THE CRAZIES – FÜRCHTE DEINEN NÄCHSTEN/THE CRAZIES
Breck Eisner verfilmt einen frühen Katastrophenfilm von George A. Romero neu
Ogden Marsh, Iowa. Während eines Baseball-Matches taumelt ein Bewohner der Kleinstadt mit einer Schrotflinte bewaffnet über das Spielfeld. Sheriff David Dutten (Timothy Olyphant) bemüht sich, den Mann unter Kontrolle zu bringen, doch der ist nicht zu stoppen. Als Dutten annehmen muß, daß es zu einer Auseinandersetzung kommen könnte, bei der Unbeteiligte – vor allem anwesende Kinder und Jugendliche – in Mitleidenschaft gezogen werden, schießt er und tötet den Mann.
Die Obduktion ergibt keine wirklichen Erkenntnisse, was dem Mann fehlte, entgegen der Annahme des Sheriffs und seines Deputys Russell Clank (Joe Anderson) war er auch nicht alkoholisiert. Bald tauchen Frau und Sohn des Getöteten auf und machen Dutten schwere Vorwürfe. Doch Fakt bleibt, daß der Tote ein extremes Verhalten an den tag legte und zudem körperliche Merkmale von Deformation aufwies.
Dies bleibt jedoch nicht der einzige Zwischenfall. Mehrfach werden Übergriffe von Bürgern auf Nachbarn gemeldet. Dutten und Clank fragen sich, womit sie es zu tun haben. Dann berichtet ihnen ein Fischer, daß er etwas seltsames in den Sümpfen um die Stadt gesehen habe. Er bringt den Sheriff und den Deputy hinaus auf die Gewässer, aus denen sich auch das Trinkwasserreservoir der Stadt speist. Dort entdecken sie das Wrack eines Flugzeugs, das offenbar abgestürzt und im See versunken ist.
Als Dutten merkt, daß die Telefonleitungen und die Internetverbindungen der Stadt gekappt wurden, er zudem mehrfach dunkle Wagen mit ebenso verdunkelten Scheiben in der Stadt sichtet, liegt für ihn die Vermutung nahe, daß die Stadt beobachtet wird und möglicherweise unter Quarantäne gestellt werden soll.
Schließlich tauchen Einheiten des Militärs auf. In Schutzanzügen vor einer Infektion geschützt, treiben sie die Bevölkerung des Ortes zusammen, messen den Menschen die Temperatur und trennen jene, die Fieber haben von den anderen. Auch Duttens schwangere Frau Judy (Radha Mitchell), eine Ärztin, wird auf eine Quarantänestation gebracht. Dutten wird mit den vermeintlich Gesunden in eine Übergangsstation gebracht, von wo man sie angeblich später am Tag evakuieren wolle. Dutten befreit sich und kehrt in die Stadt zurück, um Judy zu befreien.
Das Militär hat sich mittlerweile fluchtartig zurückgezogen, nachdem die Masse an Infizierten die Schutzzäune durchbrochen hat und wahllos Soldaten und Stadtbewohner angreift und tötet.
Judy muß derweil erleben, wie sie, an einen Tisch gefesselt, zum Opfer eines Infizierten zu werden droht, der mit einer Mistgabel bewaffnet durch die Reihen der Gefesselten geht und sie durchbohrt. Gerade als er auch Judys Bekannte Becca (Danielle Panabaker) töten will, dringen Dutten und Russell, die sich wiedergefunden haben, in die Station ein und können Judy und Becca retten und befreien.
Die vier kehren zum Haus der Duttens zurück, wo der Sheriff einen alten Polizeiwagen in der Scheune aufbewahrt, den er aufmotzen wollte. Sie hoffen, damit entkommen zu können. Doch im Haus lauern ihnen Frau und Sohn des anfänglich getöteten ersten Infizierten auf, die mittlerweile selbst eindeutige Zeichen einer Infektion aufweisen und sich am Sheriff und dessen Frau rächen wollen. Es gelingt Dutten und Russell, die beiden auszuschalten.
Nun fliehen David und Judy Dutten, Russell Clank und Becca in dem Wagen. Doch sie werden von einem Militärhubschrauber entdeckt, der sie anzugreifen droht. Sie können sich gerade noch in die Wachanlage einer verlassenen Tankstelle retten. Doch hier werden sie von einer Gruppe Infizierter angegriffen. Mit aller Gewalt müssen sie sich der Männer erwehren, was schließlich auch gelingt. Doch schlingt sich Becca einer der Schläuche der Waschanlage um den Hals und zieht sie aus dem Wagen. David, Russell und Judy wollen sie retten, doch kommen sie zu spät, Becca wurde stranguliert. Erneut kommt es zu einem Kampf mit weiteren Infizierten. Da der Wagen mittlerweile aus der Waschanlage befördert wurde, wird er von dem Hubschrauber erfasst und mit einer Rakete vernichtet.
Die drei machen sich nun zu Fuß auf den Weg. David stellt zunehmende Aggressivität bei Russell fest. Er tötet die Infizierten nicht nur, er scheint sie geradezu hasserfüllt vernichten zu wollen. Als sich ein schwarzer Wagen nähert, der den Regierungsfahrzeugen ähnelt, die David zuvor in der Stadt gesehen hatte, gelingt es zwar, den Wagen zu stoppen, doch gerade als der Insasse David erklärt, womit sie es eigentlich zu tun haben – ein Kampfstoff des Militärs, ein Tollwutvirus, der bei dem Absturz ausgelaufen und in das Trinkwassersystem der Stadt gelangt ist – erschießt Russell den Mann. Auch hier ist kein Sinn in der Tat festzustellen, im Gegenteil, es wäre weitaus besser gewesen, den Mann gefangen und mitzunehmen.
Russell bringt die Waffen an sich und fordert David und Judy auf, den Weg fortzusetzen. Sie wissen nicht, ob auch er infiziert ist, doch sein Verhalten deutet darauf hin. Es gelingt David nach einer Weile, Russell zu überwältigen und zu entwaffnen. Es wird deutlich, daß auch Russell ahnt, daß etwas mit ihm nicht stimmt. David und Judy nehmen ihn jedoch mit.
Nachts gelangen die drei an eine Straßensperre. Dahinter vermuten sie einen der Stützpunkte, von denen die Evakuierungen ausgehen. Russell, der weiß, daß er infiziert und nicht mehr zu retten ist, fordert Judy und David auf, sich weiträumig um die Sperre herum zu schleichen, während er die wachhabenden Soldaten ablenkt. So trennen sie sich. David und Judy hören, wie Russell mit den Soldaten spricht, sie dann aber beschießt und selber getötet wird.
Schließlich erreichen David und Judy eine Raststätte, doch ist sie verlassen. Offenbar sind die Evakuierungen bereits abgeschlossen. Während David sich umschaut und hofft, einen fahrtüchtigen Wagen zu finden, wird Judy erneut von Infizierten angegriffen. Sie kann einen der Männer ausschalten. David hat derweil einen Truck aufgetan, der nutzbar ist, doch bevor er und seine Frau sich seiner bemächtigen können, muß sich auch David eines Infizierten erwehren. Doch dann können er und Judy schließlich entkommen.
Der Truck ist mit einem Funkgerät ausgestattet, durch welches die beiden hören, daß es zu einem Countdown kommt. Offenbar soll Ogden Marsh ausgelöscht werden. David treibt den Laster immer schneller voran, um irgendwie der Detonation – wahrscheinlich eine taktische Atomwaffe – zu entgehen.
Am folgenden Tag erreichen die beiden die Stadt Cedar Rapids und glauben sich in Sicherheit. Doch wie zuvor Ogden Marsh, wird auch die Kleinstadt von einem Satelliten ins Visier genommen – offenbar ebenfalls bereits infiziert und nicht mehr zu retten.
Im Fernsehen wird erklärt, daß es in Ogden Marsh eine Explosion in einem Chemiewerk gegeben habe, womit die Vernichtung der Stadt erklärt werden soll. Während die Sendung noch läuft, nähert sich plötzlich ein Infizierter der Kamera, die Sendung bricht ab.
Das Lamento der zeitgenössischen Kritik über den modernen Horrorfilm folgt dem Dreisatz: Superhelden – Fortsetzungen – Remakes. Nichts Neues, nichts Innovatives, lediglich Althergebrachtes im neuen Gewand oder – Stichwort „Superhelden“ – reiner Eskapismus und Merchandising. Gern wird dabei übersehen, daß in diesem System eben doch auch immer wieder kleine Produktionen ihren Weg finden, durchaus auch finanziert durch das angeblich immergleiche Blockbuster-Kino. Aber das nur am Rande. Wahr ist, daß schon seit den 80er Jahren, unterbrochen in den 90ern, als das Arthouse-Kino selbst in die Phalanx der großen Studios eindrang – Stichwort „Miramax“ – die Entscheidung, ob ein Film gedreht wird oder nicht, unter rein betriebswirtschaftlichen Aspekten getroffen wird. Und warum sollte man sich auf etwas Neues einlassen, von dem man nicht weiß, ob es funktioniert, wenn man auf bereits bewährte Stoffe zurückgreifen kann, mit denen erwiesenermaßen hohe Gewinne einzufahren sind?
Ein gutes Beispiel für diese Entwicklung sind vor allem die Remakes, mit denen die Leinwände seit Beginn der 2000er Jahre überschwemmt werden. Gerade im Bereich des Horrorfilms greift diese Spielart des Altbewährten in aktualisiertem Look. Und man muß konstatieren: Nicht alles ist schlecht, was da kommt. Allein Alexandre Aja hat mit seinen Remakes von THE HILLS HAVE EYES (2006; Original 1977) und PIRANHA (2010 – mit dem Zusatz 3D; Original 1978) und seiner Beteiligung an der Neuverfilmung von MANIAC (2012; Original 1980) bewiesen, daß ein Remake auch immer eine Neuinterpretation des genutzten Stoffes ist, die durchaus ansprechen kann. Auch andere Neuverfilmungen konnten zumindest im Ansatz überzeugen. Natürlich nicht alle und einige sind schlicht überflüssig.
Breck Eisners Remake von George A. Romeros THE CRAZIES (2010; Original 1973) kann man getrost für beide Seiten der Medaille heranziehen. Romero selbst fungierte als Produzent und konnte damit eine gewisse Hoheit über seinen Stoff bewahren und dafür sorgen, daß er nicht verfälscht, die zentralen Aussagen nicht verwässert werden. Da der Regisseur mit seinem eigenen originalen Film nicht wirklich glücklich war – für seinen Geschmack stand die politische Aussage zu sehr im Vordergrund, was den Film Spannung und filmische Überzeugungskraft genommen habe – gab ihm Eisners Projekt natürlich auch die Möglichkeit, besser zu machen, was er einst verpasst hatte. Ob das gelungen ist, darüber kann man streiten.
Eisner verpasst seinem Film einen hochmodernen, auch technologischen Look, das ist keine Frage. Er verpasst ihm die heute notwendige Härte, ohne allzu sehr auf Schockeffekte zu setzen, die es aber zweifelsohne gibt. Er hält sich recht genau an Romeros Vorlage, verschiebt lediglich die Schwerpunkte ein wenig, folgt aber ansonsten in Handlung und Szenenaufbau dem älteren Film. Romero legte großen Wert auf die Figur des Colonel Peckem, der den Einsatz in der Stadt leitet, die Opfer eines bei einem Flugzeugabsturz freigesetzten tödlichen Kampfstoffes wird. Im Fortgang der Handlung zweifelt er immer stärker am Vorgehen, aber auch am eigentlichen Sinn des Einsatzes und versucht, den Menschen in Evans City Hoffnung zu geben. Diese Figur fällt bei Eisner nahezu komplett weg. Sein Fokus liegt auf dem Sheriff des Ortes Ogden Marsh, der nun nicht mehr in Pennsylvania, sondern in Iowa liegt. Je stärker der Notstand ausbricht, je klarer wird, daß die Regierungstruppen, die für Evakuierung und Internierung sorgen, wenig Milde walten lassen werden, desto stärker wird der Freiheitsdrang der kleinen Gruppe um Sheriff David Dutton. Der Film fokussiert auf deren Versuche, die Barrieren zu überwinden, an Waffen und Wagen zu gelangen, um zu fliehen und aus dem toxischen Gebiet entkommen zu können. Dabei sind die Soldaten, die hier in grünen Schutzanzügen auftreten, eher Beiwerk, todbringende Hürden auf dem Weg nach draußen. Weniger werden sie als Bedrohung an sich, als Symbol einer kalten und brutalen Staatsmacht, inszeniert.
Vielleicht liegt es daran, daß wir heutzutage an Bilder von Soldaten in den einschlägigen Anzügen gewohnt sind – seit dem Irakkrieg 1991 kennen wir die Masken mit den bulligen Augen, haben sie aber auch in Folgekriegen immer wieder medial präsentiert bekommen – , der Schrecken, den die Ansicht der Soldaten im Film von 1973 auslösen konnte, ist heute kaum mehr rekonstruierbar. Es war ein wesentlicher Teil von Romeros Film, das Publikum mit ebne jener gesichtslosen, anonymen Staatsmacht zu konfrontieren, die sich über jedwedes rechtsstaatliches oder einfach nur humanes Prinzip hinwegsetzt und kalt und entmenschlicht auftritt. Das erinnerte Anfang der 70er Jahre eher an Science-Fiction-Filme wie INVASION OF THE BODY SNATCHERS (1956) und evozierte deshalb solch unangenehme Vorstellungen, weil man es hier eben nicht mehr mit außerirdischen Mächten, sondern mit der eigenen Regierung zu tun hatte. Dieser Dreh funktioniert heute nicht mehr wirklich, da wir mittlerweile einerseits viel zu häufig erleben mussten, wie sich Regierungen ganz real über die Bedürfnisse der Bevölkerungen, die sie vertreten, hinwegsetzen, uns aber auch viel zu sehr in Verschwörungstheorien verstricken, um nicht jederzeit anzunehmen, daß genau das, was der Film zeigt, möglich sei.
Anhand dieses Aspekts kann man auch gut eine Diskursverschiebung beobachten und analysieren, die in der Zeitspanne zwischen 1973 und 2010 stattgefunden hat. Romero als Künstler war, wenn nicht dezidiert links (ein Etikett, das man ihm gern anhängte und welches er zumindest nicht von sich wies), so doch immer ein gesellschaftskritischer Filmemacher. Schon sein sensationeller Erstling NIGHT OF THE LIVING DEAD (1968) schlug in diese Kerbe, indem er u.a. Rassismus thematisierte, auch dessen Nachfolger DAWN OF THE DEAD (1978) ging in die gleiche Richtung, indem er sich über den Konsumwahn seiner Mitbürger lustig machte, und der dritte Teil seiner Zombie-Filme, DAY OF THE DEAD (1985) übte offene Kritik am „militärisch-industriellen Komplex“. Wenn man so will, kann man in dem späten vierten Teil LAND OF THE DEAD (2005) eine hintergründige Kapitalismuskritik erkennen, aber auch eine Meditation über „das Fremde“ und wie wir damit umgehen – oder eben nicht. Wie viele Vertreter seiner Generation war Romero ein Kind der 60er Jahre, geprägt durch den Vietnamkrieg und die Skandale, die die amerikanische Regierung unter Richard Nixon in den 70ern produzierte und beeinflusst von den Ideen bspw. eines Herbert Marcuse, der in den USA in intellektuellen Kreisen eine große Rolle spielte. Anders als die Regisseure seiner Generation, die später das ganz große Rad drehen wollten – Steven Spielberg oder Goerge Lucas seien hier stellvertretend genannt – blieb Romero ein Außenseiter und seinem Weg damit treu. Hollywood gegenüber immer kritisch, ja mißtrauisch, meist unabhängig in seinen Produktionsmitteln, erlaubte Romero sich immer einen eigenen Blick auf das Land und seine Gesellschaft, vor allem aber blieb er künstlerisch eigenständig. Seine schwächsten Arbeiten lieferte er immer dann ab, wenn er sich doch auf Hollywood einließ.
Der Diskurs, den er mit THE CRAZIES bediente, war 1973 demnach ein linker. Der Staat, die Regierung, als undurchschaubarer Moloch, faschistoid, inhuman, brutal. Das Individuum schutzlos, ausgeliefert, reine Verschiebemasse. In den Jahren danach, vor allem seit den späten 80er Jahren, hat sich dieser Diskurs jedoch nach rechts verschoben. Es ist heute – immer von den USA aus gedacht – ein eher reaktionärer Diskurs, befeuert durch Verschwörungstheorien, manchmal krude religiöse Einstellungen und gekoppelt an antisemitische, rassistische und oftmals frauenverachtende Ideen. Rechte Verschwörungstheorien berichten von einem „sozialistischen“ Staat, der das Individuum bedroht, sich der Menschen, ihrer Leben und Hirne bemächtige, eine eigene, inhumane Agenda verfolge, zu Unterdrückungsmaßnahmen greift (zu denen in Amerika sogar eine frei zugängliche, verpflichtenden Krankenversicherung für jeden Bürger des Landes zählt), um die Bevölkerung zu steuern und in Unmündigkeit zu halten. In den großen und sehr leeren Flächenstaaten wie Montana, bildeten sich im Laufe der 80er und 90er Jahre sogenannte „Milizen“, sich unabhängig wähnende Gruppen, bis an die Zähne bewaffnet und gewaltbereit, die ein tiefes Mißtrauen gegen „Washington“ – die Hauptstadt steht hier als Synonym für all die heimlichen aber vom Staat gelenkten Mächte – hegen, gegen einen sogenannten „Deep State“, der sogar gewählte Regierungen beherrsche und im Notfall auch stürzen könne. Ihren Helden fanden Vertreter dieser Gruppen 2016 in einem Mann wie Donald Trump, dem auch und gerade sie zur Präsidentschaft verhalfen.
Heute bedient eine Erzählung, wie sie THE CRAZIES bietet, also viel eher ein rechtes Narrativ als ein linkes. George A. Romero hat mit Zack Snyders Remake von DAWN OF THE DEAD (2004) erleben müssen, wie sein Stoff eine Neuinterpretation erfuhr, die man schon reaktionär nennen kann. So gelungen Snyders Film als eigenständiges Produkt sein mag – er ist spannend, unterhaltsam, angemessen brutal, gelegentlich lustig – mit der Aussage des Originals hat er nicht mehr viel zu tun. Allein die Haltung gegenüber den Untoten zeugt von einer gänzlich anderen Herangehensweise. Gleiches hätte durchaus mit THE CRAZIES geschehen können. Sei es, daß Eisner das Original respektvoller behandelte, sei es Romeros eigene Beteiligung – die Neuverfilmung bleibt auch in ihrer Aussage erstaunlich nah an der Vorlage. So entsteht ein wackerer, aber wenig überraschender Film. Wer das Original nicht kennt – und man sollte davon ausgehen, daß es lediglich Afficionados mit einer besonderen Affinität zum Genre-Kino der 70er Jahre noch geläufig ist – wird recht spannend unterhalten. Zudem bekommt er die Geschichte modern und sehr realistisch präsentiert. Digitalisierte Satellitenaufnahmen führen uns in die Handlung ein, die Spezialeffekte sind gelungen, die – eher spärliche – Action ebenso. Schauspielerisch nicht sonderlich aufregend, hat man es mit einem grundsoliden Endzeit-Thriller zu tun.
Lange bleibt im Ungewissen, womit man es hier eigentlich zu tun hat: Einer Zombie-Apokalypse? Kollektivem Selbstmord? Einem Putsch? Bis eben klar wird, daß es die eigene Regierung ist, der ein Fehler unterlaufen ist und die sich nun müht, sowohl die Auswirkungen, als auch die Verbreitung sowohl des toxischen Stoffes als auch der Nachricht, daß überhaupt etwas passiert ist, unter Kontrolle zu halten. Während Romeros Film sein Publikum mit offenem Ende zurücklässt, geht Eisner in diesem einen Punkt weiter: Die letzten Bilder des Films deuten an, daß wir zwar miterleben durften, wie das überlebende Paar entkommt, daß sie aber keine Zukunft haben, da das Virus – oder was auch immer in dem abgestürzten Flieger war – sich bereits auf größere Städte ausgebreitet hat. Schließlich wird der Nachrichtensprecher, der die Ausbreitung während des Filmabspanns bekannt gibt, von einem Infizierten weggerissen und das Fernsehbild wird schwarz. Eisner schickt damit einen letzten Gruß an sein Vorbild Romero, der diesen Effekt mehrfach in seinen Zombie-Filmen genutzt hatte.
Zuvor werden David und Judy Dutton jedoch Zeuge des Vernichtungswillen der offiziellen Stellen. Sie finden an einer verlassenen Tankstelle Viehwaggons und alte Trucks mit den Leichen Hunderter angeblich nicht Infizierter, die zuvor „in Sicherheit“ gebracht wurden. Einmal mehr wird uns die Skrupellosigkeit der herrschenden Mächte vor Augen geführt. Der Regierung, dem Apparat, der Institution ist nicht zu trauen. Dafür, daß dies heute weitaus besser in das Narrativ rechter Verschwörungstheoretiker passt, als in linke Gesellschaftskritik, kann Eisner schließlich nichts. Und auch Romero, zum Zeitpunkt des Drehs immerhin 70 Jahre alt, kann sich dieser Diskursverschiebung eben nicht er- und verwehren. Daß auch modernes und postmodernes Kino Wege und Mittel linker Kritik bereithält, hat er ja selber bewiesen – siehe LAND OF THE DEAD – doch braucht es dafür eine bestimmte Intelligenz, die möglicherweise an und in einer Zeit geschult sein muß, die einfach vorbei ist. THE CRAZIES neu zu verfilmen bleibt also letztlich Liebhaberei, weil die politische Aussage des Films längst verwässert und von allen Seiten des politischen Spektrums zu vereinnahmen ist. So bleibt das Beste, was man über den Film sagen kann, daß er dem Original keinen Schaden zufügt, eine gelungene Hommage darstellt und ansonsten als recht belanglos vergessen werden darf.