.

Connor hat reichlich Gelegenheit, Susan George beim Liebesspiel sowohl mit ihrem Mann als auch mit Freund Alex zu zeigen, kontrastiert dies dann allerdings mit allerlei Schocks – krabbelndem Getier bspw. – und sorgt so auch für einen angenehmen Ekelfaktor. Schlußendlich kommt es, wie es kommen muß und die Geister sorgen dafür, daß die drei Amerikaner praktisch jene Szene wiederholen, die wir eingangs des Films gesehen haben. Erneut wird blutig Rache und Vergeltung geübt, spritzt der Lebenssaft, fliegen die Fetzen in Form diverser Körperteile und schließlich, da die drei tot daniederliegen, können die bisher das Haus bewohnenden Geister endlich ins Nirwana einziehen, während die toten Seelen der Amerikaner sozusagen ihre Plätze einnehmen. Und man ist gewillt zuzugeben, daß es sich die drei japanischen Geister auch redlich verdient haben, nun endlich einmal ihre Ruhe zu finden.

THE HOUSE WHERE EVIL DWELLS war kein allzu großer Erfolg beschieden. Zu uneinheitlich das Ganze, spannungsarm, mit eher mauen Spezialeffekten ausgestattet (besonders die Geistereffekte können nur bedingt überzeugen), sitzt der Film irgendwo zwischen Baum und Borke. Die echten Aficionados hatten 1982 längst anderes gesehen – THE EVIL DEAD (1981) hatte Pforten in ganz neue Dimensionen des Splatter-Films geöffnet – , die Gemäßigten erfreuten sich an den zunehmenden Horror-Komödien à la FRIGHT NIGHT (1985) und für die Unentschlossenen gab es eben jene weiter oben erwähnten Serien um Jason Vorhees, Michael Myers oder, ab 1984, Freddy Kruger, jenen Dämon, der die Teenies in der Elm Street in ihren Träumen heimsuchte. Kevin Connors Werk geht dazwischen etwas verloren, da es weder mit wirklicher Spannung, wenig überzeugenden Schockeffekten und bestenfalls mittelmäßigen Schauspielerleistungen aufwarten kann. Nichts an dem Plot ist wirklich überraschend, er variiert lediglich bekannte Klischees des Geisterfilms und überträgt sie auf ein exotisches Ambiente. Die Geschichte weist keinen überraschenden Twist auf, es gibt keine originelle Idee, die den Zuschauer in seinen Bann ziehen könnte. Zudem weist sie etliche Logiklöcher auf.

So bleibt – neben einem Angriff zweier von den Geistern besessener Riesenkrabben – vor allem eine Exorzismus-Szene in Erinnerung, in welcher ein buddhistischer Mönch versucht, Ted und Laura zu helfen und das Haus zu „reinigen“. Diese Szene allerdings weist dann allerhand Komik auf, wenn die Geister vor den Übungen des Mönchs fliehen. Fragt sich nur, ob dies gewollt oder ungewollt komisch ist. Auf jeden Fall nicht genug für einen Horrorfilm anno 1982. Bei weitem nicht genug. Schicksal in der Videothek besiegelt.

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